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Hallo Kosmos: Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion
Hallo Kosmos: Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion
Hallo Kosmos: Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion
eBook232 Seiten3 Stunden

Hallo Kosmos: Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion

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Über dieses E-Book

Das Alltagsleben in der ehemaligen Sowjetunion zu einer Zeit, als der Eiserne Vorhang die Welt noch in zwei Hälften teilte.

Es ist noch gar nicht so lange her, als die Welt in Ost und West geteilt war und kaum jemand wusste, wie die Menschen jenseits des Eisernen Vorhangs tatsächlich lebten, wie ihr Alltag aussah. Die bekannte russische Schriftstellerin Elena Ronina ist auf der "anderen Seite", in der ehemaligen Sowjetunion, aufgewachsen und hat schließlich als erwachsene Frau den Fall des Eisernen Vorhangs erlebt. Die in Moskau lebende, vielgereiste Autorin erzählt in ihrem neuen Buch "Hallo Kosmos" in deutscher Sprache Episoden aus ihrem Leben: von ihrer Kindheit in der Familie, von der Schulzeit mit ihren Freundinnen, von ihren ersten Verehrern, von ihrer Klassenfahrt nach Ost-Berlin, von Studium und Arbeitsleben. Dabei ist ein lebendiges Bild entstanden von einer Welt, die uns jahrzehntelang verborgen blieb.
Doch Elena Ronina belässt es nicht bei diesem heiteren Blick auf den Alltag. Sie geht weiter der Frage nach, was eigentlich wichtig ist im Leben. Und sie erkennt, dass sich das Leben nicht verändert, sondern unser Verhältnis zu ihm: Das Wichtigste ist, das Leben positiv zu sehen, die Hoffnung nicht zu verlieren und die Menschen, die uns umgeben, zu lieben.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum23. Juli 2013
ISBN9783954570713
Hallo Kosmos: Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion

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    Buchvorschau

    Hallo Kosmos - Elena Ronina

    ELENA RONINA

    HALLO KOSMOS!

    ERINNERUNGEN AN DAS LEBEN

    IN DER EHEMALIGEN SOWJETUNION

    AQUENSIS

    MENSCHEN

    Impressum


    Elena Ronina: Hallo Kosmos – Erinnerungen an das Leben in der ehemaligen Sowjetunion

    Copyright by AQUENSIS Verlag Pressebüro Baden-Baden GmbH 2013

    Alle Rechte vorbehalten. Jede Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe jeder Art, elektronische Daten, im Internet, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsunterlagen aller Art ist verboten.

    Lektorat: David Joram, Gereon Wiesehöfer

    Umschlaggestaltung: Tatiana Miller, design@club-dialog.de

    Foto Rückseite: Arina Solnceva

    Satz: Karin Lange, www.seeQgrafix.de

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2013

    ISBN 9783954570713

    www.aquensis-verlag.de - www.baden-baden-shop.de

    Inhalt

    Cover

    Titel

    Impressum

    Über die Autorin

    Unter uns Mädchen

    Mein Edmond Dantès

    Physikunterricht zum Träumen

    Der Bräutigam

    Auf dem siebten Stock

    Der Moskauer Abend

    Freundinnen

    Das Mädchen mit den traurigen Augen

    Moskau-Berlin

    Die Durchschnittsnote

    Die Studentin

    Über Kartoffeln

    Ehrenwert zu leben

    Die Abschlussgastspielreise

    Hallo Kosmos

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    Über die Autorin

    Elena Ronina wurde 1962 in Moskau geboren und ist dieser Stadt, die sie über alles liebt, bis heute treu geblieben. Nach der Schulzeit, die sie mit einem erweiterten Deutschunterricht beendete, studierte sie Ökonomie und Musik. Auf ihren geschäftlichen Reisen, die sie in alle Teile der Welt führen, ist sie immer wieder fasziniert von der Vielfalt der Kulturen. Das Wichtigste in ihrem Leben aber ist ihre Familie: Sie ist verheiratet und hat zwei Söhne, die 15 und 29 Jahre alt sind.

    So sind es vor allem das einfache Leben und die Themen des Familienalltags, um die sich ihre Kurzgeschichten, Romane und Reisebeschreibungen ranken. Dabei legt sie besonders viel Wert auf das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern, zwischen Mann und Frau, auf Familientraditionen. Acht Bücher sind inzwischen von ihr erschienen, „Hallo Kosmos" ist ihre erste Veröffentlichung in deutscher Sprache.

