Templerfluch: Patricia Vanhelsing aus London ermittelt Band 1. Zwei mysteriöse Fälle
Von Alfred Bekker
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Über dieses E-Book
Patricia Vanhelsing ist Reporterin eines Boulevard-Blattes in London - und ihre Spezialität sind Fälle der ungewöhnlichen, mysteriösen Art. Sie stellt sich auch den unfassbarsten Geheimnissen und lässt nicht locker, ehe auch das letzte Geheimnis enträtselt ist.
Dieses Buch enthält folgende Bände:
Patricia Vanhelsing und die Burg der Tempelritter
Alles beginnt damit, dass ein Schauspieler in einem Londoner Hotel tot aufgefunden wird. Patricia Vanhelsing soll die Hintergründe recherchieren. Sie kommt dem legendären Orden der Tempelritter auf der Spur, der angeblich im Mittelalter zerschlagen wurde, der aber Gerüchten zufolge auch heute noch im Untergrund existiert. Ihre Recherchen führen Patricia schließlich aus dem nebeligen London ins sonnige Südfrankreich – und auf die Spur eines ebenso geheimnisvollen wie auch faszinierenden Mannes. In einer alten Burg gehen seltsame Dinge vor sich und Patricia gerät bald selbst in höchste Gefahr...
Der Schlangentempel
Patricia Vanhelsing lebt in der verwinkelten Villa ihrer Großtante im nebeligen London.
Vor vielen Jahren verschwand Patricias Großonkel unter nie geklärten Umständen auf einer Expedition nach Südamerika. Die Reportage über einen Forscher, der abstruse Theorien über ein prähistorisches intelligentes Reptilienvolk vertritt, gibt ihr die Gelegenheit, Licht ins Dunkel zu bringen. Denn dieser Forscher hat brasilianischen Dschungel eine sensationelle Entdeckung gemacht. Genau in jenem Gebiet, in dem ihr Großonkel verschwand...
Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton Reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden und Janet Farell.
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Rezensionen für Templerfluch
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Buchvorschau
Templerfluch - Alfred Bekker
Patricia Vanhelsing und die Burg der Tempelritter
1
Kalter Modergeruch drang in meine Nase. Düstere steinerne Wände umgaben mich, von denen eine schier eisige Kälte ausging. Eine Grabeskälte, die alles zu durchdringen vermochte und mich bis ins Mark frösteln ließ.
Um die Handgelenke fühlte ich etwas ebenso Kaltes. Ich war festgekettet an einer Wand und konnte mich kaum bewegen.
Eine Gefangene war ich - festgekettet und dem Tode geweiht...
Mir gegenüber stand die hochaufragende Gestalt eines Kreuzritters in voller Rüstung. Das Helmvisier war herabgelassen, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte.
Um so deutlicher aber sah ich das achtspitzige Kreuz auf dem weißen Gewand, das er über dem Kettenhemd trug...
Dumpf hörte ich seinen Atem unter dem Helm.
Der Ritter zog sein Schwert. Mit beiden Händen packte er den Griff und holte mit der Klinge zu einem furchtbaren Schlag aus.
»Nein!«, hörte ich mich selbst aufschreien. Das Herz schlug mir bis zum Hals, während lähmendes Entsetzen mich ergriff.
Ich fühlte Schwindel. Alles schien sich zu drehen, während ich die Klinge des Kreuzritters auf mich zuschnellen sah.
»Nein!«
Es war ein Schrei, der nichts anderes als nackte Todesangst offenbarte. Eine namenlose Furcht, die meine Seele schier zu zerreißen drohte.
»Nein!«
Das letzte, was ich sah, war das Gesicht eines Mannes.
Ein sehr ebenmäßiges Gesicht mit zwei ruhigen, grauen Augen und umrahmt von dunklem Haar.
Dann raste die mörderische Klinge auf mich herab...
2
»Nein!«
»Patricia!«
»Nein! Nicht!«
»Patricia, wach auf!«
Ich fühlte einen kräftigen Griff um meine Schultern, und ich fuhr hoch. Kerzengerade saß ich da – und fand mich in meinem Bett wieder.
