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Harry – Ein Leben zwischen Liebe und Verlust: Biografie
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eBook335 Seiten4 Stunden

Harry – Ein Leben zwischen Liebe und Verlust: Biografie

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Über dieses E-Book

Der Verlust seiner Mutter und die ständige Beobachtung durch eine Öffentlichkeit, die keinen Skandal verzeiht - Harry führt ein Leben zwischen königlichem Luxus und bitteren Schicksalsschlägen. Als sich der Prinz von Großbritannien und Nordirland im November 2017 mit der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle verlobt, jubelt die ganze Welt. Begleiten Sie Harry durch die bewegenden Momente seines Lebens und erfahren Sie bisher unbekannte Hintergründe zu den Ereignissen, die den einzigartigen Prinzen am meisten prägten.

Katie Nicholl, Korrespondentin von The Mail on Sunday am britischen Königshof, kennt sich aus bei den Royals. Sie ist bereits erfolgreiche Autorin diverser Adelsbiografien. In Harry - Ein Leben zwischen Liebe und Verlust gibt sie tiefe Einblicke in das Leben des Prinzen im und außerhalb des Buckingham Palace. Bisher unveröffentlichtes Bildmaterial, exklusive Interviews mit Palastangestellten und wichtigen Personen aus seinem Privatleben zeigen Harry von seiner persönlichsten Seite. Freunde und Familienangehörige sprechen über seine heimlichen Geliebten, royale Familienfehden und Geheimnisse, die noch nie zuvor offenbart wurden.

"Erfahren Sie alles über heimliche Geliebte, royale Familienfehden und nie offenbarte Geheimnisse. Spannend und wahr!" Super illu

SpracheDeutsch
HerausgeberHarperCollins
Erscheinungsdatum3. Apr. 2018
ISBN9783959677899
Harry – Ein Leben zwischen Liebe und Verlust: Biografie
Autor

Katie Nicholl

Katie Nicholl ist Redakteurin für royale Themen bei The Mail on Sunday und schreibt auch für die Vanity Fair. Außerdem arbeitet sie für den Nachrichtensender Sky News und die BBC. Sie gilt als anerkannte Spezialistin für königliche Angelegenheiten.

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    Buchvorschau

    Harry – Ein Leben zwischen Liebe und Verlust - Antoinette Gittinger

    HarperCollins®

    Copyright © 2018 by HarperCollins

    in der HarperCollins Germany GmbH

    © 2018 by Katie Nicholl

    Originaltitel: »Harry: Life, Loss and Love«

    erschienen bei: Hachette Books, New York

    Covergestaltung: HarperCollins Germany/Birgit Tonn

    Coverabbildung: Mark Cuthbert/Kontributor/Getty Images

    Redaktion: Anne Schünemann

    ISBN E-Book 9783959677899

    www.harpercollins.de

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    WIDMUNG

    Für Chris, Matilda und George

    PROLOG

    Ich schreibe seit mehr als zehn Jahren über die königliche Familie. Tatsächlich begann meine Karriere als Hofberichterstatterin, nachdem ich Harry 2003 persönlich kennengelernt hatte. Ich war eine junge Boulevardjournalistin, die über ein Event im Kensington Roof Gardens berichten sollte, als Harry, der dort eine andere Party im VIP-Raum veranstaltete, mich einlud, ihm Gesellschaft zu leisten. Der Prinz ging noch zur Schule und hätte eigentlich lernen sollen, stattdessen feierte er und war entschlossen, sich zu amüsieren. Er war einnehmend und sympathisch, mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen.

    Von da an habe ich beobachtet, wie er sich von einem manchmal eigensinnigen Royal zu einem beeindruckenden jungen Mann entwickelt hat.

    Seit Harry mit zwölf seine Mutter verlor, gehört ihm ein Platz in unseren Herzen. Deshalb wurden ihm seine gut dokumentierten Abstürze stets verziehen: Von dem Geburtstag eines Freundes, auf dem er eine Naziuniform trug, über eine Partynacht, in der er aus einem Club herausstürzte und auf Paparazzi losging, bis hin zu dem Vorfall in Las Vegas, für den er sich entschuldigt hat. Heute, nachdem er die Dämonen der Vergangenheit bekämpft hat, nimmt Harry nicht nur einen wichtigen Platz innerhalb der royalen Familie ein, sondern hat auch eine Frau gefunden, mit der er das Leben teilen will.

