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Bedrohtes Glück: Mami 2071 – Familienroman
Bedrohtes Glück: Mami 2071 – Familienroman
Bedrohtes Glück: Mami 2071 – Familienroman
eBook134 Seiten1 Stunde

Bedrohtes Glück: Mami 2071 – Familienroman

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Über dieses E-Book

Die Familie ist ein Hort der Liebe, Geborgenheit und Zärtlichkeit. Wir alle sehnen uns nach diesem Flucht- und Orientierungspunkt, der unsere persönliche Welt zusammenhält und schön macht. Das wichtigste Bindeglied der Familie ist Mami. In diesen herzenswarmen Romanen wird davon mit meisterhafter Einfühlung erzählt. Die Romanreihe Mami setzt einen unerschütterlichen Wert der Liebe, begeistert die Menschen und lässt sie in unruhigen Zeiten Mut und Hoffnung schöpfen. Kinderglück und Elternfreuden sind durch nichts auf der Welt zu ersetzen. Genau davon kündet Mami.

Angelika Winkler seufzte. Es gab Tage, da ging aber auch alles schief. Und das begann schon am Morgen. An diesem ­Julitag hatte die Sonne sie mit einem goldenen Strahl aus dem Bett gelockt. Angelika war frohgemut aufgestanden. Dann aber, als sie im Bad vor dem Spiegel stand, hatte ihr die gleiche Sonne unmißverständlich zwei neue winzige Fältchen in den Augenwinkeln gezeigt. Da hatte sie erst mal die Gardinen zugezogen. Nun ja, sie war vierzig, da durften schon einige Fältchen sein. Aber warum mußte sie die ausgerechnet heute entdecken? Hatte sie nicht genug Sorgen und Ärger? Sie war in ihre Latzhose geschlüpft und hatte sich das alte Oberhemd, das noch aus der Garderobe ihres Mannes stammte, übergezogen. Sie liebte dieses Hemd. Da Peter groß und kräftig gewesen war, diente es ihr jetzt als Malerkittel. Und jeder Farbfleck, der sich darauf verewigte, glich jenem Augenzwinkern, mit dem Peter ihr früher Mut gemacht hatte. Da sie ihren Mann sehr geliebt hatte, bedeutete er ihr soviel wie ein Kuß. Angie fuhr sich ordnend mit den feinen Händen durch das Haar und betrat ihr Atelier. Dieser Raum nahm gut die Hälfte der Wohnung ein. Er diente auch als Wohnzimmer, als Fernsehraum, zuweilen sogar als Eßzimmer, aber in erster Linie als Arbeitsraum. Die Staffelei stand direkt vor dem riesigen Fenster. Angie stellte sich davor.
SpracheDeutsch
HerausgeberKelter Media
Erscheinungsdatum9. Mai 2023
ISBN9783987578830
Bedrohtes Glück: Mami 2071 – Familienroman

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    Buchvorschau

    Bedrohtes Glück - Isabell Rohde

    Mami

    – 2071 –

    Bedrohtes Glück

    Unveröffentlichter Roman

    Isabell Rohde

    Angelika Winkler seufzte. Es gab Tage, da ging aber auch alles schief. Und das begann schon am Morgen. An diesem ­Julitag hatte die Sonne sie mit einem goldenen Strahl aus dem Bett gelockt. Angelika war frohgemut aufgestanden. Dann aber, als sie im Bad vor dem Spiegel stand, hatte ihr die gleiche Sonne unmißverständlich zwei neue winzige Fältchen in den Augenwinkeln gezeigt. Da hatte sie erst mal die Gardinen zugezogen. Nun ja, sie war vierzig, da durften schon einige Fältchen sein. Aber warum mußte sie die ausgerechnet heute entdecken? Hatte sie nicht genug Sorgen und Ärger?