Das Mondlicht sickerte durch das große Fenster und fiel in das Gesicht von Tante Lizzy, in deren Villa ich wohnte.
»Es ist alles gut, Patricia! Du hast nur geträumt!«
Langsam wurde mir das auch klar. Ich schluckte, versuchte etwas zu sagen. Mein Mund war trocken, meine Lippen fühlten sich spröde und aufgesprungen an, während ich mit der Zunge darüber fuhr.
»O mein Gott«, hörte ich mich selbst flüstern, aber der Arm, den Tante Lizzy jetzt um meine Schultern legte, gab mir die Gewissheit, dass mir jetzt nichts passieren konnte.
»War es wieder der Traum?«, fragte Tante Lizzy.
Ich nickte. »Ja. Ich war angekettet, und ein Kreuzritter wollte mich mit seinem Schwert erschlagen...«
»Es ist das dritte Mal, Patricia...«
»Ich weiß...«
»Du solltest diese Sache sehr ernst nehmen...«
Tante Lizzy brauchte nichts weiter zu sagen. Ich wusste auch so, worauf sie hinaus wollte.
Meine Großtante Elizabeth Vanhelsing war eine leidenschaftliche Okkultistin und an allem interessiert, was sich auch nur ansatzweise als übersinnliches Phänomen ansehen ließ.
Ihr verschollener Mann Frederik Vanhelsing war ein bekannter Archäologe gewesen und hatte dafür gesorgt, dass die Villa mit Fetischen und Kultgegenständen aus aller Welt vollgestopft war. Dazu kam noch Tante Lizzys eigene Sammlung von Zeitungsartikeln, Büchern und allerlei Gegenständen zum Bereich des Übersinnlichen, so dass die Vanhelsing-Villa fast so etwas wie ein kleines Privatmuseum des Okkulten war.
»Es ist wie damals«, erklärte Tante Lizzy in ernstem Tonfall, nachdem sie aufgestanden war und Licht gemacht hatte. Damals...
Schon wieder fing sie mit diesem Thema an.
Als 12jährige hatte ich den tragischen Tod meiner Eltern in einem Traum vorausgesehen, so behauptete zumindest Tante Lizzy. Und im Alter von 16 einen Hausbrand.
Seitdem war meine Großtante, die mich nach dem Tod meiner Eltern wie eine Tochter aufgezogen hatte, überzeugt davon, dass ich übersinnliche Fähigkeiten hätte.
Ich persönlich stehe diesen Dingen etwas skeptischer gegenüber. Schließlich bin ich Journalistin und als solche nüchternen Fakten verpflichtet.
Tante Lizzy aber hatte wohl mehr Vertrauen in meine paranormalen Fähigkeiten als ich selbst.
Mein Name ist Patricia Vanhelsing und – ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von »van Helsing« in »Vanhelsing« änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es
existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber musses nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen? Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle. In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.
Ich sträubte mich einfach gegen den Gedanken, dass Zukunft vorhersagbar war. Das war ein Gedanke, der mir nicht gefiel.
»Du glaubst, dass dieser Traum etwas über meine Zukunft enthüllt, nicht wahr?«, erriet ich Tante Lizzys Gedanken.
Ich stand auf und warf mir einen Morgenmantel über. An Schlaf war jetzt ohnehin nicht mehr zu denken, auch wenn ich am nächsten Morgen an meinem Arbeitsplatz in der Redaktion der LONDON EXPRESS NEWS einschlafen würde.
Tante Lizzy nickte und trat auf mich zu.
»Lass uns darüber reden, Patti!«
»Tante Lizzy...!«
»Doch, es muss sein! Als du diesen Traum das letzte Mal hattest, bist du einem Gespräch auch schon ausgewichen, aber du wirst dich dieser Sache stellen müssen! Dieser Traum hat eine Bedeutung. Vielleicht geht es um Leben und Tod! Also...«
Ich seufzte. »Was soll ich tun?«
»Versuche dich an jede Einzelheit zu erinnern«, beschwor mich Tante Lizzy eindringlich.
