Die Tramps: Wyatt Earp 266 – Western
Von William Mark
()
Über dieses E-Book
Jessica Porter blieb stehen, die Kiste mit der original Burnside Marmelade in den schlanken Armen, und errötete. Tief unter ihr war der graue Hut, und unter dem Hut das schmale Gesicht des Mannes. Er hatte braungraue Augen, eine Menge Lachfältchen um sie und grinste. Einen Augenblick lang dachte sie daran, daß sie den Fuß heben und ihm ins Gesicht treten könnte, wenn sie wollte. Dann sagte sie sich und errötete noch eine Spur tiefer, daß die ganze Sache es nicht wert war, die Importkiste mit der sündhaft teuren Burnside Marmelade womöglich aus den Armen zu verlieren. Den Fall würden die Gläser nicht aushalten. Jede andere Frau hätte mit Sicherheit geschrien, wenn plötzlich jemand unter ihr erschienen wäre und ihr grinsend unter den Rock geblickt hätte – nicht so Jessica. Immerhin wußte sie, daß sie ihre Beine nicht zu verstecken brauchte, und doch ärgerte es sie, daß der Bursche an ihrem Wagen mit einem derartig unverschämten Grinsen den Verlauf ihrer wohlgeformten Schenkel studierte und zu genießen schien. »Alle Wetter!« stieß Amos Shelton tief unter ihr am Vorderbock des schweren Merrivalewagens durch die Zähne. »Das ist ein Anblick, der einen glatt um den Verstand bringen kann. He, Jessie, bleib doch so stehen, zum Donnerwetter!« Jessica Porter tat nun das, was sie tun konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. »Amos Shelton«, sagte sie mit dem schnellen Zorn in ihrer dunklen Stimme, der Amos hätte warnen müssen, »du unverschämter Kerl! Ich werde dir die Jam-Kiste auf deinen elenden Kopf donnern, wenn du nicht sofort…« Amos dachte gar nicht daran. Er hatte tatsächlich gebückt gestanden und gerade so am Kastenbrett vorbeigeschielt, daß er auch genug zu sehen bekam. Als er sich aufrichtete und leise lachte, hatte sie die Füße weit genug zusammen und trat jäh mit dem rechten Stiefel aus. »Jesus.«
Mehr von William Mark lesen
Die großen Western
Ähnlich wie Die Tramps
Titel in dieser Serie (100)
Wyatt Earp 111 – Western: Um irischen Hanf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 101 – Western: Ritt nach Tombstone Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 7 – Western: Hölle in Wichita Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 2 – Western: Im Sand von Texas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 9 – Western: Der Eisenweg nach Santa Fé Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Mann, der stehend sterben wollte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 115 – Western: Wells Fargo-Song Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 113 – Western: Kampf im Canyon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 6 – Western: Golden Bill Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 100 – Western: Die Galgenmänner Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 107 – Western: San Pedro Valley Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 8 – Western: Der Sternsporenreiter Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 109 – Western: Tod dem Tex Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 3 – Western: Duell am Teufelsturm Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 102 – Western: Ike Clanton Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 110 – Western: Mexico Man Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTramp Donegan: Wyatt Earp 134 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 104 – Western: Behans Rache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 103 – Western: Angst vor Phin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 106 – Western: Die Flanangans Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 5 – Western: Der Weg nach Sheridan Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 124 – Western: Navajo Field Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 105 – Western: Kilby stirbt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 120 – Western: Helldorado! Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Ratte von Ottawa: Wyatt Earp 137 – Western Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 121 – Western: Kampf am Lue Lon Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 4 – Western: Das Grab am Arkansas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 112 – Western: Schüsse in Fleggers Bar Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 108 – Western: Am Roten See Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWyatt Earp 117 – Western: Endloser Sand Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Stürmische Begegnung - Zauberhafte Eroberung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKartonstinker auf der Suche nach dem verborgenen