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Osnabrücker Ersttäter: 12 Kurzgeschichten (Krimis, Thriller und historische Erzählungen)
Osnabrücker Ersttäter: 12 Kurzgeschichten (Krimis, Thriller und historische Erzählungen)
Osnabrücker Ersttäter: 12 Kurzgeschichten (Krimis, Thriller und historische Erzählungen)
eBook205 Seiten2 Stunden

Osnabrücker Ersttäter: 12 Kurzgeschichten (Krimis, Thriller und historische Erzählungen)

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Über dieses E-Book

Frische Stories von neuen Autoren

Erfahren Sie, welches Geheimnis der Uhu auf dem Dom hütet, warum früher der Stadtteil Dodesheide gemieden wurde, was der Page eines renommierten Hotels zu berichten hat, worauf Sie bei Spätvorstellungen im Kino achten sollten und was Sie bei einem römischen Essen in Kalkriese erwartet.

Mit Krimis, historischen Erzählungen und Thrillern bieten die Mitglieder der Schreibgruppe „Osnabrücker Ersttäter“ in ihrem ersten gemeinsamen Buch einen facettenreichen Überblick ihres Schaffens. Die Friedensstadt und der Landkreis Osnabrück bilden den perfekten Rahmen für zwölf in sich abgeschlossene Geschichten. Für gute Unterhaltung und Überraschungen ist in dieser Sammlung garantiert gesorgt.

Zwölf Geschichten, zwölf Autoren

Marie Winnefeld
Regina König
Iris Foppe
Uta Dierkes (Anuk Nikolai)
Stefan Wollschläger
Rita Roth
Martin Witte
Silke Meyer
Melanie Jungk
Gisela Seekamp
Elisabeth Ibing
Alexander Delgardo


Die Osnabrücker Ersttäter …

… sind keine kriminelle Vereinigung, sondern eine Gruppe von Schreibbegeisterten aus Osnabrück und Umgebung. Schon mehrere dieser Talente können eigene Veröffentlichungen vorweisen.

Erfahren Sie mehr auf: ersttäter.de

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum13. Juli 2017
ISBN9783739622415
Osnabrücker Ersttäter: 12 Kurzgeschichten (Krimis, Thriller und historische Erzählungen)

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    Buchvorschau

    Osnabrücker Ersttäter - Martin Witte

    Titel

    Copyright © 2015 Osnabrücker Ersttäter

    Alle Rechte der einzelnen Geschichten

    liegen beim jeweiligen Autor

    Cover: Steve Cotten

    *

    Kurzinhalt

    Erfahren Sie, welches Geheimnis der Uhu auf dem Dom hütet, warum früher der Stadtteil Dodesheide gemieden wurde, was der Page eines renommierten Hotels zu berichten hat, worauf Sie bei Spätvorstellungen im Kino achten sollten und was Sie bei einem römischen Essen in Kalkriese erwartet.

    Mit Krimis, historischen Erzählungen und Thrillern bieten die Mitglieder der Schreibgruppe „Osnabrücker Ersttäter" in ihrem ersten gemeinsamen Buch einen facettenreichen Überblick ihres Schaffens. Die Friedensstadt und der Landkreis Osnabrück bilden den perfekten Rahmen für zwölf in sich abgeschlossene Geschichten. Für gute Unterhaltung und Überraschungen ist in dieser Sammlung garantiert gesorgt.

    Die Osnabrücker Ersttäter sind eine Gruppe von Schreibbegeisterten aus Osnabrück und Umgebung. Schon mehrere dieser Talente können eigene Veröffentlichungen vorweisen. Mit dieser Anthologie legen die Ersttäter ihre erste Sammlung von Kurzgeschichten vor. Es sind überwiegend Krimis, aber auch andere Genres sind vertreten, was die Vielfältigkeit der Gruppe widerspiegelt.

