Dr. Norden Bestseller 140 – Arztroman: Vergiss, was damals war
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Über dieses E-Book
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»Auf geht's«, sagte Dr. Daniel Norden zu seinen Kindern, die flink auf den Rücksitz des Wagens kletterten. »Omi und Opi freuen sich bestimmt schon mächtig«, sagte die kleine Anneka. »Sie freuen sich aber gar nicht, wenn ihr euch nicht anschnallt«, mahnte Fee. »Brauchen es doch eigentlich nicht zu wissen«, meinte Felix, der der größte Gurtmuffel war. »Mami ist doch keine Petze.« »Und ich bin doch eine, wenn es um die Sicherheit geht«, sagte Fee streng. »Hilfst mir, Mami?«, zwitscherte Anneka. »Ich helfe dir schon«, erklärte Danny fürsorglich. »Bin halt noch klein und dumm«, sagte Anneka mit ihrem liebsten Lächeln, »aber Danny ist groß und schlau.« Solches Lob gefiel Danny über alle Maßen. Er wollte der kleinen Schwester sogar den Fensterplatz einräumen, aber darauf verzichtete sie.
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Dr. Norden Bestseller
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Buchvorschau
Dr. Norden Bestseller 140 – Arztroman - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 140 –
Vergiss, was damals war
Patricia Vandenberg
»Auf geht’s«, sagte Dr. Daniel Norden zu seinen Kindern, die flink auf den Rücksitz des Wagens kletterten.
»Omi und Opi freuen sich bestimmt schon mächtig«, sagte die kleine Anneka.
»Sie freuen sich aber gar nicht, wenn ihr euch nicht anschnallt«, mahnte Fee.
»Brauchen es doch eigentlich nicht zu wissen«, meinte Felix, der der größte Gurtmuffel war. »Mami ist doch keine Petze.«
»Und ich bin doch eine, wenn es um die Sicherheit geht«, sagte Fee streng.
»Hilfst mir, Mami?«, zwitscherte Anneka.
»Ich helfe dir schon«, erklärte Danny fürsorglich.
»Bin halt noch klein und dumm«, sagte Anneka mit ihrem liebsten Lächeln, »aber Danny ist groß und schlau.«
Solches Lob gefiel Danny über alle Maßen. Er wollte der kleinen Schwester sogar den Fensterplatz einräumen, aber darauf verzichtete sie. »Da läuft alles so schnell«, erklärte sie tiefsinnig.
Die Kinder sorgten dafür, dass die Fahrt zur Insel der Hoffnung sehr kurzweilig wurde, und dort wurden sie von den Großeltern, Dr. Johannes Cornelius und seiner Frau Anne, schon sehnsüchtig erwartet und freudig empfangen.
Zwei Monate hatten sie sich nicht gesehen, nur miteinander telefoniert, und besonders die Kinder veränderten sich so rasch.
Man genoss es, wieder einmal für ein Wochenende beisammen zu sein. Daniel konnte ein paar Ruhetage brauchen, denn eine Sommergrippe, die sehr stark aufgetreten war, hatte diesmal auch ihn nicht ganz verschont.
Er, der sonst immer für seine Patienten da war, ließ sich auch mal gern verarzten, denn Dr. Cornelius hatte seine eigenen Mittel.
Mario, der Adoptivsohn des Ehepaares, hatte sich schon ganz besonders unterhaltsame Spiele ausgedacht, mit denen er die Kleinen, an denen er mit inniger Liebe hing, beschäftigen konnte, und so hatte Fee Zeit und Muße, sich wieder einmal auf der Insel umzuschauen.
Dr. Jürgen Schoeller und seine Frau Isabel, mit denen die Nordens schon seit vielen Jahren befreundet waren, machten tatsächlich mal Urlaub im Ausland. Sie waren von einem Patienten eingeladen worden, der eine große Hazienda in Brasilien besaß, und dieser Einladung hatten sie doch nicht widerstehen können.
Dr. Schoeller wurde von der jungen Ärztin Dr. Viola Langer vertreten. Fee wusste das freilich, aber sie wollte die Kollegin gern näher kennenlernen, da ihr Vater sie ausdrücklich darum gebeten hatte.
