Vaters ganzer Stolz: Dr. Norden Extra 138 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Ohne zu ahnen, wie eng das Schicksal die Fäden zwischen manchen Leben spinnen würde, lauschten die Besucher dem Laudator der Eröffnungsfeier mit interessierten Gesichtern, manche wirklich aufmerksam, andere heimlich gelangweilt wie die Kinder, deren neues Schulgebäude mit diesem Festakt eingeweiht wurde. »Wie lange dauert das denn noch?« zischelte Linus seiner Mutter Leonie Ringwald zu. »Wenn du schon im Unterricht nicht still sitzen kannst, dann reiß dich wenigstens jetzt zusammen«, erhielt er statt dessen eine Antwort von rechts, die von seiner gleichaltrigen Schwester Lucy kam. Er versetzte ihr einen Knuff in die Seite und schnitt eine freche Grimasse. »Psst, könnt ihr nicht einmal friedlich sein?« unterband Leonie den geschwisterlichen Streit leise und mit mahnendem Blick. »Jetzt kommt der Bauunternehmer zu Wort, der auch unser Haus gekauft hat. Ich bin gespannt darauf, was das für ein Typ ist.« Höflicher Applaus empfing den stämmigen Mann, der in diesem Moment an das Rednerpult trat, mit breiten Schultern, das spärliche Haar streng zurückgekämmt. Das Lächeln auf seinen Lippen konnte nicht über den unbarmherzigen Ausdruck seiner Augen hinwegtäuschen, als er den Mund öffnete. Seine donnernde Stimme ließ die Anwesenden unwillkürlich zusammenzucken, und die kleineren unter den Kindern duckten sich erschrocken. »Warum reden die denn nur alle soviel?« maulte Jan Norden, als er sich von seinem Schreck erholt hatte. »Was ist denn so Besonderes an einer neuen Schule?« »Die Unternehmen wollen doch bekannt werden, um weitere Auftraggeber auf sich aufmerksam zu machen«, erklärte Felicitas Norden ihrem jüngsten Sohn geduldig. »Aber du hast recht, jetzt reicht es wirklich langsam.« »Und schau dir mal den Mann da oben an«
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Chefarzt Dr. Norden
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Buchvorschau
Vaters ganzer Stolz - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 138 –
Vaters ganzer Stolz
Alessandros schweres Erbe
Patricia Vandenberg
Ohne zu ahnen, wie eng das Schicksal die Fäden zwischen manchen Leben spinnen würde, lauschten die Besucher dem Laudator der Eröffnungsfeier mit interessierten Gesichtern, manche wirklich aufmerksam, andere heimlich gelangweilt wie die Kinder, deren neues Schulgebäude mit diesem Festakt eingeweiht wurde.
»Wie lange dauert das denn noch?« zischelte Linus seiner Mutter Leonie Ringwald zu.
»Wenn du schon im Unterricht nicht still sitzen kannst, dann reiß dich wenigstens jetzt zusammen«, erhielt er statt dessen eine Antwort von rechts, die von seiner gleichaltrigen Schwester Lucy kam. Er versetzte ihr einen Knuff in die Seite und schnitt eine freche Grimasse.
»Psst, könnt ihr nicht einmal friedlich sein?« unterband Leonie den geschwisterlichen Streit leise und mit mahnendem Blick. »Jetzt kommt der Bauunternehmer zu Wort, der auch unser Haus gekauft hat. Ich bin gespannt darauf, was das für ein Typ ist.«
Höflicher Applaus empfing den stämmigen Mann, der in diesem Moment an das Rednerpult trat, mit breiten Schultern, das spärliche Haar streng zurückgekämmt. Das Lächeln auf seinen Lippen konnte nicht über den unbarmherzigen Ausdruck seiner Augen hinwegtäuschen, als er den Mund öffnete. Seine donnernde Stimme ließ die Anwesenden unwillkürlich zusammenzucken, und die kleineren unter den Kindern duckten sich erschrocken.