    Weitere Informationen gibt es auf: www.ersttäter.de

    Inhaltsverzeichnis

    1. Marie Winnefeld: Ein Tag in Germanien

    (Krimi)

    2. Regina König: Der Alte Fritz

    (Erzählung)

    3. Iris Foppe: Herzstillstand

    (Krimi)

    4. Uta Dierkes: Mareke B.

    (Erzählung)

    5. Stefan Wollschläger: Spätvorstellung

    (Krimi)

    6. Rita Roth: Morgengrauen

    (Krimi)

    7. Martin Witte: Erste Nacht

    (Thriller)

    8. Silke Meyer: Felix liebt ...!

    (Thriller)

    9. Melanie Jungk: Der geborene Ermittler

    (Krimi)

    10. Gisela Seekamp: Das Patent

    (Krimi)

    11. Elisabeth Ibing: Wohin mit den Herzen

    (Thriller)

    12. Alexander Delgardo: Leider Verloren

    (Krimi)

    1. Ein Tag in Germanien (Marie Winnefeld)

    - Ein Krimi -

    „Varus, ich komme dich zu warnen."

    „Warnen Segestes? Wovor?"

    „Eine Verschwörung, ein Aufstand gegen dich und die Legionen Roms!"

    Varus schmunzelte: „Wer sollte denn so tollkühn sein, gegen uns das Schwert zu erheben?" Den Becher Wein, den Varus beim Eintreten Segestes auf dem Tisch abgestellt hatte, nahm er wieder in seine Hand.

    „Der Mann, der deinen Wein trinkt." Segestes zeigte auf Arminius, der etwas abseits saß.

    Arminius sah in seinen Becher und wendete sich grinsend an Varus: „Ja, Segestes spricht die Wahrheit, ich werde deine Legionen auf dem Marsch angreifen, sie besiegen und dich mit meinem Schwert umbringen!"

    Die angespannte Stille im Zelt wurde nur durch den leichten Wind unterbrochen, der über die Zeltwände strich.

    Segestes verzweifeltes Gesicht richtete sich hilfesuchend auf Varus, der nachdenklich von einem zum anderen sah und lauthals auflachte. „Ich danke dir, Segestes, für deine Warnung. Nun sei mein Gast und trink einen Becher Wein mit uns." Varus winkte die Dienerin, die mit einem Weinkrug in der Ecke stand, heran.

    Segestes redete weiter auf Varus ein: „Ich beschwöre dich Varus, traue Armin…"

    Ein lautes Knacken unterbrach Segestes und ein dicker Ast stürzte auf Arminius. Die Dienerin schrie auf und ließ den Weinkrug fallen. Varus und Segestes versuchten die Zeltplane, die der Ast mitgerissen hatte und auf Arminius lag, zur Seite zu schaffen.

    Hinzueilend rief die Dienerin: „Thorge ist dir was passiert? Als Antwort kam nur ein Stöhnen unter der Plane hervor. Frauke half den beiden Männern, Thorge von der Zeltplane zu befreien. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt Thorge sich den linken Oberarm. Unter seiner Hand rann Blut hervor. „Schnell meinen Rucksack!, rief Frauke.

    Im selben Moment kam eine Frau aus dem Publikum, das Frauke völlig vergessen hatte, auf sie zu. „Ich bin Ärztin, lassen Sie mich mal machen. Schon begann sie, Thorges Arm zu untersuchen. Frauke nutzte die Gelegenheit sich umzusehen; das provisorisch aufgebaute Zelt lag auf dem Boden. Sie hatten Stöcke in die Erde gerammt und dazwischen Planen gespannt, als Andeutung von Zeltwänden. Über den Ast, der auf Thorge gekracht war, hatten sie eine Plane ausgebreitet. Das Publikum, neunundzwanzig Leute waren heute dabei, hatte sich anscheinend schon ein wenig vom Schrecken erholt und stand in Grüppchen herum. Frauke hörte eine Frau sagen: „Hoffentlich nichts Schlimmes. Ein Mann mit schwarzen, leicht angegrauten Haaren kam auf Frauke zu und fragte bestürzt: „Mein Gott Frauke, ist dir was passiert? Kann ich helfen?"

    „Nein, nein Alwin, danke."

    Alwin war sehr dünn, sehr groß und wie immer zu warm gekleidet. Er war nicht im üblichen Sinne schön, aber dennoch sehr attraktiv. Wie so oft hatte er seine linke Hand in der hinteren Hosentasche. Frauke hatte ihn geschäftlich kennengelernt und mittlerweile waren sie gute Freunde geworden.