    Sie war in ihre Latzhose geschlüpft und hatte sich das alte Oberhemd, das noch aus der Garderobe ihres Mannes stammte, übergezogen. Sie liebte dieses Hemd. Da Peter groß und kräftig gewesen war, diente es ihr jetzt als Malerkittel. Und jeder Farbfleck, der sich darauf verewigte, glich jenem Augenzwinkern, mit dem Peter ihr früher Mut gemacht hatte. Da sie ihren Mann sehr geliebt hatte, bedeutete er ihr soviel wie ein Kuß.

    Angie fuhr sich ordnend mit den feinen Händen durch das Haar und betrat ihr Atelier. Dieser Raum nahm gut die Hälfte der Wohnung ein. Er diente auch als Wohnzimmer, als Fernsehraum, zuweilen sogar als Eßzimmer, aber in erster Linie als Arbeitsraum. Die Staffelei stand direkt vor dem riesigen Fenster. Angie stellte sich davor. Das Aquarell, an dem sie gerade arbeitete, gehörte zu einer Serie von acht Bildern, die ein Kinderarzt bei ihr in Auftrag gegeben hatte. »Wundersame, phantastische Landschaften« sollten es werden und den Kindern im Wartezimmer die Angst vor dem Doktor nehmen.

    »Mhm«, stöhnte Angie. »Noch sehe ich keine heitere Wirkung!«

    Natürlich gefiel ihr das Bild heute nicht. Das lag an ihrer Laune. Nicht einmal gewundert hätte es sie, wenn sich dort, wo sich zwischen Wiesen ein Flüßchen entlangschlängeln sollte, ebenfalls Krähenfüße gebildet hätten! Aber nein, Falten waren nicht zu sehen. Nur wirkte das Bild uralt – fast tot. Es mußte an den Farben liegen. Wenigstens war diese Landschaft kaum dazu in der Lage, Kinderherzen zu erfreuen.

    Wenn Angie aus dem Fenster schaute, stellten sich viel zu hohe Häuser in ihren Blick. Gegen den blauen Himmel wirkten sie noch trostloser. Sie trat näher an die Scheibe. Hier und dort konnte sie an den Fenstern der Neubauten sogar Blumentöpfe entdecken. Aber nur mit zusammengekniffenen Augen.

    Als sie noch näher an die Scheibe trat, stellte sie fest, daß es das Glas war, das den Ausblick so trübsinnig machte. Wann hatte sie die Fenster überhaupt zum letztenmal geputzt? Sie sah zur Uhr. Halb zehn. Das war eine gute Zeit, um Hausfrau zu spielen. Zehn Minuten später hatte sie sich mit einem Eimer, Putzmitteln und Lappen ausgerüstet. Sogar eine Schürze hatte sie über das geliebte Oberhemd von Peter gebunden. Elegant war das nicht, aber wer sah sie denn schon an?

    »Guten Morgen!«

    »Morgen, Hubs.«

    Die Tür hatte sich geöffnet, und ihr sechzehnjähriger Sohn Hubertus war zum saloppen Morgengruß eingetreten. Daß er nach ihrer kurzen Antwort sofort wieder verschwand, hatte seinen guten Grund. Angie verspürte auch keinerlei Sehnsucht danach, sein Gesicht länger als unbedingt nötig zu betrachten. Ihre Bewegungen wurden nur noch energischer, als sie wieder allein war. Sie öffnete das große Mittelfenster und stieg dabei auf einen kleinen Hocker. Unten auf der Straße regte sich heitere Betriebsamkeit. Das Wetter war herrlich, viele Leute fuhren in die Ferien.

    »Mann, o Mann«, stöhnte Angie und ahmte dabei unbewußt die saloppe Sprache ihres Sprößlings nach. »Wie gern würde auch ich Urlaub machen. Sonne genießen, Landschaften anschauen, schwimmen oder faulenzen. Aber Hubs, dieser Bengel!« Sie nahm mit einem Lappen viel zuviel Wasser und wischte damit über die große Scheibe. Natürlich tropfte es auf die Straße. Weil Angie von Natur aus neugierig war, beugte sie sich wieder hinaus und prüfte, ob jemand den Regenschirm aufspannte.

