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Die Nia Rivers Abenteuer: Die Nia Rivers Abenteuer, #5
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eBook239 Seiten3 Stunden

Die Nia Rivers Abenteuer: Die Nia Rivers Abenteuer, #5

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Über dieses E-Book

Ich hatte angenommen, der Tod sei das Ende meines Lebens. Wie sich jedoch herausstellt, muss ich den Himmel selbst bezwingen, um wieder unter die Lebenden zu kommen - und zu dem Mann, den ich liebe.

 

Als Nia Rivers sich opferte, um andere Unsterbliche vor dem Tod zu bewahren, wähnte sie ihr langes Leben endgültig vorüber zu sein. Doch der Tod ist nur ein Anfang, und eine Abenteurerin wie Nia kommt nicht zur Ruhe - nicht einmal im Jenseits.

 

Nun findet sich Nia im Garten Eden in der Unterwelt wieder, und im Paradies läuft nicht alles glatt. Engel drängen darauf, die Menschheit angesichts ihrer Verbrechen auszurotten, und da die Menschen auf der Erde weiterhin Abscheuliches zum Nachteil der gesamten Schöpfung anrichten, scheint Gott mit jedem Tag weniger geneigt dazu, sich dem zu widersetzen.

 

Die Zukunft der Menschheit sieht düster aus, aber Nia und ihre Freunde sind es gewohnt, Völkermord zu verhindern. Jetzt liegt es an ihnen, die Apokalypse selbst abzuwenden. Aber zuerst müssen sie es schaffen, wieder an die Erdoberfläche zu gelangen und in die Welt der Lebenden zurückzukehren.

 

Allerdings könnte das bedeuten, dass sie gegen eine Armee von Engeln kämpfen und sich Gott selbst widersetzen müssen. Niemand hat jemals behauptet, dass die Rückkehr von den Toten einfach sein würde ... aber wenn Nia nicht bald zur Erde zurückkehrt, wird es nichts mehr geben, wohin sie zurückkehren könnte.

 

Holen Sie sich dieses heiße Urban-Fantasy-Buch mit fesselnden Abenteuern, historischen Geheimnissen und prickelnder Romantik, in dem Tomb Raider auf Indiana Jones trifft – und sie leben ewig!

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum29. März 2022
ISBN9798201787530
Die Nia Rivers Abenteuer: Die Nia Rivers Abenteuer, #5

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    Buchvorschau

    Die Nia Rivers Abenteuer - Ines Johnson

    KAPITEL EINS

    Jede Geschichte hat ein Ende. Egal, wie lang oder komplex sie ist, ob man sich zurückbewegt, ob man aufwärts oder abwärts geht, oder ob man den bisherigen Weg ein paar Mal kreuzt und dann wieder zurückkehrt, das Ende der Geschichte ist immer unvermeidlich.

    Auch Kreise sind davor nicht gefeit. Gekrümmte Pfade unterliegen immer noch denselben Eigenschaften. Auch sie besitzen einen Startpunkt und einen Endpunkt. Auch wenn es schwieriger sein mag, den Anfang und das Ende zu bestimmen, sind diese Punkte dennoch immer noch da. Es gibt immer noch eine unausweichliche Grenzlinie.

    Jedes Leben ist eine Linie. Es gibt einen festen Punkt, an dem man den Planeten betritt, auf das Pflaster schlägt oder Spuren auf dem Pergament hinterlässt. Und es gibt einen Endpunkt, an dem alle Hinweise auf das Individuum, den Eindruck, die Prägung erlöschen.

    Alle Dinge kommen zu einem Ende. Und das gilt auch für mein Leben. Ich war zwar unsterblich, aber ich hatte nie wirklich geglaubt, dass ich ewig leben würde. Die Rechnung ging nicht zu meinen Gunsten auf.

    Wenn aber dies das Ende war, warum hatte ich dann nicht aufgehört zu sein?

    Diese Gedanken schossen in meinem Kopf umher. Mein Verstand war nicht geschlossen wie ein Kreis. Er fühlte sich grenzenlos und offen an. Es gab keine Linien, keine Ecken und keine Kurven. All das hätte meinen Freund Euklid verwirrt, dem man nachsagt, dass er die mathematischen Grundlagen der Geometrie in ein System gebracht hat.

