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Sanddornpunsch & Inselzauber: Ein Norderney-Liebesroman
Sanddornpunsch & Inselzauber: Ein Norderney-Liebesroman
Sanddornpunsch & Inselzauber: Ein Norderney-Liebesroman
eBook209 Seiten2 Stunden

Sanddornpunsch & Inselzauber: Ein Norderney-Liebesroman

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Über dieses E-Book

Wenn man sein Herz verliert, ohne es zu merken ...

 

»Denk an den Finderlohn! Sei großzügig und prüfe, ob dein Herzchen bei demjenigen, der es gefunden hat, in guten Händen ist.«

Leichter gesagt als getan, denkt Julie-Marie Sommer. Sie hat sich geschworen, nie wieder ihr Herz zu verschenken, und will als Physiotherapeutin auf der ostfriesischen Insel Norderney alt werden. Seit sie jedoch den attraktiven Lehrer Sven kennengelernt hat, tanzen Seepferdchen in ihrem Bauch und sie ist drauf und dran, ihre Vorsätze über Bord zu werfen.

Doch dann taucht ihr alter Freund Leon auf und mit ihm dunkle Wolken am Horizont.

Wird Julie-Marie sich auf eine Wochenendbeziehung mit Sven einlassen und hat diese Liebe zwischen Ebbe und Flut eine Chance?

 

 

Sanddornpunsch & Inselzauber ist der 2. Teil der Inselroman-Reihe von Rita Roth, die mit dem Roman Sanddornküsse & Meer begonnen hat.

Beide Bände sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Für einen größeren Lesegenuss empfiehlt es sich allerdings, mit dem 1. Teil zu beginnen.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Apr. 2019
ISBN9783743837935
Sanddornpunsch & Inselzauber: Ein Norderney-Liebesroman

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    Buchvorschau

    Sanddornpunsch & Inselzauber - Rita Roth

    Seemannsgarn

    Die Autorin hat Seemannsgarn gesponnen!

    Diese Geschichte ist frei erfunden.

    Namen, Personen, Handlungen und Begebenheiten entspringen der Fantasie der Autorin.

    Ähnlichkeiten mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig.

    Die schönen Orte (es sind längst nicht alle!) auf Norderney,

    die weiten Strände und die traumhaften Sonnenuntergänge gibt es tatsächlich.

    Prolog

    Sommerstürme über Norderney, die kurz und heftig über die Insel toben, sind keine Seltenheit. Man sollte ihnen besser aus dem Weg gehen oder aber das Wogen, Wirbeln, Spucken und Zischen der Natur aus sicherer Entfernung genießen. 

    Verdammt, ich war mittendrin in einem Sturm der Gefühle und ich hatte keine Ahnung, ob es sich dabei wirklich nur um einen kurzen heftigen Sommersturm handelte. Von wegen sichere Entfernung!

    Wie eine Böe mit Windstärke zehn fegte er über mich hinweg, wirbelte alles, was ich mir mühsam aufgebaut hatte durcheinander und brachte mein Gefühlsleben zum Beben. Da musste nur ein Kerl mit geblümten Hemden und einer Schwäche für Sanddorn daherkommen und schon geriet mein Vorsatz, nie wieder mein Herz zu verschenken, in Gefahr. Doch nun hatte ich es verloren, ohne es zu merken und meinen Anker, der mir sicheren Halt gab, gleich mit. 

    1. Kapitel

    Panik krabbelte mir eiskalt über die Wirbelsäule den Rücken hinauf, bis in die Wurzelspitzen meiner Nackenhaare. Plötzlich wurde mir siedend heiß, ich tastete meinen Hals ab, blickte gedankenverloren auf die Nordsee und registrierte nicht einmal die Möwe, die auf einem Zaun an der Marienhöhe saß und mit scharfem Blick und ebensolchem Schnabel beobachtete, wie ich meinen Rucksackbeutel auf links drehte und den gesamten Inhalt rund um meinen Kaffee à la Heinrich Heine auf dem Tischchen verstreute.