    In der Zwischenzeit hatte die Ärztin mit Fraukes Erste-Hilfe-Set, das sie bei ihren Event-Wanderungen immer im Rucksack hatte, Thorges Oberarm verbunden. Sein Arm lag in einer Schlinge aus Stoff, die in seinem Nacken zusammengebunden war. „Nichts wirklich Schlimmes, sagte die Ärztin. „Eine Schürfwunde und ordentliche Prellungen. Sie sollten sich schonen und den Arm möglichst nicht bewegen. Mit Blick auf den heruntergefallenen Ast fügte sie noch hinzu: „Das hätte auch böse enden können." Frauke verstand sofort was die Ärztin meinte. Wenn Thorge den Ast auf den Kopf bekommen hätte, in dieser Szene spielte er ohne Rüstung und Helm ... Schnell schob sie den Gedanken beiseite.

    Frauke wusste nicht, was sie zuerst tun sollte: Sich um Thorge kümmern, das Publikum beruhigen, mit den Schauspielern reden, aufräumen oder abbauen. Sie ging schon auf das Publikum zu, drehte dann jedoch wieder um und ging zu Thorge. Der saß immer noch auf dem Boden und sah leichenblass auf den herabgestürzten Ast.

    „Thorge, ich werde die Veranstaltung beenden."

    Überraschenderweise antwortete Thorge: „Nein, es geht schon wieder, kein Problem, nur ein Kratzer."

    Er versuchte aufzustehen, was mit dem Arm in der Schlinge nicht einfach war. Frauke half ihm und genoss die kurze Berührung. Thorge fuhr sich mit der rechten Hand durch seine schulterlangen blonden Haare.

    „Nein, wirklich. Es geht schon wieder."

    Frauke stellte sich vor, wie in den zwei Szenen, die noch gespielt würden, Arminius mit einem Arm in der Schlinge auf der Bühne stand. Nun ja, dachte sie, Kampfverletzung - kann man machen.

    Zum Publikum sagte sie selbstbewusst: „Ein bedauernswerter Unfall, zum Glück ist nichts Schlimmes passiert. Unserem Arminius-Darsteller geht es schon wieder ganz gut, er hat sich entschieden weiterzuspielen, das heißt wir werden unsere Wanderung fortsetzen." Eigentlich war ihr mehr danach aufzugeben. Die freudigen Gesichter der Wandertruppe bestärkten sie allerdings darin, weiterzumachen.

    Es wäre auch wirklich schade, gerade jetzt da sie mit ihrer Idee endlich Erfolg zu haben schien. Dieses neue Event Wandern mit Varus, dessen Idee sie selber entwickelt und umgesetzt hatte, kam anscheinend gut an.

    Ein ängstlicher Wanderer fragte: „Ist denn für unsere Sicherheit gesorgt?"

    Was sollte sie darauf antworten?

    Ja, wir haben vorher jeden Baum auf der Wegstrecke untersucht ob nicht vielleicht ein Ast lose ist, dachte sie.

    „Machen Sie sich keine Sorgen, es war nur ein Unfall, Ihnen wird nichts passieren, sagte sie. „Wir wandern in zehn Minuten weiter, freuen Sie sich auf das römische Essen heute Abend.

    Ungefähr zehn Kilometer waren es noch bis zum Ziel. Fünfzehn Kilometer hatte Frauke als Wanderstrecke geplant. Am Anfang nach der Firmengründung von ArtMeo – die Kunst zu Wandern hatte sie fünfundzwanzig Kilometer lange Strecken im Programm gehabt, natürlich immer garniert mit einem Kunstevent. Doch es stellte sich schnell heraus, dass viele Kunstinteressierte ihre Kondition überschätzten. Vor einem Jahr hatte Frauke ihre Firma gegründet und war immer noch stolz darauf, dass sie es geschafft hatte, ihre Idee, die anfangs alle belächelt hatten, in die Tat umzusetzen. Eigentlich war sie Mechatronikerin, damals war sie eine der ersten gewesen, die diesen Beruf erlernt hatte. Ihr größtes Hobby war allerdings immer schon das Wandern gewesen. Leider entwickelte sich der Gewinn nicht so wie er sein sollte. Ehrlich gesagt stand sie kurz vor der Pleite. Nach einem Jahr hatte sie schon wieder einen Kredit aufnehmen müssen und die Bank stellte sich im Moment leider quer, weshalb sie auch Alwin eingeladen hatte, mit zu wandern. Alwin war bei der Bank für Kreditvergaben zuständig. Sie hatte ihn kennengelernt, als sie eine Bank zur Finanzierung suchte und ihr Businessplan schon von etlichen Instituten abgelehnt worden war. Alwin war gleich Feuer und Flamme für ihre Idee gewesen und hatte das Geld bewilligt. Danach hatte er sie oft zum Essen eingeladen und sie hatten sich angefreundet.

