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Fateful: Schicksalsmelodie
Fateful: Schicksalsmelodie
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eBook365 Seiten4 Stunden

Fateful: Schicksalsmelodie

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Über dieses E-Book

Was wärst du bereit zu tun, um die Liebe deines Lebens zu retten?

Als Leni mit ihren Freundinnen einen unbeschwerten Urlaub auf Mallorca verbringt, ahnt sie nicht, dass eine Begegnung ihr ganzes Leben verändern wird. Denn David ist attraktiv, nett und kann verdammt gut tanzen. Im Sturm erobert er ihr Herz, sodass sie sich in Berlin am Brandenburger Tor wieder treffen wollen. Doch David kommt nicht.
Als sie den Grund erfährt gerät ihre Welt aus den Fugen. David und sie haben keine Zukunft, denn ihre Liebe ist zum Scheitern verurteilt. Doch ein unerwartetes Geschenk bringt Hoffnung, ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Was hat es mit der seltsam vertrauten Melodie auf sich, die immer wieder erklingt? Und wird es Leni gelingen, das Schicksal abzuwenden, um mit David zusammen sein zu können?
SpracheDeutsch
HerausgeberLycrow Verlag
Erscheinungsdatum21. Feb. 2024
ISBN9783910791060
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    Buchvorschau

    Fateful - Jenn Roberts

    Impressum

    Titel: Fateful – 2 – Schicksalsmelodie

    Autorin: Jenn Roberts

    ISBN: 978-3-98942-275-9

    © 2024 Lycrow Verlag

    Auflage 1

    Alle Rechte vorbehalten.

    Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Verlag verantwortlich. Jede Verwendung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig.

    Lycrow Verlag GbR

    Schillerstraße 8

    17266 Teterow

    info@lycrowverlag.de

    Bestellung und Vertrieb:

    Nova MD GmbH, Vachendorf

    Widmung

    Für alle, die glauben, dass irgendwo dort draußen jemand ist, der dich hört, der dasselbe unvollständige Lied singt, der sucht und ziellos umhertreibt,

    bis man sich begegnet.

    Es könnte der Beginn von etwas Großartigem sein.

    Playlist

    Madonna – Holiday

    Pulsedriver, Tim Savey – We Are Tonight

    Luis Fonsi, Daddy Yankee – Despacito

    In Paradies – Moments We Live For

    Richard Marx – Right Here Waiting

    The Everly Brothers – All I Have To Do Is Dream

    Imagine Dragons – Bones

    Ed Sheeran – Eyes Closed

    Spieluhr, Gutenacht-Fee Twinkle – Die Loreley

    SMR LVE, Eric Lumiere – With Or Without You

    Ian Hooper – Voodoo

    Ed Sheeran – Shivers

    James Blunt – Goodbye My Lover

    Coldplay – The Scientist

    Enigma – Return to Innocence

    David Kushner – Daylight

    Die Lorelei - Heinrich Heine

    Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,

    Dass ich so traurig bin;

    Ein Märchen aus alten Zeiten,

    Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

    Die Luft ist kühl und es dunkelt,

    Und ruhig fließt der Rhein;

    Der Gipfel des Berges funkelt

    Im Abendsonnenschein.

    Die schönste Jungfrau sitzet

    Dort oben wunderbar,

    Ihr goldnes Geschmeide blitzet,

    Sie kämmt ihr goldenes Haar.

    Sie kämmt es mit goldenem Kamme

    Und singt ein Lied dabei;

    Das hat eine wundersame,

    Gewaltige Melodei.

    Den Schiffer im kleinen Schiffe

    Ergreift es mit wildem Weh;

    Er schaut nicht die Felsenriffe,

    Er schaut nur hinauf in die Höh’.

    Ich glaube, die Wellen verschlingen

    Am Ende Schiffer und Kahn;

    Und das hat mit ihrem Singen

    Die Lorelei getan.

    (Heinrich Heine)

    Das leichte Flattern der Flügel eines Schmetterlings mag bis zur anderen Seite der Welt spürbar sein. – Chinesisches Sprichwort

    1: Holiday

    „Das wird der Wahnsinn."

    „Oh ja, das Gefühl habe ich auch."

    „Die beste Idee, die wir seit langem hatten."

    „Ganz genau."

