Gnepfleswäschreiâ
Von Herbert Demel
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Über dieses E-Book
Sie waren 2010 anlässlich der Landesliteraturtage in Heidenheim teilweise als Beiträge eingereicht worden.
Diese fasste er jetzt zusammen. Mit Geschichten vom jungen Johannes Wünsch, einem großen Sohn der Stadt Heidenheim, und Gedichten des Heidenheimer Schullehrers und Heimatdichters Willi Pfisterer und den heiteren Hintergründen der Gnepfleswäschr aus der Necknamensammlung von Dr. Wolfgang Wulz und natürlich seinem Vater Hans.
Herbert Demel
Geboren ist Herbert Demel am 5. Juni 1946 (om siebene morgens en d'r Felsaschdross) in Heidenheim. Er verlebte Kindheit und Schulzeit in der Stadt an der Brenz. Später wurde Waldenbuch seine Heimat und der großartige Schönbuch dromrom. Sein beruflicher Werdegang begann 1960 mit einer Lehre als Kaufmannsgehilfe bei der Optimal Ölfeuerungsmaschinenbau GmbH in Gerstetten. Nach deren Auflösung ein kurzes Verweilen bei der Spedition Weichelt, bei Leitz in Oberkochen. Dann 1970 Eintritt in die Siemens & Halske AG im Werk für Kondensatoren in Heidenheim. 1972 Wechsel in die Zweigniederlassung Stuttgart der Siemens AG in den Regionalvertrieb zuerst als Innenbearbeiter, später im Außendienst der Fertigungsautomatisierung. Bis zu seinem Pensionsalter. In all den Jahren hat er geschrieben. Gedichte, Erzählungen, Essays entstanden. Bei den Baden-Württembergischen Literaturtagen 2010 in Heidenheim erschienen im Rahmen "erzählweise" vier kleine Episoden aus seiner Jugendzeit.
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Buchvorschau
Gnepfleswäschreiâ - Herbert Demel
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Zum Geleit (Dr. Wolfgang Wulz)
Oser Schloß (Willi Pfisterer)
Von der „Formica sensu stricto"
Vom alda Wünsch
Dr gottlaos Flüegel (Willi Pfisterer)
Heidenheimer Sonntagsspaziergang vom gottlosen Flügel zum Schwanen nach Mergelstetten
Dr alt Rieß macht Schprüch (Willi Pfisterer)
Vom „Männergesang und Bratbirnenmost"
Von der „Pietät" auf dem Totenberg
‘S Wedelbüeble (Willi Pfisterer)
Schloss Hellenstein
D‘r Wedel kommt
Glompabreißer
Em Wendr am Schnoidamr Bâhof
Au e Antwort (Willi Pfisterer)
Albwanderungen
Der Brenztopf
Frühkirch (1956)
En d’r Bergschuel
Das Zauberpferd
Nach d‘r Kirch‘ an d‘ Mordplatt
Vo Zang (Willi Pfisterer)
Auf em Falkaschdoi
Wia dr Johann Wünsch Soldat worda isch
Am Karfreitich (Willi Pfisterer)
Der Rekrut
Soldat Wünsch
Die Heidenheimer Knöpfleswäscher
Anhang
Zu den Texten
Mund.art
Schwäbischer Dialekt
Auszüge Literatur
Quellennachweis Grablege
Nachwort zu Johann Jakob von Wunsch
Schlussbemerkung
Bücher vom Verfasser
Über den Autor
Vorwort
En dene Däg, als z‘ Hoirna no dr Gartazaun am alda Dollinger gschdanda isch, hann ‚e in einer alten Kladde all die Aufschriebe gesammelt, die mich an „mei Hoirna nach de Sechzgr erinnern sollten. Ond als sie dann au no ‚s „scharfe Eck
agrisse hend, ‚s „Wunsch Haus, ‚s „Hotel Ochsa
- da „scheene Garta am alta Karolinaschdift zuebauet hend für’s nuie Róthaus:- „um ein neues und urbanes Stadtbild zom bejubla ond als se au no das Werk als nuie städtebauliche Akzente belobigt hend
, isch des Gedicht ieber Glompabreißer entstanda.
2010, zo de Landesliteraturtage „erzählweise", hann ‚e aus em ferna Waldábuách ‚a paar Episoda aus dere Kladde eigreicht. Ond schlag mes Blechle, se hend tatsächlich ois agnomma ond en ra öffentliche Lesong em Voith seim Papiermaschinazentrum an dr Bronnamiehl vortrage.
Aus all dem Engagement der beteiligten Autoren isch allerdings dann en de schpätere Monat ond Johr koi Heftle odr Büchle rauskomma.
So hann e Ehne a paar von meine Gschichtla en des Büchle gschriebe ond‘ s däd me freie, wenn Se Ihr Freid dra häddet.