Schatz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJulia Saison Band 57 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEiskunstlauf für Ungelenke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNoch tausend Schritte bis Jerusalem Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiese Nacht ist nicht genug Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSCHLOCK HOMES & DR. WATNEY - NEUES AUS DER BAGEL STREET: Die SHERLOCK-HOLMES-Parodie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas grosse Rennen: Aether Gazette Nummer 1 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSaskia sorgt für Aufregung: Der Bergpfarrer 421 – Heimatroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe, die auf Trümmern wächst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNur du stillst meine Sehnsucht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaximilian aus dem Spiegel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie gekaufte Braut des Griechen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJaspis: Im Zeichen des Omega - Buch 3 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Ruhelose Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStürmisches Wiedersehen mit dem Milliardär Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHände weg von Mississippi Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Millionenerbe: Sophienlust Extra 16 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Cornish Cove Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRoter Teppich, Champagner und du Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSeine Abschiedsvorstellung: Sherlock Holmes-Krimis Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSherlock Holmes: Seine Abschiedsvorstellung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenViel Trubel um Sam: Weihnachtsmänner küssen besser Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDrei Western Band 1019 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSamsons Reise Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGefährliche Sehnsucht nach deinen Küssen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmma und der blaue Dschinn: Magisches Wüstenabenteuer im Morgenland für Kinder ab 8 Jahren Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Ritter werden leicht gemacht – Drachen sind Nichtschwimmer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe, Lachs und Anderwann Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWestern Viererband 4023 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Die Tramps
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Die Tramps - William Mark
Wyatt Earp
– 266 –
Die Tramps
William Mark
Jessica Porter blieb stehen, die Kiste mit der original Burnside Marmelade in den schlanken Armen, und errötete. Tief unter ihr war der graue Hut, und unter dem Hut das schmale Gesicht des Mannes. Er hatte braungraue Augen, eine Menge Lachfältchen um sie und grinste.
Einen Augenblick lang dachte sie daran, daß sie den Fuß heben und ihm ins Gesicht treten könnte, wenn sie wollte. Dann sagte sie sich und errötete noch eine Spur tiefer, daß die ganze Sache es nicht wert war, die Importkiste mit der sündhaft teuren Burnside Marmelade womöglich aus den Armen zu verlieren. Den Fall würden die Gläser nicht aushalten.
Jede andere Frau hätte mit Sicherheit geschrien, wenn plötzlich jemand unter ihr erschienen wäre und ihr grinsend unter den Rock geblickt hätte – nicht so Jessica. Immerhin wußte sie, daß sie ihre Beine nicht zu verstecken brauchte, und doch ärgerte es sie, daß der Bursche an ihrem Wagen mit einem derartig unverschämten Grinsen den Verlauf ihrer wohlgeformten Schenkel studierte und zu genießen schien.
»Alle Wetter!« stieß Amos Shelton tief unter ihr am Vorderbock des schweren Merrivalewagens durch die Zähne. »Das ist ein Anblick, der einen glatt um den Verstand bringen kann. He, Jessie, bleib doch so stehen, zum Donnerwetter!«
Jessica Porter tat nun das, was sie tun konnte, ohne das Gleichgewicht zu verlieren.
»Amos Shelton«, sagte sie mit dem schnellen Zorn in ihrer dunklen Stimme, der Amos hätte warnen müssen, »du unverschämter Kerl! Ich werde dir die Jam-Kiste auf deinen elenden Kopf donnern, wenn du nicht sofort…«
Amos dachte gar nicht daran. Er hatte tatsächlich gebückt gestanden und gerade so am Kastenbrett vorbeigeschielt, daß er auch genug zu sehen bekam. Als er sich aufrichtete und leise lachte, hatte sie die Füße weit genug zusammen und trat jäh mit dem rechten Stiefel aus.
»Jesus.«
Das war alles, was Amos hervorbringen konnte.
Der prächtige rotbraune Hochschaftstiefel zuckte hoch. Amos gelang es gerade noch, seinen Kopf zur Seite zu nehmen. Er bekam den Stiefel dafür aber vor die linke Schulter und taumelte einen halben Schritt zurück.
