Die betrogene Erbin - Unveröffentlichter Roman: Fürstenkrone 251 – Adelsroman
Von Jutta von Kampen
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Über dieses E-Book
Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit.
"Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
»Tante Maria ist wieder da«, sagte Baroneß Trudl Pertenau, und ihr verkniffenes, altjüngferliches Gesicht wurde noch um eine Schattierung gelblicher. Ihr jüngerer Bruder Petrus, Chef der Familie der Freiherren von Pertenau, hob interessiert den Kopf. Er war auffallend klein und zierlich und hatte eine große Ähnlichkeit mit seiner älteren Schwester. Doch alles, was bei ihr dünn und farblos war – das fahle Haar, die blassen kleinen Augen, der blutlose, schmallippige kleine Mund – sprach bei ihm durch die frischen Farben an. Sein Haar war schwarz und glatt, die Haut gesund gebräunt und der Blick der lebhaften dunklen Augen ließ, besonders wenn er lachte und man die festen weißen Zähne sah, darauf vergessen, wie hart und kalt ihr Ausdruck sein konnte. Auch seine Frau war neugierig, was die Schwägerin wußte. Sie war grobschlächtig und unschön und gab sich mit betont natürlicher Liebenswürdigkeit. Doch bei einiger Menschenkenntnis kam man rasch dahinter, daß sich diese Liebenswürdigkeit ausschließlich auf reiche und einflußreiche Menschen beschränkte. »Zenta hat mich angerufen. Sie hat Tante Maria mit dieser Imi getroffen.« Die Pause, die Baroneß Trudl vor »dieser Imi« machte, sagte deutlich, was sie von ihr hielt. Imi von Pertenau war eine arme Verwandte. Und zwar eine bitterarme. Man konnte ihr also nur empfehlen, sich im Hintergrund zu halten, und es war geradezu unverschämt, daß sie sich mit der reichen Erbtante der Pertenaus traf. Mit dieser reichen Erbtante war es so eine Sache. Sie war die ehemals bildschöne ältere Schwester der verstorbenen Mutter von Trudl, Zenta und Petrus Pertenau. Wie diese eine geborene Gräfin Bürling. Und diese äußerst attraktive Komteß heiratete einen bürgerlichen Habenichts!
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Die betrogene Erbin - Unveröffentlichter Roman - Jutta von Kampen
Fürstenkrone
– 251 –
Die betrogene Erbin - Unveröffentlichter Roman
Fällt Baroness Imogen einem Verführer in die Hände?
Jutta von Kampen
»Tante Maria ist wieder da«, sagte Baroneß Trudl Pertenau, und ihr verkniffenes, altjüngferliches Gesicht wurde noch um eine Schattierung gelblicher.
Ihr jüngerer Bruder Petrus, Chef der Familie der Freiherren von Pertenau, hob interessiert den Kopf. Er war auffallend klein und zierlich und hatte eine große Ähnlichkeit mit seiner älteren Schwester. Doch alles, was bei ihr dünn und farblos war – das fahle Haar, die blassen kleinen Augen, der blutlose, schmallippige kleine Mund – sprach bei ihm durch die frischen Farben an. Sein Haar war schwarz und glatt, die Haut gesund gebräunt und der Blick der lebhaften dunklen Augen ließ, besonders wenn er lachte und man die festen weißen Zähne sah, darauf vergessen, wie hart und kalt ihr Ausdruck sein konnte.
Auch seine Frau war neugierig, was die Schwägerin wußte. Sie war grobschlächtig und unschön und gab sich mit betont natürlicher Liebenswürdigkeit. Doch bei einiger Menschenkenntnis kam man rasch dahinter, daß sich diese Liebenswürdigkeit ausschließlich auf reiche und einflußreiche Menschen beschränkte.
»Zenta hat mich angerufen. Sie hat Tante Maria mit dieser Imi getroffen.« Die Pause, die Baroneß Trudl vor »dieser Imi« machte, sagte deutlich, was sie von ihr hielt.
Imi von Pertenau war eine arme Verwandte. Und zwar eine bitterarme. Man konnte ihr also nur empfehlen, sich im Hintergrund zu halten, und es war geradezu unverschämt, daß sie sich mit der reichen Erbtante der Pertenaus traf.
Mit dieser reichen Erbtante war es so eine Sache. Sie war die ehemals bildschöne ältere Schwester der verstorbenen Mutter von Trudl, Zenta und Petrus Pertenau. Wie diese eine geborene Gräfin Bürling. Und diese äußerst attraktive Komteß heiratete einen bürgerlichen Habenichts! Die Familie war schockiert und beschloß, nichts mehr mit ihr zu tun zu haben.
Weil die Verwandtschaft sich gar zu schäbig benahm und dem jungen verliebten Paar solche Schwierigkeiten machte, beschlossen die beiden, mit nichts als ihrem Unternehmungsgeist auszuwandern. Sie wählten Argentinien. Heinz und Maria Dostal waren ehrgeizig und entschlossen, es denen zu Hause zu zeigen. Sie besaßen einige alte Schmuckstücke, die sie versetzten – und etwas Glück und viel Geschäftssinn. Es gelang ihnen sogar, ein echtes Vermögen zu machen.
Nachdem man zehn Jahre nichts von ihnen gehört hatte, tauchten sie plötzlich überraschend in der Heimat auf. Maria war in kostbare Pelze und Modellkleider gehüllt, die ihre elegante Erscheinung noch betonten. Und der auffallend prunkvolle Schmuck, die vielen Armbänder, die an ihren Handgelenken klirrten, die Ringe, die hochkarätig an ihren Fingern funkelten, die Ketten, Broschen und Ohrringe in ihrer kostbaren Vielfalt, überzeugten die ehemals so ablehnenden Verwandten, daß es doch keine Mesalliance gewesen war.
