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Bruno und andere Gestalten
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eBook100 Seiten1 Stunde

Bruno und andere Gestalten

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Über dieses E-Book

Zwölf Kurzgeschichten, heiter und traurig, nachdenklich und spannend, für jeden Monat eine.

1.Bruno - Lebenslauf eines Pechvogels / 2.Auf ein Wort, Hochwürden - Was geschah wirklich bei dem Bauern in Gillendorf? / 3.Ich liebe ihn - Stoßgebet einer unverstandenen Frau / 4.Lebenslinien - Man begegnet sich immer zweimal im Leben / 5.Es geschah am frühen Morgen - Ein Mann versucht einen Neuanfang / 6.Das Leben geht weiter - Eine Beerdigung und die Gedanken der Trauernden / 7.Freundinnen - Waren sie das wirklich? / 8.Beim Schuhkauf - Munterer Dialog über ein unerschöpfliches Thema / 9.Momentaufnahme - Die Welt steht still als Charly R. den Raum betritt / 10.Umwege des Lebens - Das Alter hält nicht nur Beschwernis bereit / 11.Telefonate - Ein Wochenende voller Überraschungen / 12.Quark oder Joghurt? - Das ist hier die Frage
SpracheDeutsch
Herausgeber110th
Erscheinungsdatum23. Feb. 2015
ISBN9783958656741
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    Buchvorschau

    Bruno und andere Gestalten - Monika Heil

    werden.

    Inhaltsverzeichnis:

    Bruno

    Lebenslauf eines Pechvogels

    Auf ein Wort, Hochwürden

    Was geschah wirklich bei dem Bauern in Gillendorf?

    Ich liebe ihn

    Stoßgebet einer unverstandenen Frau

    Lebenslinien

    Man begegnet sich immer zweimal im Leben

    Es geschah am frühen Morgen

    Ein Mann versucht einen Neuanfang

    Das Leben geht weiter

    Eine Beerdigung und die Gedanken der Trauernden

    Freundinnen

    Waren sie das wirklich?

    Beim Schuhkauf

    Munterer Dialog über ein unerschöpfliches Thema

    Momentaufnahme

    Die Welt steht still als Charly R. den Raum betritt

    Umwege des Lebens

    Das Alter hält nicht nur Beschwernis bereit

    Telefonate

    Ein Wochenende voller Überraschungen

    Quark oder Joghurt?

    Das ist hier die Frage

    Bruno

    Sein Leben bestand aus einer Kette von Missgeschicken. Selbst anfangs scheinbar gute Zeiten erwiesen sich im Nachhinein als Irrtum, entpuppten sich im besten Fall als kleine Störfälle, wurden hin und wieder gar richtige Tragödien.

    Es begann damit, dass er in die falsche Familie geboren wurde. Das war nicht seine Schuld. Wie auch? Er konnte schließlich nichts dafür, dass sich zwei Menschen begegnet waren, die seine Erzeuger wurden. Eine zufällige, alkoholbedingte Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau. Rosenmontag. Sie setzten zwanzig Millionen kleine, schwanzwedelnde, wetteifernde Spermien in Bewegung. Er gewann das Rennen. Welch ein Sieg!

    »Oh verdammt«, lautete der knappe Kommentar seiner Mutter. Der Vater konnte keinen abgeben, denn der verschwand bereits am Aschermittwoch. Man ließ ihn nur sieben Monate wachsen. Zwei Monate zu früh kam er zur Welt – klein, schwach, ungeliebt. Ein Unglück ja, doch keine Tragödie. Die Mutter nannte ihn Bruno.

    Seine Kindheit verlief unbemerkt. Er besuchte nie einen Kindergarten. Sein Spielplatz war die Straße. Schulfreunde hatte er keine. Familie auch nicht. Die Mutter lebte in ihrer eigenen Welt. Ein Vater war nicht vorhanden. Die Lehrer gaben sich Mühe. Zu seinem eigenen Erstaunen fand er auf Anhieb eine Lehrstelle. Welch ein Glück! Bruno – selbst seinen Namen empfand er als Missgeschick – konnte es nicht fassen. Er arbeitete in einer Schreinerei. Dort gefiel es ihm richtig gut. Der Umgang mit Holz bereitete ihm Freude. Weil sich der Weg von zu Hause, das kein Zuhause für ihn war, ohne Busverbindung als ziemlich umständlich erwies, durfte er für einen sehr geringen Mietpreis in einem kleinen, dunklen Zimmer im Dorf nahe der Schreinerei wohnen. Obwohl seine Ausbildungsvergütung karg bemessen war, kam Bruno damit aus.

    Die Vermieterin war eine fast Achtzigjährige, deren Gedanken sich ab und zu verirrten. Seit Bruno bei ihr wohnte, geschah das immer öfter. Dann glaubte sie, wieder achtzehn zu sein und machte ihm schöne Augen. Er tat, als bemerke er es nicht. Bis er eindeutige Angebote erhielt.

    »Verdammt, lass mich in Ruhe«, murmelte er und lief schnell in sein Zimmer.

