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Vampires of New York 1: Schicksal
Vampires of New York 1: Schicksal
Vampires of New York 1: Schicksal
eBook316 Seiten3 Stunden

Vampires of New York 1: Schicksal

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Über dieses E-Book

New York 1887:

Als die zwanzigjährige Lara gegen ihren Willen verheiratet werden soll, schleicht sich eines Nachts ein Vampir in ihre Träume und bietet ihr seine Hilfe an. Lara hat keine Ahnung, auf welchen Pfad sie sich begeben wird. Sie wird Teil des Black Moon Clans und trifft auf Lucian, den Prinzen der Vampire. Kurz darauf lernt Lara den Vampir Dorian Dawson kennen und lieben. Jedoch werden beide vom Schicksal jäh voneinander getrennt.

New York 2017:

Eines Tages trifft Lara auf einen Jungvampir namens Julian Dawson, der Dorian zum Verwechseln ähnlich sieht. Hat das Schicksal Lara und Dorian wieder zueinandergeführt?

Zudem taucht ein weiterer Clan in New York auf: Der Dark Blood Clan und dessen Ankunft verheißt nichts Gutes.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum21. Mai 2019
ISBN9783743899278
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    Buchvorschau

    Vampires of New York 1 - Stefania Blackthorne

    Vampires of New York 1 ~ Schicksal~

    Vampires of New York

    Schicksal

    Band 1

    Stefania Blackthorne

    Prolog Kapitel 1

    Prolog

    Kapitel 1

    Lara

    Eine heiße Sommernacht im August, die Sonne ging gerade über der Stadt unter, als der Hunger nach Blut mich aufwachen ließ. Ich war kein Mensch, ganz gewiss nicht. Ich war weder tot, noch lebendig. Ich bin, was die Menschen als Vampir bezeichnen. Seit einhundertdreißig Jahren wandele ich als Untote durch diese Stadt, die als New York bekannt ist. Hier wurde ich geboren und auch zu jenem Wesen gemacht, das ich seither jede Nacht bin. Obwohl ich mein jugendliches Äußeres über all die Jahrhunderte bewahrt habe, bin ich innerlich tot. Kein Leben ist in meinem Körper. Nur in den Momenten, wenn ich Blut trinke, gewinnt mein Körper an Wärme und meine blasse Haut scheint ein wenig rosiger zu sein. Natürlich habe ich Gefühle wie ein menschliches Wesen: Freude, Traurigkeit, Schmerz, sogar Liebe kann ich empfinden. Sogar viel intensiver als ein menschliches Wesen. Ich bin also nicht vollkommen tot im Inneren. All meine Sinne sind geschärft. Wenn ich in der obersten Etage eines Gebäudes stehe, kann ich die Menschen im Erdgeschoss flüstern hören. Ich habe die besondere Fähigkeit, in der Dunkelheit sehen zu können. Ich kann die Präsenz von Menschen und Vampiren zu jeder Zeit spüren. Ebenso besitze ich auch die Gabe, die Gedanken der Menschen lesen zu können. Dennoch verspüre ich nie die Kälte des Winters oder die Hitze des Sommers.

    Einhundertdreißig Jahre... Eine lange Zeit, wenn man in Einsamkeit lebte. Doch das war nicht der Fall. Denn ich gehörte einem Vampirclan an, dem Black Moon Clan. Der Anführer war Lucian, einer der Ältesten Vampire dieser Welt. Deshalb nannten wir ihn den „Prinzen der Vampire. Lucians Aufgabe war es, unser Überleben in der menschlichen Welt zu sichern. Er entwickelte vor Hunderten von Jahren Gesetze zum Schutz unserer Art. Es war uns verboten, die Aufmerksamkeit der Menschen auf uns zu lenken – sonst waren wir dazu verdammt, gejagt und vernichtet zu werden. Unser Schicksal war es, in der Dunkelheit zu leben und für die Welt da draußen tot zu sein. Kein Mensch durfte je von uns erfahren. Wenn es passierte, benutzten wir unsere vampirischen Kräfte, um die Erinnerungen der Sterblichen auszulöschen. Das war eine Fähigkeit, über die wir alle verfügten. Wir waren Meister der Manipulation. Doch wer gegen das Gesetz verstieß, wurde auf Lucians Befehl gnadenlos hingerichtet. Dies geschah auch mit dem Vampir, der mich verwandelte. Ich möchte euch nun die Geschichte erzählen, wie ich „bekehrt wurde – wie wir es nennen, wenn ein Mensch zu einem Vampir gemacht wird...

