Zeit der Zärtlichkeit, Zeit der Liebe
Von Stella Bagwell
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Über dieses E-Book
Gespannt reist Rebecca nach New Mexico, um ein unverhofftes Erbe anzutreten - und findet sich schockiert in einem verfallenen Landhaus wieder. Nicht ganz das, was sich das Citygirl erträumt hat. Bis Jake Rollins vor ihrer Tür auftaucht. Der attraktive Rancher erweist sich als Retter in der Not. Als er ihr selbstlos hilft, das Haus wiederaufzubauen, ist sie immer mehr von ihm fasziniert. Doch nach einer ersten zärtlichen Liebesnacht hofft sie vergeblich auf ein Zeichen. Während Rebecca bereit ist, ihr Herz zu verschenken, muss sie glauben, dass Jake nur eine Affäre sucht …
Stella Bagwell
Eigentlich ist Stella Bagwell gelernte Friseurin, tragischerweise entwickelte sie aber eine Haarspray-Allergie. Schlecht für sie, gut für ihre Leserinnen. Denn so verfolgte Stella ihr kreatives Talent in eine andere Richtung weiter und begann mit viel Enthusiasmus, Romane zu schreiben. Was ganz bescheiden auf einer alten Schreibmaschine begann, entwickelte sich auch schon bald zu einer sehr erfolgreichen Karriere. Bis heute hat Stella über vierzig Romances veröffentlicht! Und wer könnte besser über die ewige Liebe schreiben als sie? Schließlich sind sie und ihr jetziger Mann Harrell seit der Highschool unzertrennlich. Ihr ganzer Stolz ist ihr Sohn Jason, der als Mathematiklehrer und Football-Coach arbeitet. Mittlerweile leben Stella und Harrell mit ihren Pferden auf einer riesigen Ranch in den wilden Wäldern Oklahomas. Und wenn ihr neben dem Schreiben, Reisen, Geige spielen, Schwimmen und Gartenarbeit noch Zeit zum Nachdenken bleibt, ist sie gar nicht unglücklich darüber, dass sie ihren Job als Friseurin aufgeben musste.
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Buchvorschau
Zeit der Zärtlichkeit, Zeit der Liebe - Stella Bagwell
Stella Bagwell
Zeit der Zärtlichkeit, Zeit der Liebe
IMPRESSUM
BIANCA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
© 2011 by Stella Bagwell
Originaltitel: His Texas Wildflower
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
in der Reihe: SPECIAL EDITION
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA
Band 1889 - 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Marc Tannous
Fotos: Harlequin Books S.A.
Veröffentlicht im ePub Format im 06/2013 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-95446-584-2
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY, STURM DER LIEBE
www.cora.de
1. KAPITEL
Rebecca Hardaway geriet auf ihren wackeligen High Heels ins Wanken.
Einen kurzen, entsetzlichen Moment lang fürchtete sie, vornüberzustürzen – direkt auf den silbergrauen Sarg, der über dem geöffneten Grab hing.
Lieber Gott, bitte gib mir die nötige Kraft! betete sie, während sie eisern darum kämpfte, sich auf ihren zitternden Beinen zu halten und den Schwindel aus ihrem Kopf zu vertreiben.
Sie musste jetzt stark sein. Wenn schon nicht für sich selbst, dann wenigstens für jenen Menschen, der in wenigen Minuten in die Erde hinuntergelassen würde.
Bis vor fünf Tagen hatte Rebecca noch nicht einmal geahnt, dass sie eine Tante hatte – geschweige denn von Gertrude O’Dells Existenz gewusst. Hätte Gertrude bei ihrem Anwalt nicht die strikte Anweisung hinterlassen, Rebecca von ihrem Ableben zu informieren, hätte sie es wahrscheinlich nie erfahren.
Die Anwaltskanzlei von Barnes, Bentley & Barnes hatte im Bordeaux angerufen – jenem Kaufhaus in Houston, in dem Rebecca als Modeeinkäuferin arbeitete. Zunächst hatte sie gedacht, ein Kollege wolle sich einen Scherz mit ihr erlauben. Ihre Mutter hatte keine Zwillingsschwester in New Mexico! Bestimmt lag da irgendeine Verwechslung vor.
