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Betrug in Snowfields
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eBook336 Seiten8 Stunden

Betrug in Snowfields

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Über dieses E-Book

Will Burns glaubt seit jeher fest an die Magie von Weihnachten. Er kann es gar nicht fassen, als er eines Tages eingeladen wird, eine Ausbildung in Snowfields zu beginnen, dem Schulungszentrum der White Christmas Organisation. Dort lernt er nicht nur alles über die Herstellung und Lieferung der Geschenke, sondern er wird auch tief in den größten Betrugsfall verwickelt, der Snowfields in Jahrzehnten erschüttert hat. Schließlich wird einer seiner größten Träume wahr, als er bei der Auslieferung der Geschenke am Heiligabend mitarbeiten darf und vielleicht wird er schließlich sogar dem Weihnachtsmann persönlich begegnen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum25. Okt. 2016
ISBN9783741860058
Betrug in Snowfields

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    Buchvorschau

    Betrug in Snowfields - Daniel Klock

    DANIEL KLOCK

    Betrug in Snowfields

    Aus dem Englischen

    von Daniel Klock

    Deutsche Erstausgabe Oktober 2016

    Auch als Taschenbuch erhältlich Oktober 2016

    (ISBN 978-3741858451)

    Copyright © 2016 Daniel Klock

    DANIEL KLOCK

    Betrug in Snowfields

    Deutsche Erstausgabe Oktober 2016

    Auch als Taschenbuch erhältlich Oktober 2016

    (ISBN 978-3741858451)

    Copyright © 2016 Daniel Klock

    Englische Originalausgabe 2013, Copyright © Daniel Klock

    Copyright aller Ausgaben © Daniel Klock

    Titelgestaltung: Daniel Klock

    Titelillustration: Thomas Dähne

    Texte und Cover dieses eBooks sind urheberrechtlich geschützt. Eine Nutzung ohne Genehmigung des Urhebers oder Rechteinhabers ist nicht zulässig und daher strafbar.

    Verleger

    Dr. Daniel Klockenbrink

    Heinrich-Hertz-Str. 11

    28211 Bremen

    info@fatherchristmasbook.com

    Distributor: epubli ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    www.fatherchristmasbook.com

    www.daniel-klock.com

    Prolog

    Bluerorcs! Sechs, sieben, ein Dutzend? Er kann es nicht sagen, die winzigen, leuchtend blauen Explosionen von Licht blenden ihn. Will läuft so schnell er kann. Gelbe und blaue Blitze, gleißende gelb-blaue Blitze wie Feuerwerk – er fürchtet sich so wie nie zuvor in seinem Leben. Er läuft weiter, dicht gefolgt von Bluerorcs, seine Beine pumpen wie Kolben, auf und ab, und seine Stiefel treffen hart auf den Boden – bumm, bumm, bumm ...

    Dann wird das Stampfen immer lauter und lauter und schließlich zu einem beharrlichen Klopfen.

    „Willst du gar nicht aufstehen?"

    Will hörte jemanden rufen und schreckte plötzlich hoch.

    „Mum hat dich schon zweimal gerufen!"

    Will begriff, dass dies seine Schwester Lucy war, die ihn durch die Schlafzimmertür rief. Und dass er in seinem Bett saß, sicher und zu Hause. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Nur ein Traum – oder vielmehr ein Albtraum –, dachte er, die Bilder immer noch sehr lebhaft im Kopf.

    „Okay, murmelte er. Dann lauter: „Okay, sodass Lucy ihn hören konnte und aufhören würde, die Tür in Stücke zu schlagen.

    „Ich bin ja wach, ich komme."

    Er schüttelte seinen Kopf. Was war das doch für ein merkwürdiger Traum gewesen. Er hatte sich so echt angefühlt. Tatsächlich fühlte er sich noch immer so real an, als ob er wirklich von diesen eigenartigen Kreaturen durch dunkle Tunnel gejagt worden sei. Er schüttelte noch einmal den Kopf, um diese seltsamen Erinnerungen zu vertreiben, dann stand er rasch auf, wusch sich und zog sich an.