    Obwohl die Romanze mit der amerikanischen Schauspielerin Meghan Markle gemessen an royalen Standards mindestens als stürmisch zu bezeichnen ist, hat Harry nie glücklicher ausgesehen.

    Wenn sie sich am 19. Mai in der St. George’s Chapel auf Windsor Castle das Jawort geben, wird mit Meghan die erste geschiedene Frau mit afroamerikanischen Wurzeln in die königliche Familie einheiraten. Sie könnte sich nicht stärker von den blaublütigen Aristokratinnen unterscheiden, mit denen Harry in der Vergangenheit in Verbindung gebracht wurde.

    Harrys Mutter, Prinzessin Diana, wäre zweifellos hocherfreut, dass ihr jüngster Sohn genau wie sie mit der royalen Tradition bricht. Es war Diana, die ihren Söhnen geraten hat, aus Liebe zu heiraten, und Harry ist ihrem Rat gefolgt. Wie sein Bruder, Prinz William, hat er eine Bürgerliche zur Frau gewählt, und es besteht große Hoffnung, dass diese Ehe genauso glücklich wird wie die der Cambridges. Die Geschichte des Königshauses wird geschrieben, und wir haben einen Platz in der ersten Reihe.

    KAPITEL EINS

    DER KLEINE WALES

    Der Verlust meiner Mum mit zwölf und dass ich dadurch in den letzten zwanzig Jahren meine Gefühle in mir verschloss, hatte gravierende Auswirkungen auf mein Privatleben und die Arbeit.

    Prinz Harry, April 2017

    Seine Mutter zu verlieren ist für jedes Kind eine traumatische, einschneidende Erfahrung. Für einen zwölfjährigen Prinzen, der im Scheinwerferlicht der Medien steht, war es unerträglich. Das Bild von Harry hinter dem Sarg seiner Mutter neben seinem fünfzehnjährigen Bruder William, flankiert von seinem Vater, dem Prince of Wales, und seinem Großvater, dem Duke of Edinburgh, sowie seinem Onkel mütterlicherseits, Charles Spencer, wird für immer die Erinnerung an jene dunklen Tage prägen. Die kleinen Fäuste geballt und den Kopf gesenkt konnte Harry es nicht einmal über sich bringen, den Sarg seiner Mutter anzusehen.

    »Kein Kind«, sagte Harry später, »sollte gezwungen werden, hinter dem Sarg seiner Mutter zu gehen«, und ohne Zweifel war der Prinz von der Erfahrung jenes Tages gezeichnet. Hier zeigt sich, wie der Tod seiner Mutter die beiden folgenden turbulenten Jahrzehnte prägte und warum er den größten Teil seines erwachsenen Lebens nicht in der Lage war, sich seiner Trauer zu stellen.

    Harry war Ende zwanzig, als er sich auf eine sehr persönliche Selbstentdeckungsreise begab, die es ihm ermöglichte, ein Ziel im Leben zu finden. Es war ein holpriger Weg bis dahin – er hatte zu viel getrunken, schlechte Entscheidungen getroffen und war auf Paparazzi losgegangen, die er für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte, und hatte seine Trauer unterdrückt, die ihren Höhepunkt in »zwei chaotischen Jahren« fand, wie er später zugab. Er haderte mit seiner königlichen Rolle, wie er gestand: »Es gab eine Zeit, in der ich dort rauswollte«, und es ist nicht übertrieben zu sagen, dass er sich oft wünschte, nicht als Prinz geboren worden zu sein. »Ich habe meine Zeit mit Nichtstun verbracht und wollte nicht erwachsen werden«, hat er einmal gesagt.

