Du küsst meine Tränen fort
Von Sue MacKay
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Über dieses E-Book
Ihren Noch-Ehemann wiederzusehen raubt der schönen Chirurgin Fiona fast den Atem. Noch genauso charismatisch wie damals ist Tom, sein Lächeln noch genauso charmant - doch in seinen Augen steht eine Traurigkeit, die ihr fast das Herz bricht. Denn sie ist schuld daran …
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Buchvorschau
Du küsst meine Tränen fort - Sue MacKay
IMPRESSUM
Du küsst meine Tränen fort erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
© 2010 by Sue MacKay
Originaltitel: „Their Marriage Miracle"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA PRÄSENTIERT ÄRZTE ZUM VERLIEBEN
Band 70 - 2014 by HARLEQUIN ENTERPRISES GmbH, Hamburg
Übersetzung: Nicole Selmer
Umschlagsmotive: GettyImages_FlamingoImages
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783733717254
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
Fiona Saville zitterte. Es war nicht nur die ungewohnte Kälte auf der kleinen Landebahn von Hammer Springs, die sie erschauern ließ. Ein weiterer Grund war der klapprige Jeep, der auf sie zugefahren kam. Oder genauer, der Mann am Steuer.
Sie lehnte sich Halt suchend an den Rumpf der Cessna, mit der sie hergeflogen war. Es fehlte noch, dass sie vor Toms Augen zusammenklappte. Nimm dich zusammen. Du hattest zehn Tage Zeit, um dich auf diesen Moment vorzubereiten. Aber auch alle Zeit der Welt konnte nicht verhindern, dass sich ein nervöses Flattern in ihrem Magen ausbreitete und ihr die Knie weich wurden. Sechs Jahre war es her, seit sie Tom zuletzt gesehen hatte. Sechs lange, schwierige Jahre.
Tu wenigstens so, als wärst du ganz ruhig. Sie schob die Hände in die Jackentaschen und atmete tief durch. Würde Tom auf ihre entspannte Pose hereinfallen? Wahrscheinlich nicht.
Der Jeep kam wenige Meter vor dem Flugzeug zum Stehen, und die Tür wurde geöffnet. Nicht eine Sekunde ließ Fiona den Mann, der langsam aus dem Auto stieg, aus den Augen.
Ihr wurde leicht schwindelig, und sie drückte den Rücken enger an den Flugzeugrumpf. Tom war immer noch … umwerfend. Eben Tom. Groß und schlank, muskulös und dennoch lässig. Wie früher trug er einfach Jeans und ein offenes Hemd unter der dicken Daunenjacke. Die zerzausten schwarzen Locken waren einem strengen Kurzhaarschnitt gewichen, aber seine grauen Augen übten noch immer die gleiche Anziehungskraft aus wie einst. Auch wenn er Fiona in diesem Moment kühl und kritisch musterte.
Sie seufzte leise auf. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie tat einen Schritt auf ihn zu. „Hallo, Tom. Schön, dich zu sehen. Das war die Untertreibung des Jahres. „Danke, dass du mich selbst abholst.
Er hielt ihren Blick für ein paar Sekunden fest, und sofort war da diese Spannung zwischen ihnen. „Ich freue mich auch, dich zu sehen, Fiona." Mit zwei Schritten war er bei ihr und schloss sie für einen kurzen Moment in die Arme.
Sie zuckte zusammen. Er roch genau wie früher. Dieser frische und dennoch männliche Duft war in ihrem Kopf für alle Zeiten mit Tom verbunden. Nur mühsam brachte sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle.
„Ist eine Weile her", meinte er.
Fiona brauchte einen Augenblick, bis sie ihm antworten konnte. „Stimmt. Und wie ich höre, hast du die Zeit gut genutzt. Eine eigene Kinderfachklinik. Nicht schlecht."
„Wir haben wahrscheinlich beide viel zu erzählen, sagte Tom. „Wie war der Flug von Auckland hierher?
„Ein paar Turbulenzen über der Cookstraße und der Südinsel. Ein Sturm zieht auf, wahrscheinlich wird er bis heute Abend hier sein."
„Ja, das habe ich bereits auf der Wetterkarte gesehen. Nichts Neues mitten im Winter. Tom schaute sie an. „Danke, dass du einspringst. Ich bin etwas in Sorge gewesen nach Jeromes Unfall und habe schon befürchtet, ich müsste die Operationen für die ganze Woche absagen.