    Brooklyn, 1887

    Ich wurde 1867 als Larissa Chase geboren und wuchs behütet als Tochter von James und Mary-Anne Chase auf. Mein Vater war ein reicher Mann und Unternehmer, der mit erlesenen, hochwertigen Stoffen aus aller Welt, besonders aus dem Orient und Asien, handelte. Er hatte eine besondere Vorliebe für den Orient und Fernost - eine unserer wenigen Gemeinsamkeiten. Ich liebte Geschichten über Maharajas und Maharanis aus Indien. Als ich noch klein war, stellte ich mir mich selbst in wunderschönen Kleidern aus Brokat vor - mit pompösem Schmuck behangen wie eine indische Prinzessin. Und ich träumte von einem Prinzen auf einem weißen Elefanten. Die wenigen Male, die mich mein Vater mit ins Geschäft nahm, träumte ich mich in diese wunderschönen Welten hinein.

    Nach zwei Fehlgeburten meiner Mutter, war ich das einzige Kind meiner Eltern. Sie liebten mich, aber heute denke ich, dass mein Vater sich immer einen Sohn gewünscht hatte, der eines Tages nach seinem Tod in seine Fußstapfen trat.

    Meine Eltern versuchten viele Jahre lang ein weiteres Kind zu bekommen – leider ohne Erfolg. Ihnen schien dieses Glück nur einmal vergönnt gewesen zu sein. Dennoch liebte mich meine Mutter abgöttisch. Es bereitete ihr besondere Freude, meine langen schwarzen Haare zu bürsten und mir Schlaflieder vorzusingen. Sie hatte eine unglaublich schöne Stimme. So klar und rein. Sie sagte mir immer und immer wieder, ich sei ihr kleiner Engel. Ich zweifelte nie an ihrer Liebe zu mir.

    Bei meinem Vater war das jedoch anders. Je älter ich wurde, desto kälter verhielt er sich mir gegenüber. Er schien mich auch bewusst von seinem Geschäft fernzuhalten, denn seiner Ansicht nach, hatte ein Mädchen dort nichts zu suchen. Mehr und mehr hatte ich das Gefühl, dass er lieber einen Sohn gehabt hätte, den er in die Aufgaben des Geschäftes einweisen konnte.

    Aber war ich denn nicht trotzdem liebenswert, auch wenn ich nur ein Mädchen war? Liebte er mich denn nicht ein kleines bisschen? Ich konnte es nicht verstehen und weinte oft an der Schulter meiner Mutter. Sie sagte mir immer, Vater meine es nicht so. Er liebe mich genauso so sehr wie sie. Er könne es nur nicht zeigen. Ich wünschte nur, ich hätte das glauben können. Ich sah die Väter meiner Freundinnen und wie liebevoll sie mit ihnen umgingen.

    Mein Vater war immerzu auf das Geschäft fixiert und dessen Fortbestehen. In seinen Augen konnte ich niemals sein Erbe antreten. Welche Rechte wurden Frauen damals zugesprochen? Ein Mädchen war damals wenig wert. Es hatte im Haushalt zu helfen, zu heiraten und Kinder großzuziehen – und nicht das Unternehmen des Vaters zu übernehmen und zu leiten.

