Die große Unbekannte: Der neue Dr. Laurin 122 – Arztroman
Von Viola Maybach
()
Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Wie weit bist du?«, fragte Harry Wehrle. »Du hast gesagt, du hast eine Spur und wirst demnächst ein Ergebnis liefern können.« Robert Tengeler, der für seine guten Freunde nur Bobby hieß, fuhr sich nervös mit einer Hand durch die lockigen braunen Haare. »Ich weiß, dass ich das gesagt habe, aber ich fürchte, da war ich ein bisschen voreilig. Ich habe eine Spur, das stimmt, aber das Ergebnis wird, fürchte ich, noch eine Weile auf sich warten lassen.« Ein grimmiger Blick traf ihn. Niemand konnte so grimmig blicken, wenn er ärgerlich oder, schlimmer noch, wütend war, wie Harry Wehrle, Feuilletonchef der angesehenen ›Münchener Tageszeitung‹, kurz MTZ. Dann schienen seine blauen Augen noch blauer zu werden, der ohnehin schmale Mund wurde zum Strich. »Die Frau tarnt sich besser als jeder Spion, Harry!«, verteidigte sich Robert. »Und du kannst nicht wollen, dass ich ihren Klarnamen in die Zeitung setze, ohne hundertprozentig sicher zu sein.« Robert war der Filmkritiker der MTZ und als solcher hoch angesehen. Er hatte auch schon Bücher veröffentlicht, die sehr stark gelobt worden waren: über den deutschen Film seit 1980, über zwei amerikanische Regisseure, über seine Lieblingsfilme. Er traf mit seinem eingängigen Stil einen Nerv beim Publikum, alle seine Bücher hatten sich bislang gut bis sehr gut verkauft. Jetzt freilich hatte er Neuland betreten, mit einem Thema, das die Feinschmecker des Landes seit Längerem umtrieb: Für das ›Projekt‹, über das er gerade mit Harry redete, stellte Robert keine Nachforschungen im Bereich des deutschen oder internationalen Kinos an, sondern er war einer Frau auf der Spur, die gewissermaßen eine Kollegin von ihm war, denn auch sie schrieb Kritiken. Viviane L., so lautete ihr Pseudonym, war als Restaurantkritikerin eine Berühmtheit geworden, obwohl oder vielleicht auch weil niemand wusste, wer sich hinter ihrem ›Künstlernamen‹ verbarg. Sie schrieb gelegentlich auch Besprechungen von Rezeptbüchern, vor allem aber Restaurantkritiken, die ihr eine riesige Fangemeinde eingebracht hatten, denn sie waren immer aufschlussreich und amüsant zu lesen, obwohl sie oft unerbittlich waren. Keine noch so kleine Fehlleistung entging ihr, alles wurde genauestens beschrieben, und fast immer endete sie mit einem Satz, der wie ein Augenzwinkern war und so dem Vorhergehenden etwas von seiner Schärfe nahm.
