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Es war einmal eine wirklich sichere Sache: Das Heartbreaker-Trio, #2
Es war einmal eine wirklich sichere Sache: Das Heartbreaker-Trio, #2
Es war einmal eine wirklich sichere Sache: Das Heartbreaker-Trio, #2
eBook288 Seiten3 Stunden

Es war einmal eine wirklich sichere Sache: Das Heartbreaker-Trio, #2

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Über dieses E-Book

Man mixe einen charmanten Rockstar, seine süße und freche beste Freundin und eine Lust, die bereits seit Jahren brodelt …

Meine Freundschaft mit Miller ist eine wirklich sichere Sache. Er ist mein Begleiter, mein Notfallkontakt und die Schulter, an die ich mich anlehnen kann. Er hat mir außerdem geholfen, ein fantastisches Kind großzuziehen, das mein Ein und Alles ist.

Nichts wird jemals unsere unbekümmerte Freundschaft verändern. Bis ich die tolle Idee habe, ihn davon zu überzeugen, eine neue Band mit mir zu gründen.

***

Mit der absolut wundervollen Ally zu singen ist wie ein riesiger Hinderniskurs bestehend aus Herausforderungen für meine Libido. Und diese ist nur ein einziges sexy Liebeslied davon entfernt, sie besinnungslos zu küssen und mit nach Hause zu nehmen.

Das Problem ist nur, ich bin nicht der Typ, der es ernst meint, und sie ist nicht die Frau für einen One-Night-Stand.

Doch sobald wir eine ganze Woche im Tonstudio verbringen, lässt unsere knisternde Chemie sich einfach nicht mehr ignorieren, egal wie groß das Risiko ist.

SpracheDeutsch
HerausgeberLauren Blakely
Erscheinungsdatum1. Dez. 2019
ISBN9781393522997
Es war einmal eine wirklich sichere Sache: Das Heartbreaker-Trio, #2
Autor

Lauren Blakely

A #1 New York Times Bestselling author, and #1 Wall Street Journal Bestselling author, Lauren Blakely is known for her contemporary romance style that's hot, sweet and sexy. She lives in California with her family and has plotted entire novels while walking her dogs. With fourteen New York Times bestsellers, her titles have appeared on the New York Times, USA Today, and Wall Street Journal Bestseller Lists more than 100 times, and she's sold more than 2.5 million books. To receive an email when Lauren releases a new book, sign up for her newsletter! laurenblakely.com/newsletter

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    Buchvorschau

    Es war einmal eine wirklich sichere Sache - Lauren Blakely

    1

    Miller

    Dies ist der große Augenblick.

    Ich halte den Blick wie ein Adler auf die Ziellinie gerichtet, die schwarz-weiß karierte Flagge in meinem Fadenkreuz. Ich werde das Rennen machen!

    Doch der Preis wird mir nicht kampflos zufallen. Unsere gefährlichsten Konkurrenten dirigieren ihren Kahn gegen das Heck meines Schnellbootes und versuchen, Jackson und mich mitten auf dem Conservatory Water im Central Park zum Kentern zu bringen.

    Das geht nicht.

    Das geht überhaupt nicht.

    Das Adrenalin rauscht wie eine Flutwelle durch meine Adern. Ich hämmere auf die Steuerung und lasse den Motor des Schnellbootes aufjaulen, das daraufhin vorwärts schießt.

    Eine Länge.

    Zwei Längen.

    Beinahe am Ziel.

    Bumm.

    »Ja! Zieht euch das rein!«, murmele ich, als ich im letzten Moment vor den Ausgefuchsten davonjage und unter der Flagge hindurch segle, nur Sekunden, bevor diese wilden Zwölfjährigen das fünfundsiebzig Zentimeter lange, ferngesteuerte Schnellboot einholen, das alle anderen hinter sich gelassen hat.

    Triumphierend schlage ich meinen Teamkollegen Jackson ab. Der Sieg schmeckt so verdammt süß. »Wir haben es geschafft! Ich wusste, dass wir das durchziehen können.«

    Er strahlt. »Du bist der Größte, Miller. Du bist hundertprozentig der Größte.«

    Minuten später hängen mir die Rennorganisatoren eine Medaille um den Hals und ich flüstere ihnen ein ergebenes Danke schön zu, ehe sie auch Jackson seine Medaille überreichen.

