Im Angesicht des Abgrunds: Dr. Norden 8 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Dr. Danny Norden wanderte mit seiner Freundin Tatjana über einen orientalischen Markt. Das Geschrei der Kaufleute mischte sich mit der Musik aus einem scheppernden Radio. An bunten Marktständen wurden Gewürze und Korbwaren, Stoffe, Früchte und einfache warme und kalte Speisen feilgeboten. Verwirrende Gerüche nach Zimt, Honig und Gebratenem umwehten seine Nase. Im schwindenden Tageslicht breitete die Hitze des Tages ihre wärmende Decke aus. Ein zufriedenes Lächeln spielte um Dannys Lippen, während er Tatjana dabei zusah, wie sie an einem Stand um eine Tasse Kaffee feilschte. »Zum letzten Mal: Kochst du mir endlich Kaffee!« Wie ein Peitschenhieb fuhr eine Stimme, die rein gar nichts mit Tatjanas gemein hatte, durch seinen Traum. »Ich warte schon eine halbe Ewigkeit darauf, dass du endlich wach wirst.« Noch während sich Danny wunderte, tauchte er aus den Tiefen seines Traums hinauf an die Oberfläche. Die orientalische Hitze war einer unangenehmen Kühle gewichen. Fröstelnd wollte er die Decke über den nackten Oberkörper ziehen. Doch da war nichts. Verwirrt öffnete Danny die Augen und blinzelte ins graue Licht des noch jungen Tages. Die junge Frau, die aufrecht neben ihm im Bett saß und ihn herausfordernd anstarrte, war nicht Tatjana. Es dauerte einen Moment, bis ihm ihr Name wieder einfiel. »Charlotte, was ist denn los? Warum bist du schon wach?«, fragte er und tastete nach dem Wecker.
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Dr. Norden – Retro Edition
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Buchvorschau
Im Angesicht des Abgrunds - Patricia Vandenberg
Dr. Norden
– 8 –
Im Angesicht des Abgrunds
Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren
Patricia Vandenberg
Dr. Danny Norden wanderte mit seiner Freundin Tatjana über einen orientalischen Markt. Das Geschrei der Kaufleute mischte sich mit der Musik aus einem scheppernden Radio. An bunten Marktständen wurden Gewürze und Korbwaren, Stoffe, Früchte und einfache warme und kalte Speisen feilgeboten. Verwirrende Gerüche nach Zimt, Honig und Gebratenem umwehten seine Nase. Im schwindenden Tageslicht breitete die Hitze des Tages ihre wärmende Decke aus. Ein zufriedenes Lächeln spielte um Dannys Lippen, während er Tatjana dabei zusah, wie sie an einem Stand um eine Tasse Kaffee feilschte.
»Zum letzten Mal: Kochst du mir endlich Kaffee!« Wie ein Peitschenhieb fuhr eine Stimme, die rein gar nichts mit Tatjanas gemein hatte, durch seinen Traum. »Ich warte schon eine halbe Ewigkeit darauf, dass du endlich wach wirst.«
Noch während sich Danny wunderte, tauchte er aus den Tiefen seines Traums hinauf an die Oberfläche. Die orientalische Hitze war einer unangenehmen Kühle gewichen. Fröstelnd wollte er die Decke über den nackten Oberkörper ziehen. Doch da war nichts. Verwirrt öffnete Danny die Augen und blinzelte ins graue Licht des noch jungen Tages. Die junge Frau, die aufrecht neben ihm im Bett saß und ihn herausfordernd anstarrte, war nicht Tatjana. Es dauerte einen Moment, bis ihm ihr Name wieder einfiel.
»Charlotte, was ist denn los? Warum bist du schon wach?«, fragte er und tastete nach dem Wecker. Der Aufprall in der Wirklichkeit war hart und schmerzhaft. »Es ist doch erst kurz nach sechs.«
»Ich bin aber schon seit einer halben Stunde wach und hätte gern Kaffee.« Charlottes Stimme klang wie die eines beleidigten Kindes.
»Und warum kochst du dir dann keinen?«, stellte Danny eine in seinen Augen berechtigte Frage. Gleichzeitig blitzte eine Erinnerung vor seinem geistigen Auge auf. Auch Tatjana hatte ihn oft geweckt. Aber nicht etwa mit einer vorwurfsvollen Stimme, sondern oft genug mit dem verführerischen Duft eines Gebäckstücks, das sie ihm mit frischem Kaffee serviert hatte. Im Gegenzug hatte er sich mit allerlei Überraschungen revanchiert. Es war ein schönes Leben voller Spaß und Liebe gewesen. Was war passiert, dass es ihm eines Tages nicht mehr genügt hatte?
In seine Gedanken hinein schnaubte Charlotte.