    Anders als William, der zukünftige König, musste Harry sich eine eigene Identität aufbauen, da er oft im Schatten seines älteren Bruders stand. Es war seit jeher nicht einfach, auf der Ersatzbank zu sitzen. Die jüngere Schwester der Queen, die verstorbene Prinzessin Margaret, kämpfte mit dieser Rolle, und auch Prinz Andrew, der sein Leben lang im Schatten von Prinz Charles stand. Harry ist im vollen Bewusstsein der Schwierigkeiten aufgewachsen, die es mit sich bringt, der zweitgeborene Sohn zu sein. »Jeder scheint anzunehmen, dass man von allein in diese Position hineinwächst. Aber es ist wie mit jedem anderen Job – man muss ihn lernen«, wie er einmal verkündete.

    Und das hat Harry getan. Seine Veränderung ist bemerkenswert, und er hat sich als einer der größten Aktivposten der königlichen Familie erwiesen, seine Bedeutung und Popularität innerhalb der königlichen Hierarchie steigen ständig. Mit Diplomatie und Charme absolviert er Staatsbesuche für seine Großmutter, die Queen, und entwickelt sich zu einem bedeutenden Naturschützer, Philanthropen und setzt sich für wohltätige Zwecke ein. So führt er das Engagement seiner Mutter für Menschen, die an Aids leiden, weiter und schafft zugleich mit den Invictus Games, einer paralympischen Sportveranstaltung für kriegsversehrte Soldaten und Soldatinnen, sein eigenes Vermächtnis. Wie Diana fürchtet er sich nicht davor, schwierige Themen wie das der psychischen Gesundheit anzugehen, und hat eine einmalige Art, mit Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Lebensbereichen zu kommunizieren, egal ob jung oder alt. »Meine Mutter war davon überzeugt«, hat er einmal gesagt, »dass du in einer privilegierten oder verantwortlichen Position deinen Namen für etwas einsetzen kannst, an das du wirklich glaubst … und dass du dann jedes Stigma zerschlagen kannst.«

    Harry hat oft davon gesprochen, dass er drei Personen sei: ein Prinz, ein Soldat und eine Privatperson. Es gibt jedoch noch viele andere Seiten an ihm. Als Partyprinz, der bereit war, sein Leben im Krieg zu riskieren, hat er die Zuneigung und Achtung von Royalisten, Veteranen und der gesamten Weltöffentlichkeit gewonnen. Er ist ein pflichtbewusster Sohn, liebevoller Bruder, ein lustiger Onkel, und sehr bald wird er ein verheirateter Mann sein, der hofft, wie er selbst meinte, seine eigene Familie zu gründen. Und mit Meghan Markle scheint er die ideale Partnerin gefunden zu haben.

    Harrys Suche nach einer sinnvollen Rolle im Leben und einer Ehefrau war lang und mühsam, ein Kampf an vielen Fronten. Aber nur wenn wir diesen Kampf verstehen, können wir Prinz Harry wirklich verstehen.

    Am Sonnabend, den 15. September 1984, brachte Prinzessin Diana ihren zweiten Sohn, Prinz Henry Charles Albert David, zur Welt. Harry – wie er genannt werden sollte – wurde im selben Zimmer im Lindo Wing des St. Mary’s Hospital in Paddington geboren wie sein älterer Bruder William. Er wog gesunde 3100 Gramm und sein Vater, Prinz Charles, war während der neunstündigen Geburt an der Seite seiner Frau gewesen und hatte sie mit Eiswürfeln versorgt. »Er ist wunderbar, einfach wunderbar«, sagte er später zu Gratulanten, wobei er an einer roten Stelle im Gesicht fingerte, die er sich zugezogen hatte, als er sich beim Warten auf die Geburt an eine Wand gelehnt hatte. »Seine Augen sind blau und seine Haare haben eine unbestimmte Farbe. Diana geht es gut, und sie ist jetzt sehr glücklich.«

    Prinz William hatte sein kleines Brüderchen schon gesehen, hatte sich von der Hand seiner Nanny Barbara Barnes losgerissen, um den Flur des Krankenhauses hinunterzulaufen, und wartete im Kensington Palace, um Harry in seinem Kinderzimmer mit den fröhlichen Wandbildern von kleinen Hasen in Rosa und Hellblau und einem Haufen neuer Kuscheltiere zu empfangen. Als Diana und Charles am nächsten Tag das Krankenhaus verließen, Harry geborgen im Arm seiner Mutter, sahen sie wie jedes andere glückliche Paar aus, das sein geliebtes Baby nach Hause bringt.