Doch zu Rebeccas Bestürzung war dem nicht so. Und nun hörten die Fragen nicht auf, sie zu zermartern. Wie konnte ein solches Geheimnis so lange bewahrt bleiben? Warum hatte Gwyn, ihre Mutter, das nur getan?
Ihr Vater war vor achtzehn Jahren gestorben. Hatte er von Gertrudes Existenz gewusst? Oder hatte Gwyn ihre Zwillingsschwester vor allen Menschen geheim gehalten?
Das verstehst du nicht, Rebecca. Gertrude und ich standen uns nie besonders nahe. Wir waren zwar Schwestern, dennoch waren wir sehr verschieden. Sie führte ihr eigenes Leben und ich meins. Wir beschlossen, getrennte Wege zu gehen.
Die ausweichenden Antworten ihrer Mutter auf Rebeccas bohrende Fragen waren absolut unbefriedigend. Gwyn drückte sich noch immer sehr vage aus. Und jeder weitere Tag ohne eine konkrete Antwort verstärkte Rebeccas Unmut und Verwunderung.
Bisher hatte sie geglaubt, bis auf ihre Mutter keine Angehörigen zu haben. Und nun wurde ihr klar, dass man sie um die Chance betrogen hatte, ihre Tante kennenzulernen.
Jetzt war es zu spät.
Am anderen Ende des Sarges las ein Pfarrer den 23. Psalm zu Ende, gefolgt von einem kurzen, tröstenden Gebet. Als Rebecca „Amen" flüsterte, spürte sie, wie sich eine starke Hand auf ihren Ellbogen legte.
Sie hob den Kopf und blickte direkt in ein goldbraunes Augenpaar, das von dicken Wimpern umrahmt wurde. Das Gesicht war zum Teil unter der Krempe eines grauen Cowboyhutes verborgen, doch Rebecca erkannte in ihm einen der acht Menschen, die die Zeit und das Bedürfnis gehabt hatten, der schlichten Beerdigung beizuwohnen.
„Ich hatte den Eindruck, Sie könnten ein bisschen Unterstützung gebrauchen, sagte er leise. „Heute ist ein heißer Tag. Und Trauer kann einen Menschen regelrecht austrocknen.
Trauer. Oh ja, Trauer empfand sie auf jede nur erdenkbare Art. Rebecca hatte mehr verloren als nur eine Tante. Sie kam sich vor, als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Der Glaube an die Familie war erschüttert. Und ihre Mutter ging der Wahrheit noch immer aus dem Weg. Das jedoch konnte dieser Mann ja nicht wissen. „Danke", murmelte sie.
Ein paar Schritte weiter beendete der Pfarrer die Predigt, richtete noch einige mitfühlende Worte an Rebecca, und dann ging er.
Der junge Cowboy neben ihr hielt weiter ihren Ellbogen fest.
Er trug ein gestärktes weißes Hemd und dazu Bluejeans mit rasiermesserscharfen Falten. Er duftete nach Gras, Sonne und ihm selbst. Seine Hand war warm, und die Finger umschlossen ihre Haut mit unglaublicher Kraft.
Wer war dieser Mann? Und in welcher Beziehung stand er zu Gertrude O’Dell?
„Gleich lassen sie den Sarg hinunter, sagte er mit tiefer, kräftiger Stimme. „Möchten Sie eine der Rosen als Andenken behalten?
Dankbar für seine Umsicht, richtete sie den Blick kurz auf die einzeln auf dem Sarg verstreuten Blumen, dann wieder auf den Mann. „Ja, sehr gern."
Er löste den Griff um ihren Arm und trat vor, um eine der langstieligen Rosen aus einem Gebinde zu lösen. Als er Rebecca die Blume reichte, schnürte sich ihre Kehle zu. Tränen schossen ihr in die Augen.