    Trotzdem hatte er zum ersten Mal das Gefühl, sein Leben sei keine Kette von Missgeschicken mehr. Bis er mit der linken Hand in die laufende Kreissäge geriet. Der Rettungswagen kam schnell. Das half aber auch nicht wirklich. Notoperation, vier Wochen Krankenhaus, Reha, Arbeitsamt, Umschulung. Bruno schien die Katastrophen einfach anzuziehen.

    Dann hatte er eines Tages wieder einmal Glück. Er zog in die Stadt. Ein dort ansässiger, internationaler Konzern stellte ihn ein. In diesem Betrieb arbeiteten so viele Menschen, dass er in der Masse unterging. Das gefiel ihm. Sein unmittelbarer Vorgesetzter war ein netter und umgänglicher Mann. Bruno mochte ihn auf Anhieb. Bald waren sie per du. Waldemar trank ein bisschen viel. Das störte Bruno schon ein wenig, doch sonst konnte er gut mit ihm auskommen. Auch Waldemar war nicht gerade ein Glückspilz gewesen, hatte sich trotzdem ganz gut durchs Leben geschlagen. Seit kurzem lebte seine Tochter bei ihm, nachdem ihre Mutter - von der er sich vor Ewigkeiten getrennt hatte - sehr plötzlich verstorben war. Bruno war ihr bisher erst zweimal flüchtig begegnet. Waldemar fand Familie wichtig. Deshalb hatte er sich auch irgendwann zu Brunos Ersatzvater erklärt, weil der seinen richtigen nicht kannte. Inzwischen hatten beide das Gefühl, die ewigen Missgeschicke in ihrem Leben gehörten der Vergangenheit an.

    An einem schönen Sommerwochenende wurde in der Stadt Kirmes gefeiert. Bruno und Waldemar verabredeten sich auf dem Rummelplatz.

    »Ich bringe Tina mit. Da habt ihr mehr Zeit zu reden und könnt euch endlich richtig kennenzulernen.«

    »Okay, meine Mutter wird auch da sein. Sie kommt so selten hierher, da will ich ihr nicht absagen. Ich finde, es wird ihr gut tun, mal etwas anderes zu sehen, als immer nur ihre eigenen vier Wände.«

    »Wie sieht sie denn aus, deine Mutter?« Bruno lachte.

    »Ich glaube, die wäre dein Typ. Na ja, jedenfalls wenn sie Lust hat, sich zurecht zu machen. Früher war die sehr hübsch. Jetzt raucht und trinkt sie ein bisschen viel. Das steht ihr nicht.« Waldemar lachte auch. Es klang nicht besonders fröhlich.

    »Na, wenn sie gern einen hebt, passen wir doch zusammen. Und meine Haut ist schließlich auch nicht mehr jugendlich straff. Wie alt ist denn deine Mutter?« Darüber musste Bruno erst mal nachdenken.

    Es wurde ein feucht-fröhlicher Nachmittag. Bruno wusste bald, wer Tina bekommt, ist ein Glückspilz. Und er wollte einmal im Leben auch ein Glückspilz sein. Tina mochte ihn ebenfalls. Das spürte er. Dann kam Anna, Brunos Mutter. Sie erkannten sich sofort. Anna und Waldemar. Obwohl sie damals nur eine einzige Nacht hatten. So erfuhr Bruno, wer sein Vater war. Erst freute er sich. Dann sah er Tina an.

    »Scheiße! Warum immer ich?«, stöhnte er.

    Bruno heiratete ein paar Jahre später die Theresa aus der Bäckerei Brunner. Sie war ein paar Jahre älter als er. Mit seiner Wahl hatte er Glück. Glücklich wurde er nicht. Sein letztes Missgeschick passierte ihm bei seinem Tod. Eines Nachts sprang er von einer Brücke. Ein Spaziergänger beobachtete ihn, rief Polizei und Rettungskräfte. Die zogen ihn aus dem Fluss.

    »Verdammt noch mal, nicht mal einen ordentlichen Selbstmord kriege ich hin«, beschwerte er sich bei einer Krankenschwester. Nach drei Wochen war er trotzdem tot. Lungenentzündung durch Unterkühlung.

    Auf ein Wort, Hochwürden

    Mit irgendjemandem musste sie reden. Sie wusste nicht, wie es weiter gehen sollte und hatte schon überlegt, sich einfach von der Werrabrücke zu stürzen. Nein, besser nicht. Hastig schlug sie das Kreuz. Die Mönche! Ja, das könnte die Lösung sein. Sie würde noch einmal nach Maria Wald gehen. Die Trappistenmönche, bei denen sie damals für den Bauern den Käse geholt hatte, waren nett zu ihr gewesen. Ihnen glaubte sie, vertrauen zu können.

    Die Luft war kühl und feucht. Der Herbst zeigte sich von seiner ungastlichen Seite. Die weißen Gebäude schimmerten durch den wabernden Nebel. Das riesige, schwarze Holzkreuz am Rande des nahen Friedhofs bot einen düsteren Kontrast. Das Kloster Maria Wald. Nur am Wochenende, wenn die Touristen in Scharen kamen, herrschte hier eine lebhafte Atmosphäre. Jetzt unter der Woche breitete sich

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