Der lange Weg zum Glück: Der Bergpfarrer 368 – Heimatroman
Von Toni Waidacher
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Über dieses E-Book
Diese Serie enthält alles, was die Leserinnen und Leser von Heimatromanen interessiert.
Auf der Kinderstation des St. Augustinus Krankenhauses hatte die Nachtschicht begonnen. Katharina Hessler atmete erleichtert auf. Eben hatte sie die Station an den Kollegen übergeben, und für sie war nicht nur Feierabend, sondern auch das Ende ihres letzten Arbeitstages gekommen. Nun lagen drei Wochen Urlaub vor ihr, in denen sie endlich einmal abschalten und alles hinter sich lassen wollte. Die sechsundzwanzigjährige Kinderärztin hatte sich umgezogen und verabschiedete sich von den Kolleginnen und Kollegen. Eine Flasche Sekt hatte sie ausgegeben, und jetzt stieß man auf ihren Urlaub an –, wobei die Ärzte und Schwestern, die die Nachtschicht übernommen hatten, sich allerdings mit einem Glas Apfelsaft begnügen mußten. Indes tat es der Freude keinen Abbruch, und die junge Ärztin, die bei allen, Kollegen wie auch Patienten, gleichermaßen beliebt war, verließ das Krankenhaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie arbeitete gerne hier und wußte, daß sie die Arbeit und Kollegen vermissen würde. Gleichzeitig war ihr auch klar, daß sie diesen Urlaub notwendig brauchte. Den letzten hatte sie vor eineinhalb Jahren gehabt. Da ihre Wohnung in der Nähe der Arbeitsstätte lag, hatte Kathie, wie ihre Freunde sie nannten, stets darauf verzichtet, den Wagen zu benutzen, und war immer mit dem Rad gefahren. Auch morgen würde das Auto in der Garage bleiben, denn sie hatte sich dazu entschlossen, mit dem Reisebus zu fahren. Auf der Suche nach einem geeigneten Urlaubsziel war sie in einem Reisebüro auf einen Ort aufmerksam gemacht worden, der ihr bis dahin unbekannt gewesen war, Sankt Johann in den Alpen. »Genau das richtige für Sie, gnädige Frau«, hatte der Reisekaufmann zu ihr gesagt. »Wenn S' Ruhe und Erholung suchen, dann werden S' beides dort finden. Außerdem gibt's ein phantastisches Angebot der Pension Stubler. Schau'n S' hier.« Er reichte ihr einen Prospekt über den Tisch.
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Buchvorschau
Der lange Weg zum Glück - Toni Waidacher
Der Bergpfarrer
– 368 –
Der lange Weg zum Glück
Julian, wenn ich dich nicht hätte …
Toni Waidacher
Auf der Kinderstation des St. Augustinus Krankenhauses hatte die Nachtschicht begonnen. Katharina Hessler atmete erleichtert auf. Eben hatte sie die Station an den Kollegen übergeben, und für sie war nicht nur Feierabend, sondern auch das Ende ihres letzten Arbeitstages gekommen. Nun lagen drei Wochen Urlaub vor ihr, in denen sie endlich einmal abschalten und alles hinter sich lassen wollte.
Die Arbeit, den Streß und vor allem die Erinnerung…
Die sechsundzwanzigjährige Kinderärztin hatte sich umgezogen und verabschiedete sich von den Kolleginnen und Kollegen. Eine Flasche Sekt hatte sie ausgegeben, und jetzt stieß man auf ihren Urlaub an –, wobei die Ärzte und Schwestern, die die Nachtschicht übernommen hatten, sich allerdings mit einem Glas Apfelsaft begnügen mußten. Indes tat es der Freude keinen Abbruch, und die junge Ärztin, die bei allen, Kollegen wie auch Patienten, gleichermaßen beliebt war, verließ das Krankenhaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Sie arbeitete gerne hier und wußte, daß sie die Arbeit und Kollegen vermissen würde. Gleichzeitig war ihr auch klar, daß sie diesen Urlaub notwendig brauchte. Den letzten hatte sie vor eineinhalb Jahren gehabt.
