Dr. Daniel 85 – Arztroman: Patientin für eine Nacht
Von Marie Francoise
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Über dieses E-Book
»So ein Mist«, schimpfte Ilona Beckmann leise vor sich hin.
»Was ist denn los?« wollte ihre Kusine Anita Steger wissen, mit der sie seit etwas mehr als einem halben Jahr ihre Wohnung teilte.
»Meine Regel ist seit fünf Tagen überfällig«, antwortete Ilona ärgerlich. »Ich könnte wetten, daß ich schwanger bin.«
»Ich dachte, du nimmst die Pille«, meinte Anita überrascht.
Ilona winkte ab. »Schon lange nicht mehr. Ich hatte doch ständig mit Kreislaufproblemen und Übelkeit zu kämpfen, da habe ich sie eben abgesetzt.«
Mißbilligend runzelte Anita die Stirn. »Das war aber ziemlich leichtsinnig von dir. Ich meine… du und Rolf, ihr lebt ja sicher nicht wie die Mönche.«
»Willst du mich belehren?« fragte Ilona mit plötzlicher Aggressivität. »Natürlich haben Rolf und ich ein völlig normales Liebesleben, aber die Pille ist ja nicht die einzige Verhütungsmöglichkeit. Außerdem ist das alles ja wohl mein Problem.«
Unwillkürlich wich Anita einen Schritt zurück. Sie kannte die unberechenbare Ilona lange genug, um zu wissen, wann sie vorsichtig sein mußte.
»Ich wollte mich bestimmt nicht in deine Angelegenheiten einmischen«, versuchte sie ihre Kusine zu besänftigen. »Im übrigen… selbst wenn du schwanger wärst… Rolf ist ein anständiger Kerl. Der läßt dich bestimmt nicht sitzen.«
Ilona ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen und schlug die Beine übereinander, dann strich sie ihr langes, dunkles Haar zurück. Anita konnte nicht anders, als sie anzusehen. Wie sehr sie ihre Kusine doch um ihr gutes Aussehen beneidete! Ilona hatte wirklich alles, was sich eine Frau nur wünschen konnte: Eine Superfigur, feingemeißelte Gesichtszüge, ausdrucksvolle dunkle Augen und einen Mund, der zum Küssen
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Dr. Daniel 85 – Arztroman - Marie Francoise
Dr. Daniel
– 85 –
Patientin für eine Nacht
Marie Francoise
»So ein Mist«, schimpfte Ilona Beckmann leise vor sich hin.
»Was ist denn los?« wollte ihre Kusine Anita Steger wissen, mit der sie seit etwas mehr als einem halben Jahr ihre Wohnung teilte.
»Meine Regel ist seit fünf Tagen überfällig«, antwortete Ilona ärgerlich. »Ich könnte wetten, daß ich schwanger bin.«
»Ich dachte, du nimmst die Pille«, meinte Anita überrascht.
Ilona winkte ab. »Schon lange nicht mehr. Ich hatte doch ständig mit Kreislaufproblemen und Übelkeit zu kämpfen, da habe ich sie eben abgesetzt.«
Mißbilligend runzelte Anita die Stirn. »Das war aber ziemlich leichtsinnig von dir. Ich meine… du und Rolf, ihr lebt ja sicher nicht wie die Mönche.«
»Willst du mich belehren?« fragte Ilona mit plötzlicher Aggressivität. »Natürlich haben Rolf und ich ein völlig normales Liebesleben, aber die Pille ist ja nicht die einzige Verhütungsmöglichkeit. Außerdem ist das alles ja wohl mein Problem.«
Unwillkürlich wich Anita einen Schritt zurück. Sie kannte die unberechenbare Ilona lange genug, um zu wissen, wann sie vorsichtig sein mußte.
»Ich wollte mich bestimmt nicht in deine Angelegenheiten einmischen«, versuchte sie ihre Kusine zu besänftigen. »Im übrigen… selbst wenn du schwanger wärst… Rolf ist ein anständiger Kerl. Der läßt dich bestimmt nicht sitzen.«
Ilona ließ sich in den nächstbesten Sessel fallen und schlug die Beine übereinander, dann strich sie ihr langes, dunkles Haar zurück. Anita konnte nicht anders, als sie anzusehen. Wie sehr sie ihre Kusine doch um ihr gutes Aussehen beneidete! Ilona hatte wirklich alles, was sich eine Frau nur wünschen konnte: Eine Superfigur, feingemeißelte Gesichtszüge, ausdrucksvolle dunkle Augen und einen Mund, der zum Küssen einlud. Anita wußte, daß sie damit nicht konkurrieren konnte und im Grunde wollte sie es auch gar nicht. Schließlich wußte sie, daß Ilona für ihr Aussehen eine ganze Menge tat: Joggen, Aerobic, Fitneßtraining, keine Süßigkeiten, keine Nudeln, keine Pizza – nur ausgewogene, gesunde Ernährung. Allein da hätte Anita schon kapituliert, dafür aß sie viel zu gern. Nun war sie ja auch nicht dick, aber mit Ilonas Traummaßen konnte sie natürlich nicht mithalten.
Im übrigen war Anita der Meinung, daß es besser war, nicht so gut auszusehen und dafür einen gefestigteren Charakter zu besitzen. Daran haperte es bei ihrer schönen Kusine nämlich ganz gewaltig, doch vielleicht war es eben wirklich so, daß man nicht alles haben konnte. Möglicherweise lag es aber auch an Ilonas Elternhaus. Ilona war nämlich das, was man ein verwöhntes Einzelkind nannte. Sie hatte grundsätzlich alles bekommen, was sie gewollt hatte, vor allem, weil ihre Eltern auch finanziell dazu in der Lage gewesen waren. Das Ergebnis dieser Erziehung war nun eine egoistische junge Frau, die immer mehr wollte und die trotz eines außergewöhnlichen guten Verdienstes nie mit ihrem Geld auskam, obwohl ihre Eltern ihr dazu auch noch monatlich einen beachtlichen Zuschuß gewährten.
