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Die Michael Jackson Tapes: Intime Gespräche des King of Pop mit seinem Therapeuten
Die Michael Jackson Tapes: Intime Gespräche des King of Pop mit seinem Therapeuten
Die Michael Jackson Tapes: Intime Gespräche des King of Pop mit seinem Therapeuten
eBook479 Seiten16 Stunden

Die Michael Jackson Tapes: Intime Gespräche des King of Pop mit seinem Therapeuten

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Über dieses E-Book

Michael Jackson gewährte seinem geistlichen Berater ungewöhnlich neue, entwaffnend ehrliche Einblicke in sein Innenleben und ließ wieder einmal erkennen, wie einsam er sich trotz seines Erfolgs fühlte. Er berichtet ihm, er habe sogar Schaufensterpuppen in seinem Haus aufgestellt, weil er Gesellschaft brauchte. Mit Frauen hatte er nur unglückliche Beziehungen: Tatum O'Neal, Tochter des Schauspielers Ryan O'Neal, wollte Jacko schon als Teenager verführen. "Ich war 16, sie war 13", erinnert er sich in den Aufzeichnungen: "Sie Brooke Shields, die mit Jackson eine sehr innige Freundschaften pflegte, wollte ebenfalls mehr: "Einmal wurde es recht intim, doch ich drückte mich. Das war ein Fehler." Mit Madonna hatte sich Michael über den Ort für ein Rendezvous gestritten: Er wollte nach Disneyland, sie in einen Strip Club. Seine Ex-Frau Lisa Marie Presley wollte (entgegen vorherigen Versprechen) keine Kinder. "Ich weinte oft, so groß war mein Wunsch nach Kindern", erzählte Jacko Shmuley Boteach. Auch seine Familie ist Thema des Buches, vor allem sein Verhältnis zu seinem Vater und seiner Mutter, aber auch das zu seinen Geschwistern. Dieses Buch versammelt eine Fülle neuer autobiografischer Details aus dem Leben der verstorbenen Popikone!
SpracheDeutsch
HerausgeberHannibal
Erscheinungsdatum18. Nov. 2011
ISBN9783854453604
Die Michael Jackson Tapes: Intime Gespräche des King of Pop mit seinem Therapeuten

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    Buchvorschau

    Die Michael Jackson Tapes - Shmuley Boteach

    kannte

    Eine Frage der Moral – Unsere Freundschaft – Seine Dämonen

    Eine Frage der Moral

    Wie das Buch entstand

    Es war Michael Jacksons dringlichster Wunsch, dass dieses Buch publiziert wird. Es enthält die intimsten, authentischsten, schmerzhaftesten und erhellendsten Gespräche, die er jemals zur Veröffentlichung freigab. Es gibt nichts Vergleichbares, und da Michael unter tragischen Umständen viel zu früh von uns gegangen ist, wird sich nie mehr die Gelegenheit zu einem ähnlich tiefen Einblick in seine Psyche bieten.

    Durch die Veröffentlichung des Buches habe ich keinen Vertrauensmissbrauch begangen, sondern bin dem Bedürfnis eines Menschen nachgekommen, der sein Herz einer Öffentlichkeit ausschütten wollte, von der er wusste, dass sie ihm zutiefst misstraute. Die Transkriptionen basieren auf dem Mitschnitt von ungefähr 30 Stunden an Gesprächen, die Michael Jackson und ich zwischen August 2000 und April 2001 mit der Absicht führten, sie in Buchform zu veröffentlichen und damit der Allgemeinheit zugänglich zu machen.

    Die Gespräche richten sich auf eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Themen und wurden mit der Intention geführt, den Mann hinter der Maske zu zeigen und dem Publikum nahe zu bringen.

    Michael war um das Verständnis der Menschen so bemüht, dass er bei vielen der Gespräche das Diktiergerät ganz nahe am Mund hielt, damit kein einziges Wort verloren ging. Manchmal unterbrach er den Dialog, um die Klimaanlage seines Hotelzimmers abzuschalten, da er befürchtete, dass das Summen seine Stimme bei den Aufnahmen überlagern könnte. Falls seine Kinder Prince und Paris, zu Beginn der Aufzeichnungen drei bzw. zwei Jahre alt und bei vielen Sitzungen anwesend, zu laut wurden, bat er sie mit sanfter Stimme um Ruhe.

    Michael machte mir das Angebot, das Buch zu verfassen, da wir uns sehr nahestanden und ich als Autor, Rundfunkmoderator und Redner, der klare Werte vertrat, bereits zahlreiche Erfahrungen gesammelt hatte. Noch wichtiger waren für ihn die Gespräche jedoch, weil sie seinen Prozess der Gesundung, der Wiederherstellung des inneren Gleichgewichts und der »Erlösung«, bei dem ich ihn führte und ermutigte, flankierten. Er unternahm diese Anstrengungen nicht nur für sich selbst, sondern auch mit Blick auf die Öffentlichkeit. In den darauf folgenden Monaten begaben wir uns also auf eine verzweifelte spirituelle Reise, um seinem Status als weltberühmte Persönlichkeit einen höheren Sinn zu verleihen. Michael wollte eine profundere Seite seines Ichs vermitteln, die sich durch unsere Freundschaft langsam offenbarte.