Da ihre Wohnung in der Nähe der Arbeitsstätte lag, hatte Kathie, wie ihre Freunde sie nannten, stets darauf verzichtet, den Wagen zu benutzen, und war immer mit dem Rad gefahren. Auch morgen würde das Auto in der Garage bleiben, denn sie hatte sich dazu entschlossen, mit dem Reisebus zu fahren. Auf der Suche nach einem geeigneten Urlaubsziel war sie in einem Reisebüro auf einen Ort aufmerksam gemacht worden, der ihr bis dahin unbekannt gewesen war, Sankt Johann in den Alpen.
»Genau das richtige für Sie, gnädige Frau«, hatte der Reisekaufmann zu ihr gesagt. »Wenn S’ Ruhe und Erholung suchen, dann werden S’ beides dort finden. Außerdem gibt’s ein phantastisches Angebot der Pension Stubler. Schau’n S’ hier.«
Er reichte ihr einen Prospekt über den Tisch. Das Haus und die Zimmer, die darin abgebildet waren, machten einen ordentlichen Eindruck.
»Wenn S’ gleich für vierzehn Tage buchen und sich entschließen, mit unserem Partner, einem renommierten Busunternehmen, zu fahren, dann kann ich Ihnen alles zu diesem Preis anbieten.«
Der junge Mann mit dem modischen Haarschnitt und der legeren Kleidung malte ein paar Zahlen auf den Prospekt, und Kathie glaubte zunächst an ein Versehen.
»Nein, nein, das ist schon richtig«, nickte der Angestellte. »Das Busunternehmen kauft immer ein gewisses Kontingent an Zimmern auf. Das hat sich seit Jahren bewährt, und wir können diesen interessanten Preis an unsere Kunden weitergeben.«
Die hübsche Kinderärztin brauchte nicht lange zu überlegen. Kurz entschlossen griff sie zu und buchte die Reise.
Als sie jetzt, am späten Abend, in ihrer Wohnung saß und einen Tee trank, da war alles vorbereitet. Morgen früh würde sie mit dem Taxi zum Busbahnhof fahren und dann konnte sie endlich alles vergessen und sich auf den Urlaub freuen.
Ihr Blick fiel auf die Bilder, die auf dem Tisch vor ihr lagen. Mit Pinsel und Tusche gemalt von Kinderhänden, was unübersehbar war. Es kam oft vor, daß die kleinen Patienten sich bei ihr mit solchen Bildern bedankten, aber diese hier hatten für Katharina Hessler eine ganz besondere Bedeutung, stammten sie doch von Julian Mahler.
Der Siebenjährige war vor einigen Wochen mit einer schlimmen Bauchfellentzündung in St. Augustinus eingeliefert worden. Die Röntgenaufnahmen ergaben, daß höchste Eile geboten war, der Blinddarm war bereits geplatzt und es bestand Lebensgefahr. Wirklich im letzten Augenblick konnte der Bub gerettet werden, und während der Genesung entwickelte sich zwischen Katharina und ihm ein besonders herzliches Verhältnis.
Julian war ein aufgeweckter Junge. Er hatte rote Haare, sein Gesicht war voller Sommersprossen, und sein lausbubenhaftes Grinsen nahm alle, die mit ihm in Berührung kamen, für ihn ein.
Sein Vater, Frank Mahler, war fürsorglich um ihn bemüht. Kathie war erschüttert, als sie erfuhr, daß Julians Mutter bei seiner Geburt verstorben war und der Unternehmer seinen Sohn allein aufzog. Zwar wurde er von Verwandten und Nachbarn dabei unterstützt, doch wie sehr dem Kleinen die Mutter fehlte, erfuhr die Ärztin, in zahlreichen Gesprächen, die sie mit Julian führte. Vier Wochen mußte er im Krankenhaus bleiben, ehe die Ärzte ihn entlassen konnten, und in dieser Zeit kamen Kathie und Julian sich immer näher. Der Bub hatte sich regelrecht in sie ›verliebt‹, und sie nahm es mit einem Lächeln zur Kenntnis. Es war nicht ungewöhnlich, daß sich zwischen den Kindern und den behandelnden Ärzten ein besonderes Verhältnis entwickelte. Schließlich tat man alles, um den Kleinen, die oft wochenlang von den Eltern getrennt waren, den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen, und oft fiel der Abschied dann später schwer und war meist von vielen Tränen begleitet.
