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Dämonenstadt
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eBook431 Seiten5 Stunden

Dämonenstadt

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Über dieses E-Book

Ein seltsamer Traum, eine sprechende Elster und eine Mappe mit Zeichnungen, die plötzlich auf seinem Schreibtisch auftaucht, verändern innerhalb von Stunden das Leben des Schriftstellers Markus Blau. Alle Zeichen weisen auf seine Heimatstadt Raunburg, ebenso wie ein Anruf von seinem Ex-Kumpel Mike, der wenig später ermordet aufgefunden wird. Vor Ort begegnet Markus nicht nur dem pensionierten Kriminalisten Hombach, der ihn bei seinen Nachforschungen unterstützt, sondern auch einer geheimnisvollen Frau, die ihn in wilden Nächten an die Stätten seiner Jugend führt. Unterdessen geschehen weitere Morde und bald wird klar, dass sie mit einem Verbrechen aus den 80er Jahren zusammenhängen, für das jemand unbarmherzig Rache nimmt …
SpracheDeutsch
HerausgeberAtlantis Verlag
Erscheinungsdatum20. Dez. 2019
ISBN9783864027086
Dämonenstadt

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    Buchvorschau

    Dämonenstadt - Frank W. Haubold

    Heep)

    Prolog

    »Das meinst du doch nicht ernst, Claudia«, sagte der Mann erschrocken. »Sag, dass das nicht wahr ist.« Er war blass geworden und starrte die Frau an wie ein Gespenst.

    »Aber es ist nun einmal so, oder meinst du, ich hätte mir die Entscheidung leicht gemacht?«

    »Aber warum jetzt, nach all den Jahren? Habe ich dir etwas getan?« Es klang fast kläglich, und als ihm das klar wurde, wurde sein Ton schärfer: »Oder hast du jemand anderen?«

    »Nein, habe ich nicht und du hast mir auch nichts getan.« Die Frau seufzte und legte die Stirn in Falten. »Es stimmt, wir sind schon seit der Schulzeit zusammen. Wir waren noch halbe Kinder, als wir uns damals versprochen haben, für immer zusammenzubleiben, und auch später konnte ich mir nichts anderes vorstellen …« Sie brach ab und biss sich auf die Lippen.

    »Und warum ist das jetzt anders?«, fragte er mit mühsam unterdrücktem Groll. »Was ist passiert, dass du plötzlich weggehen willst, gerade jetzt?«

    »Es ist nicht plötzlich, Peter. Du hast es nur nicht bemerkt, weil du immer so beschäftigt warst, mit deiner Arbeit, dem Studium und deiner Partei …«

    »Lass die Partei aus dem Spiel!«, unterbrach er sie gereizt. »Habe ich nicht immer versucht, die Politik von uns fernzuhalten? Ich wusste ja, dass du nichts damit zu tun haben willst.«

    »Ja, aber du hast gefragt, was sich verändert hat. Wir haben uns verändert, alle beide, nur in verschiedene Richtungen. Für dich ist alles klar und bestimmt. Du stehst vor der Beförderung, deine Freundin erwartet ein Kind und natürlich wirst du sie heiraten und mit ihr in eine Neubauwohnung ziehen, zwei oder sogar zweieinhalb Zimmer. Irgendwann später wird dann vielleicht ein zweites Kind dazukommen. Du wirst wieder befördert, dann kommen der Trabant und später ein Wartburg. Wir werden älter, die Kinder groß und alles geht weiter seinen sozialistischen Gang, bis dass der Tod uns scheidet …«

    »Und was ist daran schlecht?«, fragte er, obwohl ein Teil von ihm es bereits ahnte.

    »Nichts, nur dass ich nicht so leben möchte. Es nimmt mir die Luft zum Atmen und deshalb muss ich jetzt gehen und nicht erst in zehn Jahren, wenn alle Träume geplatzt sind und wir uns gegenseitig hassen.«

    »Ich verstehe nicht, was du meinst«, erwiderte er störrisch. »Was vermisst du denn? Du kannst doch tun und lassen, was du willst, oder habe ich dir jemals Vorschriften gemacht?«

    »Was ich vermisse? Fragst du das im Ernst? Merkst du denn nicht, wie eng und beschränkt unser Leben ist? Dass man uns vorschreibt, was wir zu denken und zu sagen haben, was wir lesen dürfen oder nicht und sogar welche Art von Musik für uns gut ist? Dass Orte wie Paris, London oder New York für uns unerreichbar sind, als lägen sie auf einem anderen Stern? Nein, du machst mir keine Vorschriften, das besorgen schon deine Genossen, und wenn ich nicht spure, ist es vorbei mit dem Studium und ich finde mich in irgendeiner Textilbude wieder.«