    Während sich meine drei besten Freundinnen voller Vorfreude über die nächsten Tage unterhielten, grinste ich still in mich hinein. Doch dann passierte es.

    „Oh, Shit. Gequält verzog ich das Gesicht. Sofort begann der Schmerz in meinem Zeh wild zu pochen. Mein viel zu großer Koffer war mir aus den Händen geglitten und mit voller Wucht direkt auf meinen Fuß gefallen, als ich ihn aus dem Taxi hieven wollte. „Verdammt.

    „Alles okay?"

    „Nein."

    Mit knirschenden Zähnen stellte ich mein Gepäck neben mir ab und hob das Bein, um mir die Verletzung anzusehen. Hätte ich meine allerliebsten Chucks angezogen, wäre das sicher nicht passiert. So aber zierte jetzt durch den nicht vorhandenen Schutz der Flipflops, die ich stattdessen gewählt hatte, eine blutige Schramme meinen rechten großen Zeh.

    Ein zischender Laut entfuhr mir, als ein Blutstropfen auf den Boden fiel.

    Ich kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, das in meinem Inneren unaufhaltsam aufzog, hörte bereits das leise Sausen in den Ohren und spürte die Ohnmacht an meinen Nerven kratzen. Alle Umgebungsgeräusche rückten in den Hintergrund und ließen mich für den Bruchteil von Sekunden Bilder sehen.

    Ich stand auf einer Anhöhe. In der Ferne breiteten sich Hügel aus, mir zu Füßen lagen ein dichtes Wäldchen und ein Fluss. Der Wind heulte in den Bäumen um mich herum und zerrte an den Ästen. Am Himmel über mir wirbelten schwere, dunkle Wolken. Ein Unwetter zog auf. Ich konnte fühlen, wie es sich in Sekundenschnelle ausbreitete.

    Schnell strich ich mir das zerzauste Haar aus dem Gesicht und ließ den Blick unruhig hin und herschweifen. Irgendetwas suchte ich, aber ich wusste nicht, was. Ich wartete, aber ich wusste nicht, worauf. Intuitiv spürte ich, dass mir die Zeit davonlief.

    Ohrenbetäubendes Donnern ertönte …

    „Leni?"

    Schnell blinzelte ich und versuchte, damit die Bilder vor meinem inneren Auge zu verscheuchen.

    Was war das denn gerade gewesen?

    Mit aller Macht konzentrierte ich mich wieder auf das Hier und Jetzt und schob das merkwürdige Gefühl, das die kurze Flut von Bildern in mir ausgelöst hatte, vehement zur Seite. Tief atmete ich durch und schüttelte dabei leicht den Kopf. „Du blutest, informierte mich meine Schwester, die an meine Seite getreten war. „Soll ich mir das mal angucken?

    Ich wusste selbst, dass ich blutete. Und sie wiederum wusste, dass mir bei dem Anblick schlecht wurde. Ob meins oder das eines anderen Menschen, ich konnte es einfach nicht sehen, ohne dass mir dabei schwarz vor Augen wurde. Umso mehr bewunderte ich meine Zwillingsschwester Josy, die Medizin studierte. Etwas, das mir vollkommen fernlag. Als angehende Ärztin war sie meine erste Wahl, wenn es um die Erstversorgung ging. Also nickte ich kurz und ließ sie ein Pflaster auf die Wunde kleben.

    Ich wandte den Blick von der Wunde ab und richtete meine Aufmerksamkeit auf meine zwei anderen Freundinnen, die ebenfalls ihre Rollkoffer aus dem Kofferraum geholt hatten.

    Die Gepäckstücke waren allesamt ähnlich bis auf das von Lynn. Zwischen ihren Beinen stand nur ein großer Rucksack auf dem Asphalt, der vermutlich nicht einmal komplett gefüllt war. Nichts anderes hatte ich von ihr erwartet, denn sie war von uns vieren schon immer die Pragmatischste gewesen. Sie würde für die kommende Woche nur Bikini und Sonnenbrille brauchen, mehr nicht.

    Wir sicher auch, aber wen interessierte das?

    Man musste für alle Eventualitäten gewappnet sein, oder? So hatte ich für unseren Mädels-Mallorca-Trip neben diverser Bademode natürlich auch ein Party- und ein Strandoutfit eingepackt, etwas für die kälteren Abende, etwas für die heißen Tage und das obligatorische kleine Schwarze. Man konnte schließlich nie wissen.