    Heinrich Heine in meiner Tasse, ein Kaffee mit einem Schuss Sanddornlikör, konnte mir auch nicht helfen und musste warten. Verdammt, es musste doch irgendwo sein! Jede Menge Sand, eine Muschel, mein Strandtuch, Stifte, Sonnencreme, Portemonnaie und Schlüssel verteilte ich rings um meine Tasse. So sehr ich auch suchte, meine Kette mit einem Herzchen und einem Anker als Anhänger tauchte nicht wieder auf.

    Gedanklich sprang ich zurück an den Ort, an dem ich es zum letzten Mal gesehen oder es in der Hand gehalten hatte. Wenn ich nur wüsste, wo das gewesen war! Der Blick von hier oben war einfach fantastisch und lenkte mich immer wieder ab, meine Gedanken schweiften in die Ferne. Wieder kam eine Norderneyfähre in Sicht, die den Hafen ›meiner Insel‹ ansteuerte und neue Feriengäste lieferte.

    »Na Mädchen, haste was verloren?«, fragte mich ein älteres Ehepaar vom Nebentisch, das interessiert zu mir herüberschaute und den Inhalt meines Beutels in Augenschein nahm.

    »Mein Herz«, murmelte ich mit zittriger Stimme. »Mein Herz und meinen Anker habe ich verloren. Verschwunden, einfach weg!« Ich rutschte unter den Tisch, verscheuchte die Spatzen, die sich an den Krümeln labten und machte mich auf einen dummen Kommentar des Paares gefasst. Belustigt schauten sich die beiden an und sahen dabei so aus, als ob sie sich wortlos verstehen würden.

    »Nee, junge Frau, dabei können wir leider nicht behilflich sein. Ein verlorenes Herz kann man nur selbst wiederfinden. Da kannste nur hoffen, dass es in gute Hände gefallen ist.« Sie sah ihrem Mann verliebt in die Augen, er hatte den Arm um sie gelegt und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange.

    Leise raunte er ihr zu: »Ich glaube, wir müssen jetzt mal los.« Die beiden nickten mir freundlich zu, beäugten noch einmal meine Habseligkeiten und zahlten. Beim Aufstehen beugte sich der Mann zu mir herüber und gab mir mit einem Augenzwinkern einen letzten wohlgemeinten Rat:

    »Mädchen, denk an den Finderlohn! Wenn sich derjenige meldet, der es gefunden hat, dann sei großzügig. Aber sieh ihn dir genau an, und dann finde heraus, ob er auch wirklich gut mit deinem Herzchen umgegangen ist! Viel Glück, wir drücken dir die Daumen.« Der ältere Mann sagte noch etwas, das ging jedoch im Brummen meines Handys unter.

    »Danke, Glück kann ich brauchen«, murmelte ich und dachte an meine Oma Melli, von der ich das Kettchen zu meinem dreißigsten Geburtstag geschenkt bekam. Seitdem war es mein Glücksbringer, den ich Tag und Nacht bei mir trug. ›Und denk immer dran, sagte sie feierlich, als sie es mir um den Hals legte, ›da wo dein Herz ist, wird auch dein Anker sein.‹ Das war ausnahmsweise keiner von ihren gern zitierten Sprüchen.

    Mein Handy brummte noch immer und wie von Geisterhand ploppte ein Foto meiner Kette auf dem Display auf.

    He! Liebste Julie‹, las ich die knappe Begrüßung, die auf Norderney bei den Einheimischen üblich war. ›Vermisst du etwas? Vermisst du mich? Würde mich nicht wundern, nach unserem letzten Wochenende. Würde mich sogar riesig freuen, wenn es so wäre. Dein Chatzchen.‹ Dahinter ein knutschender Smiley. Genau! So musste es gewesen sein. Sven hatte mein Herz geklaut.

    Mein Hang zur Romantik knallte nun wieder einmal voll dazwischen, als ich das las. Nicht mehr in Rosarot oder Himmelblau, sondern in einem leuchtenden Sanddornorange, das viel kraftvoller und gefährlicher war, als alles andere und das meinen Vorsatz, nie wieder mein Herz zu verschenken, gefährlich ins Wanken brachte. Liebste hatte Sven geschrieben! Mein Herz jubilierte, es hüpfte in meiner Brust und die Seepferdchen in meinem Bauch tanzten, je länger ich seine Worte ansah. Und außerdem redete er mich mit Julie an, so wie es meine Oma früher getan hatte.

