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Kleine Göre Katinka: Ein Sommer mit Katja
Kleine Göre Katinka: Ein Sommer mit Katja
Kleine Göre Katinka: Ein Sommer mit Katja
eBook433 Seiten5 Stunden

Kleine Göre Katinka: Ein Sommer mit Katja

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Über dieses E-Book

Wieder einfach nur eine Liebesgeschichte? Nein.
Es war meine Liebesgeschichte, erlebt im Sommer des Jahres 1981.
Die erste Begegnung, die erste Berührung, der erste Kuss.
Und so normal das alles auch klingen mag, so ungewöhnlich und einmalig war die Begegnung mit diesem Mädchen.
Katja.
Ihre Schönheit: unbeschreiblich.
Ihr Wesen: kindlich und doch schon so erwachsen.
In meinem ganzen Leben fand ich nichts Vergleichbares. Ist es überhaupt gerecht, zu vergleichen?
Ich werde es nicht tun. Aber ich werde aus meiner Jugend berichten, so authentisch und glaubwürdig wie nur irgend möglich.
Denn: Es sind Erinnerungen, die Menschen aus uns machen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. März 2015
ISBN9783738674569
Kleine Göre Katinka: Ein Sommer mit Katja
Autor

Steffen Hartmann

Geboren an einem ersten November eines Jahres, weit entfernt von dieser Zeit, absolvierte ich den normalen Lebensweg eines normalen Jungen, einer normalen Zeit. Zehn-Klassen Oberschule, später dann Abitur sowie während meiner Offizierslaufbahn, Studium zum Fachschuljuristen. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit Computern im Besonderen. Daraus resultiert wohl auch die Freude am Schreiben. Es reizte mich ungemein, meine Kindheit- und Jugenderlebnisse zu Papier (auf die Festplatte meines Rechners) zu bringen. Und so schrieb ich dieses Buch. Es sollte das erste, jedoch nicht das einzige bleiben, das die Geschichte meines Lebens erzählt. Ein Leben voller Höhen aber auch Tiefen, Liebe, Leidenschaft und Trauer. Was kann es schöneres geben, als sein eigenes Leben für die Nachwelt festzuhalten? Und wer weiß: vielleicht passiert dem Einen oder Anderen das gleiche, wie mir. Wer kann schon wissen, was die Zeit bringt?

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    Buchvorschau

    Kleine Göre Katinka - Steffen Hartmann

    So viele Worte sind geschrieben. So viele Träume sind gelebt. Ihr habt mich mit Applaus getragen. Ich durfte auf dem Gipfel stehen. Doch nichts im Leben ist unendlich. Der Abgrund folgt nach dem Zenit. Jede Erinnerung ist zu wertvoll, um nur aus Stolz kein Ende zu sehen.

    Man wird sich später einmal erzählen, dass es doch die große Liebe gab. Liebe, die man kaum begreifen konnte. Die so unrealistisch, so unfassbar gewesen sein musste, das doch jeder an sie glaubte.

    Dies wird zu einer Zeit sein, da es uns, die hier Beteiligten und alle anderen Menschen aus dem Hier und jetzt schon nicht mehr geben wird. Weit entfernt in einer anderen Zeit, einer anderen Dimension.

    Alles Irdische ist vergänglich. Doch es hat den Anschein, dass die Erinnerungen an diese Liebe ewig leben. Und sie war so unglaublich und besonders, dass sie es Wert ist, hier und jetzt von mir zu Papier gebracht zu werden.

    Nie, in meinem ganzen Leben hatte ich die Absicht ein Buch zu schreiben. Ein paar Zeilen, ein paar kleine Notizen. Erinnerungshilfen, um in ein paar Jahren einmal von der allergrößten Liebe meines Lebens berichten zu können.

    Ja, so hatte ich mir das vorgestellt. Und so hatte ich es auch begonnen, an einem Abend im Juli des Jahres 2014. Die Abende waren lau und auf meinem Schreibtisch stapelten sich mittlerweile die kleinen Zettel und Papierfetzen mit Erinnerungen, die ich in aller Eile doch immer sorgfältig in einem Ordner abheftete. Es war schon erstaunlich, was mein Erinnerungsvermögen an meine Kindheit und Jugend alles preisgab.

    Und wer weiß; vielleicht würde ich ja heute noch sitzen und mich über diese kleinen Schriftstücke amüsieren, wenn, ja wenn nicht Mischa eines Tages bei einem spontanen Besuch genau diesen Ordner in die Hände bekam. Schicksal oder Fügung?

    Es war Schicksal! Es war mein Schicksal!