»Allmächtiger, diese Wildkatze«, ächzte er danach. Er rieb sich heftig die Schulter, während er zusah, wie Jessica vom Bock stieg. »Beißen, kratzen und treten, eine prächtige Mischung. Was ist nur aus dir geworden, Jessie? Als du noch Zöpfe hattest…«
»Als ich noch Zöpfe hatte«, zischte sie ingrimmig hervor, »bist du vor mir weggelaufen, du Bruder Leichtfuß, nachdem ich dir die Augenbraue aufgekratzt und zwei Büschel Haare ausgerupft hatte. Geh da fort, ich will hinunter. Willie Herrman braucht seine Marmeladenkiste. Du solltest daran denken, daß sie einige tausend Meilen über den Ozean und dann noch durch die halben Staaten transportiert worden ist. Sollte ich sie deinetwegen auf den letzten dreißig Schritt zertrümmern, lieber schlage ich dir Ohren und Nase ab, verstanden? Weg da, Amos!«
»Gib sie her, Darling, ich nehme sie dir ab.«
»So siehst du aus«, erwiderte sie. »Du hast zur Arbeit zwei linke Hände und bist nur in einer Sache geschickt, nämlich im Kartentricksen. Fort mit dir, Amos.«
Amos grinste schon wieder. Er hatte ein unglaublich dickes Fell, nahm nichts ernst und das Leben auf die leichte Schulter. Sein Lächeln war genauso unwiderstehlich wie seine Frechheit.
Man konnte ihm einfach nicht auf Dauer böse sein.
»Ich bin sicher, ich tauge auch noch ganz gut zu einer anderen Sache«, sagte Amos Shelton zweideutig. »Meinst du nicht, daß ich besser als nur gut im Bett…«
»Amos!« stieß Jessica entrüstet hervor. »Wenn dich jemand hört! Du bist doch der frechste Kerl zwischen dem Missouri und den Rocky Mountains. Also los, nun geh schon. Bitte, Amos.«
»Beine hast du, Beine«, sagte Amos seufzend, während sie die Kiste auf den Sitz stellte, sich umwandte und dann das rechte Bein zuerst über die Kastenkante brachte, um mit der Stiefelspitze nach einer Radspeiche zu tasten. »Gerechter Gott, da wird einem kalt und heiß zugleich. Wenn ich erst an all das schöne Übrige denke, das einem entgegenleuchtet, wenn man es nach und nach auspackt…«
»Amos, ich sollte dir die Bullpeitsche um die Ohren hauen«, sagte Jessica empört. »Da denkt dieser hergelaufene Herumtreiber und Kartentrickser an solche Sachen, aber an sein Versprechen denkt er nicht, wie? Ich bin seit einer halben Stunde in Dodge City, und wo bist du denn gewesen, mein Freund? Wer wollte mir abladen helfen und auf mich warten?«
Jessica nahm das andere Bein hoch und fand einen festen Stand auf Radnabe und Speiche. Als sie die Kiste heranzog und aufnahm, um sie über die Kastenwand zu heben…
Zuerst spürte sie nur, daß sich ihr Rock bewegte, obgleich kaum Wind umging. Dann fühlte sie den festen Griff von Amos Sheltons schlanker Hand irgendwo zwischen ihren Oberschenkeln und erstarrte. Sie wurde stocksteif. Der freche Kerl griff ihr doch wahrhaftig am hellen Tag und mitten in Dodge City unter den Rock. Allerdings stand sie auch so günstig, daß sie ihn geradezu in Versuchung gebracht haben mußte.
»Amos!« konnte sie nur noch hauchen.
»Der Teufel, warum sind wir hier mitten in einer Stadt?« sagte keuchend Amos Shelton, indem er über die Verlängerungsrundung ihres linken Oberschenkels strich und das, was er in die Hand bekam, leicht drückte. »Du kannst einem wirklich das Blut zum Kochen bringen! Da vergißt man alles andere und…«
Anscheinend kam ihm zum Bewußtsein, daß jeden Moment Willie Herrman auf der Rampe des Vorratsschuppens erscheinen konnte. Er klopfte Jessica leicht auf die Rundung, zog die Hand endlich unter dem Rock hervor – nicht, ohne ihr langes Bein von oben nach unten zu streicheln – und umfaßte ihre Hüfte. Danach hob er sie und die Kiste herab, wich aber augenblicklich zurück, als sie am Boden war.
»Wenn ich doch nur nicht diese verdammte Kiste in den Händen hielte«, fauchte Jessica wütend. »Du bist des Teufels, Amos. Was sollten die Leute von uns denken, von mir, he? Warum bist du nicht sofort hergekommen und hast mir geholfen?«
Sie nahm die Kiste und ging zur Rampe.
Amos Shelton sah ihr kopfschüttelnd nach. Das Geschäft kam bei Jessica Porter immer zuerst. Ihre Zielstrebigkeit war ihm manchmal direkt unheimlich. Ihr Vater hatte einmal gesagt, sechs Maulesel mit dicken Köpfen wären bei ihrer Geburt die Paten gewesen. Sie hätte einen genauso dicken Schädel.