    Aber es war nicht alles in Ordnung. Die Ehe der Princess und des Prince of Wales steckte schon eine ganze Weile in einer Krise. Das Märchen verwandelte sich nach und nach auf schmerzliche Weise in eine Geschichte gestörter Verhältnisse und Kummer. Diana war emotional fragil, erkrankte an Bulimie, hegte tief sitzende Selbstzweifel und litt nach Williams Geburt eine Zeit lang an einer ausgeprägten postnatalen Depression. Es hatte sie viel Kraft gekostet, nach der Geburt ihre royalen Pflichten zu erfüllen, besonders weil sie zu der Überzeugung gelangt war, dass Charles sich mit seiner Ex-Freundin Camilla Parker Bowles traf, ein Verdacht, der sie unsäglich quälte.

    Charles hatte ebenfalls seine Schwierigkeiten – besonders seine Unfähigkeit, die Probleme seiner Frau zu verstehen oder etwas dagegen ausrichten zu können –, zog es jedoch vor, sich in seine Pflichten zu stürzen, statt Dianas Lage ernst zu nehmen. Um die Zeit von Harrys Geburt, nach der er und Diana überall mit großer Begeisterung empfangen wurden – sein Jugendhilfeprojekt »The Prince’s Trust« war ein Erfolg, und Diana wurde durch ihre Wohltätigkeitsarbeit noch beliebter –, ärgerte sich Charles zunehmend über ihre Verschiedenheit. In nichts zeigte sich diese deutlicher als in Dianas Gleichgültigkeit gegenüber Highgrove, Charles’ Landsitz in Gloucestershire. Es gab für Charles nichts Schöneres, als seine Wochenenden fernab von London, draußen in der frischen Luft zu verbringen, seine Gärten zu pflegen oder seiner Leidenschaft für ländlichen Sport nachzugehen. Diana, die zwölf Jahre jünger war als er, fuhr nur widerwillig nach Highgrove, schloss sich selten den Outdoor-Aktivitäten an und blieb lieber drinnen, um ihre Lieblingssoaps im Fernsehen anzuschauen oder mit ihren Londoner Freunden zu telefonieren.

    Diana gestand später, dass Harrys Empfängnis »wie durch ein Wunder« geschehen sei, dabei war es vor seiner Geburt tatsächlich zu einer kurzen Atempause im Kleinkrieg seiner Eltern gekommen. Es bestand kein Zweifel, dass die Aussicht auf ein zweites Kind Charles zuversichtlich gestimmt hatte, besonders nachdem er öffentlich den Wunsch nach einer Tochter geäußert hatte. Wie viele Paare, die glauben, dass die Geburt eines Kindes die kaputte Beziehung reparieren könne, freuten sich beide auf den Neuankömmling. Tatsächlich waren sich Diana und Charles laut Dianas Aussage »sehr nahe in den sechs Wochen, bevor Harry geboren wurde, näher als wir uns jemals gewesen waren und jemals wieder sein« würden, obwohl sie wusste, dass Harry ein Junge sein würde, und es ihrem Mann verschwieg.

    Die Lage verschlechterte sich jedoch ziemlich schnell nach Harrys Geburt. Außerhalb der Öffentlichkeit soll Charles angeblich gesagt haben: »Oh, es ist ein Junge, und er hat sogar rote Haare.« Dass er ein paar Stunden, nachdem er Diana und Harry zurück in den Kensington Palace gebracht hatte, mit seinem Aston Martin davonbrauste, um im Windsor Great Park Polo zu spielen, trug erheblich zu Dianas Schmerz bei. »Etwas in mir ist gestorben«, sagte sie später. Bald war klar, dass Harrys Geburt nichts besser gemacht hatte, was ihre Ehe anging.