    Denn genau dieser Mischa war es, der mich auf die genialste Idee brachte, die ich je in meinem Leben hatte. Wer Mischa ist? Oh, ich vergaß. Nun, über ihn werde ich in diesem Buch viel zu berichten haben.

    Mischa war alles. Schulfreund, Kumpel, mein Pendant. Vielleicht auch mein Bruder.

    Er war es letztlich, der mich ermutigte, aus diesem heillosen Wirrwarr an Blättern und Zetteln ein Buch zu verfassen. Die Zeilen die er nur beiläufig las, genügten ihm anscheinend, die Geschichte, die Liebesgeschichte meines Lebens daraus machen zu können.

    Doch wie kam ich eigentlich nur dazu, Erinnerungen aufzuschreiben? War es die Langeweile die mich plagte? Oder doch eher ein innerer Drang, mich selbst zu bestätigen, unsterblich zu machen?

    Ich gebe zu, es reizte mich ungemein in die Tiefen der Vergangenheit, meiner Vergangenheit vorzudringen.

    Schon der kleinste Gedanke an meine Kinder- und Jugendzeit ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Dabei freute ich mich diebisch, derjenige zu sein, der etwas niederschreibt, was so noch niemals ein Mensch aus meinem Bekanntenkreis vor mir zu Papier brachte. Es sollte etwas Einmaliges werden, von dem meine Kinder und Kindeskinder noch erzählen würden. Und wer weiß. Vielleicht wiederholt sich diese Geschichte ja irgendwann einmal.

    Letztlich. Es sind Erinnerungen, die Menschen aus uns machen.

    Und so sitze ich, ein Mensch, in meinem ziemlich kleinen aber gemütlichen Wohnzimmer an meinem Schreibtisch. Stille umgibt mich. Die Uhr an der Wand zeigt gerade eben 21.22 Uhr. Ich höre sie leise ticken. Wir schreiben heute den 18. Juli 2014, ich sehe zum Fenster hinaus. Es regnet seit Tagen ununterbrochen. Ein Grund mehr, hier und jetzt zu beginnen.

    Meine Finger liegen locker auf der Tastatur. Jeden Moment meines irdischen Lebens werden sie sich bewegen, um diese meine Liebesgeschichte festzuhalten, die ich auch tatsächlich so erlebte.

    Lasst euch verzaubern, in eine, nein besser, in meine Zeit als ich noch ein schüchterner, kleiner und niedlicher Junge war. Erlebt noch einmal mit mir gemeinsam den wohl schönsten und nachhaltigsten Sommer meines Lebens. Den Sommer 1981.

    Inhaltsverzeichnis

    Es war das Jahr 1981

    Mittwoch, der 27. Mai 1981

    Samstag, 6. Juni 1981…Mischas Geburts

    …der Donnerstag (11. Juni 1981)

    Erster August 1981 – mein Geburtstag

    Samstag, 8. August 1981.

    Mittwoch, der 12. August 1981

    Sonntag, ein ganz normaler Sonntag

    Vierunddreißig Jahre später

    Es war das Jahr 1981

    Ich war nun mittlerweile in der zehnten Klasse. Dies sollte das allerletzte Schuljahr sein. Danach sollte, musste ich eine Lehre beginnen. Ich hatte überhaupt keine Lust den Beruf eines Drehers zu erlernen. Eigentlich wollte ich Koch werden. Doch solch eine Lehrstelle war einfach nicht mehr zu bekommen. Kaum zu glauben, dass es so etwas in der ehemaligen DDR gab.

    Schulisch gesehen waren wir auf der Zielgeraden. Es war März, es sollte nicht mehr allzu lange dauern und die Prüfungen würden anstehen. Etwas Zeit blieb uns noch.

    Die meisten Stunden verbrachte ich mit Mischa, meinem besten Freund. Wir machten einfach alles gemeinsam. Fußball, Kino, Disco …irgendwie und sowieso alles, was man in seiner Freizeit als Jugendlicher tut.

    Ob wir auch Mädchen hatten? So zum Verlieben? Nun, meine letzte Bekanntschaft lag einige Wochen zurück. Ute hieß sie, war ein Jahr jünger als ich, dafür einen Kopf größer und es war eigentlich nur eine flüchtige …hmm …wie sollte ich es nennen? Liebe? Nein, Liebe war es nicht, obwohl wir uns geküsst hatten. Vielleicht war es Spaß? Wir hatten es beide nicht so wichtig genommen.

