Der Gespensterpark: Irrlicht - Neue Edition 20 – Mystikroman
Von Hanna van Heiden
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Mystik Romanen interessiert.
Marek Brenner war bei seiner Sklavin angekommen. Warum sollte er auf seine kleinen Freuden verzichten? Er hatte heute und morgen frei, brauchte seiner Mutti nicht zu helfen und konnte sich die Zeit so einteilen, wie es ihm passte. Die Polizei würde eventuell hier auftauchen, hatte Mutti gesagt. Daran konnte er nicht glauben. Er hielt die Beamten für zu dumm und untauglich, um ihm, dem Herrn und Meister, dem Herrscher über Leben und Tod, überhaupt gefährlich werden zu können. Und sollte wider Erwarten doch jemand von denen unbequeme Fragen stellen, dann würde Mutti das schon zu verhindern wissen. Während dieser Überlegungen hatte er sich im Vorraum zum eigentlichen Verlies seine Lederkluft angezogen sowie Gesicht und Haare abgedeckt, hatte das Hundegebell abgestellt – und eine Peitsche vom Haken genommen. Der dunkelgraue VW Caddy, der eben bei der Abfahrt Friedersdorf die Autobahn verließ, sah so schmutzig aus, dass man das Nummernschild kaum erkennen konnte. Die beiden Insassen störte das offenbar nicht. Die Frau, die den Transporter fuhr, war aus einem anderen Grund verärgert. Sie nörgelte nämlich: »Hoffentlich regnet es dort nicht, so wie hier. Ich habe keine Lust, im Wald stecken zu bleiben.« »Mach dir bloß keine Sorgen, Mutti«, antwortete der neben ihr sitzende junge Mann besänftigend. »Es gibt im Wald auch befestigte Wege. Wir werden schon einen finden, auf dem bleibst du stehen und wartest, bis ich den Rest erledigt habe. Im Grunde genommen bin ich froh, dass es heute so neblig und wolkenverhangen ist. Da hält sich garantiert niemand dort auf, und wir können tun, was wir tun müssen.« »Da hast du natürlich recht, Bubi.
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Der Gespensterpark - Hanna van Heiden
Irrlicht - Neue Edition
– 20 –
Der Gespensterpark
Veras Glück wird zum Albtraum
Hanna van Heiden
Marek Brenner war bei seiner Sklavin angekommen. Warum sollte er auf seine kleinen Freuden verzichten? Er hatte heute und morgen frei, brauchte seiner Mutti nicht zu helfen und konnte sich die Zeit so einteilen, wie es ihm passte. Die Polizei würde eventuell hier auftauchen, hatte Mutti gesagt. Daran konnte er nicht glauben. Er hielt die Beamten für zu dumm und untauglich, um ihm, dem Herrn und Meister, dem Herrscher über Leben und Tod, überhaupt gefährlich werden zu können. Und sollte wider Erwarten doch jemand von denen unbequeme Fragen stellen, dann würde Mutti das schon zu verhindern wissen. Während dieser Überlegungen hatte er sich im Vorraum zum eigentlichen Verlies seine Lederkluft angezogen sowie Gesicht und Haare abgedeckt, hatte das Hundegebell abgestellt – und eine Peitsche vom Haken genommen.
Der dunkelgraue VW Caddy, der eben bei der Abfahrt Friedersdorf die Autobahn verließ, sah so schmutzig aus, dass man das Nummernschild kaum erkennen konnte. Die beiden Insassen störte das offenbar nicht. Die Frau, die den Transporter fuhr, war aus einem anderen Grund verärgert. Sie nörgelte nämlich: »Hoffentlich regnet es dort nicht, so wie hier. Ich habe keine Lust, im Wald stecken zu bleiben.«
»Mach dir bloß keine Sorgen, Mutti«, antwortete der neben ihr sitzende junge Mann besänftigend. »Es gibt im Wald auch befestigte Wege. Wir werden schon einen finden, auf dem bleibst du stehen und wartest, bis ich den Rest erledigt habe. Im Grunde genommen bin ich froh, dass es heute so neblig und wolkenverhangen ist. Da hält sich garantiert niemand dort auf, und wir können tun, was wir tun müssen.«
»Da hast du natürlich recht, Bubi. Es wird schon alles gut gehen, so wie beim letzten Mal auch. Ich mache mir wohl nur unnötige Sorgen.«
»Ja bestimmt«, pflichtete er ihr bei. »Und dann gibt es endlich wieder etwas Neues. Ich freue mich schon so.«
Sie warf ihm einen nachsichtigen Seitenblick zu und bestätigte lächelnd: »Natürlich, ich habe schon alles in die Wege geleitet. Es kann nicht mehr lange dauern.«
»Du machst das schon.« Bubi grinste süffisant, schloss für eine Weile die Augen und gab sich offenbar sehr angenehmen Tagträumen hin.
Mutti fuhr unterdessen eine Landstraße entlang, passierte einige Ortschaften und kam schließlich in eine Gegend, wo sich sozusagen Fuchs und Hase »Gute Nacht« sagten. Dort bog sie in einen mit Feldsteinen befestigten Waldweg ein, der jedoch bald von einem aufgeweichten, morastigen, glitschigen und schmalen Pfad abgelöst wurde.