    Wie es auch um sie stand, Charles und Diana waren wild entschlossen, ihre Kinder in dem Gefühl der Liebe und Geborgenheit aufwachsen zu lassen. Harry war vielleicht in ein zerrüttetes Elternhaus geboren worden, aber der Kitt, der Charles und Diana noch zusammenhielt, war die tiefe Liebe und gleiche Einstellung zu ihren Söhnen. Keiner von ihnen hatte eine besonders liebevolle und glückliche Kindheit gehabt. Entschlossen, ihre Söhne anders großzuziehen, führten sie ein neues Leitbild royaler Elternschaft ein. Charles hatte häufig darunter gelitten, wie selten er als Kind seine Mutter gesehen hatte, und war gezeichnet von Erinnerungen daran, wie distanziert und förmlich ihr Verhältnis gewesen war. In der Regel war er morgens eine halbe Stunde mit ihr zusammen gewesen und dann wieder vor dem Abendessen. Seinem Biografen Jonathan Dimbleby erzählte er, seine Mutter hätte ihn einmal nach monatelanger Abwesenheit, in der sie die Länder des Commonwealth bereist hatte, mit einem förmlichen Händeschütteln begrüßt. Zu seinem Vater, den er in Dimblebys Buch The Prince of Wales »herrisch« nannte, hatte er ebenfalls kein enges Verhältnis.

    Auch Diana hatte zweifellos eine unglückliche Kindheit. Die Ehe ihrer Eltern war zerbrochen, als sie sechs war und ihre Mutter Frances die Familie für ihren Liebhaber Peter Shand Kydd verlassen hatte. Sie erinnerte sich, dass ihre Eltern sich gestritten hatten, weil sie die dritte Tochter war und nicht der vom Vater ersehnte männliche Erbe. Selbst nachdem ihr jüngerer Bruder Charles geboren worden war, fühlte sie sich schuldig, weil sie nicht das sein konnte, was ihre Eltern sich gewünscht hatten. Als ihre Mutter ging, war die Last der Zurückweisung noch schwerer zu ertragen, und sie verbrachte einen Großteil ihrer Kindheit damit, gegen das Gefühl anzukämpfen, nicht geliebt zu werden und nicht liebenswert zu sein.

    Diana war fest entschlossen, ihren Kindern nicht dieselbe schreckliche Erfahrung der Zurückweisung aufzubürden, die sie immer noch quälte. Später erzählte sie Andrew Morton in Diana: Ihre wahre Geschichte: »Ich möchte ihnen Geborgenheit geben, nichts vorwegnehmen, weil sie enttäuscht sein werden. Ich umarme meine Kinder bis zum Erdrücken und gehe abends mit ihnen ins Bett. Ich will sie mit Liebe und Zuneigung nähren. Das ist so wichtig.« Charles zeigte seine Gefühle zwar weniger offen, aber es war klar, dass er mit seiner Frau darin übereinstimmte, dass ihre Kinder wissen sollten, dass sie geliebt werden. »Er liebte alles rund ums Kinderzimmer«, erzählte Diana. Als Harry geboren war, ließ er es sich nicht nehmen, wie bei William zur Badezeit dort zu sein, um seinen Söhnen die Flasche zu geben, nachdem Diana abgestillt hatte.

    Und so kam es, dass Harry in einem Haushalt aufwuchs, in dem er und sein Bruder Liebe und Verlässlichkeit erfuhren, obwohl die Beziehung seiner Eltern unglücklich und zerrüttet war. Abgesehen von seinen Eltern gab es eine Armee von Nannys, Leibwächtern und Personal, die Harry bedingungslose Sicherheit und Liebe vermittelten, während er sich an die Welt gewöhnte, in die er hineingeboren war. Voller Freude darüber, wie William auf Harrys plötzliches Erscheinen auf der Bildfläche reagiert hatte, schrieb Diana an Cyril Dickman, einen Butler im Kensington Palace: »William vergöttert seinen kleinen Bruder, überhäuft ihn fortwährend mit Umarmungen und Küssen und lässt die Eltern kaum in seine Nähe!« Und meistens akzeptierte William sein Brüderchen selbstlos und teilte sein Spielzeug mit Harry, dem besonders Williams rotes Rennauto und der grün-weiße Küss-mich-Frosch gefielen.