    Jungen aus gut situierten Familien besuchten Internate, auf denen sie Latein, Griechisch und Mathematik lernten. Mädchen aus den Oberschichten schickte man hingegen oftmals gar nicht zur Schule und Studieren war Frauen ohnehin untersagt. Sie wurden Zuhause in Dingen unterrichtet, die eine ideale viktorianische Frau beherrschen musste: Das Spielen eines Instrumentes, Malen, Sticken oder Nähen. Ebenso das Erlernen der französischen Sprache. Der Lebenssinn einer Frau bestand darin, eine gute Ehefrau und Mutter zu werden. Alles, was die perfekte Gesellschaftsdame nicht brauchte, wurde ihr schlichtweg nicht beigebracht.

    Glücklicherweise schickten meine Eltern mich zur Schule und ich hatte auch nichts gegen die schönen Künste einzuwenden, ganz im Gegenteil. Ich liebte Malerei, Musik, Theaterstücke und Opern. Jedoch widerstrebte es mir mit zunehmendem Alter trotzdem, in welche Rolle man als Frau gezwungen wurde.

    Nichtsdestotrotz gab ich nach außen hin stets die vorbildliche Dame, zu der ich erzogen worden war. Doch tief im Inneren lehnte ich mich dagegen auf. Meiner Ansicht nach gab es soviel mehr im Leben als das, was man uns Frauen vorschrieb zu sein – und zwar ein vom Wohlwollen ihres Ehegatten vollkommen abhängiges Wesen, das keine eigenen Rechte besaß und absichtlich dumm gehalten wurde, sodass es auf sich allein gestellt niemals bestehen konnte.

    Meine Mutter war selbstverständlich der Inbegriff der perfekten viktorianischen Gesellschaftsdame - und zwar in jeder Hinsicht. Sie war meinem Vater treu ergeben und liebte ihn bedingungslos, wie es von ihr erwartet wurde. Sie verbrachte den Tag im Haus und empfing Freundinnen, wenn sie nicht gerade über den Haushalt und die Dienerschaft wachte. Ansonsten liebte sie es, ihren Rosengarten zu hegen und zu pflegen.

    Der Mann war das Oberhaupt der Familie, die Frau der „Engel des Hauses". Sie hatte dafür Sorge zu tragen, dass der Ruf der Familie und des Ehemannes rein und unangetastet blieb. Und selbiges wurde auch von mir erwartet, wenn ich einmal verheiratet war und Kinder hatte. Doch ich war mir nicht sicher, ob es wirklich das war, was ich mir vom Leben erhoffte. Konnte man mit einem derart beschränkten Horizont wirklich glücklich werden? Ich bezweifelte es.

    In der Welt da draußen gab es so viel zu entdecken. Woher ich das wusste? Mir war es zwar verboten zu studieren, jedoch nicht, eine Bibliothek aufzusuchen und mir so mein Wissen anzueignen. Ich liebte Bücher aller Art, insbesondere über Mythen und Sagen verschiedenster Kulturen, aber auch über historische Ereignisse. Ganz besonders faszinierten mich Bücher mit starken, weiblichen Charakteren oder Historienberichte bedeutender Frauen der Weltgeschichte, wie beispielsweise über Olympe de Gouges. Sie war eine Frauenrechtlerin in der Französischen Revolution und forderte 1791, kurz nach der Deklaration der Menschen- und Bürgerrechte, dieselben Rechte und Pflichten für Frauen ein, die Männer seit jeher beanspruchten. Dies entfachte letzten Endes mein Interesse für die Frauenbewegung. Ich bewunderte den Mut dieser Frauen, die für die Rechte der weiblichen Mitglieder unserer Gesellschaft kämpften.

    Eines Tages traf ich in der Bibliothek eine junge Frau namens Estelle, eine engagierte Kämpferin für Frauenrechte. Sie zeigte mir einige ihrer persönlichen Niederschriften, die ich mit Begeisterung verschlang. Estelle gab mir auch ihre Adresse und lud mich zu einer ihrer Versammlungen mit anderen Feministinnen ein. Bisher war ich dieser Einladung jedoch nicht nachgekommen, weil mir der Mut dazu fehlte.