    »Aber das kannst du doch nicht mir vorwerfen, selbst wenn es so wäre, wie du sagst«, entgegnete der Mann gekränkt. »Das hat doch gar nichts mit uns zu tun.«

    »Doch, denn du hast dich damit abgefunden und tust, was man von dir erwartet. Ich kann das nicht, nicht mehr jedenfalls, und ich will es auch nicht. Ich muss meinen eigenen Weg finden.«

    »Und deshalb willst du alles wegwerfen, unsere Liebe und die gemeinsamen Jahre, weil dir plötzlich eingefallen ist, dass du deinen eigenen Weg gehen willst?« Seine Fassungslosigkeit wandelte sich in Zorn. Am liebsten hätte er sie gepackt und durchgeschüttelt. »Und was wird aus mir und unserem Kind?«

    »Es tut mir leid, dass es so weit gekommen ist, Peter«, sagte sie leise und machte eine Bewegung, als wolle sie nach seiner Hand greifen. »Und ich gebe dir auch nicht die Schuld. Wir hatten einen Traum, aber es war ein Kindertraum und jetzt ist er vorbei. Ich werde das Kind nicht bekommen.«

    Er wollte etwas sagen, sie anschreien, vielleicht sogar schlagen, aber er war wie gelähmt. Es war wie ein Schlag in den Magen, nein, eine ganze Serie von Schlägen, die ihm den Atem nahmen. Seine Kehle war wie zugeschnürt und so brachte er nur ein einziges Wort heraus, das eher ein Krächzen war: »Geh!«

    Sie sah ihn überrascht an und begriff augenblicklich, dass sie keine Zeit zu verlieren hatte.

    »Es tut mir leid«, flüsterte sie im Aufstehen, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. Doch dann griff sie nach ihrer Reisetasche, drehte sich um und ging. Beinahe lautlos fiel die Tür hinter ihr ins Schloss.

    Claudia Behrendt war schon fast an der Straßenbahnhaltestelle, als die Erstarrung von ihm abfiel. Wut und Schmerz brachen über ihn herein und er biss sich auf die Lippen, um sie nicht laut hinauszuschreien.

    Das wirst du bereuen, war alles, was er denken konnte. Und wie du es bereuen wirst …

    Höllenhaus

    »Na, komm schon, Schlampe, du weißt doch, wie es läuft«, sagte der Mann mit der Sonnenbrille und tätschelte der Frau die Wange. »Also mach es dir nicht schwerer, als es unbedingt sein muss.« Es lag etwas Lauerndes in seiner Stimme und dem aufgesetzten Lächeln, das eher einem Grinsen glich.

    Die Frau reagierte nicht, sondern starrte mit schreckgeweiteten Augen auf den leblosen Körper ihres Mannes, der zusammengesunken hinter der Tür lag. Unter seinem Kopf breitete sich eine dunkle Lache aus.

    Das Kind, ein etwa sechsjähriges Mädchen, das ein muskelbepackter Zwerg mit stumpfsinnigem Gesichtsausdruck, an beiden Armen gepackt hielt, wimmerte leise vor sich hin.

    »Gorilla!«, knurrte der Sonnenbrillenmann in Richtung des Vierschrötigen. »Schaff mir das Balg aus den Augen, du weißt schon, wohin. Das Rumgeheule verdirbt einem doch echt die Stimmung.«

    »Geht klar, Boss«, murmelte das Muskelpaket, klemmte sich das schreiende Kind wie eine Puppe unter den Arm und verließ den Raum. Mit einem dumpfen Geräusch fiel die schwere Holztür hinter ihnen ins Schloss. Das Schreien wurde leiser und erstarb schließlich.

    »Und jetzt zu dir, Blondie«, wandte sich der Wortführer an die Frau. »Zieh dich aus.« Alles Verbindliche war aus seiner Stimme geschwunden. »Oder soll ich nachhelfen?«

    Die Frau sagte immer noch nichts, sondern stand wie erstarrt.

    Die Tür klappte und der Vierschrötige kam zurück. Allein.

    »Kaputt«, sagte er mit einem blöden Grinsen und machte eine Bewegung, wie wenn man einem Huhn den Hals umdreht.

    Ein erstickter Aufschrei entrang sich der Kehle der Frau und sie starrte den Zwerg an wie ein Gespenst.

    »Also was ist nun, Schlampe?«, drängte der Sonnenbrillenmann und fasste ihr unters Kleid. »Wir haben nicht ewig Zeit.«

    »Ihr Schweine!«, stieß die Frau hervor und spuckte ihm ins Gesicht.

    Der Mann schlug ihr in den Magen, nur einmal, aber mit solcher Wucht, dass ihre Knie einknickten und ihr Körper erschlaffte.

