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Mami 1837 – Familienroman: Ein Vater und seine große Schuld
Mami 1837 – Familienroman: Ein Vater und seine große Schuld
Mami 1837 – Familienroman: Ein Vater und seine große Schuld
eBook105 Seiten1 Stunde

Mami 1837 – Familienroman: Ein Vater und seine große Schuld

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Über dieses E-Book

Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt! Buchstäblich ein Qualitätssiegel der besonderen Art, denn diese wirklich einzigartige Romanreihe ist generell der Maßstab und einer der wichtigsten Wegbereiter für den modernen Familienroman geworden. Weit über 2.600 erschienene Mami-Romane zeugen von der Popularität dieser Reihe.

"Tatta!" rief David und rüttelte am Gitter seines Bettchens. Die Morgensonne tauchte seinen blonden Lockenkopf in goldenes Licht. Blau wie der Sommerhimmel strahlten seine Augen im rosigen, runden Gesichtchen. "Tatta! Taa-taa!" Sein Stimmchen klang bereits unwillig. "Warte, bis ich fertig bin", lautete die Antwort seiner Tatta, die für den Rest der Menschheit Thea Heller hieß, "eine alte Frau ist kein D-Zug!" David krähte wie ein Hahn, sprudelte wie ein Quell, griff nach seinem Stoffhasen und gab sich zufrieden.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum6. Sept. 2016
ISBN9783740906788
Mami 1837 – Familienroman: Ein Vater und seine große Schuld

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    Buchvorschau

    Mami 1837 – Familienroman - Myra Myrenburg

    Mami 1837 – Ein Vater und seine große Schuld

    Mami –1837–

    Ein Vater und seine große Schuld

    Roman von Myra Myrenburg

    »Tatta!« rief David und rüttelte am Gitter seines Bettchens.

    Die Morgensonne tauchte seinen blonden Lockenkopf in goldenes Licht. Blau wie der Sommerhimmel strahlten seine Augen im rosigen, runden Gesichtchen.

    »Tatta! Taa-taa!« Sein Stimmchen klang bereits unwillig.

    »Warte, bis ich fertig bin«, lautete die Antwort seiner Tatta, die für den Rest der Menschheit Thea Heller hieß, »eine alte Frau ist kein D-Zug!«

    David krähte wie ein Hahn, sprudelte wie ein Quell, griff nach seinem Stoffhasen und gab sich zufrieden.

    Vorübergehend herrschte Ruhe in der ersten Etage der Jugendstilvilla am Stadtpark, die ein ganzes Jahrhundert überstanden und vier Generationen der Familie Heller beherbergt hatte.

    Thea setzte die Kaffeemaschine in Gang und wunderte sich wieder einmal darüber, daß David selbst im Tiefschlaf die Tür klappen hörte; daß er ganz genau wußte, nach wem er zu rufen hatte und wer ihn aus seinem Bettchen heben würde; seine Mami Alice oder seine Tatta Thea. Immerhin war David erst sechzehn Monate alt, und das Muster seiner Tage war keineswegs einheitlich, sondern wechselnd und unregelmäßig wie der Dienstplan seiner Mutter.

    Dennoch ging ihm nichts ab.

    Sobald Alice auf leisen Sohlen hinausging, kam Thea bereits die Treppe herunter, um David zu übernehmen, die Flaschen, die er immer noch trank, die Baby-Kost-Gläschen, die er aß, die Zwiebäcke, die Mohrrüben.

    Thea Heller war diese Tätigkeit, wie sie selbst gelegentlich heiter bemerkte, nicht an der Wiege gesungen worden.

    Sie hatte sich ganz und gar der beruflichen Laufbahn verschrieben und vor zwei Jahren als Medizinalrätin in einer hessischen Gesundheitsbehörde pensioniert worden. Sie hatte ihr Lebtag keine eigene Familie gehabt, im Gegensatz zu ihrem Bruder, der eine große Kinderschar besaß.

    Alice war dessen jüngste und von jeher diejenige gewesen, die ihrer Tante Thea am nächsten stand. Es war schon früh ausgemacht worden, daß Alice in Marburg Medizin studieren und soviel Zeit wie möglich im Stammhaus der Familie in Wolfertshausen verbringen sollte, das ihre Tante bewohnte und instand hielt.

    Erstaunlicherweise lief alles nach Plan.

    Alice blieb bei der für sie getroffenen Berufswahl, bekam einen Studienplatz in Marburg, wohnte in Wolfertshausen bei Tante Thea und kutschierte in einem gebrauchten Kleinwagen fröhlich hin und her.

    Kurz nach dem Physikum verliebte sie sich Hals über Kopf in Jerry Anderson, einen jungen Amerikaner, der für ein Gastsemester nach Marburg gekommen war. Er war groß, blond, schlank und gelenkig, stammte aus einer vornehmen Familie in Philadelphia und gefiel Tante Thea ausnehmend gut, obwohl er nicht Medizin studierte, sondern Literatur.

    Jerry achtete sehr auf Formen, erschien nie ohne Blumen und bestand auf einer offiziellen Verlobung, nachdem er sich mit Alice über eine gemeinsame Zukunft geeinigt hatte.

    Nach einem zweiten Gastsemester, als keine Verlängerung mehr möglich war, kehrte Jerry in die Staaten zurück, zögernd, ungern und ohne Alice, die mitten im Examen stand und an nichts anderes denken konnte als an knifflige Fragen auf endlosen Prüfungsbögen.