    Harry war ein gutmütiges Kind, das laut Charles »wunderbar schläft und gut isst«. Während der zweijährige William etwas schwierig war – zeitweise wurde er »Basher Wills« [z. Dt. »Schläger-Wills«] genannt –, war Harry nach Aussage seines Vaters »derjenige mit der sanften Natur«. Er konnte früh laufen und watschelte auf seinen kleinen Beinen umher, um möglichst alles zu erforschen. Sein erstes Bad in der Menge nahm er mit achtzehn Monaten, als er auf dem Weg nach Balmoral mit seiner Mutter und seinem Bruder auf dem Flughafen von Aberdeen landete. Er kam auf Dianas Arm aus dem Flugzeug, machte sich aber los, sobald sie das Rollfeld erreichten, und lief zur Überraschung und Freude der wartenden Presse auf diese zu. Im selben Jahr ging er seiner ersten royalen Verpflichtung im Ausland nach, als seine Eltern ihn und William auf eine Reise nach Italien mitnahmen, womit das Paar vom Protokoll abwich und seinen Wunsch offenbarte, die Kinder immer nah bei sich zu haben.

    Als Kleinkind verhielt sich Harry ruhiger, als William gewesen war. Er war vorsichtig und überließ seinem großen Bruder die Rolle des Anführers, in dessen Schatten er stand, was bei zweitgeborenen Kindern verbreitet ist und vielleicht umso mehr, wenn der Bruder ein König sein wird. Doch als William in den Kindergarten kam und eine neue Nanny, Ruth Wallace – die er liebevoll »Roof« nannte –, Barbara Barnes ersetzte, verließ er sein Schneckenhaus. Während er lernte, sich flüssiger auszudrücken, wuchs sein Selbstvertrauen. Einem Mitglied des Betreuungspersonals zufolge war Harry »das reinste Vergnügen, [er] war sehr aufgeweckt und viel klüger als sein Bruder in dem Alter«.

    Harry war gesprächig und plapperte mit jedem drauflos, der ihm zuhörte. Einer von Dianas Leibwächtern, Ken Wharfe, erinnert sich: »Diana wollte keine Schranken. William und Harry wurden ermuntert, mit den Köchen, den Chauffeuren, Garderobieren, Gärtnern zu sprechen – sie standen alle auf Du und Du mit den Jungs. Harry mochte besonders Frances Simpson, eine der Haushälterinnen. Harry war immer unten in den Personalräumen. Er kannte jeden, den Mann für die Blumen, den Schlachter. Und jeder vergötterte ihn. Er war ein lustiger kleiner Junge.« Darren McGrady, der von 1993 bis 1997 als persönlicher Koch für den Prince und die Princess of Wales und William und Harry arbeitete, erinnert sich: »Harry war immer mein Liebling im Kensington Palace. Ich habe ihn und William heranwachsen sehen. Diana wies mich an: ›Du passt auf den Thronfolger auf, ich auf den Ersatz.‹ Das sagte sie häufig zu mir, wenn wir in der Küche waren. Sie sagte auch, dass Harry ihr mehr ähnle, ein Hohlkopf, scherzte sie, und William mehr seinem Vater.«

    Während Williams und Harrys Kindergartenzeit sorgte Diana für eine wöchentliche Routine. Sie verbrachten die Tage im Kensington Palace, trafen sich zum Spielen oder betätigten sich darin, Videos zu schauen oder draußen im Garten herumzulaufen. Mittwochnachmittags besuchte sie mit ihnen die Queen im Buckingham Palace, wobei sie sie auf dem Weg dorthin stets ermahnte, sich so gut wie möglich zu benehmen. Wenn ihr Terminkalender es zuließ, ging sie mit den Jungen ins Kino oder in ein Restaurant in der Nähe. Einen Sonnabend, als Harry fünf und William sieben war, ging Diana mit ihnen zu W. H. Smith in der High Street in Kensington. Die Jungen fanden Dianas Verkleidung an diesem Tag – eine lange braune Perücke und Sonnenbrille – besonders lustig, weil sie so anders aussah, und als sie ihre zu großen Baseballkappen aufsetzten, hielten sie sich an den Händen, lachten und machten Witze, während ihre Personenschützer ihnen in diskretem Abstand folgten. Im Laden steuerte Harry direkt auf seine actionreichen Lieblingscomics über Superhelden zu, aber als er mit einem Comicheft, einem Schokoriegel und einer Packung Kaubonbons zur Kasse kam, wies Diana ihn darauf hin, dass er nicht genug Taschengeld für alle drei Dinge hätte und eins zurücklegen müsste. In der Regel haben Mitglieder der königlichen Familie kein Bargeld bei sich, aber Diana fand es unbedingt notwendig, dass ihre Kinder den Wert des Geldes verstehen lernten, und teilte ihnen Taschengeld zu, das sie bei solchen Ausflügen in Läden ausgeben durften. Harry war einsichtig und legte die Bonbons zurück, sodass Diana entschied, er hätte einen Cheeseburger und Pommes verdient. Die drei steuerten also den nächsten McDonald’s an, wo William und Harry ihr Essen selbst bestellten und ihre Happy Meals zu einem Tisch in der Ecke trugen, nicht weit von ihren Personenschützern, die unauffällig Platz genommen hatten und ihre eigenen Burger verspeisten. Für jeden anderen wäre dies das normalste Mittagessen der Welt gewesen, aber für Diana und die Jungen war es ein besonderes Vergnügen, umso aufregender, weil sie inkognito waren.