    Der drahtige alte Mann mit dem langen, weißen Bart, der in zwei Streifen von seinem Kinn herabhing, hatte immer gesagt, dass eine Linie eine Länge ohne Breite sei. Ich erinnerte mich noch genau an den Tag, an dem er das gesagt hatte. Die Sonne Alexandrias hatte meine Haut geküsst, als ich auf den weißen Steinstufen vor der Bibliothek von Alexandria gesessen hatte.

    Meine Erinnerungen an die Zeit vor fünfhundert Jahren waren nicht so lebendig. Diese spezielle Erinnerung jedoch war mehr als zwei Jahrtausende alt, aber sie war klar und detailreich, vom Aroma der Eukalyptusbäume bis hin zum Geschmack des Kardamoms. Und das waren nicht das Einzige, an das ich mich erinnerte.

    Ich erinnerte mich an, nun ja, an alles. War das der Tod? Im Sumpf der kristallklaren Erinnerungen an mein Leben zu schwimmen?

    Dreitausend Jahre an Erinnerungen wirbelten in meinem Kopf herum wie eine Galaxie. Jede einzelne Erinnerung war wie ein leuchtender Stern. Ich musste nur die Hand ausstrecken und sie berühren. Ich griff nach einer der am weitesten entfernten Erinnerungen.

    In der Erinnerung, die ich festhielt, war ich über eine Lehmplatte gebeugt. Männer und Frauen umringten mich, während ich mit einem stumpfen Schilfrohr keilförmige Formen auf die Tafel ritzte. Diese Formen waren Bilder. Genauer gesagt Piktogramme. Eher so etwas wie Keilschrift.

    Oh! Was sagt man dazu? Ich hatte der Menschheit eine der frühesten Formen der Schriftsprache beigebracht.

    Ich griff nach einem anderen hellen Punkt in meinem Gedächtnis, der weiter zurücklag. Diesmal hatte ich einen Spaten in der Hand. Ich war am Graben. Das an sich war noch keine Überraschung. Was mich hingegen verblüffte, war das, was ich in der Erde fand.

    Es war ein gigantischer Schädel mit riesigen, leeren Augenhöhlen, einer langen Schnauze und spitzen Zähnen, die jeweils so groß waren wie die Hand eines Mannes. Die Leute um mich herum schrien und erzählten etwas von Riesen, Unholden, Greifen und Monstern. Aber ich wusste es besser.

    Ich wusste genau, was der Knochen war und zu welchem Tier er gehörte. Ich hatte dieses große Reptil schon einmal gesehen, wie es über die Erde gelaufen und durch den Himmel geflogen war und ein so helles Licht ausgespien hatte, dass es die Baumkronen versengt hatte. Aber in dem Moment konnte ich mich nicht an den Namen dieser großartigen Kreatur erinnern. Jetzt fiel er mir ein: Drache.

    Vorsichtig wischte ich die Erde vom Schädel des Drachen, den ich immer noch nicht bei seinem Namen nennen konnte. Ich wickelte ihn ein und brachte ihn zurück ans Licht, um ihn zu untersuchen. Ich zerbrach mir den Kopf über all die Hinweise, die in ihm schlummerten, aber mir fiel keine Antwort ein. Anstatt, dass es mich beunruhigte, freute es mich zu wissen, dass es Dinge gab, die ich nicht wusste.

    Ich griff über den hellen Lichtpunkt hinaus und fing eine weitere Erinnerung ein, die mein Herz erwärmte. Das erste Mal, dass mein Herz einen Schlag ausgesetzt hatte. Da war ein Junge.

    Ein Junge mit dunklem Haar und gefühlvollen Augen. Er hielt das Leben auf Pergament fest. Er malte in wundervollen Farben und so detailgetreu, dass man kaum glauben konnte, dass die Darstellung nicht echt war.

    Ich bewunderte seine Arbeit. Als er sich zu mir umwandte, raubte mir sein Gesichtsausdruck den Atem. Ein Blick genügte, um eine Verbindung herzustellen, als ob er mich mit seinem Blick berührt hätte. Ein inneres Licht leuchtete auf mich, durch mich hindurch und umfing mich. Ich wusste im tiefsten Inneren meines Wesens, was immer ich auch war, dass diese Verbindung für immer bestehen würde.

    Vor diesem die Seele verändernden Licht gab es nur noch einen anderen hellen Punkt, und ich griff nach ihm. Das war meine erste Erinnerung. Mein Ausgangspunkt, der Moment, in dem ich ins Leben getreten war.

