Liebe und andere Herrlichkeiten: Dr. Norden Extra 119 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
Es war noch früh am Morgen, die Dämmerung lag wie ein schmutziggraues Tuch über der gesichtslosen Vorstadtsiedlung, als Anabel Knecht ihren Wagen vor einem unscheinbaren Haus parkte. Als sie die Fahrertür öffnete, schlug ihr die kalte Winterluft ins Gesicht und ließ sie zurückzucken. Aber es nützte nichts. Um nicht mit den Terminen in Verzug zu geraten, musste sie in den sauren Apfel beißen. Tapfer marschierte sie also den schmalen Gartenweg hinunter und drückte mit vor Kälte klammen Fingern auf den Klingelknopf. Beinahe gleichzeitig öffnete sich die Haustür, und eine unsympathische Frau mit spitzem bleichen Gesicht erschien in der Tür. »Guten Morgen, Frau Knecht. Mein Vater wartet schon auf Sie«, begrüßte Sabine Suttner die Krankenschwester mit ihrer schrillen Stimme, die Anabel jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken jagte. »Sie wissen ja, heute ist Waschtag.« »Natürlich, machen Sie sich keine Sorgen. Sie wissen doch, Ihr Vater und ich kommen blendend miteinander aus.« »Bilden Sie sich darauf bloß nichts ein. Vater hatte schon immer ein Faible für blonde, junge Frauen.« Sabine streifte die Krankenschwester mit einem verächtlichen Blick und ließ sie dann ins Haus ein. Ohne sie weiter zu beachten, ging sie voraus und überließ Anabel ihrem Schicksal. Doch statt sich über diese Unfreundlichkeit zu ärgern, seufzte Anabel Knecht erleichtert auf. Sie war froh, diese erste Hürde des Tages erfolgreich gemeistert zu haben. Mit beschwingten Schritten ging sie auf eine Tür am Ende des Flurs zu und klopfte an. Als ein heiseres »Herein«
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Sophienlust Bestseller
Ähnlich wie Liebe und andere Herrlichkeiten
Titel in dieser Serie (100)
Er kam aus einem anderen Land: Dr. Norden Extra 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMan hielt sie für ein Traumpaar: Dr. Norden Extra 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch halte dich fest für's ganze Leben: Dr. Norden Extra 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Mädchen, das ich liebe: Dr. Norden Extra 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Traum, der keiner mehr ist: Dr. Norden Extra 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSie konnte nicht vergessen: Dr. Norden Extra 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAn Liebe dachte sie nicht: Dr. Norden Extra 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin ganz besonderes Wochenende: Dr. Norden Extra 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMut zum Weiterleben: Dr. Norden Extra 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer andere in ihrem Leben: Dr. Norden Extra 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch dachte, es wäre Liebe: Dr. Norden Extra 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Baby vor der Praxistür: Dr. Norden Extra 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Herz voller Zweifel: Dr. Norden Extra 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur für einen Sommer?: Dr. Norden Extra 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas die Zukunft bringt...: Dr. Norden Extra 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCordulas Weg ins Leben: Dr. Norden Extra 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWohin geht die Fahrt?: Dr. Norden Extra 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frage nach dem Warum: Dr. Norden Extra 44 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Blick in die Vergangenheit: Dr. Norden Extra 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch stehe zu meinem Wort: Dr. Norden Extra 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas sie nicht zu schaffen wagte: Dr. Norden Extra 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenErste Liebe - erstes Leid: Dr. Norden Extra 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Abschied, der keiner war: Dr. Norden Extra 30 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlück auf Rezept: Dr. Norden Extra 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war im letzten Sommer: Dr. Norden Extra 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas auch immer kommen mag: Dr. Norden Extra 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenImmer an deiner Seite: Dr. Norden Extra 17 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerlorene Träume: Dr. Norden Extra 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin ganz besonderer Morgen: Dr. Norden Extra 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFüreinander bestimmt: Dr. Norden Extra 36 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Liebe und andere Herrlichkeiten: Dr. Norden Bestseller 469 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Mutter findet heim: Fürstenkinder 31 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGlaub nicht an dich selbst: Der neue Landdoktor 38 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch will für dich da sein, Dennis: Mami 2055 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Freund, der Onkel Doktor: Kinderärztin Dr. Martens Classic 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur einmal wollte sie geliebt werden: Dr. Norden Extra 162 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBald kannst du wieder spielen: Mami 1954 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimatkinder 38 – Heimatroman: Ein Mann, ein Kind und ein Geheimnis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKönigin für eine Nacht: Dr. Norden Gold 72 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu nah am Abgrund: Dr. Norden Extra 94 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu nah am Abgrund: Dr. Norden Bestseller 444 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumeltern für Melissa: Mami 1919 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm OP versagt?: Kurfürstenklinik 61 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn bester Absicht: Dr. Norden Gold 62 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas immer auch geschieht: Notarzt Dr. Winter 59 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm OP versagt?: Notarzt Dr. Winter 62 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTörichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 73 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmilys neue Mutter: Sophienlust Extra 25 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 80 – Arztroman: Es fing ganz harmlos an Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTörichte Herzen: Leni Behrendt Bestseller 55 – Liebesroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnalena – von allen geliebt?: Kurfürstenklinik 48 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKathrin und der geheimnisvolle Fremde: Der Bergpfarrer 293 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn die Vergangenheit lebendig wird: Dr. Norden Extra 160 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZu Besuch bei Tante Conny: Mami 1885 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo bist du, Adriana?: Der kleine Fürst 304 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlles nur Theater?: Der neue Landdoktor 53 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumhochzeit – ja oder nein?: Der kleine Fürst 344 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDes Teufels Zwillinge: Die großen Western 319 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTraumhochzeit – ja oder nein?: Der kleine Fürst 411 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWenn es um das Leben eines Kindes geht: Dr. Norden 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Sämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Eine Begegnung im Zug: German Reader, #4 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Edda - Nordische Mythologie und Heldengedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCity on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Harry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMetamorphosen: Bücher der Verwandlungen: Mythologie: Entstehung und Geschichte der Welt von Publius Ovidius Naso Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Dienstanweisung für einen Unterteufel Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Liebe und andere Herrlichkeiten
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Liebe und andere Herrlichkeiten - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 119 –
Liebe und andere Herrlichkeiten
Greif nach den Sternen, Anabel
Patricia Vandenberg
Es war noch früh am Morgen, die Dämmerung lag wie ein schmutziggraues Tuch über der gesichtslosen Vorstadtsiedlung, als Anabel Knecht ihren Wagen vor einem unscheinbaren Haus parkte. Als sie die Fahrertür öffnete, schlug ihr die kalte Winterluft ins Gesicht und ließ sie zurückzucken. Aber es nützte nichts. Um nicht mit den Terminen in Verzug zu geraten, musste sie in den sauren Apfel beißen. Tapfer marschierte sie also den schmalen Gartenweg hinunter und drückte mit vor Kälte klammen Fingern auf den Klingelknopf. Beinahe gleichzeitig öffnete sich die Haustür, und eine unsympathische Frau mit spitzem bleichen Gesicht erschien in der Tür.
»Guten Morgen, Frau Knecht. Mein Vater wartet schon auf Sie«, begrüßte Sabine Suttner die Krankenschwester mit ihrer schrillen Stimme, die Anabel jedes Mal eine Gänsehaut über den Rücken jagte. »Sie wissen ja, heute ist Waschtag.«
»Natürlich, machen Sie sich keine Sorgen. Sie wissen doch, Ihr Vater und ich kommen blendend miteinander aus.«
»Bilden Sie sich darauf bloß nichts ein. Vater hatte schon immer ein Faible für blonde, junge Frauen.« Sabine streifte die Krankenschwester mit einem verächtlichen Blick und ließ sie dann ins Haus ein. Ohne sie weiter zu beachten, ging sie voraus und überließ Anabel ihrem Schicksal. Doch statt sich über diese Unfreundlichkeit zu ärgern, seufzte Anabel Knecht erleichtert auf. Sie war froh, diese erste Hürde des Tages erfolgreich gemeistert zu haben. Mit beschwingten Schritten ging sie auf eine Tür am Ende des Flurs zu und klopfte an. Als ein heiseres »Herein« ertönte, drückte sie die Klinke herunter und musste ein Lächeln unterdrücken. Eine dicke Rauchwolke schlug ihr entgegen und nahm ihr fast den Atem.