    „Ich will jetzt sofort den Strand sehen", meinte Mathilda eifrig.

    „Wir sollten erstmal einchecken und unsere Klamotten auspacken, warf Lynn ein. Sie hatte den Taxifahrer bereits bezahlt und war dabei, ihren Rucksack zu schultern. „Danach können wir uns umsehen.

    Josys Augen funkelten amüsiert und ich wusste genau, was sie dachte. Auch, wenn sie für ihre Aussagen von Mathilda ein fettes Augenrollen erntete, wussten wir alle, dass wir ohne Lynn verloren wären. Sie war immer organisiert, praktisch veranlagt und wusste, was zu tun war. Sicher hatte sie sich im Vorfeld über alle möglichen Partys, Bars und Strände genauestens informiert und einen Plan entwickelt, was wir wann am besten tun könnten.

    Wundern würde es mich nicht.

    „Meint ihr, wir lernen hier schnuckelige Typen kennen?", fragte Mathilda.

    Sie kippte ihren Koffer und begann, ihn hinter sich herzuziehen, um auf das große helle Gebäude am Ende der Auffahrt zuzugehen. Ihre hellen Locken wippten dabei um ihren Kopf.

    „Ich denke, du hast einen Freund?"

    Lynn warf ihr einen skeptischen Blick über die Schulter zu.

    „Was in El Arenal passiert, bleibt in El Arenal, zwinkerte sie und schnalzte schließlich mit der Zunge. „Darauf sollten wir uns einigen.

    Ich lachte leise vor mich hin und entspannte mich, weil die Bilder mittlerweile so weit in den Hintergrund gerückt waren, dass sie kaum mehr eine Rolle spielten. Josy sprach schließlich das aus, was ich gerade gedacht hatte. „Sind wir jetzt bei Hangover, oder was?"

    „Wieso nicht?", erwiderte Mathilda schulterzuckend. „Dies wird unser Freundinnen-Urlaub, und wir sollten verdammt viel Spaß dabei haben.

    Nur vielleicht ohne Tätowierungen, von denen wir später nichts mehr wissen, oder irgendwelchen Tigern und Kriminellen, die uns bedrohen."

    „Und wir sollten niemanden verlieren", gab Josy zu bedenken und bedachte jede von uns mit einem vielsagenden Blick.

    „Ganz richtig."

    Mittlerweile hatten wir die helle Lobby des Drei-Sterne-Hotels betreten. Während Josy und Mathilda in eine Diskussion verfielen, was wir von dem Film mit Bradley Cooper auf keinen Fall auf uns übertragen sollten, sah ich mich zu allen Seiten um.

    Die beigefarbenen Fliesen waren auf Hochglanz poliert, an den eckigen Säulen, die den weiten Raum säumten, hatte man Spiegel angebracht, in denen wir überall unsere kleine Gruppe sehen konnten. Rechts von uns befand sich ein Wartebereich mit diversen Sitzgruppen aus ausladenden Korbsesseln, auf denen hellblaue Sitzkissen lagen, und kleinen Tischen. Zwei braungebrannte Typen mit enganliegenden Shirts und weiten Shorts saßen dort nebeneinander und tippten schweigend auf ihren Smartphones herum, ohne uns auch nur eines Blickes zu würdigen. Eine Sitzgruppe weiter fläzte ein anderer Typ in schwarzen Jogpants und Muskelshirt in seinem Sessel. Er hatte ein ebenfalls schwarzes Basecap auf dem Kopf, das er so tief ins Gesicht gezogen hatte, dass ich ihn gar nicht richtig erkennen konnte, und doch zupfte ein Gefühl an meinem Inneren.

    War es ein Erkennen?

    Wie angewurzelt blieb ich stehen und starrte ihn an, musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen und wartete auf die leuchtende Eingebung.

    Nichts.

    „Was ist mit dir, Leni?", fragte mich Lynn, die stehen geblieben war, um an meine Seite zu treten.

    Im ersten Moment wusste ich nicht, was sie meinte, und zuckte unwillkürlich zusammen. Ich riss meinen Blick von dem halbschlafenden Typen los und sah sie verständnislos an. „Hmmm", machte ich.

    „Was ist mit dir?", wiederholte meine Freundin ihre Frage.

