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Kind dieser Stadt 2
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eBook188 Seiten2 Stunden

Kind dieser Stadt 2

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Über dieses E-Book

Glücklich ließ David die vergangenen Monate Revue passieren. Er liebte seinen Job, er liebte die Abende in der Stammkneipe mit seinen Freunden und er liebte Jule. Schon über ein Jahr war es her, dass er ihr aus der Obdachlosigkeit herausgeholfen hatte. Mittlerweile ging sie einem geregelten Job nach und schien in ihrem neuen Leben angekommen zu sein.

Doch warum hatte er trotzdem das komische Gefühl, dass etwas nicht stimmte? Was waren das für Anrufe auf ihrem Handy und wieso zog sie sich plötzlich so oft von ihm zurück? Als Jules beste Freundin Paula in den erbarmungslosen Sumpf der Straße gezogen wird, scheint dieses dunkle Kapitel Jule einzuholen und vor eine innere Zerreißprobe zu stellen ...
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum20. Mai 2021
ISBN9783754123317
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    Buchvorschau

    Kind dieser Stadt 2 - Juna Nieves

    Juna Nieves

    Impressum

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

    Deutschsprachige Erstausgabe Mai 2021

    Copyright © 2021 Juna Nieves

    c/o Werneburg Internet Marketing und Publikations-Service

    Philipp-Kühner-Straße 2

    99817 Eisenach

    Alle Rechte vorbehalten

    Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

    Jede Verwertung ist ohne Zustimmung der Autorin unzulässig.

    Umschlaggestaltung: © Copyright by piepfein, www.piepfein.de

    Lektorat& Korrektorat: Ramona Pingel, www.silbentaucher.de

    Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Prolog

    Liebe Leserin, lieber Leser,

    diese Fortsetzung spielt im Jahr 2020. Jedoch habe ich mich dazu entschieden, dass Covid-19 nicht existiert.

    Bleibt alle gesund und möglichst munter,

    eure Juna

    Winter

    Die Landschaft rauschte an Jule vorbei. Schnellstraßen. Wohnhäuser. Fabrikhallen. Fabrikhallen. Fabrikhallen. Kleine Nadelwälder, die Hälfte der Bäume schon tot. Die Sonne schien grell zwischen aufgeplusterten Wolken hindurch. Jule kniff die Augen zusammen und weitere Tränen flossen über ihr Gesicht. Das gleichmäßige Surren des Zuges stand im direkten Gegensatz zu den Bildern aus ihrer Kindheit, die blitzartig durch ihren Kopf schossen. Ihre Mutter, schreiend. Ihre Mutter mit der Tablettenpackung in der Hand. Ihr Vater, der ihr die Tabletten aus der Hand reißen will. Ihre Mutter, schreiend. Jule im Kleiderschrank. Jule unter dem Bett. Jule im Heim.

    War das wirklich sie gewesen? Gehörten diese Bilder in ihr Leben? Ein enger Brustkorb, aufsteigende Panik.

    Eine Stunde zuvor hatte Jule am Grab ihrer Oma gestanden und einen Strauß Rosen darauf gelegt. Es war ihr Todestag. In diesem Jahr hatte Jule all ihren Mut zusammengenommen und war in die Bahn nach Münster gestiegen. Ohne David. Er gehörte nicht in dieses alte Leben. Das musste sie allein tun. Das Grab sah trostlos aus. Vertrocknete Disteln und ein paar Schneeglöckchen zierten die klumpige Erde. Jule riss das Unkraut heraus, bis ihre Handflächen von den kleinen Stacheln blutig gekratzt waren. Einen Augenblick verharrte sie noch und blickte auf den Grabstein und ihren Rosenstrauß.

    »Danke für alles, Oma«, flüsterte sie und machte auf dem Absatz kehrt. Und dann war es, als hätte sich das Tor ihrer persönlichen Hölle aufgetan. Diese emotionslosen Augen, in die sie plötzlich blickte. Jule stolperte geradewegs in die Arme ihrer Mutter, die mit einem Blumengesteck ebenfalls das Grab aufgesucht hatte. Als wenn sich Jule an dieser Frau verbrannt hätte, wich sie zurück.

    »Jule«, keuchte ihre Mutter mit weit aufgerissenen Augen. Jules Herz pochte. Sie wollte schreien, doch aus ihrer Kehle kam kein Ton heraus. Schnellen Schrittes entfernte sie sich rückwärts, drehte sich um und rannte zum Ausgang.

    »Bleib doch!«, rief ihre Mutter. »Jule, mein Engel!« Außer Atem rannte Jule bis zum Bahnhof und musste sich in einem Gebüsch übergeben. Immer und immer wieder würgte sie, bis nur noch Galle kam. Sie drückte sich eng an eine Wand und blickte sich um. War sie ihr nachgekommen? Der Zug nach Köln hielt mit einem unangenehmen Quietschen am Gleis. Jule drängte sich zwischen den aussteigenden Passagieren durch die Tür und ließ sich in einen unbesetzten Vierer sinken.