    Vor meinen Eltern hielt ich dies allerdings streng geheim, denn ich wusste, dass sie diese Bewegung strikt ablehnten.

    ξ

    Es war der Tag meines zwanzigsten Geburtstags. Ich stand auf dem Balkon unseres großen Anwesens und blickte verträumt in den Garten, in dessen Mitte sich ein großer Springbrunnen befand. Rundherum wuchsen die Rosenbeete, die meine Mutter stets mit soviel Sorgfalt bedachte.

    Lächelnd betrachtete ich den silbernen Armreif, den sie mir am Morgen geschenkt hatte. Er war ganz und gar mit floralen Mustern verziert und enthielt eine Gravierung:

    Larissa, Tochter meines Herzens

    Jedes Jahr beschenkte sie mich zu meinem Geburtstag mit reichlich Schmuck, doch dieser Armreif war der Schönste, den ich je gesehen hatte. Ich würde ihn mit Sicherheit jeden Tag tragen.

    „Larissa, meine Tochter", riss Vater mich aus meinen Gedanken. Ich erschrak und wandte mich schnell zu ihm herum.

    „Ja, Vater?"

    Er kam auf mich zu und seine Augen leuchteten mich liebevoll an. Etwas, was mich vollkommen irritierte.

    „Heute wirst du zwanzig Jahre alt. Das bedeutet, dass du jetzt eine junge Dame bist – und erwachsen."

    Er schmunzelte und ich glaubte, ein wenig Stolz in seinen Augen zu erkennen. Ich sah ihn hoffnungsvoll an, denn ich konnte mich nicht daran erinnern, wann er je so mit mir gesprochen hatte.

    „Ja, in der Tat", antwortete ich.

    „Deine Mutter war noch viel jünger, als ich sie heiratete. Und wenn ich dich so ansehe, kommt es mir vor, als stünde sie vor mir. Sie sah genauso aus wie du."

    Ich sah ihn noch immer erwartungsvoll an, denn seine Art zu sprechen verwirrte mich. Worauf wollte er hinaus?

    „Larissa, ich denke ich habe mich in den letzten Jahren als Vater dir gegenüber nicht richtig verhalten. Ich weiß, dass ich in all der Zeit sehr kalt zu dir war. Und ich möchte mich dafür entschuldigen. Ich war sehr selbstsüchtig. Ich habe mir immer einen Sohn gewünscht und das einzige Kind, das deine Mutter mir schenkte, war eine Tochter. Ich hoffte immer auf einen männlichen Erben, der unsere soziale Position und unseren Namen fortführt."

    Da wusste ich, dass ich all die Jahre über Recht gehabt hatte, was meinen Vater betraf.

    „Ich habe ein Geschenk für dich", fuhr er fort. Das Maß meiner Verwirrung war nicht mehr steigerungsfähig. Denn im Gegensatz zu meiner Mutter, beschenkte Vater mich nie an meinen Geburtstagen.

    „Wirklich?", fragte ich überrascht und es klang ein wenig unsicher.

    „Ja. Wie ich schon sagte, bist du jetzt zwanzig Jahre alt und eine erwachsene Frau. Und du bist noch immer unverheiratet, mein Kind."

    „Eines Tages werde ich mich sicher verlieben und heiraten", erwiderte ich schmunzelnd, um meinen Vater zufrieden zu stellen.