    Wenn Elena Ronina gerade nicht beruflich unterwegs ist oder an einem neuen Buch schreibt, besucht sie mit ihrem Mann Tanzkurse, spielt Klavier, lernt Italienisch und treibt gerne Sport. Langweilig ist ihr nie – und diese Lebensfreude spürt man in jeder Zeile ihrer Bücher.

    Unter uns Mädchen

    Mein Edmond Dantès

    Mischa war Schiffsarzt von Beruf und wir waren beide unsterblich in ihn verliebt! Obwohl das nicht ganz richtig ist – tatsächlich verliebt war natürlich nur meine ältere Schwester, die immerhin schon 14 Jahre alt war. Ich selbst war zu klein, um zu wissen, was „Verliebtsein" wirklich bedeutet. Aber ich wollte auch dabei sein und nicht als Spielverderberin gelten. Also war ich auch unsterblich in Mischa verliebt, genau wie meine Schwester. Wir waren Kinder und er war Onkel Mischa.

    Meine Schwester war für mich ein riesengroßes Vorbild, fast wie ein Gott. Natürlich gab ich das nie offen zu, aber tief in meinem Innern war mir das immer sehr deutlich. Ich eiferte ihr in allem nach, ich wollte unbedingt sein wie sie. Las sie ein Buch, schaute ich ihr dabei über die Schulter; mochte sie gerade diese oder jene Musik, dann war ich natürlich auch sofort begeistert davon. Was sie ablehnte, das war auch nichts für mich, was sie gut fand, das fand auch ich toll. Jetzt war sie mit Haut und Haaren in Onkel Mischa verliebt und so gab es für mich nichts anderes, als ebenfalls in Onkel Mischa verliebt zu sein. Ich hatte einfach keine andere Wahl.

    Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass Onkel Mischa unsere Bewunderung und unsere Begeisterung auch wirklich verdient hatte. Es war leicht, sich in ihn zu verlieben. Das war kein Problem für mich, obwohl ich damals nicht so recht wusste, wozu das gut sein sollte. Ich war noch ein Kind, ich brauchte das Verliebtsein nicht. Aber ich wollte ja so sein wie meine Schwester, und die war nun mal verliebt. Also war ich es auch.

    Mischa war ein richtiger Kerl – ein Mann, wie er im Buche steht!

    Erstens: Er war außergewöhnlich attraktiv. Er war, anders kann ich es nicht sagen, der personifizierte Edmond Dantès, der Graf von Monte Christo in Alexandre Dumas berühmtem Buch. Der groß gewachsene, mutige Brünette mit den sympathischen Gesichtszügen, mit umwerfendem Charme und vollendetem Benehmen. Erscheint Ihnen Onkel Mischa als fleischgewordener Edmond Dantès doch etwas zu übertrieben, dann setze ich an Dantès Stelle Vjaceslav Schalevich, den sehr berühmten und extrem beliebten russischen Schauspieler, den jeder kennt – und liebt!

    Zweitens: Onkel Mischa war ein richtiger Arzt. Und ein Arzt, das wissen alle, ist ein Mensch aus einer ganz anderen Gesellschaftsschicht. Diese Leute verfügen über ein Wissen, von dem wir nur träumen können. Ist etwas unklar für uns, dann kann man sicher sein, dem Arzt ist es klar. Er weiß es einfach. Das ist wahre Überlegenheit!

    Drittens: Man darf auch nicht vergessen, dass Onkel Mischa auf einem großen Schiff seinen Dienst versah. Das heißt, unter uns gesagt, er war auch noch ein richtiger Seemann und ich war damals der festen Überzeugung, man könnte ihn doch auch als Kapitän bezeichnen. Das war noch besser. Weil Kapitäne zum gehobenen Militär gehören und weil er dazu noch Arzt war, bedeutete das einhundert Prozent Intelligenz! Dieser hochintelligente, sehr gut aussehende und umwerfend charmante Mann kurierte nicht einfach nur arme Leute irgendwo in einem schmutzigen Dorf, nein, er fuhr zur See, erlebte Abenteuer und erkundete ferne Länder.

    Das Wichtigste bei alledem aber war: Onkel Mischa war unverheiratet. Zugegeben, er war nicht gerade jung, und solche Männer interessierten mich und meine Schwester normalerweise nicht. Aber bei Onkel Mischa war das anders. Ganz anders. Warum das so war, das ist wohl kaum zu erklären.