    „Guten Morgen, Will. Seine Mutter begrüßte ihn, als er in die Küche eilte. „Hast du mich gar nicht gehört? Du musst ja geschlafen haben wie ein Stein. Jetzt aber schnell! Du hast kaum noch Zeit zum Frühstücken. Beeil' dich, oder du verpasst den Bus, und Mr Walker wird nicht glücklich sein, wenn du zu spät kommst.

    Mr Walker hatte diese Woche Spätdienst, und er war Wills Lieblings-Lehrer, daher wollte er es sich nicht mit ihm verderben. Er schlang sein Frühstück herunter, putzte sich die Zähne – nun, gewissermaßen, tatsächlich wurden sie nur oberflächlich etwas feucht –, schnappte sich seine Tasche und rannte zur Bushaltestelle. Er war gerade noch rechtzeitig und erwischte den Bus. Schwer atmend ließ er sich auf einen Platz fallen und seufzte erleichtert: kein Nachsitzen heute ...

    Kapitel 1

    In der Schule hatte Will den ganzen Tag über leichte Kopfschmerzen. Nicht, dass es viel ausmachte; in zwei Tagen würden die Ferien anfangen und keiner der Lehrer erwartete viel Konzentration von seiner Klasse. Tatsächlich waren die Lehrer auch nicht wirklich bei der Sache, sondern in Gedanken bei ihren Plänen für Weihnachten und den ganzen Vorbereitungen, die sie noch zu erledigen hatten.

    Da die Stunden ziemlich langweilig waren, musste Will immer wieder an den seltsamen, aber sehr lebhaften Traum denken. Es hatte sich nicht einmal wie ein Traum angefühlt, zumindest hatte er niemals zuvor einen solchen Traum gehabt. Vielleicht eher wie eine Erinnerung? Aber, mal ehrlich, Bluerorcs, was war das für ein Wort? Er schüttelte den Kopf und murmelte: „Das ist doch verrückt. Solche Dinge kommen noch nicht mal in Science-Fiction-Büchern vor."

    „Ja, Will, willst du dem etwas hinzufügen? Hm?" Will hörte, wie Mr Walker ihn rief. Er schreckte hoch.

    „Nein, Sir. Tut mir leid."

    Aber Mr Walker war mit seiner Aufmerksamkeit schon bei Ben und James, die angefangen hatten, sich gegenseitig zu knuffen. „Jungs, also wirklich!"

    Schließlich war auch dieser Schultag vorbei, und Will wurde durch das Klingeln erlöst. Ihm war nicht danach, noch mit seinen Freunden herumzulungern, sondern er nahm direkt den Bus nach Hause, wobei er immer noch an seinen Traum denken musste.

    „Hi Mum, ich bin zu Hause, rief er, als er in den Flur kam, und warf seinen Rucksack in eine Ecke. „Keine Hausaufgaben heute, fügte er rasch hinzu, bevor sie ihn deswegen nerven konnte.

    „Hallo Schatz, rief sie zurück. „Wie war dein Tag?

    „Ach, Mum, wie kann Schule schon sein? Genauso wie jeden Tag", antwortete Will, als er in die Küche kam. Dort verharrte er plötzlich. Er stand auf einmal in einer Wolke aus leckeren Aromen. Er kannte diese nur zu gut, seine Mutter war endlich dabei, Weihnachtsplätzchen zu backen. Wills Mutter hatte als Kind lange in Deutschland gelebt und, da keiner in der Familie viel Wert auf Mince Pies legte, hatte sie die deutsche Tradition aufrechterhalten, jedes Jahr im Dezember besonders gewürzte Plätzchen zu backen. Sofort hatte er seinen Traum komplett vergessen, als ihm das Wasser im Mund zusammen lief.

    „Ach, sagte seine Mutter, immer noch mit dem Rücken zu ihm gewandt. „Ich dachte, dass ihr vielleicht etwas Besonderes vor Weihnachten machen würdet.