    Kurz dachte ich darüber nach, bis ich wusste, worauf sie hinauswollte. Die letzten Monate waren hart gewesen und hatten mir einen Teil meiner selbst geraubt. Meine Gelassenheit, die ich immer sehr an mir gemocht hatte, war mehr und mehr verschwunden, und ich musste sie unbedingt zurückbekommen, weil ich mich seitdem nur halb wie ich selbst fühlte.

    „Ich denke, ich will einfach nur ins Meer springen." Als ich diesen Gedanken nun laut aussprach, konnte ich es wirklich kaum erwarten, endlich dort anzukommen und in die kühlen Wellen des Mittelmeeres zu laufen. Das Salz auf meiner Haut zu spüren, wenn das Wasser in der Sonne trocknete.

    Ich wusste, ich würde das Gefühl lieben.

    „Ich auch, stöhnte Lynn und zog ihren Haargummi vom Handgelenk, um sich die fast schwarzen Locken zu einem unordentlichen Dutt auf dem Kopf zusammenzubinden. Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie fügte trocken mit einem leichten Nicken auf Josy und Mathilda hinzu: „Wenn die beiden weiterhin über Hangover-Pläne nachdenken, muss ich sie wohl oder übel im Meer ertränken.

    Kichernd stupste ich sie von der Seite an. „Die beiden sind glücklich verliebt. Sie werden einen Teufel tun, ihre überaus wundervollen Beziehungen zu gefährden."

    „Sicher?"

    „Sicher", nickte ich überzeugt. Weder Josy noch Mathilda würden sich einen heißen Beachboy anlachen, dafür war der Weg zu ihren Liebsten in den letzten Monaten viel zu steinig gewesen. Ich würde meine Hand für die beiden ohne Bedenken ins Feuer legen.

    Links von uns erwartete uns lächelnd eine Hotelmitarbeiterin in einem hellblauen Hosenanzug an der Rezeption. Nachdem wir eingecheckt und in unseren Zimmern angekommen waren, suchten wir schnell unsere Badesachen aus den Koffern. Meinen stellte ich danach achtlos in eine Ecke, während Lynn ihren Rucksack auf ihre Seite des Bettes legte. Sicher waren die anderen beiden in ihrem Zimmer gerade auf die gleiche Weise beschäftigt.

    Bikini an und ran ans Meer.

    Schnell zog ich mir die Radlerhose und das graue Oversize-Shirt aus, schlüpfte aus der Unterwäsche, um sofort meinen roten Bikini mit Volants über der Brustpartie anzuziehen. Lynn war derweil im Badezimmer verschwunden. Keine zwei Minuten später kam sie mit einem maritim angehauchten hellblauen Badeanzug heraus, der in Pantys über ihren strammen Beinen endete. Sie fischte ein weites, weißes Strandshirt aus dem Rucksack und zog es sich schnell über den Kopf. Auf ihrer Brust thronte nun ein pinker, kreisförmiger Schriftzug. „Live. Love. Pacific Beach."

    Sie grinste. „Ich wäre dann so weit."

    „Gut, ich auch." Eilig schlüpfte ich wieder in meine Flipflops, natürlich nicht ohne auf das Pflaster an meinem Zeh zu achten, und schnappte mir ein Handtuch. Gemeinsam verließen wir unser Zimmer und klopften an die Tür neben unserer. Aus dem Raum hörten wir bereits Gekicher, das sich näherte. Wenige Sekunden später öffnete Josy uns die Tür und trat mit Mathilda hinaus auf den Flur.

    Schwatzend liefen wir zu viert durch den freundlich wirkenden Korridor mit dem weinroten Teppich, steuerten den Fahrstuhl an und fuhren die drei Stockwerke hinunter in die Lobby. Wir waren gerade dabei, aus dem Hotel in Richtung Strand zu laufen, da meinte Lynn überzeugend: „Wir sollten heute unbedingt auf diese Beachparty gehen."

    Mein Kopf fuhr zur Seite, sodass ich sie einen Augenblick verständnislos musterte.

    Grinsend deutete sie auf ein Plakat, das am hinteren Ausgang des Hotels hing. „Ich hatte schon bei der Recherche davon gelesen, erklärte sie. „Diese Party soll legendär sein. Und das sollten wir uns auf keinen Fall entgehen lassen. El Arenal ohne diese Party ist wie Kaffee ohne Milch und Zucker.

