Regatta der Herzen
Von Ellie Darkins
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Über dieses E-Book
Seit drei Jahren sind Lara und der Profisegler Jannes allerbeste Freunde, treffen sich vor seinen Regatten, lachen zusammen und vertrauen sich Geheimnisse an. Mehr darf nicht sein, denn weder Lara noch der sexy Sportler glauben an ein Für immer. Doch dann gerät Jannes‘ Platz im Racing-Team wegen seines Rufs als Playboy in Gefahr. Er bittet Lara um etwas Unerhörtes: Sie soll so tun, als seien sie ein Paar. Lara sagt Ja – und erkennt zu spät, wie riskant diese Schein-Affäre ist. Denn Jannes' Küsse fühlen sich verhängnisvoll echt an …
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Buchvorschau
Regatta der Herzen - Ellie Darkins
IMPRESSUM
JULIA erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2021 by Ellie Darkins
Originaltitel: „From Best Friend to Fiancée"
erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London
in der Reihe: ROMANCE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe JULIA, Band 022022 1/2022
Übersetzung: Meriam Pstross
Abbildungen: goodluz / Shutterstock, alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 1/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751509466
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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1. KAPITEL
„Wer hätte gedacht, dass du so ein wilder Hengst bist?", sagte Lara und betrachtete Jannes über den Rand der Zeitschrift hinweg.
„Du weißt, dass in dem ganzen Artikel kein einziges wahres Wort steht, oder?", erwiderte ihr bester Freund und warf ihr einen vernichtenden Blick zu. Er nahm Lara die Zeitschrift ab und schob sie in Richtung eines der Imbissstände auf dem Broadway Market. Wie immer wenn er an einem Wochenende in London war, hatten sie sich an der Ecke gegenüber dem London-Fields-Park getroffen und einander alles erzählt, was in den Wochen, die er in Harbourside oder beim Segeln verbracht hatte, passiert war. Harbourside war die kleine Küstenstadt, in der sich sein Jachtclub befand. Vermutlich war das der Preis, den man bezahlte, wenn der beste Freund Profisportler war, dachte Lara.
Aber wenigstens bekam sie sein Gesicht in den Zeitungen zu sehen. Sie grinste Jannes an. „Immerhin haben sie deinen Namen richtig geschrieben."
Er stöhnte. „Das ist nicht komisch, Lara. Alle Sponsoren, die wir für den nächsten transatlantischen Rekordversuch aufgetrieben haben, sind am Ausflippen. Wenn sie mich jetzt deswegen fallen lassen, gehen alle meine Pläne den Bach runter."
Sie drückte tröstend seinen Arm und kaufte ihm Dhal und Samosas an einem der Stände des Broadway Market. Zum Essen gingen sie über die Straße zurück in den Park. Lara breitete ihre Jacke anstelle einer Picknickdecke auf dem Gras aus. Der Winter war lang und hart gewesen, aber heute Morgen war sie im Frühling aufgewacht. Zum ersten Mal in diesem Jahr hatte sie das Haus im Pullover und nur mit einer leichten Jacke verlassen. London war wunderbar bei diesem Wetter, und ganz Hackney schien zu lächeln.
Ihre Social Feeds würden mit Bildern von Sonnenschein, Eiscafé und Frühlingsblumen überschwemmt werden, und sie konnte es kaum erwarten, ihr eigenes Frühlingsmotiv zu posten. Als Influencerin lebte sie ihr halbes Leben online. Die andere Hälfte verbrachte sie damit, BWL zu studieren, ihr Beratungsunternehmen zu launchen und andern zu helfen, genau so viel Erfolg zu haben wie sie mit ihrer kleinen Online-Community.
Nach einem Blick auf Jannes hörte sie auf zu grinsen. „Tut mir leid, Jannes. Ich weiß auch nicht, warum sie das so aufbauschen."
Kopfschüttelnd sah er wieder auf die Zeitschrift. „Ich hatte ungefähr vier Dates dieses Jahr. Keines davon lief besonders gut. Trotzdem gibt es jede Menge Paparazzo-Fotos, auf denen ich wie eine Art Casanova rüberkomme."
Als würde sie nicht sowieso schon ganz genau über jedes seiner Dates Bescheid wissen. Als würde es sie nicht fast umbringen, lässig Haltung zu bewahren, wenn er den Namen einer weiteren Frau erwähnte. Und dabei zu wissen, dass unter anderen Umständen, wenn sie eine andere wäre, weniger verkorkst, dass dann wirklich etwas sein könnte zwischen ihnen. Aber sie war nicht jemand anderes. Und wenn sie und Jannes versuchen würden, aus ihrer Freundschaft mehr werden zu lassen, dann würde sie ihn verletzen und verlieren. Und das wollte sie einfach nicht riskieren. Also wechselte sie das Thema. Wie immer. Bemühte sich um einen leichten Ton und versuchte so zu tun, als schmerze es sie nicht. Man sollte meinen, so etwas falle ihr nach drei Jahren leichter.