»Es war wieder exakt derselbe Traum.«
»Keine Veränderung?«
»Nein. Ich war an eine Steinwand gekettet und ein Kreuzritter wollte mich umbringen. Du glaubst doch wohl kaum, dass das meine Zukunft sein kann! Schließlich sind Ritter nicht gerade zeitgemäß! Ich denke, es war ein ganz gewöhnlicher Alptraum, wie ihn hin und wieder jeder mal hat. Und der Ritter ist nichts weiter als ein Symbol für die Furcht, die mich packt, wenn mich mein kratzbürstiger Chefredakteur in sein Büro zitiert!«
»Patti!«, beschwor mich Tante Lizzy eindringlich. »Mach darüber keine Witze. Waren da noch irgendwelche Einzelheiten? Versuch dich zu erinnern, bevor der Traum verblasst.«
Ich versuchte es. »Dieses Kreuz auf dem Gewand des Ritters,« flüsterte ich.
»Was war damit?« Tante Lizzy ließ nicht locker.
»Wie soll ich das beschreiben? Es war ein besonderes Kreuz. An jeder der vier Enden hatte es zwei kleine Spitzen...«
»Das achtspitzige Kreuz!«, rief Tante Lizzy plötzlich aus. »Weißt du, was das bedeutet?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, tut mir leid!«
»Das ist das Zeichen des Ordens der Tempelritter; auch Templer von Jerusalem genannt... Zunächst beteiligte sich der Orden an den Kreuzzügen, und nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus dem Heiligen Land bildete er im mittelalterlichen Europa eine Art Staat im Staat. Vor allem in Frankreich und Spanien war er sehr mächtig, bis er schließlich verboten und wegen der Anwendung Schwarzer Magie aufgelöst wurde. Die Templer wurden gnadenlos verfolgt und auf die Scheiterhaufen gebracht. Aber bis heute hat sich das Gerücht gehalten, dass der Orden im Verbogenen über all die Jahrhunderte weiterexistiert hat und vielleicht sogar heute noch besteht – als okkulte Geheimgesellschaft!«
Ich merkte schon, das Tante Lizzy jetzt in ihrem Element war.
»In meiner Bibliothek steht ein Buch, dessen Autor den Beweis anzutreten versucht, dass der Orden bis in unser Jahrhundert hinein existierte und für eine Reihe von Ritualmorden verantwortlich ist. Es stammt von einem Deutschen namens Dietrich von Schlichten. Die einzige englische Übersetzung erschien 1923, der Verleger starb unter mysteriösen Umständen, und von Schlichten selbst verschwand auf einer Reise nach Südfrankreich – nur wenige Monate später.«
Ich sah Elizabeth Vanhelsing etwas müde an. Meine Großtante war zwar an allem interessiert, was übersinnliche Erscheinungen betraf, aber obskuren Kulten und sektenartigen Vereinigungen stand sie sehr kritisch gegenüber.
»Pass auf dich auf, mein Kind«, sagte Tante Lizzy leise. »Ich weiß nicht, was dein Leben mit den Templern zu tun hat – aber ich fürchte, das wird sich schon bald herausstellen.«
Und das sollte schon am nächsten Tag der Fall sein...
3
»Na? Die Nacht durchgezecht?«
Ich wirbelte herum und blickte in die strahlend blauen Augen von Jim Field, einem jungen und etwas unkonventionellen Fotografen der LONDON EXPRESS NEWS.
Er schenkte mir sein sympathisches, offenes Lächeln, das so typisch für ihn war, und ich erwiderte: »Ich hatte gedacht, dass ich wenigstens auf dem Flur ungeniert gähnen könnte.«
Er lachte und strich sich mit einer beiläufigen Bewegung eine blonde Strähne aus dem Gesicht. »Tja, hier wird man halt überall beobachtet... Für die LONDON EXPRESS NEWS gibt es kein Privatleben – weder für die Mitarbeiter noch für die Stars und Sternchen, deren geheim Affären wir auf unsere Seiten bringen – exklusiv und in Farbe!«
Ich setzte den Gesichtsausdruck gespielten Erstaunens auf.