    Ich erinnerte mich daran, dass ich eingewickelt wurde, aber nicht in ein Tuch. Sondern in etwas Weiches, Warmes und Schwammartiges. Es war rot und pulsierte. Ich konnte mich nicht besonders gut bewegen, aber ich hatte auch nicht das Bedürfnis dazu.

    Ich war geborgen. Ich war beschützt. Ich wurde geliebt. Aber dann, eines Tages, stellte diese Welt mich auf den Kopf. Sie drängte mich hinaus.

    Ich erinnerte mich an meine Geburt.

    Das Rot wich der Dunkelheit und dann einem so blendenden Licht, dass ich aufschrie. Ein Gesicht starrte auf mich herab. Sein Ausdruck war unergründlich. Schon als Säugling, der sein neues Leben begann, wusste ich, dass ich mich ruhig verhalten musste, wenn ich unter dem Blick dieser rätselhaften Person stand.

    Mein Schrei brach abrupt ab, so abrupt wie ein Bleistift, der ans Ende eines Blatt Papiers gelangt. Das Gesicht änderte seinen Ausdruck nicht, aber mein Schweigen fühlte sich richtig an. Der Schimmer der Zustimmung gefiel mir. Und dann war das Gesicht verschwunden.

    Arme streckten sich nach mir aus und zogen mich auf warme Haut. Diese Haut war kuschelig-braun und warm. Ihr Gesicht war deutlich zu erkennen. Die rosafarbenen Lippen lächelten breit, und mein Herz schlug schneller. Ich seufzte, als sie mich an ein Herz schmiegte, das genauso schnell schlug wie meines.

    Der Augenblick war vollkommen. Ich dachte, er würde ewig andauern. Das tat er aber nicht.

    Ich bin mir sicher, dass es ein langer Moment war, viele Jahre, sogar Jahrzehnte. Aber nach einiger Zeit lösten sich diese Arme von meinem herangereiften Körper. Meine Mutter war am Ende ihrer Linie angelangt, dem Freispruch ihrer Prägung, der Verabschiedung ihres Eindrucks, der Aufhebung ihres Selbst als Individuum.

    Meine Mutter.

    Ich hatte eine Mutter gehabt. Aber sie war fort. Und jetzt war ich es auch.

    Ich schlug die Augen auf. Genau wie bei meiner Geburt blendete mich ein helles Licht. Ich blinzelte, aber das Licht war nicht so grell, dass es mir geschadet hätte. Stattdessen überwältigte es mich.

    Ich brauchte einen Moment, um mich an das grelle Licht zu gewöhnen, und dann erschien ein Gesicht. Es war nicht das Gesicht meiner Mutter. Es war das unergründliche Gesicht, das rätselhafte Gesicht, das erste Gesicht, das ich nach dem Verlassen des Mutterleibs gesehen hatte.

    Dieses Gesicht starrte mich wieder an. Ich schnappte nach Luft, aber ich schrie nicht. Doch irgendwie wusste ich instinktiv, dass jede Art von Getue nicht gut ankommen würde, dass es diesem Wesen missfallen würde. Und ich wollte nicht, dass sie verärgert war.

    Sie. Ja, dieses Wesen war weiblich.

    Ihre Züge waren weich und rund wie die einer Frau. Aber Frau schien das falsche Wort zu sein. Weiblich, feminin, das waren die passenden Worte. Denn ich wusste, dass sie, obwohl sie weiblich war, kein Mensch war.

    Sie stand nackt da und blickte auf mich herab. Ihr Körper ähnelte dem einer Frau, aber es fehlten einige Merkmale. Zum Beispiel Brüste.

    Sie hatte eine Brust mit Erhebungen, die kaum als A-Körbchen durchgehen konnten, und keine Brustwarzen. Ihre Hüften waren rund und ihr Bauch flach. Sie besaß keinen Bauchnabel. Ihre Gliedmaßen waren lang und durchtrainiert. Sie hatte keine Muskeln, aber irgendetwas sagte mir, dass sie stärker war, als sie aussah.

    Ihre Augen waren groß, außergewöhnlich groß, aber vollkommen symmetrisch. Sie waren so groß wie ein Drittel ihres Gesichts, halbmondförmig und frei von Augenlidern und Wimpern. Sie blinzelte nicht, sie starrte nur. Es war ein blendendes, pupillenloses Starren mit Augen von der Farbe der Sonne, die dieselbe Hitze ausstrahlten.

