Terror am Juan River: Wyatt Earp 291 – Western
Von William Mark
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Er hatte ein bärtiges wetterbraunes von zahllosen Falten zerrissenes Gesicht und pulvergraue Augen. Tief saß ihm der wellige Schlapphut in der Stirn. Das graue Kattunhemd war verblichen und von vielen Flicken besetzt. Die kurze Lederweste mußte mehrere Jahrzehnte auf ihrem blankgescheuerten Rücken mit sich herumtragen, und die gestreifte enge Hose schien auch nicht gerade neu zu sein. An den Hacken der abgetretenen Stiefel saßen riesige stark verrostete Sternradsporen. Der Waffengurt war abgewetzt und trug im tiefhängenden Halfter rechts einen Frontier-Single-Action-Colt vom Kaliber 45. Der Mann hatte kein gutes Gesicht. Unstet flogen seine harten Augen hin und her. Der Schnurrbart war ungepflegt und hing über die Oberlippe herab. Das weit vorgeschobene Kinn war in der Mitte gespalten und wirkte brutal. Die Hände, die den Zügel hielten, waren erdbraun und kantig. Dieser Mann war Cass Gossip. Hier unten im südöstlichen Utah kannte ihn kaum jemand unter diesem Namen. Als Cherokee-Cass war er zweifelsohne bekannter. Es gab kaum einen Sheriff in den Middleweststaaten, der ihn nicht kannte. Cass Gossip war ein Bandit. Das Pferd, das er ritt, war ein starkknochiger, hochbeiniger Brauner, dem auch nur der Pferdekenner ansah, daß er etwas taugte. Sattelzeug und Zaumzeug mußten schon zu der Zeit der großen Indianerkriege in Gebrauch gewesen sein. Fünf Yards hinter Cass Gossip ritt ein junger Mann, der irgendwie eine verteufelte Ähnlichkeit mit dem Alten hatte. Es muß hier wohl erwähnt werden, daß Cass Gossip nicht direkt ein alter Mann war.
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Terror am Juan River - William Mark
Wyatt Earp
– 291 –
Terror am Juan River
William Mark
Er hatte ein bärtiges wetterbraunes von zahllosen Falten zerrissenes Gesicht und pulvergraue Augen. Tief saß ihm der wellige Schlapphut in der Stirn. Das graue Kattunhemd war verblichen und von vielen Flicken besetzt. Die kurze Lederweste mußte mehrere Jahrzehnte auf ihrem blankgescheuerten Rücken mit sich herumtragen, und die gestreifte enge Hose schien auch nicht gerade neu zu sein. An den Hacken der abgetretenen Stiefel saßen riesige stark verrostete Sternradsporen. Der Waffengurt war abgewetzt und trug im tiefhängenden Halfter rechts einen Frontier-Single-Action-Colt vom Kaliber 45.
Der Mann hatte kein gutes Gesicht. Unstet flogen seine harten Augen hin und her. Der Schnurrbart war ungepflegt und hing über die Oberlippe herab. Das weit vorgeschobene Kinn war in der Mitte gespalten und wirkte brutal.
Die Hände, die den Zügel hielten, waren erdbraun und kantig.
Dieser Mann war Cass Gossip. Hier unten im südöstlichen Utah kannte ihn kaum jemand unter diesem Namen. Als Cherokee-Cass war er zweifelsohne bekannter. Es gab kaum einen Sheriff in den Middleweststaaten, der ihn nicht kannte.
Cass Gossip war ein Bandit.
Das Pferd, das er ritt, war ein starkknochiger, hochbeiniger Brauner, dem auch nur der Pferdekenner ansah, daß er etwas taugte. Sattelzeug und Zaumzeug mußten schon zu der Zeit der großen Indianerkriege in Gebrauch gewesen sein.
Fünf Yards hinter Cass Gossip ritt ein junger Mann, der irgendwie eine verteufelte Ähnlichkeit mit dem Alten hatte.
Es muß hier wohl erwähnt werden, daß Cass Gossip nicht direkt ein alter Mann war. Er zählte damals siebenundfünfzig – und man sah sie ihm nicht unbedingt an. Er hatte breite Schultern und eine mächtige Brust.
Der Bursche hinter ihm war sein Sohn Jubal.
Er war auch groß und breit wie der Vater, hatte dessen graue stechende Augen, die gleiche wetterbraune Hautfarbe und auch die harten kantigen schaufelartigen Hände des Alten.
