Ehe die Sonne sinkt: Wyatt Earp 196 – Western
Von William Mark
()
Über dieses E-Book
Er war groß, breitschultrig, hatte einen Schädel, der auf einem sehnigen Hals saß. Sein Gesicht war von der Sonne braun gebrannt und die Augen hatten einen opalfarbenen Schimmer. Seine Nase war kurz und breit, der Mund ebenfalls. Weit vorspringend und sehr stark ausgeprägt war das Kinn. Er hatte aschbraunes Haar, das struppig unter der breiten braunen Hutkrempe hervorblickte. Sein blaues Hemd war verwaschen und an verschiedenen Stellen mit Flicken besetzt. Die braune Lederweste war kurz und verschlissen. Sie wurde vorn in der Mitte von einer Lederschnur zusammengehalten. Um die Hüfte trug er statt eines Waffengurtes einen Lederriemen, der tief über dem rechten Oberschenkel einen schweren 45er Remington-Revolver hielt. Die Hosen waren aus derben Leinenstoff gefertigt und liefen in die Schäfte der Stiefel hinein. Sein Pferd war ein Pony, das wohl von indianischer Abstammung sein musste und einen sehr ausdauernden Eindruck machte. Das Pferd war texanisch aufgezäumt, was darauf schließen lassen konnte, dass der Mann aus dem heißen Land des großen Sandes stammte. Sein Name war Bud Hickokk. Er kam von den Richard Hills bei Fort Worth in Texas. Es war früher Morgen, als er die Stadt erreichte. Alamosa war damals schon ziemlich groß, und die breite Mainstreet wurde bereits von sieben Querstraßen gekreuzt. Hickokk, der von Osten her kam, aus der Richtung von Fort Garland, hielt am Stadteingang sein Pony an und beschattete die Augen mit der Hand, um die nach Westen hin verlaufende Mainstreet zu überblicken. Um diese Vormittagsstunde herrschte in der Hauptstraße ein geschäftiger Betrieb. Vor den Stores standen Wagen, die auf- und abgeladen wurden, und vor den Schenken waren lange Reihen von Pferden abgestellt. Alamosa bereitete sich auf die Bürgermeisterwahl vor.
Mehr von William Mark lesen
Die großen Western
Ähnlich wie Ehe die Sonne sinkt
Titel in dieser Serie (100)
Wyatt Earp 2 – Western: Im Sand von Texas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann, der stehend sterben wollte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 111 – Western: Um irischen Hanf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 7 – Western: Hölle in Wichita Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 4 – Western: Das Grab am Arkansas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 8 – Western: Der Sternsporenreiter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 9 – Western: Der Eisenweg nach Santa Fé Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 105 – Western: Kilby stirbt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 117 – Western: Endloser Sand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 112 – Western: Schüsse in Fleggers Bar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 121 – Western: Kampf am Lue Lon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 116 – Western: Sein Name war Larkin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 100 – Western: Die Galgenmänner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 101 – Western: Ritt nach Tombstone Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 115 – Western: Wells Fargo-Song Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 106 – Western: Die Flanangans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 6 – Western: Golden Bill Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 103 – Western: Angst vor Phin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 109 – Western: Tod dem Tex Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 3 – Western: Duell am Teufelsturm Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 5 – Western: Der Weg nach Sheridan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 107 – Western: San Pedro Valley Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 110 – Western: Mexico Man Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 120 – Western: Helldorado! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 124 – Western: Navajo Field Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 122 – Western: Um 12 Uhr am O. K. Corral Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 113 – Western: Kampf im Canyon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 104 – Western: Behans Rache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCamp Ladore: Wyatt Earp 131 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 119 – Western: Ich bin der Boß! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Miss Postmaster: Wyatt Earp 190 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Pfeilgift-Trader: Wyatt Earp 168 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 5 – Western: Der Weg nach Sheridan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg nach Sheridan: Wyatt Earp 299 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Weg nach Sheridan: Wyatt Earp 269 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie letzten Tage von Kansas: Kompaktroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMiss Lydia Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKerben im Zügelholm: Wyatt Earp 285 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDAS GESETZ DES WESTENS: Drei klassische Western-Romane in einem Band Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreolenblut: Wyatt Earp 176 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKreolenrache: Die großen Western 283 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ratte von Ottawa: Wyatt Earp 137 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Gesetz von La Punta: Wyatt Earp 192 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoc Holliday 25 – Western: Duell mit Kid Ohio Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEwig Lust auf Mädchen, ewig Lust auf Krieg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesang der Schwäne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGroßfuß Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann, der gerne Frauen