»Warum reden die denn nur alle soviel?« maulte Jan Norden, als er sich von seinem Schreck erholt hatte. »Was ist denn so Besonderes an einer neuen Schule?«
»Die Unternehmen wollen doch bekannt werden, um weitere Auftraggeber auf sich aufmerksam zu machen«, erklärte Felicitas Norden ihrem jüngsten Sohn geduldig. »Aber du hast recht, jetzt reicht es wirklich langsam.«
»Und schau dir mal den Mann da oben an«, mischte sich Désiree flüsternd in das Gespräch zwischen Mutter und Bruder. »Seine Augenbrauen schauen aus wie dicke Raupen.«
Fee warf ihren Kindern einen mahnenden Blick zu, und Jan unterdrückte mühsam einen Heiterkeitsausbruch. Mit zusammengekniffenen Lippen und blitzenden Augen warteten er und seine Zwillingsschwester ungeduldig auf das Ende der langweiligen Rede. Schließlich konnten sie sich nicht länger zurückhalten, aber ihr Gelächter ging glücklicherweise im Applaus für Kilian Quest unter, der seine Ansprache endlich beendet hatte und sich von den Gästen verabschiedete. Damit war der offizielle Teil der Veranstaltung vorbei. Leises Gemurmel erhob sich, unter-malt von scharrenden Füßen und dem schleifenden Geräusch von Stühlen, die nach hinten geschoben wurden. Linus und Lucy stoben davon wie die Irrwische, und auch Leonie erhob sich schweren Herzens. Ihre Miene war bekümmert. Das, was sie zu hören bekommen hatte, war nicht dazu geeignet, sie positiv in die Zukunft blicken zu lassen.
»Nanu, Frau Ringwald, warum so traurig?« Die freundliche Stimme von Fee Norden riß sie allerdings aus ihren düsteren Betrachtungen.
»Frau Dr. Norden, was für eine nette Überraschung. Wie geht es Ihnen und Ihrer Familie? Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen.«
»Das muß kurz vor Weihnachten gewesen sein, als Sie mir freundlicherweise mein neues Kleid gekürzt haben. Wie doch die Zeit vergeht.« Fee schüttelte nachdenklich den Kopf. Manchmal machte sie sich Sorgen, wie ihr die Tage zwischen den Fingern verrannen.
»Danke der Nachfrage. Alle sind wohlauf. Danny studiert in München fleißig Medizin, ihn bekommen wir kaum noch zu Gesicht, und Felix schlägt sich recht tapfer im Gymnasium. Zu guter Letzt ist doch noch sein Ehrgeiz zum Vorschein gekommen, von Anneka ganz zu schweigen. Und die Zwillinge, nun Sie sehen ja, wie unbeschwert und glücklich sie sind. Aber Sie machen keinen sehr glücklichen Eindruck. Haben Sie Sorgen?«
»Ich fürchte schon. Dieser Bauunternehmer, der gerade seine Rede gehalten hat, Quest heißt er, hat vor einigen Wochen das Mietshaus gekauft, in dem ich mit den Kindern wohne.«
»Ein Altbau, wenn ich nicht irre.«
»Ja, es sind sehr hübsche Wohnungen mit hohen Decken, Stuckverzierungen, Parkett, Flügeltüren. Ein Hauch von verblühter Eleganz schwebt durch die Räume, das macht sie sehr charmant. Aber nicht mehr lange, fürchte ich. Dieser Quest macht mir nicht den Eindruck, als habe er viel übrig für alte Werte.«
»Sie denken, er will renovieren?«
Leonie nickte langsam.
»In unserem Viertel ist das rundherum schon geschehen. Bisher schätzte ich mich sehr glücklich, daß wir verschont geblieben sind. Aber irgendwann mußte es ja mal passieren.«
»Vielleicht irren Sie sich ja, Frau Ringwald«, versuchte Felicitas, die alleinerziehende Mutter gegen besseres Wissen zu trösten. »Und selbst wenn Herr Quest das Haus renovieren läßt, können Sie die Wohnung ja sicher behalten.«
»Natürlich. Aber nur, wenn ich die saftige Mieterhöhung aufbringen kann, die eine Modernisierung mit sich bringt. Ganz abgesehen von dem Dreck und Staub, der auf uns zukommt. Wo soll ich dann meine Schneiderarbeiten durchführen?« Leonie zuckte hoffnungslos mit den Schultern. »Wir werden ja sehen.«
Ohrenbetäubendes Kindergeschrei unterbrach das Gespräch der beiden Frauen, und Leonie sah sich erschrocken um. Die Stimme gehörte eindeutig ihrem Sohn.