    Sie hatte mich mal zu sich nach Hause eingeladen. Wir hatten nichts Besseres zu tun, als Zwölfmal hintereinander die Schallplatte von ABBA mit dem Titel Super Trouper zu hören. Ein langweiliger Nachmittag? Eigentlich schon, wenn, ja wenn wir uns nicht zum Schluss kurz geküsst hätten. Nur leicht aber auf den Mund. Vielleicht wirklich nichts Besonderes und doch außergewöhnlich. Warum, lässt sich leicht erklären.

    Jedes Mal, wenn ich dieses Lied von ABBA im Radio höre, denke ich an Ute, an diesen Nachmittag. Und ich kann behaupten, dass ich es heute noch immer tue. Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, die kann man nicht so einfach erklären. Dieser kurze, intensive Nachmittag gehört zweifelsohne dazu.

    Bei Mischa lagen die Dinge, was Mädchen betraf etwas anders. Es gab kein Besonderes bei ihm. Er war für Mädchen seines Alters der Inbegriff von Männlichkeit schlechthin. Keine, die seinem Charme, den er anscheinend hatte, widerstehen konnte. Wie er das anstellte, entzieht sich komplett meiner Kenntnis. Ich hatte ihn auch nie danach gefragt. Was dies betraf war ich nie stolz auf Mischa. Mir taten zuweilen die armen Mädels leid, die er wechselte, wie seine Unterhemden. Und doch schien es ihnen zu gefallen. Manchmal muss man selbst die wunderschönsten Geschöpfe dieses Planeten, die Mädels, nicht verstehen. Doch das sollte ich noch.

    Bis dahin interessierte ich mich doch eher für die schulischen Aufgaben, die anstanden. Ich absolvierte mehrere Referate, um meine Zensuren aufzubessern und entwickelte mich so langsam aber sicher zu einem Streber der allerbesten Art. Was mir selbst nicht auffiel, entging Mischa nicht. Denn eines Tages, es war ein Freitag im April, sagte er mir auf dem Weg zur Schule:

    Hast du heute wieder ein Referat oder sowas?

    Warum fragst du?

    Ich treffe mich heute Nachmittag mit Manuela.

    Mit DER Manuela?

    Nicht die aus unserer Klasse. Sie geht in die 9b. Blonde kurze Haare, meistens Jeans an, graue Turnschuhe.

    Weiß nicht, wen du meinst. Und was hab ich damit zu tun?

    Sie bringt ´ne Freundin mit. Wäre doch was für dich …naja, vielleicht.

    Ich konnte nicht glauben, dass Mischa mich verkuppeln wollte.

    Ist nicht dein Ernst, oder?

    He Steffen. Du musst mal raus. Immer in deiner Bude und lernen. Also, was ist.

    Ich weiß nicht.

    Das war ein JA. Alles klar, wir machen das heute Nachmittag. Willst du mich mit zwei Mädchen sitzen lassen?

    Ich? Nein, natürlich nicht. Aber ich weiß ja nicht, ob die andere …wie heißt sie überhaupt?

    Steffi.

    Ist das die mit den braunen langen Haaren und den blauen Augen?

    Genau die.

    Diese Steffi war mir tatsächlich des Öfteren aufgefallen. Sie war wirklich hübsch. Sehr sogar.

    Was sagst du?

    Wie du das immer machst. Und was wollen wir machen?

    Steffen. Was macht man, wenn man sich mit Mädchen trifft, die zudem noch überaus hübsch sind?

    Hmm …

    Die Antwort hatte ich von dir erwartet. Oh Mann, so kenne ich dich.

    Mischa hatte wirklich Recht. Ich sollte nicht immer nur lernen, sondern auch mal Dinge tun, die jeder andere Junge in meinem Alter für gewöhnlich tut.

    Dann machen wir das so. Aber vielleicht will diese Steffi ja irgendwie nicht. Ich meine, vielleicht mag sie mich nicht.

    Mach dir doch jetzt noch keinen Kopf darüber.

    Die Schule war aus und die Mädels warteten bereits am ausgemachten Treffpunkt. Mischa hatte Geschmack, was das Aussehen der Mädels betraf. Ich kann mich nicht erinnern, dass er jemals mit einer zusammen war, deren Konfektionsgröße die 182 überstieg.

    Hallo ihr beiden. Was wollen wir machen?

    Die beiden schauten sich gegenseitig an und erwarteten wohl von Mischa eine zündende Idee. Manuela war es, die antwortete.

    Ich wollte eigentlich mit dir…naja, können wir nicht woanders hingehen?

    Ja klar. Steffen, wir treffen uns dann am Bus.

    Ja gut.