    Zum Ärger der Möwe stopfte ich meine Sachen schnell wieder in meine Tasche, nippte an dem inzwischen lauwarmen Kaffee à la Heinrich Heine und schrieb eine Antwort.

    He! Sven, wieso meldest du dich denn jetzt erst? Wo hast du meine Kette gefunden??? Habe es gerade eben erst gemerkt, dass sie verschwunden ist. Bin voll in Panik! Du, ich muss sie unbedingt sofort zurückhaben!!!

    Die blauen Häkchen hinter der Nachricht zeigten an, dass er sie gelesen hatte. Wieso ließ er sich nun so lange Zeit mit einer Antwort? Dieser Mann machte mich noch verrückt.

    Was ist los? Weshalb antwortest du denn nicht?

    Liebste Julie, deine nervige Angewohnheit, eine Frage immer mit einer Gegenfrage zu beantworten, macht mich wahnsinnig. Bei sowas schalte ich automatisch auf stur. Sorry!

    Ach ja, das war es also! Darüber hatten wir schon einmal gesprochen. Es stimmte, er hatte vollkommen Recht. Diese Gewohnheit gehörte zu meinen kleinen Macken, die ihn nervte. Eine andere war mein Tick für To-do- und sonstige Listen, sowie meine Schwäche für Sanddorn in sämtlichen Variationen. Außer in Zahnpasta.

    Ach Sven, das war doch keine böse Absicht. Aber um auf deine Fragen zurückzukommen, ja, ich vermisse mein Herz und meinen Anker. Und dich??? – Ja, auch dich! Manchmal, ein kleines bisschen (wenn ich mal Zeit dazu habe). In der Therme ist irre viel zu tun, da komme ich kaum zum Nachdenken und zum Vermissen. Du weißt ja, was in der Ferienzeit los ist, wir sind total ausgebucht. Aber nun sag schon, wo war mein Kettchen? Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, dass ich es überhaupt abgelegt habe. Du hast es mir heimlich abgenommen, nicht wahr? Sei ehrlich, gib’s zu!

    Was glaubst du denn, wo ich es gefunden haben könnte? Grins! In meinem Bett!!! Du scheinst deine Sachen gern unter Decken und Bettzeug zu entsorgen.

    ??? Was soll das denn heißen?

    Wieder blickte ich einer Fähre hinterher. Die Luft wirkte milchigblau und die Farben des Meeres und des Himmels verschwammen weich ineinander. Die feine Horizontlinie, die sonst messerscharf alles trennte, war nicht mehr auszumachen und die Nachbarinsel Juist lag wie ein heller Streifen ohne Konturen vor mir. Das Licht war auf eine unwirkliche Art weich und sanft und das sandfarbene Beige des Strandes schmiegte sich in die Blautöne. Zwischen all diesen Nuancen glitt lautlos ein weißes Schiff, die Frisia, vorüber.

    Es war, als wäre ich in einer anderen Welt, in einem Traum. Und wieder einmal wurde mir mit glückseligem Gefühl bewusst, dass ich meinen Traum lebte. Hier, auf Norderney, dieser wunderbaren Insel, auf der ich für immer bleiben wollte und auf der ich sesshaft werden konnte, wenn meine dreimonatige Probezeit übermorgen endete. Trude, meine Chefin, machte mir Hoffnung, ich sollte mir deswegen man keine Sorgen machen.

    Eine weitere Nachricht weckte mich aus meinen Tagträumen.

    Och ..., ich denke da nur an ein kleines Stückchen Goldpapier in einem gewissen Ferienhaus in Ostfriesland. Schönen Gruß an Frau Tula!

    Musste er mich ausgerechnet jetzt daran erinnern! Den Vorfall und auch die Frau, die unter dem Nickname Tula im Internet nach Männern für gewisse Stunden gesucht hatte, gab es nicht mehr. Sie passte nicht mehr in mein Leben.