    „Ich bin sowas von dabei", stimmte ich überschwänglich zu. Es war genau, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir vier Mädels allein, an einem traumhaften Ort irgendwo am Meer, mit Sonne und warmen Temperaturen und ganz vielen Partys!

    Das würde die Woche meines Lebens werden.

    „Ich will nur kurz anmerken, dass diese Idee mega war."

    „Mega", nickte auch Josy.

    Zu viert standen wir nebeneinander am Rande der Uferpromenade und unsere Blicke schweiften über den breiten Strand und das angrenzende Meer. Sonnenstrahlen reflektierten in den tanzenden Wellen, sodass sie immer wieder aufleuchteten und glitzerten.

    „Ich stimme dem voll und ganz zu, meinte Lynn und deutete mit einer knappen Bewegung auf das Areal vor uns. „Und jetzt sollten wir uns einen schönen Platz zum Chillen suchen.

    Das musste sie uns nicht zweimal sagen. Allerdings brannte die Sonne dermaßen ungehindert vom Himmel auf unsere Köpfe, dass wir schon nach wenigen Metern im feinen Sand am Strand ins Schwitzen kamen. Kurz warfen wir uns einen fragenden Blick zu und trafen im selben Moment eine stille Entscheidung. Ohne ein Wort zu sagen, ließen wir fast zeitgleich unsere Handtücher und Schuhe an Ort und Stelle und stürmten in Richtung Meer. Diese Abkühlung war einfach viel zu verlockend, um sie nicht wahrzunehmen. Auf dem Weg flogen die Shirts und Strandkleider achtlos auf den Boden, und im nächsten Moment spürten wir das kühle Wasser, wie es um unsere Füße leckte und am Strand auslief.

    Es war kalt, aber wahnsinnig angenehm.

    Immer weiter hinein rannten wir. Das Meer umspülte wohltuend meine schlanken Beine und ich ließ die Fingerspitzen voller Vorfreude hineingleiten. Seicht schwappten die Wellen hin und her, so dass ich eine Weile meinen Körper im Takt mitgleiten ließ.

    Das hier war unbeschreiblich und erfüllte mich mit einer Mischung aus Glückseligkeit und Ruhe. Auf seltsame Weise erdete es mich und umhüllte mich mit Stille. Lachend drehte ich mich schließlich zu den anderen um, nur um im nächsten Moment blöde zu stolpern und mit einem überaus uneleganten Platsch im kühlen Meerwasser zu landen.

    Shit.

    Prustend und wasserspuckend tauchte ich wieder auf und musste über meine eigene Schusseligkeit laut lachen. Noch immer gackernd wischte ich mir die nassen Haare aus der Stirn, konnte aber nicht schnell genug reagieren, sodass Josy mich gleich wieder umriss und mit mir untertauchte. Als unsere Köpfe wieder durch die Wasseroberfläche stießen, hörten wir das ausgelassene Gelächter der anderen beiden. Wir warfen uns einen stummen Blick zu. Mit meiner Zwillingsschwester musste ich mich nicht großartig verbal abstimmen, wir wussten beide, was als Nächstes zu tun war.

    „Na wartet!"

    Aus Rache holten wir aus und spritzen Mathilda und Lynn einen Schwung Wasser in die Gesichter. Eine wilde ausgelassene Wasserschlacht begann, und es dauerte nicht lange, da glitten wir alle gemeinsam durch die Wellen und genossen es.

    Als ich schließlich neben Lynn auf meinem Handtuch am Strand saß, die nackten Füße in den Sand bohrte und gedankenverloren aufs Meer hinaussah, fühlte ich nichts als Zufriedenheit in mir. Diese Weite und das Gefühl der Grenzenlosigkeit waren einfach unbeschreiblich. Ich war noch nicht allzu oft am Meer gewesen, doch dieses Gefühl hatte ich jedes Mal. Ob es nun die Ost- oder die Nordsee oder eben das Mittelmeer war, es war immer etwas ganz Besonderes. Fast schon spürte ich überdeutlich, wie ich mich mehr und mehr in diesen Ort verliebte. Ich meinte zu fühlen, wie meine Seele sich weitete, frohlockte und abhob, um an ihren Bestimmungsort zu fliegen.