    Mischa ließ mich einfach stehen, mich allein mit dieser Steffi. Ich stand wie festgewurzelt. Was sollte ich mit ihr anfangen? Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr jetzt sagen konnte. Es war Steffi, die meinte:

    Mischa hat das eingebrockt. Er wollte mit Manuela. Ich bin nur mit, weil sie meine beste Freundin ist.

    Geht mir auch so. Mischa wollte es so. Was machen wir jetzt?

    Gehen wir ein Stück? Ich muss dann eh gleich heim.

    Das war es also. Ich dachte es mir doch gleich. Wie nur konnte Mischa glauben, das Steffi wegen mir mitkommen würde.

    Weißt du, eigentlich wollte ich keinen Freund. Ich meine, naja.

    Das ist schon in Ordnung. Lass uns zum Bus gehen. Dort kann ich ja dann auf Mischa warten.

    Versteh mich bitte nicht falsch. Du bist ein netter und niedlicher Junge …

    Nicht schon wieder. Ich war nett, ich war niedlich. Das wievielte Mal hörte ich diesen Spruch jetzt schon? Ich hasste es, so zu sein. Konnte ich nicht einfach schlecht, abartig und draufgängerisch sein? Vielleicht wie Mischa?

    "Nein, ich hab dich verstanden. Ich bin nett und niedlich.

    Ach weißt du, das hab ich nun schon so oft gehört. Passt wohl irgendwie zu mir. Macht nichts. Ich bin dir nicht böse."

    Wirklich nicht?

    Nein, bin ich nicht. Lass uns gehen.

    Das war dann der vielversprechende Nachmittag. Ich würde Mischa sagen, dass ich für derlei Spielchen nicht mehr zu haben war. Er war mein Freund und musste das verstehen. Und das tat er letztlich auch. Für ihn war der Nachmittag natürlich ein voller Erfolg, was immer er auch darunter verstand. Ich für meinen Teil war geheilt und widmete mich ganz den schulischen Dingen. Und es sollte mein Schade nicht sein. Das Mädchen, das ich zu treffen hoffte, sollte schon bald in mein Leben treten. Und dies mit einer Geschwindigkeit, die dem Urknall ähnlich war.

    Und so war es ein Dienstag im Mai. Nein, es war DER Dienstag: 12. Mai 1981. Wunderschönes Wetter, der Frühling schickte sich an, ein Sommer zu werden. Längst gingen wir mit kurzen Hosen und T-Shirt in die Schule.

    Alles schien so normal wie immer zu werden. Sechs Stunden Unterricht, natürlich auch Mathe, dieses Fach, das ich noch vor zwei Jahren so hasste, in dem ich jetzt zu einer der Besten unserer Klasse geworden war.

    Und doch, so schien es, sollte er anders sein, als alle Tage vorher. Vergessen waren Ute und Steffi. Ich spürte innere Vergenzen, eine Unruhe, die ich sonst nur vor dem Besuch des Zahnarztes hatte. Ich kümmerte mich nicht weiter darum und ging so wie immer mit Mischa ins Klassenzimmer.

    Doch auch hier war ich völlig von der Rolle. Ich packte statt der Mathe-Bücher, die wir brauchten, glatt das Physikzeugs raus. Mischa entging nichts.

    He, was ist heute los?

    Warum?

    Deine Bücher…das sind die falschen. Pennst du noch?

    Weiß auch nicht, was heute ist. Komischer Tag.

    Ganz und gar kein komischer Tag, wie ich in wenigen Minuten in der großen Hof-Pause erfahren sollte.

    Es klingelte. Wie immer ging ich mit Mischa hinaus. Wieder nichts Besonderes. Alles wie immer. Das Wetter war wundervoll, vielleicht das einzige, was anders war.

    Mit Nichten.

    Eine Gruppe von jüngeren Mädchen stand am anderen Ende des Schulhofes. Sie waren nicht zu überhören, lachten ziemlich heftig und laut. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und näherten uns der Gruppe von minderjährigen Gören.

    Was ich jetzt jedoch sah, ließ mir den Atem stocken. Von jetzt auf gleich war mir heiß und kalt zugleich. Ich rang tatsächlich etwas nach Luft. Und da stand sie…die Offenbarung dessen, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Ein Wesen von einem anderen Stern, so wunderschön, das selbst die Götter neidisch werden mussten.

    Steffen? Was ist mit dir? Hallo?

    Nichts Mischa …es ist einfach …wunderschön. Sie ist …sie ist so …so wunderschön.

    Was meinst du? Sag mal, hat es dich erwischt?

    Mir ist, ich weiß auch nicht…

    Völlig daneben. Lass uns gehen.

    Warte noch Mischa.

    Was ist denn?

    Hast du sie gesehen?

    Wen?

