Einer wie keiner: Dr. Norden Extra 108 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben.
Für Dr. Norden ist kein Mensch nur ein 'Fall', er sieht immer den ganzen Menschen in seinem Patienten. Er gibt nicht auf, wenn er auf schwierige Fälle stößt, bei denen kein sichtbarer Erfolg der Heilung zu erkennen ist. Immer an seiner Seite ist seine Frau Fee, selbst eine großartige Ärztin, die ihn mit feinem, häufig detektivischem Spürsinn unterstützt. Auf sie kann er sich immer verlassen, wenn es darum geht zu helfen.
»Ich bin schwanger, Lothar.« Lange hatte Sibylle Krososka hin und her überlegt, zu welcher Gelegenheit sie ihrem geliebten Lothar Braun die freudige Nachricht überbringen sollte. Schließlich hatte sie dazu ein romantisches Abendessen in einem exklusiven Restaurant gewählt. Zwischen ihnen flackerten zwei weiße schlanke Kerzen in silbernen Leuchtern, und Sibylle versuchte, im Halbdunkel in Lothars Augen zu lesen. Doch so sehr sie sich auch bemühte, konnte sie wie so oft nicht deuten, was er dachte. »Warum sagst du denn nichts? Du könntest dich doch wenigstens freuen«, bemerkte sie schließlich unendlich enttäuscht, als eine Reaktion ausblieb. Lothar starrte sie weiter wortlos an und nahm einen tiefen Schluck Wein aus dem bauchigen Glas. Sibylle hatte beinahe das Gefühl, dass er durch sie hindurchblickte. Endlich öffnete er den Mund. »Du kannst es nicht behalten.« »Wie bitte? Aber warum denn nicht? Du hast doch so oft gesagt, wie sehr du dir ein Kind wünschst.« »Aber nicht von dir.« »Nicht von mir? Was soll das heißen?« Lothars Blicke kehrten aus unendlichen Weiten zurück zu seiner jungen Freundin. Er sah das Entsetzen auf ihrem mädchenhaften Gesicht, das weit jünger wirkte als das einer Frau Anfang zwanzig.
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Buchvorschau
Einer wie keiner - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Extra
– 108 –
Einer wie keiner
Unveröffentlichter Roman
Patricia Vandenberg
»Ich bin schwanger, Lothar.« Lange hatte Sibylle Krososka hin und her überlegt, zu welcher Gelegenheit sie ihrem geliebten Lothar Braun die freudige Nachricht überbringen sollte. Schließlich hatte sie dazu ein romantisches Abendessen in einem exklusiven Restaurant gewählt. Zwischen ihnen flackerten zwei weiße schlanke Kerzen in silbernen Leuchtern, und Sibylle versuchte, im Halbdunkel in Lothars Augen zu lesen.
Doch so sehr sie sich auch bemühte, konnte sie wie so oft nicht deuten, was er dachte. »Warum sagst du denn nichts? Du könntest dich doch wenigstens freuen«, bemerkte sie schließlich unendlich enttäuscht, als eine Reaktion ausblieb. Lothar starrte sie weiter wortlos an und nahm einen tiefen Schluck Wein aus dem bauchigen Glas. Sibylle hatte beinahe das Gefühl, dass er durch sie hindurchblickte. Endlich öffnete er den Mund.
»Du kannst es nicht behalten.« »Wie bitte? Aber warum denn nicht? Du hast doch so oft gesagt, wie sehr du dir ein Kind wünschst.«
»Aber nicht von dir.«
»Nicht von mir? Was soll das heißen?«
Lothars Blicke kehrten aus unendlichen Weiten zurück zu seiner jungen Freundin. Er sah das Entsetzen auf ihrem mädchenhaften Gesicht, das weit jünger wirkte als das einer Frau Anfang zwanzig. Eine eigenartige Mischung aus Mitgefühl, Freundschaft und romantischer Liebe bemächtigte sich seiner. Ein Gefühl, das er nur in Verbindung mit Sibylle kennengelernt hatte. Zärtlich legte er seine Hände auf ihre langen, schlanken Finger und lächelte sie väterlich an.