»Weiter fahre ich nicht«, erklärte sie energisch. »Jetzt bist du dran.«
Ihr Sohn nickte gähnend, sah aus dem Fenster und meinte: »Hier ist es doch gut. Es ist jedenfalls reichlich Gestrüpp und Strauchwerk vorhanden.«
Danach stieg er aus und öffnete die beiden hinteren Türen des Wagens.
»Na, Schlampe, lebst du noch?« Diese höhnische Frage galt einer nur mit Nachthemd und Jeansjacke bekleideten jungen Frau, die an Händen und Füßen mit Stricken gefesselt war.
Die Frau erwiderte nichts, sah ihn auch nicht an, sondern schaute nur teilnahmslos vor sich hin.
»Du kommst jetzt an die frische Luft. Das wolltest du doch schon lange.«
Bubi erwartete keine Antwort, sondern schnitt den Strick an den Füßen mit einem scharfen Messer entzwei, hob die willenlose Frau aus dem Auto und zerrte sie dann so lange hinter sich her, bis sie an eine Stelle mit dichtem Unterholz gelangt waren. Hier entfernte er die übrigen Fesseln und stieß seine Gefangene anschließend in die dort wachsenden wilden Brombeeren.
Sie schrie nicht, jammerte nicht und weinte nicht. Sie blieb einfach dort liegen und gab kein Lebenszeichen mehr von sich.
Ihr Peiniger, den seine Opfer stets mit »Herr und Meister« anzusprechen hatten, musterte sie ein paar Sekunden sehr zufrieden und ging dann auf kürzestem Wege zu seinem Auto und zu seiner Mutti zurück.
»Die wird nichts mehr sagen«, erklärte er ihr auf ihren fragenden Blick hin. »Die hat auch nichts gesagt. Und das ist richtig gut so.«
Seine Mutter nickte nur und sah dann zu, möglichst schnell aus dem Wald wieder herauszukommen.
Während Mutti und Bubi wieder in Richtung Autobahn fuhren und sich in einer Raststätte bald einen deftigen Imbiss gönnten, streifte der Revierförster Heiner Bloom durch diesen Teil des Waldes. Er war heute nicht im Dienst, hätte demzufolge auch daheim bleiben können. Doch dazu hatte er keine Lust. Tochter und Sohn schliefen nach einem langen undanstrengenden Discoabend noch und seine Frau war vor zwei Tagen zur Kur gefahren. Er war also an diesem Morgen ganz allein, wenn man von seinem Jagdhund absah. Und dieser Jagdhund winselte verlangend und wollte offenbar die Frühlingsluft genießen.
»Ja, ja, Bella, wir fahren bald los«, murmelte der Förster und strich seiner vierbeinigen Kameradin über das Fell, machte sich anschließend Frühstück und fütterte vorher noch den Hund. Danach verließen sie beide das Haus und gingen zum Geländewagen.
Bella war ein noch junges, aber schon gut abgerichtetes und erzogenes Tier. Obwohl sie lieber im Langstreckenlauf durch den Wald rennen und über Stock und Stein springen wollte, blieb sie brav an der Seite ihres Herrchens. Das war nun einmal ihre Aufgabe. Aber schwer war es schon, sich so bremsen zu müssen. Und bei dem Geruch, der ihr jetzt in die Nase kam, war das ganz unmöglich.
Bella riss sich los und hörte nicht mehr auf die Rufe von Heiner Bloom.
Der dachte sofort an eine Rotte Schwarzwild oder einen Fuchs und rannte seinem Terrier nach. Gleich darauf vernahm er dessen Bellen, eilte in diese Richtung und sah dann etwas, was er noch nie gesehen hatte und was ihn tief erschütterte.
Bella stand nämlich vor einer im Gestrüpp liegenden jungen Frau, die nur mit Nachthemd und Jacke bekleidet war und Hausschuhe trug.
Der Förster lobte die Hündin und ging näher an die Frau heran. Sie war nicht tot, wie er zuerst vermutet hatte, sie war nur ohnmächtig oder stand unter Schock.
Bloom war ein Mann von schnellen Entschlüssen und ging nie ohne sein Handy aus dem Haus. Mit diesem informierte er sofort den Rettungsdienst und anschließend die Polizei.
Danach beugte er sich zu seinem Findling hinunter und sprach ihn an, doch die Frau antwortete nicht. Da nahm er sie vorsichtig auf die Arme und trug sie zu seinem Wagen. Dort angekommen, setzte er sie auf den Beifahrersitz und wickelte sie in eine der Decken, die er immer bei sich im Auto hatte.
»Hab keine Angst, Mädchen«, murmelte er dabei. »Ich tu dir nichts, ich will dir bloß helfen. Hast du Durst oder Hunger?«
Die Frau hatte die Augen geschlossen und schwieg noch immer, aber sie lebte. Bloom betrachtete sie jetzt genauer und sah die Merkmale von Gewalt und Folter an ihrem Körper. Die Frau musste von einem Psychopathen oder einem völlig verrohten Menschen gefangen