»Na, hör mal! Das ist ja nun wirklich nicht meine Aufgabe. Du lebst hier. Und mal abgesehen davon: Wozu habe ich dich denn?«
»Hoffentlich nicht nur zum Kaffeekochen«, murmelte Danny. Um nicht schon am frühen Morgen Ärger mit seiner neuen Freundin zu bekommen, schwang er die Beine aus dem Bett und machte sich auf den Weg in die Küche. Er füllte den Wasserkocher mit Wasser und löffelte Kaffeepulver in die French Press. Ein aromatischer Duft zog durch die offene Küche. Er stellte Tassen, Zuckerdose und Milch auf ein Tablett, füllte den heißen Kaffee in eine Thermoskanne und brachte alles hinüber ins Schlafzimmer. Doch Charlotte war nirgendwo zu sehen. Das Rauschen der Dusche verriet sie. Er stellte das Tablett aufs Bett und klopfte an die Tür.
»Kaffee ist fertig.«
Das Wasserrauschen verstummte. Die Duschwand wurde zur Seite geschoben und wieder geschlossen. Dann passierte eine Weile nichts mehr. Als Charlotte endlich die Tür öffnete, hatte sie ein Handtuch um die frisch gewaschenen Haare geschlungen und ein weiteres um den Körper gewickelt. Auf ihren Schultern glänzten Wassertropfen.
»Tut mir leid. Jetzt habe ich keine Zeit mehr.« Sie lächelte kühl. »Wie gesagt, ich habe eine halbe Stunde gewartet. Das nächste Mal musst du eben früher aufstehen.« Ehe er antworten konnte, schlug sie die Tür vor seiner Nase zu.
Einen Moment stand Danny davor und versuchte zu verstehen, was gerade passiert war. Es war nicht das erste Mal, dass Charlotte ihn zum Narren hielt. Und jedes Mal nahm er sich vor, ihr nicht mehr auf den Leim zu gehen, hart zu bleiben gegen ihre Forderungen und Vorschläge. Doch dann passierte es doch wieder.
Mit Schaudern dachte er an die Einladung bei seinen Eltern, die Charlotte ihm abgepresst hatte. Und das, obwohl die Trennung von Tatjana noch nicht lange zurücklag. Zähneknirschend hatte Danny nachgegeben. Doch Charlotte war nicht zum verabredeten Zeitpunkt erschienen und hatte behauptet, das Ganze sei ein Missverständnis gewesen. Dabei agierte sie so geschickt, dass Danny sich nie sicher war, ob er sich nicht wirklich geirrt hatte. Doch diesmal war er ganz sicher: Sie machte ihn zum Affen! Wütend kehrte er zum Bett zurück und schenkte sich Kaffee ein, als Charlotte aus dem Badezimmer ins Schlafzimmer kam. Auf diesen Moment hatte er nur gewartet.
»Wenn du denkst, dass ich dieses Spielchen weiter mitspiele und mich auch in Zukunft für dumm verkaufen lasse, dann hast du dich getäuscht«, herrschte er sie so unvermittelt an, dass sie erschrocken zu ihm herumfuhr.
»Aber Danny, was ist denn passiert? Warum regst du dich so auf?« Ihre eisgrauen Augen waren kugelrund, ihr weicher Mund stand halb offen und das feuchte kupferrote Haar ringelte sich auf ihren nackten Schultern.
Dieser Anblick machte es ihm schwer, sich noch länger über sie zu ärgern. Aber diesmal war er wild entschlossen, hart zu bleiben.
»Du hetzt mich aus dem Bett, damit ich dich bediene! Und dann erzählst du mir, ich wäre zu spät dran. Soll das ein Witz sein?«
Zu seiner großen Verwunderung spielte ein Lächeln um ihre Lippen.
»Ach, darum geht es«, erklärte sie und setzte sich neben ihn aufs Bett. »Ist das dein Ernst? Du regst dich auf wegen einer Tasse Kaffee? Hast du keine anderen Probleme?«
Danny biss sich auf die Unterlippe.
»Darum geht es doch gar nicht.«
»Um was denn dann?«, fragte Charlotte zurück. Ehe er es sich versah, griff sie nach seiner Hand, zog ihn an sich und küsste ihn, dass ihm schwindlig wurde.
»Wow, das ist ja mal eine Ansage«, seufzte er, als sie sich von ihm gelöst hatte.
Sie fuhr mit dem Zeigefinger über seine Brust und hinab zum Bund seiner Boxershorts. Zu seinem großen Bedauern hielt sie dort inne.
»Schade, dass wir jetzt keine Zeit mehr haben«, raunte sie ihm zu, ehe sie aufstand, wohlwissend, dass sie ihn wieder in der Hand hatte. »Ich komme heute Abend zu dir. Ungefähr um acht. Besorgst du etwas zum Essen?!« Das war mehr eine Feststellung denn eine Frage. »Sushi wäre toll. Für mich aber bitte nur Gunkan-Maki, am liebsten mit Kaviar, und Nigiri.«
Schicksalsergeben nickte Danny. Wie sie so, nur bekleidet mit dem Handtuch, vor ihm stand und ihn verführerisch anlächelte, war er ihr hilflos