Marla beweist wahren Mut: Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane 43 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Wo steckt denn Marla schon wieder?«, erkundigte sich Marianne Hasselt bei ihrer Chefin Tatjana. Die Tortenkünstlerin hatte den Kopf durch den Vorhang in die Backstube gesteckt und sah sich suchend um. »Offenbar verträgt sie meine neueste Kreation nicht«, erwiderte die Freundin von Danny Norden und deutete in Richtung Toilette, aus der verdächtige Geräusche kamen. »Dabei finde ich meine Kirsch-Flocken-Törtchen absolut genial.« »Deine Bescheidenheit in allen Ehren«, lachte Marianne auf, »aber ich glaube auch nicht, dass Marla unter deinen Backkünsten leidet.« Tatjana, die mit beiden Händen in einem Brotteig steckte, legte den Kopf schief und sah ihre Mitarbeiterin an. »Sondern?« »Sag bloß, du hast nichts bemerkt.« Marianne konnte nicht glauben, dass es ihrer Chefin mit dieser Frage ernst war. »Was hätte ich denn bemerken sollen, außer dass Marla in letzter Zeit abwechselnd unter Heißhungerattacken und Brechreiz leid …« Mitten im Satz hielt Tatjana inne. Ein Gedanke war ihr in den Sinn gekommen. »Sag bloß, sie leidet unter Bulimie?« Dabei blickte sie so ungläubig drein, dass Marianne schon wieder lachen musste. Tatjana zog die Stirn kraus. »Was denn? Ess-Brechsucht ist eine gefährliche Krankheit, die auch zum Tod führen kann«
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Buchvorschau
Marla beweist wahren Mut - Patricia Vandenberg
Dr. Norden – Unveröffentlichte Romane
– 43 –
Marla beweist wahren Mut
Patricia Vandenberg
»Wo steckt denn Marla schon wieder?«, erkundigte sich Marianne Hasselt bei ihrer Chefin Tatjana.
Die Tortenkünstlerin hatte den Kopf durch den Vorhang in die Backstube gesteckt und sah sich suchend um.
»Offenbar verträgt sie meine neueste Kreation nicht«, erwiderte die Freundin von Danny Norden und deutete in Richtung Toilette, aus der verdächtige Geräusche kamen. »Dabei finde ich meine Kirsch-Flocken-Törtchen absolut genial.«
»Deine Bescheidenheit in allen Ehren«, lachte Marianne auf, »aber ich glaube auch nicht, dass Marla unter deinen Backkünsten leidet.«
Tatjana, die mit beiden Händen in einem Brotteig steckte, legte den Kopf schief und sah ihre Mitarbeiterin an.
»Sondern?«
»Sag bloß, du hast nichts bemerkt.« Marianne konnte nicht glauben, dass es ihrer Chefin mit dieser Frage ernst war.
»Was hätte ich denn bemerken sollen, außer dass Marla in letzter Zeit abwechselnd unter Heißhungerattacken und Brechreiz leid …« Mitten im Satz hielt Tatjana inne. Ein Gedanke war ihr in den Sinn gekommen. »Sag bloß, sie leidet unter Bulimie?« Dabei blickte sie so ungläubig drein, dass Marianne schon wieder lachen musste.
Tatjana zog die Stirn kraus.
»Was denn? Ess-Brechsucht ist eine gefährliche Krankheit, die auch zum Tod führen kann«, verteidigte sie sich, und Marianne hob die Hände.
»Entschuldige, ich will mich nicht über dich lustig machen. Aber Marla macht gerade in den letzten Wochen und Monaten nicht den Eindruck, als litte sie unter Magersucht.«
Das stimmte. In der Tat hatte sich Tatjanas junge Mitarbeiterin von einem hässlichen Entlein in einen strahlenden Schwan verwandelt. Verschwunden waren die blauen Haare, die schwarze Kleidung und das Piercing, mit dem ihr Nasenflügel verziert gewesen war. Und auch ihre Figur hatte sich verändert. Aus dem mageren, kleinen Mädchen war eine Frau geworden, schlank zwar, aber mit attraktiven Rundungen an den richtigen Stellen.
»Besonders in letzter Zeit hat sie ganz schön Oberweite bekommen.« Marianne warf einen Blick auf ihr Dekolleté. »Davon kann ich nur träumen.«
Tatjana lachte und formte zwei unverkennbare Rundungen aus ihrem Brotteig.
»Bisher hatte ich nicht den Eindruck, als würde es deinem Mario an irgendwas fehlen.« Erst an diesem Morgen hatte sich der Arzt der Behnisch-Klinik vor der Bäckerei mit einem leidenschaftlichen Kuss von seiner Freundin verabschiedet.
Bevor Marianne einen Kommentar zu den Teigbrüsten unter Tatjanas Händen abgeben konnte, tauchte Marla wieder in der Backstube auf. Schnell schob Tatjana den Brotteig zusammen und setzte eine Unschuldsmiene auf.
»Geht’s dir wieder besser?«, erkundigte sie sich.
Marla nickte.