    »Dann eben auf die harte Tour«, grinste er und packte die Frau unter den Achseln.

    »Das kannst du nicht machen, Schlitzer«, mischte sich der dritte Mann ein, der die Szene mit zunehmendem Widerwillen beobachtet hatte. Er war jünger als die anderen und sein hageres Gesicht wurde von einer wirren Mähne strähnigen Haares gerahmt. »Hör auf damit.« Es klang beinahe bittend.

    »Halt’s Maul, Schlamper«, erwiderte der Ältere verächtlich. »Beim letzten Mal hast du doch selber fröhlich mitgemacht. Also verdirb mir nicht den Spaß.«

    »Das war was anderes«, widersprach der Langhaarige halbherzig. »Die Alte hat geglaubt, sie kriegt uns noch irgendwie rum. Und es war auch kein Kind dabei. Wenn das rauskommt, machen die uns im Knast alle.«

    »Aber es kommt nicht raus, du Wichser!«, blaffte der Sonnenbrillenmann zurück. »Wir haben einen Deal, hast du das immer noch nicht geschnallt?«

    Mit einer heftigen Bewegung riss er der Frau das Kleid herunter, setzte sie auf den Tisch und stieß sie so hart zurück, dass ihr Kopf auf dem Holz aufschlug.

    »Musst ja nicht zusehen, du Memme«, knurrte der Mann, während er grinsend den Hosenstall öffnete. »Hau einfach ab!«

    Der Jüngere setzte zu einer Erwiderung an, begnügte sich dann aber mit einem zwischen den Zähnen herausgepressten »Drecksau!«, bevor er ging und die Tür hinter sich zuschlug.

    Martin Semmler, genannt »Schlamper«, war alles andere als sensibel. Er war schnell mit den Fäusten und hatte immer ein Messer dabei, falls es mal hart auf hart kam. Er trank seit seinem zwölften Lebensjahr, und da er inzwischen nicht mehr genug vertrug, um high zu werden, mischte er seit zwei, drei Jahren Codein dazu. Doch das Zeug gab es nur auf Rezept, und wenn er trotzdem rankommen wollte, wurde es teuer. Obwohl er nach wie vor bei seiner Mutter gemeldet war, übernachtete er zumeist bei irgendwelchen Kumpels oder weiblichen Zufallsbekanntschaften aus dem Umfeld seiner Clique. Meist hielten diese Beziehungen nicht lange, denn er hasste es, wenn Weiber herumzickten, statt sich um die Wirtschaft zu kümmern und die Beine breitzumachen, wenn ihm danach war.

    Da er meistens pleite war und damit auch außerstande, sich angemessen vollzudröhnen, war ihm das Angebot einer Kneipenbekanntschaft gerade recht gekommen, sich an einer angeblich »todsicheren« Sache zu beteiligen. Was war schon dabei, ein paar Schwachköpfen das Geld abzunehmen, die in den Westen abhauen wollten und dabei an die falschen Leute geraten waren? Auf seine Frage, was denn mit »verschwinden lassen« gemeint sei, hatte der Bekannte nur gegrinst und gemeint, dass er sich darum keine Sorgen machen müsste. Das war noch nicht einmal gelogen gewesen, denn um die Männer »kümmerte« sich Gorilla mit seinem Totschläger, während sein neuer Freund Schlitzer die Frauen erledigte, nachdem sie ihren Spaß gehabt hatten.

    Aber mit »Spaß« hatte das, was Schlitzer jetzt mit der Frau anstellte, nichts mehr zu tun. Ihre Schreie, die selbst durch die geschlossene Tür drangen, hatten inzwischen kaum noch etwas Menschliches an sich. Schlamper hielt sich die Ohren zu, und obwohl er wie immer noch halb zugedröhnt war, beschlich ihn eine düstere Ahnung: Das hier würde übel enden.

    Der Traum

    Viele Jahre später – er war längst nicht mehr jung und schon ein wenig mutlos geworden – hatte der Schriftsteller Markus Blau einen Traum.

    Er lief einen endlos erscheinenden Strand entlang, ohne Ziel oder Erinnerung an den Ort, von dem er aufgebrochen war. Markus lief einfach und manchmal, wenn die Sonne durch die Wolken brach und seine Haut wärmte, sang er. Das war einfach, denn er musste nur die Melodien aufnehmen, die in seinem Kopf waren. Und so sang er gemeinsam mit dem toten Jim Morrison: »Oh, moon of Alabama, we now must say goodbye. We’ve lost our good old mama and must have whisky, oh, you know why …«, während seine Beine wie von selbst den Rhythmus übernahmen und ihn vorwärts trugen, ohne dass er die Anstrengung spürte.