»Du hörst dich ja heute an wie unser Chefredakteur!«
Jim Field grinste und verhinderte dann gerade noch mit einer schnellen Bewegung, dass ihm die Kamera von der Schulter rutschte. Er zwinkerte mir zu.
»Tja, Patti, ich übe schon mal. Schließlich habe ich mir vorgenommen, eines Tages den Posten des großen Michael T. Swann zu übernehmen!«
Ich sah abschätzig an ihm herab. »Nun, falls du dich überwinden könntest, eine Jeans zu tragen, die nicht überall geflickt ist, und du es dir noch abgewöhnst, müde Reporterinnen zu erschrecken – warum nicht?«
Wir lachten beide.
Jim ist ein Spaßvogel, auch wenn seine Art von Humor nicht jedermanns Sache ist. Aber immerhin hatte er mit seiner Flachserei dafür gesorgt, dass es mir jetzt trotz meiner Müdigkeit etwas besser ging und der Morgen nicht allzu grau erschien.
»Aber nun mal im Ernst«, sagte Jim. »Du bist spät dran heute. Der Chef lässt dich schon suchen und hat mich durch das ganze Haus gejagt, um dich aufzutreiben.«
»Was ist denn los?«
»Hat er nicht gesagt. Aber es muss dringend sein. Komm, wir haben denselben Weg!«
»Ach, du hast auch einen Termin in der Höhle des Löwen?«
Er nickte. »So ist es!«
4
»Na endlich!«
Michael. T. Swanns Gesicht wirkte stets missmutig.
»Guten Tag, Mister Swann!«, sagte ich in gedämpften Tonfall, gespannt darauf, was mich jetzt erwartete. Uns Platz anzubieten, das schien Swann nicht in den Sinn zu kommen.
»Wo waren Sie denn, Patricia? Ich habe Sie überall suchen lassen!«
»Nun, ich...«
»Ich sitze hier auf heißen Kohlen, weil Clark Dalglish krank ist und ich unbedingt jemanden brauche, der für ihn einspringt. Für Sie ist das eine Bewährungsprobe, Patricia! Eigentlich lasse ich Anfänger nicht an so wichtige Sachen, aber im Moment habe ich keine andere Wahl. Außerdem haben Sie Ihren Job bislang ja ganz passabel gemacht!«
»Ich werde mir Mühe geben«, versprach ich und fragte mich dabei, wann er mit seinem Klagelied endlich aufhören und zur Sache kommen würde.
Swann kratzte sich am Kinn. »Ist ja auch egal. Es geht um jede Sekunde. Die EXPRESS NEWS haben den Ruf, immer die ersten zu sein, immer am schnellsten am Ort des Geschehens... Na ja, diesmal wird das wohl nichts mehr.«
»Worum geht es, Mister Swann?«, erkundigte ich mich.
Swann sah mich an. Er war streng und konnte mit eisernem Besen fegen, wenn es sein musste. Aber unter seiner rauen Fassade steckte ein herzensguter Mensch – auch wenn man das nicht auf den ersten Blick erkennen konnte. Und wenn er mich auch ab und an grob anrüffelte – im Grunde respektierte er mich inzwischen.
Schließlich hatte ich bewiesen, dass ich eine gute Reporterin war. Und Leistung erkannte ein Mann wie Swann immer an.
»Sagt Ihnen der Name Marc Larue etwas?«
Den Namen kannte ich tatsächlich.
»Ist das nicht dieser französische Schauspieler, der vor dem Sprung nach Hollywood steht?«
Swann nickte, und auf seiner Stirn erschienen ein paar tiefe Furchen. Sein Gesichtsausdruck wurde sehr ernst.
