Wo bist du, Laura?: Der neue Dr. Laurin 83 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Praxis Dr. Laurin und Dr. Böhler, mein Name ist Carolin Suder, guten Morgen«, sagte Carolin an diesem Montagmorgen, nachdem sie den ersten Anruf entgegengenommen hatte. Sie hatte noch fragen wollen: 'Was kann ich für Sie tun? ', doch so weit kam sie nicht mehr. »Sonthofen hier«, sagte eine barsche Männerstimme, »ich möchte den Termin unseres Sohnes absagen. Wir dachten ja, Sie würden diesen Arzt nicht einstellen, nach allem, was wir über ihn gehört haben. Aber jetzt … Also, wir suchen uns einen anderen Kinderarzt, wir …« Carolin vergaß sämtliche Höflichkeitsregeln und unterbrach den Anrufer. »Herr Sonthofen, Dr. McGregor ist zu Unrecht beschuldigt worden, das haben Sie doch sicher in den Nachrichten gehört oder in der Zeitung gelesen?« »Was wir gehört haben, meine Frau und ich, ist etwas ganz anderes. In unserem Bekanntenkreis glaubt niemand, dass ein wohlerzogener Siebenjähriger, der in einem ordentlichen Elternhaus aufwächst, sich so verhält, wie es teilweise berichtet wurde. Wir haben nämlich Freunde, die die Langenhains kennen. Der Junge saugt sich doch so eine Geschichte nicht einfach aus den Fingern! Da wird schon was dran sein. Und wer weiß, was das für Zeugen sind, die gegen ihn ausgesagt haben. Wir haben da so einiges gehört.
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Buchvorschau
Wo bist du, Laura? - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 83 –
Wo bist du, Laura?
Konrad ist am Verzweifeln ...
Viola Maybach
»Praxis Dr. Laurin und Dr. Böhler, mein Name ist Carolin Suder, guten Morgen«, sagte Carolin an diesem Montagmorgen, nachdem sie den ersten Anruf entgegengenommen hatte. Sie hatte noch fragen wollen: ‚Was kann ich für Sie tun?‘, doch so weit kam sie nicht mehr.
»Sonthofen hier«, sagte eine barsche Männerstimme, »ich möchte den Termin unseres Sohnes absagen. Wir dachten ja, Sie würden diesen Arzt nicht einstellen, nach allem, was wir über ihn gehört haben. Aber jetzt … Also, wir suchen uns einen anderen Kinderarzt, wir …«
Carolin vergaß sämtliche Höflichkeitsregeln und unterbrach den Anrufer. »Herr Sonthofen, Dr. McGregor ist zu Unrecht beschuldigt worden, das haben Sie doch sicher in den Nachrichten gehört oder in der Zeitung gelesen?«
»Was wir gehört haben, meine Frau und ich, ist etwas ganz anderes. In unserem Bekanntenkreis glaubt niemand, dass ein wohlerzogener Siebenjähriger, der in einem ordentlichen Elternhaus aufwächst, sich so verhält, wie es teilweise berichtet wurde. Wir haben nämlich Freunde, die die Langenhains kennen. Der Junge saugt sich doch so eine Geschichte nicht einfach aus den Fingern! Da wird schon was dran sein. Und wer weiß, was das für Zeugen sind, die gegen ihn ausgesagt haben. Wir haben da so einiges gehört. Heute will sich ja jeder wichtig machen. Jedenfalls, unser Entschluss steht fest, Sie können den Termin streichen, wir kommen nicht wieder. Und damit Sie es gleich wissen: Wir sind nicht die Einzigen. Sie werden viele Patienten verlieren.«
»Aber es ist doch eindeutig bewiesen worden …« Carolin verstummte, als ihr ein leises Klicken anzeigte, dass Herr Sonthofen aufgelegt hatte.
Die neue Woche fing ja gut an! Heute würde Dr. Valentin McGregor, allgemein nur Mac oder Dr. Mac genannt, hier in der Praxis anfangen zu arbeiten. Ihre beiden Chefinnen und sie waren davon ausgegangen, dass es keine Probleme mehr geben würde, seit sich die Vorwürfe des kleinen Friedrich von Langenhain gegen ihn als haltlos erwiesen hatten. Friedrich hatte Mac mit Steinen beworfen und verletzt, ihn zudem noch wüst beschimpft und um das zu entschuldigen, später erklärt, der Arzt habe ihn einige Zeit vorher zu sich nach Hause locken wollen. Als er ihn dann noch einmal gesehen habe, habe er verhindern wollen, dass einem anderen Kind das Gleiche passiere wie ihm selbst, und den Arzt angegriffen.
Friedrich hatte sich recht schnell in Widersprüche verwickelt, aber wenn ihm auf hartnäckige Fragen keine Antworten eingefallen waren, hatte er sich weinend in die Arme seiner Mutter geflüchtet und so die Aufklärung des Falls zumindest eine Zeit lang verhindert.
Doch zu Friedrichs Pech und Macs Glück hatte es Zeugen gegeben, die Mac zuvor zur angeblichen Tatzeit recht weit vom angeblichen Tatort entfernt gesehen hatten, und das bedeutete: Die Aussage des Jungen konnte unmöglich stimmen. Seine Eltern hatten es zunächst nicht glauben wollen, sich aber schließlich überzeugen lassen müssen. Doch sie waren, wie sich allmählich herausstellte, nicht die Einzigen, die dem Jungen nichts Böses zutrauen wollten, Friedrich von Langenhain sah nämlich aus wie ein kleiner Engel mit dunklen Locken und seelenvollen blauen Augen. Und er war ja schließlich erst sieben Jahre alt!
