5 gegen Luke: Wyatt Earp 175 – Western
Von William Mark
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Es war Mitternacht. Auf der sandigen Overlandstreet, die zum Canadian führte, ritt auf einem schwarzen Hengst ein geradezu herkulisch gebauter Mensch. Er saß nach Indianerart im Sattel, hatte die linke Schulter etwas vorgebeugt, und der rechte Arm hing frei herunter. Seine Kleidung war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er mochte wohl ein dunkles Kattunhemd und ein schwarzes Halstuch tragen. Wohl zu erkennen waren aber sein weiß leuchtender Stetsonhut und die beiden blanken Kolben seiner schweren fünfundvierziger Revolver, die in den Halftern des Kreuzgurtes steckten. Der Reiter hatte ein markant geschnittenes, sehr männliches, ja, abenteuerlich wildes Gesicht, in dem ein hell blickendes Augenpaar funkelte. Im Lederschuh rechts vor der Lassoleine steckte ein schweres Winchestergewehr, in dessen hellen Kolben mit dunklerem Holz die beiden großen Buchstaben L S eingelegt waren.Der Reiter war der Texaner Luke Short.Es gab in den 80er Jahren zwischen dem Golf von Mexico und der Grenze Canadas, zwischen dem breiten Missouristrom und der Küste Californias sicher keinen echten Mann, der seinen Namen nicht gekannt hätte.Der Hüne war auf dem Ritt nach Süden. Er hatte seine beiden Freunde, den berühmten Marshal Earp und seinen Gefährten Doc Holliday, bis zur Grenze von Oklahoma gebracht und ihnen zuvor noch in einem Gefecht in der kleinen Oklahomastadt Gray beistehen können.Luke Short war ein Abenteurer reinsten Geblüts. Früher war er lange Jahre Horse Boy (Pferde-Cowboy) gewesen, hatte sich dann als Schwellenleger bei der Bahn verdingt, war der Führer eines Sprengkommandos in einem Silberbergwerk, war Lokführer, Rodeo-Reiter, Treckführer, Trail-Boß und sogar Sheriff gewesen. Auch hatte er schon mit seinem Freund Earp oben in den Bergen Colorados als Woodcutter (Holzfäller) gearbeitet.Die Overlandstreet führte durch leicht hügeliges, nur zuweilen mit Büschen besetztes Land, dessen Eintönigkeit hin und wieder durch eine der riesigen Turmkakteen unterbrochen wurde.Die Stadt Perryton lag bereits vier Meilen hinter ihm, und die Straße führte immer noch schnurgerade dem fernen Canadian entgegen. Jetzt tauchten rechts und links Tecarillabüsche und auch Mesquitegestrüpp auf. Im leichten Galopp zog der starke Rapphengst über den sandigen Boden dahin.Plötzlich, bei einer riesigen Turmkaktee, ging durch den Körper des Tieres ein Ruck.
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5 gegen Luke - William Mark
Wyatt Earp
– 175–
5 gegen Luke
William Mark
Es war Mitternacht. Auf der sandigen Overlandstreet, die zum Canadian führte, ritt auf einem schwarzen Hengst ein geradezu herkulisch gebauter Mensch. Er saß nach Indianerart im Sattel, hatte die linke Schulter etwas vorgebeugt, und der rechte Arm hing frei herunter. Seine Kleidung war in der Dunkelheit nicht zu erkennen. Er mochte wohl ein dunkles Kattunhemd und ein schwarzes Halstuch tragen. Wohl zu erkennen waren aber sein weiß leuchtender Stetsonhut und die beiden blanken Kolben seiner schweren fünfundvierziger Revolver, die in den Halftern des Kreuzgurtes steckten. Der Reiter hatte ein markant geschnittenes, sehr männliches, ja, abenteuerlich wildes Gesicht, in dem ein hell blickendes Augenpaar funkelte. Im Lederschuh rechts vor der Lassoleine steckte ein schweres Winchestergewehr, in dessen hellen Kolben mit dunklerem Holz die beiden großen Buchstaben L S eingelegt waren.
Der Reiter war der Texaner Luke Short.
Es gab in den 80er Jahren zwischen dem Golf von Mexico und der Grenze Canadas, zwischen dem breiten Missouristrom und der Küste Californias sicher keinen echten Mann, der seinen Namen nicht gekannt hätte.
Der Hüne war auf dem Ritt nach Süden. Er hatte seine beiden Freunde, den berühmten Marshal Earp und seinen Gefährten Doc Holliday, bis zur Grenze von Oklahoma gebracht und ihnen zuvor noch in einem Gefecht in der kleinen Oklahomastadt Gray beistehen können.