Ond weil zo ma kloina Büchle au‘ a Widmung ghört, widme es all dene wonderbare Leit em gottlosa Flüegl, von dene i en a paar Kapitel vrzehl. Des send dr Knoblauchs Fritz ond Hans, ihre Fraua, d‘ Marie ond Helene, dr Durawirts Trudl ihrem Willi- em Schulmoischdr- ond ganz bsondrs em Flaschnr Rieß ond seir‘ Gattin, ond nadierlich ed zletschd, sei‘m Vaddr!
Waldenbuch, 1. Dezember 2018
Herbert Demel
Zum Geleit
Zu den beglückenden Erfahrungen meiner ehrenamtlichen Arbeit als Vorsitzender des Vereins „schwäbische mund.art e.V." gehört das Kennen- und Schätzenlernen vieler, mir bisher unbekannter Künstlerinnen und Künstler, die sich unserem 1997 gegründeten Netzwerk für die Pflege des schwäbischen Dialekts neu angeschlossen haben.
Einer von ihnen ist Herbert Demel, mit dem mich die gemeinsame Herkunft als Heidenheimer „Knöpfleswäscher, die Liebe zur Heimat und zum mundartlichen Dichten und Fabulieren verbindet. Ohne unseren Verein und unsere Mund. art-Stammtische in der Region Stuttgart hätten wir beiden schwäbischen Landsleute mit ostälblerischem Migrationshintergrund uns niemals persönlich getroffen, obwohl wir altersmäßig nur wenige Jahre auseinander sind und in den von Herbert Demel in seinen schwäbischen Miniaturen so trefflich geschilderten Straßen, Plätzen, Wirtshäusern, Ausflugszielen und Wäldern wohl schon des Öfteren unerkannter Weise „anander vorbeigloffe send
.
So war es für mich eine Selbstverständlichkeit, seinem Wunsch zu entsprechen, die bisher noch nicht veröffentlichten Texte kritisch durchzulesen sowie ein Geleitwort zu verfassen. Und das war „koi Gschäft, sondern ein „hoimeliges
Eintauchen in die eigene Kindheit und Jugend, ein berührendes Erinnern an die ganz „oigene, „kähle
ond „raue Mentalität etlicher Originale von „Hoirne
. Dass dabei sogar noch der verstorbene Vater, der Schulmeister, Heimatforscher und Autor Hans Wulz (1913-2004), als handelnde Person eines mir bis dato unbekannten Geschehens aufgetaucht ist, verleiht allem natürlich eine ganz besondere Note.
Bewundert habe ich dabei Herbert Demels Gabe, seine fotografisch genauen Erinnerungen und Beobachtungen in anschauliche und authentische mundartliche Geschichten und Gedichte zu fassen.
Er schafft damit ähnliche kleine Denkmäler seiner Heidenheimer Heimat, wie er es auch schon sehr erfolgreich in seinem Büchle über die Waldenbucher Wahlheimat getan hat.
Gültstein, Dezember 2018
Dr. Wolfgang Wulz
Oser Schloß
Wie aus em Felse gwachse
Schtoht oser Schloß, dr Helleschtoi.
Dia alte Häusle ond dia Gäßle dronter
Send wenkelich ond wackelich ond kloi.
Gwaltich, trutzich, weit ens Blao
Recket Türm sich nuf ond Maure.
Aber Menschewerk, sei’s no so mächtich
Ka et end d Ewichkoit nei daure.
De alt Burg schdoht en Trümmer,
‚s Fürschteschloß hot’s niederbrennt.
Durch Feaschterhöhle schdreichet Dohle,
jagt dr Reage ond dr Wend.
Von der „Formica sensu stricto"
(dees isch Ladeinisch ond dees send
Glemmerling oder echte Waldamoise)
Mein Großvater war der Eßlingers Christian von der Felsenstraße. Im Laufe seines Lebens erwanderte er die Gegend um seine Heimatstadt weit hinaus und er kannte Weg und Steg. Einer seiner Lieblingswege war das Ugental. Vorbei am Fürsorgeheim, dem Opel Zanzinger und an seinem Beginn der Talhof. Nach dem Bauernhof ist auf der rechten Seite der Hühnerstall mit seinem großen Freilauf. Und dort, bei der kleinen Brücke, auf der linken Seite, entdeckte er eines Tages einen kleinen Ameisenhaufen. Nur einzelne, wenige Waldameisen sah er. Und er erkannte sofort die Schwierigkeiten der kleinen Kolonie - kein Tannenbaum weit und breit in dieser Diaspora.
Dies beschäftigte ihn nun nachhaltig. Ein Schwabe braucht immer etwas zum Schaffen, zumindest zum Gruschteln. Also auch Klemmerling.
Etwas verständnislos reagierte die Großmutter, als er eines Tages nach einer „Guck" verlangte.
„Was für a‘ Guck?"
„A Papierguck - mit Henkel"
„So ebbes".
Seine Wege führten ihn künftig in weite Tannenwälder, wo er eifrig Nadeln sammelte und in seiner Tüte barg. Dann streute er den Inhalt weitflächig um seinen Klemmerlingshaufen. Nicht einfach hinauf, nein, zwanzig, fünfzig Meter entfernt. „Die Kerle sollet au‘ was schaffa."