»Ach weißt du, das mit Rolf…«, begann Ilona und riß Anita damit aus ihren Gedanken. »Irgendwie ist es nicht so das Wahre.«
Völlig fassungslos starrte Anita sie an. »Heißt das… du willst Schluß machen?« Sie schüttelte den Kopf. »Bist du denn noch zu retten? Einen Mann wie ihn findest du nie wieder! Rolf ist…«
»Willst du ihn haben?« fragte Ilona beinahe herausfordernd.
Mißbilligend schüttelte Anita den Kopf. »Du sprichst über ihn, als wäre er ein Stück Kuchen oder…«
»Du stehst doch so auf Süßigkeiten.« Wieder war da dieser herausfordernde Ton, der Anita so abstieß.
»Ilona, ich glaube, du bist ein bißchen durcheinander«, meinte sie. »Die mögliche Schwangerschaft…«
»Damit hat das gar nichts zu tun«, wehrte Ilona ab. »Weißt du, Rolf ist ein Familientier. In letzter Zeit spricht er immer öfter über Heirat und so. Das paßt mir nicht. Ich will nicht heiraten… jetzt jedenfalls noch nicht. Und wenn überhaupt, dann bestimmt nicht einen Mann wie Rolf, der noch weniger hat als ich selbst.«
»Du hast doch nicht wenig«, korrigierte Anita nachdrücklich. »Der Punkt ist nur, daß du mit Geld nicht umgehen kannst. Schau, ich verdiene gerade mal halb so viel wie du und bekomme von meinen Eltern keinen monatlichen Zuschuß. Trotzdem bin ich immer flüssig.«
Abschätzig betrachtete Ilona sie. »Das wäre ich auch, wenn ich in solchen Klamotten herumlaufen würde.«
Unwillkürlich blickte Anita an sich herab. Sicher, ihre Kleidung stammte aus keiner Boutique, aber sie war modisch und eben nur halb so teuer, wie das, was Ilona im allgemeinen trug.
»Weißt du, ich habe von Kindheit an gelernt, mit Geld umzugehen«, entgegnete Anita ruhig. Mit der Zeit hatte sie gelernt, über Ilonas herablassende Art hinwegzusehen. »Außerdem habe ich festgestellt, daß Gutes nicht unbedingt teuer sein muß. Ich kaufe keinen Ramsch, aber ich weigere mich auch, für ein Kleid ein halbes Vermögen hinzulegen.«
Ilona seufzte abgrundtief. Sie haßte es, von ihrer Kusine belehrt zu werden, noch dazu, weil Anita ja zwei Jahre jünger war als sie.
Überhaupt hätte sie sich ohrfeigen mögen, weil sie dieser gemeinsamen Wohnung zugestimmt hatte. Andererseits – was waren ihr schon für Alternativen geblieben? Die Miete war gestiegen und Ilona war ohnehin immer knapp bei Kasse. Inzwischen war es schon so, daß Anita die Wohnungsmiete schon fast allein bezahlte. Ilona steuerte höchstens zu den Nebenkosten etwas dazu. Aus diesem Grund durfte sie Anita auch nicht zu sehr vor den Kopf stoßen.
»Ich glaube, es ist besser, wenn wir dieses Thema jetzt nicht weiter vertiefen«, lenkte Ilona daher ab. »Jeder soll sich sein Leben so einteilen, wie er es für richtig hält.«
Anita zögerte kurz, stellte die Frage, die sich ihr aufdrängte, aber doch. »Was wirst du tun, wenn du tatsächlich schwanger bist?« Dabei glaubte sie die Antwort schon zu kennen. Ilona würde auch für ihr eigenes Baby auf nichts verzichten, davon war Anita überzeugt. In diesem Fall würde ihre Kusine aber auch nur eine Möglichkeit haben: Abtreibung.
Ilona zeigte ein raffiniertes Lächeln. »Ich werde für mein Kind einen Vater suchen, der anständige Alimente zahlt.«
Verständnislos sah Anita sie an. »Aber… das Baby ist doch von Rolf – immer vorausgesetzt, du bist überhaupt schwanger. Das Ausbleiben deiner Regel kann ja auch andere Gründe haben.«
»Und welche?« fragte Ilona fast provokativ.
Etwas vage zuckte Anita die Schultern. »Weiß ich nicht. Ich bin ja keine Ärztin, aber ich denke mir…«
»Hör auf zu denken«, riet Ilona ihr grob. »Ich bin absolut sicher, daß für das Ausbleiben meiner Regel eine Schwangerschaft verantwortlich ist.« Sie stand auf, trat an ihren Schreibtisch und holte eine alte Tageszeitung heraus, die sie vor Anita auf den Tisch legte.
Kaiserschnitt vor laufender Kamera! stand als groß aufgemachte Schlagzeile über dem Bericht auf der Titelseite.
Der Name des Steinhausener Gynäkologen Dr. Robert Daniel ist seit der dramatischen Operation, bei der er der berühmten Moderatorin Amrei Huber und ihrem Baby das Leben rettete, in aller Munde…
Ratlos blickte Anita auf. »Warum zeigst du mir das?«
Ilona tippte auf ein