    Ihre Mutter mit Tabletten in der Hand. Ihre Mutter, schreiend. Ihre warme Hand klatscht auf Jules Wange. Ihre eiskalte Hand streichelt ihre Wange. Ihr Vater auf der Arbeit. Jule unter dem Bett. Jule im Heim. Panik.

    »Der nächste Halt ist Köln Hauptbahnhof. Ausstieg in Fahrtrichtung links.« Jule nahm ihren Rucksack und setzte mit butterweichen Knien ihre Füße auf die Bahnsteigkante. Um sie herum so viele Gesichter, vor ihrem inneren Auge nur diese eiskalten Augen.

    Sie würde diesen Vorfall verdrängen. Sie würde es vergessen. Mit angezogenen Beinen saß sie bis spät in die Nacht auf ihrem Bett. Davids Anrufe abgelehnt. Das Treffen abgesagt. Magen-Darm. Eine gute Ausrede. Sie würde ihm nichts davon erzählen. Um es zu verdrängen, durfte sie niemandem davon erzählen.

    Sommer

    Jule fühlte den lauen Sommerwind durch ihre losen blonden Strähnen wehen und ging in gemütlichen Schritten Richtung Fabrikgelände, wo David schon auf sie warten sollte. Vor nicht allzulanger Zeit war dieser Weg ihr Heimweg gewesen und die hinterste Halle ihr Zuhause. Mit Werner, Carmen, Paula und Paulas Mischlingsrüden Jonathan. Ihre Ersatzfamilie von der Straße. Seit Jule in Davids alter Eigentumswohnung lebte, richtete sie regelmäßig Mahlzeiten für sie aus und ließ sie wöchentlich bei sich duschen. Nie mehr wollte sie auf die Straße zurück, doch ihre Familie in der Halle zurückzulassen, fiel ihr nach wie vor schwer. Ihr Leben hatte sich von Grund auf verändert. Neben dem Minijob auf dem Markt bekam sie nun die Chance, ihren gelernten Beruf der Einzelhandelskauffrau für anständiges Geld auszuüben. Diese Woche sollte es losgehen, dass sie ihren Traum verwirklichen und eine kleine Teeecke leiten durfte.

    Ein lautes Krähen riss Jule aus ihren Gedanken. Die Raben suchten wieder nach Essensresten, doch auf dem leer stehenden Fabrikgelände war nicht viel zu holen. Jule konnte schon Davids Konturen vor der Mauer erahnen. Sie war ein pünktlicher Mensch, doch David war einfach immer überpünktlich. Ihre gleichmäßigen, unaufgeregten Schritte kamen ihm immer näher. Manchmal konnte sie ihr Glück kaum fassen und durfte nicht zu lang darüber nachdenken. Sonst wäre die Angst wieder in ihr hochgestiegen, all das zu verlieren. Beinahe war es so schwer auszuhalten, dass sie sich kneifen musste, um sich nicht in destruktive Gedanken zu verstricken. Werner, Carmen und Paula wohnten nach wie vor in der kalten Fabrikhalle – während sie schon seit einigen Monaten in Davids alter Wohnung lebte. So langsam wurde sie sogar recht gemütlich. Neben den Highlights wie fließendem Wasser, einer Heizung und Strom fanden nun auch kleine Möbelstücke und Dekorationen Einzug, die Jule das Gefühl von einem Zuhause gaben. Wie schmerzlich sie den Duft von Orangenschalen auf der Heizung im Winter vermisst hatte. Einen warmen Kakao vor dem Zubettgehen. All das, was ihre Großmutter damals für sie getan hatte und was für sie die Welt bedeutet hatte. Unweigerlich legte sie den Kopf in den Nacken und schloss kurz die Augen, während ihre Schritte langsamer wurden.

    »Hey, du lahme Schnecke«, hörte sie David von Weitem rufen, »wie lange willst du mich noch warten lassen?« Sein breites Grinsen konnte sie selbst aus dieser Entfernung erkennen. Sie legte einen Zahn zu. David war wirklich der Jackpot. Nicht nur, dass er ihr ermöglicht hatte, ihr Leben neu zu ordnen und von der Straße zu kommen, er hatte das Ganze so selbstverständlich eingefädelt. Okay, er hatte sie einige Zeit vor seinen Freunden verheimlicht und auch seine Eltern erfuhren die ganze Wahrheit erst vor wenigen Monaten. Doch David erzählte ihnen ihre Geschichte so unaufgeregt, dass seine Eltern es viel entspannter aufnahmen, als Jule befürchtet hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass sie inzwischen einen guten Minijob hatte und sie somit problemlos die vereinbarte Miete an David zahlen konnte. Dass sein Vater ihr daraufhin sogar die Teeecke in seiner hochheiligen Konditorei anbot, war jedoch selbst für David eine Überraschung gewesen. Jule war der Meinung, dass jeder im Leben eine Chance verdient hat, wenn er sie wirklich braucht. Doch dass sie von so viel Liebe und Vertrauen überschüttet wurde, wirkte wie ein Traum.