    Ein oder zwei Jahre nach dem Ende unserer Gespräche fertigte ich ein skizzenhaftes Manuskript an. Einige meiner belesensten Freunde mussten bei der Lektüre weinen. Sie hätten niemals geahnt, dass Michael so ein tiefgründiger und inspirierender Charakter war. Wie viele andere hatten sie ihn als einen geistlosen, oberflächlichen und materialistisch orientierten Superstar verachtet, einen hoffnungslos Verrückten. Die feinfühlige Persönlichkeit, die sich in den Gesprächen zeigte, möchte ich als introspektiv, klug, nachsichtig und zutiefst vergeistigt beschreiben.

    Die kommenden Ereignisse verhinderten jedoch die Fertigstellung des Textes, und so entschloss ich mich, das Buch nicht zu publizieren. Meine Beziehung zu Michael verschlechterte sich stetig, und ich bekam das Gefühl, ihn nicht länger positiv beeinflussen zu können. Er verschloss sich vor den tieferen Schichten seiner Seele und kehrte wieder zu dem verschwenderischen Leben eines sich selbst zerstörenden Superstars zurück, schlug den Weg ein, den ihm die Welt prophezeite. Ich fühlte, dass er den Kampf zwischen Exzess und Brillanz verlieren würde, zwischen Verschwendung und Höchstleistung, zwischen der Karikatur seiner selbst und dem Status eines ernst zu nehmenden Künstlers.

    Auch wenn immer noch eine Möglichkeit bestanden hätte, die Interviews zu veröffentlichen, zerschlug diese sich 2003 endgültig. Michael hatte 1993 die Anschuldigungen sexuellen Missbrauchs außergerichtlich geklärt und wurde nun ein zweites Mal wegen Kindesmissbrauchs angeklagt. Es bestand in dieser Situation keine Chance mehr, dass irgendjemand seine Ansichten und Meinungen, zu welchen Themen auch immer, ernst nahm.

    Die Publikation seiner Gedanken bezüglich der Bedürfnisse von Kindern, der Unschuld und des kindlichen Geistes, der für ihn einen Teil der Größe vieler Menschen ausmachte, wären als die Rationalisierungen eines angeklagten Pädophilen fehlinterpretiert worden. Darüber hinaus hätte jede Veröffentlichung weiteres Öl in das Feuer geschüttet, das den Fall begleitete. Damit wäre die den Gesprächen zugrunde liegende Absicht zunichte gemacht worden, die letztendlich den Hype und die Hysterie hinter sich lassen sollten, um den wahren Menschen hinter dem (zugegebenermaßen extremen) öffentlichen Image darzustellen.

    Und dann, acht Jahre nach den Interviews, verstarb Michael plötzlich und unter tragischen Umständen. In mir wurden Gefühle von Trauer, Zorn, Verbitterung, Enttäuschung und Zuneigung geweckt und durch den Irrsinn noch verstärkt, der seinen Tod und die Darstellung seines Vermächtnisses geradezu persiflierte. Ich fühlte mich angespornt, das Buch zu vollenden, und somit seinen Wunsch zu erfüllen. Die Aufnahmen mussten ans Tageslicht gelangen. Was auch immer die Menschen über ihnen denken mochten – er trug das Gute in sich, und das allein rechtfertigte das Vorhaben.

    Michael war weit davon entfernt ein Heiliger zu sein, und ich habe ihn niemals von seinen Sünden reingewaschen. Aber bei ihm fand ich eine Sanftheit und edle geistige Gesinnung, die mich inspirierten und demutsvoll aufblicken ließen. Mir wurde klar, dass die außergewöhnlichen Mitteilungen Michaels während unserer Gespräche dazu dienen konnten, drei riesige Löcher zu stopfen, die von der sensationsheischenden und wahnwitzigen Berichterstattung in den Medien hinterlassen worden waren. Erstens: Wer war der Mensch hinter dem Image? Zweitens: Mit was für einem Schmerz lebte Michael, den er unter allen Umständen durch Medikamente betäuben musste und der ihn schließlich zerstörte? Drittens: Welche moralische Lehre können wir aus seinem Tod ziehen, die seinem viel zu kurzen Leben einen Sinn gibt?

    Besonders die letzte Frage wühlte mich auf. Ich sah im Fernsehen nur Ausschnitte der Trauerzeremonie im Staples Center, die mich entrüsteten und für mich einen moralischen Affront darstellten. Hier wurde ein Mann betrauert, der mit hoher Wahrscheinlichkeit an den Folgen einer Medikamentenüberdosis gestorben war. Aber statt auch nur ein Bruchstück des Ausmaßes der Tragödie zu vermitteln, verwandelten sie die Beerdigung in ein Konzert!

    Mir war klar: Die USA und danach die ganze Welt mussten unsere Gespräche lesen und etwas über den wahren Michael Jackson erfahren. Die Menschen sollten verstehen, dass er niemals ein Freak war. Seine Bestimmung lag nicht darin, ein Leben als schräger Paradiesvogel zu führen. Es waren der Ruhm – die Droge seiner Wahl – und ein Leben, das aus dem Ruder lief, die ihn schließlich zerstörten. Durch seinen Tod verloren wir zugleich die Unschuld und ein riesengroßes Talent. Diese Sinnlosigkeit schrie förmlich nach einer Wiedergutmachung, einem Ausgleich.