Die Boulevardmedien hatten sich auf diese Geschichte natürlich gestürzt wie Aasgeier auf ihre Beute, und bei ihnen waren die Rollen eindeutig verteilt gewesen: Friedrich das unschuldige Opfer, Mac der böse Kriminelle. Nun aber gab es die absurde Situation: Der Junge hatte eindeutig gelogen, dennoch gab es nach wie vor viele, die ihn für unschuldig hielten. Dabei hatte er Mac angegriffen, weil er nicht in München sein wollte, sich allein und vernachlässigt gefühlt und deshalb das Bedürfnis gehabt hatte, seine Wut an jemandem auszulassen. Mac war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen.
Seine Eltern jedenfalls hatten ihre Anzeige gegen Mac zurückgezogen, während sie sich selbst wegen Verletzung ihrer Fürsorgepflicht verantworten mussten, aber die öffentliche Meinung war, zumindest zum Teil, noch immer auf Friedrichs Seite, wie der Anruf von Herrn Sonthofen gerade eben wieder bewiesen hatte.
Eine Mutter kam mit ihrer Tochter und entschuldigte sich dafür, dass sie zu früh waren. »Wir haben den Bus genommen, mit dem Nächsten wären wir zu spät gewesen, Frau Suder. Was für ein Glück, dass Sie schon da sind.«
»Kein Problem«, sagte Carolin freundlich, und so nahmen die beiden im Wartezimmer Platz. Danach bekam sie zwei weitere Terminabsagen, mit ähnlichen Begründungen wie zuvor von Herrn Sonthofen. Sie versuchte gar nicht mehr, zu argumentieren. Wer hier anrief und mitteilte, die Praxis zukünftig nicht mehr betreten zu wollen, war fest davon überzeugt, richtig zu handeln. Kein Argument der Welt würde ihn oder sie von Macs Unschuld überzeugen, da konnte sie sich die Worte auch gleich sparen.
Wenig später traf Antonia Laurin ein. Sie wirkte gut gelaunt und ausgeruht nach zwei freien Tagen am Wochenende und begrüßte ihre junge Praxisorganisatorin mit einem fröhlichen: »Guten Morgen, Carolin.«
Carolin war der Ansicht gewesen, ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle zu haben, doch Antonia ließ sich nicht täuschen. Schon im nächsten Augenblick fragte sie beunruhigt: »Was machen Sie denn für ein Gesicht? Ist etwas nicht in Ordnung?«
Carolin warf einen Blick Richtung Wartezimmer, aus dem jedoch Gemurmel und leises Lachen ertönte, sodass sie die Frage mit gedämpfter Stimme beantwortete.
Zu ihrer Überraschung blieb Antonia gelassen, zumindest äußerlich. »Damit war zu rechnen«, sagte sie ruhig. »Und Sie haben völlig recht, wenn Sie nicht mehr versuchen, die Leute zu überzeugen, denn das wird Ihnen nicht gelingen.« Sie nickte Carolin freundlich zu und ging zu ihrem Sprechzimmer, nachdem sie den Kopf ins Wartezimmer gesteckt und ihrer kleinen Patientin und deren Mutter gesagt hatte, es könne gleich losgehen.
Danach kam Maxi Böhler, auch sie sah erholt und zufrieden aus, auch sie las Carolins Gesichtsausdruck richtig und fragte sofort nach. Als sie von den Terminabsagen gehört hatte, eilte sie zum Sprechzimmer ihrer Kollegin und war kaum darin verschwunden, als Mac auftauchte. Sie nannten ihn alle so, siezten ihn aber dabei.
Mac hatte einen schottischen Vater, er spielte Dudelsack, trug gelegentlich einen Schottenrock und hatte ziemlich lange braune Haare. München war seine Heimatstadt, er hatte sich nach ein paar Jahren in anderen Städten danach gesehnt, hierher zurückzukehren, wo seine Familie lebte.
»Hallo, Carolin«, sagte er. »Da bin ich. Jetzt sagen Sie bloß, ich bin der Erste?«
»Sind Sie nicht«, erklärte Carolin. »Sie sind der Letzte.«
Er lachte. »So lange Sie nicht sagen, dass ich das Letzte bin«, erwiderte er, »ist alles in Ordnung.« Dann legte er den Kopf schief und betrachtete sie nachdenklich. »Was ist los? Etwas stimmt doch nicht.«
Carolin war entsetzt, dass sogar er ihr ansah, wie ihr zumute war, er kannte sie schließlich kaum. Sie musste eindeutig ihre schauspielerischen Fähigkeiten verbessern. Schließlich war es in ihrem Beruf wichtig, dass ihr nicht jeder sofort alles, was sie dachte und fühlte, vom Gesicht ablesen konnte.
Sie warf erneut einen Blick Richtung Wartezimmer, doch dort erzählte die Mutter ihrer kleinen Tochter gerade eine Geschichte, es bestand also keine Gefahr, dass sie aufmerksam belauschte, was am Empfang besprochen wurde. Und so erzählte