Lisa im Glück: Der Bergpfarrer 150 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Die beiden junge Frauen saßen vor der Mensa der Uni Würzburg und sonnten sich. Lisa Brinkmann und Heike Olthoff waren aus dem Seminar gekommen, hatten hastig ein schnelles Mittagessen verzehrt und waren wieder nach draußen geeilt, um die wärmenden Strahlen der Mittagssonne zu genießen.
»Was machst du denn in den Semesterferien?« fragte Heike ihre Kommilitonin. »Fährst du in Urlaub?«
»Urlaub?«
Die blonde Lisa schüttelte den Kopf.
»Den kann ich mir gar nicht leisten, bei dem bißchen Bafög. Und Oma kann ich nicht wegen Geld angehen, die hat ja nur ihre Rente.«
Heike seufzte.
»Ach ja, das liebe Geld! Wenn das net wär', hätt' man viel weniger Sorgen.«
Beide stammten aus nicht gerade begüterten Elternhäusern. Heikes Vater arbeitete in einer Fabrik als Schichtleiter, die Mutter ging nebenher putzen, um das Häuschen und das Studium der Tochter zu finanzieren.
Lisa Brinkmann hatte es sogar richtig hart getroffen. Ihre Eltern verstarben bei einem Verkehrsunfall, als sie gerade erst sieben Jahre alt war. Hannelore Brinkmann nahm die Enkelin bei sich auf und zog sie groß. Inzwischen waren vierzehn Jahre vergangen, die Großmutter war seit langem schon in Rente, und hätte sie nicht all die Jahre zuvor eisern gespart, wäre es Lisa kaum möglich gewesen, ein Studium zu beginnen.
Journalistin wollte sie werden, die hübsche Einundzwanzigjährige, mit dem niedlichen Gesicht, in dem zwei blaue Augen funkelten und blitzten, wenn sie lachte.
»Man müßte im Lotto gewinnen«, hing Heike weiter ihren Träumen vom Reichtum nach. »Oder wenigstens einmal im Preisausschreiben. So viele Leute gewinnen eine Weltreise oder eine Luxuskreuzfahrt, bloß weil sie irgendein albernes Kreuzworträtsel gelöst
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Buchvorschau
Lisa im Glück - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 150–
Lisa im Glück
Spiel nicht mit dem Feuer
Toni Waidacher
Die beiden junge Frauen saßen vor der Mensa der Uni Würzburg und sonnten sich. Lisa Brinkmann und Heike Olthoff waren aus dem Seminar gekommen, hatten hastig ein schnelles Mittagessen verzehrt und waren wieder nach draußen geeilt, um die wärmenden Strahlen der Mittagssonne zu genießen.
»Was machst du denn in den Semesterferien?« fragte Heike ihre Kommilitonin. »Fährst du in Urlaub?«
»Urlaub?«
Die blonde Lisa schüttelte den Kopf.
»Den kann ich mir gar nicht leisten, bei dem bißchen Bafög. Und Oma kann ich nicht wegen Geld angehen, die hat ja nur ihre Rente.«
Heike seufzte.
»Ach ja, das liebe Geld! Wenn das net wär’, hätt’ man viel weniger Sorgen.«
Beide stammten aus nicht gerade begüterten Elternhäusern. Heikes Vater arbeitete in einer Fabrik als Schichtleiter, die Mutter ging nebenher putzen, um das Häuschen und das Studium der Tochter zu finanzieren.
Lisa Brinkmann hatte es sogar richtig hart getroffen. Ihre Eltern verstarben bei einem Verkehrsunfall, als sie gerade erst sieben Jahre alt war. Hannelore Brinkmann nahm die Enkelin bei sich auf und zog sie groß. Inzwischen waren vierzehn Jahre vergangen, die Großmutter war seit langem schon in Rente, und hätte sie nicht all die Jahre zuvor eisern gespart, wäre es Lisa kaum möglich gewesen, ein Studium zu beginnen.