»Du liebe Zeit, Linus, was ist denn nun schon wieder passiert?«
Flankiert von seiner aufgeregten Schwester auf der einen, und dem bleichen Jan auf der anderen Seite, kam Linus auf seine Mutter zu. Auf seiner Stirn prangte eine Beule, die in Sekundenschnelle zu wachsen schien. Désiree folgte den dreien auf den Fersen.
»Ein Brett ist umgefallen«, rief sie schon von weitem aufgeregt.
»Ein Brett? Was für ein Brett denn?« erkundigte sich Leonie aufgeregt, während sie ihren Sohn zu sich heranzog. »Nun höre schon auf zu schreien. Wenn du immer Unfug machst, mußt du damit rechnen, daß so was passiert. Lucy, lauf schnell und hole einen Eisbeutel, bevor die Wunde platzt.«
»Ich hab’ doch gar nichts gemacht«, jammerte Linus und wiegte den schmerzenden Kopf, während seine Schwester davonstob.
»Diesmal kann er wirklich nichts dafür«, beteuerte Janni ernsthaft und betrachtete seinen Freund mitfühlend. »Wir sind da hinten beim Eingang von der Turnhalle gestanden, und da ist einfach dieses große Brett umgefallen.« Er deutete nach hinten und tatsächlich, selbst von weitem konnte man eine große Holzplatte am Boden liegen sehen.
»So ganz von selbst wird es wohl nicht passiert sein«, mutmaßte Leonie, die ihren kleinen Wirbelwind zu gut kannte.
»Trotzdem dürfte hier nicht einfach eine große Platte herumstehen«, erklärte Felicitas aufgebracht. »Sie sollten schnellstens einen Arzt aufsuchen. Womöglich hat Linus eine Gehirnerschütterung. Dafür können Sie ohne weiteres die Baufirma zur Rechenschaft ziehen.«
»Das paßt mir gut.« Leonie warf einen wütenden Blick Richtung Kilian Quest, der, umringt von Bürgermeister, Schulrektor und einigen anderen Gästen, huldvoll Lobeshymnen entgegennahm. Das Malheur hatte noch niemand bemerkt.
Atemlos kehrte Lucy mit einem Eisbeutel zurück, den sie sorgsam auf die Stirn ihres Bruders drückte, der inzwischen aufgehört hatte zu weinen.
»Nicht so fest, das tut weh«, jammerte er schniefend, genoß aber sichtlich die Aufmerksamkeit, die ihm durch seine Verletzung Teil wurde. Immer mehr Gäste, Schüler wie Eltern wurden auf ihn aufmerksam. Als Leonie das Gefühl hatte, ihn einen Augenblick seinen Freunden überlassen zu können, hastete sie in Richtung Quest davon. Wütend drängelte sie sich durch die Umstehenden, bis sie den großen, stämmigen Mann erreicht hatte.
»Da stehen Sie und trinken Champagner, und nebenher richten Sie einen schönen Schaden an, Sie und Ihre feine Baufirma. Wollen Sie die Kinder hier unterrichten lassen oder lieber gleich umbringen?«
»Gute Frau, so beruhigen Sie sich doch.« Quest warf einen irritierten Blick auf die empörte Mutter. »Um was geht es denn überhaupt?«
»Ihre Leute haben ein riesiges Brett hier stehengelassen, das meinen Sohn um ein Haar erschlagen hätte. Wir fahren jetzt zum Arzt, und Sie können nur hoffen, daß Linus nichts weiter passiert ist.«
Einen derart respektlosen Ton, noch dazu Kritik in aller Öffentlichkeit, war der Bauunternehmer Kilian Quest nicht gewohnt. Er holte einen Moment Luft, sah empört auf die Umstehenden, die die aufgebrachte Mutter teils bestätigend nickend, teils kopfschüttelnd betrachteten.
»Jetzt hören Sie mir mal