Bis zu diesem Moment hatte sie keine einzige Träne vergossen oder den Gefühlen nachgegeben, die in ihrem Inneren wie Sturmwellen tosten. Doch irgendetwas an der Freundlichkeit dieses Mannes hatte ihren Schutzwall durchdrungen.
„Danke", sagte sie, hob den tränenfeuchten Blick von der Rosenblüte und richtete ihn wieder auf sein Gesicht.
Seine dunklen Züge waren männlich, sehr markant und ließen das sanfte Leuchten in seinen Augen umso mehr als Kontrast erscheinen.
„Ich bin Rebecca Hardaway, Gertrudes Nichte. Kannten Sie meine Tante gut, Mr …? Sie errötete leicht. „Tut mir leid. Ich muss gestehen, dass ich keinen ihrer Freunde kenne.
Wieder umfasste er ihren Ellbogen mit seiner Hand. Mit sanftem Drängen führte er sie weg von dem Sarg und hin zu der tief wachsenden, Schatten spendenden Krone eines frei stehenden Süßhülsenbaumes.
„Ich heiße Jake Rollins, sagte er. „Leider muss ich gestehen, dass ich Ihre Tante nicht persönlich kannte. Ich habe sie nur hin und wieder gesehen, wenn ich an ihrem Haus vorbeigefahren bin. Zu ihrer Beerdigung bin ich gekommen, weil ich dachte, dass sie sich freuen würde, wenn jemand da ist, der sich von ihr verabschiedet.
„Oh."
Die Tränen rollten über ihre Wangen.
Der Mann zog ein weißes Taschentuch aus seiner Hosentasche und reichte es ihr.
Rebecca bedankte sich und wischte die feuchten Spuren mit dem weichen Baumwolltuch ab. Während sie sich weiter um Fassung bemühte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf seine breite Statur. Und auf seine braunen Augen, mit denen er sie ganz genau unter die Lupe nahm.
Dieser Mann musste äußerst mitfühlend sein, wenn er zur Beerdigung eines Menschen ging, den er eigentlich gar nicht gekannt hatte.
Er begann zu erzählen. „Meine Freunde, die Cantrells – die Leute, mit denen ich hier bin – besitzen eine Ranch westlich des Anwesens Ihrer Tante. Die Ranch heißt Apache Wells. Vielleicht hat Gertie sie Ihnen gegenüber mal erwähnt?"
Rebecca schüttelte den Kopf. Wie sollte sie diesem Mann nur erklären, dass sie niemals mit Gertrude O’Dell gesprochen hatte? Dass sie sie nicht einmal kennengelernt hatte? All das war so schwer zu glauben und doch so entsetzlich wahr.
„Leider nicht. Dennoch bin ich Ihnen und Ihren Freunden sehr dankbar dafür, dass Sie heute gekommen sind. Ohne Sie und Ihre Freunde wären nur eine Handvoll Menschen da gewesen, um ihrer Beisetzung beizuwohnen."
Ein schwacher Hauch von Zynismus legte sich auf seine Lippen. „Die Menschen reden sich heutzutage ein, dass ihnen die Zeit fehlt, um auf Beerdigungen zu gehen. An Ihrer Stelle würde ich mir über die wenigen Trauergäste keine Gedanken machen."
Ein plötzliches Interesse blitzte in ihren verklärten blauen Augen auf. „Sie haben meine Tante Gertie genannt?, fragte sie. „Haben sie alle in der Gegend so genannt?
Jake versuchte, sich seine Verwunderung nicht anmerken zu lassen, während er die wunderschöne Frau intensiv musterte. Das kann unmöglich Gerties Nichte sein, dachte er. Die alte Frau hatte sehr zurückgezogen gelebt, sich immer altmodisch gekleidet und war bekannt dafür gewesen, jeden, der auf ihrem Land nicht willkommen war, mit der Schrotflinte zu begrüßen.
Rebecca Hardaway war das genaue Gegenteil. Sie sah exakt so aus wie die Frauen aus den Modezeitschriften.
Sie trug ein schwarzes Kleid, das sich eng um ihre schlanken Hüften schmiegte und dabei sittsam die Brüste bedeckte.
