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Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller
Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller
Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller
eBook437 Seiten5 Stunden

Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller

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Über dieses E-Book

Dieses Ebook enthält die Romane:
Patricia Vanhelsing und die Burg der Tempelritter
Der Schlangentempel
Der Orden der Maske
Die Magie der Maske


Mein Name ist Patricia Vanhelsing und – ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von „van Helsing“ in „Vanhelsing“ änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber muss es nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen? Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle.
In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.


Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen - zuletzt den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum30. März 2017
ISBN9783736832527
Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer: Romantic Thriller
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Patricia Vanhelsing - Vier Abenteuer - Alfred Bekker

    Patricia Vanhelsing – Vier Abenteuer: Romantic Thriller

    von Alfred Bekker

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Alfred Bekker

    © der Digitalausgabe 2014 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    www.AlfredBekker.de

    Alfred Bekker schreibt Fantasy, Science Fiction, Krimis, historische Romane sowie Kinder- und Jugendbücher. Seine Bücher um DAS REICH DER ELBEN, die DRACHENERDE-SAGA,die GORIAN-Trilogie und seine Romane um die HALBLINGE VON ATHRANOR machten ihn einem großen Publikum bekannt. Er war Mitautor von Spannungsserien wie Jerry Cotton, Kommissar X und Ren Dhark. Außerdem schrieb er Kriminalromane, in denen oft skurrile Typen im Mittelpunkt stehen - zuletzt den Titel DER TEUFEL VON MÜNSTER, wo er einen Helden seiner Fantasy-Romane zum Ermittler in einer sehr realen Serie von Verbrechen macht.

    Dieses Ebook enthält die Romane:

    Patricia Vanhelsing und die Burg der Tempelritter

    Der Schlangentempel

    Der Orden der Maske

    Die Magie der Maske

    Mein Name ist Patricia Vanhelsing und – ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von „van Helsing in „Vanhelsing änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber muss es nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen? Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle.

    In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.

    Patricia Vanhelsing und die Burg der Tempelritter

    Auf die junge Journalistin Patricia Vanhelsing wartet ein gefährliches Abenteuer. Sie ist dem legendären Orden der Tempelritter auf der Spur, der angeblich im Mittelalter zerschlagen wurde, der aber Gerüchten zufolge auch heute noch im Untergrund existiert. Ihre Recherchen führen Patricia aus dem nebeligen London ins sonnige Südfrankreich – und auf die Spur eines ebenso geheimnisvollen wie auch faszinierenden Mannes.

    Ein frühes Abenteuer mit Patricia Vanhelsing, der Jägerin der Nacht – aus der Zeit, bevor sie ihren Gefährten Tom Hamilton traf.

    *

    Kalter Modergeruch drang in meine Nase. Düstere steinerne Wände umgaben mich, von denen eine schier eisige Kälte ausging. Eine Grabeskälte, die alles zu durchdringen vermochte und mich bis ins Mark frösteln ließ.

    Um die Handgelenke fühlte ich etwas ebenso Kaltes. Ich war festgekettet an einer Wand und konnte mich kaum bewegen.

    Eine Gefangene war ich - festgekettet und dem Tode geweiht...

    Mir gegenüber stand die hochaufragende Gestalt eines Kreuzritters in voller Rüstung. Das Helmvisier war herabgelassen, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.

    Um so deutlicher aber sah ich das achtspitzige Kreuz auf dem weißen Gewand, das er über dem Kettenhemd trug...

    Dumpf hörte ich seinen Atem unter dem Helm.

    Der Ritter zog sein Schwert. Mit beiden Händen packte er den Griff und holte mit der Klinge zu einem furchtbaren Schlag aus.

    „Nein!", hörte ich mich selbst aufschreien. Das Herz schlug mir bis zum Hals, während lähmendes Entsetzen mich ergriff.

    Ich fühlte Schwindel. Alles schien sich zu drehen, während ich die Klinge des Kreuzritters auf mich zuschnellen sah.

    „Nein!"

    Es war ein Schrei, der nichts anderes als nackte Todesangst offenbarte. Eine namenlose Furcht, die meine Seele schier zu zerreißen drohte.

    „Nein!"

    Das letzte, was ich sah, war das Gesicht eines Mannes.

    Ein sehr ebenmäßiges Gesicht mit zwei ruhigen, grauen Augen und umrahmt von dunklem Haar.

    Dann raste die mörderische Klinge auf mich herab...

    *

    „Nein!"

    „Patricia!"

    „Nein! Nicht!"

    „Patricia, wach auf!"

    Ich fühlte einen kräftigen Griff um meine Schultern, und ich fuhr hoch. Kerzengerade saß ich da – und fand mich in meinem Bett wieder.

