Die Nacht ist nicht zum Schlafen da!
Von Michelle Reid
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Über dieses E-Book
Die Welt steht still, als sich ihre Blicke treffen. Dann will Cassie nur noch eins: fliehen! Denn mit dem attraktiven Italiener, der ihr gerade als neuer Boss vorgestellt wird, hatte sie vor Jahren eine heiße Affäre. Bis er sie kaltherzig zurückwies und so nie erfuhr, dass ihre gemeinsame Liebesnacht nicht ohne Folgen geblieben war … Aber wenn Alessandro nichts mit ihr zu tun haben will, warum besteht er darauf, dass Cassie noch in derselben Nacht bei ihm bleibt? Und warum, um alles in der Welt, wird sie bei seinen glühenden Küssen wieder so verhängnisvoll schwach?
Michelle Reid
Michelle Reid ist eine populäre britische Autorin, seit 1988 hat sie etwa 40 Liebesromane veröffentlicht. Mit ihren vier Geschwistern wuchs Michelle Reid in Manchester in England auf. Als Kind freute sie sich, wenn ihre Mutter Bücher mit nach Hause brachte, die sie in der Leihbücherei für Michelle und ihre Geschwister ausgeliehen hatte. Das Aufregendste und Schönste war seit jeher für Michelle das Lesen. Nach dem College arbeitete sie mehrere Jahre als Sekretärin, sie wanderte von Job zu Job, dabei traf sie ihren Mann und heiratete. Zu den Lieblingsbeschäftigungen der Autorin zählte weiterhin das Lesen, besonders gern las sie Liebesromane. Nachdem ihre beiden Töchter geboren wurden, entschloss sich Michelle Reid selbst einen Liebesroman zu schreiben und fand ihren Traumberuf. Ihr erster Roman wurde vom Verlag Mills & Boon veröffentlicht, zu diesem Zeitpunkt hätte Michelle Reid nie vermutet, dass sie eine Karriere als Autorin machen würde. Bei jeder Gelegenheit geht sie in ihr kleines Büro und schreibt. Ihre Freizeit verbringt die Autorin am liebsten mit ihrem Mann in einem Cottage, welches mitten in der englischen Seenlandschaft liegt. Hier ist es paradiesisch ruhig und sie kann sich bei den langen Spaziergängen mit ihrem Mann erholen. Außerdem reist sie gern an das Mittelmeer, um die verschiedenen Länder kennenzulernen. Geboren wurde Michelle Reid in Manchester, heute lebt sie mit ihrem Mann in England. Sie hat zwei Töchter sowie drei Enkelkinder.
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Buchvorschau
Die Nacht ist nicht zum Schlafen da! - Michelle Reid
Michelle Reid
Die Nacht ist nicht zum Schlafen da!
IMPRESSUM
JULIA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG,
20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
© 2009 by Michelle Reid
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V., Amsterdam
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA
Band 1924 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg
Übersetzung: Emma Luxx
Fotos: RJB Photo Library
Veröffentlicht im ePub Format im 12/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-86295-464-3
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
1. KAPITEL
Die Bar des Restaurants war so überfüllt, dass es Cassie kaum gelang, ihr Glas zum Mund zu führen. Nicht dass es ihr etwas ausgemacht hätte, hier inmitten all des Trubels mit ihren Kollegen zu stehen und zu plaudern – ganz und gar nicht. Alle hatten sich schwer in Schale geworfen, was allerdings kaum überraschend war, denn für heute Abend hatte erstmalig ihr neuer Chef sein Erscheinen angekündigt.
Cassie war seit einer halben Ewigkeit nicht mehr aus gewesen, deshalb genoss sie es, hier zu sein. Sogar ein neues Kleid hatte sie sich geleistet, ein schickes enges Cocktailkleid aus schwarzer Seide, das ihrer schlanken Figur schmeichelte. Obwohl es für ihre Verhältnisse natürlich viel zu teuer gewesen war, aber daran wollte sie jetzt lieber nicht denken.
„Deine Augen funkeln wie Smaragde, bemerkte Ella neben ihr trocken. „Gute Stimmung hier, findest du nicht?