    „Nee, nicht heute. Heute war wie jeder Tag. Aber morgen ist der letzte Tag vor den Ferien, und wir werden in der Klasse zusammen frühstücken, mit Weihnachtsdekoration und allem. Und Mr Rupert will Weihnachtsgeschichten vorlesen und Weihnachtslieder mit uns singen."

    „Oh, wie schön", antwortete seine Mutter.

    „Ja, sagte Will. Dann grinste er. „Auf jeden Fall besser als Mathe.

    Seine Mutter lächelte. „Das auf jeden Fall. Ich kann mich auch noch gut an meine Schulzeit erinnern."

    Will musste lachen.

    „Jetzt, da du zu Hause bist, kannst du mir mit den Plätzchen helfen?"

    „Klar, antwortete Will. „Ich will mich nur schnell umziehen.

    „Natürlich."

    Will ging in sein Zimmer. Er zog seine Schulklamotten aus und bequeme Sachen an. Während er die Schulsachen aufhängte, dachte er, dass seine Mutter recht hatte. Es würde toll sein, ein festliches Frühstück anstatt langweiliger Stunden in Geschichte oder Mathe zu haben. Und er musste sich eingestehen, obwohl er dies nie in der Schule oder seinen Freunden erzählen würde, dass er Weihnachtsgeschichten und -lieder immer noch toll fand. Dies war die beste Zeit des Jahres für ihn und er hatte sie immer als ganz besonders empfunden. Irgendwie war da einfach … irgendetwas ... an Weihnachten, dass er sich lebendiger fühlte, mehr er selbst, irgendetwas, das andere nicht so stark fühlten. Er hatte sich darüber immer etwas gewundert und grübelte immer noch hierüber nach, als er zurück in die Küche ging.

    „Da bist du ja, sagte seine Mutter. „Kannst du bitte den Teig da drüben kneten? Du bist stärker als ich.

    „Okay." Will ging hinüber zu dem Teig, der auf der Arbeitsplatte lag. Er fing an zu kneten und atmete dabei tief ein – Zimt, Vanille, Mandel ... Mmh, der Duft von Marzipan, Kardamom, Koriander ..., er war so vertraut mit den einzelnen Gerüchen. Er klaute sich ein Stückchen Teig – schmeckte der nicht immer besser, bevor er gebacken wurde? Dann mischte er noch mehr Mehl unter den Rest. Er lächelte, als er ein Weihnachtslied im Radio hörte. Und er musste erneut an seine starken Gefühle für Weihnachten denken.

    „Was lächelst du so?", fragte seine Mutter.

    „Ach, ich freue mich einfach, dass Weihnachten ist."

    „Du hast Weihnachten immer sehr gemocht", stellte seine Mutter fest.

    „Nun, es ist so eine tolle Zeit. Alle sind so freundlich und glücklich. Die Geschenke, die Weihnachtsbäume, die Dekoration überall – ich finde das einfach wundervoll. Er deutete auf den Teigklumpen vor sich. „Ist das genug?

    „Lass mich mal sehen. Sie kam herüber und sah sich den Teig an. „Ja, das ist gut so. Du kannst ihn jetzt ausrollen. Die Formen sind da drüben. Sie zeigte auf die Anrichte.

    „Okay."

    Will fing an, den Teig mit dem großen Nudelholz auszurollen. Als der Teig die richtige Stärke hatte, ging er zur Anrichte und holte die Formen. Zuerst wählte er eine, die die Form eines Tannenbaums hatte – eine seiner Lieblingsformen.

    „Ist Lucy noch nicht zu Hause? Ich habe sie noch nicht gesehen und ich dachte, sie hätte nur heute morgen Schule."

    Er fing an, die Form in den Teig zu drücken.

    „Nein. Ja. Seine Mutter lachte, als sie Wills verwirrten Blick sah. „Deine Schwester hat heute früh Schluss gehabt, aber sie ist zu ihrer Freundin Laura gegangen und ich denke, es wird noch dauern, bis sie nach Hause kommt.