    Das Mondlicht sickerte durch das große Fenster und fiel in das Gesicht von Tante Lizzy, in deren Villa ich wohnte.

    „Es ist alles gut, Patricia! Du hast nur geträumt!" Langsam wurde mir das auch klar. Ich schluckte, versuchte etwas zu sagen. Mein Mund war trocken, meine Lippen fühlten sich spröde und aufgesprungen an, während ich mit der Zunge darüber fuhr.

    „O mein Gott", hörte ich mich selbst flüstern, aber der Arm, den Tante Lizzy jetzt um meine Schultern legte, gab mir die Gewissheit, dass mir jetzt nichts passieren konnte.

    „War es wieder der Traum?", fragte Tante Lizzy.

    Ich nickte. „Ja. Ich war angekettet, und ein Kreuzritter wollte mich mit seinem Schwert erschlagen..."

    „Es ist das dritte Mal, Patricia..."

    „Ich weiß..."

    „Du solltest diese Sache sehr ernst nehmen..." Tante Lizzy brauchte nichts weiter zu sagen. Ich wusste auch so, worauf sie hinaus wollte.

    Meine Großtante Elizabeth Vanhelsing war eine leidenschaftliche Okkultistin und an allem interessiert, was sich auch nur ansatzweise als übersinnliches Phänomen ansehen ließ.

    Ihr verschollener Mann Frederik Vanhelsing war ein bekannter Archäologe gewesen und hatte dafür gesorgt, dass die Villa mit Fetischen und Kultgegenständen aus aller Welt vollgestopft war. Dazu kam noch Tante Lizzys eigene Sammlung von Zeitungsartikeln, Büchern und allerlei Gegenständen zum Bereich des Übersinnlichen, so dass die Vanhelsing-Villa fast so etwas wie ein kleines Privatmuseum des Okkulten war.

    „Es ist wie damals", erklärte Tante Lizzy in ernstem Tonfall, nachdem sie aufgestanden war und Licht gemacht hatte.

    Damals...

    Schon wieder fing sie mit diesem Thema an.

    Als 12jährige hatte ich den tragischen Tod meiner Eltern in einem Traum vorausgesehen, so behauptete zumindest Tante Lizzy. Und im Alter von 16 einen Hausbrand.

    Seitdem war meine Großtante, die mich nach dem Tod meiner Eltern wie eine Tochter aufgezogen hatte, überzeugt davon, dass ich übersinnliche Fähigkeiten hätte.

    Ich persönlich stehe diesen Dingen etwas skeptischer gegenüber. Schließlich bin ich Journalistin und als solche nüchternen Fakten verpflichtet.

    Tante Lizzy aber hatte wohl mehr Vertrauen in meine paranormalen Fähigkeiten als ich selbst.

    Ich sträubte mich einfach gegen den Gedanken, dass Zukunft vorhersagbar war. Das war ein Gedanke, der mir nicht gefiel.

    „Du glaubst, dass dieser Traum etwas über meine Zukunft enthüllt, nicht wahr?", erriet ich Tante Lizzys Gedanken.

    Ich stand auf und warf mir einen Morgenmantel über. An Schlaf war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken, auch wenn ich am nächsten Morgen an meinem Arbeitsplatz in der Redaktion der LONDON EXPRESS NEWS einschlafen würde.

    Tante Lizzy nickte und trat auf mich zu.

    „Lass uns darüber reden, Patti!"

    „Tante Lizzy...!"

    „Doch, es muss sein! Als du diesen Traum das letzte Mal hattest, bist du einem Gespräch auch schon ausgewichen, aber du wirst dich dieser Sache stellen müssen! Dieser Traum hat eine Bedeutung. Vielleicht geht es um Leben und Tod! Also... Ich seufzte. „Was soll ich tun?

    „Versuche dich an jede Einzelheit zu erinnern", beschwor mich Tante Lizzy eindringlich.

    „Es war wieder exakt derselbe Traum."

    „Keine Veränderung?"

    „Nein. Ich war an eine Steinwand gekettet und ein Kreuzritter wollte mich umbringen. Du glaubst doch wohl kaum, dass das meine Zukunft sein kann! Schließlich sind Ritter nicht gerade zeitgemäß! Ich denke, es war ein ganz gewöhnlicher Alptraum, wie ihn hin und wieder jeder mal hat. Und der Ritter ist nichts weiter als ein Symbol für die Furcht, die mich packt, wenn mich mein kratzbürstiger Chefredakteur in sein Büro zitiert!"