    Und noch etwas: Onkel Mischa war der beste Freund unserer Eltern.

    Unsere Eltern stammen aus Sibirien. Die Menschen dort sind sehr freundlich und herzlich. Das waren auch meine Eltern und natürlich ihre Freunde. Besonders Onkel Mischa. Alle hatten ein spannendes Leben und alle kannten sehr viele interessante Geschichten. Besonders wichtig aber war, dass die Freunde meiner Eltern auch meine Schwester und mich nie vergaßen. Bei ihren Besuchen plauderten sie nicht nur mit unseren Eltern, sondern fanden immer auch genug Zeit für uns Mädchen. Dass die Freunde bei jedem ihrer Besuche etwas Schönes als Geschenk für uns mitbrachten, das spielte natürlich auch eine gewisse Rolle.

    Auch da war Onkel Mischa ein außergewöhnlicher Mann, der uns mit ganz besonderen Geschenken aus fernen Ländern beglückte. Nicht etwa nur mit Kaugummi oder irgendwelchen anderen unnützen Dingen, sondern mit ganz extravaganten Sachen: feine Strumpfhosen in einer ganz tollen Farbe, einen Badeanzug, schöne Handschuhe und vieles mehr. Was glauben Sie, wer hatte damals in unserer russischen Schule rote Strumpfhosen? Niemand! Und so waren alle richtig neidisch auf uns. Die Geschenke Onkel Mischas stellten uns auf einen Sockel, den keines der anderen Kinder je erklimmen konnte.

    Mehr noch als die Geschenke bezauberten uns die Geschichten, die Onkel Mischa erzählte. Er war ein wahrlich ungewöhnlicher Erzähler, der stundenlang von seinen Abenteuern auf hoher See, in fernen Ländern und mit Menschen fremder Kulturen berichten konnte, ohne dass es auch nur einen Augenblick der Langeweile gab. Es war besser als spannendes Kino, weil es die Wahrheit war, weil Onkel Mischa selbst alles gesehen und erlebt hatte.

    Natascha, wachse schneller!, sagte Onkel Mischa oft zu meiner Schwester. Wie viele Erdteile, wie viele Länder habe ich besucht, ein solch schönes Mädchen habe ich aber nie gesehen. Wenn du groß bist, dann heirate ich dich auf der Stelle! Mehr suche ich nicht in meinem Leben. Nur dich! Meine Entscheidung steht fest!

    Bei diesen Worten wurde Natascha jedes Mal rot bis über beide Ohren.

    Ich sagte dann: Onkel Mischa, wozu denn warten? Mach das jetzt. Sofort. Natascha wächst nicht mehr. Sie war schon die Größte in der Klasse, als sie 12 Jahre alt war. Und jetzt wächst sie keinen Zentimeter mehr. Du kannst sie ruhig jetzt heiraten. Größer wird sie nicht.

    Meine kindliche Naivität belustigte Onkel Mischa sehr, doch er antwortete mir ernst:

    „Aber wir leben doch nicht in einem muslimischen Land, Lena. Hier bei uns können wir nur heiraten, wenn wir 18 Jahre alt sind - wie alt bist du, Natascha. 14 Jahre?"

    Natascha konnte nicht sprechen, sie nickte nur mit dem Kopf. „Schon vierzehneinhalb, sagte ich, um meine Schwester Natascha nach Kräften zu unterstützen. Na siehst du! Es sind nur noch dreieinhalb Jahre – vorausgesetzt, deine Eltern sind nicht dagegen."

    Bis jetzt sind wir auf jeden Fall nicht einverstanden, warf meine Mutter ein. Du bist die ganze Zeit auf See, Mischa. Und sag mal bitte, wie alt bist du? 35? Und immer noch nicht verheiratet. Du hast nie Zeit. Auch nicht zum Heiraten. Du bist auf der ganzen Welt unterwegs, mal in Kuba oder in Australien oder anderswo. Und wenn du nach Hause zurückkommst, dann hast keine Kraft für irgendwas.

    Aber für euch meine Freunde, habe ich Zeit und Kraft. Immer. Nein, nein, ich bin nicht einverstanden mit dem, was du sagst. Sag’ mir bitte, habe ich deine Familie auch nur einmal nicht besucht, wenn ich hier an Land war?

