Zwei wie Mond und Sonne
Von Melissa Senate
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Über dieses E-Book
Von der leichtlebigen Barkellnerin zur eleganten jungen Dame: Entschlossen bucht Ginger einen Kurs in einer Benimmschule. Wo sie sich Hals über Kopf in den korrekten Lehrer James verliebt! Er kennt die Spielregeln der Gesellschaft. Aber auch Ginger kann ihm einiges beibringen …
Melissa Senate
Melissa Senate schreibt auch unter dem Pseudonym Meg Maxwell, und ihre Romane wurden bereits in mehr als 25 Ländern veröffentlicht. Melissa lebt mit ihrem Teenager-Sohn, ihrem süßen Schäfermischling Flash und der spitzbübischen Schmusekatze Cleo an der Küste von Maine im Norden der USA. Besuchen Sie ihre Webseite MelissaSenate.com.
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Buchvorschau
Zwei wie Mond und Sonne - Melissa Senate
IMPRESSUM
Zwei wie Mond und Sonne erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg
© 2019 by Melissa Senate
Originaltitel: „To Keep Her Baby"
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
© Deutsche Erstausgabe in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 80
Übersetzung: Alina Lantelme
Umschlagsmotive: GettyImages / NataliaDeriabina, Damla Ozturk
Veröffentlicht im ePub Format in 06/2022
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751514408
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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1. KAPITEL
„Miss O’Leary, welches Ziel wollen Sie denn als Schülerin der School of Etiquette erreichen", sagte Larilla Davenport, die hinter ihrem Schreibtisch saß.
„Sehen Sie mich doch nur an", platzte Ginger heraus, als sie aufstand.
Ihr pinkfarbenes tief ausgeschnittenes und sehr knappes Tanktop ließ den oberen Spitzenrand des Push-up-BHs im Leopardenmuster sehen. Quer über ihren großen Brüsten stand in Strassbuchstaben „Babe" geschrieben. Der Rüschenminirock bedeckte knapp ihren Po. Die platinblonden Haare fielen in Beach Waves bis zur Taille. Stöckelschuhe mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen, viele billige Armreifen und viel Schminke komplettierten ihren üblichen Tageslook.
„Meine Liebe, wenn Sie nur daran interessiert wären, ihr Äußeres zu verändern, könnten Sie das Make-up abwaschen und ein paar neue Outfits kaufen. Also warum wollen Sie wirklich an meinem Kurs teilnehmen?"
Wegen gestern Abend und heute Morgen. Angefangen hatte es mit einem positiven Schwangerschaftstest. Ginger war noch mal in die Drogerie gerannt, um sich einen weiteren Test zu kaufen, den sie dann auf der Toilette im Busty’s durchgeführt hatte. Sie arbeitete als Kellnerin in dem Stripclub.
Wieder war das Testergebnis positiv. Sie war schwanger. Sie, Ginger O’Leary, würde Mutter werden. Der Gedanke war ihr während ihrer Schicht gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf gegangen, während sie Gästen, die ihr anzügliche Blicke zugeworfen hatten, Bier, Schnaps und Nachos serviert hatte.
Im Alter von fünfzehn Jahren hatte sie ihre Jungfräulichkeit verloren. Das war vor neun Jahren gewesen, und seitdem hatte sie häufig Sex mit Männern gehabt. Sie war naiv, aber immer vorsichtig gewesen. In ihrem Schlafzimmer und im Auto hatte sie mehrere Schachteln mit Kondomen deponiert. Außerdem hatte sie immer ein paar Kondome in ihrer Handtasche dabei.
Diesmal jedoch war das Kondom gerissen. Der Mann, mit dem sie da Sex hatte, hatte leise geflucht, seine Kleider geschnappt und war aus ihrer Wohnung gestürmt. Im letzten Jahr war er zweimal in der Woche ins Busty’s gekommen und hatte das Lokal jedes Mal mit einer anderen Kellnerin verlassen. Er gehörte zu den Männern mit Geld.
Die weibliche Belegschaft unterschied zwischen Männern mit und ohne Geld. Die mit sahen wie Gentlemen aus – Betonung auf aussehen – und gaben zehn Dollar Trinkgeld. Die ohne waren Mistkerle, die zum Beispiel sagten: Trinkgeld? Zieh dich aus. Dann gebe ich dir einen Dollar.