»Guten Morgen, Herr Suttner«, begrüßte sie den alten Herrn mit leisem Vorwurf in der Stimme. »Wie oft soll ich Ihnen noch sagen, dass Dr. Norden Ihnen das Rauchen verboten hat?« Kurzerhand nahm sie Friedrich, der gemütlich in seinem Sessel saß, die Pfeife aus der Hand und klopfte den Inhalt in den Aschenbecher.
»Guten Morgen, Fräulein Anabel. Das ist aber gar keine nette Begrüßung«, lachte er sein heiseres, tiefes Lachen, sichtlich unbeeindruckt vom Tadel der Krankenschwester. »Hab’ ich das schon wieder vergessen?« Seine munteren Augen blitzten vor Übermut. »Warum wollen Sie mir armen, alten Mann auch noch die letzte Freude nehmen?«
»Das will ich doch gar nicht. Es geht mir nur um Ihre Gesundheit. Außerdem haben Sie es doch wirklich schön hier. Da brauchen Sie solche Sachen gar nicht.«
»Schön? Ist das Ihr Ernst?« Friedrich verzog angewidert das sympathische, faltige Gesicht. Anabel konnte sich gut vorstellen, dass er in jungen Jahren ein attraktiver, lebenslustiger Mann gewesen sein musste. Leider schienen sich seine Gene nicht bei seiner Tochter durchgesetzt zu haben. »Das Leben mit meiner sauertöpfischen Sabine ist alles andere als schön. Was habe ich verbrochen, dass mich das Schicksal mit so einer Tochter bestraft hat? Sie wären mir da schon viel lieber.«
»Ich hab’ auch so meine Launen, das können Sie mir glauben«, versicherte Anabel ausweichend. Schließlich konnte sie es sich nicht leisten, schlecht über ihre Arbeitgeberin zu sprechen. Stattdessen packte sie ihr Mitbringsel aus und legte es auf den Tisch.
»Hm, was haben Sie mir denn heute wieder Leckeres mitgebracht?« Friedrich betrachtete das in Alufolie gewickelte Päckchen, aus dem es verführerisch roch. Auf einmal erhellte sich seine Miene. »Doch nicht etwa Heidelbeer-Muffins?«
Anabel lachte. Sie war alleinstehend, Vater und Mutter lebten weit weg in einer anderen Stadt. Menschen wie Friedrich oder auch Clementine Reiber, eine andere Patientin, waren ihr deshalb wie Verwandte ans Herz gewachsen. Und mit Freuden bereitete es ihr einen großen Spaß, diese Menschen hin und wieder mit selbst gebackenen Köstlichkeiten zu überraschen.
»Ich weiß doch, was Ihnen schmeckt«, freute sie sich über die gelungene Überraschung. »Aber jetzt wollen wir mal ans Werk schreiten. Heute ist großer Waschtag. Soll ich Ihnen helfen, oder kommen Sie alleine zurecht?«
»Für Ihren Geleitschutz hinüber ins Bad bin ich dankbar. Alles andere schaffe ich noch selbst, auch wenn Sabine mir das nicht abnimmt. Sie behandelt mich wie einen Greis.« Friedrich ergriff den Stock, den Anabel ihm reichte. Gemeinsam machten Sie sich auf den Weg ins Badezimmer. Sie war ihm beim Rasieren behilflich und sorgte dafür, dass Handtuch und Waschlappen bereitlagen, und wartete dann vor der Tür, bis er nach ihr rief. »Sie können sich wieder hereintrauen, Fräulein Anabel.«
»Was soll das denn schon wieder heißen?« lachte Anabel vergnügt. Der allmorgendliche Besuch bei Friedrich Suttner sorgte jedes Mal wieder für Heiterkeit und erinnerte sie daran, warum sie ihren Beruf so sehr liebte.