Mehr von Viola Maybach lesen
Ähnlich wie Die große Unbekannte
Titel in dieser Serie (100)
Ich will ein Baby!: Der neue Dr. Laurin 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Macht der Liebe: Der neue Dr. Laurin 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin altes Versprechen: Der neue Dr. Laurin 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe auf den dritten Blick: Der neue Dr. Laurin 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas habe ich nicht gewollt!: Der neue Dr. Laurin 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schöne und der Graf: Der neue Dr. Laurin 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis der schönen Antonia: Der neue Dr. Laurin 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs begann an einem Tag im Herbst: Der neue Dr. Laurin 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngriff am Nachmittag: Der neue Dr. Laurin 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNacht in Angst: Der neue Dr. Laurin 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMeine beste Freundin: Der neue Dr. Laurin 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGib nicht auf, Jasmin!: Der neue Dr. Laurin 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBöser Verdacht: Der neue Dr. Laurin 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenElsas Geheimnis: Der neue Dr. Laurin 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Stimme der Fremden: Der neue Dr. Laurin 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Findelkind: Der neue Dr. Laurin 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAuf Umwegen ins große Glück?: Der neue Dr. Laurin 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKann das wirklich Liebe sein?: Der neue Dr. Laurin 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerettet: zwei Leben und eine große Liebe: Der neue Dr. Laurin 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin böser Wunsch wird wahr: Der neue Dr. Laurin 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDieser Tag musste nicht sein!: Der neue Dr. Laurin 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn lange Schatten dich begleiten: Der neue Dr. Laurin 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLetzte Ausfahrt: Liebe: Der neue Dr. Laurin 29 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin dreister Überfall: Der neue Dr. Laurin 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Königin der Nacht: Der neue Dr. Laurin 27 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine letzte Chance: Der neue Dr. Laurin 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Testament und die Liebe: Der neue Dr. Laurin 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann aus Amerika: Der neue Dr. Laurin 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLotta und der Mann im Park: Der neue Dr. Laurin 42 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer ist der Boss?: Der neue Dr. Laurin 32 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Sonnenaufgang in deinen Armen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHasch mich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Abenteuer zuviel? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDarker Minds Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Auftrag Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Doktorandin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Teufel von Tidal Basin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Multikat Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDurst: Kriminalroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Fürst 108 – Adelsroman: Das hässliche Entlein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSag nicht Nein, Geliebte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur eine sinnliche Nacht in Paris? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieb mich noch einmal wie damals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRÄTSEL UM ANDREA: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSEITENSPRUNG MIT TODESFOLGE: Der Krimi-Klassiker! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTodesFall Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Extra Band 335: Ein Diamantring vom Boss / Auf Italienisch sagt man "Ti amo" / Verliebt in den Bruder des Prinzen / Zärtliche Küsse des Milliardärs / Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNahtlos leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Geliebte des italienischen Grafen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTod im Verlies Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNever Ever After Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWirklich nur ein Schutzengel?: Der neue Dr. Laurin 105 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJunggesellinnen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDunkelwelt der Anderen 1: Im Bann der Vampire Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine schönsten Geschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas geheime Tagebuch der Eva Braun Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTief eingeschneit: Der zweite Fall für Gamache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWer hat das viele Geld?: Der Bergpfarrer 240 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZeuge der Wahrheit: Der kleine Fürst 233 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDoris, Modell wider Willen: Ein Fall für Smidt und Rednich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
German Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sigmund Freud: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEr und ich: Erinnerungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönig Ödipus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSUP - Stand Up Paddling: Material - Technik - Spots Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas ist Arthrose und was kann man dann am besten essen? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Wahrheit über den Tod von Udo Ulfkotte: Wurde er ermordet? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBreathturn into Timestead: The Collected Later Poetry: A Bilingual Edition Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hexenhammer: Ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) im Jahre 1486 veröffentlichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Gesammelte Werke: Romane, Memoiren, Essays, Novellen und Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5James Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5James Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Zahlen sind Waffen: Gespräche über die Zukunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlois Irlmaier 1894-1959: Der Seher von Freilassing Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Die große Unbekannte
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die große Unbekannte - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 122 –
Die große Unbekannte
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Wie weit bist du?«, fragte Harry Wehrle. »Du hast gesagt, du hast eine Spur und wirst demnächst ein Ergebnis liefern können.«
Robert Tengeler, der für seine guten Freunde nur Bobby hieß, fuhr sich nervös mit einer Hand durch die lockigen braunen Haare. »Ich weiß, dass ich das gesagt habe, aber ich fürchte, da war ich ein bisschen voreilig. Ich habe eine Spur, das stimmt, aber das Ergebnis wird, fürchte ich, noch eine Weile auf sich warten lassen.«
Ein grimmiger Blick traf ihn. Niemand konnte so grimmig blicken, wenn er ärgerlich oder, schlimmer noch, wütend war, wie Harry Wehrle, Feuilletonchef der angesehenen ›Münchener Tageszeitung‹, kurz MTZ. Dann schienen seine blauen Augen noch blauer zu werden, der ohnehin schmale Mund wurde zum Strich.