    Natürlich sang Markus nur, wenn er sich allein wähnte und kein Hindernis in Sicht war. Das Gelände vor ihm wechselte häufig seinen Charakter und manchmal versperrten ihm Dünen den Weg oder seltsam geformte Gebilde aus festgebackenem Sand, die er unmöglich überklettern konnte. Dann musste Markus landeinwärts ausweichen, was er nur ungern tat, denn jenseits des Strandes waren Häuser und Menschen. Einige von ihnen, eigentlich die meisten, kannte er von früher, was ihm jedoch kein bisschen seltsam erschien.

    Dennoch ging er derlei Begegnungen lieber aus dem Weg, denn in ihrer Nähe fühlte er sich nackt – er trug nur eine Badehose und hatte nicht einmal ein Handtuch bei sich – und unbehaglich. Manchmal riefen sie ihn heran und nötigten ihn, sich zu ihnen zu setzen und ihre Fragen und unerbetenen Auskünfte zu ertragen, was ihm umso unangenehmer war, da sie es gut meinten. Sie hatten ihren Platz gefunden, jedenfalls hatte es den Anschein, und ahnten nicht, dass sie ihn nur aufhielten.

    Im Moment jedoch war nichts dergleichen zu befürchten, denn Markus hatte die Siedlungen und Ferienanlagen bereits hinter sich gelassen und der Strand vor ihm unterschied sich kaum noch von den Dünenfeldern landeinwärts. Seine Aufmerksamkeit galt einzig der Beschaffenheit des Weges und dem Himmel über ihm, vor allem, wenn es kühl wurde und er darauf wartete, dass die Sonne durch die Wolken brach. Waiting for the sun …

    Manchmal versank er bis zu den Knöcheln, wenn er sich zwischen den Sandbergen durchkämpfte. Der Wind sang zwischen den Dünen, und wenn Markus wieder zu Atem gekommen war, summte er die Melodie leise mit.

    Er wusste nicht, wie lange er schon unterwegs war und wohin ihn sein Weg führen würde. Es war auch nicht wichtig. Hier draußen war er allein und konnte tun, wonach ihm der Sinn stand. Manchmal spielte er mit dem Gedanken, im Meer zu baden, aber dann schob sich wieder eine Wolke vor die Sonne und hielt ihn davon ab. Also lief er weiter, immer weiter, von einer unbestimmbaren Sehnsucht getrieben, die vielleicht auch nur darin bestand, alles hinter sich zu lassen, was gewesen war.

    Dann hörte er die Stimmen, einzelne Wortfetzen und Gelächter, ohne dass er in dem unebenen Gelände die Urheber ausmachen konnte. Aber es waren junge Leute, daran bestand kein Zweifel, was die Möglichkeit, dass es sich um Bekannte handelte, weitgehend ausschloss. Markus’ Jugend lag lange zurück und er war sich der mangelnden Attraktivität seiner äußeren Erscheinung schmerzhaft bewusst. Er wollte nicht ausgelacht oder bemitleidet werden, also ging er einer Begegnung besser aus dem Weg. Markus verließ den unmittelbaren Strandbereich und lief ein paar Dutzend Meter landeinwärts. Dann nahm er die ursprüngliche Richtung wieder auf und sah sich wenig später einer übermannshohen Düne gegenüber, die sich so weit ins Land erstreckte, dass ein Ausweichen unmöglich schien. Die Stimmen kamen jetzt von unterhalb aus Richtung Meer, wo Markus eine Badebucht vermutete, die nur aus der Gegenrichtung erreichbar war. Wenn er weiterkommen wollte, musste er entweder die Düne überqueren oder einen endlosen Umweg in Kauf nehmen.

    Markus entschied sich für den Aufstieg. Der Sand war weich wie frisch gefallener Schnee und bald sanken seine Füße so tief ein, dass er auf allen vieren weiterklettern musste. Der Aufstieg ließ sich so viel leichter bewältigen, auch wenn ihm bewusst war, dass er keine besonders gute Figur dabei machte. Immer wenn der auflandige Wind die Rufe und das Gelächter der Jungen zu ihm herauftrug, zuckte er innerlich zusammen in der Furcht, entdeckt zu werden. Markus hatte zwar seine Erinnerungen hinter sich gelassen, nicht aber seine Angst vor dem Urteil anderer.

    Als er endlich den Scheitel der Düne erreicht hatte, ließ er sich erschöpft in den Sand sinken und wartete, bis sich sein Atem beruhigt hatte.