Cassie lächelte. „Ja. Ich hatte fast vergessen, wie sich das anfühlt."
„Jetzt wo die Zwillinge ein bisschen älter sind, kannst du dir so was ruhig öfter mal gönnen. Irgendwie schaffte Ella es im Gedränge, ihr Glas so weit zu heben, dass sie mit Cassie anstoßen konnte. „Und seit du endlich diese unverschämt hohen Vorschulgebühren los bist, nagst du ja auch nicht mehr ganz so am Hungertuch.
„Haha! Von der alleinerziehenden berufstätigen Mutter zum wilden Partygirl. Cassie lachte. „Soll ich mir vielleicht auch gleich noch einen Mann suchen?
„Um Himmels willen, bloß nicht!" Ella schüttelte sich, und Cassie beobachtete, wie ein Schatten über das hübsche Gesicht der Freundin huschte.
Ella hatte gerade eine schwere Enttäuschung hinter sich. Sie war jahrelang mit einem Mann zusammen gewesen, der sie sechs Wochen vor der Hochzeit mit der Begründung, „er sei einfach noch nicht so weit" sitzen gelassen hatte. Cassie wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, verlassen zu werden. Bloß, dass sie selbst damals auch noch mit den Zwillingen schwanger gewesen war.
„Er ist Geschichte, Ella, erinnerte sie die Freundin entschieden. „Denk nicht mehr an ihn.
Ella blinzelte kurz, dann nickte sie so nachdrücklich, dass ihr das kinnlange Haar ums Gesicht flog. „Ja, klar. Ich bin doch längst über ihn hinweg, oder?"
„Genau. Und jetzt geht’s dir wieder gut, sagte Cassie, dann stießen sie noch einmal an. „Du hast schließlich alles, was du brauchst. Lieber einen atemberaubenden baumlangen Bodybuilder mit dem Temperament einer Schmusekatze als einen messerscharfen Aktienhändler mit den genetischen Merkmalen einer Giftschlange.
Der Vergleich brachte Ella zum Lachen. Als mehrere Umstehende sich umdrehten, wechselten Cassie und Ella das Thema, um ihre Kollegen mit einzubeziehen. Während der nächsten Minuten plätscherte die Unterhaltung leicht dahin, und der reichlich fließende Sekt sorgte für gute Stimmung.
„Ich wüsste nur zu gern, wann endlich die Raubtierfütterung beginnt, seufzte Ella eine Weile später. „Ich bin schon am Verhungern.
„Wahrscheinlich müssen wir erst noch auf unseren neuen Boss warten." Cassie trank einen Schluck aus ihrem Glas.
„Viel voller darf es hier aber nicht werden, sonst fühlen wir uns wie in einer Sardinenbüchse, gab ihre Freundin zu bedenken. „Obwohl, mit dem Typ, der da eben eingelaufen ist, Sardine zu spielen, wäre bestimmt ziemlich aufregend.
Auf den Anblick, der sich ihr bot, als sie in die von Ella angezeigte Richtung schaute, war Cassie schlicht nicht vorbereitet. Ihr blieb fast das Herz stehen. Im nächsten Moment war ihr, als stürze sie vom Rand einer schwindelerregend hohen Klippe. Ihre Beine drohten den Dienst zu versagen, dann begannen ihre Zehen wie verrückt zu kribbeln, während eine Stimme in ihrem Kopf einen Namen schrie. Und obwohl Cassie ihn sechs lange Jahre nicht gesehen hatte, erinnerten sich ihre Sinne an jeden Quadratzentimeter seines hochgewachsenen, harten, athletischen Körpers.
Wie hätte ich ihn übersehen können, dachte sie hilflos, während ihr Herz dumpf zu hämmern begann. Er überragte seine beiden Begleiter um Haupteslänge, obwohl er den dunklen Kopf gesenkt hielt, um in dem Lärm hören zu können was gesprochen wurde.
Die Erinnerung an diesen Mann hatte sich bis zum heutigen Tag so unauslöschlich in Cassie eingebrannt, dass ihr bei seinem Anblick fast das Weinglas entglitten wäre.