    Diese Zeiten mit ihrer Mutter, in denen sie Dinge taten, die »normale« Menschen tun, verbunden mit Dianas tiefem Mitgefühl für die Menschen, die sie im Zusammenhang mit ihrer Wohltätigkeitsarbeit traf, sowohl zu Hause als auch im Ausland – jene mit Aids oder Lepra, Obdachlose, Süchtige –, haben William und Harry letztendlich geprägt. Sie waren unglaublich wichtig und die Grundlage dafür, dass sie zu ausgeglichenen, engagierten und emotional intelligenten jungen Männern heranwuchsen. Auch die Wochenenden in Highgrove, obgleich es nicht gerade Dianas bevorzugtes Ziel war, waren äußerst wichtig für William und Harry, denn sie boten ihnen die Möglichkeit, draußen zu sein, die Wunder der Natur kennen- und schätzen zu lernen, sich Spiele auszudenken und vor allen Dingen Zeit mit ihrem Vater zu verbringen, der sie abgöttisch liebt.

    Für zwei kleine Jungen war Highgrove mit seinen großen Flächen Land ein Paradies, und Charles freute sich, dass seine Söhne seine Liebe zu dem Ort teilten. Er brachte ihnen bei, sich um ihre Tiere zu kümmern, in Harrys Fall ein kleiner grauer Hase, den er sehr liebte und gewissenhaft pflegte, indem er gründlich seinen Stall säuberte. Charles unternahm lange Spaziergänge mit seinen Söhnen, begleitet von den Hunden, um die Schafe lammen zu sehen, und er ließ Harry und William extra angelegte Gemüsebeete kultivieren, die sie einsäten, aufblühen sahen und deren Erträge sie aßen. Er baute ihnen eine Spielgrube, gefüllt mit bunten Plastikbällen, in der sich die Jungen versteckten und vor Aufregung kreischten, wenn Charles hineintauchte, um sie zu suchen. Später folgte ein Baumhaus, wo die Brüder alle möglichen Spiele erfanden und sich ganze Militärmanöver ausdachten, mit denen sie sich stundenlang beschäftigten.

    Charles liebte es, wenn die Jungen in Highgrove waren, und hielt sie nie davon ab, die vielen Zimmer zu erkunden. Wenn er Ruhe brauchte, bat er sie, ihn allein zu lassen, um weiterzuarbeiten, versprach ihnen jedoch, später das Spiel mit dem großen bösen Wolf zu spielen, eines ihrer Lieblingsspiele, das laut Wendy Berry, der Haushälterin in Highgrove, »darin bestand, dass Charles mitten auf der Kinderetage stand und versuchte zu verhindern, dass sie an ihm vorbeikamen. Manchmal wurde es ein bisschen rau, und William und Harry wurden auf das große Sofa an der Seite geschleudert, aber es wurde nie jemand verletzt wegen der vielen Kissen. Stets wurden sie daran gehindert vorbeizukommen und mit schallendem Gelächter auf das Sofa befördert.«

    Harry war von klein auf abenteuerlustig, stürzte sich in sportliche Aktivitäten und fand sofort Gefallen am Reiten. Er hatte Reitunterricht bei Marion Cox, der Reitlehrerin am Ort, die mit den Kindern Ausritte auf ihren Shetlandponys unternahm.