    Die Kleine da? Sie ist so …süß …ja, süß.

    Na wenn schon. Viel zu klein. Lass uns gehen, das ist voll peinlich.

    Oh mein Gott. Da stand das mit Abstand schönste Mädchen, das ich jemals gesehen hatte. Ich konnte sie nicht beschreiben. Jeder Superlativ wäre hier förmlich verkümmert.

    Sie hatte etwas, was ich anscheinend schon immer gesucht hatte, aber von dem ich bisher nicht wusste, dass es das wirklich gibt.

    Sie hatte langes lockiges dunkles Haar. Strahlend blaue Augen, die wie zwei Sterne funkelten und einen Körper, der bedeckt war mit ausgewaschenen dunkelblauen Jeans und einem bauchfreien Shirt. Warum, in aller Welt, ist sie mir nie aufgefallen?

    Ich stand noch immer regungslos vor den Mädels. Sekunden, vielleicht waren es auch nur Bruchteile einer Sekunde. Jegliches Zeitgefühl schien sich in mir beim Anblick eines solchen Mädchens aufgelöst zu haben. Und es störte mich auch nicht, dass sie mich längst bemerkt hatten. Mischa zog an meinem T-Shirt. Auch das störte mich nicht im Geringsten.

    Für einen winzigen Moment, einen Wimpernschlag, schien dieser Planet stillzustehen. Ich muss von allen Geistern verlassen gewesen sein. Mein Herz klopfte, als ich sie sah. Wie nur war das möglich? Sie war sicher zwei oder drei Jahre jünger und vielleicht erst zwölf oder dreizehn.

    Dass sie die kleine Schwester des Mädchenschwarms aus unserer Klasse war, erfuhr ich nur nebenbei und machte das alles nicht gerade einfacher. Dabei sah sie doch so ganz und gar nicht wie Heike aus. Eher wie ein Engel. Genau, ein Engel.

    Eines war mir sofort klar: ich wollte, ja ich musste sie kennenlernen. Nur wie sollte ich das Anstellen? Vielleicht sollte ich ihr einen kleinen Zettel schreiben? Was in aller Welt sollte ich ihr schreiben? Ich könnte sie auch ansprechen, jetzt und hier. Jetzt und hier? Nein, den Mut hatte ich nicht. Ein kleiner Zettel war die bessere Lösung. Und schließlich gab es ja noch Manuela aus meiner Klasse, die für solche Dinge wie geschaffen war. Sie würde mir sicher sagen, was ich ihr schreiben könnte und sie könnte der Kleinen den Zettel überbringen.

    Noch in der darauffolgenden Stunde riss ich also ein Stück Papier aus meinem Hefter und schrieb:

    Hallo. Wollen wir uns vielleicht einmal treffen? Zum Quatschen und so. Hast du schon einen Freund? Ich heiße Steffen.

    Hast du schon einen Freund? Das war sicher dumm, aber nicht mehr zu ändern. Der Zettel war bereits unterwegs zu ihr. Noch in der Pause kam Manuela zu mir und meinte:

    Ich hab ihr den Zettel gegeben. Sie heißt Katja.

    Danke Manuela. Hat sie was gesagt?

    Im Leben nicht. Die hat schüchtern nach unten geschaut und war feuerrot im Gesicht. Eben noch etwas klein.

    Katja, sie hieß Katja. Was für ein Name. Er passte wirklich zu ihr.

    Mit feuchten Händen und etwas Herzklopfen ging ich in die nächste Pause. Eigentlich hoffte ich, Katja nicht zu begegnen. Ich war total verschüchtert und eben nicht solch ein Draufgänger wie Mischa oder Frank.

    So sehr ich mich auch bemühte, ihr vor lauter Scham aus dem Weg zu gehen, ich begegnete ihr doch. Wieder stand sie in der Gruppe mit ihren Freundinnen. Sie lächelte ein wenig verlegen, ihr Blick war, wie bei mir auch, verschüchtert auf den Boden gerichtet. Vielleicht war es ein Fehler, ihr einen Zettel zu schreiben, mich ihr aufzudrängen.

    Zu meiner Überraschung kam alles ganz anders. Meine Vergenzen kamen also doch nicht von ungefähr. Manuela brachte mir ein kleines zusammengefaltetes Stück Papier von eben diesem zuckersüßen Geschöpf.

    Ich drehte mich einmal kurz, um sicher zu gehen, auch wirklich alleine zu sein. Vorsichtig öffnete ich ihn. In sauberer und leserlicher Schrift stand folgendes:

    Hallo Steffen. Ich mag dich auch gern treffen. Schreib bitte wann und wo wir uns treffen wollen. Ich heiße Katja.

