Zwischen Leidenschaft und süßer Rache
Von Michelle Smart
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Über dieses E-Book
Wie Messerstiche im Herzen fühlen sich seine verachtenden Blicke an. Aber tapfer steht Freya zu ihrem Plan: Sie wird den arroganten Milliardär Benjamin Guillem heiraten, denn sie braucht sein Geld für die teuren Arztkosten ihrer schwerkranken Mutter. Dabei weiß sie genau, dass Benjamins Antrag nur Teil eines Racheplans ist: Er hat sie auf sein Château entführt, um sich an ihrem betrügerischen Verlobten zu rächen. Doch woher kommt diese erotische Anziehungskraft, die die gestohlene Braut in einer magischen Nacht in die Arme ihres Feindes treibt?
Michelle Smart
Michelle Smart ist ihrer eigenen Aussage zufolge ein kaffeesüchtiger Bücherwurm! Sie hat einen ganz abwechslungsreichen Büchergeschmack, sie liest zum Beispiel Stephen King und Karin Slaughters Werke ebenso gerne wie die von Marian Keyes und Jilly Cooper. Im ländlichen Northamptonshire, mitten in England, leben ihr Mann, ihre beiden Kinder und sie zusammen mit einem niedlichen Cockapoo – einer Kreuzung aus den Hunderassen Cocker Spaniel und Pudel. Was Michelle am meisten am Autorinnen-Dasein liebt, ist, dass sie den ganzen Tag mit Kaffee auf dem Schoß herumsitzen, aber dabei in Gedanken weit weg sein kann … In ihrer eigenen Welt, die sie ganz nach ihrer Vorstellung erschafft.
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Buchvorschau
Zwischen Leidenschaft und süßer Rache - Michelle Smart
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2018 by Michelle Smart
Originaltitel: „Billionaire’s Bride for Revenge"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: MODERN ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 2360 - 2018 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
Übersetzung: Gudrun Bothe
Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 11/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733710514
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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1. KAPITEL
Benjamin Guillem ließ seinen Blick über die illustre Gästeschar schweifen, die den Garten der prachtvollen Villa bevölkerte, mitten im Herzen von Madrid. Dass er einen Kopf größer war als die meisten hier, machte es ihm leicht. Außerdem schien er als Einziger ohne Begleitung gekommen zu sein und war vermutlich auch der Einzige, der nicht vorhatte, auf Javier Casillas Verlobung anzustoßen.
Als eine Kellnerin vorbeikam, nahm er sich trotzdem ein Glas vom Tablett und stürzte den Inhalt in einem Zug hinunter. Die Champagnerperlen verätzten seine aufgeraute Kehle und verstärkten noch den qualvollen Druck, der seine Brust zu sprengen drohte.
Die Erkenntnis, aufs Schmählichste betrogen worden zu sein, brachte ihn fast um den Verstand. Javier und Luis, die perfiden Casillas-Brüder, hatten ihre lebenslange Freundschaft ausgenutzt, um ihn an den Rand des Ruins zu treiben. Wie es aussah, gab es dafür unumstößliche Indizien.
Trotzdem hoffte er immer noch, die vorliegenden Beweise würden sich als falsch erweisen. Dass ihn seine Instinkte, auf die er sich stets verlassen konnte, diesmal trogen. Die Alternative war zu widerwärtig, um auch nur darüber nachzudenken. Auf jeden Fall würde er diese Party nicht verlassen, bevor er die ganze Wahrheit kannte.
Benjamin organisierte sich ein zweites Glas Champagner und steuerte den kunstvollen Springbrunnen an, von dem aus er das gesamte Terrain überblicken konnte. Er entdeckte Luis am anderen Ende des Gartens, umringt von seiner üblichen Entourage, bestehend aus Jasagern und Speichelleckern.