Er wirkte völlig entspannt, so als wäre ihr Wiedersehen nichts Besonderes. Wie schaffte er das nur? Nach ihrer schrecklichen Trennung? Das konnte doch nicht sein. Sie war gekommen, um in seiner Klinik zu arbeiten, und es schien Tom nicht im Geringsten zu berühren.
Nimm dir ein Beispiel daran. Zeig ihm nicht, wie es in dir aussieht. Fiona straffte die Schultern und hob den Kopf. Obwohl ihr nicht danach zumute war, zwang sie sich ein Lächeln auf das Gesicht.
„Ja, es war ein glücklicher Zufall, dass ich mich gerade jetzt bei der Agentur gemeldet habe." Nachdem sie nach Neuseeland zurückgekehrt war, hatte Fiona sich bei der Vermittlungsagentur für medizinisches Personal in Auckland nach Vertretungsstellen erkundigt. Nicht im Traum allerdings hatte sie damit gerechnet, dass ihr erster Job sie ausgerechnet in Toms Klinik führen würde.
„Ja, das war es wohl."
Sie konnte seinen Tonfall nicht deuten. Hätte er lieber einen anderen plastischen Chirurgen engagiert? Wahrscheinlich. Aber es gab eben nur sie.
„Ich freue mich auf die Zusammenarbeit und bin gespannt darauf, mehr über die Klinik zu erfahren. Und zu hören, was du gemacht hast, seit ich fortgegangen bin."
Jetzt verzog Tom das Gesicht. „Vielleicht halten wir das Ganze lieber auf einer professionellen Ebene, dann können wir diese Woche ohne Schwierigkeiten über die Bühne bringen."
„Wir können doch nicht einfach ignorieren, dass wir ein gemeinsames Leben gehabt haben."
Die fast flehende Anspannung in ihrer Stimme konnte ihm unmöglich entgangen sein, aber dennoch erwiderte Tom: „Nein, das können wir nicht. Aber wichtiger ist, warum du hier bist – nämlich um meinen kleinen Patienten mit deinen Chirurgiekünsten zu helfen."
Schon klar, ich habe verstanden. Fürs Erste würde sie nachgeben, aber Fiona hatte sich fest vorgenommen, mit Tom über ihre gemeinsame Vergangenheit zu sprechen. Schließlich waren sie auf dem Papier noch immer verheiratet. „Bist du bei den Operationen deiner Fachärzte im OP dabei?"
„Nicht nur das. Ich assistiere sogar oft. So weiß ich am besten, wie es den Kindern geht. Außerdem sparen wir das Gehalt für einen weiteren Chirurgen."
„Ich verstehe." Die Zusammenarbeit mit Tom würde also noch enger werden, als sie ohnehin gedacht hatte.
Er schaute auf seine Uhr. „Fast vier, wir sollten losfahren. Hier wird es früh dunkel."
„Gut. Ich muss nur noch das Flugzeug sichern." Fiona ging zur Ladeluke der Cessna. Sie holte die Seile und Heringe heraus, um die leichte Maschine am Boden zu befestigen, damit der Sturm sie nicht beschädigte.
Tom würde es ihnen beiden nicht leicht machen, so viel stand fest. Aber wenn er meinte, dass er Fiona so einfach abwimmeln konnte, dann hatte er vergessen, wie stur sie war. Sie würde nicht abreisen, ehe sie nicht über ihre Beziehung gesprochen hatten. Sie mussten sich der Vergangenheit endlich stellen.
Fiona warf die Ausrüstung auf den Boden. Plötzlich verspürte sie Angst. War es ein Fehler gewesen hierherzukommen?
Sie hörte Toms Stimme hinter sich. „Warte, lass mich das machen. Er griff nach dem Gummihammer und begann, die Haken in die harte Erde zu treiben. „Ich kann mich noch daran erinnern, wie es geht.
Fiona nahm ihr Gepäck und trug es hinüber zu Toms Jeep. Ihre Ankunft schien ihn wirklich nicht aus der Fassung zu bringen. Nun gut, sie würde damit fertigwerden. Wie lang konnte eine Woche schon werden? Verdammt lang, wenn sie an die vergangenen zehn Minuten dachte.
