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Langweilig war mir nie: Warum es sich lohnt, neugierig zu bleiben
Langweilig war mir nie: Warum es sich lohnt, neugierig zu bleiben
Langweilig war mir nie: Warum es sich lohnt, neugierig zu bleiben
eBook100 Seiten1 Stunde

Langweilig war mir nie: Warum es sich lohnt, neugierig zu bleiben

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Über dieses E-Book

Wer Lotte Tobisch kennt, weiß: Sie nimmt sich kein Blatt vor den Mund, lässt sich von Konventionen nicht aufhalten, steht zu ihren eigenen Überzeugungen und handelt auch danach.
"Ich war ein schreckliches Mädchen", lacht sie, denn schon als Kind hatte sie ihren eigenen Kopf, ihre eigenen Vorstellungen und ging sehr konsequent ihren eigenen Weg.

Sie absolvierte eine Schauspielausbildung am Konservatorium und war auch eine Privatschülerin von Raoul Aslan, gab ein frühes Debüt am Wiener Burgtheater, spielte in Filmen ebenso wie am Wiener Volkstheater und in der Josefstadt. Sie leitete über viele Jahre den Wiener Opernball und gilt als der Inbegriff der eleganten Wienerin. Ihr Briefwechsel mit dem Philosophen Theodor W. Adorno gibt ein beredtes Zeugnis von ihrer Intelligenz, ihrem Charme und ihrer Weltoffenheit. Ihr Engagement für soziale Projekte wie den Verein "Künstler helfen Künstlern" kommt aus der tiefen Überzeugung, dass man nie aufhören darf, tätig zu sein und sich für andere einzusetzen.

Vieles können wir von dieser Frau lernen, nicht zuletzt ihr ureigenstes Lebensmotto: "Man muss die Dinge, die man macht, ernsthaft betreiben, aber man darf sie nicht ganz ernst nehmen."
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum15. Nov. 2013
ISBN9783850337762
Langweilig war mir nie: Warum es sich lohnt, neugierig zu bleiben

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    Buchvorschau

    Langweilig war mir nie - Lotte Tobisch

    1933

    MEINE ÜBERFORDERTE MUTTER

    Ich war ein schwieriges Kind, das sehr früh über alles nachgedacht und alles in Frage gestellt hat. Meine Mutter war eine schöne, zauberhafte Dame, die mit mir absolut nicht zurechtkam. Sie war von spontaner Intelligenz, aber viel einfacher gestrickt als ich. Und das war nicht nur für sie, sondern für uns beide wahnsinnig schwer. Ich war schon sehr früh ein sehr autarkes Kind. Man konnte mir nichts einreden, wenn ich es nicht begriffen habe. Brav sein, weil sich das so gehört, das war meine Sache nicht.

    Meine Mutter hat immer erzählt, wie sie mit mir – ich war damals ungefähr vier Jahre alt – zum Demel auf ein Eis ging. Dort wurden wir von einer ihrer Freundinnen sehr herzlich begrüßt, aber gleichzeitig sagte die Dame zu mir: „Du hast aber eine böse Mama, die hat sich schon so lange nicht bei mir blicken lassen. Worauf ich einen roten Kopf bekommen und die Dame mit den Worten „Meine Mama ist die beste Mama! weggestoßen habe. „Du bist pfui!, hab ich gerufen. Wie sich’s gehört, ganz ladylike, hat die besagte Freundin gefunden, dass ich ja ein reizendes Kind sei, halt sehr temperamentvoll, und gesagt: „Ach, das macht ja nichts, sie ist ein entzückendes Kind. Der Widerspruch zwischen meinem Temperament und meinem Äußeren muss frappant gewesen sein, denn ausgesehen habe ich wie ein Engerl. Blond und süß. Wenn man die Bilder sieht, kann man nur sagen: Gott, so was Liebes! Und das war ich nun wirklich nicht!

    Lotte, das Engerl, 1929

    Ich muss schrecklich gewesen sein, meine arme Mutter hat mit mir viel mitgemacht. Ich war keine schlechte Schülerin, aber ich habe mit der Schule Probleme gehabt, weil ich immer etwas gefragt habe, was nicht gepasst hat, und nur gelernt habe, was mich auch wirklich interessiert hat.

    Ich kam sehr früh in die Schule, war immer eine der Jüngsten und offenbar völlig unreif. Jedenfalls habe ich gern die Mitschüler zum Lachen gebracht, auch mithilfe der verbotenen Knallerbsen. Und so kam’s, dass man bereits nach zwei Jahren in der Volksschule des Sacre Coeur meiner Mutter nahegelegt hatte, sie soll doch eine andere Schule für mich suchen, weil ich für eine Klosterschule nicht gerade geeignet erscheine. Der unmittelbare Grund hiefür war ein sehr einfacher: Damals hat man noch mit Tinte und Feder geschrieben, und ich war schlampig und habe schreckliche Tintenpatzen gemacht. Da hat die Mère Supérieure eines Tages zu mir gesagt: „Wenn du so schreibst, wird sich das liebe Jesulein aber kränken. Worauf ich geantwortet habe: „Da kann man halt auch nix machen. Darauf hat man meiner Mutter, wohl zu Recht, mitgeteilt, dass ich nicht geschaffen sei für eine Klosterschule.

    Unter den vielen Schulen, die ich besucht habe, gab’s eigentlich nur eine, die mir gewachsen war und die mich auch zum ernsthaften Lernen gebracht hat. Das war das Elite-Landerziehungsheim Schloss Marquartstein in Oberbayern. Warum meine Mutter mich schon nach einem Jahr aus dieser Schule nach Wien zurückgeholt hat, habe ich damals nicht verstanden und ihre Erklärung, dass sie mich näher bei sich haben wollte, habe ich nicht akzeptieren wollen. Heute bin ich mir sicher, dass es etwas mit Eifersucht zu tun hatte, mit einer Art Besitzanspruch am Kind, den man bei Müttern ja öfters finden kann. Wie dem auch sei, für mich war es schade, dass ich nur so kurz in Marquartstein sein konnte, denn dort wurden eigentlich alle Interessen geweckt, die mich mein ganzes Leben, bis heute, begleitet haben: Literatur, Theater, Geschichte, Politik, Kunstgeschichte und noch vieles mehr. Hätte mich meine Mutter länger in dieser wunderbaren Schule gelassen, vielleicht wäre dann doch noch etwas Vernünftiges aus mir geworden!

    Meine Mutter war in brenzligen Situationen immer erstaunlich mutig, aber um mich hat sie viel Angst gehabt, denn sie hat mich ja sehr geliebt. Sie sagte oft: „Du wirst eines Tages noch erschlagen werden. Du forderst mit deiner unkontrollierbaren Offenherzigkeit, deiner leichtsinnigen Freigiebigkeit und deinem totalen Mangel an Misstrauen den Menschen gegenüber den Neid, die Missgunst und alle sonstigen schlechten Eigenschaften der Menschen geradezu heraus."

    Im Sacre Coeur (4. von links) 1932

    In manchem hat sie schon recht gehabt, aber ganz so dumm und leichtsinnig, wie sie dachte, war ich nicht. Ich habe sehr wohl gemerkt, was um mich vorgeht. Aber ich habe – im Unterschied zu ihr – schon sehr früh eine ganz andere Lebenseinstellung gehabt. Ich habe mich fast nie von jemandem oder durch jemanden zu etwas zwingen lassen, was ich nicht mehr oder minder gern gemacht habe. Und wenn man etwas gern macht, dann sind

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