    „Oh ja, die beiden können stundenlang reden." Will rollte mit den Augen. Seine Mutter lachte erneut.

    Will fuhr fort, die Form in den Teig zu pressen, bis er den ganzen Platz ausgenutzt hatte. Dann legte er die Plätzchen auf ein Backblech. Er presste den Rest des Teigs wieder zu einer Kugel zusammen und rollte ihn erneut mit dem Nudelholz aus. Dieses Mal wählte er einen Stern als Ausstechform. Er genoss die Arbeit und lauschte den Weihnachtsliedern im Radio.

    Als er den ganzen Teig verbraucht hatte, legte er die restlichen Plätzchen auf die Backbleche und sagte zu seiner Mutter: „Ich bin fertig. Brauchst du noch Hilfe bei etwas anderem?"

    Seine Mutter schaute sich die Backbleche an und nickte anerkennend. „Die Plätzchen sehen sehr gut aus. Danke schön. Den Rest schaffe ich alleine. Hau schon ab." Sie lächelte.

    Will grinste, wusch sich die Hände und verließ die Küche. Er ging in sein Zimmer. Dort fiel sein Blick auf das Bett. Darunter waren die ganzen Geschenke, die er für seine Eltern und seine Schwester gekauft hatte. Jetzt, da er zwölf war, wurde sein Glaube an den Weihnachtsmann doch schon schwächer. Als er noch ein kleines Kind war, hatte er natürlich fest an den Weihnachtsmann geglaubt. Als er älter wurde, hatte er gehört, dass der Weihnachtsmann nur eine Legende sein sollte, ein Märchen für Kinder. Später hatte er erfahren, dass die übliche Darstellung des Weihnachtsmanns – das Bild eines netten, fröhlichen und ziemlich korpulenten Mannes mit einem weißen Rauschebart und prächtiger roter Robe – angeblich nur eine clevere Marketingkampagne eines großen Getränkeherstellers war. Er erinnerte sich noch genau, was das für eine riesige Enttäuschung für ihn gewesen war. Schließlich hatte er immer so fest an den Weihnachtsmann geglaubt. Er konnte sich Weihnachten ohne ihn gar nicht vorstellen. All die Jahre über hatte er seine Wunschzettel stets gewissenhaft geschrieben und sich stundenlang mit ihnen beschäftigt, damit die Schrift möglichst deutlich und gut lesbar war. Und er hatte sie immer schon Ende Herbst fertig, damit sie beim Weihnachtsmann auf jeden Fall rechtzeitig ankamen. Aber dann hatte er erfahren, dass seine Eltern angeblich die ganzen Geschenke kauften, sie einpackten und unter den Weihnachtsbaum legten, während er am Heiligabend schlief.

    Und jeder schien dies zu bestätigen: die Läden, das Fernsehen, seine Freunde in der Schule, sogar seine Eltern. Er konnte sich nur zu gut an die langen und hitzigen Diskussionen erinnern, die er mit seinen Freunden geführt hatte, als die ersten von ihnen erfahren hatten, dass der Weihnachtsmann gar nicht existierte. Aber am Ende hatte er widerwillig zugeben müssen, dass sie alle recht zu haben schienen. Da waren zum Beispiel die ganzen Leute, die kurz vor Weihnachten die Läden stürmten und Unmengen an Spielsachen, Elektroartikeln und alles nur Erdenkliche einkauften. Und dann waren da noch die Männer in Weihnachtsmannkostümen, die überall in den Läden und Einkaufszentren, ja quasi an jeder Straßenecke, standen, ihre Glocken läuteten und „Frohe Weihnachten!" riefen.