    Die Tragödie seines Lebens lag darin, Liebe mit Aufmerksamkeit zu verwechseln, die Familie durch den Ruhm zu ersetzen und eine wahre geistige Entwicklung durch ausufernden Materialismus zu verhindern. Ich werde niemals den Beginn unserer Gespräche vergessen, die ich als die Seele des Buches bezeichnen möchte. Michael äußerte damals die folgenden Worte, die ich auch als Vorspruch für dieses Buch nutzte und die mich seitdem verfolgen:

    Ich werde nun etwas sagen, das ich niemals zuvor ausgesprochen habe. Und es ist wirklich wahr. Ich habe keinen Grund zu lügen, und Gott weiß, dass ich aufrichtig bin. Ich wünschte mir den Erfolg und den Ruhm so sehnlichst, weil ich geliebt werden wollte. Das ist alles. Das ist die reine Wahrheit. Ich wollte, dass die Menschen mich lieben, mich wirklich lieben, weil ich nie das wahre Gefühl des Geliebtwerdens erfahren habe. Ich sagte eben, dass ich mir meiner Fähigkeiten bewusst bin. Vielleicht lieben mich die Menschen noch mehr, wenn ich mein Können weiter perfektioniere? Ich wollte einfach nur geliebt werden, da es so viel bedeutet. Menschen zu erklären, dass man sie liebt, und ihnen dabei direkt in die Augen zu blicken, ist so unendlich wichtig.

    Als ich die von Tränen gerührte Stimme bei der Beschreibung der quälenden Einsamkeit seines Lebens hörte, war ich erstaunt und perplex. Es ist unmöglich, sein Statement zu lesen, ohne eine überwältigende Trauer um seine Seele zu empfinden, denn er war umgeben von einer beispiellosen Heldenverehrung und Vergötterung, doch in Wahrheit hilflos und verlassen. Da Michael Liebe durch Aufmerksamkeit ersetzte, liebten seine Fans das, was er machte, jedoch hatte er niemals Menschen um sich, die ihn um seiner selbst willen liebten.

    Die altehrwürdigen Rabbis des Talmud verkündeten einst, dass die Worte, die direkt von Herzen kommen, das Herz auch wieder durchdringen. Michaels mir gegenüber geäußertes Eingeständnis durchbohrte mein Herz wie ein Dolch und vertiefte unsere Beziehung als Seelenverwandte. Das Einzige, was er sich von seiner Karriere wünschte, war die Liebe, die ihm als Kind verwehrt wurde. Ich erhielt in diesem Moment einen tiefen Einblick in seine Einsamkeit.

    Die Grabrede, die nie gehalten wurde

    Ich hielt mich gerade mit meiner Familie zu Dreharbeiten für eine TV-Show in Island auf, als mich mein Büro anrief und mir die schreckliche Nachricht von Michaels Ableben mitteilte. Meine Frau und die Kinder saßen mit in dem Kleinbus. Wir konnten kaum glauben, was wir eben gehört hatten. Die Kinder erinnerten sich gerne an die Begegnungen mit Michael. Er hatte ihnen den Hund Marshmallow geschenkt, der immer noch zu unserer Familie gehörte. Meine Tochter brach in Tränen aus. Voller Trauer musste ich an seine Kinder denken, denen er so viel Liebe gab und die ihn vergötterten. Prince und Paris, beides Spielkameraden meiner Kinder, tauchten vor meinem geistigen Auge auf, wie auch ein schemenhaftes Bild ihres Bruders Prince II, den sie »Blanket« nannten, dem ich aber niemals begegnet war. Sie hingen so sehr an ihrem Dad. Michael war sich darüber im Klaren gewesen, dass sie zukünftig oft von Biografen gelöchert werden würden in Bezug auf sein Verhalten als Vater. Für ihn war es wichtig, dass sie nur schöne Erinnerungen haben sollten. Leider Gottes blieben ihnen nun nur wenige gemeinsame Erinnerungen …

    Ich hatte insgeheim befürchtet, dass so ein Tag eher früher als später kommen würde, war aber trotzdem von der Nachricht schockiert.

    Während der zwei Jahre, in denen ich – letztendlich ohne Erfolg – versuchte, Michaels Leben in gerade Bahnen zu lenken, beängstigte mich am wenigsten noch eine mögliche weitere Anklage wegen Kindesmissbrauchs, der er sich schließlich vor seinem Tod auch tatsächlich stellen musste. Vielmehr verspürte ich Angst um sein Leben. Während eines international ausgestrahlten Fernsehinterviews mit CNN am 22. April 2004 sagte ich: »Meine größte Angst … ist, dass Michaels Leben viel zu früh endet. Wenn ein Mensch vollkommen vom normalen Leben abgeschnitten ist und von den Menschen als Superstar gefeiert wird, dann, Gott bewahre, wird er so enden wie Janis Joplin und Elvis … Michael hat diesen Weg eingeschlagen.«

    Seine Familie wehrte sich öffentlich gegen jegliche Andeutung, dass er in Gefahr schwebte. Ein Journalist von CNN berichtete von einer Antwort auf mein Interview: »Die Jackson-Familie hat Andeutungen bezüglich einer ungesunden Lebensweise des Popstars widersprochen. Sie wiesen nachdrücklich auf sein Wohlbefinden hin. Für einen Menschen, der sich solch außergewöhnlichem Druck stellen muss, geht es ihm ausgesprochen gut.«

    Wegen dieses Interviews wurde ich von Raymone Baine, Michaels Sprecher während des Prozesses und in den darauf folgenden Jahren, zurechtgewiesen, der mich als unverantwortlichen Klugschwätzer bezeichnete, da ich auf die Möglichkeit von Michaels Tod hingewiesen hatte. Am 6. Mai 2009 verklagte Raymone Baine Michael auf eine Summe von 44 Millionen Dollar. Sechs Wochen später bedeutete das nicht mehr viel, denn Michael war tot.