    Nun, zu der Zeit als sich geboren wurde, war man mit zwanzig Jahren als unverheiratete Frau eigentlich schon eine alte Jungfer. Im Alter von Sechzehn wurde ich in die Gesellschaft eingeführt, was bedeutete, dass ich dem Heiratsmarkt zur Verfügung stand. Ab diesem Zeitpunkt waren die bunten, verspielten Kleider meiner Kindheit bodenlangen Kleidern mit üppiger Tournüre, geschnürter Taille und kunstvoll aufgesteckten Haaren gewichen. Meine Eltern nahmen mich mit auf Bälle und andere soziale Veranstaltungen. Hin und wieder musste ich selbst einen Ball organisieren und austragen, denn es gehörte zu den Aufgaben einer Frau, das soziale Ansehen der Familie zu wahren. Zudem musste all das erprobt werden, was mir von Kindesbeinen an beigebracht worden war. Der Haushalt und die Dienerschaft musste ebenso überwacht werden. Was aber die Heiratsabsichten betraf, so blieben die Bewerber aus. Es mochte daran liegen, dass mein Vater zwar ein gut situierter Mann war, aber dennoch keinen Titel trug. Junge Männer suchten sich ihre zukünftigen Ehefrauen nach Status, Reichtum und Ansehen aus. Daher war es nur allzu offensichtlich, dass man eher auf junge Frauen zurückgriff, deren Familien über einen Titel oder noch höheres Ansehen verfügten. Nun, mir war es damals nur allzu Recht, denn ich fühlte mich mit sechzehn Jahren definitiv zu jung, um zu heiraten – auch wenn es in der Gesellschaft weit verbreitet war. All meine Freundinnen waren seit mindestens zwei Jahren bereits verheiratete Frauen.

    Es war mir jedoch bewusst, dass eines Tages der Zeitpunkt kommen würde, an dem Vater mir ein Ultimatum stellte.

    „Ich habe eine Entscheidung getroffen, meine Tochter", sagte er und pausierte für eine Weile. Die Anspannung in mir stieg bis aufs Äußerste an.

    Ich ahnte es. Nein, er würde doch nicht etwa...?

    „Ich habe eine Verlobung für dich arrangiert! Das ist mein Geschenk für dich!"

    „Eine Verlobung?", fragte ich vorsichtig. Ich musste mich beherrschen, das Zittern in meiner Stimme zu unterdrücken.

    „Ja, er ist ein reicher Mann und du wirst eine gute Ehe mit ihm haben", erwiderte er stolz.

    „Kenne ich ihn?", wollte ich wissen und hob verwundert die Augenbrauen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wen er da für mich ausgesucht hatte. Meine Kontakte zu jungen Männern beschränkten sich auf ein Mininum. Eigentlich vermied ich es tunlichst, überhaupt einen Mann kennenzulernen.

    „Spielt das eine Rolle?", antwortete er und sah mich misstrauisch an.

    „Natürlich!, entgegnete ich mit fester Stimme. „Wie kann ich jemanden heiraten, den ich nicht kenne?

    Einmal abgesehen von der Tatsache, dass ich überhaupt nicht heiraten will!, fügte ich in Gedanken hinzu.

    Mein Vater ging nicht darauf ein, sondern fuhr unbeirrt fort:

    „Du wirst ein gutes Leben mit ihm haben. Er ist sehr vermögend und hoch angesehen – und er wird eine Menge Geld in unser Unternehmen investieren." Seine Stimme wurde eindringlich.

    „Diese Heirat ist wichtig für unsere zukünftige Existenz, Larissa."

    Die Geschäfte liefen in letzter Zeit nicht ganz so rosig. Und da wurde mir klar, worum es in Wirklichkeit ging! Er wollte eine arrangierte Ehe für mich, nur um das Fortbestehen seines Geschäfts zu sichern. Das war alles. Es war kein Geschenk seiner Liebe für mich, sondern beruhte auf purem Egoismus!

    Wenn ich es nicht wert war, sein Erbe anzutreten, sollte ich also mit einem reichen Mann verheiratet werden. Man hätte sagen können, dass ich mich glücklich schätzen konnte, denn schließlich war ich die Erbin eines großen Anwesens und eines Geschäfts. Doch mit meiner Heirat würde jeglicher Besitz in das Eigentum meines zukünftigen Ehemanns übergehen.Wozu sich also die Mühe machen, einem Mädchen alles beizubringen, was nötig war, um zukünftig das Geschäft zu leiten?