»Sie ist so verschlossen, Fee«, hatte Dr. Cornelius gesagt. »Vielleicht kommst du an sie heran. Sie ist zwar ungeheuer gewissenhaft und auch tüchtig, doch manchmal meine ich, sie bräuchte selbst Hilfe.«
Doch es war wieder mal der Zufall, der ein Kennenlernen möglich machte. Der Name Langer war Fee Norden kein Begriff, der Vorname Viola war noch nicht erwähnt worden, doch als Fee die junge Ärztin aus dem Therapiezentrum kommen sah, schien sich die Zeit um zehn Jahre zurückzudrehen, und jenes Jahr, in dem Fee Cornelius in Heidelberg studiert hatte, wurde lebendig.
Sie war bereits im sechsten Semester gewesen, als die junge Studentin Viola Borg ihr erstes begonnen hatte. Jung, schön, selbstbewusst, war sie bald die Umschwärmteste, denn sie war nicht so zurückhaltend und still wie Fee Cornelius, sondern lebenslustig und dazu so vermögend, dass sie sich alles leisten konnte. Sie wohnte nicht in einer bescheidenen Studentenbude, wie Fee zu jener Zeit, sondern in einem komfortablen Zweizimmerappartement. Sie fuhr einen schicken Sportwagen und war sehr großzügig mit ihren Einladungen.
Fee erkannte sie sofort, obgleich sie sich ziemlich verändert hatte und ihr schönes braunes Haar streng zu einem Knoten zusammengeschlungen war.
Fee musste das erst verkraften, aber dann kam Viola plötzlich auf sie zu. Nicht bewusst, wie Fee gleich feststellen konnte, sondern tief in Gedanken versunken.
Sie zuckte zusammen, als Fee leise sagte: »Viola Borg, oder täusche ich mich?«
Sie wusste, dass sie sich nicht täuschte, als sie in die großen dunklen Augen blickte. Sie hatte es schon vorher gewusst, aber Violas Gesicht wurde noch blasser.
»Ich dachte nicht, dass wir uns hier treffen«, sagte sie leise.
»Wenn es Ihnen nicht recht ist, vergessen wir’s«, erwiderte Fee spontan.
»Nein, so war es nicht gemeint«, sagte Viola, und feine Röte stieg in ihre Wangen. »Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich sei inkognito hier, Fee. Ich habe inzwischen geheiratet.«
»Ich erwarte doch keine Erklärung von Ihnen, Viola«, sagte Fee. »Ich freue mich über dieses Wiedersehen. Wie schnell doch die Jahre vergehen. Ich bin seit sieben Jahren verheiratet. Wir leben in München.«
»Ich weiß«, nickte Viola. »Ich wusste auch, dass Dr. Cornelius Ihr Vater ist. Diese Insel ist die Verwirklichung eines Traumes.«
»Den mein verstorbener Schwiegervater träumte, ohne die Verwirklichung erleben zu dürfen«, sagte Fee leise.
»Ja, ich weiß alles«, flüsterte Viola. »Ich bin dankbar, dass ich hier sein darf. Hätte ich nicht die Vertretung für Dr. Schoeller bekommen, wäre ich als Patientin gekommen.«
Sie wandte sich hastig ab und winkte einem jüngeren Mann zu, der auf Krücken gestützt aus dem Kurmittelgebäude kam
»Ich muss mich um den Patienten kümmern«, sagte sie überstürzt, »aber wenn Sie gegen Abend Zeit hätten, würde ich gern mit Ihnen sprechen, Frau Norden.«
»Sehr gern, aber Sie können ruhig weiterhin Fee sagen.«
In Gedanken versunken ging Fee den Weg zurück. Sie traf Anne allein an. Sie hatte gerade ein Telefongespräch beendet. Die Kinder spielten draußen, man hörte ihr Lachen.
»Daniel schläft«, sagte Anne.
»Er hat es verflixt nötig«, meinte Fee. »Schnell eine Frage, Anne, wie ist Viola Borg zu euch gekommen?«
»Du kennst sie unter ihrem Mädchennamen?«, staunte Anne. »Sie ist seit zwei Jahren verheiratet.«
»Erzählst du mir mehr?«, fragte Fee.
»Du findest ihre Papiere in der Kartei, Fee. Ich habe den Kindern eine Runde Minigolf versprochen.«
Es war verständlich, dass sie sich lieber mit den Kindern beschäftigen wollte, da sie ja so selten da waren, anstatt sich mit der Ärztin zu befassen, die auch Anne so manches Rätsel aufgab. Aber bei Fee war es nicht Neugierde, dass sie sich informieren wollte. Ihr war es schleierhaft, wie sich eine junge, attraktive, überaus charmante und lebensfrohe Frau so verändern konnte.