Seinen Zwillingsbruder Javier zu erwischen, den heutigen Gastgeber, würde sich weit schwieriger gestalten. Anders als Luis war er kein Partyhengst, sondern ein absoluter Verweigerer, was soziale Kontakte betraf. Und das schon immer, noch bevor der Vater der zweieiigen Zwillinge deren Mutter vor mehr als zwanzig Jahren umgebracht hatte.
Seine düsteren Gedanken um die Casillas-Brüder verflüchtigten sich in dem Moment, als Benjamin eine dunkelhaarige Schönheit aus dem eleganten Salon auf den grünen Rasen treten sah. Lächelnd hob sie ihr Gesicht gen Himmel und schloss die Augen, als wolle sie jeden einzelnen Sonnenstrahl auf ihrer Haut einfangen. Ihre Anmut und Grazie ließ auf den ersten Blick die professionelle Tänzerin erkennen.
Auf dieser Party tummelten sich jede Menge Künstler.
Javiers neue Verlobte war Solotänzerin in der Ballettkompanie, die das Brüderpaar zum Gedenken an ihre Mutter gegründet hatte. Benjamin fragte sich, ob die graziöse Ballerina wusste, dass sie nur eine Trophäe für ihren Verlobten war. Und selbst wenn, störte es sie ja möglicherweise gar nicht.
Er selbst hatte sich nie fürs Ballett oder die dazugehörige Klientel begeistern können, bis heute …
Die Abendsonne zauberte rötliche Reflexe aufs dunkle Haar der grazilen Schönheit. In weichen Wellen fiel es über die Schultern auf den schmalen Rücken herab. Die zarten Gesichtszüge wirkten eher interessant als ebenmäßig, was möglicherweise an dem festen Kinn lag, dessen Entschlossenheit durch den großzügigen Mund mit der schwellenden Unterlippe etwas gemildert wurde.
Als spürte sie sein intensives Starren, wandte sie plötzlich den Kopf, und ihre Blicke tauchten ineinander. Ohne den Augenkontakt abzubrechen schob sie die feingeschwungenen Brauen in einer stummen Frage zusammen, dann zuckte ein Lächeln um ihre Mundwinkel.
Benjamin merkte, wie sich der Druck in seiner Brust verstärkte. Nein, eine klassische Schönheit war sie nicht, aber auffallend und absolut faszinierend. Er konnte einfach nicht den Blick abwenden, und ihr schien es ebenso zu gehen. Ein magischer Moment, der nur ihnen beiden gehörte – das wortlose Einverständnis zweier Fremder.
Dann tauchte ein Schatten in ihrem Rücken auf, sie blinzelte, und der Bann war gebrochen.
Es war der Gastgeber, Javier, der aus dem Wintergarten trat, um sich zu seinen Partygästen zu gesellen. Als er Benjamin sah, neigte er grüßend den Kopf und legte seinen Arm demonstrativ besitzergreifend um die schmale Taille der Tänzerin.
Erst diese Geste machte Benjamin endgültig klar, dass die Frau, deren Lächeln jetzt seltsam eingefroren wirkte, Javiers Verlobte war. Verärgert über sich selbst presste er die Lippen zusammen, schüttelte die Verzauberung ab, die ihn sekundenlang umfangen gehalten hatte, und besann sich wieder aufs Wesentliche. Er war schließlich nicht hier, um zu feiern oder zu flirten, sondern aus geschäftlichen Gründen.
„Benjamin, wie schön, dich zu sehen, begrüßte Javier ihn im Näherkommen. „Ich glaube, du kennst meine Verlobte Freya noch nicht, oder?
„Nein. Als er ihr direkt ins Gesicht schaute, sah er, wie sich die schmalen Wangen röteten. „Es freut mich, Sie kennenzulernen.
Unter anderen Umständen hätte er sich tatsächlich gefreut und ganz sicher versucht, den sprechenden Blickkontakt auszuweiten. Jetzt empfand er eher Unbehagen. Keine Frau, die verlobt war, sollte einem anderen Mann Blicke zuwerfen, wie er und Freya sie ausgetauscht hatten.
