Keine Zeit für die Leidenschaft?
Von Charlotte Maclay
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Ann muss nicht lange überlegen, um den Vorschlag des attraktiven Ranchers Reed, eine Vernunftehe einzugehen, anzunehmen. Nie zuvor wollte sie einen Mann so sehr - Ann ist überzeugt davon, dass sich bald ihre lustvollen Wünsche erfüllen werden. Soll sie Reed schon in der Hochzeitsnacht verführen?
Charlotte Maclay
Charlotte Maclay hatte immer Geschichten in ihrem Kopf. In der dritten Klasse erfanden sie und eine Freundin Bambi – Geschichten und führten sie als kleine Theaterstücke auf. Ihre Freundin spielte Bambi – sie war Thumper, der Hase aus dem Disney – Film. Eines Tages zog ihre Freundin weg, aber Charlotte erfand weiterhin Geschichten. Jahre später gab ihr ihr Ehemann ein kleines Lehrbuch, wie man Romane schreibt. 1987 veröffentliche sie ihren ersten Roman. 4 Jahre und ein Dutzend unverkaufte Manuskripte später verkaufte sie das erste Mal eines ihrer Bücher an Harlequin. Mittlerweile hat sie eine anschauliche Zahl von Büchern geschrieben und schreibt eine wöchentliche Kolumne in einer Zeitung. Charlotte und ihr Ehemann haben 2 verheiratete Töchter und zwei Enkelkinder.
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Buchvorschau
Keine Zeit für die Leidenschaft? - Charlotte Maclay
IMPRESSUM
Keine Zeit für die Leidenschaft? erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 1999 by Charlotte Lobb
Originaltitel: „Daddy’s Little Cowgirl"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 183 - 2002 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Caroline Collins
Umschlagsmotive: GettyImages_Feverpitched
Veröffentlicht im ePub Format in 03/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733756062
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY
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1. KAPITEL
Reed Drummond trieb seine dreißig Rinder auf der schmalen Landstraße vor sich her. Er hätte dabei gut einen Partner gebrauchen können. Seine einzige Hilfe war ein schmutziger Straßenköter. Er pfiff, und der Hund jagte die Nachzügler zur Herde zurück.
Die gewundene Straße führte mitten durch die tausend Morgen der „Rocking D Ranch", die malerisch an der Küste Kaliforniens lag – nicht weit von San Simeon entfernt.
Reed hatte in seinen siebenundzwanzig Jahren schon viel erlebt. Er war rastlos durch mehrere Staaten gezogen und hatte sich mit Gelegenheitsjobs durchgeschlagen, meistens als Viehhüter. Vor einem Monat war er nach Hause zurückgekehrt, aber heimisch fühlte er sich auf der Ranch noch lange nicht.
Er griff in seine Hosentasche, um in alter Gewohnheit die Zigaretten herauszuholen, doch stattdessen hatte er ein Kruzifix in der Hand. Unwillkürlich lächelte er.
Wer hätte ihn sich schon als Vater vorgestellt? Es war allerdings nicht sein eigenes Kind, um das er sich kümmerte, sondern ein süßes Baby von einem jungen Paar, für das er so etwas wie der große Bruder gewesen war.
Bevor er Betsy und Tommy kennen gelernt hatte, war er ein Einzelgänger gewesen, der ruhelos umherzog. Wahrscheinlich hatten sie sich so zu ihm hingezogen gefühlt, weil sie selbst rastlos gewesen waren.
Die beiden Kids waren wegen Betsys Schwangerschaft so aufgeregt gewesen. Und zu jung, um es besser zu wissen.
Dann war der Unfall passiert … Tommy saß am Steuer ihrer alten Blechkiste, mit Betsy auf dem Beifahrersitz. Reed fuhr eine halbe Meile hinter ihnen in seinem Pick-up, alle auf dem Weg nach Fort Worth und zum nächsten Job. Betsy starb im Krankenhaus, Tommy noch an der Unfallstelle. Ihr letzter Wunsch war, dass Reed die kleine Betina adoptierte.
Reed steckte das Kruzifix wieder ein. Er hatte niemals die Verantwortung für ein Kind übernehmen wollen, und es gab Tausende von Männern, die als Vater besser geeignet wären. Aber Betsy hatte ihn ausgewählt und kurz darauf ihren letzten Atemzug getan.
Also hatte er sich das Rauchen abgewöhnt, eine Haushälterin gesucht und Betina mit nach Hause genommen. Seit über zwölf Jahren war die heruntergewirtschaftete Viehranch seines trunksüchtigen Vaters kein Zuhause mehr für ihn gewesen. Aber er konnte Betina nicht auf der Landstraße großziehen, das war kein Leben für ein Kind.
Nachdem die Leber seines alten Herrn schließlich vor zwei Jahren aufgegeben hatte und er gestorben war, gehörte Reed die Ranch. Betina brauchte ein Heim. Reed würde auf jeden Fall dafür sorgen, dass sie eins bekam. Schließlich hatte er Betsy sein Wort gegeben, und er hielt seine Versprechen.
„Nun mach schon, drängte er den Leitochsen. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit.
