Viola findet zu sich selbst: Dr. Norden Bestseller 267 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Dr. Norden kannte die GaertnerZwillinge Iris und Viola seit ihrem zehnten Lebensjahr. Er war einer der wenigen gewesen, der sie von Anfang an hatte unterscheiden können, weil er nicht nur auf die äußerliche, frappierende Ähnlichkeit blickte, denn im Charakter waren sie schon von Kindheit an sehr verschieden. Iris, temperamentvoll, egoistisch und rechthaberisch, die zehn Minuten jüngere Viola dagegen sanft und nachgiebig. Sonst hätten sie wohl auch nicht miteinander auskommen können.
Julius Gaertner, ein hoher Staatsbeamter, hatte es nie ganz verwunden, daß er nicht wenigstens einen Sohn bekommen hatte, aber da Iris die herrischen Züge hatte, die auch ihm eigen waren, bevorzugte er sie, soweit man dieses Wort gebrauchen konnte, denn er war ein Despot und überaus pedantisch. Seine sanfte Frau Gisela konnte erst ein Eigenleben beginnen, als er, gerade erst vierzig Jahre alt, von einem Untergebenen erschossen wurde, der sich durch ihn benachteiligt fühlte. Die Witwe und die beiden Töchter wurden mit Mitgefühl überschüttet, und Not brauchten sie auch nicht zu leiden, da Vermögen und eine hohe Lebensversicherung vorhanden waren, und die Rente war auch recht ordentlich.
Freilich war Gisela Gaertner zuerst total verschreckt gewesen, und sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sich das Leben nun gestalten sollte, da der »Kommandeur« fehlte. Aber schon bald kam das große Aufatmen, und sie konnte verdrängte und verschüttete Talente neu entdecken und auswerten. Der naiven Malerei hatte von jeher ihr Interesse gegolten, aber sie war von ihrem Mann verspottet worden, wenn sie ihre Bildchen malte. Nun konnte sie malen, und außerdem stickte sie auch
Mehr von Patricia Vandenberg lesen
Dr. Norden Aktuell
Ähnlich wie Viola findet zu sich selbst
Titel in dieser Serie (100)
Dr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 24 – Arztroman: Ein schlimmer Tag für Manuela Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 12 – Arztroman: Mit der Vergangenheit leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 18 – Arztroman: Ein gewagtes Spiel Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 6 – Arztroman: Saskia und der Fremde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 1 – Arztroman: Dr. Daniel Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 2 – Arztroman: Hat das Leben seinen Sinn verloren? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 10 – Arztroman: Man nahm ihr das Kind Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 16 – Arztroman: Wie es das Schicksal will Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 8 – Arztroman: Erkenne die Wahrheit, Christina Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 9 – Arztroman: Begegnung im Unfallkrankenhaus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 7 – Arztroman: Wer ist Vanessa Hunter? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 4 – Arztroman: Fast wäre es zu spät gewesen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 14 – Arztroman: Späte Sühne Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 15 – Arztroman: Über allem steht die Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 17 – Arztroman: Wenn Dr. Norden Urlaub macht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 20 – Arztroman: Angst um Almut Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 3 – Arztroman: Eine gefährliche Verwechslung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 5 – Arztroman: Der schwierige Patient Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 25 – Arztroman: Ein Stunde wird zur Ewigkeit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 13 – Arztroman: Hilferuf an Dr. Norden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 23 – Arztroman: Schwester Claudia – eine tapfere Frau Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 33 – Arztroman: Der Fremde und seine große Schuld Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 21 – Arztroman: Seine rätselhafte Kollegin Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 38 – Arztroman: War es nur Mitleid? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 28 – Arztroman: Dieser Fall macht uns Sorgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Ohne Scham Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSabrinas Hochzeitsreise: Dr. Norden Bestseller 322 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMacht es doch wie wir: Mami Bestseller 3 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVergiss, was damals war: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 40 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFloh und Biene: Party und Nebenwirkung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWovor hast du Angst?: Dr. Norden Extra 29 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 155 – Arztroman: Auf des Messers Schneide Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Sonnenwinkel 50 – Familienroman: Florian - ein Lausbub mit Herz Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 140 – Arztroman: Vergiss, was damals war Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFalsches Spiel - wahre Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKorfu - Paradies der Liebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaskenspiel der Liebe: Digital Edition Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchutz und Sicherheit gefunden: Sophienlust Extra 74 – Familienroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSteinstraßendetektive: Das Geheimnis in der Werkstatt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie verlorene Freundin: Der neue Dr. Laurin 110 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieb mich noch einmal wie damals Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSabrinas Hochzeitsreise: Dr. Norden Gold 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMillionär gesucht!: Der neue Dr. Laurin 121 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Hexe verstummt in Westerham Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin sündhaft süßer Liebesdeal Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Damals im anderen Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDreifaches Glück: Der kleine Fürst 347 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin Frauenheld - Irrtum ausgeschlossen?: Der neue Dr. Laurin 34 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch spür mich nicht: Elinas Leben mit Borderline Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDreifaches Glück: Der kleine Fürst 408 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 191 – Arztroman: Ich weiß, wofür ich lebe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIst es Liebe, Dr. Taylor? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUnter schwerem Verdacht: Der kleine Fürst 202 – Adelsroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geheimnis des attraktiven Italieners Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie stürmische Leidenschaft des griechischen Tycoons Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Denke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Die Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLost Angel’s erotisches Bettnässerbuch: Von geheimen und doch sehr verbreiteten und erregenden Vergnügungen unter der Bettdecke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Brüder Karamasow: Alle 4 Bände - Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJames Bond 01 - Casino Royale Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5James Bond 03 - Moonraker Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Kaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenItalienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Hexenhammer: Ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) im Jahre 1486 veröffentlichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Vermerke eines Verirrten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Fremde von Albert Camus (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKulturgeschichte des Altertums: Ägypten + Alter Orient + Antikes Griechenland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFarm der Tiere von George Orwell (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlois Irlmaier 1894-1959: Der Seher von Freilassing Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNostradamus Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Zauberberg Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Viola findet zu sich selbst
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Viola findet zu sich selbst - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 267–
Viola findet zu sich selbst
Patricia Vandenberg
Dr. Norden kannte die GaertnerZwillinge Iris und Viola seit ihrem zehnten Lebensjahr. Er war einer der wenigen gewesen, der sie von Anfang an hatte unterscheiden können, weil er nicht nur auf die äußerliche, frappierende Ähnlichkeit blickte, denn im Charakter waren sie schon von Kindheit an sehr verschieden. Iris, temperamentvoll, egoistisch und rechthaberisch, die zehn Minuten jüngere Viola dagegen sanft und nachgiebig. Sonst hätten sie wohl auch nicht miteinander auskommen können.
Julius Gaertner, ein hoher Staatsbeamter, hatte es nie ganz verwunden, daß er nicht wenigstens einen Sohn bekommen hatte, aber da Iris die herrischen Züge hatte, die auch ihm eigen waren, bevorzugte er sie, soweit man dieses Wort gebrauchen konnte, denn er war ein Despot und überaus pedantisch. Seine sanfte Frau Gisela konnte erst ein Eigenleben beginnen, als er, gerade erst vierzig Jahre alt, von einem Untergebenen erschossen wurde, der sich durch ihn benachteiligt fühlte. Die Witwe und die beiden Töchter wurden mit Mitgefühl überschüttet, und Not brauchten sie auch nicht zu leiden, da Vermögen und eine hohe Lebensversicherung vorhanden waren, und die Rente war auch recht ordentlich.
Freilich war Gisela Gaertner zuerst total verschreckt gewesen, und sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, wie sich das Leben nun gestalten sollte, da der »Kommandeur« fehlte. Aber schon bald kam das große Aufatmen, und sie konnte verdrängte und verschüttete Talente neu entdecken und auswerten. Der naiven Malerei hatte von jeher ihr Interesse gegolten, aber sie war von ihrem Mann verspottet worden, wenn sie ihre Bildchen malte. Nun konnte sie malen, und außerdem stickte sie auch solche Motive. Da wurde sie sogar von Iris bewundert, die sonst ihrem Vater im Charakter immer ähnlicher wurde, abgesehen von der Pedanterie, denn sie machte alles mit leichter Hand.