    Auf ihrem Kopf befanden sich keine Haare. Stattdessen bildeten dort erhabene Knoten ein wirbelndes Muster, ähnlich wie bei den meditierenden Buddha-Statuen, die den Tempel von Angkor Wat in Kambodscha schmücken.

    Ich lag in ihrem hellen Schein und wir starrten einander an. Sie musterte mich wie ein Präparat in einem Labor. Ich versuchte, mich zu bewegen, aber meine Glieder wollten sich nicht rühren. Etwas Unsichtbares hielt mich auf dem Labortisch fest.

    „Halt still, sagte die Frau, „sonst tut das weh.

    Sie hielt den Zeigefinger einer Hand hoch. Mit der anderen Hand schälte sie die Haut von ihrem Finger. Wie in dem Kinderfilm, in dem ein Außerirdischer versucht, nach Hause zu telefonieren, leuchtete ihr Finger auf. Ich konnte mich nicht länger zurückhalten. Ich riss meinen Mund auf und schrie.

    KAPITEL ZWEI

    Der Finger kam immer näher an mich heran. Wie ein stecknadelgroßes Licht, das ein Augenarzt benutzt, um Störungen der Pupille zu erkennen. Das helle Licht war schlimmer, als in Dunkelheit getaucht zu werden. Ich konnte alles sehen, was mit mir geschah.

    Ich war in einer Art Labor gefangen und wurde von einer androgynen, wahnsinnigen Wissenschaftlerin seziert. Nur, dass sie nicht meinen Körper aufschnitt. Als ich auf den Tisch sah, konnte ich meinen Körper gar nicht sehen.

    Es war überhaupt nichts zu sehen. Ich war ein Kopf ohne Körper. Deshalb konnte ich mich auch nicht bewegen.

    Wenn ich vorher nicht schon durchgedreht war, dann erst recht jetzt. War das die Hölle?

    „Halt still, oder deine Brüste werden schief, sagte sie. „Ich glaube kaum, dass ihm das gefallen würde.

    Ihm? Wer ist er? Und was meinte sie damit, dass meine Brüste schief sein würden? Ich hatte doch gar keine Brüste mehr. Und da spürte ich, wie sich meine Brustwarze zusammenzog.

    Ich sah wieder nach unten. Und da war meine rechte Titte. Der glühende, fremde Finger schwebte über meiner Haut, ohne sie zu berühren. Eigentlich bewegten sich beide Hände über mich. Ihre Finger fuhren über mich, wie bei einem Walzer, rechts und links trafen aufeinander und entfernten sich dann wieder voneinander. Sie verschränkten sich ineinander, wie beim Stricken.

    Ja, genau das tat sie. Sie strickte die Haut um mich herum. Das Ich, das ich sehen konnte, war ein Körper aus reinem, weißem Licht.

    „Ich bin nicht tot", sagte ich.

    Sie erwiderte nichts. Ihr Gesicht war vor Konzentration zusammengekniffen, während sie an meinen Bauchmuskeln arbeitete. Ich fand, ich sollte sie nicht unterbrechen, sonst könnte sich mein flacher Bauch in ein Eight-Pack verwandeln.

    Ich wollte noch etwas sagen, eine Frage stellen, aber ich wusste es besser. Na ja, vielleicht wusste ich es besser, aber ich machte es nicht besser.

    „Ich bin nicht tot, wiederholte ich. „Aber ich bin auch nicht gerade lebendig.

    Sie neigte ihren Kopf zur Seite, als ob sie mich aus einem anderen Blickwinkel betrachten wollte. In dem Raum, in dem ich mich befand, gab es nur dieses gleißende Licht auf allen Seiten, und sogar von der Decke bis zum Boden.

    Sie wartete darauf, dass ich meine eigene Frage beantwortete. Dies war ein Test, die letzte Prüfung des Lebens. Leider hatte ich mich nicht darauf vorbereitet. Doch irgendwie kannte ich die Antwort.

    „Ich werde wiedergeboren", sagte ich.

    Die Sekunde, die sie brauchte, um zu antworten, fühlte sich wie eine unendliche Ewigkeit an. Schließlich lächelte sie. Die Haut auf meinem Rücken begann zu kribbeln. Meine Zehen kitzelten. Meine Zehen waren noch nicht vollständig von Haut bedeckt.