Nur seine stolze Haltung hatte er nicht. Auch fehlte in seinen Augen der selbstbewußte Blick, den der Alte besaß.
Jube – wie der Alte ihn nannte, saß auf einem staubgepuderten Fuchs. Er hatte den schmalen Kopf zwischen die breiten Schultern gezogen und starrte, wie meistens beim Reiten, auf den Sattelknauf. Zu was hätte er auch nach vorn sehen sollen?
Der Vater bestimmte die Richtung, gab das Tempo an und ritt immer voran.
Wie überhaupt bei den beiden Gossips ausschließlich das getan wurde, was der Alte bestimmte.
Jetzt hielt Cass seinen Braunen an, beschattete die Augen mit seiner Rechten und blickte auf die weite Ebene, die plötzlich nach einer Wegbiegung vor ihnen lag.
Es war das staubige ausgedörrte Land des Juan Rivers, unten im Süden Utahs an der Grenze Arizonas.
Nichts unterschied dieses Land hier von den sonndurchglühten ausgedörrten Landstrichen Arizonas oder New Mexicos. Das Gras war zwar hoch, aber dürr und verursachte ein knisterndes Geräusch beim Reiten.
Weit am westlichen Horizont blauten die Straight Cliffs, und davor zogen sich die scharfen Konturen der Clay Hills durch das gelbgrüne Land.
Der Fluß schlängelte sich wie ein blau-silbernes Band durch die Ebene.
Und etwa fünf Meilen entfernt am rechten Ufer lag die Stadt.
War es eine Stadt? Dreizehn Häuser und ein paar Scheunen, die allesamt auf der rechten Seite der Straße standen, damit die Bewohner nur ja nicht auf die Aussicht auf den Fluß verzichten mußten.
Es war ein sonderbares Bild, das diese kleine Stadt bot. Ein Bild, das mehr Trostlosigkeit und Einsamkeit vermittelte als sonst irgend etwas.
So stellten sich die Menschen drüben im Osten und in den Küstenstädten eine Westernstadt vor.
Gossip setzte seinen Gaul wieder in Bewegung. Jube, der ebenfalls angehalten hatte, folgte dem Alten.
Je näher sie der Stadt kamen, desto skurriler wurde der Anblick, den sie bot. Die auf der rechten Straßenseite stehenden Häuser erweckten den Eindruck, als wollten sie auf den Fluß zulaufen, um zu flüchten, für ihre hölzernen, ein wenig nach vorn geneigten Giebel schienen die Vorbauten als Stützen unentbehrlich zu sein.
Rechts vor dem ersten Haus war an einem großen Pfahl ein Schild angenagelt worden, das den Ortsnamen trug.
Bluff.
Yeah, es stand da – und es steht auch heute noch da. Allerdings vor der Stadt auf einem sauberen Schild, und auf der Bahnstation – und auf den Briefköpfen der Gemeinde, der besseren Bürger und der Polizei.
Bluff.
Nicht die beiden Feuersbrünste, nicht die Indianerüberfälle und auch nicht die Angriffe weißer Banditen hatten die kleine Stadt am Juan River vernichten können.
Aber es war einer der schwärzesten Tage Bluffs, als Cass Gossip und sein Sohn von Osten her in die Mainstreet ritten.
Mainstreet?
Yeah, es war eine Mainstreet, die Leute von Bluff nannten sie jedenfalls so.
Der alte Bandit hielt vor dem dritten Haus, musterte die Fassade, das breite, quergehängte Schild, das die Aufschrift »Saloon« trug, und warf dann den Blick seiner stechenden Augen auf einen Mann, der an einem Vorbaupfeiler lehnte und angelegentlich nach Osten schaute.
Es war ein Mann in den Dreißigern, mittelgroß, drahtig, in der Kleidung eines Weidereiters. Er hatte den weißgrauen Hut tief bis über die Augenbrauen gezogen. Seine Hände steckten in einem patronengespickten Waffengurt.
Cass Gossip nahm den Blick von dem jungen Mann und ließ ihn dafür forschend über den hölzernen Hausgiebel gleiten.
Über den okerfarbenen Bau, der über den Aststellen in der glühenden Sonne große Blasen zog und schon ziemlich alt zu sein schien.