    „Patti!, beschwor mich Tante Lizzy eindringlich. „Mach darüber keine Witze. Waren da noch irgendwelche Einzelheiten? Versuch dich zu erinnern, bevor der Traum verblasst. Ich versuchte es. „Dieses Kreuz auf dem Gewand des Ritters," flüsterte ich.

    „Was war damit?" Tante Lizzy ließ nicht locker.

    „Wie soll ich das beschreiben? Es war ein besonderes Kreuz. An jeder der vier Enden hatte es zwei kleine Spitzen..."

    „Das achtspitzige Kreuz!, rief Tante Lizzy plötzlich aus. „Weißt du, was das bedeutet? Ich schüttelte den Kopf. „Nein, tut mir leid!"

    „Das ist das Zeichen des Ordens der Tempelritter; auch Templer von Jerusalem genannt... Zunächst beteiligte sich der Orden an den Kreuzzügen, und nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land bildete er im mittelalterlichen Europa eine Art Staat im Staat. Vor allem in Frankreich und Spanien war er sehr mächtig, bis er schließlich verboten und wegen der Anwendung Schwarzer Magie aufgelöst wurde. Die Templer wurden gnadenlos verfolgt und auf die Scheiterhaufen gebracht. Aber bis heute hat sich das Gerücht gehalten, dass der Orden im Verbogenen über all die Jahrhunderte weiterexistiert hat und vielleicht sogar heute noch besteht – als okkulte Geheimgesellschaft!" Ich merkte schon, das Tante Lizzy jetzt in ihrem Element war.

    „In meiner Bibliothek steht ein Buch, dessen Autor den Beweis anzutreten versucht, dass der Orden bis in unser Jahrhundert hinein existierte und für eine Reihe von Ritualmorden verantwortlich ist. Es stammt von einem Deutschen namens Dietrich von Schlichten. Die einzige englische Übersetzung erschien 1923, der Verleger starb unter mysteriösen Umständen, und von Schlichten selbst verschwand auf einer Reise nach Südfrankreich – nur wenige Monate später."

    Ich sah Elizabeth Vanhelsing etwas müde an. Meine Großtante war zwar an allem interessiert, was übersinnliche Erscheinungen betraf, aber obskuren Kulten und sektenartigen Vereinigungen stand sie sehr kritisch gegenüber.

    „Pass auf dich auf, mein Kind", sagte Tante Lizzy leise.

    „Ich weiß nicht, was dein Leben mit den Templern zu tun hat – aber ich fürchte, das wird sich schon bald herausstellen." Und das sollte schon am nächsten Tag der Fall sein...

    *

    „Na? Die Nacht durchgezecht?"

    Ich wirbelte herum und blickte in die strahlend blauen Augen von Jim Field, einem jungen und etwas unkonventionellen Fotografen der LONDON EXPRESS NEWS.

    Er schenkte mir sein sympathisches, offenes Lächeln, das so typisch für ihn war, und ich erwiderte: „Ich hatte gedacht, dass ich wenigstens auf dem Flur ungeniert gähnen könnte. Er lachte und strich sich mit einer beiläufigen Bewegung eine blonde Strähne aus dem Gesicht. „Tja, hier wird man halt überall beobachtet... Für die LONDON EXPRESS NEWS gibt es kein Privatleben – weder für die Mitarbeiter noch für die Stars und Sternchen, deren geheim Affären wir auf unsere Seiten bringen – exklusiv und in Farbe!

    Ich setzte den Gesichtsausdruck gespielten Erstaunens auf.

    „Du hörst dich ja heute an wie unser Chefredakteur!" Jim Field grinste und verhinderte dann gerade noch mit einer schnellen Bewegung, dass ihm die Kamera von der Schulter rutschte. Er zwinkerte mir zu.

    „Tja, Patti, ich übe schon mal. Schließlich habe ich mir vorgenommen, eines Tages den Posten des großen Michael T. Swann zu übernehmen!"

    Ich sah abschätzig an ihm herab. „Nun, falls du dich überwinden könntest, eine Jeans zu tragen, die nicht überall geflickt ist, und du es dir noch abgewöhnst, müde Reporterinnen zu erschrecken – warum nicht?" Wir lachten beide.

    Jim ist ein Spaßvogel, auch wenn seine Art von Humor nicht jedermanns Sache ist. Aber immerhin hatte er mit seiner Flachserei dafür gesorgt, dass es mir jetzt trotz meiner Müdigkeit etwas besser ging und der Morgen nicht allzu grau erschien.

    „Aber nun mal im Ernst, sagte Jim. „Du bist spät dran heute. Der Chef lässt dich schon suchen und hat mich durch das ganze Haus gejagt, um dich aufzutreiben.

