Untot: Exekution und Auferstehung der Anne Greene
Von Frank Patalong
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Frank Patalong
Frank Patalong, Jahrgang 1963, ist Journalist und Autor. Seit 1999 schreibt er für die Marken des Spiegel. Sein besonderes Interesse gilt den schrägen Seiten der Geschichte von Technologie und Wissenschaft.
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Buchvorschau
Untot - Frank Patalong
Modekrankheit
Teil 1: Die Geschichte eines Beinahe-Justizmordes
Steeple Barton im englischen Oxfordshire ist mit knapp 1500 Einwohnern bis heute nicht mehr als ein großes Dorf. Als dort im Jahr 1628 ein Mädchen namens Anne Greene geboren wurde, war es ein verschlafenes Nest mit wenigen Dutzend Einwohnern.
Niemand konnte ahnen, dass dieses Kind armer Leute wenige Jahre später zu internationaler Berühmtheit kommen sollte. Kinder in Schulen schrieben Aufsätze und Spottgedichte über ihren Fall. Selbst in Gelehrtenzirkeln und an Europas Fürstenhäusern sprach man darüber.
Ihr Name stand für einen sozialen Skandal, mehr noch aber für eine ans wunderbare grenzende Rettung, die überall in der westlichen Welt unerwartet weitreichende Veränderungen einleiten sollte. Anne Greene wurde bekannt als die Exekutierte, die von den Toten auferstand.
Greenes Untot wirkte bis in die Politik hinein, veränderte die Medizin und löste eine eineinhalb Jahrhunderte andauernde Massenhysterie aus: Die hysterische Angst davor, lebendig begraben zu werden.
Das alles erkennt man allerdings erst in Rückschau. Zunächst einmal ist Anne Greenes Geschichte eine zeittypisch zynische Farce: Eine Geschichte über Macht und ihren Missbrauch.
Die Reads und die Greenes: manche sind gleicher
Die Geschichte beginnt zu einer Zeit, als man im ach so zivilisierten Europa im Zweifelsfall noch eher das Opfer eines Verbrechens statt den Täter hängte, wenn man damit einen Skandal für die Reichen und Einflussreichen vermeiden konnte.
Annes Familie war weder das eine, noch das andere. Anne kam aus armen, kleinbäuerlichen Verhältnissen, viel mehr weiß man nicht über die Greenes. Damit wurde sie am unteren Ende der sozialen Trittordnung geboren – denn auch, wenn es in England seit circa 1500 keine Leibeigenschaft mehr gab, konnten Arme kaum darauf rechnen, vor dem Gesetz mit Bürgern höherer Stände gleichbehandelt zu werden.
England war zwar schon seit der Magna Carta von 1215 keine lupenreine, absolutistische Monarchie mehr. Seit 1295 wurde die Macht des Königs durch ein Parlament begrenzt, in dem neben Adeligen auch vermeintlich normale
Bürger vertreten waren. In Wahrheit herrschte im Land nun aber neben dem Adel ein kaum minder standesbewusster Geldadel: Wenige besaßen fast alles, und sehr Viele besaßen weiterhin nichts. Die Teilhabe an der Macht aber war besitzgebunden.
So war England in Wahrheit noch sehr weit entfernt von einer parlamentarischen Demokratie, die diesen Namen wirklich verdient hätte. Das Wahlrecht war (in den meisten Aspekten sogar noch bis 1911) an Bedingungen