Je länger die Tiere auf der Landstraße herumtrabten, desto größer wurde die Gefahr, dass irgendein Tourist mit überhöhter Geschwindigkeit vorbeiraste, die Tiere erschreckte und eine Stampede provozierte.
An der Straße zur Weide, auf die Reed seine Herde führen wollte, lag eine Schule. Niemand war je auf die Idee gekommen, das Stück Land einzuzäunen, schon gar nicht sein Vater, der häufiger betrunken als nüchtern gewesen war.
Reed dachte an Betina – die er Bets nannte – und lächelte. Eines Tages würde sie diese Schule auch besuchen. Er lachte. Dann würde er an Elternabenden teilnehmen müssen! Da würden die Mütter in der Stadt aber Augen machen!
Die Feuersirene schrillte. Es gab Probealarm in der Schule.
Ann Forrester presste die Zähne zusammen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Als wenn die Woche nicht kurz genug gewesen wäre, sorgte der Schuldirektor nun für eine weitere Ablenkung für die Schüler. Wie sollte sie dabei ihren Lehrplan einhalten?
„Okay, Leute. Gebt mir eure Testbögen und geht in Zweierreihen auf den Footballplatz."
„Ich bin aber noch nicht fertig, Miss Forrester", beschwerte sich Rosetta, eine gewissenhafte Schülerin.
„Schon gut. Wir machen morgen damit weiter."
„Ich habe morgen einen Zahnarzttermin", sagte Jason grinsend und reichte ihr ein zerknittertes Stück Papier, das er wohl, so wie sie ihn kannte, die ganze Zeit in seiner Tasche gehabt hatte.
„Dann wirst du den Test wohl heute nach der Schule fertig schreiben müssen."
Sein Grinsen verblasste. „Hey, das geht nicht. Sie können mich doch nicht nachsitzen lassen, bloß weil so ein blöder …"
„Raus aufs Footballfeld, Jason", unterbrach sie ihn. Frustriert strich sie sich die langen Haare aus dem Gesicht.
Die pubertierenden Schüler waren immer am einfallsreichsten, wenn es darum ging, sich vor der Arbeit zu drücken. Besonders Jason. Er war ziemlich begabt, machte aber bisher nichts aus seinen Fähigkeiten. Kein Wunder, wenn man bedachte, dass er ein Pflegekind war und aus einer kaputten Familie stammte, in der man ihn misshandelt und vernachlässigt hatte.
Am meisten litt Ann in ihrem Beruf darunter, dass es Kinder gab, die von vornherein chancenlos waren. Besonders gingen ihr die „bösen Jungs zu Herzen. Doch ihre Anstrengungen, sie zu „retten
, waren meist fruchtlos. Trotzdem versuchte sie es immer wieder.
Die Schüler drängelten sich auf dem Footballplatz, während die Lehrer versuchten, sie zusammenzuhalten. Plötzlich begann die Erde zu zittern. Was haben meine Jungen jetzt wieder ausgeheckt? war Anns erster Gedanke. Oder war es ein Erdbeben?
Sie blickte sich um und riss erschrocken die Augen auf. Eine Staubwolke wirbelte auf den Footballplatz zu, wo die Schüler ungeschützt standen.
„Stampede!, schrie sie. „Lauft!
Ohne lange nachzudenken, riss Ann sich ihren Pullover vom Leib und wedelte damit wild hin und her, um die Leittiere von ihren Schülern wegzulenken.
„Haut ab!, rief sie. „Ihr habt hier nichts zu suchen!
Der Staub wirbelte ihr in die Nase, und das Donnern der Hufe kam näher, als die Tiere eine andere Richtung einschlugen, weg von den Schülern – und genau auf Ann zu!
„Nein!", kreischte sie.
Wie aus dem Nichts tauchten plötzlich Pferd und Reiter auf. Im fliegenden Galopp hob sie der Cowboy vom Boden und vor sich auf den Sattel. Sie spürte seine harten Schenkel. „Fest halten, Lady", befahl er.
Als ob sie eine Wahl gehabt hätte! Sie krallte sich an dem fest, was sie in die Finger bekam. Als sie sich gerade Sorgen um ihren hoch gerutschten Rock machen wollte, wechselten sie in rasendem Tempo die Richtung und trieben die Rinder mit sich, weg vom Schulgelände.
Der Cowboy verlangsamte das Tempo, legte Ann die Hände um die Taille und zog sie noch näher zu sich heran. Ihr Retter duftete unglaublich aufregend nach Moschus und Leder. Und diese breiten Schultern und starken Arme …
Als sie schließlich stehen blieben, hob er Ann herunter. Sie atmete erleichtert auf.
„Bist du denn vollkommen verrückt geworden, Lady?", fragte er, während er vom Pferd sprang, und sah sie aus seinen bronzefarbenen Augen finster an.
„Ich?, rief sie aufgebracht und fuhr sich durch die Haare, in dem vergeblichen Versuch, sie zu ordnen. „Deine Kühe hätten fast die Kinder auf dem Gewissen gehabt. Die sind ja gemeingefährlich, diese …
„Hat dir noch nie jemand gesagt, dass man Bullen nicht mit einem roten Tuch reizen darf?"