»Die Frau tarnt sich besser als jeder Spion, Harry!«, verteidigte sich Robert. »Und du kannst nicht wollen, dass ich ihren Klarnamen in die Zeitung setze, ohne hundertprozentig sicher zu sein.«
Robert war der Filmkritiker der MTZ und als solcher hoch angesehen. Er hatte auch schon Bücher veröffentlicht, die sehr stark gelobt worden waren: über den deutschen Film seit 1980, über zwei amerikanische Regisseure, über seine Lieblingsfilme. Er traf mit seinem eingängigen Stil einen Nerv beim Publikum, alle seine Bücher hatten sich bislang gut bis sehr gut verkauft.
Jetzt freilich hatte er Neuland betreten, mit einem Thema, das die Feinschmecker des Landes seit Längerem umtrieb: Für das ›Projekt‹, über das er gerade mit Harry redete, stellte Robert keine Nachforschungen im Bereich des deutschen oder internationalen Kinos an, sondern er war einer Frau auf der Spur, die gewissermaßen eine Kollegin von ihm war, denn auch sie schrieb Kritiken. Viviane L., so lautete ihr Pseudonym, war als Restaurantkritikerin eine Berühmtheit geworden, obwohl oder vielleicht auch weil niemand wusste, wer sich hinter ihrem ›Künstlernamen‹ verbarg.
Sie schrieb gelegentlich auch Besprechungen von Rezeptbüchern, vor allem aber Restaurantkritiken, die ihr eine riesige Fangemeinde eingebracht hatten, denn sie waren immer aufschlussreich und amüsant zu lesen, obwohl sie oft unerbittlich waren. Keine noch so kleine Fehlleistung entging ihr, alles wurde genauestens beschrieben, und fast immer endete sie mit einem Satz, der wie ein Augenzwinkern war und so dem Vorhergehenden etwas von seiner Schärfe nahm. Reine Lobeshymnen waren von ihr selten zu lesen, aber ungerecht war sie nie. Und wenn es ein Missgeschick beim Servieren gab, weil einer noch jungen Servicekraft vor lauter Aufregung die Hände zitterten, war sie regelmäßig verständnisvoll. Was sie jedoch ohne Nachsicht geißelte, waren neben unaufmerksamem oder uninteressiertem Service vor allem schlechte Qualität der Produkte und handwerkliche Schlampigkeit bei der Zubereitung der Gerichte.
Robert las ihre Kritiken schon länger mit großem Vergnügen, und dabei war irgendwann seine Neugier erwacht. Er hatte sich umgehört, aber niemand wusste, wer sich hinter ›Viviane L.‹ verbarg, die nicht für die MTZ schrieb, sondern für die Konkurrenz, die ›BA‹, die Bayrische Allgemeine. Einer seiner Freunde, Alex Caspar, arbeitete bei der BZ, er war dort Redakteur im Sport. Ihn hatte Robert zuerst nach Viviane L. gefragt, Alex hatte nur gelacht.
»Wir wüssten alle gern, wer sie ist, denn wie wir hören, ist sie eine Garantin für unsere Arbeitsplätze. Es geht das Gerücht um, dass wir ziemlich viele Abonnenten weniger hätten, wenn sie nicht für uns schreiben würde. Aber niemand weiß, wer sie ist, das schwöre ich dir. Jedenfalls niemand aus dem Kreis der Kolleginnen und Kollegen.«
»Aber irgendjemand muss es wissen, denn ihre Texte werden ja entgegengenommen und gedruckt.«
»Chefsache«, hatte Alex trocken gesagt. »Und unser Chef behält dieses Geheimnis für sich, glaub mir. Neulich wurde er mal mit einem attraktiven jungen Mann in einem teuren Restaurant gesehen. Niemand wusste, wer der Mann ist, und sofort kochte die Gerüchteküche über, es könnte sich um ›Viviane L.‹ handeln.«
»Du meinst, es muss nicht unbedingt eine Frau sein?«
»Die Tarnung wäre jedenfalls besser, wenn Viviane L. ein Mann wäre, oder?«
»Da ist was dran«, hatte Robert zugeben müssen. Bislang hatte er die Möglichkeit, Viviane L. könnte sich als Mann erweisen, eher ausgeschlossen, aber vielleicht war das voreilig gewesen?