    Aber trotz all dieser Hinweise hatte Will immer ein bohrendes Gefühl, dass mehr an der Sache dran war, mehr als nur ein großes Lügenmärchen und ein Marketinggag. Einiges ergab so einfach keinen Sinn. Beispielsweise hatte er manchmal den Eindruck, dass seine Eltern leicht verwundert guckten, wenn er seine Geschenke auspackte, so als ob sie vom Inhalt überrascht waren. Er bekam immer genau das, was er sich in seinen Wunschzetteln gewünscht hatte. Nun ja, zumindest wenn er sich etwas Vernünftiges gewünscht hatte, so wie eine Modelleisenbahn oder einen Rucksack und nicht eine voll funktionsfähige Mondrakete oder einen lebendigen Elefanten. Manchmal hatten seine Eltern jedoch etwas beunruhigt geguckt, so als ob sie sich nicht daran erinnern konnten, die Sachen auch gekauft zu haben. Und jetzt, da er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er häufig ein ähnliches Gefühl bei den Geschenken für seine Eltern hatte. Manchmal schienen sie viel prächtiger zu sein, als zu dem Zeitpunkt, als er sie gekauft hatte oder sie hatten exakt die Farbe und Ausstattung, die seinen Eltern gefiel.

    Aber da ihm so ziemlich jeder erzählte, dass der Weihnachtsmann gar nicht existierte, hatte er dies immer als einen Streich seiner Erinnerung abgetan. In den letzten Monaten hatte er jedoch manchmal hierüber nachgedacht und immer mehr Aspekte schienen nicht zu dieser Erklärung zu passen. Plötzlich wurde ihm klar, dass dies alles jedoch sehr viel Sinn machen würde, wenn der Weihnachtsmann doch existierte. Oder war das wirklich nur ein Märchen? War er nicht zu alt dafür, und machte sich nur etwas vor, wollte einfach nur, dass es real war?

    Nun, es gab sowieso nichts, das er im Moment daran ändern konnte. Er würde nicht in der Lage sein, die Existenz oder Nichtexistenz des Weihnachtsmanns zu beweisen. Und natürlich würde seine Schwester ihm gehörig ihre Meinung sagen, wenn er dies Thema wieder ansprechen würde. Er konnte einfach nicht glauben, dass andere die ganzen Andeutungen und Hinweise, die er wahrnahm, nicht sehen und fühlen konnten. Und dass sich sonst niemand hierüber wunderte.

    Wie auch immer. Er würde einfach das Weihnachtsfest genießen, so wie jedes Jahr. Er setzte sich an seinen Computer, um nach seinen E-Mails zu sehen. Er hatte keine. Daher griff er nach dem Buch, in dem er zuletzt gelesen hatte. Es war natürlich eine schöne Weihnachtsgeschichte. Er ging hinunter ins Wohnzimmer, setzte sich aufs Sofa und fing an zu lesen.

    Während er am Lesen war, kam er ins Grübeln. Warum genau bedeutete ihm Weihnachten so viel? Er erinnerte sich daran, dass er als kleiner Junge einen Traum hatte. Seine Eltern hatten ihm immer erzählt, dass der Weihnachtsmann an Heiligabend den Kamin hinunterkommt und die Geschenke unter den Weihnachtsbaum legt und in die Strümpfe steckt. In seinem Traum wachte Will mitten in der Nacht des 24. Dezembers auf. Ein Geräusch hatte in geweckt. Er war erst fünf, aber er schlich die dunkle Treppe hinunter, wobei er die knarrende dritte Stufe von oben übersprang – er hatte mit dieser schlechte Erfahrungen gemacht, da er einmal in der Nacht erwischt worden war, als er sich Eiscreme holen wollte –, und im Wohnzimmer war doch tatsächlich der Weihnachtsmann. Der alte Mann zwinkerte ihm zu, hob ihn auf seinen Schoss, flüsterte ihm etwas zu, an das sich Will jedoch nie so richtig erinnern konnte, presste einen Finger auf seine Lippen und war auch schon wieder verschwunden. Will sah sich um, immer noch umhüllt von der magischen Erscheinung, die gerade bei ihm gewesen war. Aber da waren seine Geschenke, genau wie er sie sich gewünscht hatte. Hatte er das Lego bekommen? Und war da auch das Modellauto? Es sah nicht so aus, als ob er das Düsenflugzeug bekommen hatte, die Pakete waren dafür nicht groß genug. Sollte er es wagen, die Geschenke aufzumachen? Nein. Seine Eltern würden dies gar nicht gut finden. Weihnachten war immer ein besonderer Tag in der Familie. Er war nur ein kleiner Junge, aber er legte doch schon großen Wert auf die Gepflogenheiten. Aufstehen, lange frühstücken, Geschenke auspacken, eines nach dem anderen, mittagessen – ooh – Truthahn mit Füllung (die häufig sogar besser als der Truthahn selbst schmeckte), gebackene Kartoffeln, Gemüse (konnte man vergessen!), Christmas-Pudding, Knallbonbons, lustige Hüte, Witze. Dann Dad schnarchend auf dem Sofa, Mum in der Küche, er und Lucy zusammen am Spielen, am Zanken. Kaffeetrinken. Weihnachtskuchen, Kekse (keine Mince Pies), Biskuitdessert. Abendessen: Schweinepastete, kalter Truthahn, Schinken, Lachs, Krebspaste, Leckereien, die es sonst erst wieder in einem Jahr gab.

