Suche Mann zum Pferde stehlen: Toni der Hüttenwirt 151 – Heimatroman
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"Toni, der Hüttenwirt" aus den Bergen verliebt sich in Anna, die Bankerin aus Hamburg. Anna zieht hoch hinauf in seine wunderschöne Hütte – und eine der zärtlichsten Romanzen nimmt ihren Anfang. Hemdsärmeligkeit, sprachliche Virtuosität, großartig geschilderter Gebirgszauber – Friederike von Buchner trifft in ihren bereits über 400 Romanen den Puls ihrer faszinierten Leser.
Toni fand einen Parkplatz direkt vor der Verwaltungsstelle der Bergwacht in Kirchwalden. Er betrat das Gebäude und durchschritt den langen Flur, an dessen Ende sich das Dienstzimmer des Leiters der örtlichen Bergwachtstation befand. Die Tür stand offen.
Leonhard Gasser, Leo gerufen, war ein guter Freund von Toni und stammte ebenfalls aus Waldkogel. Er telefonierte und winkte Toni zu. Mit einer Handbewegung deutete Leonhard auf die Sitzecke in seinem Dienstzimmer.
Leonhard hielt einen Augenblick die Sprechmuschel zu und sagte:
»Bin gleich fertig!«
Es dauerte auch nicht mehr lange, dann war das Gespräch zu Ende.
Leonhard stand auf und seufzte. Er ging auf Toni zu.
»Grüß dich, Toni! Mei, ist des ein saumäßiger Vormittag. Es gibt Tage, da bin sogar ich richtig genervt. Deshalb freue ich mich umso mehr, Besuch von einem so lieben Freund zu bekommen.«
Toni lachte und schüttelte dem Freund die Hand.
»Mei, jetzt machst mich verlegen, Leo, und nimmst mir ein bisserl den Wind aus den Segeln, wie Anna es sagen würde.«
Leo rieb sich das Kinn.
»Dann hast du etwas auf dem Herzen. Na ja, heute kommt es nimmer darauf an.«
»Leo, mei, was bist so frustriert? So kenne ich dich net.«
Leonhard Gasser schaute auf die Uhr.
»Weißt du was, wir verlassen diesen Ort und gönnen uns im Biergarten eine schöne Brotzeit.«
»Des ist ein Wort«, stimmte ihm Toni zu.
Die beiden Freunde gingen hinaus.
Leonhard Gasser holte sich am Empfang einen Piepser, den er für Notfälle immer mitnahm, wenn er sich außerhalb des Gebäudes aufhielt.
Sie gingen nur einige Straßen weiter. Dort setzten sie sich in einen kleinen Biergarten auf der Rückseite
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Buchvorschau
Suche Mann zum Pferde stehlen - Friederike von Buchner
Toni der Hüttenwirt
– 151–
Suche Mann zum Pferde stehlen
Das Schicksal führt Petra nach Waldkogel
Friederike von Buchner
Toni fand einen Parkplatz direkt vor der Verwaltungsstelle der Bergwacht in Kirchwalden. Er betrat das Gebäude und durchschritt den langen Flur, an dessen Ende sich das Dienstzimmer des Leiters der örtlichen Bergwachtstation befand. Die Tür stand offen.
Leonhard Gasser, Leo gerufen, war ein guter Freund von Toni und stammte ebenfalls aus Waldkogel. Er telefonierte und winkte Toni zu. Mit einer Handbewegung deutete Leonhard auf die Sitzecke in seinem Dienstzimmer.
Leonhard hielt einen Augenblick die Sprechmuschel zu und sagte:
»Bin gleich fertig!«
Es dauerte auch nicht mehr lange, dann war das Gespräch zu Ende.
Leonhard stand auf und seufzte. Er ging auf Toni zu.
»Grüß dich, Toni! Mei, ist des ein saumäßiger Vormittag. Es gibt Tage, da bin sogar ich richtig genervt. Deshalb freue ich mich umso mehr, Besuch von einem so lieben Freund zu bekommen.«
Toni lachte und schüttelte dem Freund die Hand.
»Mei, jetzt machst mich verlegen, Leo, und nimmst mir ein bisserl den Wind aus den Segeln, wie Anna es sagen würde.«
Leo rieb sich das Kinn.