küsste Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZUM VERBRECHEN VERFÜHRT: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDSA 73: König der Diebe: Das Schwarze Auge Roman Nr. 73 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMiss Emma und der Abenteurer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHölle Arizona: Wyatt Earp 128 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLady Barbarina: Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Bergpfarrer 109 – Heimatroman: Liebe auf den zweiten Blick Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSam Dodsworth: Satirischer Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFeuer am Rio Grande: Wyatt Earp 233 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWILDES BLUT UND BLAUE BOHNEN: Hardcore-Western, Band 13 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKampf mit McLowery: Wyatt Earp 211 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLady Winchester: Wyatt Earp 165 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDuell mit Flanken: Wyatt Earp 256 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Action- & Abenteuerliteratur für Sie
Robinson Crusoe: Vollständige deutsche Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Schatzberg: Abenteuer in Rumänien Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die drei Musketiere: Illustrierte Fassung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Ruf der Wildnis: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReise um die Erde in 80 Tagen (Illustriert & mit Karte der Reiseroute) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geheime Dinoversum (Band 15) - Die Rettung des Plateosaurus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schatzberg Band 6: Geheimnisse der Menschheitsgeschichte - der Weg in die Göttlichkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenYzra: Das Abenteuer beginnt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDean Koontz - Jane Hawk ermittelt (3in1) Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Das Dorf 1 - Der Fremde: Ein Roman für Minecrafter Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Salomon Siegel Band I: Maria Magdalena Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schatzberg Band 3: Abenteuer in Ägypten: der erste Tunnel Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Schatzberg Band 5: Der Weg nach Shamballah - der zweite Tunnel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOld Surehand I Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Claus Störtebecker (Historischer Roman): Basiert auf dem Leben des berüchtigten Piraten Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Korona Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTHE CAVERN - Das Grauen aus der Tiefe: Horrorthriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSühne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenReptilia Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMilas Reise - Etappe 1: Mila und Josh Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBushcraft und Survival Basiswissen: Ratgeber für Recht, Theorie und Praxis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Zeitmaschine Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Scary Harry (Band 1) - Von allen guten Geistern verlassen: Lustiges Kinderbuch ab 10 Jahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Still: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWings of Fire (Band 1) – Die Prophezeiung der Drachen: Spannendes Kinderbuch für Drachenfans ab 11 Jahre Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Robinson Crusoe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenALIEN: INVASION: SciFi-Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu viele Putzfrauen: Ein Wiener Krimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Ehe die Sonne sinkt
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Ehe die Sonne sinkt - William Mark
Wyatt Earp
– 196 –
Ehe die Sonne sinkt
William Mark
Er war groß, breitschultrig, hatte einen Schädel, der auf einem sehnigen Hals saß. Sein Gesicht war von der Sonne braun gebrannt und die Augen hatten einen opalfarbenen Schimmer. Seine Nase war kurz und breit, der Mund ebenfalls. Weit vorspringend und sehr stark ausgeprägt war das Kinn. Er hatte aschbraunes Haar, das struppig unter der breiten braunen Hutkrempe hervorblickte. Sein blaues Hemd war verwaschen und an verschiedenen Stellen mit Flicken besetzt. Die braune Lederweste war kurz und verschlissen. Sie wurde vorn in der Mitte von einer Lederschnur zusammengehalten. Um die Hüfte trug er statt eines Waffengurtes einen Lederriemen, der tief über dem rechten Oberschenkel einen schweren 45er Remington-Revolver hielt. Die Hosen waren aus derben Leinenstoff gefertigt und liefen in die Schäfte der Stiefel hinein.
Sein Pferd war ein Pony, das wohl von indianischer Abstammung sein musste und einen sehr ausdauernden Eindruck machte. Das Pferd war texanisch aufgezäumt, was darauf schließen lassen konnte, dass der Mann aus dem heißen Land des großen Sandes stammte.
Sein Name war Bud Hickokk. Er kam von den Richard Hills bei Fort Worth in Texas.
Es war früher Morgen, als er die Stadt erreichte. Alamosa war damals schon ziemlich groß, und die breite Mainstreet wurde bereits von sieben Querstraßen gekreuzt.
Hickokk, der von Osten her kam, aus der Richtung von Fort Garland, hielt am Stadteingang sein Pony an und beschattete die Augen mit der Hand, um die nach Westen hin verlaufende Mainstreet zu überblicken.
Um diese Vormittagsstunde herrschte in der Hauptstraße ein geschäftiger Betrieb. Vor den Stores standen Wagen, die auf- und abgeladen wurden, und vor den Schenken waren lange Reihen von Pferden abgestellt.
Alamosa bereitete sich auf die Bürgermeisterwahl vor. Das war jedes Jahr im August ein besonderes Fest, das in der Stadt mit großem Tamtam begangen wurde.
Vor dem Gold-Digger Saloon von Lerry Dimage stand wenigstens ein Dutzend Pferde, die alle auf der rechten Hinterhand ein großes verschlungenes Mal trugen, das Zeichen der Monty-Ranch.
