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Keine Zeit für Jasmin: Sophienlust 453 – Familienroman
Keine Zeit für Jasmin: Sophienlust 453 – Familienroman
Keine Zeit für Jasmin: Sophienlust 453 – Familienroman
eBook115 Seiten1 Stunde

Keine Zeit für Jasmin: Sophienlust 453 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Die Riemen der Peitsche sausten pfeifend durch die Luft und klatschten auf das struppige Fell des Hundes. Das Tier heulte gepeinigt auf, verstummte aber sofort wieder, um seinen Herrn nicht noch mehr zu erzürnen. »Encore! Allez hopp!« schrie der Dresseur und klatschte dabei laut in die Hände. Der mittelgroße Hund faßte mit den Zähnen ein zierliches Körbchen, erhob sich auf die Hinterbeine und trippelte aufrecht über ein Viereck glatter Holzplatten. Es mochten etwa zehn oder zwölf Quadratmeter sein. Am Rand der Übungsfläche knickte das Tier plötzlich ein, winselte und kippte zur Seite. Die großen dunklen Augen des Vierbeiners flehten um Verzeihung. Doch sein Herr kannte kein Pardon. Er kam in blankgewichsten Stiefeln näher, hob die Peitsche und schlug wieder erbarmungslos zu. Der Hund jaulte vor Schmerzen, richtete sich erneut auf. »Dir werde ich die Faulheit austreiben!« rief der Mann. »Lange genug hast du den Verletzten markiert. Jetzt wird wieder gearbeitet. Ich hoffe, du begreifst das endlich!« Der graue Schnauzer stand mit seinem Körbchen und hängenden Vorderpfoten auf den Hinterbeinen, doch sobald er den ersten Schritt vorwärts wagte, brach er winselnd zusammen. Man sah, daß er Schmerzen hatte, aber er gab durch einen erneuten Versuch seine Bereitschaft kund, den Wünschen seines Herrn nachzukommen. »Allez!«
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum9. Jan. 2024
ISBN9783989368040
Keine Zeit für Jasmin: Sophienlust 453 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Keine Zeit für Jasmin - Susanne Svanberg

    Sophienlust

    – 453 –

    Keine Zeit für Jasmin

    Susanne Svanberg

    Die Riemen der Peitsche sausten pfeifend durch die Luft und klatschten auf das struppige Fell des Hundes. Das Tier heulte gepeinigt auf, verstummte aber sofort wieder, um seinen Herrn nicht noch mehr zu erzürnen.

    »Encore! Allez hopp!« schrie der Dresseur und klatschte dabei laut in die Hände.

    Der mittelgroße Hund faßte mit den Zähnen ein zierliches Körbchen, erhob sich auf die Hinterbeine und trippelte aufrecht über ein Viereck glatter Holzplatten. Es mochten etwa zehn oder zwölf Quadratmeter sein. Am Rand der Übungsfläche knickte das Tier plötzlich ein, winselte und kippte zur Seite. Die großen dunklen Augen des Vierbeiners flehten um Verzeihung.

    Doch sein Herr kannte kein Pardon. Er kam in blankgewichsten Stiefeln näher, hob die Peitsche und schlug wieder erbarmungslos zu. Der Hund jaulte vor Schmerzen, richtete sich erneut auf.

    »Dir werde ich die Faulheit austreiben!« rief der Mann. »Lange genug hast du den Verletzten markiert. Jetzt wird wieder gearbeitet. Ich hoffe, du begreifst das endlich!«

    Der graue Schnauzer stand mit seinem Körbchen und hängenden Vorderpfoten auf den Hinterbeinen, doch sobald er den ersten Schritt vorwärts wagte, brach er winselnd zusammen. Man sah, daß er Schmerzen hatte, aber er gab durch einen erneuten Versuch seine Bereitschaft kund, den Wünschen seines Herrn nachzukommen.

    »Allez!« schrie der Mann und hob schon wieder die Peitsche. Für einen Augenblick duckte sich der Hund und wartete geduldig auf die Schläge. Als sie ausblieben, richtete er sich winselnd auf. »Bewege dich endlich! Ich habe nicht ewig Zeit.« Ein kräftiges Klatschen sollte den Hund vorwärtsscheuchen.