Luke Short war ein Abenteurer reinsten Geblüts. Früher war er lange Jahre Horse Boy (Pferde-Cowboy) gewesen, hatte sich dann als Schwellenleger bei der Bahn verdingt, war der Führer eines Sprengkommandos in einem Silberbergwerk, war Lokführer, Rodeo-Reiter, Treckführer, Trail-Boß und sogar Sheriff gewesen. Auch hatte er schon mit seinem Freund Earp oben in den Bergen Colorados als Woodcutter (Holzfäller) gearbeitet.
Die Overlandstreet führte durch leicht hügeliges, nur zuweilen mit Büschen besetztes Land, dessen Eintönigkeit hin und wieder durch eine der riesigen Turmkakteen unterbrochen wurde.
Die Stadt Perryton lag bereits vier Meilen hinter ihm, und die Straße führte immer noch schnurgerade dem fernen Canadian entgegen. Jetzt tauchten rechts und links Tecarillabüsche und auch Mesquitegestrüpp auf. Im leichten Galopp zog der starke Rapphengst über den sandigen Boden dahin.
Plötzlich, bei einer riesigen Turmkaktee, ging durch den Körper des Tieres ein Ruck. Der Hengst strauchelte, und der Riese wurde in einem gewaltigen Bogen abgeschleudert.
Höchstwahrscheinlich wäre Luke Short gar nicht so hart aufgeschlagen, wenn er nicht mit seinen Gedanken weit, weit weg gewesen wäre, nämlich unten in der fernen Stadt Turkey, wo ihm vor wenigen Tagen durch die Hand eines irrsinnigen Gravediggers die Frau genommen worden war, für die in seinem Herzen ein Feuer zu brennen begonnen hatte.
So war der Sturz plötzlich wie ein Gewitterschlag über ihn gekommen. Dennoch war es dem Riesen im allerletzten Bruchteil einer Sekunde gelungen, den Kopf einzuziehen, so daß er mit der Schulter aufkam.
Doch der Schlag war so hart und unglücklich gewesen, daß der Riese benommen an der Erde liegenblieb. Er war nämlich mit dem Rückgrat gegen den eisenharten Fuß der Kaktee geschlagen.
Nur Augenblicke hatte Luke im Halbdämmer an der Erde gelegen, bis er aus weiter Ferne Schritte und Stimmen zu hören glaubte. Mit der Energie eines echten Westmanns riß er sich aus der Benommenheit, kam auf alle Viere – und da hörte er auch schon anstürmende Männer und ihre unterdrückten Schreie.
Noch ehe es dem Tex geglückt war, auf die Beine zu kommen, waren sie über ihm. Zwei, vier waren es wenigstens. Sie hatten sich mit ganzem Gewicht und aller Gewalt auf ihn geworfen, um ihn an die Erde niederzureißen.
Aber die Wegelagerer hatten die Kraft des Goliaths offensichtlich unterschätzt. Denn die Gefahr hatte den Riesen wieder in den Vollbesitz seiner Reaktionsfähigkeit gebracht. Wie einen Spielball schleuderte er einen Mann, der ihm im Genick hing, von sich, packte mit der Rechten den nächsten, riß ihn sich vom Rücken und stieß ihn zur Seite. Dann hieb er dem Dritten den Ellbogen in die Brust, daß die Rippen zu knacken schienen. Schon hatte er sich auf das linke Knie gestützt, riß das rechte hoch und schleuderte einen neuen Angreifer mit einem rechten Haken nach vorn.
Da sprang ihm ein Gegner in den Rücken.
Luke packte ihn blitzschnell und schleuderte ihn im Überwerfer von sich.
Der Mann schlug hart und krachend gegen die Turmkaktee, wo er liegenblieb.
Aber wieder hechtete Luke einer in die Flanke und ein zweiter in den Rücken.
Dann war auch wieder der dritte da. Und der vierte!
Die fünf Wegelagerer Guy Richmond, Ferry Tweed, Ric Morton, Flip Spokane und Bruce Migg hatten sich den Überfall ganz sicher nicht so schwer vorgestellt.
Morton lag reglos am Fuß der Kaktee, Spokane kniete links neben einem Tecarillabusch und rang nach Atem. Richmond hatte einen krachenden Haken am Jochbein eingefangen und glaubte den Hufschlag eines Pferdes kassiert zu haben.
Allein Migg und Tweed waren noch obenauf. Sie warfen sich mit der Wut der Verzweiflung auf dieses menschliche Bollwerk, das sich da nicht bezwingen lassen wollte.
Da prallte ein kurzer Rechtshänder auf die Herzspitze von Migg und warf ihn yardweit zurück.