    Frauke trug immer noch das Gewand der Dienerin. Sie verschwand hinter einem Baum, zog sich um und wechselte schnell von den Sandalen in die Wanderschuhe. Ihre langen roten Haare band sie zu einem Zopf zusammen und ging zu den Wanderern zurück. Alle hatten ihre Rucksäcke schon wieder aufgesetzt und Frauke gab ihnen ein Zeichen, dass es weitergehen konnte. Die Schauspieler waren noch mit dem Aufräumen beschäftigt. Thorge winkte Frauke zu sich.

    Thorge zeigte ganz aufgeregt auf den heruntergefallenen Ast. „Sieh mal hier! Er lenkte Fraukes Blick auf ein fast durchsichtiges Band, das am Ast befestigt war. „Und dann das hier! Das sieht nicht aus wie abgeknickt.

    Tatsächlich, Frauke sah sich die Bruchstelle des Astes genauer an, es waren ganz deutlich Sägespuren zu erkennen.

    „So sieht kein Ast aus, der abgebrochen ist."

    Beide sahen sich ungläubig an.

    „Aber was …, wer … du meinst doch nicht? Mehr bekam Frauke nicht heraus. Sie sah, dass ihre Wandergruppe schon viel zu weit entfernt war. „Du, ich muss hinterher.

    Alwin wartete ein Stück weiter auf sie und meinte: „Du siehst blass aus."

    „Ja, ganz schön viel Aufregung. Frauke war in diesem Moment froh mit Alwin reden zu können. „Die Schauspieler räumen noch auf und fahren dann mit dem Transporter zum nächsten Auftrittsort.

    „Du meinst die Amateure, richtige Schauspieler sind das ja nicht", antwortete Alwin mit einem ironischen Zug um den Mund.

    Frauke ärgerte dieser Satz, sie war glücklich diese Truppe gefunden zu haben und fand, dass sie sehr gut spielen konnten. Ihre Entscheidung, als Statistin mitzuspielen, bereute sie allerdings mittlerweile. Das hatte sie doch unterschätzt, die Wandergruppe führen und noch selber mitspielen war zu viel. Bei den Proben hatte sie Lust bekommen mitzumachen und Thorge hatte sich anscheinend gefreut, als sie fragte. Sie fand Thorge vom ersten Moment an sehr attraktiv und hatte es so hinbekommen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Ob ihre Gefühle auf Gegenseitigkeit beruhten wusste sie leider nicht; er war nett zu ihr und redete gerne mit ihr, aber ob das etwas zu bedeuten hatte?

    In der nächsten Szene hatte sie sogar einen Satz übernehmen können, darauf hatte sie sich eigentlich schon gefreut. Jetzt hatte sie ganz andere Sorgen. War der Ast wirklich angesägt worden? Und warum? „Wer macht denn so was?", dachte sie laut.

    Alwin sah sie verwirrt an. „Thorge hat vorhin an dem Ast ein Band entdeckt und der Ast war anscheinend angesägt. Thorge ist ja Tischler, der weiß wie Sägespuren aussehen."

    „Was! Wer sollte so etwas machen?"

    „Keine Ahnung, wenn es Absicht war, wer sollte denn Thorge was Schlechtes wollen? Und warum?"

    „War es denn klar wo das Zelt aufgebaut wird?"

    Frauke dachte laut nach: „Ja, wir haben bei der Generalprobe gestern die Stöcke für die Zeltplanen in die Erde gerammt, die Löcher haben sie bestimmt heute wieder benutzt. Und die Plane für das Zeltdach hatten wir gestern auch über den gleichen Ast geschlagen."