Der Kontakt zu Alex hatte ihn also nicht weitergebracht, aber nun war sein Interesse an dem Menschen, der hinter den geschliffen formulierten Kritiken steckte, natürlich erst recht erwacht. Seitdem hatte Robert – unauffällig, wie er hoffte – seine Fühler in alle möglichen Richtungen ausgestreckt und alles gesammelt, was ein Hinweis auf die Identität der gesuchten Person hätte sein können. Er hatte ihre Sprache durchleuchtet, ihre Wortwahl analysiert, und er war in den Restaurants gewesen, die sie besucht und über die sie Kritiken geschrieben hatte.
In einem dieser Restaurants hatte er den Hinweis bekommen, sie hätten eine Dame in den Sechzigern im Verdacht, eine sehr elegante, etwas streng wirkende Frau, die ihnen an dem Abend, über den die Kritik ihrer Ansicht nach geschrieben worden sein musste, sofort aufgefallen sei. In einem anderen Restaurant hatte man hingegen einen ebenfalls älteren Herrn im Verdacht, der wie ein Künstler gewirkt habe mit seinen langen, etwas strähnigen Haaren und seiner ausgefallenen, aber sehr lässigen Kleidung. Niemand außer ihm könne es gewesen sein, denn sonst seien nur Stammgäste bei ihnen gewesen an jenem Abend.
Wobei sich die Befragten ganz offensichtlich nicht einmal sicher waren, von welchem Abend genau in der Kritik eigentlich die Rede gewesen war, denn Robert hatte nachgefragt, woher sie denn so genau wüssten, an welchem Abend Viviane L. das Restaurant besucht habe – und er war zu der Erkenntnis gelangt, dass die Kritikerin oder der Kritiker nicht so dumm war, die Kritik sehr bald nach dem Restaurantbesuch zu schreiben. Im Gegenteil: Viviane L. ließ offenbar jedes Mal eine gewisse Zeit verstreichen, sodass sich irgendwann niemand mehr genau an den Abend erinnerte und vor allem nicht daran, welcher Gast genau die Speisen zu sich genommen hatte, über die die Kritik geschrieben worden war.
Die Suche stand also unter keinem guten Stern, aber da Robert sie zunächst rein privat betrieben hatte, war das kein großes Problem gewesen – abgesehen von seinem Ärger darüber, dass er nicht weiterkam. Aber dann war er durch Zufall auf eine junge Auszubildende in dem sehr teuren und angesagten Restaurant des berühmten Kochs Viktor Prenzler in Münchens Innenstadt gestoßen. Michelle Müller, so hieß sie, hatte ihm gesagt, sie sei ziemlich sicher, Viviane L. erkannt zu haben.
»Ich war sehr aufgeregt, und dann hatte ich noch Pech: Als ich gerade die Suppe servierte, hat mich von hinten ein Gast angestoßen, und so habe ich etwas Suppe verschüttet. Mein Chef hat sich wahnsinnig aufgeregt – über mich, obwohl ich ja eigentlich nichts dafürkonnte. Aber die Frau war richtig lieb und freundlich zu mir und hat mich getröstet. Ich habe das nicht vergessen. Drei Monate später ist Viviane L.s Kritik über unser Restaurant erschienen. Ich hatte mir gemerkt, was sie gegessen hat, warum, weiß ich eigentlich gar nicht. Jedenfalls: Viviane