»Nicht böse sein, mein Hase. Aber du weißt doch, dass ich ein verheirateter Mann bin. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich meine Frau nicht verlassen werde. Wie sollte ich mich denn da anständig um dich und dein Kind kümmern?«
»Unser Kind, wir sprechen von unserem Kind«, erklärte Sibylle tonlos. Natürlich war das, was Lothar da sagte, richtig. Trotzdem war sie über alle Maßen enttäuscht. In ihrer grenzenlosen Liebe hatte sie gedacht, dass er sich doch für sie entscheiden würde, wenn sie erst einmal sein Kind zur Welt brachte. Seinen Stammhalter, den er sich von seiner Frau vergeblich gewünscht hatte.
Angelika Braun hatte sich beharrlich geweigert, sich ihre Figur durch eine Schwangerschaft zu ruinieren. Und inzwischen war sie zu alt, um über solche Dinge nachdenken zu müssen. Jetzt zählte nur noch das Vergnügen, die vielen, ausgedehnten Reisen, die Ferienhäuser, die schnellen Autos. Eine Lebefrau wie sie genoss ihre Freiheit in vollen Zügen, während Lothar für die Führung des Geschäfts verantwortlich war. Eine nur gerechte Aufteilung, wie Angelika fand. Schließlich hatte ihr Vater die Firma aufgebaut. Durch die Hochzeit war Lothar zu einem reichen Mann geworden, der die Annehmlichkeiten des Luxuslebens in vollen Zügen genoss. Wäre da nicht die Langeweile gewesen, die ihn mit den Jahren beschlichen hatte. Seine Frau liebte scheinbar nur ihr Geld. Er aber wollte gebraucht werden. Da war eine Geliebte wie Sibylle Krososka gerade richtig. Sie war jung, allein auf der Welt und genoss seine männliche Stärke und seinen Schutz wie keine andere Frau vor ihr. Das machte sie begehrenswert und einzigartig für Lothar. Aber nur, solange sie keine Gefahr für ihn darstellte. Und ein Kind war mehr Gefahr, als er sich wünschen konnte.
»Ich bleibe trotzdem dabei. Du kannst es nicht behalten. Das musst du doch einsehen, mein Hase. Wer soll sich um das Kind kümmern, wenn du arbeiten gehst? Wie hast du dir das vorgestellt?«
»Ich dachte, wir ziehen zusammen in eine schnuckelige kleine Wohnung und fangen noch mal ganz von vorne an. Wir brauchen doch nicht viel. Wir haben ja uns und unsere Liebe. Die wird jede Schwierigkeit überwinden«, erklärte Sibylle kaum hörbar. Sie war zutiefst getroffen, während Lothar, ob so viel Naivität beinahe die Geduld verlor.
»Hast du mir eigentlich nie zugehört? Ich habe dir immer gesagt, dass ich meine Frau nicht verlassen werde. Das stand nie zur Diskussion.«
»Ich weiß. Aber ich dachte, ein Kind ändert alles.«
»Ein Kind macht die Sache nur komplizierter, sonst nichts. Ich habe einen anstrengenden Beruf und einen hektischen Alltag. Bei dir ruhe ich mich aus, du bist meine Insel«, fuhr Lothar etwas sanfter fort. Aber seine Augen funkelten dabei. »Wie soll das mit einem Kind aussehen? Ich komme zu dir, müde und abgehetzt und kann dann den Wochenendpapa spielen, während du dich von deinem anstrengenden Alltag erholst? Nein, mein Hase, damit ist unsere Beziehung zum Scheitern verurteilt. Ich werde dir gleich morgen früh einen Termin bei einem Arzt besorgen, der sich mit solchen Sachen auskennt. In spätestens einer Woche ist alles wieder in Ordnung, und wir können unsere Liebe so leben, wie wir uns das vorstellen.«
»Das geht nicht mehr, Lothar«, erwiderte Sibylle trotzig. »Es ist zu spät.«
»Was soll das heißen, es ist zu spät?«
»Ich bin im fünften Monat. Ich kann das Kind nicht mehr abtreiben.«
»Das ist nicht dein Ernst. Das kannst du mir nicht antun.«
Verzweifelt senkte Sibylle die Augen. Der Abend verlief so ganz anders, als sie sich das vorgestellt hatte. Anstatt Lothar fester an sich zu binden, ihre Liebe mit einem Kind zu besiegeln, fühlte sie deutlich, dass sie im Begriff war, ihn zu verlieren. Diese Tragödie überstieg ihre Vorstellungskraft.