    Diese Medaille ist wunderschön und ich liebe sie. Denn ich liebe Spiele und Spaß und genieße jede Sekunde von … nun ja, allem.

    Als ich mit dem Daumen über das Gold reibe, überkommt mich ein Ansturm von Emotionen, und diese wilde Empfindung fühlt sich an, als wäre ich eine Flasche Soda, die gerade im Begriff ist, den Coca-Cola-Light-und-Mentos-Tanz zu machen.

    Es gibt nur ein einziges anderes Gefühl, das diesem nahekommt.

    Ich habe dieses Gefühl seit Jahren nicht mehr gehabt und werde es vielleicht nie wieder erleben, also tue ich mein Bestes, um es zu verdrängen.

    Ich schnappe mir unser Boot und Jackson und ich verlassen den Park, während der kühle Herbstwind durch das Laub der Bäume rauscht.

    »Was kommt als Nächstes? Haben wir uns für den Hudson River qualifiziert?«

    Ich lache. »Ich dachte an den Atlantik. Wir können doch ferngesteuerte Boote übers Meer rasen lassen, oder? Das wäre ein höllischer Nervenkitzel.«

    Jackson schlägt mir kameradschaftlich auf den Rücken. »Das ist fast das Gleiche, wie vor Tausenden von Menschen in einem Stadion zu spielen.«

    »Oh ja. Das ist genau das Gleiche«, entgegne ich ausdruckslos.

    Doch dann setzt der Schmerz in meiner Brust ein – unvermittelt und beharrlich. Das ist seltsam. Denn es fühlt sich wie ein Stechen an.

    Als würde mir etwas fehlen.

    Es gefällt mir, Rennboote mit Jackson um die Wette fahren zu lassen.

    Es ist toll, dass wir diesen Wettbewerb gewonnen haben. Doch da ist etwas, das ich noch mehr liebe.

    Eine Sache, die mir ein noch größeres Hochgefühl beschert.

    Genau das vermisse ich.

    Ich seufze schwermütig.

    »Bist du in Ordnung, Miller?«

    Ich spitze die Lippen, während ich über seine Frage nachdenke. »Hast du schon einmal Depeche Mode gehört?«

    Er zieht eine Augenbraue hoch. »Sind die nicht mindestens fünfzig Jahre alt?«

    Ich lache spöttisch. »Bitte. Ihre Blütezeit war in den achtziger Jahren.«

    »So lange lebst du schon?«, fragt er, als wir eine Eisenbrücke überqueren.

    »Ja, vielen Dank. Ich war in den achtziger Jahren schon am Leben und es ging mir prima.«

    Jackson kratzt sich an seinem glatten, gerade mal siebzehn Jahre alten Kinn. Er hat noch nicht einmal angefangen, sich zu rasieren, der glückliche Mistkerl.

    »Es fällt mir schwer, mir die achtziger Jahre vorzustellen, weil das ein anderes Jahrhundert war. Und außerdem ist es sonderbar, dass du in einem anderen Jahrtausend zur Welt gekommen bist. Du musst dich so alt fühlen.«

    Ich klemme mir das Boot fester unter den Arm. »Ich bin ein Fossil. In ein paar Monaten werde ich für eine Kohlenstoffdatierung infrage kommen. Wie dem auch sei, wenn ich mit einer Sache in meinem Leben nicht ganz zufrieden bin, höre ich mir Depeche Mode und The Smiths an.«

    »Kumpel, das ist ernst. Tust du das, wenn du mich als mein großer Bruder verlässt?«, fragt er mit besorgter Stimme.