Sie fand die Papiere rasch. Aus der Bewerbung ging nicht viel hervor, nur dass sie bisher in der Praxis ihres Mannes in einer norddeutschen Großstadt praktiziert hatte, aber dringend einen Klimawechsel brauche.
Anne hatte dazu einige Notizen gemacht, wohl auf Grund des persönlichen Gespräches mit Viola.
Ehemann Dr. Dirk Langer, Internist. Krise? Anscheinend auch Differenzen mit der Schwiegermutter. Braucht wohl auch Hilfe.
Mit solchen Randbemerkungen gab Anne ihren Kommentar und Hinweise für ihren Ehemann, der meist ihr die Entscheidungen bei Bewerbungen überließ.
Fee ließ sich auch auf der überdachten Sonnenterrasse nieder, auf der Daniel tief schlummerte. Sein Gesicht war ganz entspannt. Sie freute sich darüber. Dann dachte sie über Viola nach. Damals war diese so umworben gewesen, dass eigentlich niemand geglaubt hatte, dass sie ihr Studium zu Ende führen würde. Und Fee war auch ziemlich erstaunt darüber, dass sie sogar einen Arzt geheiratet hatte.
Nun, es war müßig, sich den Kopf zu zerbrechen, was Viola zu dem Entschluss getrieben hatte, hier eine Stellung anzunehmen. Wenn Viola es erzählen wollte, würde sie es erfahren. Fee dachte jetzt mehr an die Bemerkung, dass sie als Patientin gekommen wäre, wenn sie die Stellung nicht bekommen hätte. Also hatte sie Hilfe gebraucht.
Zur Teezeit kam Anne, erhitzt und mit geröteten Wangen. »Die kleinen Trabanten halten einen ganz schön in Trab«, sagte sie lachend.
»Und wir faulenzen«, sagte Fee.
Daniel ließ sich dadurch nicht stören.
»Er ist dann wenigstens munter, wenn wir beisammensitzen«, meinte Anne nachsichtig. »Die Kinder finden Tee ziemlich langweilig. Sie bekommen Kuchen und Kakao. Wir kommen ja auch mal ohne unsere Männer aus.«
Fee war das sogar willkommen. Es hätte ihm sicher nicht gefallen, dass sie sich schon wieder mit Problemen anderer befasste.
»Bekommt Viola Post?«, fragte sie.
Anne lächelte flüchtig. »Hab ich es mir doch gedacht, dass ich ausgefragt werde. Nein, sie bekommt keine. Ich habe mir natürlich auch schon Gedanken gemacht, Fee. Aber als Ärztin ist sie ohne Bedenken zu akzeptieren.«
»Das wiederum überrascht mich sehr. Ich will offen sein, Anne. Ich lernte sie als junge Studentin in Heidelberg kennen. Da wirkte sie auf mich und wohl auch auf andere mehr als ein intelligentes Luxusgeschöpf, das sich Illusionen über den Arztberuf machte, aber ausgezeichnete Abiturnoten verwerten wollte. Ich will nicht sagen, dass sie flatterhaft war, aber doch wie ein Schmetterling angesehen wurde, immer bezaubernd, immer Mittelpunkt. Der Vater ist oder war Großindustrieller, der ihr anscheinend jeden Wunsch erfüllte. Man blickte neidvoll auf sie.«
»Du doch nicht, Fee.«
»Ich hatte ja nur den einen Wunsch, Ärztin zu werden«, erwiderte Fee, »und ich ahnte nicht, dass ich dann eines Tages ›nur‹ Arztfrau und Mutter sein würde.«
»Sag nur, dass du es bereust.«
»Bis jetzt noch nicht, aber manchmal denke ich doch, dass ich wieder praktizieren möchte, wenn die Kinder größer sind.«
»Das dauert noch seine Zeit.«
»Aber ich möchte auf dem Laufenden bleiben. Jetzt interessiert mich der Fall Viola Langer.«
»Mich auch, das gestehe ich ein, aber ich kann dir nichts sagen. Sie schweigt über ihre privaten Dinge. Sie ist sehr beliebt bei den Patienten, aber mit uns spricht sie auch nur über die Probleme anderer, nicht über ihre eigenen.«