„Du weißt schon, sagte sie und hoffte, dass ihre Stimme nicht zitterte, „du hattest einmal den Arm um ein Mädchen im Bikini gelegt …
Er schlug ihr im Spaß mit der Zeitschrift auf den Arm. „Mein Gott, ich war schwimmen!, protestierte er. „Davon rede ich doch. Sie rutschte aus, und ich habe sie aufgefangen. Ich habe sie wahrscheinlich vor einer Gehirnerschütterung bewahrt. Deswegen hatten wir dann drei Tage lang eine heiße Affäre.
Er vermied es, sie anzusehen. Schämte er sich wegen des Fotos? Oder war er auch in Sachen Erotik auf einer Wellenlänge mit ihr? Fühlte er wie sie die Anziehungskraft zwischen ihnen? Kämpfte er genauso hart dagegen an?
„Sie sieht ein wenig verwirrt aus." Lara betrachtete das Mädchen auf dem Foto.
Jannis stupste sie mit dem Fuß an. „Du sollst auf meiner Seite sein."
„Natürlich bin ich auf deiner Seite, versicherte sie ihm. „Sag mir, wie ich dir helfen kann.
„Wie gut bist du in Krisenbewältigung?", fragte er.
Lara zögerte kurz, dann lächelte sie. „Ich weiß nicht. Ich habe so etwas noch nie versucht. Vielleicht bin ich hervorragend. Woran denkst du dabei?"
Er rutschte ein wenig unbehaglich hin und her. „Na ja, ich hatte so eine Idee. Genau genommen hat mich meine Großmutter darauf gebracht. Die Sache ist die: In ein paar Wochen ist eine Preisverleihung. Es wäre eine gute Gelegenheit, ein neues Image zu präsentieren. Ich dachte, wenn du mitkommst, könnte das vielleicht … die ganze Geschichte etwas anders aussehen lassen."
„Das musst du mir erklären", sagte Lara.
„Also, die Leute wissen, dass wir befreundet sind. Wir sind früher schon zusammen fotografiert worden. Wenn wir gemeinsam hingehen und es aussehen lassen, als seien wir richtig zusammen, dann würde mich das … seriöser aussehen lassen. Weniger …"
„Wie eine männliche Schlampe?"
Er brach in schallendes Gelächter aus. Sie liebte es. Liebte es, wenn sie ihn überraschen konnte und er für eine Sekunde die Beherrschung verlor. „Du hast etwas an dir, die Leute mögen dich. Ich könnte ein bisschen was davon gebrauchen."
Sie runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich weiß nicht, Jannes. Das kommt mir ein wenig komisch vor. Du bist mein bester Freund, mehr nicht. Das war doch immer klar. Uns und auch anderen. Ich fürchte, wenn wir es mit der Wahrheit nicht mehr so genau nehmen, dann entsteht eine Grauzone, verstehst du?"
„Ja, sagte er. „Und ich stimme dir zu. Du weißt, wie viel du mir bedeutest, und ich möchte auf keinen Fall etwas tun, womit ich das aufs Spiel setze. Aber … Lara, ich darf dieses Sponsoring nicht verlieren. Wenn ich dieses Jahr keinen Geschwindigkeitsrekord aufstelle … ich weiß nicht, ob ich es dann überhaupt noch einmal schaffe. Und ich weiß mir keinen anderen Weg, wie ich die Dinge sonst rasch ändern könnte. Wir wissen doch, wo wir stehen, oder? Daran ändert sich doch nichts.
Während sie aß, dachte sie über seine Worte nach. „Warum lässt du dich nicht von deiner Großmutter begleiten?", fragte sie schließlich. Vielleicht bräuchte sie dann nicht ihre Gefühle für ihn so sehr auf die Probe zu stellen.
„Du meinst, ich soll Mormor in die Nähe einer Kamera lassen?, sagte Jannes lachend. „Dich zu fragen war ihre Idee.
Lara nickte. „Das ist ein Argument."
Eigentlich sollte sie zustimmen. Jannes war ihr engster Freund. Aber auch wenn sie so gut wie alles für ihn täte, war das hier doch hart an der Schmerzgrenze. Denn sie war sich ziemlich sicher, dass auch Jannes ihre Freundschaft nicht in Gefahr bringen wollte, mit etwas anderem verwechselt zu werden. Sie hatten nie darüber gesprochen, aber Lara war sich recht sicher, dass es ein Kampf war, den sie beide ausfochten.