    Ich schieße ihm einen Blick zu, als sei er verrückt geworden. Seit zehn Jahren sind wir im Big Brother-Programm zusammen. »Du bist Familie, Mann. Ich halte dich seit einem Jahrzehnt aus Schwierigkeiten heraus.«

    Er lacht. »Ist das wirklich deinem Einfluss zuzuschreiben?«

    Ich lache ebenfalls. Jackson hat nie viel Hilfe gebraucht, um sich aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Er hat nur einen Menschen gebraucht, da sein Vater von der Bildfläche verschwunden ist und seine Mutter zwei Jobs bewältigen muss. »Natürlich war das mein wundervoller Einfluss.«

    »Außerdem müsste ich anfangen, mich aufzulehnen, solltest du mich verlassen. Ich würde die Serviette auf die falsche Tellerseite legen und was nicht alles. Im Unterricht eine Frage beantworten, ohne die Hand zu heben.«

    Ich erschaudere. »Ich kann mit dieser Art von rüdem Betragen überhaupt nicht umgehen. Aber nein, es ist etwas anderes, das mich in Stimmung für diese Bands bringt. Versteh mich nicht falsch – ich bin ein fröhlicher Mensch. Aber ich wäre noch glücklicher, wenn ich etwas anderes in meinem Leben hätte.« Ich hole tief Luft und wappne mich, das loszuwerden, was mir gerade klar geworden ist. »Vielleicht hatte Campbell recht.«

    Jackson bleibt abrupt stehen. »Wow.« Er gräbt in seiner Hosentasche. »Das muss ich für die Nachwelt festhalten.« Jackson zückt sein Handy und in voller Bereitschaft, ein Video aufzunehmen, hält er es hoch. »Sag das noch einmal. Gib zu, dass dein Bruder recht hat. Ich werde das als Videokomponente für meine Bewerbung um das Medien-Stipendium verwenden.«

    Ich winke ab. »Auf keinen Fall. Kannst du dir vorstellen, wie Campbell mir deshalb die Hölle heißmachen würde?«

    Jackson lacht, doch er bleibt hartnäckig. »Mach schon, das wird ein Spaß werden. Es ist ein seltener Moment, das musst du zugeben.«

    Ich zucke die Achseln und er dreht einen kurzen Clip. »Nun gut, Campbell hatte recht.«

    »Sag schon! Womit hatte Campbell recht?«

    Als er sich das Handy wieder in die Hosentasche stopft, wedele ich mit der freien Hand und deute damit auf den See. »Ich glaubte, all diese Spiele wie Monopoly und ferngesteuerte Schnellboote würden vielleicht dieses riesengroße Loch schließen, das nach der Auflösung der Heartbreakers in meinem Herzen zurückgeblieben war.« Ich tippe mir aufs Brustbein, um deutlich zu machen, dass ich gemeint bin. »Und ich habe Freude daran. Sie machen irrsinnigen Spaß, aber letztendlich will ich immer noch etwas anderes.« Ich kann nicht glauben, dass ich im Begriff bin, das zu sagen, aber mein älterer Bruder kennt mich gut. Er weiß, was meine Seele braucht – sie muss wieder Musik machen. Da das mit den Heartbreakers, der Band, in der meine Brüder und ich jahrelang gespielt haben, nicht mehr geht, muss ich mich auf einen Plan B einlassen. »Ich muss eine neue Band gründen. Campbell hat mich dazu ermutigt.«

    Jackson bringt seine Wertschätzung mit einem Pfiff zum Ausdruck und dann sieht er mir direkt ins Gesicht. »Das sage ich dir schon seit Jahren, Mann.« Er gibt mir einen Schubs vor die Brust. Er schubst mich noch einmal. »Seit Jahren.«

    »Vielleicht war ich bis jetzt noch nicht so weit, das zu hören«, werfe ich ein, während wir dem kurvenreichen Pfad folgen. »Ich hatte wohl immer gehofft, dass Campbell ein Licht aufgeht und er mit Miles und mir wieder neu anfängt. Aber er ist glücklich als Lehrer und mit der Band, mit der er nebenbei auftritt, und Miles ist mit seiner Solo-Tournee auf Achse. Also werde ich eine neue Band gründen müssen. Etwas Regionales. Etwas Überschaubares. So wie Campbell mit den Righteous Surfboards.«

    »Das habe ich schon verstanden. Was ist also das Problem?«

    »Hier kommt es. Campbell hatte eine Idee, die ich nicht aus dem Kopf bekommen kann.«

    Er tippt sich an die Brust. »Vertrau dich mir an.«

    »Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich immer noch als ein Heartbreaker angesehen werde«, sage ich und bin für eine Sekunde still. »Es sei denn, ich würde etwas anderes versuchen. Etwas vollkommen anderes.«