    Ich jubelte innerlich und war wohl der glücklichste Junge der ganzen Schule. Schön, einfach nur wunderschön. Und so vergingen ein paar Tage und kleine Briefe, bis wir uns gegenüberstanden.

    Es war wie erwartet auf dem Schulhof und es war mehr als nur aufregend. Wir schauten beide auf den Boden und hofften, dass uns niemand beobachtete. Was für ein Trugschluss. Annähernd die halbe Schule beobachtete uns. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sie sagte:

    Ich glaube, die schauen alle.

    Stört mich nicht.

    Hmm …

    Ich hab paar Probleme in Mathe. Würdest du mir vielleicht helfen?

    Oh wirklich gern. In Mathe bin ich sehr gut.

    Meine Worte kamen wie aus der Pistole. Ich war überrascht über meine eigene Unverfrorenheit. Und nun sah ich ihre Augen. Ich vermag nicht zu beschreiben, was ich in ihnen sah. Es war etwas, etwas Unbeschreibliches. Einfach nur wunderschön. Noch heute klopft mein Herz, bei den Gedanken an früher. Dinge, die man niemals vergisst.

    Heute und mit dem nötigen Abstand kann ich sagen, ich hatte mich in diese Göre verliebt, unsterblich verliebt. Ich bedaure zutiefst, dieses Mädchen nicht eines Tages geheiratet zu haben. Bedaure, sie nicht mit all meiner Liebe verwöhnt zu haben. Doch in diesem, dem damaligen Augenblick war ich der glücklichste Mensch der Welt. Und ich würde mit Katja Mathe lernen. Ihre pure Anwesenheit sollte mir Schmetterlinge in den Bauch zaubern.

    Wir verabredeten uns für den Nachmittag bei ihr Zuhause. Sie wohnte nicht weit von der Schule entfernt. Ich hatte anfangs Bedenken, so einfach zu ihr zu gehen. Doch Katja meinte, ihre Eltern wären nicht da. Trotz allem war ich mächtig aufgeregt. Sehr sogar.

    Da Katja eher Schulschluss hatte, wartete sie schon zu Hause. Es war nicht schwierig, ihr Haus zu finden. Sie hatte alles prima beschrieben. Hoffentlich würde mich niemand beobachten oder gar verfolgen.

    Heute und nach so langer Zeit muss ich feststellen, dass es ziemlich unverfroren von mir war, ihr einfach so zu glauben. Heute jedenfalls, würde ich so etwas nicht mehr tun.

    Hallo. Schön dass du da bist, wegen Mathe und so. Willst du mir echt helfen?

    Ja wirklich gern.

    Komm doch rein.

    Ist niemand, ich meine, ist …

    …niemand da.

    Ein schönes Haus hatte sie. Alles war sauber und gemütlich eingerichtet. Irgendwie erinnerte mich das alles an ein Mädchen, das ich vor einem Jahr besuchte. Ute hatte mich damals zu sich eingeladen. Wir haben nur eine Schallplatte von ABBA gehört. Nur das, mehr war da wirklich nicht gewesen. Zudem war Ute einen Kopf größer als ich. Trotz allem war es ein schöner Nachmittag, den ich wohl nie vergessen werde. Aber das berichtete ich bereits.

    Im Flur des Hauses sah ich ein Foto einer Person, die mir unheimlich bekannt vorkam. Mich beschlich ein ungeheuerlicher Verdacht. Nur Katja konnte ihn ausräumen.

    Katja.

    Was ist?

    Wieso hast du meine Russisch-Lehrerin da auf dem Foto?

    Sie ist meine Mama.

    Sie ist was?

    Das ist meine Mama. Warum?

    Ich muss der Wand des Zimmers ziemlich ähnlich gewesen sein, denn auch mein Gesicht war kalkweiß. Zumindest fühlte sich mein Körper blutleer an. Ihre Mama, meine Russisch-Lehrerin?

    Steffen? Was ist denn? Ist dir nicht gut? Hast du das nicht gewusst?

    Nein …nein, das ist …das ist total verrückt.

    Meine Mama ist nicht verrückt.

    Nein, so hatte ich das nicht gemeint. Was ist das für ein Zufall?

    Sie ist nett.

    Das glaubte ich ihr sogar. Jetzt erst eröffnete sich mir der Zusammenhang mit dem Namen meiner Lehrerin und dem Schild an der Klingel der Wohnungstür von Katja. Und ich hatte heute erst Unterricht bei ihr. Was würde sie nur sagen, wenn sie wüsste …ich mag nicht daran denken.