„Ich glaube, wir haben es hier mit unserem neuen Chef zu tun", murmelte Ella überrascht.
Cassie schüttelte benommen den Kopf. „Nein, flüsterte sie schließlich mühsam. „Das kann nicht sein.
„Warum nicht? Ella musterte den Mann noch einmal, während Cassie nur dastehen und in ihre ganz private Hölle starren konnte. Bis ihre Freundin entschieden sagte: „Also echt, ich wette, das ist er. Und zwar, weil dieses atemberaubende Mannsbild gar nicht anders heißen kann als Alessandro Marchese.
Den Namen ließ Ella sich genüsslich auf der Zunge zergehen. Cassie schüttelte verwirrt den Kopf. Alessandro Marchese? Von wem redete Ella?
„Wir blicken hier auf den hoffnungsvollen Spross einer milliardenschweren italienischen Dynastie", bemerkte ihre Freundin in diesem Moment ironisch. „Und wenn mich nicht alles täuscht, ist die Dame in Rot an seiner Seite aus einem nicht minder hochwertigen Material gemacht."
Die Dame in Rot …
Jetzt wusste Cassie, dass sie und Ella tatsächlich denselben Mann meinten, der ein in elegantes Rot gewandetes wunderschönes Geschöpf mit schulterlangen glänzend schwarzen Haaren am Arm führte. Die beiden wirkten so vertraut wie ein Paar, das schon lange zusammen ist.
Und Ella hatte recht. Sie waren von derselben Art. So wie auch der Name Alessandro Marchese viel besser zu ihm passte als der weit schlichtere Name Sandro Rossi, unter dem Cassie ihn kennengelernt hatte.
Sie befahl sich, ihren Blick von ihm loszureißen. Als er im selben Moment den Kopf hob und seine Begleiterin anlächelte, konnte sie direkt in sein Gesicht sehen. Dabei stellte sie sehr zu ihrem Leidwesen fest, dass er in den zurückliegenden sechs Jahren nichts, aber auch gar nichts von seiner beeindruckenden männlichen Schönheit und Faszination eingebüßt hatte. Bitterkeit stieg in ihr auf. Diese lang bewimperten Augen mit den schweren Lidern, die vornehme gerade Nase, dieser schmale, energische und doch so atemberaubend sinnliche Mund … Todesmutig sog Cassie den Anblick in sich ein.
Sie hatte große Lust, ihm dieses Lächeln aus dem verlogenen Gesicht zu wischen. Alessandro Marchese … Wem versuchte er etwas vorzumachen? War er ein Gauner und Hochstapler, oder warum trat er plötzlich unter einem anderen Namen auf? Oder hatte er sie damals belogen?
Der Schmerz des Verrats loderte in ihr, während sie die Aura lässiger Entspanntheit wahrnahm, die er um sich herum verbreitete. Cassie scheiterte bei dem Versuch, ihren Blick von ihm loszureißen. Sein eleganter, perfekt sitzender dunkler Anzug, zu dem er ein blütenweißes Hemd trug, unterstrich seine hochgewachsene athletische Erscheinung noch.
An die sie sich in allen aufregenden Einzelheiten erinnerte …
Sie musste raus hier, und zwar sofort …
Cassie straffte die Schultern, reckte das Kinn.
Und als ob er ihre heftige Reaktion gespürt hätte, hob er den Kopf und schaute ihr direkt ins Gesicht. Womit er sie zwang, seinen Blick zu erwidern, magnetisch angezogen von einem Paar tintenschwarzer Augen, die nie wiederzusehen sie gehofft hatte.
Plötzlich schien die Zeit stillzustehen. Das fröhliche Geplauder ringsum trat so jäh in den Hintergrund, als ob jemand ein Glas gegen die Wand geschmettert hätte. Schlagartig schien es, als wären sie beide allein, während die sechs lange Jahre währende Erinnerung an ihn in ihrer Fantasie wilde Blüten zu treiben begann.
