Wirklich nur ein Schutzengel?: Der neue Dr. Laurin 105 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Endlich Kaffee!«, sagte Anna Berg und schloss genussvoll die Augen. Bis vor einem Augenblick hatten ihre Freundin und Geschäftspartnerin Friederike Hofmeyer und sie unablässig zu tun gehabt, aber jetzt war das Geschäft für feine Schokoladenprodukte, das die beiden jungen Frauen vor einiger Zeit eröffnet hatten, leer, sodass sie sich eine kurze Pause gönnen konnten. »Ja, endlich«, stimmte Friederike zu, aber sie stellte ihre Tasse gleich wieder ab, um mit einer Zange vorsichtig neue Pralinen auf ein Tablett in der gekühlten Auslage unter der gläsernen Theke zu setzen. Sie hatten an diesem Tag so viel verkauft wie noch nie. Allmählich sprach sich herum, dass sie eine erstklassige Adresse für alles waren, was mit Schokolade zu tun hatte. Anna ging zum Fenster und spähte hinaus auf die Straße, während sie ihren Kaffee trank. Als sie sich zu Friederike umdrehte, lächelte sie vergnügt. »Er kommt«, sagte sie und trat vom Fenster zurück. Friederike stellte sich dumm. »Wer kommt?«, fragte Friederike und setzte scheinbar gleichmütig weitere Pralinen auf die Tabletts in der Auslage. Sie sah nicht einmal auf, weil sie genau wusste, dass Anna sie beobachtete. »Wer kommt? Wer kommt?«, äffte Anna sie nach. »Du weißt ganz genau, von wem ich rede. Vor mir musst du wirklich keine Komödie spielen.«
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Buchvorschau
Wirklich nur ein Schutzengel? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 105 –
Wirklich nur ein Schutzengel?
Unveröffentlichter Roman
Viola Maybach
»Endlich Kaffee!«, sagte Anna Berg und schloss genussvoll die Augen.
Bis vor einem Augenblick hatten ihre Freundin und Geschäftspartnerin Friederike Hofmeyer und sie unablässig zu tun gehabt, aber jetzt war das Geschäft für feine Schokoladenprodukte, das die beiden jungen Frauen vor einiger Zeit eröffnet hatten, leer, sodass sie sich eine kurze Pause gönnen konnten.
»Ja, endlich«, stimmte Friederike zu, aber sie stellte ihre Tasse gleich wieder ab, um mit einer Zange vorsichtig neue Pralinen auf ein Tablett in der gekühlten Auslage unter der gläsernen Theke zu setzen. Sie hatten an diesem Tag so viel verkauft wie noch nie. Allmählich sprach sich herum, dass sie eine erstklassige Adresse für alles waren, was mit Schokolade zu tun hatte.
Anna ging zum Fenster und spähte hinaus auf die Straße, während sie ihren Kaffee trank. Als sie sich zu Friederike umdrehte, lächelte sie vergnügt. »Er kommt«, sagte sie und trat vom Fenster zurück.
Friederike stellte sich dumm. »Wer kommt?«, fragte Friederike und setzte scheinbar gleichmütig weitere Pralinen auf die Tabletts in der Auslage. Sie sah nicht einmal auf, weil sie genau wusste, dass Anna sie beobachtete.
»Wer kommt? Wer kommt?«, äffte Anna sie nach. »Du weißt ganz genau, von wem ich rede. Vor mir musst du wirklich keine Komödie spielen.«
Friederike richtete sich auf, jetzt lächelte sie auch. Anna hatte ja recht. Und während sie ihre Freundin ansah, fiel ihr wieder einmal auf, dass sie beide nicht unterschiedlicher hätten aussehen können, obwohl sie einander im Wesen so ähnlich wie Zwillinge waren. Kein Wunder, dachte sie, dass wir uns so gut verstehen. Wir ticken einfach gleich.
Sie waren beide von offenem, freundlichem und hilfsbereitem Wesen, umsichtig im Umgang mit Geld, zuverlässig, wenn es ums Geschäft ging. Sie leisteten sich weder Unpünktlichkeit, noch Schlamperei, noch war eine von ihnen jemals unfreundlich, was man von ihren Kundinnen und Kunden nicht immer sagen konnte. Unverschämtheiten lächelten sie weg oder, wenn es zu viel wurde, baten sie auch schon mal jemanden, ihr Geschäft nicht wieder aufzusuchen. Sie wussten, was sie konnten und was sie wert waren. Und auch wenn sie sich als Dienstleisterinnen verstanden: Schlecht behandeln lassen wollten sie sich deshalb noch lange nicht.