Jedenfalls war Alden Arlington, der Vater ihres Babys, gestern Abend nicht ins Busty’s gekommen. Aber Ginger hatte ihn heute Morgen gesehen, als er mit einer Frau ins Java Jamboree gegangen war.
Sie war ihm in das Café gefolgt, hatte ihn um ein Gespräch gebeten und gesagt, dass es sehr wichtig sei. Schließlich hatte seine Begleitung ihr einen bösen Blick zugeworfen und war an die Theke gegangen, um Milchkaffees und Scones zu bestellen.
Ginger hatte sich auf den Platz der Frau gesetzt und geflüstert: „Ich dachte, du solltest wissen, dass ich schwanger bin. Ich habe es gestern herausgefunden."
„Äh, Glückwunsch?"
Meine Güte, Alden sah gut aus. Diese blonden Haare und grünen Augen. Der teure Anzug. Er sah aus wie der junge Brad Pitt, was ihn natürlich nicht automatisch zu einem netten Mann machte. Nach dem Vorfall mit dem Kondom hatte er gut zwei Wochen lang keinen Fuß ins Busty’s gesetzt. Dann war er wieder zweimal wöchentlich dort aufgetaucht, hatte sie ignoriert und das Lokal mit anderen Frauen verlassen.
Egal. Sie hatte sich keine Hoffnungen gemacht, dass er mit ihr zusammen sein würde. Aber er musste sie nicht wie den letzten Dreck behandeln. „Es ist dein Kind."
Er lachte. „Sicher. Wahrscheinlich schläfst du in einer Woche mit mehr Männern, als im Moment hier sind."
Ginger schnappte nach Luft, was sie selbst überraschte. Die Leute sagten eine Menge Unverschämtheiten zu ihr. Aber sie schlief sich nicht durch die Betten. Sie hatte Alden gemocht und gehofft, dass er sie bemerken würde. Sie hatte davon geträumt, dass er sich in sie verlieben würde, bevor er sein wahres Gesicht gezeigt hatte.
„Finde einen anderen Idioten, dem du es anhängen kannst", fügte er hinzu.
Seine Begleiterin kam mit den Milchkaffees und den Scones zum Tisch zurück, setzte sich neben ihn und starrte Ginger mit Eiseskälte an. „Sie sagen, mein Bruder ist der Vater des Babys? Ein DNA-Test wird beweisen, dass Sie lügen. Und für den höchst unwahrscheinlichen Fall, dass Sie es nicht tun, erwartet Sie ein Kampf ums Sorgerecht. Denn Sie sind als Mutter nicht geeignet."
„Was soll das heißen?" Sie stützte die Hände in die Hüften.
„Sehen Sie sich doch an."
„Das Kind ist nicht von mir. Also verschwende nicht deine Energie an diese Schlampe", sagte Alden zu seiner Schwester.
Ginger griff nach einem Scone und warf ihn Alden an den Kopf. „Geh zum Teufel!"
„Das ist ein tätlicher Angriff. Seine Schwester zeigte mit dem Finger auf Ginger. „Wir können Sie anzeigen.
Sie verfluchte sich für ihr Temperament und bekam Angst. Schnell verließ sie das Café.
„Meine Güte!", sagte Larilla Davenport.
Ginger wurde aus ihren Gedanken gerissen, und ihr war klar, dass sie ihre Erinnerungen laut ausgesprochen hatte. Das hatte sie eigentlich nicht vorgehabt. Aber eines war sicher, was sie anging: Sie sagte die Wahrheit.
Sie sah die ältere Frau fest an. „Ich will eine gute Mutter für dieses Baby sein. Das ist mein Ziel. Ich muss mich verändern. Nicht nur mein Aussehen. Alles an mir. Wie ich rede, wie mich verhalte, wie ich denke. Ich muss jemand werden, den man nicht Schlampe nennt. Jemand, der nicht aus Wut Leuten Milchbrötchen an den Kopf wirft. Denn Alden könnte mir das Baby wegnehmen." Sie kämpfte gegen die aufsteigenden Tränen an.
„Ich muss eine Frau werden, der man ihr Baby nicht wegnehmen kann, fuhr sie fort. „Und wenn ich die Hoffnung nicht verlieren will, einen guten Mann und Vater für mein Baby zu finden, muss ich mich in die Art Frau verwandeln, die gute Männer ihren Eltern vorstellen.