»Dann hast du etwas auf dem Herzen. Na ja, heute kommt es nimmer darauf an.«
»Leo, mei, was bist so frustriert? So kenne ich dich net.«
Leonhard Gasser schaute auf die Uhr.
»Weißt du was, wir verlassen diesen Ort und gönnen uns im Biergarten eine schöne Brotzeit.«
»Des ist ein Wort«, stimmte ihm Toni zu.
Die beiden Freunde gingen hinaus.
Leonhard Gasser holte sich am Empfang einen Piepser, den er für Notfälle immer mitnahm, wenn er sich außerhalb des Gebäudes aufhielt.
Sie gingen nur einige Straßen weiter. Dort setzten sie sich in einen kleinen Biergarten auf der Rückseite einer Gastwirtschaft. Sie ließen sich erst einmal zwei Maß Bier bringen, stießen an und tranken.
»So, Toni, was gibt es? Raus mit der Sprache!«
»Du zuerst, Leo!«
»Da gibt es net viel zu sagen. Die Bergwacht hat vor zwei Wochen einen Extremkletterer gerettet. Mei, der war in einer sehr misslichen Lage. Er war verletzt, hatte das Bewusstsein verloren und lag auf einem Felsvorsprung. Sein Glück war, dass ihn jemand zufällig durch das Fernglas entdeckte und uns sofort verständigte. Net auszudenken, was sonst geschehen wäre. Der Bursche hatte kein Handy dabei. Jedenfalls war es schwer, ihn aus der Schlucht zu holen. Wir waren mit dem ganzen Team und zwei Hubschraubern dort. Jetzt beschwert sich der Bursche, dass wir seine Sachen, irgendeine Tasche mit einer Filmausrüstung, nicht mitgenommen haben. Aber ich habe nix am Unfallort rumliegen gesehen. Außerdem waren wir froh, dass wir ihn überhaupt retten konnten. Jetzt droht er uns mit einem juristischen Nachspiel und fordert Schadensersatz.«
»Der ist wohl völlig deppert?«, empörte sich Toni.
»Du sagst es! Der sollte uns dankbar sein. Wir haben ihm das Leben gerettet. Aber für ihn zählt des wohl net. Er war beruflich unterwegs und behauptet, ihm sei durch unsere Nachlässigkeit ein immenser materieller Schaden entstanden. Er macht wohl Filme über die Berge und das Klettern.«
»Ja, ist dem net klar, dass er jetzt im Himmel sein könnte?«
»Toni, Burschen wie er, die leben in dem Wahn, dass ihnen nie etwas geschehen könnte. Sie verdrängen negative Erfahrungen.«
Leonhard seufzte.
»Toni, es ist net so, dass wir von der Bergwacht Dank erwarten. Aber dass man noch beschimpft und verdächtigt wird, sich illegal Filmmaterial angeeignet zu haben, des macht mich wütend.«
»Was machst du jetzt?«
»Ich habe die Sache nach oben weitergegeben. Die haben im Hauptbüro Juristen. Die werden sich darum kümmern. Der wird sich wundern, wenn die ihm eine Rechnung über den Rettungseinsatz schicken, so kann man es nämlich auch machen. Er war in gesperrtem Gebiet unterwegs, also auf eigene Gefahr.«
Die Bedienung im Dirndl brachte die Brotzeit. Die Männer griffen zu.
»›Gesperrtes Gebiet‹, des ist mein Stichwort, Leo. Ich war heute Morgen schon auf dem Rathaus und hab’ mit dem Fellbacher geredet. Die Souvenirjäger am ›Engelssteig‹, diese hämmernden Spechte, die rauben uns den letzten Nerv.«
»Des kannst laut sagen. Ich hatte die Tage frei und war daheim. Ich saß auf meinem Balkon und wollte lesen. Diese Klopferei nervt wirklich und es wird immer schlimmer. Die Ruhe in unserem schönen Waldkogel ist dahin, seit Hunderte von sogenannten Pilgern mit Hammer und Meißel am ›Engelssteig‹ stehen und sich kleine Andenken herausklopfen. Ich bin gestern mal vorbeigeflogen. Toni, des nimmt inzwischen Ausmaße an, die man schon als kriminell bezeichnen kann.«
»Richtig, Leo! Und deshalb bin ich hier. Ich will dich direkt fragen: Kann die Bergwacht Einfluss darauf nehmen, dass der ›Engelssteig‹ gesperrt wird?«
»Des ist ja ein ganz radikaler Gedanke, Toni«, lachte Leonhard.