Außerdem waren sie beide hübsch, wenn auch auf sehr unterschiedliche Art und Weise: Friederike trug ihre dichten braunen, lockigen Haare kurz, sie war sehr schlank und beweglich, liebte sportliche, lässige Kleidung und erledigte kleinere Reparaturen im Geschäft am liebsten selbst. Anna dagegen war eine elegante, sehr weibliche Blondine, die fast von allen männlichen Kunden mehr oder weniger unverhohlen angeflirtet wurde. Dabei hatte Anna einen Freund, den sie liebte und heiraten würde. Das wussten etliche der Kunden auch, aber es änderte nichts daran, dass sie sich weiter Hoffnungen machten. Einen älteren Herrn gab es, der jede Woche Pralinen für seine kranke Frau bei ihnen kaufte. Er ging nie, ohne zu sagen: »Wenn ich noch ein junger Mann wäre, Frau Berg, brächten Sie meine Ehe in Gefahr.« Aber er sagte es so nett und freundlich, dass Anna ihn nicht als aufdringlich empfand, wie es bei so manchem anderen der Fall war.
Natürlich wusste Friederike, von wem Anna redete: von dem gut aussehenden jungen Kunden, der ihren Laden erst vor wenigen Wochen entdeckt hatte und seitdem jeden zweiten Tag kam, um, wie er behauptete, ›sich allmählich durch das gesamte Sortiment zu futtern‹. Aber anders als die meisten Männer, ob jung, ob alt, die ihr Geschäft regelmäßig aufsuchten, kam er nicht wegen Anna, sondern wegen Friederike – was Anna viel schneller begriffen hatte als ihre Freundin.
»Er kommt deinetwegen«, hatte sie schon nach dem dritten Besuch des jungen Mannes gesagt.
»Quatsch. Alle Männer kommen deinetwegen, das weißt du genau.«
»Nicht alle – und Robert definitiv nicht.«
Dass er Robert hieß, hatte er ihnen schon beim ersten Mal verraten.
Er gefiel Friederike, sehr sogar, aber das würde sie für sich behalten. Anna war seit einem Jahr in festen Händen und würde es bleiben, wie es aussah, aber bei ihr war das nicht so. Sie war gern allein und hatte bis jetzt noch nie das Bedürfnis nach einer festen Beziehung gehabt. Einige Male war sie verliebt gewesen, aber jedes Mal hatte sie sich schnell eingeengt gefühlt und deshalb recht schnell die Trennung herbeigeführt.
Sie sah es so: Wenn sie sich fest an einen Menschen band, sollte es etwas ›Richtiges‹ sein, etwas, das hielt. Sie wünschte sich mit einem Mann eine ähnlich vertrauensvolle Beziehung wie zu Anna. Die hatte sie kennengelernt und gleich gewusst, dass das eine Freundschaft fürs Leben sein würde. So sollte es mit einem Mann auch sein: nur eben eine Liebe fürs Leben.
Sie dachte nicht oft darüber nach, im Augenblick gab es für Sie nichts Wichtigeres als das Geschäft. Anna und sie dachten sich gern neue Rezepturen aus, sie hatten eine Extra-Auslage dafür. Die Experimentierfreudigen unter ihren Kundinnen und Kunden griffen da gerne zu. Wenn eine Praline oder auch eine Schokolade besonders gut ankam, wurde sie ins Sortiment aufgenommen. Manchmal veranstalteten sie auch ›Probier-Abende‹ in einem benachbarten Café, das sie auch mit kleinen Schokokuchen belieferten. Dazu kamen viele Leute, es war immer sehr lustig. Das war im Augenblick ihr Leben, und sie genoss es von ganzem Herzen. Kein Grund, daran etwas zu ändern.
Die Türglocke riss sie aus ihren Überlegungen. Sie drehte sich um – und da war er: Robert. Er strahlte sie an, sie konnte gar nicht anders, als sein Lächeln zu erwidern. Anna verschwand nach einem kurzen, freundlichen Gruß nach hinten, als hätte sie dort dringend etwas zu tun.
»Hallo, Robert«, sagte Friederike. »Was möchtest du denn heute kaufen?«
Er sah sie so lange an, ohne zu antworten, bis ihr allmählich das Blut ins Gesicht stieg. Schließlich aber merkte er wohl selbst, dass er sich mit seiner Antwort zu viel Zeit gelassen hatte, denn er errötete ebenfalls. »Entschuldige«, nuschelte er. »Ich habe gerade an etwas anderes gedacht. Was hast du gefragt?«
Sie musste lachen. »Was du heute probieren möchtest. Du bist doch hier, um etwas zu kaufen, oder?«
»Ich … äh … ja, natürlich. Also, was empfiehlst du mir?«
»Probier etwas von unseren Neuigkeiten«, sagte sie. »Hier, in der Vitrine an der Seite. Da stehen jedes Mal auch längere Erklärungen dabei.«
Robert wandte sich der Vitrine zu, ließ seinen Blick über die Auslage wandern und sagte schließlich: »Ich nehme von jedem ein Stück.« Er schien erleichtert zu sein, diesen Teil hinter sich zu haben und sich wieder Friederike zuwenden zu können.
So nervös und unruhig kannte sie ihn nicht. Bei seinen bisherigen Besuchen war er die Ruhe selbst gewesen und hatte genau gewusst, was er kaufen wollte. Jetzt trat er unschlüssig von einem Fuß auf den anderen und schien nicht zu wissen, wohin mit seinen Händen.
Sie war entschlossen, sich von seiner Unruhe nicht anstecken zu lassen, aber sie merkte schon, als sie mit ihrer