    Also kroch Will zurück ins Bett und wartete auf den nächsten Tag. Aber sein Traum vom Weihnachtsmann erfüllte ihn in der Nacht mit Wärme, die geflüsterten Worte waren wie ein Versprechen, doch nie so richtig fassbar.

    Will wurde älter. Weihnachten blieb gleich. In einem Jahr war er die ganze Nacht wach geblieben und hatte sich in den frühen Morgenstunden nach unten geschlichen (natürlich ohne die dritte Stufe zu betreten), aber er sah den Weihnachtsmann nie wieder. Trotzdem war Weihnachten immer von der Erinnerung an seine Anwesenheit geprägt und sogar die Aura des alten Mannes schien am Geschenkpapier und an den Geschenken zu haften und den Tag zu bestimmen.

    Will spürte, wie diese Gefühle ihn wieder überkamen, als er über seinem Buch eindöste.

    Am frühen Abend kam sein Vater nach Hause. Sie aßen zusammen Abendbrot und verbrachten den Rest des Abends im Wohnzimmer vor dem Fernseher, wobei Will natürlich wieder ein Buch vor der Nase hatte. Er ging dann auch schon bald ins Bett. Bevor er schließlich einschlief, dachte er wieder an den Weihnachtsmann und dass er einfach nicht glauben konnte, dass dieser nicht existieren sollte.

    Früh am nächsten Morgen klingelte sein Wecker. Will stand auf und taumelte noch ziemlich verschlafen ins Badezimmer. Nachdem er sich gewaschen hatte, war er etwas wacher und ihm fiel ein, dass heute der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien war. Da war er plötzlich deutlich wacher, und nachdem er sich angezogen hatte, hüpfte er fast die Treppe hinunter zum Frühstückstisch, wo seine Mutter gerade die Cornflakes auf den Tisch stellte.

    „Guten Morgen, Schatz", begrüßte sie ihn.

    „Morgen, Mum."

    „So lebhaft am frühen Morgen?", fragte sie und zog dabei eine Augenbraue hoch.

    „Klar. Heute ist der letzte Tag vor den Weihnachtsferien!", verkündete Will.

    „Ach, deshalb. Ich wünschte, du würdest jeden Schultag so angehen." Sie grinste.

    Will grinste zurück. „Auf keinen Fall!"

    Seine Mutter lachte.

    „Iss was! Iss und sieh' zu, dass du zur Schule kommst."

    „Nee, kein Frühstück heute. Wir werden doch in der Schule frühstücken."

    „Oh ja. Hab' ich nicht dran gedacht."

    Will war doch tatsächlich fünf Minuten zu früh für den Schulbus. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass dies schon einmal vorgekommen war. Na ja, schließlich war Weihnachten.