»Ich wette, sie wird mir die Hemden nicht geben«, murrte Shelton, grinste aber im nächsten Augenblick schon wieder. »Ach was, ich werde sie schon herumkriegen.«
Sein Optimismus hatte ihn noch nie getrogen.
*
Jessica Porters Augenbrauen waren jetzt zwei hochgeschwungene Bögen, und der Blick, den sie Amos Shelton zuwarf, hätte jeden anderen Mann schweigen lassen, nicht Amos.
»Dein letztes Wort?« fragte er spöttisch, als sie die Hemden in die Kiste zurücklegte. »Jessie, hör mich doch wenigstens zu Ende an. Ich habe nicht vor, die Hemden teuer weiterzuverkaufen.«
»Was ist nun wieder los?« fragte sie ihn mit ernüchternder Kühle. »Das wievielte gewinnlose Geschäft soll das nun wieder werden, Amos? Ohne Geld keine Hemden – basta!«
»Herr im Himmel, stur wie zehn Maultiere!« entfuhr es Amos. »Ich habe es diesen Tramps versprochen. Die armen Kerle tun mir leid. Sie verloren im vergangenen Jahr ihre Rinderherde auf dem Weg von Texas hier herauf. Dann haben sie den Winter über in einer Lehmhütte in der Prärie verbracht und Büffel gejagt. Sie haben im Gestank der trocknenden Felle in der Hütte ausgehalten. Stell dir das einmal vor. Dann hat sie jemand hereingelegt und sie um die Felle gebracht. Die armen Teufel haben nur noch ein paar Dollar. Niemand will die Männer, weil sie so stinken, in einen Saloon lassen. Sie tun mir leid, ehrlich, Jessie.«
Amos Shelton griff in die Tasche, zog seine Erbuhr hervor und legte sie auf den Sitz des Wagens. Dann holte er sein schweres Hawkengewehr, eine doppelläufige Kugelwaffe, aus dem Kasten und stellte sie an den Sitz.
»So«, stieß er hervor, »das ist alles, was mir geblieben ist. Ich reite deinen Sattel, dein Pferd. Schon gut, du hast es mir geschenkt. Aber dies gehört noch mir. Es ist mein letzter Besitz. Bekomme ich nun die Hemden?«
»Also gut, nimm sie und verschwinde. Sei in einer halben Stunde wieder hier. Ich will heute noch bis Pierceville fahren. Du bist doch der verrückteste Kerl unter der Sonne, Amos. Einmal verspielst und riskierst du alles, und dann hast du Mitleid mit ein paar Tramps. Du bist mir ein Rätsel, Amos Shelton.«
»Und du bist das feinste Mädchen auf der Welt«, antwortete Amos lachend. Er sprang hoch, nahm die Hemden und stieg in den Sattel. Als er sich umblickte, sah sie sein Lächeln. Plötzlich ahnte sie, daß er ihr etwas vorgespielt hatte. »Du, Jessie, kann sein, daß ich nicht in einer halben Stunde hier bin. Kann sogar sein, du mußt allein nach Pierceville fahren.«
»Amos, was zum Teufel soll das heißen?«
»Nun«, sagte Amos grinsend, und er hatte wieder jenes listige Funkeln in den Augen, dieses Schlitzohrlächeln, wie Jonathan Porter, Jessicas Vater, einmal gesagt hatte, »ich werde diese schönen bunten Hemden für vierundzwanzig Dollar verkaufen. Dann werde ich aus den vierundzwanzig Dollar in ein paar Stunden achthundert machen, so wahr ich Amos Shelton heiße. Ich werde dir morgen all das zurückgeben, was ich dir schulde.«
Jetzt erkannte sie, daß er, dieser Berufsspieler, der ein Vermögen durchgebracht hatte und immer noch glaubte, er würde eines Tages am Spieltisch reich, sie wieder einmal geblufft hatte.
Schreck und Zorn stiegen jäh in Jessica auf.
»Du mußt verrückt sein«, entfuhr es ihr. »Das letzte Mal habe ich dich in Fort Zarah aus dem Jail holen müssen, du Narr. Du hast mir hoch und heilig geschworen, nie wieder zu spielen. Immer wieder die gleichen falschen Schwüre, Amos.