    Blödmann! Lauf du mir noch einmal über den Weg, mein lieber Prinz G., schrieb ich empört und wählte seine Nummer. Manche Dinge lassen sich nun mal besser im persönlichen Gespräch klären.

    Ich blickte über die Schulter, ob ich ungestört war. Am Nachbartisch saßen längst neue Gäste und das Stimmengemurmel, das Lachen und das Klappern des Geschirrs hielten mich dann doch von meinem Vorhaben ab. Stattdessen schrieb ich Sven, ich würde mich später melden und bestellte einen zweiten Kaffee, diesmal allerdings ohne Schuss.

    Da hatte ich ja noch mal Glück im Unglück gehabt! Wenn ich mein Kettchen irgendwo am Strand verloren hätte, dann ... Ich mochte es mir nicht ausmalen. Das war Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet mir so etwas passieren musste! Nie wieder wollte ich mein Herz verschenken. Und was war jetzt? Oma Melli hätte ihre Freude daran gehabt und wissend gelächelt. Mein Chatzchen Sven wäre ein Mann nach ihrem Geschmack gewesen, zumindest besser als Lucas, der mich kurz vor unserer Hochzeit eiskalt abservierte und sich ein Leben mit einer hoffnungslosen Romantikerin nicht vorstellen konnte. Sie mochte ihn von Anfang an nicht, aber das sagte sie nie, sie zeigte es auch nicht, trotzdem konnte ich es spüren. Mit ihrer Vermutung, dass wir nicht zueinander passen, behielt sie Recht und vielleicht traf es auch zu, dass es nicht nur die eine große Liebe im Leben gibt.

    Der Schuss Sanddornlikör im Kaffee machte sich bemerkbar, als ich aufstand und den schmalen Weg hinunterlief. Vor dem Historischen Schaufenster Nr. 19 blieb ich stehen und sah mir die Abbildung, welche die Marienhöhe um 1900 zeigte, näher an. Sie sah darauf aus wie eine Wanderhütte auf einem Hügel. Mein Wissen beschränkte sich darauf, dass König Georg der V. die Hütte seinerzeit erbauen ließ und sie nach seiner geliebten Frau Marie benannte. Er hatte Norderney zu seiner Sommerresidenz erklärt und dort einiges bewirkt. Wenn das nicht voll romantisch war!

    Ich nahm das Handy, wählte Svens Nummer, das Freizeichen ging raus und nach dem ersten Ton hatte ich ihn in der Leitung. Auf der gegenüberliegenden Rasenfläche hoppelten etliche Kaninchen fröhlich umher und zeigten keine Spur von Angst.

    »Hallo Julie, schön dich zu hören«, sagte er, als ob er neben mir stände. Seine tiefe, wohlklingende Stimme gab mir ein warmes, wohliges Gefühl, sie zog mich schon bei unserem allerersten Telefonat in ihren Bann.

    »Hallo Sven«, rief ich so laut, als ob er schwerhörig wäre. Eine Gruppe Radfahrer zog schnaufend und laut klingelnd unten an mir vorbei. »Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dass du meine Kette gefunden hast. Du musst sie mir schnellstens vorbeibringen! Bitte! Sie ist mein Glücksbringer, ohne sie geht garantiert etwas schief. Ich habe Angst, dass das mit dem unbefristeten Vertrag sonst nichts wird. Bitte Sven! So schnell wie möglich, ja?«

    Noch während ich sprach, schickte ich eine Bestellung ans Universum. Ich wünschte mir, er möge mit JA antworten und juchzte, als er tatsächlich JA sagte. Den Rest des Satzes hörte ich nicht mehr. Als er mir ausführlich erklärte, dass ›schnellstmöglich‹ frühestens am übernächsten Wochenende sein würde, zuckte ich zusammen. Dann erst konnte er rüberkommen und freute sich auf ein Event an der Milchbar, das dann stattfinden sollte.