    „Was ist denn los?"

    „Hat er nicht gesagt. Aber es muss dringend sein. Komm, wir haben denselben Weg!"

    „Ach, du hast auch einen Termin in der Höhle des Löwen? Er nickte. „So ist es!

    *

    „Na endlich!"

    Michael. T. Swanns Gesicht wirkte stets missmutig.

    „Guten Tag, Mister Swann!", sagte ich in gedämpften Tonfall, gespannt darauf, was mich jetzt erwartete. Uns Platz anzubieten, das schien Swann nicht in den Sinn zu kommen.

    „Wo waren Sie denn, Patricia? Ich habe Sie überall suchen lassen!"

    „Nun, ich..."

    „Ich sitze hier auf heißen Kohlen, weil Clark Dalglish krank ist und ich unbedingt jemanden brauche, der für ihn einspringt. Für Sie ist das eine Bewährungsprobe, Patricia! Eigentlich lasse ich Anfänger nicht an so wichtige Sachen, aber im Moment habe ich keine andere Wahl. Außerdem haben Sie Ihren Job bislang ja ganz passabel gemacht!"

    „Ich werde mir Mühe geben", versprach ich und fragte mich dabei, wann er mit seinem Klagelied endlich aufhören und zur Sache kommen würde.

    Swann kratzte sich am Kinn. „Ist ja auch egal. Es geht um jede Sekunde. Die EXPRESS NEWS haben den Ruf, immer die ersten zu sein, immer am schnellsten am Ort des Geschehens... Na ja, diesmal wird das wohl nichts mehr."

    „Worum geht es, Mister Swann?", erkundigte ich mich.

    Swann sah mich an. Er war streng und konnte mit eisernem Besen fegen, wenn es sein musste. Aber unter seiner rauen Fassade steckte ein herzensguter Mensch – auch wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Und wenn er mich auch ab und an grob anrüffelte – im Grunde respektierte er mich inzwischen.

    Schließlich hatte ich bewiesen, dass ich eine gute Reporterin war. Und Leistung erkannte ein Mann wie Swann immer an.

    „Sagt Ihnen der Name Marc Larue etwas?" Den Namen kannte ich tatsächlich.

    „Ist das nicht dieser französische Schauspieler, der vor dem Sprung nach Hollywood steht?" Swann nickte, und auf seiner Stirn erschienen ein paar tiefe Furchen. Sein Gesichtsausdruck wurde sehr ernst.

    „Zu diesem Sprung wird es nicht mehr kommen."

    „Wieso?"

    „Es ging wie ein Lauffeuer über den Ticker. Larue ist heute Morgen in seinem Londoner Hotel tot aufgefunden worden. Die näheren Umstände sind nicht bekannt. Machen Sie 'ne schöne Story daraus! Gleich morgen wollen wir etwas darüber bringen. Aber nicht irgend so ein Gefasel, sondern Fakten!" Ich verkniff mir eine Erwiderung. Woher die Fakten kommen sollten, das verriet Swann mir natürlich nicht. Und das zu einem Zeitpunkt, da selbst die Polizei und Staatsanwaltschaft noch so gut wie nichts in der Hand hatten.

    Swann kramte zwischen den Bergen aus Blättern und Manuskripten herum, die sich auf seinem völlig überladenen Schreibtisch stapelten, dann zog er einen Zettel heraus, den er mir reichte. Ich nahm ihn und sah, dass in Swanns krakeliger Handschrift eine Adresse darauf notiert war.

    „Das ist das Hotel, in dem man Larue gefunden hat! Wenn Sie sich ein bisschen beeilen, kann Mister Field vielleicht noch ein paar Fotos davon machen wie sich die Polizeiwagen vor dem Eingang drängeln... Und nun verschwinden Sie beide!" Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen...

    *

    Schon der Parkplatz des Hotels war völlig überfüllt. Noch mehr galt das für die Eingangshalle. Uniformierte Polizisten überall, dazu die Beamten von Scotland Yard.

    Ich hielt mich an den Portier an der Rezeption, einen freundlichen älteren Herrn, dem ich mit dem charmantesten Lächeln, das ich zustande bringen konnte, sowie einer Hundert-Pfund-Note die Zunge löste.

    Jim sah sich derweil etwas um und schoss ein paar Fotos von Polizisten mit angestrengten Gesichtern. Irgendwie verlor ich ihn dann in dem Gewühl aus den Augen.

    „Unser Zimmermädchen hat den Toten gefunden, erläuterte indessen der Portier, während er sich über den Tresen der Rezeption beugte und eine wichtige Miene aufsetzte. „Die Tür stand nämlich offen, und das kam ihr dann doch verdächtig vor...