    Der Weg zur Schule war ereignislos und zu Beginn der Stunde mit Mr Rupert hängten sie den Weihnachtsschmuck im Klassenzimmer auf. Die Mädchen hatten schöne Scherenschnitte für die Fenster in Form von Weihnachtsbäumen, Rentieren und vom Weihnachtsmann mit seinem großen, gut gefüllten Sack auf seinem Schlitten vorbereitet. Die Jungen hängten rote und grüne Girlanden und Sterne aus Goldfolie an Decke und Wänden auf. Die Schule hatte für einen kleinen Weihnachtsbaum gesorgt, der in der Ecke des Klassenzimmers stand. Die Schüler hatten ihn schon vor zwei Wochen mit selbstgemachtem Schmuck dekoriert und einen großen goldenen Stern auf seine Spitze gesetzt.

    Als sie mit der Dekoration fertig waren, bereiteten sie das Frühstück vor. Sie schoben die Tische zu einem großen zusammen. Jeder hatte etwas für das Frühstück mitgebracht, wie Marmelade, Schokoladencreme oder Brötchen, und sie stellten dies alles zum Teilen in die Mitte des Tisches. Mr Rupert setzte sich zu ihnen und sie fingen an zu essen. Nachdem Mr Rupert ein paar Brötchen gegessen hatte, holte er ein großes Buch hervor. Es hatte einen glitzernden weißen Einband, der aussah wie Schnee. Der Titel war in roten Buchstaben aufgedruckt. Es war die Geschichte von einem Jungen, der in die Dienste des Weihnachtsmannes trat.

    Einige der Jungen fingen an hämisch zu kichern. Die Dienste vom Weihnachtsmann, klar! Glaubte ihr Lehrer wirklich, dass sie noch Babys waren, die an Kobolde, Elfen und andere kleine Helfer des Weihnachtsmannes glaubten? Und dann ein Junge, der tatsächlich für den Weihnachtsmann arbeitete, Geschenke herstellte, mit einem Schlitten herumflog und die Kamine herunterrutschte? Will hörte neugierig zu. Die ganze Geschichte hörte sich seltsam vertraut an. Das Kichern wurde lauter und einem der Jungen fiel Wills verzückter Gesichtsausdruck auf. Zwei Jungen lachten laut auf. Irritiert schloss Mr Rupert das Buch und schlug vor, dass sie den Morgen mit dem Singen von Weihnachtsliedern beendeten. Die Mädchen sangen mit deutlich mehr Enthusiasmus als die Jungen. Nun, mit Ausnahme von Will natürlich, obwohl er sich bemühte, dies nicht zu offen zu zeigen. Ihm war klar, dass das Gelächter ihm gegolten hatte, weil er an der Geschichte so interessiert gewesen war, und er wollte hinterher nicht zum Ziel eines Streichs werden. Aber insgeheim hatte er großen Spaß dabei. Dies war der beste Schultag seit langem.

    Schließlich beendete Mr Rupert das verlängerte Frühstück und schickte sie nach Hause. Will verabschiedete sich von seinen Freunden und fuhr mit dem Schulbus heim. Er stieg zusammen mit Henry aus, der ein paar Häuser die Straße runter wohnte, und wünschte ihm Frohe Weihnachten. Zu Hause angekommen öffnete er die Tür und betrat den Flur.

    „Hallo. Ich bin zurück", rief er.

    „Hallo Schatz. Ich bin im Wohnzimmer", rief seine Mutter zurück.

    Will nahm seinen Rucksack ab, zog die Jacke aus und ging ins Wohnzimmer.

    „Hi Mum. Das Frühstück war großartig, sehr weihnachtlich. Ich bin jetzt richtig in Ferienstimmung. Übrigens, wann kommt Dad nach Hause?"

    „Es ist ein normaler Arbeitstag für ihn, also nicht vor fünf, so wie immer", antwortete seine Mutter.

    „Dann wird er vermutlich keine Lust mehr haben, heute den Tannenbaum aufzustellen, oder?" Will grinste.

    „Nein, ich glaube nicht, dass er heute Abend dafür in Stimmung sein wird."