Madame Davenport starrte sie einen Moment lang an. Dann gab sie etwas in das Tablet ein, das auf dem Schreibtisch lag. „Verstehe. Wie haben Sie von meiner School of Etiquette erfahren?"
„Meine Chefin im Busty’s ist eine Wahnsinnslady. Sie hat es aus dem Nichts nach oben geschafft. Ich habe sie gefragt, wie sie das gemacht hat. Coco hat gesagt, dass sie vor ein paar Jahren all ihr Erspartes investiert hat, um bei einem Kurs der School of Etiquette in Wedlock Creek teilzunehmen, wo man lernt, sich anzuziehen, sich zu benehmen, das Richtige zu sagen – all das. Also habe ich gekündigt und bin von Jackson aus hergefahren."
„Ah, Coco, meinte sie lächelnd. „Ich erinnere mich an sie. Ich habe ihren Mumm bewundert.
„Das Problem ist, dass ich mir den dreiwöchigen Kurs nicht leisten kann." Sie besaß nicht mehr als zweihundertzwölf Dollar.
Ginger sah sich in dem Büro mit den Antiquitäten und den Ölgemälden um. Das schöne Haus im Queen-Anne-Stil war wie ein Schloss eingerichtet. Sicherlich brauchte Madame Davenport eine weitere Reinigungskraft oder eine Küchenhilfe. „Als Gegenleistung für den Kurs mache jeden Job. Alles. Ich schrubbe sämtliche Toiletten, bis sie blitzen."
Larilla klappte das Tablet zu. „Meine Liebe, Sie werden nicht schrubben, sondern bekommen ein Stipendium und werden sich in die Person verwandeln, die Sie sein wollen. Sie sind hiermit in dem dreiwöchigen Kurs eingeschrieben, der morgen beginnt."
James Gallagher las die Textnachricht seiner Patentante und stöhnte. Er hatte früher öfter in der School of Etiquette ausgeholfen, damit Larilla besser einschätzen konnte, wie sich ihre Schülerinnen gegenüber dem anderen Geschlecht verhielten und ihre neu erworbenen Fähigkeiten im Gespräch anwendeten.
Larilla hatte eine Liste mit Männern jeden Alters, die gern in der Schule aushalfen. Aber all ihre Favoriten schienen heute nicht zur Verfügung stehen.
Das letzte Mal hatte er im vergangenen Jahr die Begutachtung einer Schülerin übernommen. Damals hatte er zugesehen, wie Ava Guthrie sich von einem „Mädchen vom Land, wie sie sich bezeichnet hatte, in eine „Lady
verwandelt hatte – und er hatte ihr bei der letzten Beurteilung Bestnoten gegeben.
Ava hatte sich ihn geangelt. Als achtundzwanzigjähriger „wohlerzogener Geschäftsmann gehörte er, wie man in einem lächerlichen Artikel in der Lokalzeitung hatte lesen können, zu den Männern, die in Wedlock Creek ein „heißer Fang
waren. Seine Geschwister liebten es, sich deswegen über ihn lustig zu machen.
Letztes Jahr hatte er sogar daran gedacht, sich von dieser Junggesellenliste streichen zu lassen, weil er die Richtige gefunden hatte. Aber Ava hatte ihn zum Narren gehalten. Nachdem sie bekommen hatte, was sie wollte – die Art Frau zu werden, die einen Mann wie ihn anzog –, hatte ihm die Betrügerin einen schweren Schlag versetzt und die Stadt verlassen.
Sie war in dem glänzenden neuen Cabrio davongedüst, das er ihr gekauft hatte. Nach diesem Fiasko hatte seine Patentante netterweise aufgehört, ihn weiter um Hilfe zu bitten.
Seine Eltern und Großeltern waren lange tot, und Larilla war die einzige Verwandte, die ihm mütterlicherseits geblieben war. Aber er hatte noch fünf Halbgeschwister, die er seit dem Tod seines Vaters und seiner Stiefmutter vor sieben Jahren großgezogen hatte. Larilla war immer sein Fels in der Brandung gewesen. Wenn sie ihn um einen Gefallen bat, sagte er bestimmt nicht Nein, denn er verdankte ihr viel.
Außerdem würde er in genau fünf Wochen in Paris sein – der Auftakt zu seiner lange ersehnten Weltreise während der Sommermonate – und dann Larilla nicht mehr behilflich sein können. Also antwortete er seiner