Bei Julian kam allerdings hinzu, daß Kathie sich in seinen Vater verliebt hatte. Sie erinnerte sich nur zu gut an ihre erste Begegnung…
*
Wie immer herrschte Hochbetrieb im St. Augustinus. Als Julian Mahler eingeliefert wurde, war er zunächst ein Patient unter vielen. Seine Lehrerin hatte ihn hergebracht, weil der Bub im Unterricht wiederholt über starke Bauchschmerzen geklagt hatte. Frau Burger hatte gleich beim ersten Mal mit Frank Mahler deswegen gesprochen. Doch ein Besuch beim Kinderarzt brachte keinen konkreten Hinweis. Die typischen Symptome einer Blinddarmentzündung waren nicht zu diagnostizieren. Als man Julian dann röntgte und die Aufnahmen betrachtete, stand fest, daß schnellstens gehandelt werden mußte.
Als Frank Mahler, den man benachrichtigt hatte, ins Krankenhaus stürmte, da war sein Sohn bereits operiert und lag auf der Intensivstation.
»Lassen S’ sich von dem Wort net erschrecken«, sagte Katharina
Hessler nach der Begrüßung zu dem Unternehmer. »Intensivstation heißt nix anderes, als daß Ihr Sohn hier besonders überwacht und versorgt wird. Er hat den Eingriff recht gut überstanden, und ich denk, daß wir ihn schon bald auf die Pflegestation verlegen können. Allerdings wird er schon ein Weilchen hierbleiben müssen.«
Frank Mahler machte indes immer noch ein besorgtes Gesicht. Julian war sein ein und alles, und er machte sich bittere Vorwürfe, nicht besser auf die Zeichen geachtet zu haben.
»Das sollten S’ net«, erklärte die Kinderärztin. »Sie haben alles getan, was möglich war. Selbst den Kollegen, der Julian untersucht hat, trifft keine Schuld. Nicht immer lassen sich die Symptome eindeutig feststellen. Es hätt’ sich genauso gut um einen Magen-Darmvirus handeln können.«
Frank nickte. Er war groß und schlank. Das markant geschnittene Gesicht drückte dennoch Besorgnis aus.
»Kann ich ihn sehen?« fragte er.
Kathie nickte.
»Natürlich. Kommen S’. Ich bring Sie zu ihm.«
Vor der Intensivstation zogen sie grüne Kittel über und betraten anschließend die Schleuse. Dann gingen sie einen Flur entlang. Aus den Zimmern hörte Frank Mahler die Geräusche der Geräte, an denen die Patienten angeschlossen waren, und er atmete tief durch.
Die Ärztin blieb vor einer Tür stehen und öffnete sie. Mit klopfendem Herzen trat der Mann ein und mußte gegen die Tränen ankämpfen, die ihm in die Augen traten, als er seinen Sohn so bleich in seinem Bett liegen sah.
»Julian…«, kam es leise über die Lippen.
Der Bub hatte die Augen geschlossen. In seiner linken Hand steckte eine Kanüle, von der ein Schlauch zu einem Tropf führte. Auf der kleinen Brust, die nur halb von dem Nachthemd bedeckt wurde, klebten Gummipropfen, in denen Kabel steckten. Automatisch wurden Herzschlag und Blutdruck gemessen. Alles in allem war es ein grauenhafter Anblick für den besorgten Vater.
Kathie schob ihm einen Hocker an das Bett.
»Setzen S’ sich«, sagte sie, mit warmer Stimme. »Fünf Minuten dürfen S’ bleiben. Dann gehen S’ besser und lassen den Buben