    Im Laufe dieser anstrengenden Wochen wurde ihr zwar klar, daß sie schwanger war, aber sie hatte keine Zeit und keinen Nerv, sich damit auseinanderzusetzen. Sechs Monate später kam David zur Welt. Alice begann ihre Assistenz-Zeit im Wolfertshausener Krankenhaus.

    Thea wurde pensioniert. Abwechselnd kümmerten sie sich um den Kleinen, der von Anfang an unkompliziert und kerngesund war.

    Unzählige Schnappschüsse, Gruppenfotos und Briefe waren bereits über den Ozean in die Churchstreet nach Philadelphia geflogen, wo sie begeistert begrüßt wurden und im übrigen das Schicksal seinen Lauf nahm.

    Unbefangen hatte Jerry gleich nach seiner Ankunft berichtet, daß sich am Flughafen zu seiner Begrüßung nicht nur seine Familie eingefunden hatte, sondern auch Norma, seine Jugendfreundin. Immerhin war er ein Jahr lang fort gewesen, und seine Rückkehr wurde als triumphales Ereignis gefeiert mit Cocktailempfängen und Wiedersehenspartys.

    Ehrlich wie er war, berichtete er getreulich alle Einzelheiten, und allmählich fiel sogar ihm selbst auf, daß Norma immer dabei war.

    Auch auf den Fotos, die er schickte, sah man sie stets in seiner Nähe, ein hochgewachsenes blondes Mädchen, schön, schick und gepflegt. Sie hätte seine Schwester sein können. Als David zwei Monate alt war, überschlugen sich die Ereignisse im fernen Philadelphia.

    Bekümmert, besorgt und zutiefst zerknirscht schrieb Jerry, seine Gefühle für Norma seien stärker als je zuvor. Hätte Alice sich damals entschließen können, ihr Examen sausen zu lassen und ihn nach Amerika zu begleiten, wäre vieles nicht passiert. So jedoch, wie sich die Dinge mehr oder weniger zwangsläufig entwickelt hätten, müsse er sie bitten, ihn freizugeben, denn Norma, erwarte ein Kind von ihm. Heirat sei das Gebot der Stunde.

    Rückblickend fand Thea Heller, daß sie sich über Jerrys ausführliche Absage und seine Treulosigkeit mehr aufgeregt hatte als Alice, die doch schließlich in erster Linie betroffen war.

    Alice, nachdem sie sich ein paar Tage gegrämt und empört hatte, fügte sich erstaunlich rasch in den Lauf der Dinge. Fast schien sie sogar ein wenig erleichtert zu sein darüber, daß sie nun unwiderruflich bleiben konnte, wo sie war. Der Gedanke, nach Amerika überzusiedeln, hatte sie stets beunruhigt. Auch war sie keineswegs sicher, daß Norma nicht in jedem Fall zu einem Problem geworden wäre.

    Also schrieb Alice nach einer Woche zurück, daß sie ihre Verlobung als gelöst betrachte und Jerry sich frei fühlen könne zu heiraten, wen er wolle. Seitdem trafen regelmäßig kleine rosa Briefchen von Jerry und Norma aus Philadelphia ein, und alle Vierteljahre überwies er eine beachtliche Unterhaltszahlung für seinen Sohn, den zu sehen er sich sehnlichst wünschte.

    Alice zeigte Verständnis, schickte Fotos und lud ihn mitsamt Norma nach Wolfertshausen ein, halbherzig allerdings, und in der Annahme, daß sich sein Interesse für David abschwächen würde, sobald er wieder Vater geworden war, diesmal in Amerika. Im soliden Rahmen einer ehelichen Gemeinschaft.

    Aber Jerrys amerikanisches Kind wurde nicht geboren.

    Aus dem Baby ist leider nichts geworden, schrieb Norma als sie eigentlich im sechsten Monat hätte sein müssen, und Jerry erwähnte es überhaupt nicht mehr.

    »Möchte wissen, was da schiefgegangen ist,« sinnierte Thea Heller von Zeit zu Zeit, auch jetzt noch, da niemand mehr auf dieses Thema einging. Einschlägige Fragen waren stets unbeantwortet geblieben, und Alice hatte es aufgegeben, sich darüber Gedanken zu machen. Für sie war das Kapitel »Jerry« abgeschlossen, nicht nur formell, sondern auch gefühlsmäßig, besonders seit sie Konrad Hofer kannte, einen jungen Kollegen, der mit ihr zusammen im Krankenhaus arbeitete.

    *

    »Tatta«, rief David, schleuderte den Stoffhasen aus dem Bettchen und rüttelte mit aller Kraft am Gitter.

    Endlich, nach einer Ewigkeit von sieben Minuten, erschien das bebrillte Gesicht seiner Tante Thea im Türrahmen, und ihre muntere Stimme sagte: »Schon gut, schon gut! Frühstück ist fertig!«

    Er streckte ihr die Ärmchen entgegen, sie hob ihn aus dem Bettchen und trug ihn in die Küche, wo Thea ihren Kaffee trank und Toast mit Butter und Marmelade aß, während David in seinem hohen Stühlchen thronend Zwieback knabberte, den Salzstreuer hinunter warf, ein Stück Apfel kaute

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