Liebe für ein ganzes Leben...: Der Bergpfarrer 374 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
In der Pension Stubler war noch alles ruhig, als Franziska Behringer ihr Zimmer verließ und leise die Treppe hinunterging. In dem kleine Frühstücksraum stand ihr Proviant bereit. Die junge, hübsche Sekretärin, die in Ulm in einem Betrieb arbeitete, der Sportartikel herstellte, wohnte seit zwei Tagen in der Pension, und heute wollte sie ihre erst Bergtour unternehmen. Mit Wanderhose und Stiefeln angetan, setzte sie sich an den Tisch und trank einen Schluck Kaffee, den sie sich aus der Thermoskanne einschenkte, die Ria Stubler bereitgestellt hatte. Es tat gut, den heißen Kaffee zu trinken, und Franzi merkte, wie ihre Lebensgeister erwachten. Immerhin war es gerade mal vier Uhr, aber wenn man einen besonders schönen Sonnenaufgang in den Bergen erleben wollte, mußte man eben früh aus den Federn. Eine halbe Semmel aß sie dazu, denn richtig frühstücken wollte sie erst, wenn sie einige hundert Meter aufgestiegen war. Schade, dachte sie, während sie es sich schmecken ließ, ursprünglich hatte sie die Ferien zusammen mit Britta verbringen wollen. Sie waren die besten Freundinnen, seit sie sich im Kindergarten kennengelernt hatten, und eigentlich war es ganz klar, daß sie auch in diesem Jahr wieder gemeinsam verreisen würden. Doch zwei Tage vor Urlaubsbeginn wurde Britta krank und mußte absagen. Schweren Herzens war Franzi alleine losgefahren. Ria Stubler, bei der sie die Zimmer reserviert hatten, zeigte Verständnis dafür, daß die Freundin erkrankt war, und verzichtete auf die Stornierungsgebühren. Zumal sie bereits am nächsten Tag Brittas Zimmer wieder vermieten konnte. Dennoch war es schade, daß Franzi nun alleine hier saß, hatten sich die beiden doch so sehr auf den Urlaub gefreut! In Gedanken versunken nahm die dunkelhaarige Sekretärin gar nicht wahr, daß noch jemand den Frühstücksraum betreten hatte. Erst eine unwirsche Stimme riß sie aus ihren Tagträumen. »Grüß Gott, hab' ich gesagt«, ließ sich der junge Mann vernehmen. »Aber wenn S' net wollen, dann brauchen S' auch net antworten.« Franzi sah ihn erstaunt an.
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Der Bergpfarrer (ab 375)
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Buchvorschau
Liebe für ein ganzes Leben... - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 374 –
Liebe für ein ganzes Leben...
Oder nur romantische Träume in Bergeshöhen?
Toni Waidacher
In der Pension Stubler war noch alles ruhig, als Franziska Behringer ihr Zimmer verließ und leise die Treppe hinunterging.
In dem kleine Frühstücksraum stand ihr Proviant bereit. Die junge, hübsche Sekretärin, die in Ulm in einem Betrieb arbeitete, der Sportartikel herstellte, wohnte seit zwei Tagen in der Pension, und heute wollte sie ihre erst Bergtour unternehmen.
Mit Wanderhose und Stiefeln angetan, setzte sie sich an den Tisch und trank einen Schluck Kaffee, den sie sich aus der Thermoskanne einschenkte, die Ria Stubler bereitgestellt hatte. Es tat gut, den heißen Kaffee zu trinken, und Franzi merkte, wie ihre Lebensgeister erwachten. Immerhin war es gerade mal vier Uhr, aber wenn man einen besonders schönen Sonnenaufgang in den Bergen erleben wollte, mußte man eben früh aus den Federn.
Eine halbe Semmel aß sie dazu, denn richtig frühstücken wollte sie erst, wenn sie einige hundert Meter aufgestiegen war.
Schade, dachte sie, während sie es sich schmecken ließ, ursprünglich hatte sie die Ferien zusammen mit Britta verbringen wollen. Sie waren die besten Freundinnen, seit sie sich im Kindergarten kennengelernt hatten, und eigentlich war es ganz klar, daß sie auch in diesem Jahr wieder gemeinsam verreisen würden. Doch zwei Tage vor Urlaubsbeginn wurde Britta krank und mußte absagen.
Schweren Herzens war Franzi alleine losgefahren. Ria Stubler, bei der sie die Zimmer reserviert hatten, zeigte Verständnis dafür, daß die Freundin erkrankt war, und verzichtete auf die Stornierungsgebühren. Zumal sie bereits am nächsten Tag Brittas Zimmer wieder vermieten konnte.
Dennoch war es schade, daß Franzi nun alleine hier saß, hatten sich die beiden doch so sehr auf den Urlaub gefreut!
In Gedanken versunken nahm die dunkelhaarige Sekretärin gar nicht wahr, daß noch jemand den Frühstücksraum betreten hatte. Erst eine unwirsche Stimme riß sie aus ihren Tagträumen.
»Grüß Gott, hab’ ich gesagt«, ließ sich der junge Mann vernehmen. »Aber wenn S’ net wollen, dann brauchen S’ auch net antworten.«
Franzi sah ihn erstaunt an. Sie hatte den Mann wirklich nicht hereinkommen hören und murmelte eine Entschuldigung.