    »Wie dir die Augenbrauen zu rasieren und die Lieder zu mimen?«

    »Nein, du Klugscheißer.« Um meinen Worten eine dramatische Wirkung zu verleihen, halte ich inne und hole mit der Hand weit aus, als würde ich mit meiner Geste ein ganzes Festzelt einbeziehen. »Stell dir das vor: Miller Hart und eine Sängerin – die ich noch finden muss. Es ist Zeit für mich, mit einer Frau zu singen.« Ich werfe ihm einen neugierigen Blick zu, da ich ehrlich gesagt nicht sicher bin, wie die Leute – und ich meine damit so ziemlich alle – auf diesen Plan reagieren werden. »Was hältst du von dieser Idee?«

    »Ich bin ein siebzehnjähriger Hetero. Sicher, ich denke, es hört sich super an, mit einer schönen Dame zu singen.«

    »Da wir schon von schönen Damen sprechen – ich muss mich auf den Weg machen, um mich mit Ally zu treffen. Ich habe ihr versprochen, ihr bei einem Projekt zu helfen.«

    Jackson runzelt die Stirn. »Um auf das Offensichtliche hinzuweisen, warum singst du nicht mit ihr? Sie war die YouTube-Königin.«

    Ich lache. »Hast du uns beide je zusammen singen gehört?«

    »Hm. Nein. Hat das überhaupt irgendjemand mal gehört?«

    »Genau das meine ich. Es ist nicht schön.«

    In diesem Sinne verabschiede ich mich von Jackson. Nachdem ich kurz bei meiner Wohnung haltgemacht habe, um das Boot dort zu lassen, fahre ich in die Innenstadt zu einer Verabredung mit meiner besten Freundin.

    Es ist eine verdammte Schande, dass wir beim besten Willen nicht harmonieren.

    Doch mit einer Freundin zu singen scheint andererseits auch ein narrensicherer Weg zu sein, um eine Beziehung zu zerstören. Das kenne ich schon. Und ich besitze eine Lkw-Ladung voller Medaillen als Beweis.

    Wenn es eine Frau gibt, die ich in meinem Leben behalten möchte, dann ist es Ally.

    2

    Ally

    Es ist Zeit für das Finale. Lass sie alles spüren.

    Ich recke das Kinn, nähere mich dem Mikrofon und spreche die letzten Worte. »Aus dieser Erkenntnis wuchs ein neuer Schmerz in ihr heran, doch mit ihm ging eine kühne Entschlossenheit einher, denjenigen aufzuspüren, der dieses Loch in das Gewebe ihrer Welt gerissen hatte. Wer auch immer es war, Mann oder Frau, Tier oder Maschine – sie würde ihn finden. Und sie würde Rache üben. Für ihr Volk. Für die Menschheit.«

    Es folgt eine dramatische Sprechpause.

    »Und vor allem – für ihn.« Für einen Sekundenbruchteil herrscht Stille.

    Ich bin fertig.

    Ich streife mir die Kopfhörer ab und stoße einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, da ich jetzt endlich, nach dieser unendlichen, zermürbenden Leier die Ziellinie überquert habe.

    Ich öffne die Tür meiner Kabine, trete in den Kontrollraum und verkünde dem Mädchen auf der anderen Seite der Scheibe: »ENNNNNDE. Damit sind nun fünfhundert Seiten epischer Schlachten, Schwertkämpfe, brutaler Todesfälle und gestohlener Küsse im Kasten.«

    »Und das ist ein großes Halleluja für uns.« Kristy begleitet mich von ihrem Posten am Mischpult bei meinem Tanz, der das Haus zum Beben bringt.

    Der neueste Fantasyroman für junge Erwachsene, den ich vorlese, hat eine ganze Woche in der Kabine erfordert, um die Geschichte einer siebzehnjährigen Waise zu erzählen, die sich über ihren Stand hinweggesetzt hat, um eine Kriegerprinzessin zu werden, die ihr Volk schließlich vor Eindringlingen aus einem anderen Land rettet.

    Wenigstens tut sie das, bis die Cyborgs eindringen.

    »Als der Verleger erklärte, es handele sich um eine epische Erzählung, hat er nicht gescherzt«, bemerkt Kristy und kämmt sich mit den Fingern durch das blau gefärbte Haar.