Lerry Dimage war der Erste, der Hickokk entdeckte.
Siebenunddreißig Jahre war Dimage an diesem Tage alt. Er stammte aus Chattanooga in Tennessee. Ein wechselvolles Leben lag hinter dem schlank gebauten, hochgewachsenen Mann mit den scharfen Augen und der gebogenen Adlernase, dem strichdünnen Mund und den seltsam hellen Augen. Als er vor sieben Jahren nach Alamosa kam, hätte ihm niemand zugetraut, dass er hier dieses Eckhaus kaufen würde und aus dem alten Trödlerladen den großen Spielsaloon bauen könnte. Aber er hatte ihn aufgebaut und zu einem Anziehungspunkt der Stadt und der ganzen Gegend gemacht.
Dimage, der am Eingang gestanden hatte und den Reiter beobachtete, hatte plötzlich eine harte Falte zwischen seinen ausrasierten Brauen stehen. Der Mann, der da kam, jagte ihm einen Schrecken ein.
Denn nicht alles in der Vergangenheit des Salooners war so, als dass er es vor jedem Menschen hätte aufblättern können. So hatte es beispielsweise vor einem Jahrzehnt drüben in Chattanooga Dinge gegeben, von denen er gehofft hatte, dass sie niemals an das Licht der Öffentlichkeit, geschweige denn hierher dringen würden.
Als der Salooner den Reiter so daherkommen sah, war er überzeugt, seiner Erfahrung und seinem Scharfblick trauen zu können. Er sah in dem Mann einen Schießer. Einen Revolvermann.
Und mit dieser Vermutung ging der Tennessee-Mann nicht einmal fehl.
Es war eine düstere Geschichte, und Dimage war in seiner Seele schon davon überzeugt gewesen, dass sie längst in den Schatten der Vergangenheit versunken wäre. Es war um ein Mädchen gegangen damals, um die siebzehnjährige Lou Landale. Sie war die Tochter des First-Mayors von Chattanooga. Ein nicht sehr hübsches Mädchen, das aber nicht nur einen First-Mayor als Vater, sondern eine steinreiche Frau zur Mutter hatte. Die kleine Lou Landale hatte sich in den schmucken Keeper aus dem Westminster Saloon verliebt.
Dimage, dem die Kleine nicht einmal sonderlich gefiel, war gewissenlos genug, die Liebe des Mädchens auszunutzen. Allerdings – an eine Heirat dachte er nicht. Er hoffte nur, das Geld der kleinen Lou Landale an sich bringen zu können – oder zumindest doch ein gutes Teil davon. Er hätte die Mayorstochter auch gar nicht heiraten können, denn er war bereits seit einer Reihe von Jahren mit einer Tänzerin aus der Mont Gommery Bar verheiratet.
Und eines Abends hatte dann die kleine Lou bei ihm vor der Zimmertür gestanden.
Dimage hatte ihr sofort angesehen, dass etwas schiefgelaufen sein musste.
Das Mädchen erklärte ihm, dass sein Vater hinter die Geschichte mit dem Keeper gekommen wäre, und zur Verblüffung Dimages hatte der First Mayor nicht etwa von Lou verlangt sich von dem Mann zu trennen, sondern sie aufgefordert, ihn für den kommenden Abend in sein Haus zu bestellen.
Landale wollte mit ihm sprechen.
Und das war etwas, was für Dimage unmöglich war. Er hätte niemals mit dem Mayor offen sprechen können. Deshalb packte er noch in der gleichen Nacht seine Koffer und verschwand. Allerdings – auch ohne seine Frau.
Wenige Tage später hörte er in einem zwölf Meilen nordwestlich gelegenen Ort namens Sewanee, dass sich die kleine Lou Landale vergiftet hätte.
Hatte er bisher die Absicht gehabt, sich nur eine Weile von der Stadt fernzuhalten, um dann zurückzukehren und die alten Verbindungen irgendwie wieder aufzunehmen, so stand es nun für ihn fest, dass er nicht nur Chattanooga, sondern auch ganz Tenessee verlassen musste.
In panikartiger Flucht zog er westwärts und rastete nicht eher, als bis er das ferne Colorado erreicht hatte.
Und es war nicht nur die Flucht vor dem betrübten Vater, sondern auch die Furcht davor, dass herausgekommen sein könnte, dass Lou Landale ihm eine ganze Menge Geld gegeben hatte: in der verzweifelten Hoffnung, ihn damit an sich binden zu können. Das war der Hauptgrund, weshalb er sich so weit absetzte. Denn dass sich ein Mädchen das Leben aus Liebeskummer nahm, gab es schon öfter einmal; die Sache mit dem Geld aber war gefährlich für ihn. Aus diesem Grund hatte er so viel Land zwischen sich und seine Heimat Chattanooga gebracht.