Jannes war ein toller Kerl, sicher der beste, den sie kannte. Und was tolle Kerle betraf, war Lara eisern – sie ging keine Beziehung mit ihnen ein. Mit zwanzig hatte sie erkennen müssen, dass sie in Beziehungen alles andere als gut war. Die paar Mal, wo alles gut lief, war sie prompt ausgeflippt. Wahrscheinlich war sie einfach nicht für ernste Beziehungen geschaffen.
Im Rückblick wusste sie genau, wo das Problem lag. Mit ihr stimmte etwas nicht. Als ihr Vater sie verlassen hatte wegen der anderen Familie, die er ein ganzes Leben lang vor ihr verborgen hatte, war etwas in ihr zerbrochen. Sie wusste nicht, was es war, aber wenn es um Dates, um Beziehungen und Liebe ging, war einfach etwas weg. Sie war weg. Sie versuchte zu lieben und konnte es nicht. Und so wies sie Männer ab, bevor sie ihnen wehtun konnte. Deswegen hatte sie Jannes von Anfang an in der sicheren Zone gehalten.
Aber er brauchte sie, und sie hatte Jannes noch nie eine Bitte ausschlagen und Nein sagen können.
„Na gut, ich werde dich begleiten, sagte sie. „Und ich werde so tun, als sei ich deine Freundin. Aber das ändert nichts zwischen uns, okay? Alles bleibt beim Alten. Ich mag dich, und das weißt du, aber als Freund. Ich möchte nicht, dass sich daran etwas ändert.
Er nickte nachdrücklich, was Lara noch mehr darauf vertrauen ließ, dass alles gut lief. Auch wenn ihr Bauch ihr etwas anderes sagte. „Mir geht es genauso. Alles nur just for show. Zwischen uns ändert sich nichts."
„Gut." Und dann kam ihr eine Idee.
„He, du weißt, dass Pip nächstes Wochenende heiratet? Willst du mitkommen? Wenn wir schon so tun, als hätten wir etwas miteinander, dann wäre es doch komisch, wenn du nicht mitkommst, oder?"
Ihre Schwester – oder besser ihre Halbschwester – hatte ihr vor Monaten eine Einladung geschickt. Und Lara hatte es nicht über sich gebracht, Nein zu sagen. Schon gar nicht, weil Pip ihren Vater ausgeladen hatte, damit Lara ihm nicht begegnen musste. „Ich kann nicht nicht hingehen. Und ich habe Angst davor. Also, tust du mir den Gefallen und hältst ein paar Stunden lang meine Hand?" Er hatte sie gerade eben um genau das Gleiche gebeten, also konnte es kaum zu viel verlangt sein.
„Du könntest auch einfach einen netten jungen Mann finden, der mit dir geht?"
Lara verdrehte die Augen. „Iiiih! Nein danke."
Jannes lachte. „Sagtest du Iiiih? Bist du zwölf?"
„Nein, ich bin einunddreißig und sehr beschäftigt mit einem Job, für den ich rund um die Uhr verfügbar sein muss. Und ich habe keinen Bock, unter all den Trotteln in London den einen annehmbaren Kerl zu finden, den es noch gibt. Also wirst du es machen müssen." Alles absolut stichhaltige Gründe, warum sie kein Date wollte. Aber Jannes musste nicht wissen, dass es nicht die ganze Wahrheit war. Dass sie keinen Grund für ein Date sah, wenn am Ende doch alles in Tränen endete.
Jannes grinste so breit, dass es sie fast schon ärgerte. „Aha, du willst mich also mit Schmeichelei überzeugen."
„Ich könnte Jess fragen – ihre dicke Freundin, aber auch frisch verheiratet – „aber die ist gerade bis über beide Ohren in Rufus verliebt und mit ihm in Yorkshire. Du selbst bist ausnahmsweise einmal nicht auf einem Boot und hast mich gerade ebenfalls um einen großen Gefallen gebeten. Ich verspreche dir, ich kaufe dir eine ganze Ladung Schnaps, wenn du Ja sagst.
Er gab nach. „Gut. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum du dich davor fürchtest", fügte er hinzu.
„Du bist keine Frau in den Dreißigern, nicht wahr?, sagte Lara und schenkte ihm ihren herablassendsten Blick. „Mich nervt einfach, dass alle fragen, wann ich endlich einen netten Mann finde und mich häuslich niederlasse.
Bei einer normalen Party hätte sie keinen Gedanken daran verschwendet, dort solo aufzutauchen. Aber das hier war Familie, und ihre Familie war … kompliziert. Ihre Halbschwester heiratete und hatte Lara zu diesem großen Tag eingeladen. Sie hatte zwar tatsächlich einladen gesagt, aber doch eher tränenreich