    „Was war die Todesursache?", fragte ich.

    „Schlag mit einem stumpfen Gegenstand. Ich war erstaunt. „Woher wissen Sie das so genau?

    „Weil sich der Gerichtsmediziner da vorne an der Treppe mit dem Inspektor von Scotland Yard unterhalten hat. Ich konnte alles mithören..."

    „Weiß man schon irgend etwas über die Hintergründe?" Doch da musste der Portier passen. Er hob die breiten Schultern und machte ein bedauerndes Gesicht.

    „Nur Spekulationen..."

    „Was für Spekulationen?"

    „Also, ein Raubmord war es nicht. Soweit ich gehört habe, wurde nämlich nichts gestohlen. Es muss irgend etwas Persönliches sein. Eifersucht, Rache... Man weiß doch, wie das bei diesen Schauspielern und Filmleuten ist. Affären ohne Ende!"

    Nur, dass die meisten dafür nicht umgebracht werden, setzte ich in Gedanken hinzu, aber der Redeschwall des Portiers ließ es nicht zu, dass ich mehr als ein gelegentliches „Hm!" anbringen konnte.

    Trotzdem an Informationen bekam ich nichts mehr aus ihm raus.

    „Welches Zimmermädchen hat Larue denn gefunden?"

    „Teresa."

    „Wo finde ich die?"

    Er hob die Schultern. „Da haben Sie Pech, Miss."

    „Wieso das?"

    „Ich habe sie gerade dort hinten ins Billardzimmer gehen sehen. Und dort verhört Inspektor Craven von Scotland Yard gerade die Angestellten... Kann ein bisschen dauern, bis so ein Protokoll fertig ist!"

    *

    Vor dem Billardzimmer stand ein uniformierter Polizeibeamter. Er passte auf, dass niemand den Inspektor bei seinen Verhören störte. Mit unbewegtem Gesicht blickte er an mir vorbei. Ich nahm in einem der großen Ledersessel Platz, die in der Eingangshalle standen, und setzte mich so, dass ich die Tür zum Billardzimmer im Auge behalten konnte.

    Gleichzeitig sah ich mich auch immer wieder nach Jim um, aber der war wie vom Erdboden verschluckt.

    Eine Viertelstunde saß ich einfach nur da.

    Zwischendurch beobachtete ich einen wild gestikulierenden kleinen Mann, der recht schmächtig war. Er schien ziemlich aufgebracht zu sein. Seinem Akzent nach war er Amerikaner. Er redete dauernd von eine Filmprojekt, ich schätzte, dass er entweder Produzent oder Larues Agent war.

    Jedenfalls schien ihn der Tod des französischen Schauspielers stark getroffen zu haben – aber wohl nur in zweiter Linie aus menschlichen Gründen.

    Ich erwog bereits, den schmächtigen Wichtigtuer kurz zu interviewen, da öffnete sich die Tür des Billardzimmers, und eine junge, dunkelhaarige Frau trat heraus.

    Auf dem hellblauen Kleid, das sie trug, befand sich das Emblem des Hotels.

    Ich sprang auf und trat ihr entgegen.

    „Teresa? Mein Name ist Patricia Vanhelsing. Ich komme von den LONDON EXPRESS NEWS und..."

    „...und vielleicht lassen Sie die arme Frau jetzt in Frieden!", ertönte eine barsche männliche Stimme.

    Ein breitschultriger Mann in einem leicht verknitterten Jackett trat jetzt ebenfalls durch die Tür. Er trug einen buschigen Schnauzbart und über der markanten Nase leuchteten zwei hellblaue, aufmerksame Augen.

    Teresa drehte sich halb zu ihm herum, und der Mann nickte ihr zu. „Gehen Sie nur!"

    Dann wandte er sich an mich. Ich wollte Teresa nacheilen, aber er fasste mich am Arm.

    „Moment!"

    „Was fällt Ihnen ein, Mister...!"

    „Inspektor Craven, Scotland Yard. Und ich habe entschieden etwas dagegen einzuwenden, dass Sie diese junge Frau jetzt mit Ihren Fragen quälen. Alles, was sie zu sagen hatte, hat sie bereits zu Protokoll gegeben." Ich riss mich los und sah Craven wütend an.

    „Wohl noch nie etwas von Pressefreiheit gehört, was?"

    „Ach, kommen Sie, die ist doch erfunden worden, als es noch richtige Zeitungen gab – nicht solche bunten Blätter wie die EXPRESS NEWS!"

    Ich fühlte Wut in mir aufsteigen. Was fiel diesem Inspektor ein, mich und meine Arbeit zu beleidigen?