    Ewig hätte ich so sitzenbleiben können.

    Die Zeit schien rasend schnell zu vergehen, sodass ich erst wieder aus meinen Gedanken aufschreckte, als Lynn neben mir sich räusperte. „Wir sollten zurückgehen, eine Kleinigkeit essen und uns dann für diese Beachparty fertigmachen."

    „Und die Singles unter uns sollten sich definitiv einen heißen Urlaubsflirt angeln", zwinkerte Mathilda mir zu. Bis vor einem Monat war ich noch in einer lockeren Wochenendbeziehung mit Matze gewesen, aber da ich in Berlin wohnte und er in München, hatten wir irgendwann beschlossen, lieber getrennte Wege zu gehen und Freunde zu bleiben. Ihr Kommentar ging also ganz klar an mich.

    Und an Lynn, die ebenfalls keine feste Beziehung hatte.

    „Und die Nicht-Singles sollten eine verdammt gute Zeit haben", mischte sich Josy ein.

    „Also los! Lynn sprang auf und warf sich ihr Strandshirt wieder über. „Schmeißen wir uns in Schale.

    „Yay!" Ich riss die Arme hoch und klatschte begeistert in die Hände. Sofort war da meine Schwester und zog mich mit einem kräftigen Ruck auf die Beine.

    Einträchtig liefen wir zurück zum Hotel.

    Da war Anziehung.

    Faszination. Eine Hitze,

    die mich in Besitz nahm.

    Und ein Erkennen.

    2: Beach-Party-Time

    „Was hast du bloß an dir, dass der Typ dich so anstarrt?"

    „Welcher Typ?"

    Lynn schnaubte verächtlich und verdrehte dabei die dunklen Augen. „Der Typ da vorne an der Bar", sagte sie und machte eine kurze Handbewegung in die Richtung.

    Mein Blick huschte hinüber. Ehrlich, ich hatte nicht mitbekommen, dass ich beobachtet wurde, aber als ich jetzt zu dem Typen hinübersah, der an der provisorisch in den Sand gestellten Theke auf einem Barhocker aus Bambus saß und an seinem Bier nippte, wusste ich sofort, was meine Freundin gemeint hatte. Ich grinste breit. „Vielleicht habe ich ihn verhext?"

    Ihre Augenbrauen schossen nach oben. „Seit wann kannst du hexen?"

    „Verborgene Talente, erklärte ich mit einem Zwinkern. „Das erzähle ich nicht jedem.

    „Nicht mal mir? Sie schien entsetzt. „Ich bin deine beste Freundin. Oder etwa nicht?

    Es stimmte. Ich kannte Lynn seit dem Kindergarten. Erst konnten wir uns nicht leiden, weil sie die Prinzessin in der Gruppe war und ich eben nicht. Auch hing ich viel zu sehr an Josy und Lynn hatte damals nie verstanden, wieso es uns nur im Zweierpack gab. Zwillinge eben. Aber dann landeten wir zwangsläufig in der Grundschule in einer Klasse. Ich kannte niemanden, weil meine Eltern es vorgezogen hatten, meine Schwester und mich bei der Einschulung zu trennen und in verschiedene Klassen zu geben – Persönlichkeitsentfaltung, Individualität und solche Dinge. Es fühlte sich dennoch an wie das Trennen von siamesischen Zwillingen. Mir fehlte meine zweite Hälfte. Lynn hatte auch niemanden, und damit wir am ersten Schultag nicht ganz allein über den Schulhof laufen mussten, taten wir uns zusammen und versprachen uns, von nun an nicht mehr Prinzessin und was-auch-immer-ich-war zu sein, sondern die coolen Mädchen. Und das waren wir bis heute. 17 Jahre später. Auch wenn ich mittlerweile in Berlin studierte und Lynn in Hamburg. Wir telefonierten mindestens zweimal die Woche miteinander und wussten immer alles von der anderen.

    „Also gehst du jetzt rüber, oder was?"

    Ich warf dem Typen einen kurzen Blick zu und schüttelte dann den Kopf. „Nö, meinte ich gelassen, „der interessiert mich nicht. Er sieht aus wie einer, der es nötig hat.

    „Wer hat es denn bitte nicht nötig?"

    „Ich."