Hier in dem fernen, wilden, steinigen und doch so heißen Alamosa hatte er eine zweite Heimat gefunden. Er hatte mit dem Geld der Lou Landale den Saloon hier aufgebaut, der in kürzester Zeit eine ausgezeichnet florierende Spielhölle geworden war.
Hatte er anfangs auch noch an das Mädchen gedacht und die Furcht nie abschütteln können, dass ihr Vater ihn verfolgen lassen könnte, so hatte sich das mit der Zeit doch gegeben. Und nach zwei Jahren war er davon überzeugt, dass alles in Vergessenheit versunken sei.
Und nun tauchte da plötzlich ein Mann auf, dessen Anblick ihn schlagartig in Angst und Schrecken versetzte.
Sicher, der Salooner Dimage hatte schon viele Männer gesehen, denen man den Revolverschwinger auf zwanzig, ja, auf dreißig Schritt ansah, aber niemals bisher hatte ihn einer erschrecken können.
Dieser Fremde aber, der da mit den schimmernden opalfarbenen Augen, die etwas Raubtierartiges an sich hatten, in die Stadt gekommen war, hatte ihn direkt schockiert.
Schlagartig glaubte er zu spüren, dass da sein Schicksal in die Stadt gekommen sei.
Landale hatte also seine Rache nicht begraben können. Fast ein volles Jahrzehnt hatte er den Hass auf den Mann, der seiner Tochter und damit auch ihm so übel mitgespielt hatte, aufgespart. Jetzt hatte er diesen Mann geschickt, um endlich bittere Rache zu nehmen.
Es war merkwürdig, dass Dimage so viele Jahre überhaupt keine Furcht gekannt hatte und nun plötzlich bis in die Grundfesten seines Wesens beim Anblick dieses Fremden erbebte.
Er musste sich Mühe geben, nicht auf dem Absatz kehrtzumachen, wandte sich langsam um, schob die beiden bastgeflochtenen Schwingarme der Schankhaustür auseinander und betrat den Saloon.
Einen Augenblick starrte er in das Dunkel, an das sich seine Augen noch nicht gewöhnen konnten, dann ging er langsam an der Theke vorbei, die Treppe hinauf ins Obergeschoss und betrat sein Büro.
Da stand er am Fenster und linste durch die Gardine hinunter auf die Straße.
Der Fremde hatte jetzt an der Kreuzung haltgemacht und sah sich nach allen Seiten um.
Dimage hielt den Atem an vor Erregung.
Well, dachte er bei sich, er wird mich natürlich nicht gleich finden und wenn, dann wird er mich auch noch eine Weile zappeln lassen. Zu viel hatte man von den Gewohnheiten der Revolvermänner gehört.
Der Zweite, der den Fremden beobachtet hatte, war ein großer vierschrötiger Mensch mit vollem roten Gesicht, dessen Wangen von blauen Äderchen durchzogen waren. Er hatte einen kahlen Schädel, einen mächtigen Brustkorb, prankenartige Hände, trug einen guten grauen Anzug und ein offenstehendes grünes Hemd. Es war der Trader Fred Carrings, einer der reichsten Leute in Alamosa. Sein Store lag schräg gegenüber vom Gold-Digger Saloon.
Carrings war ein Mann in den Vierzigern. Er lebte ein Jahr länger als Dimage in der Stadt. Irgendwo aus Kentucky war er gekommen. Niemand wusste genau woher.
Erst sehr viel später sollte man erfahren, dass er keineswegs aus Kentucky, sondern aus dem benachbarten Indiana, und zwar aus der kleinen Ansiedlung King in der Nähe der Stadt Princeton stammte. Wenn ihn außer dem Geld auch nichts mit seinem Gegenüber, dem schlankgliedrigen, fahlgesichtigen Salooner Dimage verband, so schien das nur so. Denn es verband ihn vor allem ein ganz ähnliches Schicksal mit Dimage. Auch er hatte vor mehr als einem halben Jahrzehnt eine düstere Geschichte in seiner Heimat erlebt, die er dadurch hinter sich zu bringen suchte, dass er möglichst viel Land zwischen sich und Indiana brachte.
Bei ihm war es keine Frau gewesen, sondern ein Geschäftspartner, und zwar der kleine jüdische Trader Daniel Rosenbaum. Er stammte aus dem fernen Deutschland, jenseits des großen Teiches, und hatte hier mit sehr viel Geschick einen schönen Shop aufgebaut.
Carrings, der völlig mittellos war, hatte bei Rosenbaum eine Stellung gefunden und etliche Jahre bei ihm gearbeitet.
Bis er eines Tages aus dem Geschäft ausschied, um an einer anderen Ecke der Stadt einen eigenen Laden aufzumachen.
Woher er das Geld so plötzlich hatte, ein Haus zu