    „Nun, morgen ist erst der 24., also ist das wahrscheinlich früh genug."

    „Wie großzügig von dir." Seine Mutter zog eine Augenbraue hoch.

    „Jaha, so bin ich", antwortete Will frech.

    Sie lachten beide.

    ***

    Am nächsten Morgen nutzte Will die Tatsache, dass es der erste Tag der Weihnachtsferien war, und schlief bis zehn Uhr. Schließlich stand er auf und ging runter zum Frühstück.

    „He, Schlafmütze!", rief seine Schwester, als er in die Küche kam.

    Will grinste und antwortete: „Ich bin mir sicher, dass du erst zehn Minuten vor mir aufgestanden bist. Er sah sie eindringlich an. „Du hast sogar noch deinen Schlafanzug an.

    Seine Schwester wurde leicht rot. „Und? Er ist bequem, antwortete sie und wandte sich ihrem Müsli zu. Will lachte. Er setzte sich und nahm sich von den Cornflakes. Nachdem er sie aufgegessen hatte, ging er ins Wohnzimmer. „Morgen, Dad.

    „Guten Morgen, Will. Sein Vater sah von der Zeitung hoch und lächelte. „Bist du bereit, den Tannenbaum 'rein zu holen? Dann los.

    Das musste man Will nicht zweimal sagen. Er folgte seinem Vater zum Schuppen im Garten, wo der Baum in den letzten Tagen gestanden hatte, sodass er in der Kälte frisch blieb. Sie holten den Baum, der noch fest in einem Netz verpackt war, herein und brachten ihn in die übliche Ecke im Wohnzimmer. Dann versuchte Will, den Baum möglichst gerade zu halten, während sein Vater auf dem Boden lag und an den Schrauben des Ständers herumdrehte, damit der Baum aufrecht stand.

    Nach einigem Stöhnen und Ächzen meinte sein Vater schließlich: „Gut, jetzt ist er fest. Er stand auf, trat einige Schritte zurück und sah den Baum kritisch an. „Dann lass uns mal sehen, ob er gerade ist.

    Aber trotz ihrer Anstrengungen war er es nicht.

    Sein Vater seufzte: „Jedes Jahr das Gleiche. Warum können die nicht endlich mal einen Ständer erfinden, in dem der Baum auch gerade steht? Immer das Gefummel mit diesen blöden Schrauben."

    Resigniert verschwand er wieder unter dem Baum.

    „Okay, Will. Ich löse die Schrauben und du hältst den Baum noch einmal."

    Sie versuchten es erneut.

    „Gut, er ist wieder fest. Lass uns mal sehen ..." Sein Vater stand auf.

    „Hmm. Das sieht doch gar nicht so schlecht aus. Was meinst du, Will?"

    Will trat einige Schritte vom Baum weg und betrachtete ihn kritisch.

    „Ja, ich denke, es ist gut so. Er ist gerade. Sieht gut aus."

    „Okay, sagte sein Vater, „jetzt bist du dran. Er grinste und wandte sich vom Baum ab.

    „Nein, widersprach Will, „noch nicht.

    „Nicht?"

    „Du musst erst noch die Lichter dran machen", sagte Will und grinste seinen Vater herausfordernd an.

    Sein Vater stöhnte übertrieben. „Oh nein, das habe ich ganz vergessen. Das ist noch mehr Fummelarbeit als dieser blöde Ständer."

    Will lachte und quengelte: „Ach bitte, Daddy. Lass uns doch dieses Jahr einen Weihnachtsbaum mit Lichtern haben, ooooooh bitte!"

    Sein Vater warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Jetzt hol‘ schon die Lichter, du Blödmann!"

    Immer noch lachend holte Will die Lichter aus dem Nebenzimmer. Sie hatten diese schon vom Dachboden mitgebracht, als sie den übrigen Weihnachtsschmuck geholt hatten. Er legte die Lichterkette auf dem Boden aus und ordnete sie, sodass sie in einer geraden

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