    Aber schon in der nächsten Sekunde begriff ich, dass das seine Methode war. Er wollte mich in ein Gespräch verwickeln, und bis dahin war Teresa, das Zimmermädchen, verschwunden.

    Also verzichtete ich darauf, ihm die Meinung zu sagen, und lief stattdessen hinter Teresa her.

    „Warten Sie!, rief der Inspektor. „Was Sie von ihr wissen wollen, können Sie auch mich fragen. Ich blieb stehen.

    Inspektor Craven hatte mich eingeholt.

    „Was ist?, fragte er. „Ist das kein Angebot?

    „Gut."

    Aber es war ein Fehler gewesen, darauf einzugehen, wie ich später merkte. Ein dummer Anfängerfehler.

    Alles, was Craven mir anzubieten hatte, wusste ich schon.

    Weitere Informationen könne er mir leider nicht geben. „Aus fahndungstaktischen Gründen", wie er mir weiszumachen versuchte.

    Teresa war jedenfalls später unauffindbar, und innerlich verfluchte ich Jim dafür, dass er nicht dagewesen war und wenigstens ein schönes Bild von dem Scotland Yard-Inspektor gemacht hatte.

    Diese Geschichte fing alles andere als gut an, und ich sah mich schon am Abend in der Redaktion sitzen und mir irgend etwas aus den Fingern saugen, was Michael T. Swann mir dann anschließend um die Ohren hauen würde.

    Ich seufzte.

    Selbst der Filmproduzent war inzwischen untergetaucht...

    *

    „Hallo, Patti!"

    Ich hatte mir in der Hotelbar einen Espresso bestellt, da tauchte Jim Field wie aus dem Nichts hinter mir auf. Sein legeres Äußeres war für ein Hotel dieser Preiskategorie schon etwas auffällig.

    Um seine Mundwinkel spielte ein zufriedenes Lächeln, für das es meiner Ansicht nach überhaupt keinen Anlass geben konnte.

    „Komm mit, wir fahren!", sagte er.

    „Was?"

    „Ich erzähl es dir im Wagen."

    „Wovon redest du?"

    „Willst du erst warten, bis ich verhaftet werde?" Ich verstand überhaupt nichts. Aber als er wenige Minuten später neben mir auf dem Beifahrersitz meines alten Mercedes saß, den Tante Lizzy mir einst vermacht hatte, erklärte er mir alles.

    „Ich war in Larues Zimmer", eröffnete er mir.

    Ich war einen Moment lang sprachlos, und er schien diesen Augenblick regelrecht zu genießen.

    Weil mir nichts Besseres einfiel, fragte ich: „Wurde das Zimmer denn nicht bewacht?"

    „Versiegelt."

    „Aber..."

    „Ja, ich weiß. Und dass in spätestens einer halben Stunde bei Scotland Yard ein Donnerwetter loskrachen wird, das sich gewaschen hat! Hör zu, ich habe den Tatort fotografiert. Der Tote war natürlich nicht mehr da, der ist längst abtransportiert worden. Aber da war etwas anderes, dem wir nachgehen könnten..."

    „Was?"

    „Larue hat eine Telefonnummer an die Zimmertapete geschrieben. Er war ja bekannt für sein rüpelhaftes Benehmen. Ich war mal dabei, als eine Home-Story über ihn gemacht wurde. Vielleicht hatte er auch einfach nur kein Papier zur Hand... Ich zog die Augenbrauen hoch und gab zu bedenken: „Oder die Nummer wurde von einem Gast auf die Tapete geschrieben, der vor Larue das Zimmer hatte! Jim Field schüttelte ganz energisch den Kopf. „In einem solchen Hotel? Da ist Sauberkeit und Ordnung das oberste Gebot. Die würden alles daran setzen, um so etwas zu beseitigen, bevor ein neuer Gast kommt."

    „Dann sollten wir die Nummer mal ausprobieren."

    „Auswendig weiß ich sie nicht. Und zum Aufschreiben hatte ich keine Zeit, schließlich wollte ich nicht erwischt werden. Ich sah ihn kurz an. „Und da soll ich beeindruckt sein?, schnauzte ich. „Was nutzt uns diese Telefonnummer, wenn wir sie nicht kennen?"

    Jim grinste mich an und klopfte dann leicht auf den Fotoapparat, den er auf dem Schoß hatte. „Ich sagte doch, ich habe den Tatort fotografiert. Mit 'ner schönen Großaufnahme besagter Nummer."

    „Okay. Ich grinste zurück. „Ich bin beeindruckt. Also ging es zunächst einmal zurück in die Redaktion. Die Bilder mussten entwickelt werden.