    »Im Namen von Malindia bin ich erschöpft.« Das ist die Heldin aus der Erzählung, die wir gerade beendet haben.

    Kristy sieht mich scharf an. »Für Erschöpfung ist keine Zeit. Morgen musst du ins Salzbergwerk zurückkehren und eine abgebrühte Teenagerin spielen, die den Puppenladen ihrer Großmutter erbt«, erklärt sie und verweist damit auf den zeitgenössischen Teenie-Roman, der für den nächsten Tag im Terminkalender steht.

    »Koffein und ich werden mit Vergnügen erscheinen. In den Startlöchern für das nächste Buch.«

    »Gut, dann leg eine Pause ein. Trink heute Abend heißen Tee mit etwas Honig, um diese goldenen Stimmbänder zu pflegen. Wir brauchen dich in Topform.«

    Bei den Hörbüchern für junge Erwachsene, die ich vorlese, ist Kristy meine Technikerin. Von epischen Fantasygeschichten über Weltraumopern bis hin zu den zeitgenössischen Romanen im Stil von John Green und Stephanie Perkins kümmert sie sich um alles für mich, und ich liebe ihre mütterlichen Gewohnheiten.

    »Bis morgen dann«, sage ich, während ich mir den Riemen meiner Handtasche über die Schulter werfe, aus dem Raum trete und den Korridor des Tonstudios entlanggehe, von dem mir ein klitzekleines Stück gehört – ein Anteil, der meinetwegen gern größer sein dürfte.

    Eines schönen Tages. Irgendwann werde ich es schaffen.

    Ein paar Meter vor mir lacht ein junger Mann zusammen mit einer jungen Frau, und dann betreten die beiden Studio B. Es sind die Cooper-Geschwister und ich habe das etwa zwanzigjährige Geschwister Musik-Duo vor einigen Wochen durch das Studio geführt, als sie nach einem Ort für ihre Tonaufnahme suchten. Erst vor Kurzem wurden sie online von einem Agenten entdeckt, der sie jetzt für mehrere Werbespots sowie ein paar Lieder engagiert hat.

    Sie hatten mir versichert, ihnen jederzeit zusehen zu dürfen, also husche ich in den Kontrollraum, flüstere dem Ingenieur ein Hallo zu und beobachte das Paar. Zusammen sehen sie fantastisch aus mit ihren blauen Augen und frischen Gesichtern, die perfekt zu ihren kristallklaren Klängen passen. Mir tut das Herz weh, wenn ich sie beobachte, und ein Stich der Sehnsucht durchbohrt mich scharf und trist.

    Nun, vielleicht nicht so trist, wie ich mich fühlen würde, wenn ich bei meinem ersten Versuch gescheitert wäre, die gesamte Welt vor bösartigen Bestien oder außer Kontrolle geratenen Maschinen zu retten.

    Aber traurig genug.

    Ich vermisse, was dieses Duo tut. Ich vermisse es, mit meinem Bruder zu singen.

    Aber das Leben geht weiter, auch wenn Kirby fortziehen wird. Ich muss also weitermachen. Im Moment bedeutet das, zum Bastelladen zu traben, da ich Chloe beim Bau einer gottverdammten Burg helfen muss.

    Ich reiße den Blick von dem Duo los, gehe den Korridor entlang und winke der Rezeptionistin des Platinum Sky Studios zu. Als ich das Gebäude verlasse, schicke ich eine Nachricht an meinen guten Freund Miller und informiere ihn, dass ich so weit bin und es kaum erwarten kann. Er wartet auf mich.


    Ally: Auf diesen Moment hast du die ganze Woche gewartet. Dies ist die Chance, dein Können unter Beweis zu stellen. Sei in etwa dreißig Minuten dort.


    Miller: Ich kann hohe Gebäude mit einem einzigen Satz überwinden, ich kann Goldmedaillen beim Bootsrennen gewinnen und ich kann es in weniger als dreißig Minuten bis zum Bastelladen in Chelsea schaffen.


    Ally: Du hast ALLE Fünftklässler geschlagen??? Jeden einzelnen von ihnen? Ich bin so unsäglich stolz auf dich.


    Miller: Die Sechstklässler auch und sogar welche in der siebten Klasse. Siehst du! Und du hast geglaubt, ich könnte diese lästigen Kinder nicht abwehren.