    „Vielleicht war es ja auch nur Zufall? Oder vielleicht galt es Deiner Firma? Hast Du nicht inzwischen Konkurrenz bekommen?"

    „Ja, in Münster versucht jemand meine Idee nachzuahmen, aber meinst du? Nein, das kann ich mir nicht vorstellen." Fieberhaft dachte Frauke nach, wobei Alwin sie beobachtete. Sorgenvoll zog sie ihre Augenbrauen zusammen.

    „Letztens habe ich eine E-Mail bekommen, ein komischer Typ, so ein Hobbyhistoriker. Erst wollte er mitwandern, dann hat er mir eine böse E-Mail geschrieben, ich würde nicht den Originalweg wandern, auf dem die römischen Legionen sich damals Kalkriese genähert hätten. Ich hab ihm geantwortet, dass ich das wisse, aber der Originalweg über die jetzige Bundesstraße gehe. Er hat dann noch mal eine E-Mail mit historischen belegten Fakten geschrieben. Aber meinst du, so jemand versucht mein Wander-Event zu sabotieren?"

    „Möglich ist alles, Spinner gibt’s ja genug."

    Frauke liebte den Wald und wanderte leidenschaftlich gerne, leider konnte sie heute die Atmosphäre nicht genießen. Ihre Gedanken kreisten. Galt das Ganze wirklich ihr oder Thorge? Oder war es Zufall? Sollte sie vielleicht doch lieber den Wandertag beenden? Wenn es tatsächlich Absicht war, passierte dann noch etwas? Sie müsste das Geld, das die Kunden schon bezahlt hatten, zurückzahlen. Das konnte sie sich nicht leisten. Das römische Essen war schon längst gebucht. Es gab nicht wirklich römisches Essen, leider hatte Frauke niemanden gefunden, der römisch oder germanisch kochen konnte. Es wurde ein deutsches Grillen mit römisch verkleideter Bedienung. Alle waren hungrig und… Weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn beinahe wäre sie in die junge Frau hineingelaufen, die mitten auf dem Weg angehalten hatte, um ihr Schuhband zuzubinden. Frauke merkte erst jetzt, dass sie schon kurz vor der nächsten Aufführung waren.

    Jetzt kam Fraukes großer Auftritt. Schnell eilte sie an den Wanderern vorbei und traf auf Thorge und die anderen Schauspieler. Alle standen schon bereit. Frauke warf sich ein Gewand über und zog die Wanderschuhe aus, diese Szene spielte sie barfuß.

    Die Wandergruppe hatte sich im Halbkreis um die Schauspieler herum verteilt. Thorge, also Arminius, stand mit einigen germanischen Kriegern zusammen. Er hatte die rechte Hand auf seinem Schwert abgelegt, das mit der Spitze im Boden steckte. Sein linker Arm ruhte in der Schlinge. In der Mitte stand ein Baumstumpf. Neben Frauke, die zu Beginn der Szene am Rand wartete, standen ein Krug mit Wasser und eine große Schale, die aussah wie ein großer Teller mit einem breiten Rand und einer Vertiefung.

    Arminius begann: „Auf dem freien Feld haben wir keine Chance gegen Varus und seine Legionen. Bei einem offenen Angriff wären wir verloren."

    Ein Krieger rief: „Wir kämpfen trotzdem!"

    „Nein, Varus zieht mit zwanzigtausend Mann, völlig aussichtslos. Doch die Römer fürchten unseren Wald. Sie hassen den Morast und die engen Täler. Wir müssen sie in unsere Wälder locken."

    Arminius winkte Frauke, die als Priesterin verkleidet war, herbei. „Hohe Priesterin, sag uns, ob die Götter uns wohlgesonnen sind."

    Sie ging in die Mitte zum Baumstumpf, reichte Arminius den Krug mit Wasser und hielt mit beiden Händen die Schale fest. Augenblicklich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihren Händen, beinahe hätte sie die Schale fallen gelassen. Arminius schüttete Wasser hinein. Schnell stellte sie die Schale auf dem Baumstumpf ab und beugte sich mit ihrem Gesicht darüber. Fraukes lange rote

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