Sofort war Tweed da und hechtete dem Texaner mit vorgestrecktem Kopf wie ein Geschoß in die Flanke.
Aber ein schwerer linker Handkantenschlag sauste wie ein Dampfhammer nieder und riß Migg schwerbetäubt zu Boden.
Der Kampf war aus.
Wie ein Fels im Meer, breitbeinig und geradezu gigantisch stand der Mann aus Turkey da. Luke hatte eine fünffache Übermacht an die Erde geschickt. Nur Keuchen, Ächzen und Stöhnen war um ihn.
Da aber federte ihm der Riese entgegen, riß den rechten Fuß hoch und stieß ihm die Waffe mit einem Tritt aus der Faust.
Spokane schrie auf.
Und da war auch Morton wieder oben; auch er glaubte, zum Revolver greifen zu können.
Aber der Riese wirbelte herum, riß einen Backhander mit, der Morton krachend an der Kinnlade traf.
Tweed hatte sich wieder gefangen und griff nach dem Messer.
Da hatte Luke Short ihn schon erreicht, packte ihn an der Schulter, riß ihn wie einen Knaben von der Erde hoch und stieß ihn gegen Richmond, der ebenfalls wieder hatte aufstehen wollen.
Nun hatte der Goliath die Geduld verloren. Er zog beide Revolver aus den Halftern und spannte die Hähne.
»Tut mir leid, Boys, ich habe eine Menge für muntere Unterhaltungen übrig, aber die Stunde dafür habt ihr schlecht gewählt. Hände hoch!«
Er nahm Richmond, Tweed, Morton und Spokane die Waffen weg.
Als er sich über Migg beugen wollte, fuhr der plötzlich hoch, und ein Schuß jagte durch die Nacht. Die Kugel versengte die weiße Hutkrempe des Riesen.
Anstatt den Schuß zu erwidern, hieb der Goliath dem Banditen eine klatschende Ohrfeige ins Gesicht. Der Tennessee-Man Bruce Migg stieß einen heiseren Schrei aus und torkelte zurück.
Luke folgte ihm, nahm auch ihm die Waffe weg und schob sie zu den anderen in seinen Gurt.
Nur Morton kniete jetzt noch an der Erde. Richmond hielt sich den Schädel. Spokane hatte die Hand ins Genick gelegt. Tweed preßte sich sein Halstuch auf die Lippen, die offenbar aufgesprungen waren.
»Die Show ist zu Ende, Gentlemen. Es war ganz unterhaltsam. Ich hoffe, daß es euch ebensoviel Spaß gemacht hat wie mir.« Luke wandte sich um, ging zu seinem Pferd, zog sich in den Sattel und tippte grüßend an den Hutrand. »Ihr werdet nichts dagegen haben, daß ich nach dieser kleinen Unterbrechung meinen Ritt fortsetze.«
Mit verblüfften Gesichtern blickten die Banditen hinter ihm her.
Der Riese hielt auf die Turmkaktee zu, brachte seinen Hengst plötzlich nach links und trieb ihn dann mit einem lauten Heya! Ho! an, während er auf ein großes Tecarillagebüsch zupreschte.
Was er erwartet hatte, geschah: hinter den Büschen hatten die Pferde der Tramps gestanden, die nun aufgeschreckt wurden und vorwärtsstoben. Als der schwarze Hengst des Riesen an ihnen vorbeizog, folgten ihm die anderen Tiere.
Laute Wutschreie kamen von der Overlandstreet her.
Luke ritt einen Bogen nach Westen, hatte die reiterlosen Pferde, die seinem schnellen Hengst nicht länger zu folgen vermochten, hinter sich gelassen und hielt auf die Overlandstreet zurück.
Mindestens anderthalb Meilen hatte er zwischen sich und die Überfallstelle gebracht.
Den Fight hatte er bald vergessen. Nur der versengte Hutrand erinnerte ihn noch daran. Aber Luke fand den weißen Stetson noch immer sehr schön. Der zunehmende Mond warf ein fahles Licht auf den Sand, und die Schlagschatten der Turmkakteen fielen wie schwarze Striche in das fahle Weißgrau des Bodens.
Plötzlich begann der Hengst leicht zu humpeln. Der Tex stieg ab, tastete den linken Vorderlauf des Tieres ab und stellte eine Schwellung oberhalb des Knöchels fest.
Kein Zweifel, das Tier mußte sich vorhin bei dem Sturz verletzt haben.
Denn inzwischen war Luke längst klar, daß die Tramps ihn mit einem üblen Trick aus dem Sattel gebracht hatten. Für einen solchen Trick hatten die Banditen höchstwahrscheinlich zwei Holzpflöcke rechts und