Eine offizielle Vorstellung zwischen seinem ältesten Freund und seiner brandneuen Verlobten empfand Javier offenbar als überflüssig. „Hast du Luis schon gesehen?"
„Bisher nicht, aber ich hoffe, das baldmöglichst nachholen zu können. Wir müssen reden. Luis, du und ich … vertraulich", sagte er brüsk.
Während Javier ihn aus schmalen Augen musterte, herrschte angespanntes Schweigen zwischen ihnen. Dann nickte Javier langsam und winkte einen Kellner heran. „Finden Sie meinen Bruder und sagen Sie ihm, dass Señor Guillem und ich ihn in meinem Arbeitszimmer erwarten." Ohne seiner Verlobten eine Erklärung zu gönnen, nahm er seinen Arm von ihrer Taille, wandte sich abrupt um und verschwand im Haus.
Zwei Monate später …
Lächle, Freya, dies ist eine Party, und das Ganze ist für einen guten Zweck. Lächle für die Kameras, für deinen Verlobten, der immer noch nicht aufgetaucht ist, aber von dir erwartet, dass du deinen Charme spielen lässt, auch in seiner Abwesenheit.
Lächle für die anderen Gäste, die dir fremd sind, und tu so, als wärt ihr intime Freunde, während du deine Wange an ihre presst oder sie mit falschen Luftküssen begrüßt, während sich dir der Magen umdreht …
Lächle, während du vorgibst, am Champagner zu nippen, und lächle dem Personal zu, das silberne Platten mit köstlichen Hors d’Œuvres herumreicht, aber komm nicht auf die Idee, davon auch nur zu probieren …
Einfach nur lächeln …
Und das tat sie, so unverdrossen und ausdauernd, dass ihre Wangenmuskeln schmerzten.
Zur Solotänzerin der Compania de Ballet de Casillas befördert zu werden, bedeutete eine große Verantwortung. Nun war sie das offizielle Gesicht des neuen State-of-the-Art-Theaters, das die Casillas-Brüder bauen ließen und das in Kürze eröffnet werden sollte. Ihr Gesicht war es, das sämtliche Anzeigen und Plakate zierte, die das große Ereignis ankündigten. Und sie tanzte auch die Solopartie in der Eröffnungsproduktion.
Sie, Freya Clements, Sprössling einer Familie aus East London, die so arm war, dass sich ihre Eltern im Winter oft zwischen Essen oder Heizung entscheiden mussten.
Es war ein Traum. Ein gelebter Traum.
Und die Ehe mit Javier Casillas würde … ja, was würde sie sein?
Fast hätte sie es als die Krönung bezeichnet, doch das war die falsche Metapher. Oder das falsche Gleichnis? Sie hatte die beiden Begriffe noch nie richtig definieren oder auseinanderhalten können. Wie auch immer, es gab kein Gleichnis und keine Metapher, die ihre Gefühle, die geplante Heirat betreffend, auch nur annähernd beschreiben würden.
Javier war reich, immens reich sogar! Niemand wusste, wie viel er und sein Zwillingsbruder Luis wert waren, aber der Zusatz Milliardär fehlte eigentlich nie, sobald einer von ihnen in der Presse auftauchte. Außerdem war Javier unfassbar attraktiv. Und er hatte sie zu seiner Lebenspartnerin erwählt, wie er es ausdrückte.
Als sie ihm das erste Mal begegnete, glaubte Freya, ihrem Prince Charming gegenüberzustehen, nur ohne den Titel oder den dazugehörigen Charme.
Dabei machte es gar nichts aus, dass ihr Verlobter sich eher als mürrisch erwies. Von Liebenswürdigkeit kein Spur! Außerdem war er kaum für sie da, sondern ständig abwesend. Tatsächlich kam ihr das sogar entgegen. Wichtig war nur, ihrer Mutter, deren Zustand sich beängstigend schnell verschlechterte, eine reelle Chance zu verschaffen.