Vielleicht wäre der Tag für Bluff bedeutungslos geblieben, wie er es bis zu diesem Augenblick war. Vielleicht wäre Cass Gossip weitergeritten, nachdem er einen Drink genommen hatte.
Aber in diesem Augenblick geschah es.
Unten in einem kleinen grauen Haus flog die Tür auf, und ein Mädchen lief auf den Vorbau. Mit hastigen Schritten überquerte es den Vorbau des Saloons und verschwand im dahinterliegenden Haus, das einen Store beherbergte.
Cass war den anmutigen schnellen Bewegungen des Mädchens gefolgt.
Auch der sonst fast immer etwas träge Jube hatte den Vorgang genau beobachtet. Seine schmalen Augen hafteten auf der Tür, hinter der das Mädchen verschwunden war.
Da sah der Alte sich nach ihm um.
»Komm zu dir, Jube!«
Der Bursche riß sich herum, wischte sich über die staubtrockenen Lippen und knurrte: »Heavens, war das ein Weib!«
Wenngleich dieser Anruf auch nicht gerade schön war, so war er doch verständlich.
Das Mädchen, das die beiden Männer da für einige Sekunden gesehen hatten, war so hübsch, daß es auch dem Alten nicht entgangen war. Ihr perlschwarzes langes Haar war bei dem schnellen Gang in weiten Locken um ihr frisches Gesicht geflogen. Blau schimmerten die großen Augen und streiften die beiden Reiter für einen kurzen Augenblick.
Jube rutschte langsam aus dem Sattel und stakste mit hölzernen Bewegungen auf den Store zu.
»He!« fauchte der Alte.
Jube blieb stehen und wandte sich um. Er zog die Brauen zusammen, legte den Kopf ein wenig zur Seite und fletschte die Oberreihe seiner gelblichen Pferdezähne.
»Was gibt’s, Dad?«
»Wo willst du hin?«
»Ich –?«
»Hör zu, sprich nicht so einfältig mit mir. Natürlich meine ich dich und nicht Geronimo oder Abe Lincoln. – Wo willst du hin?«
»Ich – wollte…« Jube kratzte sich hinter dem rechten Ohr, warf einen unsicheren Blick auf den Alten und schlenderte dann mit gesenktem Kopf wieder auf seinen Gaul zu.
»Bleib unten«, knurrte der Alte, als er sah, daß der Bursche nach dem Sattelhorn griff.
Gossip warf seine Zügelleinen über den Querholm, der vor dem Saloonvorbau angebracht war. Dann stampfte er mit schweren Schritten die drei Vorbaustufen hinauf. Erst, als er schon vor den plumpgefertigten hölzernen Schwingarmen der Wirtshaustür war, wandte er sich noch einmal nach seinem Sohn um.
Jube stand noch am Zügelholm und blickte starr zum Store hinüber.
»Kommst du?«
Es war mehr eine Aufforderung, ein Befehl als eine Frage, die da über die Lippen des Alten kam.
Jube war sechsundzwanzig Jahre alt. Er war somit alt genug, über sich selbst bestimmen zu können. Aber der Bursche kam gegen die starke Persönlichkeit des Vaters nicht auf.
Jetzt setzte er sich langsam in Bewegung und hielt auf den Schankhauseingang zu, hinter dessen schwingender Pendeltür Cass Gossip soeben verschwunden war.
Der Bandit starrte in den halbdunklen Raum.
Als er die Theke und den dahinterstehenden Mann erkannte, kam er näher.
Wes Hardman war ein kleiner dürrer Bursche mit struppigem Schädel und zerknittertem Gesicht. Er hatte jahrelang geschuftet, um sich die Schenke hier bauen und einrichten zu können. Aber sie lohnte es ihm nicht allzusehr. Zu wenig Geld war in der Stadt. Die Leute hielten es zusammen. Es wurde hier am Juan River zu mühselig verdient. Well, zuweilen kamen ein paar Viehtrecks am Fluß entlang, und die
Cowboys machten dann hier Rast. Das warf etwas ab, und mit der Zeit hatte es sich dann so eingespielt, daß Hardman auf diese Trecks rechnete. Sie brachten ihm mehr ein als die »Kundschaft« aus der Stadt in mehreren Monaten.
Das mit den Trecks wurde jedoch immer sparsamer. Die Boys nahmen seit einem Jahr eine andere Route – und nur ganz durstige Burschen trieben wegen der Schenke den Umweg zum Fluß hinunter.
No, der Salooner hatte kein