»Na ja, ein Adonis bin ich wahrlich nicht mehr.« Auch wenn es ihm mit seinen fünfundachtzig Jahren Mühe bereitete, ließ es sich Friedrich nicht nehmen, sich selbst anzuziehen. Als Anabel eintrat, stand er bereits fix und fertig vor dem Spiegel und betrachtete sich zufrieden. »Aber für mein Alter hab’ ich mich ganz wacker geschlagen, finden Sie nicht?«
»Sie sehen großartig aus«, schmeichelte Anabel ihm bereitwillig und musste dafür noch nicht einmal lügen. »Und Ihr Eau de Toilette finde ich umwerfend.« Sie hob die Nase und schnupperte nach dem markanten Duft.
»Ach, das tut gut.« Friedrich seufzte zufrieden und senkte dann verschwörerisch die Stimme. »Sie ahnen gar nicht, wie ärgerlich Sabine darüber ist, dass ich noch so gut zurechtkomme. Dabei kann sie es doch gar nicht mehr erwarten, endlich ihr Erbe anzutreten.«
»Aber Herr Suttner, so schlecht sollten Sie von Ihrer Tochter nicht reden.« Auch Anabel sprach leise, als sie Friedrich über den Flur zurück in sein Zimmer begleitete. Unsicher sah sie sich um, doch von Sabine Suttner war nichts zu sehen. Irgendwo im Haus dröhnte ein Staubsauger, offenbar war sie mit Hausarbeit beschäftigt. »Schließlich kümmert sie sich darum, dass Sie gut versorgt werden.«
»Eigennutz, sonst nichts.« Mit verächtlicher Miene ließ sich der alte Herr wieder in seinen Sessel fallen und griff nach Tabak und Pfeife, um sie neu zu stopfen. »Aber ich werde ihr einen gehörigen Strich durch die Rechnung machen.« Das Lachen, das er ausstieß, war so bösartig, dass Anabel verwundert aufsah und vergaß, ihn von seinem Vorhaben zu rauchen abzuhalten.
»Wie meinen Sie denn das?«
Friedrich maß die junge Krankenschwester mit einem prüfenden Blick.
»Wir kennen uns nun schon ein paar Monate, nicht wahr?«
»Vor sieben Monaten habe ich Ihre Pflege übernommen. Wieso?«
»Kann ich Ihnen vertrauen?« Friedrich zündete seine Pfeife an, stieß den Rauch aus und zog die Augenbrauen zusammen. Anabels Herz klopfte schneller vor Aufregung. »Aber das wissen Sie doch, Herr Suttner.«
»Gut«, brummte der zufrieden und tat einen weiteren Zug. »Dann hören Sie gut zu. Ich habe nämlich nicht vor, Sabine das ganze, schöne Geld zu hinterlassen. Schließlich hab’ ich mir alles eigenhändig hart erarbeitet, was man von meinem Fräulein Tochter nicht behaupten kann. Sie sitzt nur hier und wartet darauf, dass ich das Zeitliche segne. Deshalb hab’ ich beschlossen, mir vor meinem Tod noch ein bisschen Spaß zu gönnen.«
»Was haben Sie vor?«
»Reisen! Ich will noch einmal verreisen.« Wie ein sehnsüchtiger Seufzer kam dieser Satz aus Friedrichs Mund, zusammen mit einer kleinen Rauchwolke.
»Und wo soll die Reise hingehen?«
»Costa de la Luz. Dahin wollte ich mit meiner Frau, aber Gott hat es leider anders gewollt. Die gute Erna! Jetzt ist sie schon seit drei Jahren nicht mehr hier.« Sein Blick wanderte versonnen aus dem Fenster nach draußen, wo sich inzwischen die Sonne tapfer ihren Weg durch die dicke Wolkenschicht gebahnt hatte. Der Tag würde doch nicht so trist werden wie erwartet. Diese Aussicht gab Friedrich Mut, als seine Augen zu Anabel zurückkehrten und ihren Blick festhielten. »Ich habe alles genau mit Nelli und Elisabeth besprochen. In ein paar Wochen ist es soweit. Alles,