    »Bravo!«, sagte jemand in unmittelbarer Nähe und Markus sah erschrocken auf. Es war eine junge Frau, die kaum ein Dutzend Meter voraus auf einer Felskuppe saß, die wie ein dunkler Höcker aus dem Dünensand ragte. Markus hätte zwar schwören können, dass der Platz eben noch leer gewesen war, aber das änderte nichts an der Realität der Erscheinung.

    »Hey!«, rief die Frau und winkte ihm zu wie einem alten Bekannten. Und in gewisser Weise war er das auch. Ihre nackten Beine baumelten über dem Abgrund und der Wind zauste ihr Haar, das ihr Gesicht wie eine dunkle Mähne umhüllte. Markus verspürte ein Brennen in der Kehle. Sie war es, ohne jeden Zweifel, und daran änderte auch der Umstand nichts, dass er länger nach ihr gesucht hatte, als die Frau da vorn an Jahren zählte. Jetzt, endlich, hatte er sie gefunden!

    Als Markus aufstand, war es nicht mehr der weiche Sand, der ihn ins Taumeln brachte. Es waren seine Knie, die er kaum noch spüren konnte. Die Frau ließ ihn nicht aus den Augen, während er ihr entgegenging, und das war gut so, denn ihr Blick hielt ihn fest und half ihm, das Gleichgewicht zu bewahren. Er schaffte es, obwohl ihn jeder Schritt Überwindung kostete, denn Markus war nicht schwindelfrei und die Steilküste vor ihnen fiel gut zehn Meter nach unten ab.

    »Na, siehst du?«, sagte die Frau lächelnd, als er schließlich neben ihr saß und sich krampfhaft bemühte, nicht nach unten zu schauen. »Jetzt hast du mich also gefunden oder wir uns.«

    Markus nickte. Er liebte diese Stimme und ihren Blick, der nicht wie der eines Mädchens war und vielleicht nicht einmal wie der eines Menschen. Er konnte sich in ihm verlieren und genau das hatte er jetzt vor. »Ich bin müde.«

    »Wirklich?«, fragte die Frau zweifelnd. »Es ist kühl hier oben. Gibst du mir mein Tuch?«

    Er fand es und legte es ihr über die Schulter. Dabei berührte er wie zufällig ihre Wange und spürte die Wärme ihrer Haut.

    »Dir ist nicht kalt«, sagte er, als sich ihre Blicke trafen.

    »Nein«, flüsterte die Frau und nahm seine Hand. »Und du bist noch längst nicht müde, Markus Blau. Nur ein bisschen mutlos.«

    Sie hatte recht. Er wollte sie an sich ziehen, aber in diesem Augenblick geschah etwas. Es war wie ein Riss in der Wirklichkeit, eine Kraft, die ihn ergriff und zurückschleuderte an einen fernen, dunklen Ort.

    Markus war nicht wirklich wach, nur im Halbschlaf, und irgendwie gelang es ihm, in seinen Traum zurückzukehren. Nur war der Ort, an dem er in ihn eintauchte, nicht mehr derselbe. Zwar war da immer noch das Meer, aber der Strandabschnitt war ein anderer, auch wenn er ihm vage bekannt erschien.

    »Haalloo Mark – huhuh!«

    Der Ruf kam von der Poolanlage des Hotels zur Rechten und Markus wusste sofort, wem die Stimme gehörte: Vroni. Schließlich war er schon einmal hier gewesen. Die Szene war ihm immer noch ein wenig peinlich, deshalb drehte er sich auch nicht um, sondern ging einfach weiter.

    »Hey, nun wart doch mal!« Er hätte es wissen müssen. So leicht ließ Vroni sich nicht abschütteln.

    Markus ergab sich in sein Schicksal und drehte sich nun doch um. Eine elegant gekleidete Frau stöckelte leicht schlingernd, aber erstaunlich zielstrebig auf ihn zu. Wenn man nicht zu genau hinsah, war Vroni noch immer eine Augenweide. Mit ihrem dunklen Teint, dem knapp geschnittenen weißen Kostüm und der hochgesteckten Sonnenbrille sah sie aus wie ein Filmstar. Abenteuer in Rio …

    »Markus Blau, ich glaub’s nicht!«, rief sie so enthusiastisch, dass selbst entfernt sitzende Gäste und Strandbesucher interessiert aufschauten. Markus wäre am liebsten in den Boden versunken.

    »Vroni, du?«, sagte er stattdessen und verzog das Gesicht zu einem gequälten Lächeln. Ihr Sturmschritt und die besitzergreifend erhobenen Arme ließen nichts Gutes erwarten.