»Sicher ist der radikal. Die Bergsteiger, die rauf auf den Gipfel wollen, die werden ärgerlich sein. Aber dafür habe ich mir auch schon etwas überlegt. Die wirklichen Gipfelstürmer, die können zu uns auf die Berghütte kommen und von dort aus aufbrechen. So müsste man nur das untere Drittel bis zur Hälfte des Bergs sperren. Wenn die Pilger nimmer einfach so weiter können, dann wird der Besucherstrom abnehmen.«
Leonhard Gasser rieb sich das Kinn.
Er dachte nach.
»Gibt es sonst keine Handhabe gegen diese Touristen?«
»Mei, Leo, du weißt doch, dass die Halte- und Parkverbote in Waldkogel nichts gebracht haben. Ich denke mir, dass die Bergwacht mehr Autorität besitzt. Der Reisegesellschaft wird nichts anderes übrigbleiben, als die Fahrten nach Waldkogel zu stoppen. Auf jeden Fall würden die Fahrten dann unattraktiv. Pfarrer Zandler hat auch schon Maßnahmen ergriffen. Er schließt unsere schöne Kirche nur noch zu den Zeiten auf, an denen er Messe hält. Wenn sonst jemand aus Waldkogel rein will, dann kann er am Pfarrhaus klingeln und durchs Pfarrhaus gehen.«
»Ich habe davon gehört. Es geht also darum, dass die Busreisen nach Waldkogel uninteressant werden. Wenn die Kirche geschlossen ist und die sogenannten Pilger nimmer zum ›Engelssteig‹ können, dann muss des Reiseunternehmen irgendwann einsehen, dass es sich nimmer lohnt, diese Reise anzubieten.«
»Genau, Leo, das ist der Gedanke, der dahintersteht.«
Leonhard dachte nach.
»Toni, ich werde mich mit meiner übergeordneten Dienststelle absprechen. Wenn es ein Schlupfloch gibt, dann finden wir es. Ich muss wegen der anderen Sache heute Nachmittag ohnehin nach München, dann werde ich in dieser Angelegenheit auch gleich vorsprechen.«
»Ich danke dir, Leo!«
»Da gibt’s nix zu danken, Toni! Ich bin genau wie du ein Waldkogeler Bursche. Die Ruhe in unserem schönen Dorf, die ist mir heilig. Außerdem muss der Sache dringend Einhalt geboten werden. Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis besonders Vorwitzige am Hang hängen und dort Steine abschlagen. Wer muss sie dann retten? Wer muss bei einem ausgelösten Steinschlag ausrücken? Mehr muss ich nicht sagen, oder?«
»Naa, Leo, mehr musst net sagen!«
Sie schauten sich an, prosteten sich zu und tranken. Leonhard Gasser versprach Toni und Bürgermeister Fellbacher zu informieren, sobald er die Angelegenheit in München vorgetragen hatte.
Gemeinsam gingen sie zurück. Toni verabschiedete sich und fuhr heim nach Waldkogel. Leonhard setzte sich in seinem Dienstzimmer an den Computer und schrieb einen Bericht über die dreisten Souvenirjäger, mit Hammer und Meißel. Dabei scheute er auch nicht vor dramatischen Warnungen zurück. Er fügte eine lange Liste möglicher Gefahren bei.
*
Es war eine milde Sommernacht. Der Nachthimmel war wolkenlos und voller Sterne. Petra und Ulf feierten am Ufer des Bodensees mit Freunden. Es war Ulfs Abschiedsparty. Nach dem Studium begann für ihn ein neuer Lebensabschnitt. Er wollte nach München umziehen.
Weit nach Mitternacht verabschiedeten sich die Letzten. Ulf und Petra räumten auf und packten alles in den kleinen Lieferwagen, den Ulf gemietet hatte.
»So, fertig! War ein schöner und sehr gelungener Abend«, stellte Ulf fest.
Petra nickte ihm zu. Er lächelte sie an.
»Setzen wir uns noch einen Augenblick?«, fragte er.
»Ja, das können wir gerne tun. Ich liebe es, am Ufer zu sitzen und auf das Wasser zu sehen.«
Sie suchten sich ein Plätzchen.
»Petra, ich habe