    »Da bist du ja endlich«, lachte David und kam ein paar Schritte auf sie zu. Er war nicht mehr ganz so unsicher, wie zu Anfang, doch er küsste sie genauso zärtlich, wie bei ihrem ersten Kuss. Jule roch sein Aftershave, welches neben dem Geruch von Orangenschalen im Winter ebenso der Duft von Zuhause geworden war.

    »Gucken wir mal, wer jetzt die lahme Schnecke ist«, rief Jule und rannte zur Leiter, um zum Fabrikdach emporzusteigen. David würde nach wie vor eine Picknickdecke auf der Wiese bevorzugen. Auf dem Erdboden. Doch dieser Platz oben auf dem Dach, mit dieser herrlichen Aussicht über Köln, war zu ihrem Platz geworden. Also fasste er sich auch diesmal ein Herz und stieg mit weichen Knien nach oben, um sich in sicherer Entfernung zum Abgrund niederzulassen.

    ***

    Fünfzehn Monate, vierundsechzig Wochen, vierhunderteinundfünfzig Tage war es jetzt her, dass Jule und ich ein Team wurden. Zuletzt habe ich die Zeit so akribisch gezählt, als sie sich aus dem Staub gemacht hatte. Sie war damals einfach weg. Mir kamen diese Tage vor wie eine Ewigkeit. Nicht zu wissen, ob es ihr gut ging und ob ich sie wiedersehen würde, machte mich schier wahnsinnig.

    Kurz zuvor war Anna gestorben. Ich hatte sie in meinem Job als Apothekenkurier kennengelernt und sie wurde wie eine Großmutter für mich, die mir immer das Gefühl gab, dass alles gut werden würde. Ich muss nicht mehr allzu oft darüber nachdenken, was war, aber wenn, dann zieht sich meine Brust zusammen, wie in jenem Moment selbst.

    »Hey, was schaust du denn so düster drein?«, Jule stupste mich an, als sie vom Vorsprung zu mir zurückkam. Auch nach all den Abenden auf dem Fabrikdach konnte ich dem Abgrund nicht viel abgewinnen. Ich blieb lieber etwas weiter hinten sitzen und ließ das Panorama auf mich wirken. Es wurde allmählich dunkel und der Himmel war an diesem Abend ganz klar. Ich konnte etliche Lichter sehen und der Dom prahlte mit seiner Wucht aus der Dunkelheit heraus. Köln war eine Schönheit und würde dies auch immer bleiben.

    »Antwortest du mir nicht?«, fragte Jule lachend.

    »Sorry, ich war grad in Gedanken versunken«, antwortete ich und zog sie näher zu mir heran.

    »Ja, ja, wieso frage ich eigentlich noch?«, witzelte sie herum, »bist du wieder bereit für die Realität?«

    »Bereit? Nee...nie! Aber nützt ja nichts. Dann lass uns mal los, morgen haben wir viel vor.«

    Wie immer ließ sie mich voraus wieder nach unten klettern. Nach wie vor fühlte ich mich echt unbehaglich, wenn ich in die Tiefe schaute und Schritt für Schritt an der Fabrikmauer die Leiter hinunterkletterte. Jule motivierte mich währenddessen wie ein Coach und hielt die Taschenlampe auf mich gerichtet. Psychologisch gesehen half mir dieser kleine Lichtkegel, die nächste Sprosse zu treffen. Schnell und grazil kam sie mir hinterher geklettert. Auch alles wie immer. Mit einem großen Satz sprang sie neben mich ins Gras und hakte sich ein. Auf dem Nachhauseweg kamen wir am Goldenen Reiter vorbei, unserer urigen Stammkneipe. Durch das bräunliche Fensterglas sahen wir Egon, der hinter der Theke stand und schon die Gläser zurück ins Regal stellte. Wir schauten kurz rein und sahen an unserem Stammtisch einen Teil unserer Clique sitzen.

    »N`Abend ihr Langweiler! Wieso seid ihr nicht auch gekommen?«, rief Simon uns entgegen. Paul und Clara winkten uns zu. Wir bestellten ein kleines Kölsch bei Egon und setzten uns einen kurzen Moment dazu.