    Ich bin kein Prophet, doch man musste kein Fachmann sein, um das sich zusammenbrauende Unheil zu erkennen. Michael lässt sich als ein Mensch beschreiben, der von unerträglichen Schmerzen gequält wurde. Die Tragödie bestand darin, dass er diese Gefühle durch Medikamente sedierte, statt direkt zur Wurzel des Übels vorzudringen. Fälschlicherweise behandelte er seinen Körper und nicht das Leiden seiner Seele. Aber alle Barbiturate der Welt konnten keine gepeinigte Seele kurieren, die vom richtigen Weg abgekommen war.

    Durch den Medien-Wahnsinn, bei dem jedes noch so unwichtige Detail nach seinem Tod ans Tageslicht gezerrt wurde, konnte schnell der Eindruck entstehen, Michael sei eine Comicfigur, eine Karikatur, statt ein Mensch aus Fleisch und Blut. Seine Beziehung zu den Menschen war immer eine der wechselseitigen Ausbeutung. Er benutzte uns, um sein ständiges Bedürfnis nach Aufmerksamkeit zu befriedigen, und wir missbrauchten ihn, um unser Verlangen nach Unterhaltung zu stillen.

    Zum Zeitpunkt seines Todes hätte sich wohl niemand ausmalen können, dass die Geschichte von Michael Jackson nach seinem Ableben noch groteskere Formen annimmt. Die Mutter seiner beiden älteren Kinder musste »entscheiden«, ob sie die Kinder wollte oder nicht. Sein Hautarzt ließ offen, ob er der Vater von Prince und Paris ist. Noch vor der Beerdigung des Sohnes sprach Joe Jackson über seine neue Plattenfirma. Krankenschwestern gingen mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, Michael habe sie darum gebeten, ihm Mengen von Schmerzmitteln zu injizieren, die sogar einen Wasserbüffel betäubt hätten. Ärzte wurden von FBI-Agenten als medizinisch legitimierte Dealer verfolgt. Das scheinbar Unmögliche war zur Realität geworden.

    Und gerade als jeder dachte, dass das Theater des Absurden seinen Höhepunkt erreicht hatte, kam die unfassbare Nachricht: Der Gedenkgottesdienst für Michael sollte zusammen mit 12.000 Fans in einem Basketball-Stadion abgehalten werden, an dem nur einen Tag später der Ringling Brothers Circus gastieren würde.

    Gab es keine Erwachsenen, die diesen Moment mit angemessenem Ernst und Würde begehen konnten? Es wäre nur ein Augenblick nötig gewesen, um uns daran zu erinnern, dass ein Mensch gestorben, eine gequälte Seele von uns gegangen war, die den Kampf mit dem Leben verloren hatte. Ein kurzer Augenblick hätte ausgereicht, um an die drei Kinder zu denken, die nun ohne ihren Vater leben mussten. Gab es keinen einzigen Menschen, der uns mitteilte, dass die Unfähigkeit, mit dem Ruhm umzugehen, Michaels Leben zerstört und der Familie Jackson solches Elend bereitet hatte? War da nicht ein einziger Mensch, der bemerkte, dass aus Michaels Tod eine wichtige und dauerhafte Lehre gezogen werden konnte, dass man sich mit einer leisen, würdigen und zutiefst religiösen Zeremonie hätte verabschieden müssen, seinen gütigen Taten entsprechend und nicht den Verkaufszahlen der Alben?

    Für mich stellt sein Tod nicht nur eine persönliche Tragödie dar – es ist eine amerikanische Tragödie. Michaels Geschichte symbolisiert die Geschichte des amerikanischen Traums. Ein armer schwarzer Junge, aufgewachsen in Gary, Indiana, wird zu einem milliardenschweren Entertainer. Aber wir wissen, wie die Geschichte endet. Geld ist keine Währung, mit der sich Selbstwertgefühl erkaufen lässt. Der »Luxus«, auf der Straße erkannt zu werden, wird niemals die selbstlose und bedingungslose Liebe der Familie und Freunde ersetzen.

    Als Robert Oppenheimer die Explosion der Atombombe erlebte, an deren Entwicklung er so hart gearbeitet hatte, zitierte er den berühmt gewordenen Satz aus der Bhagavad Gita: »Ich werde zum Tod, Zerstörer der Welten.« Jeder, der die schreckliche Implosion des tragischen Lebens von Michael Jackson miterleben konnte, sowie die zirkusähnlichen Geschehnisse nach seinem Tod, würde diese Zitat folgendermaßen umformulieren: »Ich bin der Ruhm, Zerstörer des Lebens.«

    Michael war alles andere als ein Monster. Ich möchte ihn als eine nachdenkliche, einfühlsame, zutiefst verängstigte und manchmal auch äußerst empfindsame Seele beschreiben, so kaputt, dass er keine Heilung finden konnte. Weder die kreischenden Fans noch der Ruhm, egal welches Ausmaß er annahm, konnten ihn vor dem unvermeidbaren Abgrund retten.