    Ich griff nach meinem Kopf, und meine Hand fuhr an die Stelle, an der mein Kopf sein sollte. Ich hielt meine Hand hoch. Meine Finger waren nicht mehr so braun, wie sie es mein ganzes Leben lang gewesen waren. Sie hatten die Farbe des Lichts angenommen. Ich war Licht. Mein Licht wurde langsam von Haut umhüllt. Sie legte sich über das Licht meines Wesens und hüllte mich in die braune Haut, mit der ich ursprünglich geboren worden war.

    Ich wandte mich wieder der Frau zu. Diesmal stellte ich eine Frage. Die wichtigste Frage meines Lebens. Meines alten Lebens und dieses neuen.

    „Was bin ich?"

    „Wie nennst du dich momentan?", wollte die Frau wissen.

    Ich hasste es, dass sie meiner Frage auswich, aber ihr Verhalten kam mir bekannt vor. Ich versuchte, mich wieder zu bewegen, aber ich wusste nicht, wie ich mich bewegen sollte, wenn ich keinen Körper besaß. Ich fühlte mich körperlos wie ein Wesen aus reinem Licht, als könnte ich jeden Moment davonschweben oder mich zerstreuen und auflösen wie eine Welle, die sich in einen riesigen Ozean zurückzieht. Es war beängstigend.

    Selbst mit geschlossenen Augen war alles Licht.

    Ich wusste, wie man das macht, aber allein der Gedanke daran war zu viel. Genauso wie es zu viel war, dass alle meine Erinnerungen auf einmal auf mich einprasselten. Es war, als würde ich seitwärts denken; alles kam aus verschiedenen Richtungen auf mich zu, und ich wusste nicht, wie ich das alles aufnehmen sollte.

    Ich griff wieder nach meinem Kopf und war diesmal froh, etwas Festes zu spüren. Ich öffnete die Augen.

    Sie musterte mich mit derselben Teilnahmslosigkeit in ihrem strahlenden Blick. Ihre Augen bestanden aus reinem Licht, genau wie mein Körper. Aber ich bildete mir nicht ein, dass wir gleich waren. Sie war mehr. Sie war so viel mehr, als ich mir überhaupt vorstellen konnte.

    „Oh mein Gott", flüsterte ich.

    Sie lehnte sich vor. Ihr Mund verzog sich zu etwas, das man als Lächeln interpretieren konnte. „In der Tat."

    Ich atmete tief ein und war mir nicht sicher, ob sich meine Lungen überhaupt schon gebildet hatten. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt Lungen hatte. War Luft für Lichtwesen überhaupt notwendig?

    Und immer noch starrte sie, oder ich nehme an Sie, auf mich herab und wartete geduldig auf meine Antwort.

    „Nia, sagte ich. „Ich nenne mich Nia.

    Sie rümpfte die Nase und blickte in die Ferne, während ihre Finger weiter vor sich hin arbeiteten. Es war täuschend menschlich und gab mir ein gutes Gefühl. Doch dann richtete sie ihre hellen Augen wieder auf mich. Ich hatte es mit jemandem oder etwas zu tun, das ich nicht begreifen konnte.

    „Nia. Sie sprach meinen Namen aus. „Nie-ah. Bei dem Konsonanten drückte sie ihre Zunge an den Gaumen und seufzte dann beim Vokal. „Das gefällt mir nicht."

    Mein Mund, der sich nun vollständig gebildet hatte, klappte bei ihrer Äußerung auf.

    „Aber es ist deine Entscheidung. Sie zuckte mit den Schultern. „Dein freier Wille. Und dann rümpfte sie wieder die Nase, als ob sie meinen Namen in ihrem Kopf wiederholte und ihn genauso abstoßend fand.

    „Und du?, fragte ich. „Wie soll ich dich nennen?

    „Ich finde das Bedürfnis, Dingen einen Namen zu geben, faszinierend."

    Ihre Finger zogen nach oben, als ob sie einen Knoten knüpfen würde. Ich spürte den Zug in meinem Knie, als würde ein Arzt mit einem Gummihammer die Reaktion des Gelenks untersuchen. Mein Bein zuckte, beugte sich und entspannte sich bei ihren Bewegungen. Dann ließ sie ihre gewaltigen Hände hinunter zu meinen Zehen wandern.

    „So wie ich es spannend finde, dass die meisten Wesen es mögen, ihr Innerstes in etwas Stoffliches einzuhüllen. Ich bevorzuge es, mich in meinem natürlichen Zustand zu bewegen, aber ich habe festgestellt, dass sich die meisten in meiner Umgebung dabei unwohl fühlen. Es gab eine Zeit, in der mich das nicht kümmerte, weil

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