    Mit vier konnte Harry so gut reiten, dass Marion ihn (unter dem Namen Harry Cox) bei örtlichen Reitturnieren anmeldete, wo er mit seinem Pony Smokey seine erste Schleife gewann. Mit fünf hatte er den Mut, das Pferd seines Vaters, Centennial, zu reiten, das für sein Temperament bekannt war – aber Harrys kleine Beine waren nicht lang genug, um die Steigbügel zu erreichen. Bald nahm er an Turnieren rund um Highgrove oder in Balmoral teil, wo die Jungen ebenfalls ritten, und gewann Schleifen. Harry war ein solches Naturtalent, dass Prinzessin Anne, seine Tante, selbst erfolgreiche Reiterin und Olympionikin, sagte, er hätte einen »guten Sitz«, und wenn er hart trainieren würde, das Talent, an größeren Wettbewerben, möglicherweise auf der internationalen Bühne, teilzunehmen.

    Da sich die Ehe von Charles und Diana in einer Abwärtsspirale befand und sie immer weniger Zeit miteinander verbrachten, suchten beide unvermeidlich woanders Trost – Charles bei Camilla Parker Bowles und Diana bei Captain James Hewitt, dem schneidigen rothaarigen Kavallerieoffizier, den sie auf einer Party im Sommer 1986 kennenlernte, als Harry fast zwei Jahre alt war. Er war ein guter Reiter, und als Diana gestand, dass sie sich nicht mehr zutraute zu reiten, bot er an, ihr in der Knightsbridge-Kaserne, wo er stationiert war, Unterricht zu geben. Sie verliebten sich ineinander, und er wurde schnell ein Teil von Williams und Harrys Leben, kam oft im Kensington Palace vorbei und war in Highgrove, wenn Charles nicht da war. James mochte William und Harry von Anfang an, las ihnen aus Williams Lieblingsbuch Winnie Puuh vor, beteiligte sich an nächtlichen Kissenschlachten und sprach mit ihnen über seine Arbeit beim Militär.

    Harry begann schon sehr früh, sich für militärische Dinge zu interessieren. William hatte ihn dazu gebracht, sein Lieblingsspiel mitzuspielen – Haltung anzunehmen und ihrem Vater zu salutieren, wenn der Prince of Wales einen Raum betrat oder aus einem Zimmer herauskam. Das amüsierte den Prinzen so, dass er es normalerweise kaum schaffte, ihren Gruß mit unbewegtem Gesicht zu erwidern. Um das Spiel zu fördern, bestellte er gekürzte Uniformen des Fallschirmregiments, von dem er Ehrenoberst war. In Highgrove trugen William und Harry häufig die Uniformen, stellten Straßensperren auf und stoppten das Personal. Sie richteten ihre Spielzeuggewehre auf sie, während die Angestellten die Scheiben herunterkurbelten und die Gebühr von 20 Pence entrichteten, die die Scheinsoldaten verlangten. Hewitt gab nur zu gern Harrys Leidenschaft nach und lud die beiden Jungen in seine Kaserne ein, wo er ihnen die Möglichkeit bot, in Panzer zu klettern, so zu tun, als würden sie mit Maschinengewehren schießen, und andere Offiziere kennenzulernen.

    Aber es sollte nicht nur Spiel und Spaß geben. Bald tauchte das Thema Bildung auf. Die Queen hatte erwartet, dass Charles’ Kinder traditionsgemäß zu Hause unterrichtet werden, Diana bestand jedoch darauf – mit Charles’ Zustimmung –, dass ihre beiden Söhne eine Schule besuchen sollten, um mit Kindern ihres Alters zusammen zu sein. Dianas Leibwächter, Ken Wharfe, erinnert sich: »Jeder dachte, sie würden royal aufwachsen, aber sie hatten eine ganz normale Kindheit. Sie besuchten Freunde und hatten Verabredungen zum Spielen.« So kam Harry wie William mit drei Jahren in Mrs.

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