    Wozu braucht eine Frau einen Mann wie dich? Meine Mutter ließ sich nicht beirren. „Seinen Ehemann gerade drei Mal im Jahr sehen zu können und das auch nicht länger als für eine Woche? Eine schöne Perspektive! setzte sie ironisch hinzu. „Nein Mischa, lass das Ganze und mach meine Mädchen nicht verrückt! Ich denke, es ist nicht das höchste Glück der Erde, deine Ehefrau zu sein. Du bist immer unterwegs, ab und zu kommst du vorbei, bringst Geschenke mit, fährst mit einer großen Limousine ... Aber was weiter?

    Mit offenem Mund hörten meine Schwester und ich der Mutter zu. Das war es, mehr brauchten wir nicht! Es war genug für uns. Mehr als genug. Mischa drei Mal im Jahr hier! Für eine ganze Woche! Mit Geschenken und dazu mit einer weißen Limousine. Das wäre großes Glück und glücklicher könnte man keinesfalls sein. Ein Traum!

    Onkel Mischa sah in unsere begeisterten Augen und seine Stimmung wurde noch besser. Na siehst du, Tamara, jetzt hast du doch Werbung für mich als Ehemann gemacht. Aber du, Lena, wandte er sich zu mir, „du sollst natürlich nicht auf mich warten, du bist noch zu jung und das würde zu lange dauern. Bist du jetzt sieben Jahre alt?"

    Ich warte gerne auf dich, Onkel Mischa. Ich warte die ganze Zeit. Aber ich überlasse Natascha den Platz neben dir. Es reicht mir, wenn ich in der Limousine hinten auf der Rückbank sitzen darf. Bist du einverstanden?

    "Gut, Mädchen. Abgemacht! Dreieinhalb Jahre - das ist keine lange Zeit. Gerade mal zehn Seereisen oder so. Ja, Lena, du wirst auf der Rückbank sitzen in der Limousine. Und Natascha wird natürlich wie eine Königin vorne bei mir sitzen. Wozu soll ich eine andere, eine fremde Frau suchen, die ich noch gar nicht kenne? Natascha, dich kenne ich vom Babyalter an. Auch deine Mutter ist eine sehr fleißige und schöne Frau. Und über deinen Vater brauchen wir gar nicht zu reden – er ist mein bester Freund! Wir haben mehr als eine Flasche Wodka miteinander getrunken.

    Nein, nein! Ich habe meine Entscheidung getroffen. Es geht nur so und nicht anders: An deinem 18. Geburtstag, Natascha, komme ich mit einem riesigen Blumenstrauß zu dir. Wenn du dann die Blumen wegwirfst, dann weiß ich, dass ich keine Chance bei dir habe. Dann ist nichts zu machen, ich werde deine Entscheidung als mein Schicksal hinnehmen und weiter zur See fahren – rund um die Erde.

    Natascha konnte sich bei diesen Worten vor lauter erwartungsvollem Glück nicht bewegen. Hatte sie das richtig verstanden? Gab es keinen Haken? Sollte sie es tatsächlich glauben? Ich dagegen machte mir keine so tiefgründigen Gedanken, ich freute mich einfach auf die Fahrt in der weißen Limousine – und das sogar dreimal im Jahr!

    Mama aber schien beunruhigt zu sein. Sie seufzte tief und sah Onkel Mischa missbilligend an. Diese Geschichte gefiel ihr ganz und gar nicht. Mein Vater und Onkel Mischa dagegen machten sich keine Sorgen. Sie waren richtig guter Dinge, tranken Wein und plauderten weiter über dies und das. Für Papa schien das Ganze sowieso nur ein lustiger Spaß zu sein.

    Nach solchen Besuchen von Onkel Mischa versuchte Mama jedes Mal, uns dieses „Hochzeits-Thema irgendwie auszureden, besonders was ihre ältere Tochter anging: Natascha, ich hoffe, du nimmst das nicht ernst?, sagte sie dann immer, „versteh’ das doch bitte richtig: Mischa meint das alles nur aus Spaß, es ist ein Witz für ihn und nichts weiter!

    „Das ist kein Witz, Mama! Natascha widersprach heftig. „Onkel Mischa spricht schon jahrelang davon! Und: Hast du ihn vielleicht irgendwann mit einer anderen Frau gesehen? Nein! Natürlich nicht, weil er in mich verliebt ist!

    „Nikolai!, ruft Mama unseren Vater zu Hilfe, „hast du das gehört?! Was redet denn da unsere Tochter? Oh Gott, das ist unglaublich!