Journalistin wollte sie werden, die hübsche Einundzwanzigjährige, mit dem niedlichen Gesicht, in dem zwei blaue Augen funkelten und blitzten, wenn sie lachte.
»Man müßte im Lotto gewinnen«, hing Heike weiter ihren Träumen vom Reichtum nach. »Oder wenigstens einmal im Preisausschreiben. So viele Leute gewinnen eine Weltreise oder eine Luxuskreuzfahrt, bloß weil sie irgendein albernes Kreuzworträtsel gelöst haben.«
»Dafür muß man aber auch dabei mitmachen«, meinte Lisa und grüßte zwei vorübergehende Studenten, die im selben Seminar saßen wie sie und Heike. »Meine Oma sitzt manchmal stundenlang über Zeitschriften und Zeitungen und versucht, die Rätsel zu lösen.«
»Hat sie denn schon mal was gewonnen?«
Lisa lachte hell auf.
Nein, gewonnen hatte Oma Hannelore noch nie etwas, obwohl sie jede Woche einen Stapel Postkarten, mit den Lösungswörtern darauf, abschickte.
»Na ja, vielleicht hat sie ja mal Glück.«
Die beiden rissen sich aus ihrer Pause los und gingen zur nächsten Vorlesung. Am Nachmittag arbeitete Lisa in einem Café. Die staatliche Unterstützung, und das,was die Großmutter dazu gab, reichte zwar für das Studium. Aber ein bissel was wollte man sich ja auch gönnen. Ab und zu mal ein neues Kleidungsstück oder eine Karte für ein Konzert mußte einfach mal drin sein.
War es aber nicht, wenn man nicht noch selber etwas hinzuverdiente.
Als die Studentin am Abend dann nach Hause kam, war sie müde und abgespannt.
»Setz’ dich, Spatzl«, sagte Hannelore Brinkmann fürsorglich. »Hast einen langen Tag gehabt, was? Ich mach’ uns gleich was zu essen, und dann ruhst’ dich aus. Vielleicht solltest’ mal früh schlafen gehen.«
»Kann ich leider nicht«, erwiderte die Enkelin. »Ich muß noch die Sachen aus dem Seminar ins Reine schreiben.«
»Es sind ja bald Ferien«, tröstete die Oma sie beim Abendessen. »Hast’ schon überlegt, was du da machen willst? Weißt’, ich möcht’ so gern’ mit der Waldtraud eine Busreise an die Ostsee machen. Rügen soll so eine schöne Insel sein, und die Waldtraud hat da was in einem Prospekt gelesen. Eine ganze Woche, mit Halbpension und Busfahrt, kostet net einmal zweihundert Euro. Glaubst’, daß ich mir das mal leisten könnt’?«
»Mensch, Oma, was für eine Frage? Freilich wirst’ dir das gönnen! Du denkst viel zuwenig an dich! Genieße einfach die Tage mit deiner Freundin!«
Hannelore Brinkmann lächelte selig. Doch dann bekam ihr Gesicht einen traurigen Ausdruck.
»Und was wirst du anfangen?« fragte sie.
Lisa zuckte die Schultern.
»Mir einen zweiten Job suchen«, antwortete sie.
»Morgens vielleicht irgendwo als Aushilfe, nachmittags dann im Café.«
»Das ist aber net recht«, protestierte die Großmutter. »Du kannst net jeden Tag in den Ferien arbeiten. Du mußt dich doch auch ein bissel erholen.«
»Vor allem muß ich Geld verdienen«, entgegnete die Enkelin. »Wenn das Studium dann wieder anfängt, hab’ ich wenigstens ein bissel was gespart und muß dir net andauernd auf der Tasche liegen.«
»Aber das tust’ ja gar net«, widersprach Hannelore Brinkmann.