    Auch das stimmte. Ich wollte niemanden kennenlernen. Im Moment war ich mit meinem Single-Leben total glücklich. Meine Freunde waren super, mein Studium würde auch wieder super sein, nachdem ich im letzten Semester ein Urlaubssemester genommen hatte, mein Nebenjob war super. Einen Mann zum Glücklichsein brauchte ich nicht.

    Dachte ich.

    Vielleicht ergriff ich deshalb ihre Hand und zog sie mit auf die Tanzfläche. Jetzt gerade ertönten die ersten Takte meines Lieblingsliedes, und ich musste einfach tanzen. Mich im Rhythmus der Musik bewegen, die Hüften schwingen, mich fallen lassen, alles abschütteln. Ich liebte das. Und Lynn ließ sich nicht zweimal bitten. Wir stießen zu Josy und Mathilda, die bereits wild durch den Sand wirbelten. Ausgelassen hüpften wir zu viert herum und grölten laut mit.

    „We are … we are … we are … tonight!"

    Josys dunkelblonde Haare flogen um ihren Kopf, der Pony klebte ihr in der Stirn, aber sie tanzte, als gäbe es kein Morgen. Auch Mathildas hellblonde, schulterlange Löckchen wippten lustig hin und her. Sie trug schwarze Dreiviertel-Leggins, darüber einen kurzen engen Jeansrock und ein weißes Leinentop mit Spaghettiträgern. Die Riemchensandalen hielt sie in den Händen, sodass sie barfuß im Sand tanzte.

    Und Lynn – Lynn hatte beige Shorts an, die sie bereits auf dem Hinflug getragen hatte, dazu eine schwarze Bluse mit V-Ausschnitt und Volantärmeln und ihre schwarzen Sneaker.

    Ausgelassen ließen wir uns von der Musik treiben und genossen das Tanzen in vollen Zügen. Nach einer Weile kämpften wir uns schließlich durch die feiernde Menge von der Tanzfläche.

    Mein weißes Oversize-Shirt mit Venice Beach - Mottoprint klebte mir unangenehm am Rücken, so dass ich während des Gehens den Saum umfasste und ihn mehrmals leicht anhob, um meinem Körper Luft zuzufächeln. Das hatte zur Folge, dass meine schwarzen Hotpants zum Vorschein kamen, die ansonsten gut unter meinem Shirt versteckt waren.

    Kurzentschlossen steckte ich den vorderen Saum locker in den Bund der Hose. Dann hob ich die Arme, um mir die Haare aus dem Nacken zu heben. Ich knautschte die Spitzen und fühlte den Schweiß, der sich darin gesammelt hatte.

    Ekelig.

    Hätte ich ein Zopfband gehabt, hätte ich versucht, sie hochzubinden, obwohl sie dafür sicher ein bisschen zu kurz waren. Und zum ersten Mal seit Wochen verfluchte ich meine spontane Idee, mir die mittellangen Haare bis zur Schulter abschneiden zu lassen. Diese Länge war manchmal wirklich mehr als unpraktisch. In Momenten wie diesen hätte ich mir gewünscht, mir einfach einen unordentlichen Dutt auf den Kopf knallen zu können. Ging aber nicht. Dafür zierten meine Haarspitzen lilafarbene Strähnen. Immerhin. Eyecatcher und so.

    Als wir völlig verschwitzt die Tanzfläche verlassen hatten, bedeutete meine Freundin mir mit einer kurzen Handbewegung, dass sie auf die Toilette verschwinden würde, um sich frisch zu machen. Die Veranstalter dieser Beachparty hatten weder Kosten noch Mühen gescheut und einen luxuriösen Toilettenwagen an den Strand gestellt, der auch hervorragend vom Partyvolk angenommen wurde. Ich nickte und schlenderte mit Josy und Mathilda in Richtung Bar, um uns Getränke zu besorgen. Überall waren runde Stehtische auf dem Areal angeordnet, auf denen bauchige Gläser mit Kerzen drapiert waren, die in der leichten Meeresbrise flackerten. Wie sich die verschiedenen Lichter im Meer spiegelten und der Strand um uns herum durch den Kerzenschein und einige zusätzliche Fackeln funkelte, sah atemberaubend aus. Das Lichtambiente machte die Party zu etwas Besonderem. Ohne Frage.

    Schwatzende Grüppchen von Feiernden säumten die Tische, als wir uns unseren Weg hindurch bahnten

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