Die Kinder waren dreizehn gewesen, als sie Halbwaisen wurden, und sie waren fünfzehn, als Gisela Gaertner ihre ersten großen Erfolge verzeichnen konnte. Soviel konnte sie gar nicht mehr schaffen, wie sie verkaufen konnte, und nicht im Traum hätte sie gewagt daran zu denken, welche Preise nun bereits gezahlt wurden.
Auch Viola versuchte sich in dieser Kunst, aber sie wurde von Iris ausgelacht, weil ihre Werke mit denen der Mutter nicht zu vergleichen waren.
Sonst aber waren die Zwillinge bis zum achtzehnten Lebensjahr unzertrennlich. Solange drückten sie die Schulbank, gehörten dann aber zu den jüngsten Abiturienten, die mit einem guten Zeugnis die Schule verlassen konnten.
Gisela war eine großzügige und tolerante Mutter. Sie redete beiden nicht in die Zukunftspläne hinein. Viola wollte ihr zeichnerisches Talent als Graphikerin nutzen und in die Werbung gehen. Sie machte keine großen Worte. Sie hatte ihre Grundsätze. Die hatte Iris allerdings auch, und sie wollte um jeden Preis Karriere machen. Entweder mit ihrer Schönheit oder durch eine reiche Heirat. Ähnlich waren sich die Zwillingsschwestern noch immer, aber Iris verstand es, die äußeren Vorzüge besser ins Licht zu setzen als Viola, und Viola war nicht darauf erpicht, einen reichen Mann zu finden. Romantisch wie sie veranlagt war, wartete sie insgeheim auf die große Liebe.
Es sollte eine heimliche und schmerzliche Liebe werden, denn Marian Terhoeven brachte alles mit, was Iris an einem Mann interessierte.
Was die Terhoevens alles besaßen, konnte niemand überblicken, selbst die engsten Freunde und Mitarbeiter nicht. Geld kommt zu Geld, sagte man, und so war es bei ihnen seit Generationen gewesen.
Frederic Terhoeven, Marians Vater, hatte Annmarie Göran, die Tochter eines reichen Reeders, geheiratet, die ihm zwei Kinder schenkte. Marian und fünf Jahre später Bibianne, die sich mit Viola auf der Kunstakademie anfreundete.
Und damit begann ein tragisches Geschehen, so heiter es auch anfangs schien.
*
Viola Gaertner und Bibianne Terhoeven hatten am gleichen Tag ihr Studium an der Kunstakademie begonnen. Sie waren die beiden Reserviertesten, die erst ihre Umgebung genau zu analysieren versuchten. Sie tauschten manchmal Blicke, dann auch ab und zu ein Lächeln. Viola hatte nicht die leiseste Ahnung, daß Bibianne aus einer der reichsten Familien des Landes stammte, denn sie war schlicht und sportlich gekleidet und fiel in keiner Weise aus dem Rahmen.
Schon am fünften Tag sollten sie sich durch ein besonderes Ereignis näher kennenlernen. Ein eigenartiger Geruch durchzog die Akademie. Kurz nacheinander waren die beiden jungen Mädchen gekommen. Bibianne blieb stehen. »Hier stinkt’s«, sagte sie, während Viola zu niesen begann.
»Bist du auch allergisch?« fragte Bibianne.
»Und wie!« erwiderte Viola. »Bei mir kribbelt’s schon.«
»Und ich kriege bestimmt wieder entzündete Augen«, sagte Bibianne. »Ich kann nicht hierbleiben.«
»Ich auch nicht«, sagte Viola, aber auch andere flüchteten schon, und jemand sagte, daß da wohl ein Beizmittel verschüttet worden sei.
Viola und Bibianne liefen zuerst in den nahen Park, aber da wurde es schon sichtbar, daß Bibiannes Augenlider schon anschwollen, und Viola bekam einen Reizhusten.
»Weißt du was, am besten fahren wir gleich zu Dr. Norden«, sagte Viola. »Der kennt mich und weiß mit Allergien bestens Bescheid.«
»Ich kann aber nicht fahren«, sagte Bibianne. »Ich kann nichts sehen, wenn meine Augen tränen. Hast du einen Führerschein?«
»Ja, aber kein Auto, das hat heute meine Schwester«, erwiderte Viola.