    Aber sie bemerkte nur den Briefträger, der mit seinem Fahrrad um die Ecke bog. Aus einem ungewissen Gefühl der Furcht heraus verfolgte sie seinen Weg. Und tatsächlich! Unten vor der Haustür blieb er stehen, sortierte ein Bündel Briefe und hob die Hand. Angies Herz begann heftig zu klopfen. Was sie befürchtet hatte, traf auch prompt ein: es klingelte bei ihr.

    »Ich geh’ schon, Mami!« rief Hubs aus der Küche. Sie nickte. Das war gut. Hubs war zwar manchmal ein Ekel, aber er besaß die beneidenswerte Gabe, schlimme Nachrichten gelassen hinzunehmen und sie dazu noch fröhlich weiterzugeben. Also putzte sie weiter.

    »Mami, komm mal!« hörte sie bald darauf seine Stimme. Sie klang richtig männlich tief. »Du mußt was unterschreiben!«

    »Dachte ich es doch!« stöhnte Angie. Eine Gerichtsvorladung? Oder ein Zahlungsbefehl? Daß Hubs sitzengeblieben war, wußte sie bereits seit mehr als einem Monat.

    Der Briefträger nickte freundlich, als sie ihre Unterschrift geleistet hatte, dann übergab er ihr drei Briefe. Zwei weiße und einen blauen. Auf einem der weißen Umschläge stand als Absender die Hausverwaltung. Den öffnete Angie zuerst.

    »Zweihundert Euro Heizkostennachzahlung«, seufzte sie vernehmlich. »Also kein neues Sommerkleid.«

    »Das geht doch noch«, tröstete Hubs sie, griff nach dem blauen Brief und wedelte ihn hin und her. »Was wollen die denn schon wieder, he?«

    »Wer?«

    »Das Wilhelmsgymnasium, Mami. Das war das Einschreiben. Hier, lies mal.«

    Sie riß ihm den Brief aus den Händen. Und schon, als sie die ersten Zeilen überflogen hatte, hellte sich ihr Gesicht auf.

    »Auf Grund eines Konferenzbeschlusses vom 6. Juli wird Ihrem Sohn Hubertus die Genehmigung erteilt, an einer Nachprüfung vor Beginn des neuen Schuljahres teilzunehmen.«

    »Die spinnen wohl! Ich hab’ genug von der Schule.«

    »Denkste, Hummel!« strahlte Angie ihren Sohn an. »Für diese Prüfung wirst du büffeln, daß es dir aus den Ohren herauskommt. Mit der Zeltfahrt wird es eben nichts. Ich weiß doch, daß es nur deine Faulheit war, die dich durchrasseln ließ.«

    »Ich würde mal den anderen Brief öffnen«, riet der Junge ihr. Dieses Thema hing ihm gründlich zum Hals heraus. Da war jede Ablenkung willkommen.

    Angie hatte schon mit einem Blick erkannt, daß der zweite Brief von ihrem Bruder war. Das hatte sie erstaunt. Während sie das Kuvert aufriß, schlenderte sie zurück ins Atelier. Hubs folgte ihr.

    Zunächst fiel ihr ein Scheck entgegen. »Tausend Euro!« rief sie aus. »Wozu das denn? Um Himmels willen! Habe ich vielleicht Geburtstag gehabt?«

    »Nee, du bist Widder, Mami. Mach dir nichts vor. Und Weihnachten ist auch noch nicht. Also, komm mal zur Sache. Was will Onkel Gerd denn?«