»Zu diesem Sprung wird es nicht mehr kommen.«
»Wieso?«
»Es ging wie ein Lauffeuer über den Ticker. Larue ist heute Morgen in seinem Londoner Hotel tot aufgefunden worden. Die näheren Umstände sind nicht bekannt. Machen Sie 'ne schöne Story daraus! Gleich morgen wollen wir etwas darüber bringen. Aber nicht irgend so ein Gefasel, sondern Fakten!«
Ich verkniff mir eine Erwiderung. Woher die Fakten kommen sollten, das verriet Swann mir natürlich nicht. Und das zu einem Zeitpunkt, da selbst die Polizei und Staatsanwaltschaft noch so gut wie nichts in der Hand hatten.
Swann kramte zwischen den Bergen aus Blättern und Manuskripten herum, die sich auf seinem völlig überladenen Schreibtisch stapelten, dann zog er einen Zettel heraus, den er mir reichte. Ich nahm ihn und sah, dass in Swanns krakeliger Handschrift eine Adresse darauf notiert war.
»Das ist das Hotel, in dem man Larue gefunden hat! Wenn Sie sich ein bisschen beeilen, kann Mister Field vielleicht noch ein paar Fotos davon machen wie sich die Polizeiwagen vor dem Eingang drängeln... Und nun verschwinden Sie beide!«
Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen...
5
Schon der Parkplatz des Hotels war völlig überfüllt. Noch mehr galt das für die Eingangshalle. Uniformierte Polizisten überall, dazu die Beamten von Scotland Yard.
Ich hielt mich an den Portier an der Rezeption, einen freundlichen älteren Herrn, dem ich mit dem charmantesten Lächeln, das ich zustande bringen konnte, sowie einer Hundert-Pfund-Note die Zunge löste.
Jim sah sich derweil etwas um und schoss ein paar Fotos von Polizisten mit angestrengten Gesichtern. Irgendwie verlor ich ihn dann in dem Gewühl aus den Augen.
»Unser Zimmermädchen hat den Toten gefunden«, erläuterte indessen der Portier, während er sich über den Tresen der Rezeption beugte und eine wichtige Miene aufsetzte. »Die Tür stand nämlich offen, und das kam ihr dann doch verdächtig vor...«
»Was war die Todesursache?«, fragte ich.
»Schlag mit einem stumpfen Gegenstand.«
Ich war erstaunt. »Woher wissen Sie das so genau?«
»Weil sich der Gerichtsmediziner da vorne an der Treppe mit dem Inspektor von Scotland Yard unterhalten hat. Ich konnte alles mithören...«
»Weiß man schon irgendetwas über die Hintergründe?«
Doch da musste der Portier passen. Er hob die breiten Schultern und machte ein bedauerndes Gesicht.
»Nur Spekulationen...«
»Was für Spekulationen?«
»Also, ein Raubmord war es nicht. Soweit ich gehört habe, wurde nämlich nichts gestohlen. Es muss irgendetwas Persönliches sein. Eifersucht, Rache... Man weiß doch, wie das bei diesen Schauspielern und Filmleuten ist. Affären ohne Ende!«
Nur, dass die meisten dafür nicht umgebracht werden, setzte ich in Gedanken hinzu, aber der Redeschwall des Portiers ließ es nicht zu, dass ich mehr als ein gelegentliches »Hm!« anbringen konnte.
Trotzdem an Informationen bekam ich nichts mehr aus ihm raus.
»Welches Zimmermädchen hat Larue denn gefunden?«
»Teresa.«
»Wo finde ich die?«
Er hob die Schultern. »Da haben Sie Pech, Miss.«
»Wieso das?«
»Ich habe sie gerade dort hinten ins Billardzimmer gehen sehen. Und dort verhört Inspektor Craven von Scotland Yard gerade die Angestellten... Kann ein bisschen dauern, bis so ein Protokoll fertig ist!«
6
Vor dem Billardzimmer stand ein uniformierter Polizeibeamter. Er passte auf, dass niemand den Inspektor bei seinen Verhören störte. Mit unbewegtem Gesicht blickte er an mir vorbei. Ich nahm in einem der großen Ledersessel Platz, die in der Eingangshalle standen, und setzte mich so, dass ich die Tür zum Billardzimmer im Auge behalten konnte.
Gleichzeitig sah ich mich auch immer wieder nach Jim um, aber der war wie