    Er hätte eine andere Art der Aufmerksamkeit verdient und die Öffentlichkeit eine andere Botschaft, eine Grabrede, die seinem Leben einen besonderen Wert gab. Angesichts meiner Trauer und Selbstzweifel verfasste und veröffentlichte ich folgende Worte am 5. Juli, zwei Tage vor der Beerdigung und dem Gedenkgottesdienst:

    Der Tod von Michael Jackson ist nicht nur die Tragödie eines viel zu früh verstorbenen Mannes. Noch steht sie nur für einen kaum fassbaren Verlust eines Lebens und eines Talents. Es ist vor allem aber eine amerikanische Tragödie. Ob wir es anerkennen wollen oder nicht – unsere Obsession mit Michael Jackson, unsere Wissbegierde in Bezug auf jedes auch noch so winzige Detail seines Lebens, wurzelt in der Tatsache, dass er ein Mikrokosmos der USA war.

    Lange Zeit war es Mode, Michael als einen Verrückten, einen Freak zu karikieren. Aber bestand wirklich ein großer Unterschied zwischen seinen Schrullen und unseren?

    Michael träumte vom Ruhm, durch den er Liebe erfahren wollte. Schon als kleiner Junge zu Auftritten gezwungen, erlebte er nie eine Zeit, in der Zuneigung ein Geschenk war. Er musste sich die Aufmerksamkeit, einen kläglichen Liebesersatz, den er umklammerte, schon im Alter von nur fünf Jahren verdienen. Dadurch entstanden seine Besessenheit, unbedingt berühmt sein zu wollen, und seine lebenslange Angst, von der Menge vergessen zu werden. Und falls das darauf hinauslief, merkwürdige Dinge anzustellen, um sich der Beachtung der Öffentlichkeit zu versichern, war er bereit dazu, den Preis zu zahlen.

    Aber unterschied sich sein Verhalten wirklich von dem anderer Menschen? Wir leben im Zeitalter des Reality-TVs, wo wir durch das öffentliche Waschen unserer Dreckwäsche zu Celebrities werden, wo wir durch den Wettstreit und die Konkurrenz bei American Idol [DSDS-Pendant, A.T.] vielleicht zum nächsten Michael Jackson werden können.

    Natürlich erlebten wir seine dauernden Schönheitsoperationen. Wir stellten uns die Frage, wie sehr sich ein Mann hassen muss, der sich darauf einlässt, sein Gesicht so zu entstellen. Aber genau diese Frage könnte problemlos Millionen Amerikanern gestellt werden, besonders Frauen, die mit einem ausgeprägt negativen Körpergefühl leben, die sich zu Tode hungern und sich extremen kosmetischen Prozeduren unterziehen, sich sogar Gift in die Stirn spritzen lassen – nur um ihre verlorene Schönheit und Jugend wieder zu entdecken.

    Ja, Michaels Seele litt Qualen. Wir stellten uns die Frage, ob ein mit Ruhm und Talent gesegneter Mann sich so schlecht fühlen konnte, dass er seine Schmerzen mit einem Schuss Demerol betäuben musste. Aber dennoch, meine Freunde, sind die USA die reichste Nation der Welt mit dem höchsten Lebensstandard. Doch wir konsumieren auch drei Viertel aller verfügbaren Antidepressiva, und einer von drei Amerikanern wird mit angstlösenden Präparaten behandelt.

    Was Michaels Materialismus und seine Dekadenz anbelangt, besonders wenn wir ihn im Fernsehen beim Ausgeben von Millionen von Dollars für sinnlosen Kram sahen – ist das wirklich so ein ganz anderes Verhalten verglichen mit dem unseren, die wir mit Kreditkarten, mit Geld also, das wir nicht haben, Müll kaufen, den wir nicht brauchen, nur um eine unstillbare innere Leere zu kompensieren?

    Zu erwähnen wären noch Michaels zerbrochene Beziehungen. Zwei Scheidungen, die Entfremdung von seinen Brüdern und Schwestern und äußerst fragwürdige, möglicherweise auch kriminelle sexuelle Aktivitäten. Ja, glücklicherweise haben sich wenige von uns solcher Verbrechen schuldig gemacht. Doch der Riesenerfolg von »gerade noch so legalen« pornografischen Webseiten, Girls Gone Wild-Videos und die Sexualisierung von Teenagern wie Miley Cyrus muss uns zum Hinterfragen der Reife unserer eigenen sexuellen Interessen drängen. Und was zerbrochene Beziehungen anbelangt: Das Time-Magazin berichtete kürzlich, dass von 100 Ehen 50 geschieden werden, 25 halten, doch unglücklich verlaufen, und nur 25 glücklich sind.

    Alles in allem, meine Freunde, fixierten wir uns auf Michael Jackson, weil er immer ein überdimensioniertes Spiegelbild von uns selbst war und mit seinem kurzen Leben eine extreme Version all der Fremdartigkeit und Verschwendung einer Kultur symbolisierte, die Aufmerksamkeit über die Liebe stellt, den Körper über den Geist, die medizinische Sedierung über den wahren inneren Frieden und materielle Ausschweifungen über die geistige Erleuchtung. Vielleicht wurden wir nicht so befremdlich, so gebrochen wie Michael, weil uns ganz einfach das Talent und die Ressourcen dazu fehlten.