    War die Existenz denn alles? Was war mit meinen Gefühlen? Ich konnte keinen Mann heiraten, den ich nicht kannte – und schon gar keinen, den ich nicht liebte! Wie konnte mein Vater das von mir verlangen?

    Für eine Weile stand ich einfach nur da, lehnte am Geländer des Balkons und starrte ihn ungläubig an. Was würde er tun, wenn ich mich weigerte?

    „Du wirst ihn sehr bald treffen, sagte Vater und nahm mich in die Arme. Ich stand regungslos da, noch immer unfähig, etwas zu sagen. „Es ist schön, dass wir uns so gut verstehen.

    Dann verschwand er ins Haus.

    Als ich Abends im Bett lag, konnte ich nicht einschlafen. Ich musste immerzu daran denken, was mein Vater zu mir gesagt hatte. Ich hasste ihn! Ich hatte nicht einmal zugestimmt! Mein Schweigen hatte er einfach als Einverständnis interpretiert. Was sollte ich nun tun? Mir hatte ganz einfach der Mut gefehlt, mich gegen ihn aufzulehnen.

    Lieber sterbe ich als das zu tun!, dachte ich voll Bitterkeit.

    ξ

    Irgendwann schlief ich ein und träumte.

    Ich lag auf einem seidenen roten Bett und trug ein weißes Kleid. Meine langen schwarzen Locken fielen sanft über das Kissen. Meine Augen waren geschlossen, die Hände auf der Brust zusammengefaltet.

    Nein! Das war kein Bett, auf dem ich da lag! Ich erkannte, dass es ein Sarg war! Ich schwebte über mir und sah mich selbst – tot in einem Sarg in einem Grab liegend!

    Niemand stand um die Totenstätte herum. Niemand war gekommen, um meinen Tod zu betrauern.

    Plötzlich öffnete die Person, die wie ich aussah, die Augen. Sie waren nicht mehr normal grün, sondern erleuchteten animalisch in einem grellen Grün. Meine Haut war blass, fast durchsichtig. Ich verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln und entblößte dabei meine Zähne.

    Oh, mein Gott! Was war das?

    Meine Eckzähne waren spitz – fast wie die einer Katze!

    Auf einmal schwebte ich nicht mehr über mir selbst. Ich war wieder Ich und in meinem Körper. Aufrecht im Sarg sitzend, schaute ich auf meine Hände herab, die genauso blass wie mein Gesicht waren. Die blauen Adern zeichneten sich klar und deutlich unter meiner Haut ab.

    Ich verspürte ein Verlangen. Ein seltsames Verlangen nach... Blut! Wieder sah ich an mir herunter. Blut! Es war überall – an meinen Händen, auf meinem weißen Kleid! Ich konnte es sogar in meinem Mund schmecken!

    Mein Blick schoss nach oben und ich sah eine schwarze Silhouette am Grab stehen. Ich konnte nur die Augen erkennen. Sie waren genauso grell grün wie meine!

    Plötzlich verschwand die Gestalt und mein Vater erschien. Er sah missbilligend auf mich herab und sagte mit zorniger Stimme:

    „Und alles nur, weil du dich mir widersetzt hast!"

    ξ

    Ich wachte schweißgebadet auf. Was für ein Traum!

    Schwer atmend saß ich im Bett, schwitzte und zitterte zur gleichen Zeit am ganzen Körper. Warum träumte ich so etwas? Zu welcher Kreatur war ich in meinem Traum geworden? Überall Blut! Glühende Augen! Spitze Zähne! Was hatte das zu bedeuten? Die Silhouette am Grab und mein Vater, der sagte:

    „Und alles nur, weil du dich mir widersetzt hast!"

    Warum träumte ich von meinem eigenen Tod? Es dauerte eine Weile, bis ich mich beruhigt hatte.

    Es war nur ein Traum. Mehr nicht!, versuchte ich mich gedanklich innerlich zu beruhigen. Doch mein Herz hämmerte wie wild gegen meinen Brustkorb.