„Das waren keine Bullen."
„Nein, wohl nicht. Trotzdem war das ziemlich leichtsinnig." Er stützte sich mit einer Hand auf den Sattel und sah sie grinsend an.
Was für ein Mann, dachte Ann fasziniert. Groß, schlank und kräftig. Sein Gesicht war sonnengebräunt. Nicht schön, dafür sah er zu rau aus. Seine anzügliche Musterung ließ sie vor Erregung zittern.
Sie drehte sich um und entdeckte ihren Pullover, der, von den Rindern zertrampelt, im Gras lag. „Ich fürchte, ich habe nicht nachgedacht. Aber die Kinder …"
„Wolltest du deinen hübschen kleinen Körper opfern und den Rindern vorwerfen, um die Kinder zu beschützen, Sugar? Ganz schön leichtsinnig."
Hübscher kleiner Körper? Sugar? Ann konnte sich nicht entscheiden, ob sie auf seine freche Bemerkung etwas erwidern sollte oder darauf, dass er sie als leichtsinnig bezeichnet hatte. Sie gehörte sicher zu den verantwortungsvollsten Menschen überhaupt.
„Nun hör mal gut zu, Freundchen. Sie hatte schließlich ihre Erfahrung mit aufmüpfigen, frechen Schülern. Dieser Mann hier war auch nicht anders, nur eben älter und viel größer. Und sexy. So sexy, dass er ihr gefährlich werden konnte. „Du hast die Herde nicht im Griff gehabt. Wenn du besser aufgepasst hättest …
„Wenn dieser verrückte Großstädter nicht wie ein Rallyefahrer die Straße langgerast wäre, unterbrach er sie, „wo ich mit meiner Herde friedlich langgetrabt bin, dann wäre auch nichts passiert. Und wenn du nicht mit deinem verdammten roten Pullover herumgewedelt hättest, dann hätte ich die Herde noch umleiten können und nicht den Lebensretter für dich spielen müssen.
Er strich mit seinen großen, starken Händen zärtlich über den nass geschwitzten Hals seines Pferdes. „Wofür du dich übrigens noch nicht einmal bedankt hast, Sugar."
„Ich, ja, natürlich weiß ich es zu schätzen, dass …"
„Stets zu Diensten, Süße. Er tippte mit dem Finger an seinen Stetson und grinste lässig. „Du bist ganz schön mutig, das muss ich schon sagen. Nicht viele Frauen würden sich mit mir anlegen – oder mit meinen Rindern.
Insgeheim freute sich Ann über das Kompliment. Sie fühlte sich geschmeichelt und dachte fast träumerisch an den Moment zurück, als sie vor ihm auf dem Pferd gesessen und seine kräftigen Muskeln gespürt hatte.
Lächerlich. Sie war Mathematiklehrerin und musste logisch denken. Träumereien hatten in ihrem Leben keinen Platz. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um einen ungehobelten, großen und unverschämt attraktiven Cowboy handelte …
„Miss Forrester!"
Ann drehte sich um, als sie die Stimme des Schulleiters Mr. Dunlap hörte. Die Schüler liefen immer noch, völlig aufgelöst wegen der Stampede, auf dem Footballfeld herum, und Mr. Dunlap wedelte wild mit den Armen.
„Sieht aus, als hätte er dich gerade beim Schule schwänzen erwischt, kleine Lehrerin", lästerte der Cowboy.
„Die Kinder müssen wieder zum Unterricht, und ich auch." Außerdem ist es gefährlich, mich weiter in der Nähe dieses Mannes aufzuhalten, dachte Ann. Abgesehen davon, dass die Leute hier in diesem kleinen Mar del Oro sofort anfangen würden zu klatschen.
„Du kannst mit mir zurückreiten."
„Nein, das ist wirklich nicht nötig …"
Ann schrie überrascht auf, als er ihre Taille umfasste, sie mühelos auf das Pferd setzte und sich selbst vor ihr in den Sattel schwang. Automatisch klammerte sie sich Halt suchend an ihn. Wie breit seine Schultern waren. Wie muskulös und kräftig. „Kannst du kein Nein verstehen?"
„Nein. Er ließ das Pferd traben. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Frauen ‚vielleicht‘ oder ‚ja‘ meinen, wenn sie Nein sagen. Außerdem wollte ich dir die Chance geben, hoch zu Ross zur Schule zu kommen, ganz die feine Dame.
Dem Mann war nicht zu helfen. Trotzdem musste sie lächeln und wünschte, sie könnte sich ganz fest an seinen Rücken schmiegen und seine Wärme und Kraft genießen.
Vor Mr. Dunlap hielt er das Pferd an, half Ann beim Absteigen und reichte ihr die Hand. Dabei musterte er sie noch einmal ungeniert von Kopf bis Fuß.
Ann errötete, und ihr Herz schlug heftig.
„Alles in Ordnung, Miss Forrester?", fragte der Schulleiter kurzatmig.
„Ja, danke. Mir geht es bestens."