    Da war sie auch schon heran, in einer Wolke aus Parfüm und Gin-Aroma, und umarmte ihn so fest, dass Markus um seine Rippen fürchtete. Vroni war schon damals ein großes Mädchen gewesen und inzwischen waren wohl noch einige Pfunde dazugekommen, die sie mit in die Waagschale werfen konnte. Nach zwei Wangenküssen links und rechts küsste sie ihn auf den Mund und versuchte, ihre Zunge zwischen seine Lippen zu schieben. Sie hatte wohl doch schon eine Menge intus. Markus hielt die Zähne geschlossen und tat so, als hätte er es nicht bemerkt.

    Er wusste, dass er keine besonders gute Figur dabei machte, aber was sollte er tun? Sie etwa wegstoßen – Vroni? Unvorstellbar. Immerhin hatte es eine Zeit gegeben, in der er von einer Umarmung wie dieser geträumt hatte. Er sah sie immer noch vor Augen, wie sie auf dem Schulhof stand mit ihrem rot geschminkten Schmollmund, dem nackenlangen Haar und einem Nichts von Minirock, unter dem hin und wieder ihr weißer Slip aufblitzte. Wie oft hatte er sich damals vorgestellt, sie würde ihn für ihn ausziehen …

    »Hey, du freust dich ja doch«, kicherte Vroni und drohte ihm schelmisch mit dem Zeigefinger. Offenbar hielt sie sich immer noch für unwiderstehlich. »Darauf sollten wir trinken. Gibst du der kleinen Vroni einen aus?«

    Ihr Atem roch nach Gin und ihr halb geöffneter Mund hatte etwas von einer fleischfressenden Pflanze. Markus’ Erregung verflog.

    »Hab kein Geld dabei«, murmelte er verlegen, »und ich muss jetzt auch weiter.«

    »Schade«, sagte Vroni und ließ die Schultern sinken. Für einen Augenblick fiel alles Gekünstelte von ihr ab und Markus sah das Gesicht einer traurigen alten Frau.

    »Du warst doch auch in mich verknallt damals, nicht wahr?«, fragte sie so hoffnungsvoll, dass es ihm wehtat.

    »Ja, Vroni«, sagte er ernst. »Du warst das hübscheste Mädchen, das ich kannte. Ich hab sogar von dir geträumt.« Er machte eine Bewegung, die nichts mit träumen zu tun hatte.

    Sie kicherte und er konnte sehen, wie der Glanz in ihre Augen zurückkehrte.

    »Danke, Mark, das war besser als ein Drink; mach’s gut.«

    »Mach’s gut, Vroni.«

    Sie warf ihm eine Kusshand zu und stöckelte hoheitsvoll zurück zur Hotelterrasse.

    Markus sah ihr nach, und als er sich schließlich zum Gehen wandte, wurde ihm klar, dass er keinerlei Vorstellung hatte, in welche Richtung er sich wenden sollte. In jedem Fall musste er weg von hier, denn er hatte noch immer das Gefühl, von allen Seiten angestarrt zu werden. Also lief er weiter den Strand entlang, bis er das Hotel und die letzten Badegäste hinter sich gelassen hatte.

    Noch war die Landschaft um ihn herum konsistent, dennoch verspürte er ein leichtes Schwindelgefühl, als verlöre sein Körper an Gewicht. Bevor er einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde das Schwindelgefühl übermächtig. Er hatte das Gefühl zu schweben, aber das war nur ein Moment, bevor ihn eine heftige Sturmböe ergriff und davontrug. In der Erwartung, jeden Augenblick zurück ins Dunkel zu stürzen, überließ er sich der Bewegung und öffnete die Augen erst wieder, als er plötzlich wieder Boden unter seinen Füßen spürte.

    Es war die gleiche Düne, die sich vor ihm erhob, davon war Markus augenblicklich überzeugt. Und die Rufe und das Gelächter, die der Wind vom Strand herübertrug, verstärkten das Déjà-vu-Gefühl.

    Sie ist hier, dachte Markus überzeugt, als er sich an den Aufstieg machte. Alles ist wie beim letzten Mal.

    Wieder versank er bis zu den Knien im feinkörnigen Sand und konnte sich nicht anders helfen, als die Hände zu Hilfe zu nehmen. Doch dieses Mal störte er sich kaum noch daran. Es war nicht wichtig, wie er sein Ziel erreichte.

    Markus kroch weiter auf allen vieren aufwärts und ließ sich auch nicht beirren, wenn der Sand unter ihm nachgab und er ein Stück zurückrutschte. Beim letzten Mal war es ähnlich gewesen, aber schließlich hatte er den Aufstieg doch geschafft. Es gab also keinen Grund, an sich zu zweifeln …

    Dennoch dauerte es eine halbe Ewigkeit, bis Markus endlich den Scheitel der Düne erreicht hatte. Er zögerte jedoch, sich aufzurichten, um Ausschau nach ihr zu halten. Vielleicht sollte es ja auch so sein, dass sie ihn zuerst entdeckte.