Dabei schaute sie ihn genauer an.
Fesch schaute er aus. Wenn er nur nicht so unhöflich wäre!
»Sparen S’ sich Ihre Entschuldigung«, gab er nämlich zurück. »Ich bin ohnehin gleich verschwunden und stör’ Sie net weiter.«
Jetzt platzte ihr der Kragen. Was bildete sich dieser Kerl nur ein? Bloß weil sie ihn nicht gleich begrüßt hatte, muß er jetzt doch nicht zeigen, was für ein Macho er war!
»Also, wenn Ihnen eine Laus über die Leber gelaufen ist, dann müssen Sie Ihre schlechte Laune net an anderen Leuten auslassen. Warum bleiben S’ net einfach in Ihrem Bett liegen, anstatt herunter zu kommen und mich zu belästigen?« Nein, so etwas ließ sie sich nicht bieten.
»Weil ich gleich eine Bergtour unternehmen will, gnädiges Fräulein, um Menschen, wie Ihnen, aus dem Weg zu gehen«, antwortete er. »Ich hab’ mir nämlich sagen lassen, daß man in der Einsamkeit der Berge von solchen Individuen, die einem den letzten Nerv rauben, verschont bleibt.«
Erst jetzt sah sie, daß der ungehobelte Flegel ebenfalls Wanderkleidung trug, und neben ihrem Proviantpäckchen entdeckte sie ein zweites, das ihr vorher gar nicht aufgefallen war. Wahrscheinlich, war sie da noch zu müde gewesen, um es zu registrieren.
Der Mann hatte sich eine Kaffeetasse genommen und bediente sich ebenfalls aus der Thermoskanne. Dabei schaute er sie unumwunden an. Franzi, die es nicht leiden konnte, wenn sie so auffällig gemustert wurde, stellte ihre Kaffeetasse abrupt auf den Tisch und stand auf.
»Wissen Sie was? Am besten, Sie bleiben ganz da oben!« stieß sie hervor, während sie ihren Proviant griff und im Rucksack verstaute. »Dann bleiben S’ verschont, wie Sie’s wünschen, und uns nervigen Individuen bleibt Ihr Anblick erspart.«
Sie schnappte sich den Rucksack, griff nach dem Anorak und ging zur Tür.
»Einen schönen Tag noch«, rief sie, bevor sie hinausging.
»Der ist leider schon verdorben«, hörte sie ihn zurückrufen. »Glauben S’ bloß net, daß Ihr Anblick etwas daran ändern könnt’!«
Voller Wut im Bauch hätte sie am liebsten die Haustür hinter sich zugeworfen.
Aber Franziska erkannte noch rechtzeitig, daß erstens die Tür nichts für diesen Streit konnte, und zweitens die anderen Gäste, die noch schliefen, sich dafür bedanken würden, von einer zugeschlagenen Tür geweckt zu werden. Also unterdrückte sie ihren Ärger, schloß die Tür leise und ging auf die Straße.
Eingebildeter Schnösel, dachte sie, hoffentlich begegne ich ihm net zu oft in der Pension. Sonst ist der ganze schöne Urlaub verdorben.
*
Markus Hartmann hatte sich eine Semmel genommen und hineingebissen. Ärgerlich über sich selbst, konnte er kaum schlucken.
War wohl ein bissel zu heftig, was ich da gesagt hab’, überlegte er und zuckte dann gleichmütig die Schulter.
Was soll’s? Die junge Dame hatte ja net zurückgesteckt, mit dem, was sie ihm antwortete.
Er packte den Proviant ein und verließ die Pension. Draußen dämmerte es allmählich, als er die Straße entlang schritt und die Richtung zum Kogler einschlug.
Erst gestern war der junge Elektrotechniker in St. Johann angekommen. Eine Notlösung, nachdem seine ursprüngliche Urlaubsplanung ins Wasser gefallen war. Eigentlich hatte er mit einem Freund und dessen Verlobten nach Italien fahren wollen. Aber nachdem es in der Beziehung schon seit langem gekriselt hatte, kam in der letzten Woche der große Krach. Wolfgang Brammer bat um Verständnis dafür, daß nun aus dem gemeinsamen Urlaub nichts werden könne. Er und Elke wollten alleine wegfahren und versuchen, ihre Beziehung zu retten.
Markus wäre der letzte gewesen, der dafür kein Verständnis gehabt hätte. Aber schade war es schon. Also hatte er nur genickt und dabei kam ihm in den Sinn, daß es für ihn besser wäre, seine Ferien nicht allein an der turbulenten und lauten Rivera zu verbringen. Allerdings waren die meisten Urlaubsorte, die für ihn in Frage kamen, bereits ausgebucht. Er erinnert sich an das kleine Alpendorf, in das er früher öfter mit den Eltern gefahren war. Der junge Mann hatte St. Johann in guter Erinnerung behalten, besonders das Wandern und Klettern hatte ihm immer viel Spaß gemacht. Als er gestern wirklich noch ein freies Zimmer in der Pension Stubler ergattern konnte, sah er seine Entscheidung, hier herzufahren, als einen Wink des Schicksals an.
Dennoch nagte es immer noch an ihm, daß aus dem Italienurlaub nichts wurde. Er war ja so froh gewesen, gemeinsam einen Urlaub gebucht zu haben,