    »Wir wollten heute Abend mal für uns sein. Romantik, Simon. Davon verstehst du nichts«, antwortete ich und prostete in die Runde.

    »Ach, Romantik. Hör mir auf mit Romantik. Ihr habt echt was verpasst heute. War ein lustiger Abend hier! Immer diese Pärchenzeit.« Simon sah in die Runde und erwartete, dass der Rest ihm zustimmte. Ramona sah ihn etwas genervt an. Scheinbar hätte sie nichts gegen etwas mehr Pärchenzeit mit ihm gehabt.

    »Pass mal auf, du bist doch selbst bald unter der Haube«, entgegnete ich.

    »Wie auch immer, Leute, jetzt ist es schon echt spät geworden. Lasst uns doch die Tage noch mal alle zusammen hier treffen.« Paul war immer gut im Schlichten.

    Auf dem Heimweg schickte mir Simon noch eine Nachricht, was für ein Langweiler ich wäre und dass er auch nach der Hochzeit nicht so öde werden würde, wie ich es jetzt schon sei. Ich verdrehte die Augen und stellte das Handy leise. Typisch Simon.

    Zu Hause angekommen setzte ich mich vor meine Ameisenfarm und träufelte etwas Zuckerlösung hinein. Das musste für einen abendlichen Snack reichen. Durchorganisiert wie immer, begannen die Ameisen das Futter ins Innere zu transportieren und ihre Gesellschaft zu versorgen. Ganz schön nett, wie ich fand und mit einer Folge Tagesschau verglich, in der die Menschheit sich wieder von ihrer schlechtesten Seite präsentierte.

    »Ich kann wirklich nicht verstehen, was Ramona an Simon findet«, warf Jule in den Raum, als sie vom Zähneputzen kam. Ich drehte mich zu ihr und dachte nach.

    »Simon ist wirklich ein ungehobelter Typ. Irgendwas muss er ja an sich haben, wofür sie sich begeistern kann. Sie ist, glaube ich, mächtig stolz darauf, ihn zu heiraten.«

    »Mh, da magst du recht haben. Er wirkt manchmal wie ein kleines Kind, das einfach noch nicht gelernt hat, mit Menschen umzugehen.« Ich musste schmunzeln und machte es mir unter der kuscheligen Bettdecke bequem.

    »Nur Orangentee? Oder auch Orange-Walnuss? Und meinst du, ich soll die Sorten auf Frucht und Kräuter beschränken? So was wie Kakaobohne geht bestimmt nicht gut…«, dachte Jule laut vor sich hin, während mir schon die Augen zufielen.

    »Hm, du bist die Expertin. Mach doch nach deinem Bauchgefühl. Entscheid einfach morgen spontan, wenn wir im Großhandel vor dem Regal stehen.«

    »Das will ich ja gerade vermeiden, sonst bin ich so überwältigt, dass ich nur Schwachsinn einkaufe.«

    »Okay, dann bleib erst mal bei Frucht und Kräuter. Du kannst deine Teeecke doch immer noch erweitern, wenn die Kunden nach anderen Sorten fragen.«

    »Ja okay. Das ist auch gut. Meinst du, dein Vater findet das in Ordnung?«

    »Ach klar, der vertraut da auf deine Erfahrung. Mach einfach mal.« Letzteres kam nur noch in Zeitlupe aus meinem Mund heraus.

    Sie gab mir einen Kuss und ich bekam nur noch weit weg mit, wie sie sich im Bett hin und her wälzte.

    Jule zog sich am nächsten Morgen drei Mal um, so aufgeregt war sie. Mein Vater hupte vor der Türe. »Nun komm, du siehst super aus!«, versuchte ich sie endlich aus dem Bad zu locken.

    »Das ist ein großer Tag für mich, da will ich mich wohlfühlen in meiner Haut«, nuschelte sie und kam zaghaft die Treppen herunter. Auf dem Weg in den Großhandel sagte sie keinen Ton. Mein Vater drehte instinktiv die Beatles lauter, um keine peinliche Stille aufkommen zu lassen. Vor dem riesigen Teeregal konnte ich dann auf einmal ihre Unsicherheit nachvollziehen. Ich hatte ja keinen Schimmer gehabt, wie viele verschiedene Sorten es allein mit Orange gab. Jule packte immer wieder Kartons in den Einkaufswagen, räumte sie zurück, nahm eine andere Sorte in die Hand. Mein Vater schaute sich das Treiben an eine Wand gelehnt an und wirkte amüsiert.

    »Jule, nun entspann dich mal. Deine Teeecke hast du sicher, stress dich mal nicht so.« Ich warf meinem Vater einen vielsagenden Blick rüber und zuckte mit den Schultern. Jule lächelte gequält und räumte weiter hin und her.

    Ich

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