    Und genau hier liegt die moralische Lehre für uns. Den Weg, den Michael einschlug, schlagen wir alle ein. Unsere zwanghafte Heldenverehrung Michaels war stets eigennützig. Er wurde zum Brennpunkt und zeigte den Menschen, wohin sie sich entwickelten, wohin unsere Kultur und unsere Interessen uns führten.

    Und nun liegt es an uns, eine sinnlose Tragödie mit Sinn zu erfüllen, dadurch, dass wir aus dem herzerweichenden Niedergang einer einstmals großen Legende lernen, dass das Leben sich nicht um Ruhm und Reichtum dreht. Viel wichtiger sind Gott, die Familie, die Gemeinschaft und die guten Taten.

    Ruhe in Frieden, Michael. Vielleicht findest du im Tod die Erlösung, die dir das Leben verwehrte. Mag der Himmel dich gnadenvoller beurteilen als wir hier auf Erden.

    Unsere Freundschaft

    Wie wir uns begegneten

    Ich traf Michael zum ersten Mal im Sommer 1999 dank meines Freundes Uri Geller. Die meisten kennen Uri auf Grund seiner angeblich medialen Fähigkeiten, doch für mich ist er ein enger Freund, der in einer Stadt ganz in der Nähe unseres Familienwohnsitzes in Oxford, Großbritannien, wohnte. Ich selbst wurde in den USA geboren und wuchs dort auch auf, verbrachte aber als Rabbi für die Studenten der dortigen Universität elf Jahre in Oxford. Ich gründete damals die Oxford L’Chaim Society, der ich auch vorstand, eine große Studentenorganisation, deren Aufgabe es ist, prominente Führungspersönlichkeiten zu beherbergen, die Vorträge über Wert-orientierte Themen halten. Uri und seine Familie waren bei dem Sabbat-Mahl freitagabends regelmäßige Gäste in unserem Haus, und so wurden wir gute Freunde.

    Im Sommer 1999 arbeitete ich als Gastdozent für ein Programm in den Hamptons, wohin ich meine Familie mitgenommen hatte. Kurz vor der Abreise rief mich Uri an und meinte frei heraus: »Shmuley, du solltest mal kommen und Michael treffen.« Ich wusste von ihrer Bekanntschaft, und Uri erklärte, dass er Michael von mir berichtet habe und dass er mich treffen wolle. Damals hatte ich mehr als ein Dutzend Bücher zu den Themen Ehe, Beziehungen, Elternschaft und spirituelles Heilen verfasst. Ich vermute, dass Uri spürte, wie sehr Michael einen Menschen brauchte, der ihn durch das Leben führte. Möglicherweise würde es ihm helfen, sich mit mir in Verbindung zu setzen.

    Und so trafen wir die Vorbereitungen. Obwohl ich an einer Begegnung interessiert war und diese Möglichkeit mich beeindruckte, schüchterte mich der Gedanke nicht ein. Ich hatte bereits viele Menschen beraten, die ein Leben im Rampenlicht führten, was mich zu der Meinung veranlasste, dass der Ruhm mehr negative als positive Aspekte mit sich bringt. Noch heute erinnere mich an den Tag meines Besuchs. Ich klopfte an die Tür einer von Michael gemieteten Stadtvilla an der Fifth Avenue in der Nähe des Central Parks. Frank Tyson (sein richtiger Name lautet Frank Cascio), der für Michael als Manager arbeitete und später ein liebenswerter Freund wurde, öffnete mir, begrüßte mich und erklärte, dass Mr. Jackson 30 Minuten für unser Treffen angesetzt habe. Michael, dessen Karriere vor sich hin dümpelte und der angeblich an einem lange überfälligen Album arbeitete, das 2001 dann unter dem Titel Invincible auf den Markt kam, entsprach überhaupt nicht meinen Erwartungen – er war ruhiger, schüchterner, aber dennoch offener und zugänglicher, als sein öffentliches Image vermuten ließ. Er stellte mir seine beiden Kinder Paris und Prince vor (damals ungefähr ein und zwei Jahre alt), zeigte mir an dem Tag eingetroffene Fotos eines Konzerts in Deutschland und redete offen über eine Vielzahl von Themen wie Kindererziehung und die Herausforderungen eines Lebens im goldenen Käfig, und er sprach auch mein Leben und die Arbeit als Rabbi an.

    Das Gespräch verlief angenehmer und war substantieller, als ich es von einem Mann erwartet hätte, den ich als außergewöhnlich materialistisch einstufte. Unsere Begegnung dauerte länger als 30 Minuten, und als ich ihn verließ, spürte ich – warum, kann ich auch nicht erklären –, dass er, der berühmte Einsiedler, mir ans Herz gewachsen war.

    Danach unterhielten wir uns mehrmals telefonisch miteinander und planten ein zweites Treffen. Diesmal öffnete Michael selbst die Tür, doch erst, nachdem er sich versicherte hatte, dass ihn keine Paparazzi belagerten. Ich hatte ihm zwei kleine Geschenke mitgebracht: Eine Mesusa, also eine Schriftrolle mit religiösen Texten, die Juden an ihrer Tür anbringen, um an die göttliche Gegenwart zu erinnern. Üblicherweise beschränkt sich diese Zeremonie nur auf Menschen jüdischen Glaubens, doch ich erklärte Michael: »Gott ist die Quelle allen Segens. Soll dich die Mesusa immer daran erinnern.« Er zeigte sich von dem Geschenk zutiefst bewegt, und wir befestigten es zusammen am Rahmen seiner Eingangstür. Zudem übereichte ich ihm auch einen Chanukka Menora [Kerzenständer, A.T.] als ein Symbol von Gottes Licht, das in seinem Leben und dem Haus erstrahlen sollte.