    Ich hatte mich einigermaßen erholt und ging mit Katja eine Treppe hinauf. Ihr Zimmer musste im ersten Stock liegen. Und da waren wir auch schon.

    Ich war überrascht, wie sauber und ordentlich alles war. Das war wohl eher untypisch für Mädchen in der, oder auch vor der Pubertät. Ich möchte jedoch nichts verallgemeinern oder den Mädchen im Besonderen unrecht tun. Sicher sind die meisten von ihnen ordentlich und sauber.

    An der Wand stand ein Tisch mit zwei Stühlen. Daneben stand ihr Bett. Einen großen Schrank hatte sie, in dem sich sicher ihre Klamotten befanden. Oben jedenfalls standen jede Menge Ordner. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass dies alles Schulzeugs sein konnte. Vielleicht sammelte Katja irgendetwas.

    Ich wollte sie nicht danach fragen, denn ich hatte eh schon einen Kloß im Hals und wusste so gar nicht, wie ich beginnen sollte.

    Setz dich doch, Steffen.

    Hier?

    Wo du magst.

    Ich setzte mich auf einen der beiden Stühle. Katja saß bereits auf ihrem Bett. Sie schaute nach unten und ließ ihren Blick nicht von diesem bunten Teppichboden, der doch eher einem Kinderzimmer als einem Zimmer einer frühpubertierenden glich, ab. Irgendwie kam mir das alles bekannt vor. War ich es doch, der vor ein paar Monaten noch völlig verschüchtert auf irgendeinen Teppich in irgendeinem Zimmer, irgendeines Mädchens starrte.

    Das einzige, was nun noch fehlte war, das sie an ihren Fingernägeln kaute, wie es Evi in der vierten Klasse getan hatte. Wer nun wieder Evi war? Lange Geschichte und längst vergessen.

    Magst du ein Stück Kuchen?

    Das war wenigstens ein Anfang. Kuchen mochte ich wirklich. Es würde die Situation doch ungemein entspannen, so dachte ich.

    Ja, gern.

    Wieder eine Weile schweigen. Mehr war sicher nicht zu erwarten. Sie war eben auch erst dreizehn.

    Eilig kam sie mit dem Kuchen, den ihre Mama gebacken haben musste, zurück ins Zimmer. Während ich mich über den Kuchen hermachte, packte sie ihre Schultasche aus.

    Was hier vielleicht eher langweilig scheint, war etwas, für das mich alle in meiner Klasse, vielleicht alle Jungs der ganzen Schule beneiden würden.

    Ein Mädchen lüftete vor meinen Augen das wohl letzte und bestgehütete Geheimnis einer Schülerin überhaupt. Der Inhalt ihres Schulranzens.

    Was da alles zum Vorschein kam, überstieg bei weitem meine Vorstellungskraft. Ich hielt beim Essen des Kuchens inne. Katja bemerkte es nicht und widmete sich ganz ihrem Ranzen. Ich starrte wie gebannt auf das, was sie da alles auspackte.

    Als da wären: Schulhefte in allen Farben und Größen, ein Schiefermäppchen, ein T-Shirt, das sie sicher zum Wechseln dabei hatte, ein kleines Schminkset, das sie meines Erachtens nach, nie benutzt hatte. Es war wohl wichtig für Mädchen, es dabei zu haben. Eine kleine Flasche mit einer kräftig riechenden Flüssigkeit, eine Musik-Kassette, wo immer sie die auch gehört haben mag. Ein buntes Tuch, das sie sich, wie ich später, viel später erfuhr, um den Hals band, wenn es nötig sein sollte.

    Ich konnte nicht ermessen, dass alle Mädchen den ganzen Kram wirklich in der Schule benötigten. Doch das war längst nicht alles.

    Ein Fläschchen mit silberfarbener Flüssigkeit. Wozu auch immer. Ein Päckchen, dessen Inhalt ich damals nicht kannte, vielleicht auch nicht kennen sollte, weil es den Mädels eher peinlich war. Und nicht zuletzt, eine Haarbürste.

    Noch immer starrte ich auf Katjas Treiben. Sie war in ihrem Tun völlig in sich gekehrt. Plötzlich bemerkte sie, dass ich ihr schon eine Weile zugeschaut haben musste.

    Oh …naja, das brauch ich nun mal.

    Das alles?

    Eigentlich alles, ja.

    Ich tat so, als interessierte mich der ganze Kram überhaupt nicht und sagte:

    Was möchtest du denn wissen? Ich meine, was wollen wir lernen?

    Katja lachte ein wenig. Ich hatte mich wohl zweideutig ausgedrückt und revidierte meine Fragestellung sofort.