»Es tut mir leid. Zuerst war ich auch erschrocken, aber dann dachte ich, du freust dich mit mir«, versicherte sie schnell. »Was sollen wir jetzt tun?«
»Da ist guter Rat teuer.« Lothar seufzte und drückte tröstend Sibylles Hand. Offenbar war sie gewillt, vernünftig zu sein und ihm nicht die Pistole auf die Brust zu setzen. »Adoption ist das Einzige, was mir noch einfällt. Dann musst du eben in den sauren Apfel beißen und das Kind zur Welt bringen. Es gibt jede Menge Paare, die sich danach sehnen, einen Säugling bei sich aufzunehmen. Du kannst sicher sein, dass unser Kind ein gutes Zuhause haben wird. Sicher ein besseres, als du ihm eines bieten könntest.«
»Ja, das weiß ich«, erklärte Sibylle tonlos. »Wahrscheinlich hast du wie immer recht.«
»Natürlich habe ich recht. Und jetzt trink dein Wasser aus. Ich bringe dich nach Hause.«
»Kommst du noch mit rauf?«, fragte Sibylle, als sie eine halbe Stunde später vor dem Wohnblock hielten, in dem sie eine Zwei-Zimmer-Wohnung bewohnte. Aber Lothar schüttelte den Kopf und täuschte ein Gähnen vor.
»Sei nicht böse, aber ich bin todmüde. Morgen wartet ein anstrengender Tag auf mich. Gute Nacht.« Er drückte ihr einen nachlässigen Kuss auf die Wange. Sibylle blieb nichts anderes übrig, als sich damit zu begnügen und auszusteigen. Sie warf ihm zum Abschied einen abgrundtief traurigen Blick zu, aber Lothar beachtete sie nicht weiter. An diesem Abend hatte er es eilig wie nie, nach Hause zu kommen, um seiner Frau seine Aufwartung zu machen.
»Was ist denn mit dir los, Lothar?« Angelika befreite sich lachend aus der stürmischen Umarmung ihres Mannes und bedachte ihn mit einem skeptischen Blick. »Ist was passiert?«
»Was soll denn passiert sein? Ist es ein Verbrechen, der Frau, die man liebt, diese Liebe auch zu zeigen?«
»Nein, natürlich nicht. Aber es ist so ungewöhnlich. Ich kann mich gar nicht mehr daran erinnern, wann du mich zuletzt so begrüßt hast.«
»Dann habe ich vieles versäumt in letzter Zeit«, gestand Lothar scheinbar geknickt und liebkoste Angelika mit Blicken. Ihre Haut war zwar nicht mehr so glatt und zart, wie die von Sibylle. Dafür hatte seine Frau mit den Jahren eine reife Schönheit erlangt, die ihm bei genauer Betrachtung den Atem nahm. »Du bist so unglaublich schön, mein Engel.«
»Kein Wunder, das ist die Schönheit des Erfolgs. Wir haben viel zusammen erreicht in den vergangenen Jahren. Die Firma blüht, unsere Immobilien gewinnen ständig an