    Hinkend kam er der Aufforderung nach. Er bot das Bild einer geschundenen, gequälten Kreatur.

    Der Dresseur ahnte nicht, daß er vom Eingang des Zeltes her beobachtet wurde. Dort war, der Hitze wegen, der obere Teil der Tür, die aus starkem Zeltstoff bestand, nicht geschlossen. Vier Kinder standen dort und sahen entsetzt dem Schauspiel zu.

    Henrik, der Jüngste, mußte sich auf die Zehenspitzen stellen, um durch die Luke spähen zu können.

    »Das ist Tierquälerei«, flüsterte Irmela dem Jungen zu, der neben ihr stand. Obwohl er etwas jünger war als sie, überragte er sie um mindestens zwanzig Zentimeter, war stark und kräftig. Mit seinen dichten dunklen Haaren und den fast schwarzen Augen war Nick ein auffallend hübscher Bursche.

    »So etwas ist verboten. Man müßte den Kerl anzeigen.« Nick, der alle Tiere liebte, war empört.

    Pünktchen, das Mädchen an seiner linken Seite, seufzte. Sie war einige Jahre jünger als Nick. »Eine Anzeige würde doch genau das Gegenteil bewirken. Der arme Hund müßte dafür büßen.«

    »Ich hätte nicht gedacht, daß es das noch gibt«, meinte Nick.

    »Wir müssen ihm sagen, daß er den Hund nicht schlagen darf«, wisperte Henrik ängstlich. Er war seinem Halbbruder Nick in vielem ähnlich und ahmte ihn auch bei jeder sich bietenden Gelegenheit nach. Denn Nick war sein großes Vorbild.

    »Er wird auf uns bestimmt nicht hören.« Irmela besuchte bereits die Oberstufe des Gymnasiums. Sie war ein reizvolles Mädchen mit langem blondem Haar und blauen Augen.

    »Wir müssen etwas tun.« Pünktchen rückte näher zu Nick. Sie war, wie Irmela und viele andere Jungen und Mädchen, im Kinderheim Sophienlust groß geworden. Dieses private Heim, das ihnen das Elternhaus ersetzte und ihnen Geborgenheit schenkte, wurde von Nicks und Henriks Mutter verwaltet. Es war eine Einrichtung, die weit über die Kreisstadt Maibach hinaus bekannt war. Elternlose Kinder fanden dort Aufnahme und wurden in eine große glückliche Familie eingegliedert. Nick war stolz auf Sophienlust, das er später einmal übernehmen sollte. Schon jetzt fühlte er sich verantwortlich und setzte sich deshalb ernsthaft für alle Belange des Heims ein.

    »Na, wird’s bald!« schrie der Dresseur den verängstigten Hund an.

    Rex rutschte winselnd vorwärts. Ängstlich schielte er zu der Treppe hin, die in der Mitte der Übungsfläche stand. Er wußte, daß er dort aufrecht hinaufgehen mußte, und er hatte Angst, daß er es nicht schaffen würde.

    »Schneller, nicht so faul.« Der Mann stapfte auf die Holzplanken. Erschrocken zuckte das Tier zusammen.

    Rex wußte, daß sein Herr kein Erbarmen kannte. Er mußte zur Treppe, mußte die Stufen hinauf. Es war für einen Hund eine schwierige Übung. Für ein verletztes Tier aber war es eine Quälerei. Der struppige Hund trippelte mit seinem Körbchen folgsam zur Mitte der provisorischen Bühne. Als er die erste Stufe erklimmen wollte, sackte er mit einem Schmerzenslaut wieder in sich zusammen.

    Sofort war Kurt Dombrowski mit seiner Peitsche zur Stelle. Die Lederriemen zischten durch die Luft, der Hund schrie vor Angst und Qual.