    Jim war ein echter Profi, was sein Handwerk anging.

    Ich saß an meinem Schreibtisch und grübelte darüber nach, wie ich meinen Artikel beginnen sollte. Viel war es ja nicht gerade, was ich bis jetzt an Fakten zusammengetragen hatte. Dreimal hatte ich schon begonnen, und jedesmal sah ich im Geiste Michael T. Swanns strenges Gesicht vor mir, wie er mir meinen Artikel mit spitzen Worten in der Luft zerriss.

    Dann kam Jim endlich.

    „Hier, sagte er und warf einen ganzen Stapel von Bildern auf den Tisch. „Ich war auch noch mal kurz im Archiv und habe die Bilder herausgesucht, die ich damals zu der Home-Story über Marc Larue gemacht habe. Vielleicht kannst du sie ja irgendwie verwenden. Da wir den toten Larue schon nicht fotografieren konnten.

    Manchmal war er wirklich geschmacklos.

    „Und die Nummer?"

    Er tippte auf eines der Fotos. Die Telefonnummer war darauf deutlich und in Großaufnahme zu erkennen.

    Ich zögerte nicht lange, nahm meinen Apparat und wählte die Nummer. Wenige Augenblicke später legte ich wieder auf.

    Jim runzelte die Stirn und fragte: „Was war denn?"

    „Ich hatte den Anrufbeantworter eines Privatdetektivs dran, erklärte ich. „Ashton Taylor. Sagt dir der Name was?

    „Nein. Aber unser Archiv ist bekanntlich allwissend, Patti. Vorausgesetzt, man hat Zeit genug..." Ich hörte nur halb hin, während Jim weitersprach. Mein Blick ging über die Fotos, die Jim aus dem Archiv gegraben hatte. Auf den meisten war Larue zu sehen...

    Larue in seiner ersten Filmrolle, in der er einen Schurken darstellte. Larue in einer komödiantischen Rolle mit einer seltsamen Grimasse. Dann Larue zu Hause mit seinem Hund...

    An diesem Bild blieb mein Blick haften.

    Der Franzose trug darauf ein Hemd mit kurzen Ärmeln. Die ersten drei Knöpfe waren offen. Seine Brust war glattrasiert, wie es bei französischen Männern heutzutage Mode ist. Er sah gut aus, wenn auch für meinen Geschmack ein bisschen zu jungenhaft.

    Ich hielt das Bild näher an meine Augen.

    „Brauchst du eine Brille?", flachste Jim, aber ich hatte im Moment keinen Sinn für seine Witze.

    In dem Hemdausschnitt war eine Tätowierung zu sehen, vielleicht so groß wie ein Zeigefinger.

    Es war, als würde ein kalter Hauch mich erfassen und bis ins tiefste Innere frösteln lassen.

    Die Tätowierung zeigte nichts anderes als ein achtspitziges Kreuz! Wie ich es in meinem Traum auf dem Gewand des Ritters mit dem heruntergelassenen Visier gesehen hatte!

    Das Zeichen der Templer von Jerusalem!

    *

    Es war früher Nachmittag, als ich das Gebäude erreichte, in dem Ashton Taylor sein Büro in bester Lage hatte und das in der Ladbroke Grove Road stand. Die Adresse hatte ich dem Telefonbuch entnommen. Es gab zwar dutzendweise Taylors in London, aber nur einen Ashton Taylor, der als Privatdetektiv arbeitete.

    Jim stellte in der Zwischenzeit für mich das Archiv auf den Kopf.

    Taylors Detektei schien es nicht schlecht zu gehen. Wie hätte er sich sonst eine Büroetage in dieser Lage leisten können?

    „Sie wünschen?", fragte eine dunkle, männliche Stimme an der Sprechanlage, die neben der Tür in der fünften Etage angebracht war.

    „Ich möchte zu Mister Taylor. Mein Name ist Patricia Vanhelsing."

    Ich konnte nicht sagen, was es genau war, aber irgend etwas hatte der Klang dieser Stimme in mir ausgelöst... Ein gewisses Unbehagen begann sich in meiner Magengegend breitzumachen.

    Eine Ahnung...

    „Einen Moment", sagte die Stimme. Der Türsummer schlug an, ich drückte die Tür auf und trat ein.

    Ein hochgewachsener, breitschultriger und sehr gut aussehender Mann trat mit entgegen. Er war elegant gekleidet.

    Hose und Jackett waren aus Schurwolle. Der erste Knopf seines Hemdes war geöffnet.