Fiona hatte nicht erwartet, dass Tom sie freudig begrüßen würde, aber seine „Lass uns professionell bleiben"-Haltung hatte sie dennoch erschüttert. Dabei war es eine typische Reaktion für ihn. Genauso hatte er immer auf Konflikte reagiert – er war ihnen aus dem Weg gegangen.
Er musste doch etwas empfunden haben, als er von ihrer Bewerbung für die Vertretung erfahren hatte? Wut oder Freude? Angst oder Hoffnung? Aber vielleicht war es ihm wirklich egal. Nach allem, was geschehen war.
Fiona fühlte sich noch immer schuldig. Sie hatte Tom schrecklich behandelt, als sie ihn einfach so verlassen hatte. Damals hatte sie nicht mehr klar denken können. Durch ihren Anwalt hatte sie Tom eine Nachricht übermittelt, damit er wusste, dass ihr nichts zugestoßen war. So verhielt sich keine liebende Ehefrau, aber es war der einzige Ausweg für sie gewesen, um nicht völlig den Verstand zu verlieren.
Sie hatte sich oft gefragt, wie er mit ihrem Verschwinden umgegangen war. Zumindest hatte er sich keine große Mühe gegeben, nach ihr zu suchen. Hatte er sie vermisst? Oder war er auch erleichtert gewesen, dass sie ihn endlich nicht mehr drängte, über die Tragödie zu sprechen, die sie durchlitten hatten? Er wirkte heute ruhig und gelassen, aber Tom hatte seine Gefühle schon immer gut verbergen können. Gerade Fiona, der Frau, die ihn verlassen hatte, würde er kaum zeigen, wie es wirklich in ihm aussah. Hoffentlich würde er ihr wenigstens bei der Arbeit vertrauen, damit sie ihm beweisen konnte, dass sie wie er nur das Beste für die Patienten wollte.
Würde Tom ihr jemals vergeben oder sich auch nur ihre Erklärung anhören? Es gab nur einen Weg, um das herauszufinden. Ihn in den ersten Minuten ihres Wiedersehens mit tausend Fragen zu bombardieren war vermutlich nicht die Lösung, egal, wie schwer es ihr fiel, nichts zu sagen.
Es hatte sie viel Überwindung gekostet, heute Morgen in Auckland ins Flugzeug zu steigen und sich auf den Weg zu machen. Aber sie musste endlich mit Tom sprechen. Die große Lücke in ihrem Leben würde sie nur schließen, wenn sie das, was geschehen war, endlich verarbeiten konnte. Sie musste aufhören davonzulaufen.
Fiona befürchtete jedoch, dass Tom auch diesmal nicht bereit wäre, sich mit dem Ende ihrer Ehe auseinanderzusetzen. Sie würde viel Geduld brauchen – in der Vergangenheit war das nicht gerade ihre Stärke gewesen. Die erste Hürde hatte sie immerhin schon genommen. Als sie ihn sah, hatte sich ihr Herz zusammengezogen, so sehr schmerzte die Erinnerung an die Liebe, die sie für diesen Mann empfunden hatte. Ihren Ehemann, den Vater ihres Sohnes.
Den Mann, den sie verlassen hatte.
Vielleicht musste sie erst einmal sich selbst vergeben, bevor sie das Gleiche von Tom erwarten konnte.
Fiona nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Es war unnötig zu kontrollieren, ob Tom die Cessna richtig sicherte. Sie wusste, dass sie sich auf ihn verlassen konnte.
Dennoch beobachtete sie ihn bei der Arbeit. Dachte er manchmal auch an die guten Zeiten, die sie miteinander erlebt hatten? Würden diese Erinnerungen zurückkehren, wenn sie die nächsten Tage zusammenarbeiteten? Ihn nach dieser langen Zeit wiederzusehen und ihm dennoch nicht wirklich nah zu sein würde sehr schmerzhaft werden. So durfte es nicht enden.
Fiona wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Tom die Wagentür öffnete und sich neben sie setzte. Er schnallte sich an, drehte den Schlüssel im Zündschloss und hielt dann inne.
„Du zitterst ja", sagte er und schaltete die Heizung an.
„Es liegt ja auch ziemlich viel Schnee." Mit dem Kopf deutete Fiona hinaus auf die weiß überzuckerten Berge, die die Landebahn umgaben.
„Ich habe mich wohl daran gewöhnt", erwiderte Tom.
„Ist das der Ort?" Sie schaute durch die Windschutzscheibe. „Die Lichter