    Unsinn!, korrigierte er sich und richtete sich auf. Sie weiß, dass ich hier bin. Woher diese Gewissheit kam, war Markus selbst nicht ganz klar, aber das änderte nichts an seiner Überzeugung. Bei ihr würde er finden, wonach er gesucht hatte. Genau hier war es gewesen und eigentlich musste er sich nicht einmal umdrehen, um zu wissen, dass sie hier war. Aber er tat es natürlich dennoch.

    »Hey!«, rief die junge Frau und winkte ihm zu. Markus verspürte ein Brennen in der Kehle. Sie war es, ohne jeden Zweifel, und sie hatte auf ihn gewartet …

    Im Augenblick waren Erschöpfung und Zweifel vergessen. Markus sprang auf und lief ihr entgegen, ohne auf den Weg oder die Umgebung zu achten. Er sah nur sie, und als die Frau aufstand und ihm noch einmal zuwinkte, stahl sich zum ersten Mal seit langer Zeit ein Lächeln auf seine Lippen. Nur noch ein paar Schritte …

    Als sich die Frau plötzlich umwandte und die Arme ausbreitete, glaubte Markus zunächst an einen Scherz. Vielleicht wollte sie ihm einen Schreck einjagen, da sie doch wusste, dass er nicht schwindelfrei war.

    Doch dann sah Markus sie springen, leichtfüßig und elegant, als könne die Luft sie tatsächlich tragen, und blieb wie erstarrt stehen. Er wartete auf den unvermeidlichen Absturz und hielt sich die Ohren zu, um ihren Schrei nicht hören zu müssen. Doch im nächsten Augenblick geschah etwas, das Markus an seinen Sinnen zweifeln ließ. Oder hatte er tatsächlich gesehen, wie ihre Arme zu Schwingen wurden und ihr wehendes Haar zu einem Federkleid? Er konnte es nicht glauben, aber wo war der große dunkle Vogel sonst hergekommen, der sich vor seinen Augen in die Lüfte geschwungen hatte? Wenn er den Kopf in den Nacken legte, konnte er ihn immer noch über der Küste kreisen sehen und manchmal glaubte er sogar, einen hellen triumphierenden Schrei zu hören.

    Langsam, immer noch halb benommen, ging Markus weiter. Vielleicht wollte er sich vergewissern, dass ihr tatsächlich nichts geschehen war, oder auch nur dem Ort nah sein, an dem sie sich eben noch aufgehalten hatte. Vor allem aber war es wohl die verzweifelte Hoffnung, dass sie vielleicht doch noch zurückkehren würde, wenn sie sah, wie es um ihn stand.

    Wie in Trance setzte Markus einen Schritt vor den anderen, bis er schließlich die Felskuppe erreicht hatte, auf der er schon einmal gesessen hatte – neben ihr. Das Kribbeln im Magen, das er damals empfunden hatte, war verschwunden und selbst der Blick in die Tiefe vermochte ihn nicht mehr zu schrecken. Eigentlich war es ganz einfach: Er brauchte nur die Augen zu schließen und weiterzugehen, einen einzigen Schritt vorwärts, und alles war vorbei. Vielleicht war das ihre Botschaft gewesen …

    Dennoch zögerte er, weniger aus Furcht als vielmehr aus einer sentimentalen Anwandlung heraus. Vorsichtig ließ er sich auf der Felskante nieder, hier, wo sie gesessen und – vielleicht – auf ihn gewartet hatte. Er wolle sehen, was sie gesehen hatte, und so ließ er seinen Blick schweifen bis hin zu jenem dunstigen Streifen, an dem sich Himmel und Meer berührten. Gedankenverloren strich er mit der Hand über den glatten Fels und bildete sich ein, noch ein wenig von ihrer Wärme darauf zu spüren.

    Plötzlich stieß seine tastende Hand auf etwas, das sich anders anfühlte als Sand oder Stein. Instinktiv zuckte er zurück und registrierte verblüfft, dass es eine Art Zeichenmappe war, die irgendjemand hier zurückgelassen hatte.

    Hatte sie damit zu tun? Markus wusste es nicht, aber die Vermutung war naheliegend. Vorsichtig nahm er die lederne Mappe zur Hand und betrachtete sie von allen Seiten, fand jedoch keinerlei Hinweis auf ihren Besitzer oder den Inhalt.

    Mit einem unguten Gefühl öffnete er den Verschluss und klappte die Mappe auf. Der oberste Bogen war leer bis auf eine winzige handgeschriebene Widmung:

    Bilder sind wie Türen,

    die sich dem öffnen,

    der sie zu deuten weiß.