    Als ich das Gesicht sah, versetzte es mir einen Stich, ich erstarrte unwillkürlich zur Salzsäule.

    Dieses Gesicht war aus meinem Traum! Dieselben grauen Augen, die dunklen Haare... Auch das Grübchen am Kinn war da.

    Seine ruhigen Augen musterten mich.

    „Was ist los?, erkundigte er sich. „Habe ich Sie erschreckt?

    „Nein."

    Er reichte mir die Hand. „Ashton Taylor. Er hielt meine Hand einen Augenblick länger, als es eigentlich nötig gewesen wäre, während unsere Blicke sich trafen. „Treten Sie doch ein, Miss...

    „Vanhelsing. Patricia Vanhelsing." Er führte mich in ein sehr sachlich, aber gediegen eingerichtetes Büro und bot mir einen drehbaren Ledersessel an.

    „Möchten Sie etwas trinken?", fragte er dann.

    „Nein."

    Ich wollte gleich zur Sache kommen, aber die Erkenntnis, dass ich sein Gesicht im Traum gesehen hatte, hatte ich immer noch nicht richtig verarbeitet.

    Ashton Taylor setzte sich jetzt ebenfalls. Er nahm mir gegenüber auf der anderen Seite des Schreibtisches Platz und sah mich wieder an.

    Eine seltsame, geheimnisvolle Aura umgab diesen Mann.

    Etwas, das man nicht erklären kann. Das begann schon, wenn man versuchte, sein Alter zu schätzen...

    Er wirkte recht jugendlich, nur seine Augen und ein gewisser Zug in seinem Gesicht schienen eher zu einem älteren Mann zu passen.

    Auf jeden Fall war er sehr attraktiv und hatte ein Ausstrahlung, die fast schon beängstigend war.

    „Was ist Ihr Anliegen?", fragte Taylor.

    „Es geht um einen gewissen Marc Larue, erklärte ich und achtete dabei genau auf sein Gesicht, das allerdings völlig unbewegt blieb. „Den französischen Schauspieler... Er wurde in seinem Londoner Hotelzimmer ermordet aufgefunden. Und Ihre Telefonnummer hatte er an die Wand geschrieben, Mister Taylor.

    Er zog die linke Augenbraue hoch und meinte dann: „Ich glaube nicht, dass Sie von Scotland Yard sind, Miss Vanhelsing."

    „Habe ich das behauptet?"

    „Was ist Ihr Interesse an diesem Schauspieler?"

    „Ich bin von den LONDON EXPRESS NEWS."

    „Ah." Ein charmantes Lächeln huschte über sein Gesicht.

    Er hatte das sehr geschickt gemacht. Anstatt, dass ich jetzt etwas über ihn wusste, hatte er den Spieß einfach umgedreht und mich ausgefragt.

    Ich beschloss, dass mir das nicht noch einmal passieren würde.

    Allerdings war das leichter gesagt als getan. Es war einfach zu verlockend, seinem Charme auf den Leim zu gehen...

    „Was wollte Larue von Ihnen, Mister Taylor?"

    „Erwarten Sie darauf wirklich eine Antwort?"

    „Die Polizei wird Ihnen dieselbe Frage stellen", gab ich zu bedenken.

    „Das ist anzunehmen."

    „Larue war Ihr Klient, schloss ich. „Alles andere macht keinen Sinn...

    Es klingelte. Jemand war an der Tür, und das gab Ashton Taylor die sicher nicht unwillkommene Gelegenheit, meinen Fragen auszuweichen. „Sie entschuldigen mich..." Was blieb mir anderes übrig?

    Taylor verließ das Büro und ging zur Tür.

    Die markige, nicht gerade freundliche Stimme des Besuchers, erkannte ich sofort.

    Es war Inspektor Craven von Scotland Yard!

    Für mich bedeutete das, dass mein kleines Interview hier zu Ende war.

    Als Craven hereinkam und mich sah, stutzte er. „Nanu, schon wieder Sie?"

    „Ich bin ebenso überrascht."

    Cravens Augen blitzten und funkelten mich böse an. Sein Zeigefinger schnellte vor und erinnerte mich fast an den Lauf einer Pistole, als der Inspektor ihn auf mich richtete.

    „Larues Hotelzimmer war versiegelt. Aber jemand hat das Siegel zerstört und ist dort eingedrungen. Es würde mich nicht wundern, wenn Sie auf diese Weise an Mister Taylors Telefonnummer gekommen wären!"

    „Das ist eine Unterstellung!"

    „Ach ja?"

    Es war Ashton Taylor, der mir aus der Patsche half.

    „Miss Vanhelsing ist privat hier", erklärte er und nahm meine Hand.

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