»Das tu’ ich wohl«, erwiderte die Enkelin. »Meinst’ ich weiß net, welche Opfer du für mich bringst? Seit Mama und Papa gestorben sind, bist’ für mich dagewesen und hast auf so vieles verzichten müssen.«
Lisa schaute ihre Großmutter zärtlich an.
»Ich weiß, daß du’s gern’ getan hast«, setzte sie hinzu. »Aber ich möchte auch mal was für dich tun, und wenn ich in den Ferien mehr arbeite, dann kannst’ dir auf der Fahrt an die Ostsee auch ein bissel was leisten. Ein schönes Andenken kaufen, oder mal mit der Waltraud schick essen gehen.«
Oma Hannelore hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Aber ein paar Tage später sollte etwas geschehen, das Lisas Planung für die Semesterferien über den Haufen warf.
*
Sebastian Trenker betrat die große Eingangshalle des Krankenhauses und ging zu den Aufzügen. Die Schwestern grüßten ihn freundlich, als der gute Hirte von St. Johann auf die Station kam. In den letzten Wochen war er oft hergekommen, um Karl Moislinger zu besuchen. Der Obdachlose war, während er bei einem Bauern als Erntehelfer gearbeitet hatte, vom Heuboden gefallen und hatte sich arge Verletzungen zugezogen. Inzwischen war er jedoch soweit wieder hergestellt, das er zwar noch Ruhe und Pflege brauchte, aber nicht mehr das Bett hüten mußte. Sebastian hatte versprochen, ihn am Tag seiner Entlassung abzuholen und mit zu sich ins Pfarrhaus zu nehmen.
Karl stand schon auf dem Flur, eine Tasche in der Hand, in der sich seine Sachen befanden. Der Geistliche begrüßte ihn, und nachdem die Krankenunterlagen ausgehändigt und weitere Genesungswünsche ausgesprochen waren, fuhren sie hinunter.
Vor der Tür atmete der Obdachlose tief durch.
»Ach, wie ist das herrlich!« schwärmte er. »Ich kann Ihnen gar net sagen, wie froh ich bin, da wieder rauszukommen.«
»Na, schlecht ist’s dir ja wohl net ergangen«, schmunzelte Sebastian.
»Das net. Aber wissen S’, Hochwürden, in einem Krankenhaus ist eben alles anders. Mal ganz abgesehen davon, daß das Essen fürchterlich war.«
»Dafür wartet im Pfarrhaus was Gutes auf dich«, versprach der Geistliche. »Frau Tappert hat schon heut’ früh angefangen, zu kochen.«
Karl schnalzte genießerisch mit der Zunge.
»Da freu’ ich mich auch schon drauf«, meinte er und stieg ins Auto.
Auf der Fahrt unterhielten sie sich über die letzten Ereignisse, es gab einen Trauerfall zu beklagen, und Karl Moislinger, der den Verstorbenen gekannt hatte, wirkte plötzlich sehr nachdenklich.
»Ja, da hat einer sein Leben lang geschuftet und getan, und was ist ihm am End’ geblieben?«
Sebastian sah ihn von der Seite her an.
»Immerhin hat er auch ein schönes Leben gehabt, der Xaver«, erwiderte er. »Und seine Familie und alle die ihn kannten, werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.«
»Ja, das wird ihm gewiß auch ein Trost gewesen sein, das zu wissen.«
Karl stieß einen leisen Seufzer aus.
»Ich hab’ niemanden, der mal um mich trauern wird…«
»Also, das meinst’ jetzt aber net so!« Der Bergpfarrer schüttelte den Kopf. »Es gibt eine Menge Leute, bei denen du in hohem Ansehen stehst, und die dich zu schätzen wissen.«
»Mag schon sein«, zuckte der Obdachlose die Schultern. »Aber eine Familie, die hab’ ich net.«
»Hm, ich hatte immer den Eindruck, deine Freiheit wär’ dir dein höchstes Gut und du wolltest nie eine Familie haben.«
»Das ist schon richtig. Aber wissen Sie, Hochwürden, als ich da jetzt die ganze