    »Liebe Julie, ich würde wahnsinnig gern früher vorbeikommen, aber es geht wirklich nicht. Ich krieg’s beim besten Willen nicht dazwischen. Ich kann dir die Kette doch per Post schicken, dann hast du sie spätestens übermorgen.«

    »Bist du sicher, dass die so schnell sind? Darauf möchte ich nicht vertrauen, außerdem könnte sie verloren gehen. Kann ich denn sonst nicht vorbeikommen und sie abholen, ich habe Sonntag einen freien Tag?«

    »Jetzt Sonntag?« Sekundenlange Stille in der Leitung. Das machte mich ganz kribbelig. Musste er etwa erst in seinen Terminkalender schauen? »Das lässt dir ja wirklich keine Ruhe, aber das ist doch viel zu aufwendig, dafür extra anzureisen.«

    »Ich schaue mal in den Fahrplan, ob ich mit der Bahn kommen kann. Meppen hat doch einen eigenen Bahnhof, oder?«

    »Natürlich! Was glaubst du denn? Das ist kein kleines Kuhdorf am Ende der Welt«, lachte er. Ich stellte mir vor, wie sich die Falten um seine Augen dabei zusammenzogen und aussahen wie Sonnenstrahlen einer Kinderzeichnung. Jede einzelne Falte hatte ich in jener Nacht mit dem Finger und mit meinen Lippen liebkost, bevor ich in seinen Armen versank.

    »Sven?«

    »Ja?«

    »Ziehst du eines deiner schönen Hemden an, wenn ich vorbeikomme? Das mit den Rosen darauf?« Ich musste ein wenig angeheitert sein, solch alberne Fragen stellte ich normalerweise nie. Nur seinem Hemd verdankte er es im Übrigen, dass er bei unserer ersten Begegnung nicht sofort in der Schublade unter ›Ferner liefen‹ landete.

    »Was hast du gesagt? Ich habe dich nicht verstanden. Kannst du es noch einmal wiederholen?«

    Mit Sicherheit nicht, ich hatte sowieso den starken Verdacht, dass Sven sich köstlich über mich amüsierte. »Blödmann! Du hast mich sehr gut verstanden. Also, ich schau mal nach den Zugverbindungen und melde mich dann. Tschüss, mein Prinz.« Seine lachenden Abschiedsworte und irgendwas mit Rosen klang mir noch in den Ohren, als ich auflegte.

    Als ich zurück in meinem Appartement war, musste ich erstmal etwas essen. Hier auf der Insel hatte ich ständig Hunger. Die Dose Ravioli in meinem Vorrat interessierte mich nicht. Die einzige Alternative waren Kartoffeln, aus denen schon zentimeterlange Keime wuchsen. Also gab es heute Pellkartoffeln mit Kräuterquark und ich garnierte das Ganze mit einem scharfen Radieschen. Gesund und günstig war das und satt wurde ich auch davon.

    Ein Sanddornhappen als Nachtisch wäre jetzt gut. Omas Traumfänger baumelte über den süßen Sünden, die auf der Fensterbank aufgereiht lagen und mir die Wartezeit bis zum nächsten Date mit Sven versüßen sollten. Nach seiner Abreise hatte ich mir einen größeren Vorrat zugelegt. An jedem Wochenende wollte ich mir einen davon gönnen, bis wir uns in den Herbstferien wiedersahen. Mit keinem Sterbenswörtchen hatte Sven erwähnt, dass er zwischendurch noch einmal auf der Insel sein würde. Oder hatte ich das überhört? Irgendwie brachte er alles durcheinander.

    Die Kartoffeln blubberten auf dem Herd vor sich hin, während ich die Bahnverbindung von Norddeich-Mole nach Meppen checkte. Diese Fahrt dauerte schon allein zwei Stunden und dann kam noch eine Stunde Fahrzeit für die Fähre dazu. Drei Stunden unterwegs für nur eine Strecke, das war mir definitiv zu viel.

    Wie konnte ich ihn bloß davon überzeugen, dass er sich umgehend auf den Weg zu mir machen sollte? Männer um den Finger wickeln, das konnte ich normalerweise gut. Bei Sven war ich mir allerdings nicht so sicher, er konnte ganz schön eigensinnig sein. Ich schickte ihm eine Nachricht mit der bestmöglichen Bahnverbindung und zermarterte mir das Hirn,

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