    Die Erinnerungen des vergangenen Tages traten mir ins Bewusstsein. Mein Vater wollte mich mit einem Fremden verloben und ich sollte ihn schon bald heiraten - nur um die zukünftige Existenz unserer Familie zu sichern.

    Ich fragte mich, ob er mich wohl töten würde, wenn ich mich weigerte, diesen Mann zu heiraten?

    Ich versuchte, diese Gedanken abzuschütteln und wieder einzuschlafen. Doch der Traum ließ mich nicht los. Er hielt mich noch immer in seinen Klauen. Er hatte sich so real angefühlt.

    Wer war diese Kreatur mit den glühenden Augen gewesen?

    Ich kam zu der Erkenntnis, dass mein Unterbewusstsein sich wohl etwas zusammengereimt hatte und dass der Traum nicht das Geringste zu bedeuten hatte.

    Schließlich fiel ich in einen traumlosen und tiefen Schlaf, bis meine Dienerin Mina am nächsten Morgen in mein Zimmer kam, um mich aufzuwecken.

    „Es ist Zeit aufzustehen, junge Lady", sagte sie fröhlich und zog mit einem heftigen Ruck die Vorhänge auseinander. Das Sonnenlicht blendete mich so sehr, dass ich blinzeln und meine Augen mit der Bettdecke schützen musste.

    „Ach wirklich?", grummelte ich unter meiner Decke.

    „Ja, wirklich", meinte sie beschwingt und zog mit einem Ruck die Bettdecke weg.

    Ich war noch immer wie gelähmt von letzter Nacht. Jeder Muskel und jedes Glied in mir fühlten sich stocksteif an.

    Schließlich entschied ich mich aufzustehen und ließ Mina mir beim Anziehen meines bordeauxroten viktorianischen Kleides helfen, nachdem sie mein Korsett geschnürt hatte. Es war viel zu eng und ich konnte kaum atmen!

    Eingeengt von dem verdammten Korsett und der steifen Krinoline unter dem Kleid, schaffte ich es gerade so, mich auf dem Hocker meines Frisiertisches niederzulassen. Meiner Meinung nach wurde es allmählich Zeit, dass das „Aesthetic Dress auch in den höheren Kreisen für gesellschaftsfähig erklärt wurde. Neben der Frauenbewegung gab es noch eine weitere, die für die Revolution der Damenmode plädierte: Korsetts, Tournüren und Krinolinen galten deren Ansicht nach als zu künstlich, da sie den weiblichen Körper verformten. Das „Aesthetic Dress war ein locker fallendes Kleid mit einem Gürtel um die Taille, das es Frauen ermöglichte, sich in Harmonie mit ihrer Umwelt zu kleiden, ohne Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Oscar Wilde höchstpersönlich war ein Anhänger dieser Bewegung und versuchte, die Künstlerkreise für diese neue Mode zu begeistern.

    Mina begann mein Haar zu bürsten bis es glänzte und half mir, es kunstvoll hochzustecken.

    „Sie müssen heute besonders hübsch aussehen. Ich habe gehört, dass heute ein außergewöhnlicher Besucher zu Ihnen kommen wird", sagte sie lieblich und geheimnisvoll.

    Oh, mein Gott! Sollte ich ihn wirklich heute schon treffen?

    „Sie können sich glücklich schätzen, Miss Larissa. Er ist ein sehr hoch angesehener Mann", säuselte sie verträumt. Ich konnte mir das Augenrollen gerade so verkneifen. Dass er sehr hoch angesehen war, wusste ich ja nun schon seit gestern.

    Mina war ein Jahr älter als ich, ziemlich klein und zierlich. Sehr hübsch, wie ich fand. Sie hatte braune, lockige Haare und braune Augen. Und sie war immer fröhlich. Eigentlich mochte ich sie gerne. Trotzdem war mir ihre Art zu sprechen, in diesem Augenblick zuwider.

    Und warum heiratest du ihn dann nicht?, dachte ich bitter. Doch ich verkniff es mir lieber, das laut

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