    Fedora

    Hatte sie das geschrieben? Und wenn ja, was wollte sie ihm damit sagen? Den Namen Fedora hatte er nie zuvor gehört …

    Behutsam entfernte Markus das Deckblatt und starrte betroffen auf das erste Bild, das ein einzeln stehendes Haus vor dem Hintergrund eines bewaldeten Steilhangs zeigte, der nur einen schmalen Streifen Himmel frei ließ. Das Haus lag im Schatten und wirkte düster und kalt. Der unbekannte Künstler hatte die Atmosphäre gut getroffen, denn es war tatsächlich eine Zeichnung, keine Fotografie.

    Markus hatte das Haus sofort erkannt, schließlich war er dort aufgewachsen: Talstraße 8, das letzte Haus vor Sing Sing und dem Hammerbusch, wie die Anwohner das angrenzende Waldstück nannten. Es war sein Elternhaus, aber Markus hatte es nie gemocht. Es roch schlecht, feucht und muffig, und die Bäume ringsum versperrten den Blick auf den Himmel. Der einzig helle Raum war die Veranda auf der Südseite, aber das war das Arbeitszimmer seines Vaters gewesen, in dem er nichts zu suchen hatte. Vielleicht waren es die Schatten gewesen, die das Haus als kalt und abweisend erscheinen ließen, oder es war etwas darin geschehen, das die Wärme und das Lachen daraus vertrieben hatte. Wenn ja, dann war das vor seiner Zeit gewesen und man hatte ihm wie üblich nichts davon erzählt. Doch selbst wenn das Haus kein düsteres Geheimnis hütete, war es für ihn nie ein Ort gewesen, an dem er sich wohlgefühlt hatte.

    Falls sich dort tatsächlich eine Tür befand, dann wollte er sie ganz bestimmt nicht öffnen. Manchmal war es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Sicherlich enthielt die Mappe noch andere, weniger deprimierende Bilder …

    Doch seine Hoffnung wurde enttäuscht. Auch die nächste Zeichnung wurde von Schatten dominiert, sodass er einen Augenblick brauchte, um die Einzelheiten zu erkennen. Das dunkle Mauergeviert tief im Schatten der umstehenden Bäume wäre einem unbefangenen Betrachter kaum aufgefallen, zumal es von Efeu überwachsen war. Aber Markus war kein unbefangener Betrachter und so erschauerte er, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Es war ein Brunnen – der Brunnen –, und diesmal musste er seine Erinnerung nicht erst bemühen. Sie war allgegenwärtig. Mit einem Mal erschienen ihm die Bäume ringsum trotz ihrer düsteren Dominanz beinahe als tröstlich, denn er wusste um die wirkliche Dunkelheit, die hinter dem rostigen Gitter der Brunnenabdeckung lauerte. Dennoch gelang es ihm nicht, seinen Blick von der Zeichnung abzuwenden. Fast schien es, als rücke das Bild näher, je länger er es betrachtete, und vielleicht war es auch so, denn er erkannte immer mehr Einzelheiten, die ihm zuvor entgangen waren.

    Plötzlich kehrte das Schwindelgefühl zurück, doch es war nicht die Nähe des Abgrunds, die das Kribbeln in seiner Magengrube auslöste, sondern das Bild selbst, das seinen Blick festhielt und ihn immer tiefer in sich hineinzog. Bevor Markus reagieren konnte, verlor sein Körper an Gewicht und er flog, nein, stürzte direkt hinein in diese dunkle Landschaft, die mit atemberaubender Geschwindigkeit an Struktur gewann. Markus fiel wie ein Stein und sein Körper krampfte sich zusammen, als er den Waldboden auf sich zurasen sah. Doch es gab keinen Aufprall, keinen Schmerz, nur einen Augenblick völliger Orientierungslosigkeit, bevor er erwachte.

    Dieses Mal gab es keine Rückkehr und so versuchte Markus auch gar nicht, sich in die Dunkelheit zurückfallen zu lassen. Blinzelnd schaute er zur Uhr: schon zwanzig nach sieben. Er hörte Vogelgezwitscher und durch die Ritzen der Jalousien schimmerte es hell. Vielleicht schien draußen sogar die Sonne.

    Immer noch ein wenig benommen, tastete er nach seinen Hausschuhen und stapfte schließlich ins Bad. Doch selbst das helle Sonnenlicht und die gewohnte Umgebung vermochten die Traumbilder nicht auszulöschen und das Gefühl des Verlustes blieb gegenwärtig.

    Markus sah die Frau noch immer vor sich, wie sie die Arme ausbreitete und sprang – ohne auch nur einen Moment lang zu zögern, als wüsste sie, dass die Luft sie tragen würde. Vielleicht war es tatsächlich eine Botschaft

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