»Ich weiß auch nicht, was in letzter Zeit mit mir los ist«, dachte sie laut nach. »Das hab ich erst, seit ich Pascal kenne. Vielleicht reagiert mein Körper irgendwie allergisch auf ihn. Ich hab mal so was gelesen.« Nach einer katastrophalen Beziehung mit einem Taugenichts erlebte die elternlose junge Frau zum ersten Mal, wie sich wahre Liebe anfühlte. Ein Lächeln huschte über Marlas Gesicht, als sie an den Galeristen dachte, den sie vor ein paar Monaten kennen- und lieben gelernt hatte.
Tatjana und Marianne sahen sich an. Sie hatten den gleichen Gedanken und konnten sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen.
»Ich glaube, dein Körper reagiert nicht auf Pascal allergisch, sondern eher auf das, was er mit ihm angestellt hat.«
Marla drehte sich zu ihrer Kollegin um und sah sie mit großen Augen an, Unverständnis im Blick.
»Wie meinst du das?«
In diesem Augenblick hielt Tatjana es nicht länger aus. Inzwischen hatte sie aus dem Teig einen ordentlichen Laib Brot geformt und legte ihn zum Gehen auf ein Backbrett. Sie wusch sich die Hände und legte sie dann auf Marlas Schultern.
»Was Marianne dir sagen will, Schätzchen: Hältst du es für möglich, dass du schwanger bist?«
»Schwanger?« Wie ein Peitschenhieb fuhr dieses kleine Wort durch die Backstube. Es war offensichtlich, dass Marla keine Sekunde an diese Möglichkeit gedacht hatte. »Aber ich nehm doch die Pille.«
»Hattest du nicht Anfang des Jahres auch mit diesem Magen-Darm-Virus zu tun?«, erinnerte sich Tatjana an die Zeit, in der sie ihren Freund Danny kaum zu Gesicht bekommen hatte.
Die Patienten waren von einer wahren Epidemie heimgesucht worden, und die beiden Ärzte hatten alle Hände voll zu tun gehabt, um die Krankheit in den Griff zu bekommen.
»Ja … schon«, gab Marla zu. »Aber was hat denn das damit zu tun?«
»Bei Magen-Darm-Infekten ist es schon mal möglich, dass die Pille wieder ausgeschieden wird, bevor sie ihre Wirkung tun kann«, war es die ältere Marianne, die dieses Phänomen erklärte.
»Aber … aber …«, stammelte Marla und war sichtlich überfordert. »Was mache ich denn jetzt?« Tränen glitzerten in ihren Augen, als sie auf den Hocker sank, der in einer Ecke der Backstube stand. »Was soll ich denn mit einem Kind? Und wie bringe ich Pascal diese Botschaft bei?« Wie ein Kartenhaus brach in diesem Moment das Leben zusammen, das sie sich in den letzten Monaten aufgebaut hatte.
Nicht genug damit, dass sie die Stelle als Bäckerin bei Tatjana bekommen hatte und vorübergehend bei ihrer Chefin und deren Freund wohnen durfte, hatte ihre neue Chefin auch noch dafür gesorgt, dass es mit Marlas künstlerischer Karriere steil bergauf gegangen war. Die Bilder, die an den Wänden des Cafés ein neues Zuhause gefunden hatten, verkauften sich genauso gut wie die frischen Brötchen und köstlichen Teilchen, die in der Bäckerei feilgeboten wurde. Neben vielen anderen Kunden war auch Pascal Lüders so auf die begabte Künstlerin aufmerksam geworden, und schnell war aus der Begeisterung für die Werke eine leidenschaftliche Liebe für die Künstlerin geworden.
Nach vielen chaotischen Jahren schien Marlas Leben also endlich in gefestigten Bahnen zu verlaufen. Und nun das! Ein Kind!
Diesmal war es Tatjana, die zuerst die passenden Worte fand.
»Was dieser Backstube noch gefehlt hat, ist ein Kinderwagen. Was meinst du, Marianne?«
»Keine Frage. Vor allen Dingen, weil Backwaren so wahnsinnig geduldig sind. Sie stören sich nicht an Kindergeschrei«, stimmte die Tortenkünstlerin so aufmunternd zu, dass sich Marla wenigstens ein bisschen getröstet fühlte.
»Ihr würdet mich also nicht an die frische Luft setzen?« Ihre Stimme klang schüchtern wie selten zuvor.
»Natürlich nicht«, erwiderte Tatjana ohne Zögern. »Mal abgesehen davon dürfte ich das auch gar nicht. Falls du wirklich schwanger bist, genießt du besonderen Schutz vom Staat.«
»Es wäre schön, wenn der Staat auch Pascal dazu verdonnern könnte, mich weiter zu lieben. Auch mit Kind«, erwiderte Marla düster.
»Was hältst du davon, wenn du ihm eine Chance gibst, bevor du dich in Gedanken schon als alleinerziehende Mutter siehst?«, machte Marianne den einzig vernünftigen Vorschlag. »Die Kinderfrage habt ihr ja sicher noch nicht diskutiert, und du weißt wahrscheinlich gar nicht, wie er zu dieser Sache steht.«
»Stimmt!«, musste Marla ihrer Kollegin recht geben.
»Und bevor du die Pferde scheu machst, gehst du erstmal zu Danny oder Daniel in die Praxis und lässt dich