Und deshalb würde Javier Casillas in genau einer Woche ihr Ehemann sein.
Der Ballettbetrieb sollte von dem Tag an für zwei Wochen ruhen, sodass die neuen Schulungs- und Proberäume fertiggestellt werden konnten. Javier hatte angeordnet, ihre Hochzeit so in den Zeitraum einzubetten, dass er ihre Trainingsroutine nicht störte.
Wo blieb er nur? Er hätte bereits vor einer Stunde hier sein sollen. Sie hatte sich in die Damentoilette geschlichen, um ihn anzurufen, aber ihr Handy funktionierte nicht. Es gab hier weder ein Signal noch eine Internetverbindung. Sie würde es später erneut versuchen, sobald sie sich noch einmal verdrücken konnte.
Die Presse war heute Abend besonders stark vertreten, begierig darauf, den ersten öffentlichen Auftritt des verlobten Paares mitzuerleben: „Von Javier Casillas, Sohn der berühmten Primadonna Clara Casillas und Yuri Abramova – eine brisante Vereinigung, die in Drama und Schande endete – und einer Ballerina, deren tänzerisches Potenzial auf eine ähnlich kometenhafte Karriere hoffen ließ wie die seiner Mutter."
So lautete zumindest die Headline einer hochkarätigen spanischen Zeitschrift, die sich Freya von ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin hatte übersetzen lassen. Sophie tanzte ebenfalls im Ballett, teilte ein Apartment mit ihr und beherrschte die spanische Sprache mit einer Leichtigkeit, die Freya die eigene Unzulänglichkeit nur noch mehr vor Augen führte.
Und das nach zwei Jahren in Madrid!
Heute Abend war nahezu das gesamte Ballett-Ensemble anwesend, quasi als dekorative Staffage für die Party, zu Ehren der Sponsoren und Förderer der schönen Künste, um deren Spendenwilligkeit zu erhöhen.
Sophie hatte sich mit einer schweren Migräne entschuldigt, unter der sie in den letzten Wochen bereits häufiger gelitten hatte, wodurch sich Freya noch unsicherer und elender fühlte als ohnehin schon.
Lächeln … einfach nur lächeln! betete sie ihr stummes Mantra heroisch vor sich hin.
Also weitete sie ihre Mundwinkel, akzeptierte mit einer leichten Neigung des Kopfes den angedeuteten Wangenkuss einer der reichsten Frauen Europas und versuchte, nicht in der Parfümwolke zu ersticken, die sie dabei inhalierte.
Aus den Augenwinkeln sah sie eine hohe Gestalt den Ballsaal des Nobelhotels betreten – und erstarrte.
Er war es! Der Mann von ihrer Verlobungsfeier.
Benjamin Guillem.
Der Name, an den sie in den letzten zwei Monaten viel zu häufig gedacht hatte. Und nicht nur das! In ihren Tagträumen hatte sie sich immer wieder sein dunkles attraktives Gesicht in Erinnerung gerufen, um sich abzulenken und zu trösten. Und nachts …
Ein Gefühl drohender Gefahr ließ Freyas Herz schneller schlagen und ihr Blut heiß durch die Adern rauschen. Rasch senkte sie den Blick, wandte sich zur Seite und lächelte einem älteren Herrn zu, der ganz offensichtlich ihre Aufmerksamkeit suchte.
Sie durfte Benjamin auf keinen Fall so intensiv anstarren wie damals auf der Terrasse. Wenn er tatsächlich zu ihr rüberkam, würde sie ihm dasselbe hohle Lächeln schenken wie allen anderen Gästen, und sich darauf konzentrieren, irgendwelche Nichtigkeiten von sich zu geben. Und zwar in einer sorgfältig kultivierten Sprache, die den Ost-London-Akzent vermissen ließ, den sie sich in den letzten Jahren mühsam abtrainiert hatte.
Bei ihrer ersten Begegnung hatte sie sich wie