    »Halt!« rief Nick entrüstet. »Sehen Sie denn nicht, daß der Hund verletzt ist?«

    Dombrowski drehte sich um, sah die Kinder und schimpfte: »Macht, daß ihr wegkommt! Die Pause ist längst vorbei. Die Vorstellung geht weiter. Ihr werdet den besten Teil versäumen.«

    Tatsächlich waren Irmela, Nick, Pünktchen und Henrik zur Zirkusvorstellung gekommen. Auch Schwester Regine mit den jüngeren Kindern. In der Pause hatten sie alle die Tiere des kleinen Wanderzirkus besichtigt. Doch während Schwester Regine mit den Jüngsten wieder ins Zelt zurückgekehrt war, hatten sich Nick und seine Kameraden die Dressurversuche Dombrowskis angesehen.

    »Sie müssen mit Ihrem Hund zum Tierarzt.« Nick ließ sich nicht einschüchtern.

    »Hört mal, ihr Neunmalklugen.« Langsam kam der Dresseur näher. Er klatschte dabei mit der Peitsche leicht an seine Stiefel. »Ein Zirkus ist kein Wohltätigkeitsunternehmen. Wer nicht arbeitet, hat hier nichts zu suchen. Das Leben bei uns ist hart, nicht nur für Rex.«

    »Der Hund ist krank. Das sieht man doch. Er braucht einen Arzt und gute Pflege.« Furchtlos sah Nick den Zirkusmann an.

    »Für so etwas hat man bei uns kein Geld. Aber du darfst mir glauben, daß ich schon weiß, was ich tue. Ich dressiere hier seit sechzehn Jahren Tiere. Darin habe ich mehr Erfahrung als jeder Tierarzt.« Dombrowski wußte, daß ein Zirkus leicht in Verruf kommen konnte, wenn kritische Stimme laut wurden. Dann mischten sich die Tierschutzvereine ein, und die Polizei machte Auflagen, deren Erfüllung teuer war. Deshalb gab sich der Dresseur jetzt Mühe, die Kinder zu besänftigen.

    »Rex ist ein talentierter Hund. Er kann schon, wenn er will. Seht euch einmal diese Bilder an.« Dombrowski zog einige Fotos aus der Innentasche seiner Jacke. Sie zeigten den Hund während einer Zirkusvorstellung. Rex fuhr in einem Matrosenanzug auf einem Kinderfahrrad, er schob einen Puppenwagen, und er kletterte eine fünf Meter hohe Leiter hinauf. »Die Arbeit macht ihm Spaß, das sieht man doch, nicht wahr?«

    »Vielleicht war es einmal so«, meinte Irmela und gab die Bilder zurück. »Aber jetzt sollten Sie das Tier schonen.« Mitleidig sah das Mädchen auf den Hund, der zitternd am Ende der Treppe lag.

    »Ihr habt natürlich recht«, antwortete der Zirkusmann mit falscher Freundlichkeit. »Rex darf sich jetzt in die Sonne legen und sich ausruhen. Ich werde vorerst nur mit den anderen Tieren weiterarbeiten.«

    Die vier Kinder aus Sophienlust zogen mit tief hängenden Köpfen wieder ab.

    »Er wird sich nicht daran halten«, meinte Pünktchen düster.

    Sie bekam keine Antwort, denn sie betraten eben das Zirkuszelt und nahmen leise, um niemanden zu stören, wieder Platz. In der Manege führten zwei Artisten gefährliche Übungen am Trapez vor.

    Die Kinder von Sophienlust sahen nur mit geringem Interesse zu. Sie dachten noch immer an das Schicksal des armen Hundes.

    *

    Auch am Abend, als die Kleinen in Sophienlust begeistert von den lustigen Clowns berichteten, blieben Irmela, Nick, Pünktchen und Henrik schweigsam.

    »Hat es euch denn nicht gefallen?« erkundigte sich Fabian, der wegen einer schweren Erkältung zu Hause geblieben war. Er hatte als kleiner Junge durch ein Zugunglück seine Eltern verloren. Zunächst hatte er Aufnahme bei seiner Stiefgroßmutter gefunden, die dem Waisenkind jedoch keine Zuneigung entgegenbrachte. Sie war froh gewesen, als sie den psychisch gestörten Enkel nach Sophienlust abschieben konnte. Behutsam war das schwierige Kind in die Gemeinschaft eingegliedert worden, hatte seine Scheu verloren und entwickelte sich nun völlig normal.

    Fabian war ein fröhlicher Junge, der mit besonderer Liebe an Denise von Schoenecker hing.

    »Doch,

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