    Die darauf folgende Unterhaltung verlief erneut offen und warmherzig. Sein Vertrauen verwunderte und verblüffte mich, denn man kannte ihn eher als verschlossenen Menschen. Michael zeigte mir in der New York Post ein ganzseitiges Fotos von ihm und dem Dalai Lama, als beide nach einem gemeinsamen Treffen vor die Presse traten. Er meinte, dass er die Unterhaltungen mit mir als erhellender erlebt hatte als das Gespräch mit dem Dalai Lama. Geschmeichelt und ein wenig verlegen entgegnete ich ihm, dass der Dalai Lama ein wahrhaft großartiger Mann und ich überhaupt nicht mit ihm zu vergleichen sei, denn man kann mich nicht als eine Art Guru bezeichnen. Mein Lebensweg als Rabbi war die direkte Konsequenz aus der Scheidung meiner Eltern. Ich versuchte nur das Labyrinth des Lebens zu durchdringen, mit Hilfe des Moralkodex von Gottes Gesetz – der Thora. Auf diesem Weg wollte ich meine Entdeckungen hinsichtlich dessen, wie das Leben zu meistern ist, mit anderen Menschen teilen und dabei einen geistigen Grundstein legen, an dem wir uns alle orientieren können.

    Als ich die Villa verließ, sagte er plötzlich: »Ich würde sehr gerne eine Synagoge mit dir besuchen.« Überrascht von dem Wunsch, fragte ich ihn, ob er es ernst meine. »Ja, Shmuley, kannst du mich bitte zu einer Synagoge mitnehmen?« Ich antwortete: »Klar, Michael. Es ist mir eine Ehre. Ich werde dich zu einer Synagoge führen, die mir viel bedeutet.«

    In der darauf folgenden Woche war der Simchat Tora, der fröhlichste Tag im jüdischen Kalender. Wir gingen gemeinsam zur Carlebach Shule, der wohl musikalischsten Synagoge New Yorks, gegründet vom legendären jüdischen Folklorekünstler Shlomo Carlebach, dessen wunderschöne und beseelte Melodien zu Recht berühmt geworden sind.

    Außer dem Rabbi wusste niemand, dass Michael kommen würde. An religiösen Feiertagen benutzen Juden keine elektronischen Geräte, und so schossen wir weder Fotos, noch machten wir Audio-Aufnahmen und informierten auch nicht die Presse. Wir versuchten dem Treffen eher eine persönliche und spirituelle Note zu geben. Als Michael auftauchte, begrüßte ihn die Gemeinde warmherzig und voller Aufregung. Im Gegenzug legte er seine Schüchternheit ab und schien sich wie zu Hause zu fühlen, summte die Melodie der Musik und bewegte sich zum Rhythmus. Er errötete schnell. Während seiner Predigt wies der Rabbi darauf hin, dass er hoffe, dass »Bruder Michael« den so ganz anderen Musikstil mag. Michael schien überaus glücklich zu sein und gab sich voll und ganz der Atmosphäre hin. Ich erlebte einen Menschen mit einer eindeutig spirituellen Neigung, voller Hunger darauf, eine Beziehung aufzubauen. Er verriet mir später, dass der Abend in der Synagoge zu den glücklichsten Momenten seines Lebens zählte. Doch nicht nur mir, denn er erzählte es auch Frank, seiner Mutter und weiteren Vertrauten. Dieses Erlebnis hatte ihn zutiefst beeindruckt.

    Ungefähr eine Woche nach der wunderschönen Erfahrung in der Carlebach Synagoge lud er mich und meine Familie zum Dinner in sein Haus ein. Ich sagte ihm, dass wir koscher leben, und er organisierte einen Catering-Service, der darauf Rücksicht nahm. Beim gemeinsamen Essen begann ich das Ausmaß seiner Schüchternheit zu erkennen. Ich saß dort mit ihm an einem Tisch, und es fiel schwer, ihn mir als Superstar vorzustellen. Er wirkte vollkommen normal, verhielt sich sogar in seinem (wenn auch nur vorübergehenden) Haus eher schüchtern, und ich bemerkte, wie sehr er es hasste, das Zentrum der Aufmerksamkeit in einem kleinen Kreis von Anwesenden zu sein. Sah man ihn aus der Nähe an, fühlte er sich beobachtet und bewertet und zog sich zurück. Ich vermute, er hatte das Gefühl, die Menschen würden ihn wie einen Freak angaffen. Aber dann, als wir uns vom Essen erhoben – er hatte kaum etwas zu sich genommen –, summte er einen Teil eines seiner Songs. Augenblicklich erinnerte mich diese wunderbare Stimme an sein Riesentalent, das er privat fast nie zur Schau stellte.