Man bemühte sich plötzlich sehr intensiv um das kinderlose Ehepaar Dostal.
Maria und ihr Mann amüsierten sich über das Verhalten der bisher so abweisenden, vornehmen Verwandtschaft. Sie ließen sich hofieren, ohne im geringsten beeindruckt zu sein.
Die einzige Verwandte, zu der Maria nach wie vor eine herzliche Zuneigung spürte, war eine Kusine, die mit einem Pertenau aus einer Nebenlinie verheiratet war. Sie war es, die Maria aufgesucht hatte und über die die übrige Familie überhaupt von ihrem finanziellen Erfolg hörte.
Wiltrud Pertenau, geborene Bürling, war genau wie ihre Kusine und wie sämtliche Bürlings eine auffallend gut aussehende Frau. Auch über ihre Heirat war man in der Familie nicht gerade entzückt gewesen – nicht aus Standesgründen, sondern weil der elegante Gunnar Pertenau außer Charme und Geist kein Vermögen besaß. Aber die beiden liebten sich und waren glücklich miteinander.
Wahrscheinlich verband die Kusinen auch dieser Umstand. Jedenfalls schrieben sie sich hin und wieder, wenn es ihre Zeit zuließ. Und dann geschah eines Tages das, was die gesamte übrige Familie mit Zorn und Neid erfüllte.
Der charmante Gunnar hatte einen Betriebsunfall, der ihn für den Rest seines Lebens hilflos an den Rollstuhl band. Die Rente, von der er und Wiltrud leben mußten, war beängstigend klein. Dazu kam, daß Wiltrud schwanger war. Sie hatten sich beide so auf das Kind gefreut – und nun dies!
Die reichen Verwandten zogen sich sofort zurück. Man sollte nur ja nicht auf die kühne Idee kommen, jemanden von ihnen zum Paten zu machen. Womöglich glaubten die dann, daß man irgendwelche Verpflichtungen haben könnte... Doch die beiden jungen Leute waren viel zu verzweifelt, um so einen Gedanken überhaupt in Erwägung zu ziehen.
Als die Dostals das nächste Mal nach Europa kamen, fanden sie die hochschwangere Wiltrud und den gelähmten Gunnar Pertenau vereinsamt und verlassen vor. Sie waren beide wütend und empört. Das war ja noch schlimmer, als man sie damals behandelt hatte!
»Diese Bande!« erklärte Maria temperamentvoll. »Nichts will ich mehr mit ihnen allen zu tun haben! Sagt, hättet ihr etwas dagegen, wenn ihr mich für euer Baby als Patin wählt. Und da Heinz und ich keine Kinder haben können, setzen wir selbstverständlich das eure zu unserem Erben ein!«
Gunnar und Wiltrud vermochten das Glück kaum zu fassen. Auf einmal war die Zukunft nicht mehr trübe und aussichtslos. Sogar ihr persönliches Unglück ließ sich leichter ertragen, wenn für ihr Kind vorgesorgt war.
Das Baby wurde ein Mädchen und auf den Namen Imogen Maria getauft.
Maria Dostal und ihr Mann arrangierten ein riesiges Fest auf ihre Kosten, zu dem sie die gesamte Verwandtschaft einluden. Besonders jene, die sich ausgesucht schlecht und herzlos verhalten hatten. Das Fest wurde nicht gerade gemütlich, auch wenn alle gekommen waren und sich äußerst liebenswürdig gaben. Man merkte zu deutlich, wie empört man darüber war, daß ausgerechnet diese Hungerleider, dieser Krüppel und seine unbedarfte Frau, eines Tages die Millionen der Dostals einstreichen sollten und das alles noch dazu für eine Tochter!
Maria Dostal amüsierte sich wie kaum einmal zuvor. Sie und ihr Mann hatten Wiltrud eine traumhaft schöne und wertvolle Kette aus schwerem Gold geschenkt, dazu das passende Armband. Die kleine Imi erhielt außer dem obligaten Silberbecher mit Krone und Wappen ein Kettenarmband, das allein die Verwandtschaft schon als zuviel betrachtete, und eine sehr wertvolle Goldmünze.
Es war alles höchst ärgerlich! Warum bedachte diese Maria ausgerechnet ihre ärmsten Verwandten? Aber sie war ja immer irgendwie unvernünftig und extravagant gewesen!
Die Geschichte wurde noch ärgerlicher und damit ein unerschöpfliches Gesprächsthema unter allen näheren und weiteren Verwandten, weil das Vermögen der Dostals immer weiter wuchs und wuchs. Aus einer Fabrik wurden zwei, aus der eleganten Wohnung ein palaisartiges Haus mit parkähnlichem Garten in teuerster Wohnlage. Dazu kamen Grundbesitz und Eigentumswohnungen.
Jedes Jahr verbrachten die Dostals ihre Ferien in Europa, dessen Sehenswürdigkeiten sie besuchten, bevor sie sich auf Capri erholten.
Und jedes Jahr trafen sie sich mit dem Pertenaus.
Solange Imi klein war, bekam sie ein Stofftier, eine hübsche Puppe, reizende, ausgefallene Kinderkleidchen mitgebracht. Und ihre Mutter bekam einen Scheck zugesteckt.
»Falls Imi etwas Besonderes braucht«, sagte Maria taktvoll, denn sie kannte ja die aussichtslose Lage ihrer Verwandten.