    Wo hast du schulische Schwierigkeiten?

    Eigentlich in Mathe und Physik. Aber wird wohl nichts mit Lernen heute.

    Warum nicht?

    Meine Mama kommt gleich nach Hause. Ich weiß nicht, ob sie begeistert sein wird, wenn ich mit einem Jungen …alleine …ich meine, alleine in meinem Zimmer …na du weißt schon.

    Nein, weiß ich nicht. Aber ist in Ordnung. Mein Bus kommt ja auch gleich.

    Obwohl ich die ganze Zeit total aufgeregt war, wäre ich sicher noch etwas geblieben, doch es war der letzte Bus der mich nach Hause bringen konnte. Den durfte ich auf keinen Fall verpassen.

    Irgendwie schaute Katja mich traurig an. Ihre blauen Augen glänzten ein wenig in der Nachmittagssonne. Vielleicht hatte ich sie enttäuscht? Vielleicht auch nicht. Katja brachte mich noch zum Bus.

    Wollen wir uns mal wieder treffen, Steffen?

    Ja klar, warum nicht, wenn du mal wieder Zeit hast und alleine zu Hause bist. Außerdem sollten wir. Wir wollten ja Mathe lernen.

    Sie lächelte ein wenig. Ich spürte, dass sie sich innerlich wirklich freute. Vielleicht hatte ich ihr den Kopf verdreht? Aber ich hatte ihr keinen Grund dafür gegeben.

    Noch immer stand Katja mir gegenüber. Es war ein eigenartiger Anblick. Wie klein und zerbrechlich sie doch war. Unglaublich.

    Der Bus kam und hielt. Ich war gerade im Begriff in den Bus zu steigen, da drehte ich mich noch einmal zu ihr um und sagte:

    Du bist total süß, weißt du das? Ich mag dich total gern, weil du so süß lächelst. Danke für den Kuchen und den Nachmittag.

    Schnell stieg ich in den Bus ein um eventuellen Sentimentalitäten aus dem Weg zu gehen. Da stand sie also immer noch und wartete, bis der Bus hinter der Kurve verschwunden war.

    Mir war sofort klar, dass sich so ein Nachmittag unbedingt wiederholen sollte. Nie hatte ich aufgeregter und faszinierender Kuchen gegessen, als an diesem Tag bei Katja. Alles mutierte zur reinen Nebensache. Ich sah nur noch Katja, Katja. Einfach nur Katja. Jede ihrer Bewegungen hatte sich mir eingeprägt. Die Bewegung ihrer süßen Mundwinkel, die sie verzog, wenn sie lächelte. Die kleinen Grübchen, die sich daraufhin bildeten. Selbst ihr Duft wollte nicht mehr aus meiner Nase. Sie roch nach weißnichtwas und irgendwie nach Kaugummi und Zahnpasta.

    Ein strahlendes Lächeln, eine perfekte Figur. Ihr makelloser Körper war bekleidet mit Dingen, die mir den Atem nahmen. Wie erotisierend ein paar einfache Jeans auf einem perfekten Körper sein konnten, erfuhr ich hier und an diesem Tag zum ersten Mal.

    Nichts von ihr ging mehr aus meinem Kopf. Auch nicht die darauffolgenden Tage. Wann immer ich sie in der Schule auch sah, hatte ich einen hochroten Kopf. Was war ich schüchtern. Das konnte den anderen aus meiner Klasse nicht entgangen sein. Mir war die ganze Situation unglaublich peinlich und doch störte es mich nicht. Ich wollte nur sie. Katja.

    Nach einer Woche bekam ich nun wieder einen kleinen Zettel von Katja.

    Heute könnten wir uns wieder bei mir treffen. Meine Mama kommt zwei Stunden später. Wir können in Ruhe lernen, wenn du magst. Ich freue mich. Katja

    Ich antwortete ihr, dass ich natürlich kommen würde. Und so geschah es auch. Schnell war ich vor ihrer Haustür. Als sie öffnete, schwitzte mit einem Male mein ganzer Körper. Ich stand wie festgewurzelt vor der Tür und überhörte sogar, dass sie mich bat, einzutreten.

    Steffen? Du kannst hereinkommen. Hallo?

    Oh ja, gern …danke.

    Magst du etwas trinken?

    Hast du vielleicht etwas Limonade?

    Klar doch. Moment.

    Katja holte zwei Flaschen Limonade und wir gingen nach oben. Den Weg kannte ich bereits, nichts hatte sich verändert. Auch in ihrem Zimmer nicht. Wir setzten uns auf die Stühle

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