    „Was heißt denn hier unglaublich? fuhr Natascha sofort wieder dazwischen, „bin ich etwa nicht attraktiv genug? Ja natürlich, so wird es sein, niemand ist in mich verliebt ... Ihre Augen wurden feucht und ihre Hände zitterten.

    „Ach, das stimmt doch nicht! Mama gab nicht auf: „Aber was ist denn das mit Mischa? Er ist 20 Jahre älter als du! Was habt ihr gemeinsam? In Ordnung, er ist nicht verheiratet. Stimmt. Aber nur deshalb, weil er nie Zeit dafür hat. Er ist nie da! Dauernd auf See und auf dem Schiff arbeiten nur Männer. Wenn er nach Moskau kommt, dann hat er immer sehr viel zu tun. Sag mir bitte, was ist das für ein Leben? Wer braucht ein solches Leben? Was würde das für eine Familie sein? Familie - das ist, wenn alle zusammen sind. Alles anderes ist Augenwischerei. Ich nehme das nicht ernst. Basta!

    Mama, er ist so schön und attraktiv! Er ist wie Edmond Dantès, er ist wie der Graf von Monte Christo! Alle werden neidisch auf mich sein! Und ich werde ihn mein ganzes Leben lieben!

    Nikolai, sag was! - Mama hatte keine Argumente mehr.

    Mein Vater verstand überhaupt nicht, dass man sich dieser Sache wegen streiten konnte.

    „Verdammt noch mal, seid ihr denn alle verrückt geworden? Was besprecht ihr denn eigentlich? Das ist doch alles Quatsch! Ich weigere mich, darüber nachzudenken, es ist mir wirklich zu blöd! Natascha, schlag dir endlich diesen Gedanken aus dem Kopf und zeig’ mir lieber deine Noten. Ich habe schon lange Zeit nichts mehr von deinen Erfolgen in der Schule gehört. Die Sache war für ihn erledigt. „Tamara, was haben wir heute zum Abendbrot? Lena, wo sind meine Zigaretten?

    Papa war ein Meister darin, alle Streitereien sofort zu beenden und die Gespräche in eine andere Richtung zu lenken. Wir hatten schon bald das Thema Mischa vergessen. Mama deckte den Abendbrottisch, mein Vater erklärte Natascha ein Kapitel aus der russischen Geschichte und ich störte alle - aber nur ein bisschen.

    Meine Eltern erwähnten unsere romantisch verklärten Träume bezüglich Mischas nicht mehr. Niemand sprach mehr davon, aber wir Schwestern vergaßen das Thema nie und unterhielten uns immer wieder darüber – flüsternd hinter vorgehaltener Hand.

    Die Nachricht von Mischas Hochzeit traf uns wie ein Blitz aus heiterem Himmel!

    Mischa hatte Vater angerufen und ihm begeistert erzählt, dass er jetzt endgültig Schluss gemacht habe mit dem Junggesellen-Dasein. Bella, die Frau, die Mischa auserwählt hatte, arbeitete als Artistin in einem Zirkus. Sie hatten sich bei gemeinsamen Freunden kennengelernt – sie zwischen zwei Gastspielen, er zwischen zwei Seereisen. Beiden war klar, dass sie keine Zeit für viele Rendezvous hatten, um sich langsam besser kennenzulernen. Sie gehörten nicht mehr zu den Jüngsten, und sie fanden sich auf den ersten Blick attraktiv und sympathisch. Es gab nicht mehr viel zu überlegen und so beschlossen sie, gleich zu heirateten – ohne großes Fest. Mit dabei waren nur Freunde und Bekannte von Bella, und kurz nach der Trauung gingen Bella und Mischa wieder auseinander, sie in die eine Richtung zu ihrem nächsten Auftritt, er in die andere Richtung, um zu seiner nächsten Seereise aufzubrechen.

    Als ob das alles zwar interessant, aber doch nichts Besonderes sei, erzählte uns mein Vater die Geschichte von Mischas Heirat eher beiläufig während des Abendessens. Zuerst schaute ihn meine Schwester mit großen Augen an, dann hörte sie auf zu essen und rannte plötzlich, ohne ein Wort gesagt zu haben, vom Tisch und aus dem Zimmer.

    Nikolai, wie kannst du nur so etwas erzählen? Das ist doch brutal! Wir hätten Natascha auf diese Nachricht vorbereiten sollen, die Worte vorsichtig wählen und Rücksicht auf sie nehmen ... Mama war sehr wütend.

    Mein Vater schüttelte den Kopf.

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