Ihre hochhackigen Schuhe waren genau das: hoch. Mit dünnen Riemen, die sich um ihre schmalen Knöchel schlangen.
Ein schwarzer Strohhut mit breiter Krempe und einem weißen Band aus Chiffon bedeckte ihr hellblondes Haar und umrahmte ihre blassen, feinen Gesichtszüge.
Ihre Lippen waren ebenso rot wie ihre kurz geschnittenen Fingernägel.
Und obwohl ihre blauen Augen tränenfeucht schimmerten, konnte Jake nur noch an eines denken: nämlich daran, was für eine unglaublich attraktive Frau sie doch war.
„Nun, da bin ich mir nicht so ganz sicher, entgegnete er. „Abe, der alte Mr Cantrell, hat sie schon immer Gertie genannt. Ich nehme an, das trifft auch auf ihre Freunde zu.
Niemand in der Gegend hatte geglaubt, dass Gertie noch Verwandtschaft hatte. In all den Jahren hatte nie jemand beobachtet, dass sie Besuch von außerhalb bekommen hatte. Wahrscheinlich hatte Jake übertrieben, als er das Wort „Freund" in der Mehrzahl verwendet hatte.
Der einzige Mensch, mit dem diese Frau überhaupt Kontakt gehabt hatte, war Bess, eine ältere Dame, die in Alto in einem kleinen Lebensmittelgeschäft arbeitete. Gerade eben hatte Jake sie in ihr Auto steigen und davonfahren sehen. Wenn Rebecca etwas über ihre Tante wissen wollte, dann wäre Bess ihre beste Ansprechpartnerin.
„Verstehe", murmelte sie.
In diesem Moment warf Rebecca einen kurzen Blick über ihre Schulter – gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Sarg hinuntergelassen wurde.
Jake, der spürte, wie schmerzhaft der Anblick für sie war, führte sie einige Schritte vom Grab weg. Dabei gab er sich größte Mühe, sie abzulenken. „Sind Sie ganz allein angereist?", fragte er.
„Ja. Ich lebe in Houston und … niemand hatte Zeit mitzukommen."
Keine Familie, kein Ehemann oder Partner?
Obwohl Jake ihre linke Hand bereits kurz nach einem Ehering abgesucht hatte, ertappte er sich erneut dabei, wie er ihre ringlosen Finger anstarrte. Er fand es schwer zu glauben, dass eine Frau wie sie nicht vergeben war. Und falls doch – was war das für ein Mann, der sie ganz allein eine so weite Reise zu einer so traurigen Zeremonie antreten ließ? „Zu schade, entgegnete er. „In einem Moment wie diesem sollten Sie nicht allein sein.
Rebecca streckte die Schultern, mehr um sich selbst zu beweisen, dass sie nicht kurz vor dem Zusammenbruch stand. „Manchmal bleibt einem Menschen keine andere Wahl als die Einsamkeit, Mr Rollins."
Er verzog die Lippen zu einem schiefen Lächeln. Noch nie hatte ihn jemand so genannt. „Für Sie einfach nur Jake, Ma’am. Mit einem Kopfnicken deutete er in die Richtung der Familie Cantrell. Dann schlug er vor: „Ich würde Sie gern meinen Freunden vorstellen.
„Sehr gern", gab sie murmelnd zurück.
Für einen Mai in Lincoln County, New Mexico, brannte die Sonne ungewöhnlich heiß vom wolkenlosen Himmel. Hin und wieder brachte eine schwache Brise das Gras auf der Wiese neben dem kleinen Friedhof zum Rascheln und trug Rebecca Hardaways Duft in Jakes Nase. Ein Duft nach frischen Wildblumen. Süß und verführerisch.
Vergiss es, Jake! Sie ist keine Frau für dich. Also halt deine zügellosen Blicke gefälligst im Zaum.
Abe, Quint und Maura hatten sich inzwischen neben dem schmiedeeisernen Tor eingefunden, das den Ausgang des Friedhofs markierte.
Als Jake und Rebecca