    Gerhard Stellmann war vier Jahre jünger als Angie. Immer, wenn er ein Anliegen hatte, rief er sie an. In der letzten Zeit waren keine Anrufe erfolgt. Angie wußte, warum. Ihr Bruder hatte als Börsenmanager ein Vermögen verdient und wollte sich bereits in jungen Jahren zur Ruhe setzen. Darum war er bemüht gewesen, ein Grundstück im Holsteinischen zu erwerben. Das war ihm auch gelungen. Nun stand der Einzug in eine alte Villa bevor. Daß er da nicht viel Zeit für familiäre Anteilnahme fand, konnte sie verstehen. Außerdem war ihr das Ausbleiben der Anrufe ganz recht gewesen. So mußte sie Gerhard nicht gestehen, wie schlecht es um die schulische Laufbahn ihres Sohnes stand. Denn ihr Bruder begriff nie, welchen Ärger sie mit dem Lümmel Hubs hatte. Er hielt ihr seine beiden Kinder, die achtjährige Xenia und den sechsjährigen Wolfi, ständig als Musterexemplare seiner strengen, jedoch liebevollen Erziehung vor.

    Inzwischen hatte sie den Brief gelesen. Sie mußte sich setzen. Plötzlich fragte sie sich, warum Gerhard ihr das nicht telefonisch erklärt hatte.

    »Was ist denn? Wozu soll das Geld sein? Wenn es ein Geschenk ist, könnte ich vielleicht ein Sümmchen davon für meine Zeltausrüstung abzweigen, Mami? Das mit der Nachprüfung wird doch nichts.«

    »Das mit der Zeltfahrt wird erst recht nichts«, bestimmte Angie. »Dein Onkel bittet mich nach Lüttdorf. In seiner Familie geht alles drunter und drüber. Er hat noch in Hamburg zu tun, Tante Natalies Mutter ist erkrankt, so daß sie einige Wochen bei ihr zubringen muß. Zudem sind die Handwerker nicht mit allen Arbeiten pünktlich fertiggeworden.«

    »So, und da sollst du wieder einspringen? Der ist ja gut.«

    Angie betrachtete den Scheck sehr nachdenklich. »Das Geld ist für die Fahrkarten und für etwas Garderobe für mich, Hubs. Eigentlich meint mein Bruder es gut mit mir.«

    »Dazu hat er auch allen Grund. Er braucht dich ja.«

    »Sei nicht so frech.«

    »Aber ich bin doch gar nicht frech«, verteidigte Hubs sich. Er holte den Fensterlappen aus dem Wasser und wedelte damit spielerisch herum. Die Wassertropfen bedrohten das Aquarell auf der Staffelei.

    »Laß das«, sagte Angie ärgerlich. »Ich bin sowieso nicht mit dem Bild zufrieden. Wenn da noch Flecken draufkommen!«

    »In Lüttdorf kannst du ja neue malen«, grinste Hubs, tat den Lappen dabei wieder zurück ins Wasser. »Außerdem kann ich auf der Zeltfahrt bunte Fotos machen. Die malst du dann einfach ab.«

    »Du wirst mitkommen, mein Junge. Du kannst dort in aller Ruhe für die Nachprüfung arbeiten.«

    »Nun werd man nicht tragisch, Mamilein. Ich gehe nicht mehr zur Schule. Ich amüsiere mich jetzt zwei Jahre, und dann mache ich mit achtzehn den Führerschein, kaufe mir einen Lieferwagen und gründe ein Transportunternehmen.«

    »Ach, du meine Güte!«

    Angie faltete den Brief zusammen und steckte ihn in die Schürzentasche. Sie klopfte darauf, um ihren folgenden Worten Nachdruck zu verleihen. »Schon wieder so eine alberne Idee von dir, Hubs. Daraus wird nichts. Dein Vater war auch ein Traumtänzer, aber er hat immer die Verantwortung für uns übernommen. Und du mußt nun auch die Verantwortung für dein Leben übernehmen. Darum wirst du wenigstens versuchen, die Nachprüfung zu bestehen.«

    »Wenn Papi dich

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