Sandro, herzhaft lachend … Sandro, der ihre schüchternen Flirtversuche mit diesem trocken belustigten Grinsen zur Kenntnis nahm … Sandro, der sie hielt … und küsste … Sandro, der sie liebte … oh … anfangs so sanft und behutsam und später so leidenschaftlich … atemberaubend intensiv.
Ein flammender Pfeil reinsten sexuellen Verlangens durchbohrte so heftig Cassies Mitte, dass sie keuchend nach Atem rang. Sandro blinzelte irritiert. Ihr ganzer Körper begann vor Verlangen zu prickeln. Hilflos stemmte sie sich gegen die Flut unerwünschter Gefühle. Sie wollte das nicht. Sie wollte bei seinem Anblick kalt und ungerührt bleiben und musste doch feststellen, dass das exakte Gegenteil der Fall war.
Wie ein Mann, der alten Sinnenfreuden nachspürt, nahm er den leuchtenden Wasserfall ihres blass golden schimmernden Haars in sich auf, dessen Spitzen ihre entblößten Schultern streichelten. Sein Blick streunte weiter über ihr atemberaubendes Dekolleté, ihre Brüste.
Die Botschaft, die seine Augen aussandten, war von so sinnlicher Leidenschaft, dass Cassie befürchtete, gleich in Flammen aufzugehen. Am liebsten hätte sie ihren Protest laut herausgeschrien, aber sie war wie gelähmt. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich dermaßen entblößt gefühlt.
Nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen hätte sie sich vorstellen können, dass er so lange brauchen könnte, um sie wiederzuerkennen. Erst als ihre Blicke sich wieder begegneten, sah sie, wie der träge forschende Ausdruck in seinen Augen in blankes Entsetzen umschlug. In der nächsten Sekunde wirkte er fast, als würde er ohnmächtig werden. Er wurde gespenstisch bleich, während seine schwarzen Augen noch dunkler zu werden schienen. Cassie hielt erschrocken die Luft an.
Eine Sekunde später jedoch straffte er seinen hochgewachsenen Körper und wandte sich so abrupt ab, als ob er ihr eine Tür vor der Nase zuschlüge.
Ein weiteres Mal.
Jetzt drohte Cassie, das Bewusstsein zu verlieren. Als jemand sie anrempelte, wäre ihr um ein Haar das Glas entglitten, aber sie nahm es kaum wahr. Irgendwer sagte etwas zu ihr, doch sie hörte nichts. Sie konnte fühlen, dass sie blass geworden war, ihre Haut fühlte sich klamm und kalt an. Aber viel schlimmer, sehr viel schlimmer, war das Aufbrechen einer niemals wirklich verheilten alten Wunde.
Schließlich schaffte sie es irgendwie sich abzuwenden. Sie versuchte tief durchzuatmen und war froh, dass sie wenigstens ein paar flache Atemzüge hinbekam. Sie fühlte sich so in ihren Grundfesten erschüttert, dass sie am liebsten Hals über Kopf davongerannt wäre.
„Meinst du, wir bekommen jetzt endlich was zu essen?, fragte Ella in diesem Moment, und Cassie antwortete mechanisch: „Ja.
Wer ist das? schoss es Alessandro durch den Kopf. Dabei machte sich sofort wieder ein vertrauter Kopfschmerz bemerkbar, dem nur beizukommen war, indem er sich mit dem Zeigefinger intensiv die Stelle zwischen den Augenbrauen massierte.
Und warum fühlte er sich plötzlich so seltsam, fast wie innerlich ausgehöhlt?
Konnte sexuelle Anziehungskraft so stark sein, dass man davon weiche Knie bekam? Aber wann hätte der Anblick einer Frau je eine derartige Wirkung auf ihn gehabt? Und warum passierte das ausgerechnet jetzt und hier? Es war mehr als unprofessionell und wirklich verdammt lästig.
„Wieder Kopfschmerzen, Alessandro?", fragte Pandora ihn besorgt. Wie immer, hatte sie sofort seine Stimmungsschwankung registriert.
„Nein, nein, alles okay." Er ließ die Hand sinken und wandte den Kopf, um die Blondine nicht aus den Augen zu verlieren.
Obwohl er sie jetzt nur von hinten