    Ally: Das stimmt nicht. Du weißt, dass ich immer an dich geglaubt habe.


    Miller: Vor allem glaubst du an meine Fähigkeiten, dich vor Schulprojekten zu retten.


    Ally: Das kommt der Überwindung eines hohen Gebäudes mit einem einzigen Anlauf gleich, mein Freund.


    Als ich in den Eingang zur U-Bahn tauche und mein braunes Haar mit seiner einzelnen lavendelfarbenen Strähne zu einem Pferdeschwanz bändige, frage ich mich nicht zum ersten Mal, welches Genie beschlossen hat, dass handwerkliche Projekte das Tor zum allumfassenden Verständnis seien, angefangen bei der Zellstruktur bis hin zu Geschichte ... und das in der sechsten Klasse.

    Warum müssen Kinder einen Briefkasten basteln, der wie eine Katze, ein Hund oder ein echter blauer Briefkasten aussieht, über den sie Valentinskarten von ihren Klassenkameraden erhalten? Und warum müssen sie außerdem einen Kuchen zur Darstellung von Mitochondrien backen?

    Ist das ganz genauso ein Geheimnis des Universums wie die Tatsache, dass Conditioner stets länger hält als Shampoo, und warum waren gekochte Tomaten eigentlich jemals beliebt?

    Nach Erreichen meiner Haltestelle laufe ich im kühlen Nachmittag des späten Novembers mehrere Blocks, genieße die frische Kühle der Luft und versuche mein Bestes, mich nicht darüber aufzuregen, dass mein Bruder mehrere Staaten weit fortzieht, denn das bedeutet, dass wir keine neuen YouTube-Videos mehr machen werden, die mir sehr geholfen haben, für Chloes Schulgebühren aufzukommen.

    Ich hungere nicht. Finanziell strauchele ich nicht. Aber ich gehöre auch nicht dem einen Prozent der Superreichen an und es kann höllisch schwer sein, in New York City zu leben. Aber das ist das Leben, das wir führen – das ich für sie aufgebaut habe, seit sie so unerwartet meine Tochter wurde, als sie erst sechs Jahre alt war.

    Als ich mein Lieblingslächeln erspähe, schiebe ich all diese Sorgen beiseite.

    Millers Lächeln.

    Es ist kein schiefes Grinsen oder verschmitztes Lächeln wie das der Helden in den Büchern, die ich vorlese, denn verschmitzte Lächeln fingen offenbar bereits damals zu Highschool-Zeiten an.

    Millers Lächeln ist ein Zahnpasta-Lächeln aus der Werbung. In seinem Grinsen ist nichts als Frohsinn zu entdecken. Einzig und allein nur Freude, denn das ist Millers zweiter Vorname und sein Mantra. Noch nie habe ich so einen Spaßmacher gekannt, aber genau das ist mein bester Freund.

    Er lehnt am Türrahmen von GigiAnns Bastelladen in der Eighth Avenue. Als ich bei ihm ankomme, hat dieses magnetische Lächeln seine haselnussbraunen Augen erreicht und die Flecke darin funkeln. Einen Augenblick lang scheinen all meine Sorgen wie weggeblasen zu sein. Der Mann ist eine Droge der Glückseligkeit. Er schlingt die Arme um mich; sie sind warm und stark, und mit einem zufriedenen Aufseufzen erwidere ich seine Umarmung.

    »Herzlichen Glückwunsch zu deiner Goldmedaille im Bootrennen.«

    »Nicht der Rede wert. Aber sag schon, hast du heute viele Zwerge bezwungen?«

    Ich lache, als ich mich aus seiner Umarmung löse. »Blödmann! Das war letzte Woche.« Ich reiße den Arm hoch, als würde ich eine Truppe in die Schlacht führen. »Heute habe ich es mit einer ganzen Brigade von Cyborgs aufgenommen.«

    Er erschaudert. »Ich kann mir niemand Qualifizierteres als dich dafür vorstellen.«

    Ich schüttele mir das Haar von der Schulter und recke stolz das Kinn. »Ich bin überaus geschickt darin, die riskanten Geschicke der imaginären Welten von meinem treuen Studio C aus zu steuern.«

    »Wie viele Bücher waren das jetzt für dich?

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