    Zu Thanksgiving lud er meine gesamte Familie ein, um in einem ganz normalen Kino Disneys Toy Story zu sehen. Nachdem der Saal verdunkelt worden war und der Film begonnen hatte, betraten wir und seine Familie das Gebäude. Die letzten Reihen waren abgesperrt worden, und das Personal reichte uns Popcorn und Getränke. Ich saß in Michaels Nähe, der während der gesamten Vorstellung frei herauslachte. Zuerst empfand ich das als infantil, denn es war nun mal ein Kinderfilm, den ich mir nur zur Freude meiner Kids mit anschaute. Aber um ehrlich zu sein, hatte das auch etwas Befreiendes. Michael zu hören, der sich vor Lachen krümmte, erinnerte mich daran, den Schutzpanzer eines Erwachsenen fallen zu lassen und die Welt mit den unschuldigen Augen eines Kindes zu betrachten. Schon bald musste ich auch lauthals lachen. Diese Episode zeigte mir Michaels menschliche Seite, und ich entwickelte noch herzlichere Gefühle für ihn. Kurz vor dem Ende verließen wir den Saal. Wir verpassten zwar den Anfang und den Schluss, doch niemand hatte die Anwesenheit von Michael Jackson bemerkt.

    Jedoch empfand ich ein anderes »Familienabenteuer« als weniger unschuldig und unkompliziert. Einmal unternahmen wir einen Einkaufstrip zu FAO Schwartz, der nach seinem Willen für meine Kinder zu einem wahren Einkaufsrausch in Sachen Spielzeug werden sollte. Da Michael oft dorthin fuhr, schlossen sie natürlich den ganzen Laden für ihn. »Ich liebe es da«, platzte es aus ihm heraus. »Wir werden dorthin fahren, alleine sein, und die Kinder dürfen alles haben, was sie sich wünschen.« Ich diskutierte das mit meiner Frau, und wir entschieden uns dafür, aber mit einem wichtigen Vorbehalt. Wir setzten uns mit den Kindern zusammen und erklärten ihnen, dass jeder maximal 25 Dollar ausgeben durfte – also zwei Geschenke für höchstens 12,50 Dollar.

    Der Trip entwickelte sich zu einem wahren Abenteuer. Dort angekommen, blühte Michael regelrecht auf. Er schien das Geschäft in und auswendig zu kennen und nahm uns in jede Etage mit, probierte verschiedene Spielzeuge aus, erklärte, wie sie funktionierten, und ermutigte meine Kinder dazu, die Einkaufswagen zu füllen. Sie zeigten uns die Spielzeuge und fragten: »Ma, ist das zu teuer?« Michael hörte das und meinte, dass es nicht gerechtfertigt wäre, wenn der Besitzer den ganzen Laden schließt und wir noch nicht mal 150 Dollar ausgeben. Andere Kinder hätten bislang noch nie solche Bedenken gehabt. Aber ich zeigte mich unnachgiebig und erklärte ihm: »In diesem Punkt lasse ich nicht mit mir verhandeln. Bislang hat dich jeder ausgesaugt. Glaube mir, ich spüre auch eine materialistische Seite in mir. Aber wir werden niemals eine Beziehung führen, die darauf basiert.«

    Doch so eine Haltung war nicht unproblematisch. Eines der größten Probleme in Michaels Leben stellte seine riesige Gefolgschaft dar, die sich an ihm bereichern wollte. Sollte ich jemals solch eine Rolle spielen, würde das meine Moral schwächen, ein Gedanken, den ich als schrecklich empfand. Auch hätte unser Verhältnis darunter gelitten. Er benötigte in seinem Leben Menschen mit einem festen Wertesystem, nicht käufliche Schmeichler und Heuchler. Mir fiel Michaels Neigung auf, sich Freunde zu kaufen, ein eindeutiges Zeichen von Unsicherheit. Er musste erkennen, dass er als Mensch genügte – so wie er war.

    Während des Herbstes entwickelte sich eine enge Beziehung zwischen unseren Familien. Wir luden ihn zu einigen Sabbat-Dinnern in unserem Haus ein. Fast jede Woche trafen wir uns zum Gespräch und zum gemeinsamen Studium. Michael erklärte mir seinen Dank für die spirituelle Dimension, die ich in sein Leben gebracht hatte. Mir wurde klar, dass man ihn als einen vollkommenen Gentleman bezeichnen konnte (eine Seltenheit unter Hollywood-Celebrities), der sich um andere Menschen genauso intensiv kümmerte wie um sich selbst.

    Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass ich niemals den Versuch unternahm, ihn zum jüdischen Glauben zu bekehren. Ich erkenne die Kraft jedes Glaubens an, der zu Gott führt. Der Judaismus basiert nicht auf dem Akt des Bekehrens, und wir werden sogar dazu angeleitet, jeden, der zu konvertieren wünscht, mindestens drei Mal abzuweisen. Ich bestärkte ihn wiederholt darin, zu seinen christlichen Wurzeln zurückzukehren, besonders zu den Zeugen Jehovas. Ich vermittelte ihm die Welt der jüdischen Rituale, unsere Philosophie und das freitägliche Sabbat-Abendmahl, um ihm die Schönheit des Gebets vor Augen zu führen und zugleich auch den bewegenden Klang der geistlichen Musik zu unterstreichen. Das geschah einzig und allein aus dem Grund, um ihn dazu anzuregen, die spirituellen Aspekte seines Lebens zu verstärken. Natürlich glaubte ich, dass

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