»Mein Wagen steht da vorn«, sagte Bibianne. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie meine Augen brennen!«
Und bei Viola juckte der Hals und nun auch die Hände.
Aber plötzlich waren sie sich nicht mehr fremd. Geteiltes Leid ist halbes Leid, galt nun auch für sie, und sie beschlossen, es mit Humor zu tragen.
»Ich fand dich sowieso gleich am nettesten«, sagte Bibianne, als sie bei dem Wagen angekommen waren.
»Ich dich auch«, erwiderte Viola. »Einen tollen Wagen hast du.«
»Ist doch auch bloß ein Fortbewegungsmittel«, meinte Bibianne. »Mein Dad ist an der Firma beteiligt.« Es klang völlig gleichgültig. »Da kriegt man alles billiger«, fügte sie dann auch noch hinzu.
»Ist dieser Dr. Norden ein guter Arzt?« fragte Bibianne, als sie schon eine Zeit unterwegs waren. Viola fuhr sehr vorsichtig, obgleich sie mit dem Wagen sehr gut zurechtkam. Aber sie wußte auch, was solche Autos kosteten. Weltfremd war sie ja nicht, und Iris war gerade auf diese Marke sehr erpicht.
»Der beste Arzt«, erwiderte Viola.
»Ich war auch mal bei einem, speziell Allergologe, aber ich kann dir sagen, da habe ich erst etwas mitgemacht. Und geholfen hat es gar nichts.«
»Er wird sich eben nicht genau mit dir befaßt haben«, sagte Viola. »Und vielleicht war er dir auch nicht sympathisch, das spielt auch eine Rolle.«
»Er war mir ganz und gar nicht sympathisch«, sagte Bibianne. »Er war gleich zu persönlich, aber da er Marian kannte, dachte er wohl, er hätte Chancen bei mir.«
»Wieso das? Wer ist Marian?« fragte Viola.
»Mein großer Bruder.« Es klang ein bißchen spöttisch. »Er hat zeitweise komische Freunde. Eigentlich ist er ganz in Ordnung, Viola, aber Menschenkenntnis besitzt er überhaupt nicht.«
An diese Worte sollte Viola sich später noch oft erinnern, aber da sie Marian Terhoeven noch nicht kannte, machte sie sich darüber auch noch keine Gedanken.
Sie kamen ohne Zwischenfall zu Dr. Nordens Praxis, obgleich ein irrsinniger Verkehr war und strichweise sogar dichter Nebel herrschte.
»Wohnt ihr in dieser Gegend?« fragte Bibianne.
»Ja, in der Kolonie«, erwiderte Viola. »Wenn du Zeit hast, kannst du ja nachher mit zu uns nach Hause kommen.«
»Wir haben ja frei«, sagte Bibianne, und sie lachte dazu, obgleich ihr Gesichtchen recht verschwollen aussah.
Dorthe Harling, Dr. Nordens Praxishelferin, blickte recht erschrocken auf die beiden jungen Damen. Viola kannte sie ja inzwischen auch schon, aber sie sah nicht so schlimm aus wie Bibianne.
»Guter Gott, wo sind Sie denn hineingeraten?« fragte sie.
Viola schilderte es kurz, und Dorthe führte sie gleich ins Labor. »Dr. Norden wird gleich kommen«, sagte sie.
Und er kam. Bibianne hätte gern die Augen ganz weit aufgerissen, wenn es ihr gelungen wäre, denn von Dr. Daniel Norden war auch sie beeindruckt. Aber er befragte nun erst Viola, und sie gab ihm möglichst genaue Auskunft.
»Da rufe ich lieber erst einmal an«, sagte er. »Je genauer ich Bescheid weiß, worum es sich gehandelt hat, desto besser kann ich helfen.«
Er machte einen recht verärgerten Eindruck, als er das Gespräch beendet hatte.
»Komisch, daß man immer erst mit der Gesundheitspolizei drohen muß, bis man genaue Auskunft bekommt«, sagte er. »Aber eingestehen will niemand einen schlimmen Fehler. Da wurde jedenfalls mit einem verbotenen Mittel gearbeitet, und es ist ein Schwelbrand entstanden. Ein paar